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Familienbewusste Schichtarbeit - Beruf & Familie gGmbH

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15. Dienst- und Betriebsvereinbarungen<br />

zu familienbewusster <strong>Schichtarbeit</strong><br />

Betriebs- und Dienstvereinbarungen sind geeignet, Grundsätze<br />

einer besseren Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und <strong>Beruf</strong> im Betrieb zu<br />

verankern und den verbindlichen Handlungsrahmen zu schaffen. Bei<br />

der <strong>Familie</strong>n freundlichkeit in der Arbeitswelt hat sich in den letzten<br />

Jahren einiges bewegt. Aber nach wie vor bestehen in nur 10 Prozent<br />

der Unternehmen Betriebsvereinbarungen und in 20 % der öffentlichen<br />

Einrichtungen Dienstvereinbarungen dazu; d. h. das Regelungspotenzial<br />

ist nach wie vor groß. Gerade in Schichtbetrieben fehlt<br />

dieser Ansatz in Betriebs-/Dienstvereinbarungen oft noch komplett.<br />

Die Abteilung Mitbestimmung der Hans-Böckler-Stiftung sammelt<br />

und analysiert kontinuierlich Betriebs- und Dienstvereinbarungen<br />

zu bestimmten Themenfeldern. Das folgende Kapitel bezieht sich in<br />

erster Linie auf die Ergebnisse der Auswertung zum Thema „Flexible<br />

Schichtsysteme“ von Hiltraud Grzech-Sukalo und Kerstin Hänecker. 11<br />

Hier drei Beispiele für die recht allgemeinen Formulierungen zur<br />

<strong>Familie</strong>nfreundlichkeit bzw. zum Ausgleich der zeitlichen Interessen<br />

von Beschäftigten und Arbeitgeber aus Schichtbetrieben dieser<br />

Auswertung.<br />

„Die Bereitstellung von Arbeitsplätzen mit familienfreundlichen<br />

Arbeitszeitformen, wie z. B. Teilzeitarbeitsplätze ist eine wesentliche<br />

Voraussetzung für die Erreichung der Ziele dieser Vereinbarung. Die<br />

Arbeitszeit soll sowohl den Belangen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

als auch den betrieblichen Interessen entgegenkommen.“<br />

(Gummi- und Kunststoffherstellung)<br />

Dem hohen Stellenwert entsprechend wird das Thema Arbeitszeit<br />

meist in einem eigenen Absatz/Paragraphen behandelt, der mit<br />

einer allgemeinen Absichtserklärung eröffnet wird.<br />

„Es sind fl exible Arbeitszeitmodelle zu entwickeln, so dass den<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Wünschen nach besonderen<br />

Arbeitszeitregelungen im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten<br />

ein entsprechender Arbeitsplatz angeboten werden kann.“ (Papiergewerbe)<br />

11 Für die Thematik familienbewusste <strong>Schichtarbeit</strong>sgestaltung sind vorrangig die<br />

folgenden veröffentlichten Auswertungen relevant „Chancengleich und familienfreundlich“<br />

(Maschke; Zurholt; 2006), „Flexible Schichtsysteme“ (Grzech-Sukalo;<br />

Hänecker; 2010) und „Diskontinuierliche Schichtsysteme“ (Grzech-Sukalo;<br />

Hänecker 2011).<br />

Anschließend werden in den Vereinbarungen oft Teilzeitmöglichkeiten<br />

geregelt, die für die Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und <strong>Beruf</strong><br />

wichtig sind:<br />

„… möchte die Mitarbeiterin bzw. der Mitarbeiter Teilzeit arbeiten,<br />

soll diesem Wunsch entsprochen werden.“(Fahrzeughersteller<br />

Kraftwagen)<br />

„Teilzeit ist grundsätzlich auf allen Stellen/Funktionen des Betriebes<br />

möglich. Teilzeitarbeit wird nur auf freiwilliger Basis geleistet; der<br />

Umfang und die Festlegung der Arbeitszeiten einer Teilzeitkraft<br />

sollen einvernehmlich geregelt werden. Mit der Reduzierung der<br />

Arbeitszeit dürfen keine Arbeitsintensivierung, keine Verschlechterung<br />

der Arbeitsbedingungen sowie des Arbeitsplatzes verbunden<br />

sein.“ (Gastgewerbe)<br />

Eine weitere Auswertung der Abteilung Mitbestimmung der<br />

Hans-Böckler-Stiftung zum Thema „Diskontinuierliche Schichtsysteme“<br />

(Grzech-Sukalo; Hänecker 2011) hat 105 Betriebsvereinbarungen<br />

analysiert. Die Einführung diskontinuierlicher Schichtsysteme<br />

zielt meist auf eine Verlängerung der Maschinenlaufzeiten<br />

und damit auf eine Ausdehnung der Betriebszeiten – oft verbunden<br />

mit einer Verlängerung der individuellen Arbeitszeiten ab. Die<br />

Auswertung zeigt, dass die Variationen bei diskontinuierlichen<br />

Schichtsystemen vielfältig sind. Nicht selten wird angestrebt, bestehende<br />

Arbeitsplätze zu sichern oder neue zu schaffen, wenn es z. B.<br />

gehäuft Mehrarbeit und Überstunden gibt. Häufi g wird allgemein<br />

als Ziel der Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Rücksichtnahme<br />

auf soziale Belange der Beschäftigten des Betriebes genannt. Im<br />

Folgenden zeigen wir einige Beispiele für Regelungsfelder bezüglich<br />

einer besseren Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und <strong>Beruf</strong> in diskontinuierlichen<br />

Schichtsystemen:<br />

Einige Betriebsvereinbarungen regeln Ausgleichstage, die Beschäftigte<br />

entlasten sollen. Diese werden entweder im Voraus im<br />

Schichtplan eingetragen oder können weitgehend von den Beschäftigten<br />

bestimmt werden. Eine solche Regelung gewährt den Betroffenen<br />

mehr Zeitautonomie, während die Festlegung im Voraus eine<br />

große Planungssicherheit bedeutet. Überwiegend wird ein Freizeitausgleich<br />

für Arbeit an ungünstigen Tagen oder zu ungünstigen<br />

Zeiten gegenüber einem fi nanziellen Ausgleich bevorzugt.<br />

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