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Familienbewusste Schichtarbeit - Beruf & Familie gGmbH

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11. Umsetzung im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

<strong><strong>Familie</strong>nbewusste</strong> <strong>Schichtarbeit</strong> kann ebenso gut im Rahmen des<br />

betrieblichen Gesundheitsmanagements oder der betrieblichen<br />

Gesundheitsförderung eingeführt und umgesetzt werden. Eine gute<br />

Unterstützung der Beschäftigten bei der Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong><br />

und <strong>Beruf</strong> reduziert nachweislich das Risiko für stressbedingte<br />

gesundheitliche Beeinträchtigungen. Denn Zeit- und Rollenkonfl ikte<br />

sind eine der Hauptkomponenten für dauerhaften Stress.<br />

Einer Studie der Europäischen Beobachtungsstelle für berufsbedingte<br />

Risiken zufolge gaben im Jahr 2005 20 % der befragten<br />

Beschäftigten aus den 25 Mitgliedsstaaten der Europäischen<br />

Union an, dass sie ihre Gesundheit durch arbeitsbedingten Stress<br />

gefährdet sehen. Nach Angaben der Studie waren 2005 bis zu<br />

60 % der versäumten Arbeitstage auf stressbedingte Krankheiten<br />

zurückzuführen. Die volkswirtschaftlichen Kosten von arbeitsbedingtem<br />

Stress wurden 2002 in den EU-25-Staaten auf 20<br />

Milliarden Euro pro Jahr geschätzt (vgl. European Agency for<br />

Safety and Health at Work 2008). Zum „Welttag für Sicherheit<br />

am Arbeitsplatz“ am 28. April 2011 erklärte Annelie Buntenbach,<br />

DGB-Vorstandsmitglied, „Die psychischen Belastungen in der<br />

Arbeitswelt haben alarmierende Ausmaße angenommen und<br />

dürfen von Arbeitgebern und Politik nicht länger tabuisiert<br />

werden.“<br />

In Deutschland lässt sich schon seit mehreren Jahren eine dramatische<br />

Zunahme von psychischen Störungen beobachten. Der<br />

Anteil an Krankheitstagen durch psychische Störungen hat sich<br />

seit Beginn der 1990er Jahre mehr als verdoppelt. Der Gesundheitsreport<br />

des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen 2010<br />

zeigt, dass mittlerweile jeder 12. Ausfalltag mit einer psychischen<br />

Diagnose verbunden ist (BKK 2010). Der DGB stellt 2011 fest,<br />

dass allein die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen<br />

im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent gestiegen sind. Von<br />

1999 bis 2011 beträgt der Anstieg 80 Prozent. Neben den Leiden<br />

der Betroffenen und deren <strong>Familie</strong>n verursachen psychische<br />

Erkrankungen auch hohe Kosten für die Sozialversicherungen<br />

und Betriebe. So wird allein die Gesetzliche Krankenversicherung<br />

mit direkten Kosten in Höhe von rund 17 Milliarden Euro durch<br />

arbeitsbedingte Erkrankungen belastet. EU-weit werden die Kosten<br />

psychosozialer Risiken auf 265 Milliarden Euro jährlich geschätzt<br />

(DGB 2011).<br />

Die Unvereinbarkeit von <strong>Beruf</strong> und <strong>Familie</strong> hat neben den psychischen<br />

aber auch physische Beeinträchtigungen zur Folge: Erhöhte<br />

Serumcholesterolwerte, kardiovaskuläre und gastrointestinale<br />

Erkrankungen, Allergien und Migräne bei Frauen und Männern<br />

werden mit Vereinbarkeitsproblemen in Verbindung gebracht. Das<br />

Risiko, keine gute Work-Life-Balance zu fi nden, erhöht sich bei<br />

Arbeit zu unsozialen Zeiten. Laut Angaben des DGB-Index Gute<br />

Arbeit wird die Vereinbarkeitssituation von denjenigen Beschäftigten<br />

am schlechtesten beurteilt, die einen hohen Anteil von<br />

Schicht-, Nacht- und Wochenendarbeit leisten (vgl. DGB 2007).<br />

Was zeichnet eine familiensensible Gesundheitsförderung aus?<br />

Sie berücksichtigt differenzierte Daten und Ergebnisse nach<br />

Beschäftigtengruppen (Geschlecht, Alter, <strong>Familie</strong>n-/Haushaltkonstellation,<br />

Kinder, Pfl ege usw.), um die vielfältigen Einfl ussfaktoren<br />

von Gesundheit zu erfassen. Bei der Festlegung von<br />

Zielen, Methoden und Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

werden diese verschiedenen Beschäftigtengruppen<br />

berücksichtigt und entsprechend unterschiedlich angesprochen.<br />

Eine familiensensible Gesundheitsförderung stärkt die individuellen<br />

bzw. gruppenspezifi schen Ressourcen der Beschäftigten und fördert<br />

ihre Gesundheitskompetenzen. Sie ist dann besonders erfolgreich,<br />

wenn Themen der Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und <strong>Beruf</strong> ein integraler<br />

Bestandteil von betrieblicher Gesundheitsförderung sind. Um einem<br />

ganzheitlichen Arbeits- und Gesundheitsschutz gerecht zu werden,<br />

gilt es, auf allen Ebenen der Gesundheitsförderung (Analyse,<br />

Planung, Durchführung, Kooperation, Evaluation) Vereinbarkeitsfragen<br />

mitzudenken und als Querschnittsthema zu verankern.<br />

Akteure der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

In der betrieblichen Gesundheitsförderung geht es um die<br />

menschengerechte Gestaltung von Arbeit. Die Beschäftigten als<br />

Zielgruppe sollten als Experten ihrer eigenen Arbeitsbedingungen<br />

im Prozess eine aktive Rolle spielen. Der Arbeitgeber trägt die<br />

Verantwortung für den Arbeits- und Gesundheitsschutz und er hat<br />

Sorge dafür zu tragen, dass eine kontinuierliche Verbesserung des<br />

Arbeits- und Gesundheitsschutzes gewährleistet wird. Darüber<br />

hinaus sind diejenigen Personen beteiligt, die aufgrund ihrer<br />

Funktion und Fachkenntnis intern zuständig sind.<br />

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