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Familienbewusste Schichtarbeit - Beruf & Familie gGmbH

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8. Zeitkonten<br />

In <strong>Schichtarbeit</strong> sind Zeitkonten nichts Ungewöhnliches: Durch<br />

Überstunden, Ausgleichszeiten, durch Gleitzeit usw. können<br />

Zeit guthaben aufgebaut und entweder tage-, wochen- oder stundenweise<br />

wieder abgebaut werden. Ein Grunddilemma der Zeitkonten<br />

wird allerdings auch hier übernommen. Durch die Logik der<br />

Kontoführung wird in aller Regel zunächst Zeit „angehäuft“, um dann<br />

die angefüllten Konten wieder abzubauen. Nur selten bauen Beschäftigte<br />

Minusstunden auf, weil vermeintliche Nachteile befürchtet werden<br />

oder das psychologisch ungute Gefühl entsteht, dem Arbeitgeber etwas<br />

zu schulden. Diese Mentalität fördert aber in der Regel Mehrarbeit und<br />

kommt einer betrieblichen Überstundenkultur zugute. Deshalb bleibt<br />

der Einsatz von Zeitkonten auch unter dem Aspekt der Vereinbarkeit<br />

von <strong>Familie</strong> und <strong>Beruf</strong> ambivalent.<br />

Regelungsfelder bei Arbeitszeitkonten<br />

1. Höchstarbeitszeiten (Tag, Woche, Quartal) festlegen.<br />

Hier werden die Rahmenbedingungen der Arbeitszeit festgelegt.<br />

Gerade in <strong>Schichtarbeit</strong> sind die besonderen Belastungen zu<br />

berücksichtigen und die gesetzlichen Arbeitszeitstandards zu<br />

erfüllen.<br />

2. Kontobewirtschaftung: Grenzen, Aufbau, Abbau, Ausgleichszeiten<br />

von Konten müssen konkret festgelegt und geregelt sein.<br />

Die Kontogrenzen sollten festgelegt werden, da ansonsten ein<br />

ausufernder Berg von Überstunden droht. Auch der Zeitraum für<br />

den Abbau kann geregelt werden und die Möglichkeiten Zeiten<br />

zwischen verschiedenen Konten (Gleitzeitkonto, Langzeitkonto)<br />

hin und her zu schieben eingeschränkt bzw. verhindert werden.<br />

3. Regelungsmodus bei Überschreiten der Höchstgrenzen<br />

bestimmen.<br />

Wenn die Konten überzulaufen drohen, müssen Sanktionsmaßnahmen<br />

greifen, damit ein Missbrauch der Konten verhindert wird.<br />

In der Praxis haben sich sogenannte Ampelregelungen bewährt. Hier<br />

werden grüne, gelbe und rote Zeitzonen definiert und Maßnahmen<br />

beschrieben, die umgesetzt werden, wenn diese Zonen erreicht<br />

werden. Zum Beispiel könnte bei Erreichen der gelben Ampelphase<br />

ein Gespräch mit der/dem Vorgesetzten vorgeschrieben werden.<br />

4. Mindestankündigungsfristen festlegen und regeln.<br />

Um die Planbarkeit der Arbeitszeit zu gewährleisten und die<br />

betriebliche Verfügbarkeit einzuschränken sollten Mindestankündigungsfristen<br />

defi niert werden. Hat der Arbeitgeber ein<br />

Interesse an kurzfristiger Flexibilität kann dies über Boni vergütet<br />

werden (z. B. durch Zeitaufschläge bei kurzfristigen Einsätzen).<br />

5. Zugriffsrechte der Beschäftigten auf ihre Zeitguthaben sichern.<br />

Wenn Beschäftigte in Vorleistung gehen und dem Arbeitgeber<br />

ihre Zeit zur Verfügung stellen, müsste es selbstverständlich<br />

sein, dass die Beschäftigten größtmögliche Autonomie über ihre<br />

Zeitguthaben erhalten.<br />

6. Regelungen zur Personalaufstockung beschließen.<br />

Wenn über längere Zeit mit knappen Personaldecken gearbeitet<br />

wird, sollten Regelungen greifen, um Neueinstellungen vorzunehmen.<br />

Sind die Personalreserven zu knapp kalkuliert, werden<br />

die Vorteile familiensensibler Schichtsysteme zunichte gemacht.<br />

7. Mehrarbeit defi nieren.<br />

Bei kurzfristig angeordneten Schichten, Sonderschichten oder<br />

wenn vereinbarte Kontogrenzen überschritten werden, können<br />

diese wie Mehrarbeit behandelt werden. Mit einer entsprechenden<br />

Regelung fallen diese dann unter die Mitbestimmungspfl<br />

icht, sind nach dem Prinzip der Freiwilligkeit möglich und<br />

müssen – wie bei Überstunden üblich – zusätzlich vergütet<br />

werden.<br />

8. Flexibilitätsbonus als Zeitzuschlag einführen.<br />

Auch andere Formen der Vergütung für arbeitnehmerseitiges<br />

Entgegenkommen sind möglich.<br />

9. Verzinsung von Zeitguthaben vereinbaren.<br />

Werden über einen längeren Zeitraum Zeitkontingente zur<br />

Verfügung gestellt, sollten diese auch zusätzlich honoriert<br />

werden.<br />

10. Konfl iktregelungsmodus festlegen.<br />

In vielen Fällen haben sich Regelungen für Konfl ikte bewährt.<br />

Das kann die Aufteilung von Verfügungsschichten betreffen<br />

(z. B. kann eine bestimmte Anzahl von Schichten vom Arbeitgeber<br />

festgelegt werden und über eine bestimmte Anzahl<br />

autonom verfügt werden) oder es wird ein Ausschuss gebildet,<br />

der in Arbeitszeitkonfl ikten zwischen Beschäftigten und<br />

Vor gesetzten eingesetzt wird (vgl. Klenner; Seifert 1998).<br />

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