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Magazin Theatertreffen der Jugend 2013 - Berliner Festspiele

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erleben das Thema Liebe in einem<br />

Schnelldurchlauf von erster<br />

Verliebtheit bis hin zu abgeklärter<br />

Enttäuschtheit.<br />

Und weil Liebe jeden etwas angeht,<br />

diskutieren die <strong>Jugend</strong>lichen<br />

das Phänomen nicht abstrakt<br />

und anonym, son<strong>der</strong>n am<br />

eigenen Beispiel: Haben Felix<br />

und Hannah nun etwas miteinan<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> nicht? Und kann das<br />

sein, als Vierzehnjährige wirklich<br />

noch nicht geküsst worden<br />

zu sein? Pikant wird das Ganze,<br />

wenn man weiß, dass die heute<br />

vierzehn- bis siebzehnjährigen<br />

Spielerinnen und Spieler bereits<br />

seit fünf Jahren als Gruppe zusammen<br />

sind, sie also mithin,<br />

vorsichtig formuliert, eine hochinteressante<br />

biografische Phase<br />

miteinan<strong>der</strong> verbracht haben<br />

bzw. noch miteinan<strong>der</strong> verbringen.<br />

Das alles wird so kräftig, spielerisch<br />

sicher, selbstironisch und<br />

nachvollziehbar auf die Bühne<br />

gebracht, dass allein damit<br />

obiges Versprechen („Wolln das<br />

verbessern, was dem Text mag<br />

fehlen“) schon eingelöst wäre.<br />

Aber <strong>der</strong> Gruppe gelingt noch<br />

viel mehr: Mit ihrer so demonstrativ<br />

zur Schau gestellten Veröffentlichung<br />

locken sie uns<br />

kunstvoll auf Fährten, denen<br />

wir allzu gerne folgen. Können<br />

wir ihnen aber tatsächlich<br />

glauben o<strong>der</strong> sind wie hier nicht<br />

eher Zeugen eines kunstvollen<br />

Vexier-Spiels mit <strong>der</strong> Als-ob-Situation<br />

des Theaters, Erwartungen<br />

an die Liebe und unsere<br />

Erwartungen an <strong>Jugend</strong>liche<br />

im Umgang mit diesem Thema?<br />

Eines ironisch-reflexiven<br />

Spiels mit Rezeptionsästhetik,<br />

theaterpädagogischen Dogmen<br />

und dem Verhältnis von<br />

Spielleitung und Gruppe? So<br />

gelesen, wird die anfängliche<br />

Entschuldigung zur selbstbewussten<br />

Ansage.<br />

Und nicht zwei Stunden dauert<br />

dieses Spiel, son<strong>der</strong>n dreiunddreißig<br />

Minuten. Nur dreiunddreißig<br />

Minuten – und so viel<br />

gezeigt, so viel erzählt, so viel<br />

verschmitzt gelogen – und so<br />

sehr berührt.

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