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Pressemappe Barbara Klemm. Fotografien 1968–2013 - Berliner ...

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mit Parteilichkeit verwechselt werden sollte. Auf subtile Weise vermittelt <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong>s<br />

Kamerakunst zwischen Nähe und Distanz, Dabeisein und Abstand wahren. Und nun, da das<br />

Wort gefallen ist, ja: Ihre Bildschöpfungen sind in hohem Maße ästhetische Gebilde, keine<br />

Schnappschüsse, keine dem Zufall geschuldete glückliche Treffer, sondern hart erarbeitete,<br />

formstrenge Lösungen ohne Verfallsdatum. <strong>Klemm</strong>s Forum ist die Tageszeitung, aber die<br />

Halbwertszeit ihrer Aufnahmen geht über den Kioskverkauf hinaus. Was sie sucht und findet,<br />

sind gültige Formeln für den Zustand unserer Welt in einem bestimmten Augenblick. Das<br />

verschafft ihren Bildern Tagesaktualität und macht sie zugleich wahr über den Tag hinaus.<br />

<strong>Klemm</strong>s Bilderwelt spiegelt eine Handschrift ebenso wie eine Haltung, die man ruhig eine<br />

moralische nennen darf. Viele ihrer Aufnahmen sind hochpolitisch – persönlich sind sie<br />

immer. Man kann das Kunst nennen oder nicht, wichtig bleibt die formal-ästhetische Qualität<br />

gepaart mit einem dokumentarischen bzw. aufklärerischen Anliegen. Sie selbst, sagt <strong>Barbara</strong><br />

<strong>Klemm</strong>, sei nie an ihre Arbeit herangegangen, als mache sie Kunst. «Wenn es aber einem<br />

gelingt, einen Bildaufbau hinzubekommen, wenn das Bild noch verdichtet wird zu einer<br />

Aussage, dann würde ich schon vielleicht von Kunst reden.» 1<br />

Längst hat <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong> mit ihren Bildern Zugang zur Museumswelt gefunden. Erstmals<br />

1969, also noch vor ihrer Festanstellung als Fotografin bei der FAZ, würdigte das<br />

Amerikanische Handelszentrum in Frankfurt am Main <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong> mit einer ersten<br />

Werkschau. Es folgten Ausstellungen in großen, in wichtigen Institutionen mit internationaler<br />

Strahlkraft, darunter das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (1976), der Frankfurter<br />

Kunstverein (1978), das Museum Folkwang Essen (1982), das Museum für Moderne Kunst<br />

Frankfurt (1990/91) oder das Deutsche Historische Museum in Berlin (1999), um nur die<br />

wichtigsten zu nennen. Ausstellungen wie diese haben das Werk von <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong><br />

geadelt, immer wieder ihren Rang unterstrichen – vor allem die Gültigkeit ihrer Bildfindungen<br />

auf einer Schnittlinie zwischen historisch-politischem Dokument und ästhetischer<br />

Konstruktion. Hinzu kommen Bücher, ein erstes, schlicht Bilder überschriebenes, erschien<br />

1986 im S. Fischer Verlag. Hinzu kommt ein rundes Dutzend Ausstellungskataloge. Ihre<br />

Teilnahme an Anthologien bzw. Gruppenausstellungen nicht zu vergessen, darunter eine<br />

1996 von F. C. Gundlach für die Deichtorhallen Hamburg kuratierte Gruppenschau, die unter<br />

dem Titel Das deutsche Auge <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong> neben Namen wie Martin Munkacsi, Stefan<br />

Moses, Robert Lebeck oder Thomas Höpker präsentierte. <strong>Klemm</strong>s Bilder, mit anderen<br />

Worten, bewähren sich an der Museumswand ebenso wie auf Kunstdruckpapier. Und doch:<br />

Ihr eigentlicher Ort war die Zeitungsseite, war der politische Teil der FAZ, war das Feuilleton<br />

oder der legendäre, Ende 2001 aufgegebene Tiefdruckteil, die sogenannte «Glanzbeilage»<br />

mit dem herrlich unaufgeregten Titel Bilder und Zeiten. Nicht als Handabzug, hat der<br />

Schriftsteller Martin Mosebach einmal betont, sondern im Druck der Beilage hätten <strong>Barbara</strong><br />

<strong>Klemm</strong>s <strong>Fotografien</strong> «ihre höchste Intensität» erreicht. 2 Oder, um Matthias Flügge zu<br />

zitieren: Ihr «Original war letztlich der Druck.» 3<br />

<strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong>s Wirken für die FAZ war eine Symbiose der besonderen Art. Die Zeitung bot<br />

ihr ein tägliches, ein fulminantes Forum mit einer buchstäblich in die Millionen gehenden<br />

Gemeinde. Sie bot ihr ein vielleicht konservatives, aber intellektuell allemal anspruchsvolles<br />

Umfeld mit Berichten, Kommentaren und Essays häufig namhafter Autoren. Und nicht zuletzt<br />

bot sie ihr die Möglichkeit zu reisen, Entdeckungen zu machen. Sie bot Sicherheit,<br />

Verläßlichkeit, öffnete Türen, verschaffte Zutritt, ein Visum, ein Ticket, die notwendige<br />

Akkreditierung. Die Frankfurter Allgemeine verhalf <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong> zum Status einer<br />

ernstzunehmenden Journalistin – auch wenn sie, listig wie sie war, nicht immer ernst<br />

genommen werden wollte. Umgekehrt prägte <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong> das Gesicht einer Zeitung, die<br />

zu den bedeutenden publizistischen Errungenschaften der bundesdeutschen Demokratie<br />

gerechnet werden muß. <strong>Klemm</strong> wurde zur «Institution», wie Durs Grünbein einmal<br />

formulierte. 4 Gleich mehrere Generationen von Lesern der FAZ lebten von einem täglichen<br />

Ritual, nämlich die Bilder von <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong> im Blatt aufzuspüren, wobei das Gros ihre<br />

schwarzweißen Beiträge gewiß auch ohne den (etwas kleiner abgesetzten) Credit – «Foto<br />

<strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong>» – verlässlich zugeordnet hätte.<br />

<strong>Pressemappe</strong>: <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong>. <strong>Fotografien</strong> 1968 – 2013 Seite 15

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