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Pressemappe Barbara Klemm. Fotografien 1968–2013 - Berliner ...

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5. Auszug aus dem ausstellungsbegleitenden Katalog<br />

„<strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong>. <strong>Fotografien</strong> 1968 – 2013“<br />

<strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong>. <strong>Fotografien</strong> 1968 – 2013<br />

16. November 2013 bis 9. März 2014<br />

Schwarzweiß ist Farbe genug. Zum fotografischen Werk von <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong><br />

Hans-Michael Koetzle<br />

Auf der großen, reichen, vielgestaltigen Landkarte der Fotografie ist <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong> ein<br />

Kontinent für sich. Noch am ehesten könnte man ihr stolzes, mehr als vier Jahrzehnte der<br />

neueren Alltags- und politischen Geschichte spiegelndes Werk dem weiten Bereich der<br />

fotografischen Reportage zuordnen, wenn damit gemeint sein soll, daß jemand –<br />

ausgerüstet mit Kamera und Film – loszieht, um eine immer komplexer gewordene Welt<br />

bildhaft zu erkunden. Doch wo das Gros der Reportagefotografen die Sensation, mindestens<br />

das Ereignis, den möglichst spektakulären, gern Dramatik, menschliches Leid und Leiden<br />

atmenden Augenblick suchte und sucht, übt sich <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong> in einer Art Suspense.<br />

Zugegeben: Auch sie stellt großen Momenten mit der Kamera nach, aber hat – so will es<br />

scheinen – eine andere Vorstellung von dem, was nicht zuletzt die handelnden Akteure, die<br />

Mächtigen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft unter historischen Momenten verstanden<br />

wissen wollen. <strong>Klemm</strong>s Bilder, vor allem die vom politischen Parkett, sind anders. Und das<br />

meint weniger die Beharrlichkeit, mit der sie in einer bunten, flimmernden Medienwelt<br />

konsequent auf das klassische, abstrahierende, schwarzweiße Kamerabild setzt. Es meint<br />

die Art, wie sie die Welt sieht, das Chaos im Sucher ordnet oder besser – wartet, bis sich das<br />

Chaos vor dem Objektiv auf sinnstiftende Weise selbst choreografiert. Was <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong><br />

sucht, worauf ihre Neugierde zielt, ihr waches Auge, sind die eher leisen und bescheidenen<br />

Gesten, in denen sich gleichwohl der Zustand einer Zeit, einer Kultur, einer Gesellschaft<br />

offenbart. <strong>Klemm</strong>s Bilder sind klar gebaut und vertrackt zugleich, gut zu lesen, aber wer sie<br />

verstehen will, muß schon genau hinsehen, um das von Roland Barthes beschworene<br />

punctum zu entschlüsseln. Jedes Bild ist eine Saga für sich, eine große Erzählung, in der<br />

Politisches ebenso aufgehoben sein kann wie Privates, Landläufiges ebenso wie<br />

Besonderes, Skurriles ebenso wie Alltägliches. In der Summe formt ihr Werk eine unendliche<br />

Geschichte unserer Zeit.<br />

Von 1970 bis 2004 war <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong> festangestellte Fotografin der meinungsbildenden,<br />

konservativen Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Auf deren Geheiß fuhr sie nach Offenbach<br />

oder Leningrad, zum Papstbesuch nach Bottrop oder nach Berlin, an die deutsch-polnische<br />

Grenze oder zu Peter Handke nach Paris. <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong>s Fotografie über dreieinhalb<br />

Jahrzehnte war Auftragsfotografie, journalistische Fotografie, dokumentierende Fotografie –<br />

keine Kunst. Das Überraschende und mit Blick auf <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong> Besondere: Früh,<br />

eigentlich von Anfang an, hat sie es verstanden, den Auftrag zum Selbstauftrag zu machen,<br />

aus Hausaufgaben ein persönliches Anliegen zu formen. <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong> betrieb – eigentlich<br />

ein Widerspruch – Autorenfotografie im Auftrag. Anders gesagt: Die Bilder, die sie machte,<br />

waren zuallererst ihre Bilder, geleitet von einem sensiblen, teilnehmenden Blick, was nicht<br />

<strong>Pressemappe</strong>: <strong>Barbara</strong> <strong>Klemm</strong>. <strong>Fotografien</strong> 1968 – 2013 Seite 14

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