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LEBEN MIT BEHINDERUNG - Berliner Zeitung

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8 I <strong>LEBEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>BEHINDERUNG</strong> DIENSTAG, 18. JUNI 2013 I VERLAGSBEILAGE<br />

Marianne und Karl-Heinz haben die Liebe gefunden und planen ein Leben zu zweit.<br />

Vermittlung zum großen Glück<br />

Die Einrichtung „Traumpaar“ der Lebenshilfe Berlin unterstützt Menschen mit Behinderung bei der Partnersuche<br />

Inmattem Silber glänzt der Ring<br />

am Finger von Marianne. „Love<br />

steht da drauf, auf beiden Seiten“,<br />

sagt sie und schmiegt sich an<br />

die Brust von Freund Karl-Heinz.<br />

Der schaut kurz verlegen und setzt<br />

dann ein zufriedenes Lächeln auf.<br />

„Ich habe sie sehr lieb, sie hat<br />

mich sehr lieb. Deshalb habe ich<br />

den gekauft.“ An seinem Finger<br />

steckt dasselbe Modell. „Wir sind<br />

jetzt verlobt“, verkündet er stolz.<br />

Die Liebe von Marianne Skrzypinski<br />

und Karl-Heinz Richter,<br />

beide 56, ist noch frisch. Seit vier<br />

Monaten kennen sich die beiden.<br />

Das ist ein Grund, warum sie so<br />

glücklich sind. Doch das allein ist<br />

es nicht: Beide eint das Gefühl,<br />

endlich angekommen zu sein, jemanden<br />

gefunden zu haben, der<br />

es ernst meint, der die Bedürfnisse<br />

des anderen nachvollziehen<br />

kann. Geholfen hat ihnen „Traumpaar“,<br />

die Partnervermittlung der<br />

Lebenshilfe Berlin. Menschen mit<br />

geistiger,psychischer oder körperlicher<br />

Beeinträchtigung sollen bei<br />

der Suche nach dem richtigen<br />

Mann oder der richtigen Frau unterstützt<br />

werden.<br />

DAS PLATZWUNDER VON RENAULT<br />

Unser Angebotspreis:<br />

nur 14.530,– €*<br />

Marianne und Karl-Heinz haben<br />

beide eine Lernbehinderung, inunterschiedlicher<br />

Ausprägung. Umihren<br />

Alltag zu organisieren, brauchen<br />

sie Unterstützung.Auch die Partnersuche<br />

machte Schwierigkeiten. Auf<br />

dem „freien Markt“ oder im Internet<br />

die große Liebe zu finden, das hatte<br />

nicht so recht funktioniert. Martina<br />

Sasse, die Leiterin der Partnervermittlung,<br />

weiß auch warum. „Menschen<br />

mit Behinderung sind hier oft<br />

einfach überfordert.“<br />

Erstes Date<br />

In „Traumpaar“ haben sie dann<br />

Hilfe gefunden. „Jeder will Liebe<br />

ausleben und Sexualität haben“,<br />

sagt Sasse. „Für Menschen mit Behinderung<br />

gibt es wenige Plattformen,<br />

sich kennenzulernen. Eine<br />

solche wollen wir bieten.“ Am Anfang<br />

stand dann eine Art Vorstellungsgespräch.<br />

Die Kunden sollen<br />

hier frei über ihr Leben plaudern<br />

und Wünsche äußern, wie der Partner<br />

so sein sollte. Und natürlich<br />

nicht zu vergessen: welche Haarund<br />

Augenfarbe sie bevorzugen.<br />

Marianne hatte genaue Vorstellungen,<br />

wie sie sich ihren Traummann<br />

Gesamtverbrauch (l/100 km): innerorts 9,7 außerorts 6,5, kombiniert 7,7 ; CO²-Emmissionen kombiniert:<br />

180g/km (Werte nach EU-Normmessverfahren). Abb. zeigt Sonderausstattung. *inklusive 650 € für Überführung<br />

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L I E B E<br />

Die Schatzkiste in Hamburg<br />

wardie erste Partnervermittlung<br />

in Deutschland überhaupt.<br />

Vor15Jahren rief der Psychologe<br />

und Sexualberater Bernd<br />

Zemella die lange Zeit einmalige<br />

Einrichtung ins Leben.<br />

Die Nachfrage sei damals riesig<br />

gewesen, sagt Zemella. Und<br />

sie ist es auch heute noch. Die<br />

Motive allerdings sind unterschiedlich.<br />

Während viele Männer<br />

den Wunsch äußerten,<br />

überhaupt mal eine Freundin zu<br />

haben, seien die Frauen eher<br />

auf der Suche nach dem richtigen<br />

Mann an ihrer Seite.<br />

Das Projekt hat sich über die<br />

Jahre über ganz Deutschland<br />

ausgebreitet. Inzwischen gibt<br />

es um die 40 Schatzkisten.<br />

In Berlin gibt es derzeit keinen<br />

Ableger.Das warschon mal anders.<br />

Zemella sieht das Hauptproblem<br />

darin, dass es schwierig<br />

ist, passende Träger zu<br />

finden, die sich auf das Projekt<br />

einlassen.<br />

Das Modell der Schatzkiste beruht<br />

auf unabhängigen Vermittlern.<br />

Diese können auf die Logistik<br />

und Erfahrung der<br />

Schatzkiste in Hamburg zurückgreifen,<br />

kümmernsich aber<br />

selbstständig um ihre Kunden.<br />

Einsicht in die Daten haben nur<br />

die Vermittler,das soll Missbrauch<br />

verhindern.<br />

BENEDIKT PAETZHOLDT<br />

so ausmalt: „Treu, lieb, ehrlich und<br />

hilfsbereit muss er sein. Und nett<br />

anzuschauen.“ Karl-Heinz ging es<br />

bescheidener an. „Ich habe da mal<br />

durchgeklingelt und gefragt, ob sie<br />

jemanden für mich haben.“<br />

Alles Weitere lag an Frau<br />

Sasse. Sorgfältig durchforstete sie<br />

die Karteien ihrer insgesamt rund<br />

500 Kunden. Bis der Richtige dabei<br />

ist, kann das manchmal auch<br />

Jahre dauern. „Die Vorstellungen<br />

sind oft doch sehr unterschiedlich“,<br />

sagt sie. „Wir haben leider<br />

auch ein großes Ungleichgewicht<br />

zwischen den Geschlechtern.“ 80<br />

Prozent der Kunden sind Männer,<br />

20 Prozent Frauen. Bei Marianne<br />

und Karl-Heinz ging alles ein bisschen<br />

schneller. Schon sechs Wochen<br />

nachdem sich Marianne im<br />

Februar vorgestellt hatte, waren<br />

beide zum ersten Date verabredet<br />

− das warimMärz.<br />

Mit einem romantischen Candlelight-Dinner<br />

hatte das allerdings<br />

wenig zu tun. Sie trafen sich in den<br />

Räumen der Lebenshilfe, gemeinsam<br />

mit den jeweiligen Betreuern,<br />

so ist das hier üblich. „Wir müssen<br />

ja schon sehen, ob das funktionieren<br />

kann“, sagt Sasse.<br />

Ganz nebenbei kann das auch<br />

helfen, die Aufregung ein bisschen<br />

zu mindern. In Mariannes Fall hat<br />

das aber nichts geholfen. „Ich war<br />

total flatterig,habe am ganzen Körper<br />

gezittert.“ Und auch Karl-Heinz<br />

gibt zu: „Ich hatte schon ganz<br />

schön Herzklopfen.“<br />

Das Beschnuppern lief dann<br />

so, wie es sich beide vorgestellt<br />

hatten. „Er war genau der, den ich<br />

mir wünschte. Er ist meine Traumbeute“,<br />

schwärmt Marianne. Worüber<br />

sie sich unterhalten haben, daran<br />

können sich beide nicht mehr<br />

recht erinnern. Zu aufwühlend waren<br />

die Umstände. „Ich war auf jeden<br />

Fall gleich einverstanden“,<br />

sagt Karl-Heinz.<br />

Die beiden sind seitdem ein<br />

Paar. Für Martina Sasse ist die Arbeit<br />

beendet. „Wir helfen am Anfang.<br />

Danach liegt es an den Leuten<br />

selbst.“ Nur wenn die Kunden<br />

das ausdrücklich wünschen, steht<br />

sie als Beraterin zur Seite.<br />

Froh über jede Minute<br />

Bislang haben die beiden dieses<br />

Angebot nicht in Anspruch genommen.<br />

Sie sind froh über jede Minute,<br />

die sie ohne Betreuer zu zweit<br />

genießen können. Weil beide in getrennten<br />

Wohnungen leben und<br />

Karl-Heinz als Parkarbeiter im Zoo<br />

tätig ist, sehen sie sich meistens<br />

nur am Wochenende. Dann ist es<br />

aber umso schöner.Zusammen unternehmen<br />

sie gerne Ausflüge. Marianne<br />

genießt es, ihren Liebsten<br />

zu betüteln, ihm seine Leibspeisen<br />

wie Buletten und Kartoffelsalat zuzubereiten.<br />

Und er lässt sich gern<br />

verwöhnen. „Ich habe schon gar<br />

keinen Hunger mehr, wenn ich alleine<br />

essen muss.“<br />

Wenn alles gut läuft, muss er<br />

das bald auch nicht mehr oft. Anfang<br />

des kommenden Jahres<br />

möchten sie zusammenziehen,<br />

erst mal probeweise. „Wir müssen<br />

ja schauen, ob wir uns auch verstehen“,<br />

sagt Karl-Heinz. Seine Freundin<br />

hat da weniger Bedenken.<br />

„Ach, was soll da schon schiefgehen.<br />

Wir sind doch verlobt.“ (pae.)

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