Dezember 2013 - Sächsischer Bergsteigerbund
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Nachrufe<br />
Siegfried Johne (28.02.1932 – 22.08.<strong>2013</strong>)<br />
Als Siegfried 1976 erstmalig zum<br />
gemeinsamen Klettern im Bielatal<br />
bei den „Pilztürmern“ erschien, ahnte<br />
keiner, was für ein leidenschaftlicher<br />
und leistungsstarker Kletterer er<br />
fortan sein und Zeit seines Lebens<br />
bleiben sollte.<br />
Dabei fing alles eher zufällig und<br />
spontan, während eines Osterspazierganges<br />
1971, mit der Besteigung<br />
des Klettergipfels „Bilch“ in schwarzen<br />
Lackschuhen an und setzte sich<br />
in der Folge mit leichten Klettereien,<br />
unter gelegentlicher Sicherung mit<br />
einer Wäscheleine, bis eben zu<br />
unserem Zusammentreffen fort. Von<br />
nun an wurde beinahe jedes Wochenende<br />
im neuen Freundeskreis<br />
genutzt, um den sicheren Umgang<br />
mit Seil, Karabiner und Schlingen<br />
zu erlernen und Hand an den sächsischen<br />
Fels zu legen. Und das mit<br />
immer größerem Erfolg, denn schon im Folgejahr „fiel“ die erste VIIa mit der NO Kante<br />
an der Brandpyramide, und bereits 1978 konnte Siegfried den Wanderpokal für den<br />
leistungsstärksten Klubkletterer in seinen Händen halten.<br />
Dass er den Pokal wenig später an seinen Sohn Thomas weiterreichen musste, hat ihn wohl<br />
mehr mit Stolz erfüllt, als er sich in seiner ruhigen und bescheidenen Art anmerken ließ.<br />
Vater und Sohn bildeten ohnehin eine starke Seilschaft, in der sich in dieser Zeit die Rollen<br />
des Vor- und Nachsteigers anfingen zu tauschen, und bald standen neben klangvollen<br />
Kletterwegen auch die Teilnahme an Erstbegehungen bis VIIIc in seinem Fahrtenbuch.<br />
Ein schwerer Arbeitsunfall 1981, in dessen Folge die Ärzte ihm offenbarten, wohl nie<br />
wieder richtig laufen zu können, war eine beinahe nicht zu ertragende Diagnose. Aber<br />
Dank der meisterlichen Arbeit eines befreundeten Chirurgen und seiner großen Liebe zu<br />
den Bergen konnte Siegfried nach einigen Monaten wieder auf sächsischen Gipfeln stehen<br />
und sein Können nochmals steigern.<br />
Nicht ohne Grund waren es besonders die steilen Wandklettereien, die sein Kletterherz<br />
höher schlagen ließen, denn mit voller Berechtigung galt Zeit seines Lebens eine Weisheit:<br />
„Was Siegfried einmal in den Händen hält, lässt er nicht mehr los.“ Und so wundert es nicht,<br />
dass Wege wie Knirpelwand, Augustinhangel, Goldstein und Domerker Südwände, Teufel<br />
Talseite und Höllenhung Talweg zu oft und bis ins hohe Alter immer wieder „gemachten“<br />
Lieblingswegen wurden.<br />
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