Dezember 2013 - Sächsischer Bergsteigerbund
Dezember 2013 - Sächsischer Bergsteigerbund
Dezember 2013 - Sächsischer Bergsteigerbund
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Skiwandern auf dem Erzgebirgskamm<br />
Dieses Jahr sollte Ende März eine Woche mit<br />
möglichst bleibenden positiven Wintererlebnissen<br />
ausgefüllt werden. Als am Mittwoch vor<br />
Urlaubsbeginn in Mitteleuropa ein Schneefallgebiet<br />
seine Wirkung entfaltete, herrschte bei<br />
uns (meiner Frau und mir, die wir zusammen<br />
die 90 leider deutlich überschritten haben)<br />
große Begeisterung. Eine solche Gelegenheit<br />
musste einfach beim Schopfe gepackt werden,<br />
und der Erzgebirgskamm auf Langlaufskiern<br />
war beschlossene Sache.<br />
Am Samstag mit dem Regionalexpress um<br />
6 vor 6 nach Zwickau, dort umsteigen, Ankunft<br />
Banhhof Schöneck 9:21 Uhr. Für das<br />
Wochenende hatte sich uns ein Freund aus<br />
Chemnitz angeschlossen, der wegen beruflicher<br />
Verpflichtungen am Montag wieder<br />
weg musste.<br />
Zunächst ging es auf gut gespurter Kammloipe<br />
über Mühlleiten nach Horní Blatná<br />
(Bergstadt Platten). Die Ausschilderung war<br />
perfekt, das Wetter den ganzen Tag grandios,<br />
Sonnenschutzkrem für das Gesicht auf jeden<br />
Fall erforderlich. Die Loipe war auch auf<br />
tschechischem Gebiet, welches man ca. 2 km<br />
nach dem Restaurant Henneberg am Kleinen<br />
Kranichsee oberhalb von Johanngeorgenstadt<br />
erreicht, fast „besenrein“.<br />
Nach ca. 45 km wurden wir im Hotel Modrá<br />
hvězda (Familienhotel Blauer Stern) in Horní<br />
Blatná sofort freundlich aufgenommen. Die<br />
Hoteleignerin begrüßte uns in böhmischdeutschem<br />
Dialekt mit den Worten, sie sei<br />
eine, die man vergessen habe. Sie zeigte uns<br />
Skiraum und Zimmer, sodass der Höhepunkt<br />
des Tages zügig angegangen werden konnte.<br />
Der erste Abend in so einer böhmischen Kneipe<br />
hat nach gelungenem Start einen besonderen<br />
Reiz. Nach klassischem Nudelsüppchen<br />
und obligatorischen Knödeln folgten doch<br />
mehr Biere als zuvor grob kalkuliert und dann<br />
noch diverse Becherovka.<br />
Die Übernachtung in Hotels oder Pensionen<br />
bringt es mit sich, dass das Frühstück nicht<br />
ganz so früh eingenommen werden kann. Auf<br />
den ersten Blick kommt da mitunter die Tagesplanung<br />
etwas in Gefahr. Am zweiten Tag<br />
waren wir sehr froh, erst halb 9 frühstücken<br />
zu können. Das Wetter war unverändert<br />
schön, wobei heftiger Wind Veränderungen<br />
ankündigte.<br />
Wir liefen zunächst die Straße hoch, dann<br />
hinter der Bergkuppe nach rechts in den<br />
Wald, wo man bald wieder auf den roten<br />
Kammweg stößt. Da ein Skirennen im Gebiet<br />
zwischen Horní Blatná und Boží Dar<br />
(Gottesgab) stattfand, war auch weiterhin<br />
eine super Loipe gelegt. Der Vorabend zeigte<br />
doch seine Wirkung, und in Boží Dar wurde<br />
erst mal im Vorraum der Touristeninformation<br />
eine schöne Pause mit reichlich Tee bzw.<br />
Wasser eingelegt. Bis zu dieser Station war<br />
„planungstechisch“ alles klar, die Streckenführung<br />
selbsterklärend, von der touristischen<br />
Infrastruktur blieben keine Wünsche offen.<br />
Vor dem weiteren Abschnitt, eigentlich bis<br />
nach Nová Ves v Horách (Gebirgsneudorf),<br />
hatte ich schon einen gewissen Respekt, weil<br />
die Strecke erfahrungsgemäß nur mit Hilfe<br />
der Karte gefunden werden kann und man<br />
trotzdem immer mal von der optimalen Route<br />
abweicht. Umso überraschter waren wir, als<br />
der Weg über den Klínovec (Keilberg) sehr gut<br />
ausgeschildert und auch die weitere Streckenführung<br />
nach Měděnec (Kupferberg) nicht<br />
nur ausgeschildert, sondern auch auf der<br />
Staatsstraße Nr. 223 geloipt war. Wir fanden<br />
von Schöneck bis Měděnec ein Loipensystem<br />
ähnlich dem der Bilá stopa im böhmischen<br />
Osterzgebirge vor.<br />
So kamen wir nach ca. 32 km unverhofft zeitig<br />
in Měděnec an, was nach dem Einchecken in<br />
der Pension U medvěda (Zum Bären) noch<br />
Zeit für eine kleine Fußwanderung auf den<br />
Mědník (Kupferhübel) ließ. Die Unterkunft<br />
erwies sich ebenfalls als sehr gemütlich, und<br />
obwohl es am Morgen anders beschlossen<br />
worden war, verlief der Abend wieder wie in<br />
einer böhmischen Kneipe gewohnt. Es gab<br />
noch einen kleinen Diskurs mit dem Sohn des<br />
36