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Brücken bauen - Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg

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misericordia<br />

Zeitschrift der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> in Bayern · 65. Jg. · November 2013 · Internet: www.barmherzige.de<br />

<strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong>


Inhalt<br />

Thema: <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

„Let‘s bridge“ – Grenzen überwinden 3<br />

Bischof Voderholzer: Christus ist die Brücke 4<br />

Barrierefreiheit beim Katholikentag 2014 5<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> beim Katholikentag 6<br />

1700-Tonnen-Brücke verschoben 7<br />

<strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong> zu Demenzkranken 8<br />

<strong>Brücken</strong>pflegekraft auf der Palliativstation 9<br />

Compassion: Vermittlung von Werten 10<br />

Mutter und Kind bei Senioren in Reichenbach 11<br />

EU-Partnerschaften in Straubing 12<br />

Inklusion in der Schwimmgruppe 13<br />

<strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong> für Menschen mit Autismus 14<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> in Bayern<br />

Malsenecker Klosternacht 15<br />

Jahrestag Eustachius-Kugler-Seligsprechung 16<br />

Provinz-Fußballturnier in Straubing 18<br />

Weihbischof Radspieler im Ruhestand 19<br />

Bad Wörishofener Spende für Münchner Hospiz 19<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> weltweit<br />

Seligsprechung von 24 <strong>Brüder</strong>n in Spanien 20<br />

Kirche und Gesellschaft<br />

Stillgeborene Kinder 23<br />

Der Granatapfel 24<br />

Serie Sport: Volleyball 25<br />

Rätsel 26<br />

Serie Städte und Orte <strong>Regensburg</strong> 28<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

viele von uns sind schon auf der<br />

„Steinernen Brücke“ gestanden,<br />

die zusammen mit dem „Bruckmandl“<br />

(<strong>Brücken</strong>männchen) als<br />

Wahrzeichen der Stadt <strong>Regensburg</strong><br />

gilt. Auf der Titelseite unserer<br />

Ordenzeitschrift ist das Bauwerk<br />

abgebildet, das zu den ältesten steinernen<br />

Monumenten der nachrömischen<br />

Zeit in Europa zählt.<br />

<strong>Brücken</strong> gibt es in vielfältigen Formen. Die Brücke beim<br />

Turnen ist eine Leibesübung, zahntechnische <strong>Brücken</strong> füllen<br />

Lücken. Es gab eine Luftbrücke während der Berlinblockade<br />

1948 bis 1949. <strong>Brücken</strong> verbinden Getrenntes, ob Stadtteile,<br />

Länder, Küsten, Berge oder Häuser. Sie spannen sich über<br />

unwegsame Abgründe, Schluchten und Flüsse. Es gibt verschiedene<br />

Arten von <strong>Brücken</strong>: Steinbrücken, Zugbrücken,<br />

Eisenbahnbrücken, Holzbrücken, Viaduktbrücken zur Überführung<br />

eines Verkehrsweges über ein ganzes Tal oder schmale<br />

Stegbrücken für Fußgänger und Radfahrer.<br />

Andere <strong>Brücken</strong>, die uns miteinander verbinden, sind nicht<br />

aus Stein erbaut. Ein gutes Wort, ein Händedruck, ein Brief,<br />

ein Lächeln, eine kleine Aufmerksamkeit, eine helfende Tat<br />

können <strong>Brücken</strong> sein, die Menschen miteinander verbinden.<br />

Die stärkste und zugleich auch brüchigste Brücke ist die Liebe.<br />

Liebe ist eine Brücke, die uns mit Gott und untereinander<br />

verbindet. In Jesus Christus hat Gott die Brücke zu uns schon<br />

geschlagen. Jesus Christus ist die Brücke, die uns hält, die uns<br />

trägt und die uns sicher zu Gott führt. Auch der Tod kann eine<br />

Brücke schlagen zwischen Mensch und Gott.<br />

<strong>Brücken</strong> sind Wege zueinander. <strong>Brücken</strong> sind ein Bild für<br />

unser Leben, für das, was uns miteinander verbindet. Oft aber<br />

werden <strong>Brücken</strong> zwischen uns Menschen zerstört durch Misstrauen,<br />

Lüge und Feindschaft. Wenn die Brücke fehlt, finden<br />

wir keinen Weg mehr zueinander. Ich komme darüber nicht<br />

hinweg, sagen Menschen, die enttäuscht, alleingelassen und<br />

verbittert sind. Enttäuschungen und Bitterkeit sind oft ein<br />

tiefer Graben, der Menschen voneinander trennt. Verbindende<br />

Worte, die Freude und Hoffnung schenken, <strong>bauen</strong> <strong>Brücken</strong><br />

von Mensch zu Mensch.<br />

Ihr<br />

Frater Eduard Bauer<br />

Unser Titelbild zeigt die Steinerne Brücke<br />

in <strong>Regensburg</strong> und im Hintergrund den<br />

Dom St. Peter. Die Steinerne Brücke wurde<br />

im 12. Jahrhundert erbaut und gilt als<br />

hervorragendes Werk mittelalterlicher<br />

Ingenieurskunst.


Thema: <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

3<br />

Grenzen überwinden<br />

Vor einem Jahr war ich das erste Mal in<br />

Budapest – an der Donau gelegen rühmt<br />

sich die Stadt ihrer zahlreichen, wirklich<br />

wunderschönen <strong>Brücken</strong>. Anlass meiner<br />

Reise war ein Dolmetscherauftrag bei<br />

einem großen internationalen Jugendfestival,<br />

das bezeichnenderweise unter dem<br />

Titel „Let‘s bridge!“ (Lasst uns <strong>Brücken</strong><br />

<strong>bauen</strong>) die Stadt um rund 12 000 Jugendliche<br />

aus aller Welt bereicherte.<br />

Der Gedanke, <strong>Brücken</strong> zu <strong>bauen</strong> zwischen<br />

Kulturen und Religionen, zwischen<br />

Arm und Reich, zwischen der<br />

hochtechnologisierten und der wirtschaftlich<br />

unterentwickelten Welt<br />

prägte das gesamte Programm und<br />

wurde abends durch einen gigantischen<br />

Flashmob (kurzer überraschender Menschenauflauf)<br />

auf der märchenhaften<br />

Kettenbrücke als sichtbares Zeichen für<br />

die Öffentlichkeit besiegelt.<br />

Mich haben die Leichtigkeit und die Begeisterungsfähigkeit<br />

der Jugendlichen<br />

enorm beeindruckt! Überall sah man<br />

junge Leute aus den verschiedens ten<br />

Kulturen mit Händen und Füßen miteinander<br />

reden, Musik machen, tanzen,<br />

aber auch gemeinsam beten und über<br />

schmerzliche Situationen ihrer Länder<br />

diskutieren. Die Jugendlichen hatten<br />

schnell ein sympathisches Fingerzeichen<br />

entwickelt, um ihren Wunsch<br />

„Let‘s bridge“ auch ohne Worte kundzutun.<br />

Gelegenheiten<br />

zum <strong>Brücken</strong><strong>bauen</strong><br />

Bewegend waren vor allem die Zeugnisse<br />

der Jugendlichen aus dem Nahen<br />

Osten, die berichteten, unter welchen<br />

Schwierigkeiten sie in ihren Ländern die<br />

Grenzen von Religionen, Nationen und<br />

kulturellen Hintergründen überwinden,<br />

um auch inmitten von Hass, Feindschaft<br />

und Misstrauen kleine einfache Zeichen<br />

des Friedens und des versöhnten Miteinanders<br />

zu setzen.<br />

Menschen zusammenkomme, die nicht<br />

gerade auf meiner Wellenlänge liegen,<br />

oder wenn es gilt, Spannungen zwischen<br />

Kollegen auszugleichen statt sie auch<br />

noch durch Parteinahme zu befeuern.<br />

Manchmal kann man als eine Art „schiefe<br />

Ebene“ fungieren, wenn Menschen<br />

aus ganz verschiedenen Lebenswelten<br />

zusammenkommen und sich schwertun,<br />

Gemeinsames zu entdecken. Als<br />

Journalistin bin ich schon von Berufs<br />

wegen neugierig und lerne immer gern<br />

dazu. Manchmal gelingt es mir, andere<br />

damit anzustecken und so zumindest ein<br />

Interesse für ihr Gegenüber zu wecken.<br />

Oft lässt sich dann viel leichter Unverständliches<br />

in Kultur oder Charakter<br />

überbrücken.<br />

Das ist gerade da besonders nötig, wo<br />

unterschiedliche Lebenswelten aufeinanderprallen<br />

in Umgebungen, die man<br />

sich nicht ausgesucht hat, wie etwa die<br />

Nachbarschaft oder das Arbeitsumfeld.<br />

Meist ist uns in diesem Ambiente das<br />

Gegenteil des <strong>Brücken</strong><strong>bauen</strong>s vertrauter:<br />

das Tratschen und schlecht übereinander<br />

Reden. Inzwischen tappe ich nicht mehr<br />

ganz so oft in diese Falle und bin froh,<br />

wenn mir ein gutes Argument einfällt,<br />

um bei einer unsympathischen Kollegin<br />

oder einem oft kritisierten Nachbarn etwas<br />

Gutes ins Licht zu rücken.<br />

Anknüpungspunkte finden<br />

Und noch ein positiver Nebeneffekt:<br />

Ein größeres Interesse füreinander,<br />

das Bemühen, Anknüpfungspunkte mit<br />

Menschen aus anderen Lebenskontexten<br />

zu finden, beschert mir nicht selten<br />

die Chance, meinen eigenen Horizont<br />

zu erweitern. Man wird aufmerksamer<br />

für neue Themengebiete und kann sie<br />

beim nächsten Gespräch wieder neu als<br />

Brücke verwenden!<br />

Also in diesem Sinne: Let‘s bridge!<br />

Andrea Fleming<br />

Zurück in Bayern entdecke ich seitdem<br />

tausend Gelegenheiten zum <strong>Brücken</strong><strong>bauen</strong>,<br />

oft gerade dann, wenn ich mit<br />

Zwei junge Frauen in der Menge formen mit ihren Fingern das Zeichen für „Let‘s<br />

bridge“ – „Lasst uns <strong>Brücken</strong> Bauen“.


4<br />

Thema: <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

Christus<br />

ist die Brücke<br />

Der <strong>Regensburg</strong>er Bischof Dr. Rudolf Voderholzer über<br />

die Bedeutung der Brücke in seinem Wappen<br />

Christus ist die erste und eigentliche<br />

Brücke. Die Brücke in meinem Wappen<br />

wird getragen von einem Schlussstein,<br />

der mit dem darüberliegenden Stein ein<br />

„Tau“ bildet und somit Christus symbolisiert.<br />

In seiner Menschwerdung stellt<br />

er die Verbindung her zwischen Zeit und<br />

Ewigkeit, Schöpfung und Schöpfer, zwischen<br />

Gott und Mensch. Indem der ewige<br />

Gott in seinem Sohn Menschengestalt<br />

annimmt, schlägt er die Brücke zu den<br />

Menschen aller Orten und Zeiten. Er<br />

selbst geht ein in die Weltgeschichte und<br />

öffnet sie dadurch für seine Ewigkeit.<br />

Die beiden Ufer, die für den Menschen<br />

unüberbrückbar waren, hat er durch<br />

seinen Sohn verbunden. Alle Versuche<br />

der Menschheit, eine Verbindung herzustellen<br />

mit dem ewigen Gott durch<br />

Riten, Opfer und Kulte sind in der Person<br />

Jesu Christi, in seinem Kreuzesopfer,<br />

aufgehoben, weil nur Gott selbst<br />

die Kluft zwischen Zeit und Ewigkeit<br />

überbrücken kann. „Niemand hat Gott<br />

je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und<br />

am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde<br />

gebracht“, sagt das Johannesevangelium<br />

(Joh 1, 18).<br />

Die Kirche als Brücke<br />

Die Kirche ist die bleibende Gegenwart<br />

Christi in der Geschichte. Sie ist der<br />

Das Wappen des <strong>Regensburg</strong>er Bischofs<br />

Leib, dessen Haupt der erhöhte Herr ist.<br />

Das Zweite Vatikanische Konzil beginnt<br />

das Dokument, das zum ersten Mal in<br />

der Geschichte der Kirche umfassend<br />

Im Rahmen seines Pastoralbesuchs in der Region Kelheim traf sich der <strong>Regensburg</strong>er Bischof Rudolf Voderholzer in der Befreiungshalle<br />

mit Jugendlichen zu einem Glaubensgespräch.


Thema: <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

5<br />

ihr Selbstverständnis darlegen will,<br />

mit den Worten „Lumen gentium cum<br />

sit Christus“ – Christus ist das Licht<br />

der Völker (LG 1). Die Kirche hat den<br />

Auftrag, durch die Verkündigung des<br />

Evangeliums das Licht Christi in die<br />

Welt hinein zu reflektieren. Somit wird<br />

sie selbst in und mit Christus zur Brücke<br />

zwischen den Menschen und Gott und<br />

den Menschen untereinander.<br />

Der Bischof als <strong>Brücken</strong>bauer<br />

Wie der Auferstandene den Emmaus-<br />

Jüngern die Schrift erschließt und ihnen<br />

dadurch die Augen öffnet für seine<br />

Gegenwart, so muss auch die Kirche<br />

den Menschen den Sinn der Schrift erschließen<br />

und sie dadurch zu Christus<br />

führen. Für einen Bischof bildet dies<br />

die wesentliche Aufgabe. Als Nachfolger<br />

der Apostel muss er die Offenbarung<br />

Gottes, die in Jesus Christus ihren Höhepunkt<br />

erreicht und sich in den Worten<br />

der Heiligen Schrift niedergeschlagen<br />

hat, übersetzen in die Sprachen der Gegenwart.<br />

Er muss die Brücke schlagen<br />

zwischen dem Selbst- und Weltverständnis<br />

der Menschen in der Gegenwart und<br />

dem bib lischen Wort, das in seiner historischen<br />

und oft fremden Gestalt das ewige<br />

Wort Gottes, das absolute Ja Gottes<br />

zu den Menschen aller Zeiten beinhaltet.<br />

Darauf spricht das zweite Bild im Wappen<br />

an, die geöffnete Heilige Schrift mit<br />

Alpha und Omega.<br />

Wer sich mit der Ur-Brücke Christus<br />

verbindet, wer in der Taufe eingegliedert<br />

wird in seinen Leib, der verbindet<br />

sich automatisch mit dem weltumspannenden<br />

„Wir“ der Kirche. Je näher wir<br />

Christus sind, desto näher sind wir<br />

unseren Mitmenschen. Diese Realität<br />

bleibt der Kirche Mahnung und Auftrag.<br />

Als Bischof ist es mir deshalb ein<br />

großes Anliegen, alle Möglichkeiten<br />

zu fördern, die Menschen zusammenbringen<br />

können. Ich denke dabei besonders<br />

an die verschiedenen christlichen<br />

Konfessionen, die getrennt sind wegen<br />

ihrer unterschiedlichen Bekenntnisse,<br />

an die Nationen in Europa, zwischen<br />

denen nicht nur die unterschiedlichen<br />

Sprachen eine Hürde der Verständigung<br />

darstellen, aber auch an die vielen Menschen,<br />

die sich in unserem Bistum ausgegrenzt<br />

und missverstanden fühlen.<br />

Zu allen möchte ich sagen: „Christus<br />

ist unter Euch, er ist die Hoffnung auf<br />

Herrlichkeit“ (Kol 1, 27). Lasst uns mit<br />

ihm gemeinsam <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong>, der<br />

uns allen gemeinsam Brücke sein will<br />

in die Liebesgemeinschaft des dreifaltigen<br />

Gottes.<br />

Barrierefreiheit beim Katholikentag in <strong>Regensburg</strong><br />

Seit Jahrtausenden <strong>bauen</strong> Menschen<br />

<strong>Brücken</strong>. <strong>Brücken</strong> überwinden Abgründe,<br />

Flüsse und andere Hindernisse. Sie<br />

verkürzen Wege oder machen diese sicherer.<br />

<strong>Brücken</strong> erschließen Neuland.<br />

Wer über <strong>Brücken</strong> geht, gewinnt an Erfahrung<br />

und erweitert seinen Horizont.<br />

<strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong>, Begegnung schaffen,<br />

Austausch ermöglichen; dafür steht das<br />

Leitwort des 99. Deutschen Katholikentags,<br />

der vom 28. Mai bis 1. Juni 2014<br />

in <strong>Regensburg</strong> stattfindet: „Mit Christus<br />

<strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong>“ ruft alle Teilnehmenden<br />

zum lebendigen Dialog miteinander auf<br />

– unabhängig von Religion, Alter, Status<br />

und Weltanschauung. Und unabhängig<br />

von geistiger oder körperlicher Fitness.<br />

Darum ist Barrierefreiheit ein wichtiger<br />

Teil der Vorbereitungen zum Katholikentag.<br />

Teilnahme soll für jeden<br />

möglich sein<br />

Damit Zehntausende am größten Laientreffen<br />

der katholischen deutschen<br />

Kirche ungehindert teilnehmen können,<br />

müssen bereits Monate im Voraus<br />

Vorkehrungen getroffen werden. „Wir<br />

wollen, dass alle Menschen sich beim<br />

Katholikentag wohlfühlen“, erzählt Judith<br />

Schmohl, die beim Katholikentag<br />

für das Thema Barrierefreiheit zuständig<br />

ist. Sie hat viel zu tun – denn eine Stadt<br />

wie <strong>Regensburg</strong>, deren mittelalterliches<br />

Stadtbild geprägt ist von engen Gassen,<br />

holprigem Kopfsteinpflaster und häufig<br />

schwer zugänglichen Kirchen, stellt eine<br />

große Herausforderung dar.<br />

Unterstützt wird sie deshalb von einem<br />

Expertenbeirat, dessen Mitglieder beruflich<br />

oder ehrenamtlich mit Menschen<br />

mit besonderen Bedürfnissen arbeiten<br />

oder selbst ein Handicap haben. Bertin<br />

Abbenhues von der Katholischen Jugendfürsorge<br />

der Diözese <strong>Regensburg</strong><br />

ist als Mitglied im Beirat aktiv. „Wir<br />

achten zum Beispiel darauf, dass große<br />

Fortsetzung auf Seite 6


6<br />

Thema: <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

Veranstaltungen von Gebärden- und<br />

Lautschriftdolmetschern oder Schriftdolmetschern<br />

begleitet werden“, beschreibt<br />

er seine Arbeit.<br />

Rampen, Rollstühle und<br />

Flyer in „Leichter Sprache“<br />

Der Service für Barrierefreiheit ist vielfältig:<br />

Für Menschen mit eingeschränkter<br />

Mobilität stellen Judith Schmohl<br />

und ihr Team Rampen, Begleitdienste<br />

oder Leihrollstühle bereit. Faltblätter in<br />

Großdruck unterstützen Teilnehmende<br />

mit Sehbehinderung. Zusätzlich machen<br />

Texte, Flyer und Programmhinweise in<br />

„Leichter Sprache“ (also in einfacher<br />

Ausdrucksweise) den Katholikentag für<br />

jedermann verständlich. Eine besondere<br />

Einrichtung ist der Teilnehmerservice<br />

samt Begegnungscafé. Hier findet sich<br />

ein Ort, an dem alle Teilnehmenden zusammenkommen,<br />

sich austauschen und<br />

ausruhen können. Auch eine eigene Ausstellung<br />

ist geplant, die auf die UN-Konvention<br />

zu den Rechten von Menschen<br />

mit Behinderung aufmerksam macht.<br />

Und außerdem lädt ein Dunkelcafé<br />

zum Schärfen des Tast-, Geruchs- und<br />

Hörsinns ein.<br />

Gebärdendolmetscherin beim Abschlussgottesdienst<br />

des Mannheimer Katholikentages<br />

„Es gibt sehr viele Wege, um <strong>Brücken</strong><br />

zwischen den Menschen zu <strong>bauen</strong> und<br />

Inklusion aktiv zu leben“, sagt Judith<br />

Schmohl. „Wir vom Katholikentag nutzen<br />

einige davon – damit wir Barrierefreiheit<br />

weiter aus<strong>bauen</strong> und damit ein<br />

Stückchen selbstverständlicher machen<br />

können.“<br />

Rollstuhlfahrer beim Katholikentag 2012 in Mannheim<br />

Weitere Informationen über das<br />

Angebot zur Barrierefreiheit beim<br />

Katholikentag finden Sie unter<br />

www.katholikentag.de/barrierefrei<br />

oder bei Judith Schmohl unter<br />

Telefon +49 941.584 390 237 oder<br />

barrierefrei@katholikentag.de.<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> beim Katholikentag<br />

Seit etwa einem Jahr bereiten <strong>Brüder</strong> und Mitarbeiter verschiedener Einrichtungen des Ordens in Bayern den Stand<br />

der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> beim Katholikentag 2014 in <strong>Regensburg</strong> vor. Es soll gezeigt werden, wie ein Orden heute<br />

verschiedene soziale Einrichtungen mit und aus einem christlichen Charisma führt. Und dass die Einrichtungen sich auf<br />

einem qualitativ hohen Niveau befinden, bei dem die Menschlichkeit und das christliche Menschenbild aber bestimmend<br />

sind. Der Stand teilt sich in verschiedene Bereiche, in dem die Besucher Spitzenmedizin in den Krankenhäusern und die<br />

Fürsorge für Kinder und Jugendliche genauso kennenlernen wie das breite Angebot, das Menschen mit Behinderung<br />

in den Einrichtungen der Behindertenhilfe annehmen können.<br />

Die einzelnen Bereiche bilden eine Einheit. Der Orden stellt ein Bindeglied zwischen ihnen dar und präsentiert sich<br />

nicht nur als Dienstgeber und Träger, sondern vor allem als Glaubens- und Lebensgemeinschaft, die im Deutschland<br />

des 21. Jahrhunderts ihren Sinn und Nutzen nicht verloren hat, sondern vielmehr eine notwendige christliche Antwort<br />

auf die Nöte unserer Zeit ist. Ganz nach dem Motto: Sensibel sein für die Nöte und Sorgen der Menschen - <strong>Brücken</strong><br />

zueinander <strong>bauen</strong> und erhalten.<br />

Frater Thomas Väth


Thema: <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

7<br />

24. Mai 2012 – <strong>Brücken</strong>verschiebungstag: Zahlreiche Bürger und die Presse verfolgten das Großereignis. Auf Verschubschlitten wurde<br />

die neue Brücke von rechts nach links auf die alten, renovierten Pfeiler verschoben.<br />

1700-Tonnen-Brücke<br />

verschoben<br />

<strong>Brücken</strong> kann man nicht nur <strong>bauen</strong>,<br />

sondern auch „einfach“ quer verschieben.<br />

So geschehen am 24. Mai 2012<br />

in Reichenbach. Die 1959 errichtete<br />

Brücke über den Regen zeigte schon<br />

seit längerem Risse. Rund 1200 Autos<br />

passieren die Brücke täglich, darunter<br />

sehr zahlreich vertreten auch die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der Einrichtung<br />

für Menschen mit Behinderung der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong>. Bei einem „klassischen“<br />

Abriss mit Neubau der Brücke<br />

wären längere Verkehrsumleitungen und<br />

Staus die Folge gewesen. Deswegen favorisierte<br />

der Landkreis Cham als Baulastträger<br />

eine Variante, die man so nicht<br />

alle Tage zu sehen bekommt: Der neue<br />

<strong>Brücken</strong>überbau wurde zunächst auf<br />

Behelfspfeilern im Regen aufgebaut, in<br />

dieser Zeit konnte man die alte Brücke<br />

noch überqueren.<br />

Im Zuge des Abbruchs des alten Überbaus<br />

konnten die bestehenden Unterbauten,<br />

also die Pfeiler und Widerlager<br />

der alten Brücke als Tragkonstruktion<br />

für den neuen Überbau angepasst werden.<br />

Während dieser Zeit wurde der<br />

Verkehr über die angrenzende Behelfsbrücke<br />

geleitet, so dass die Dauer einer<br />

kompletten Sperrung auf ein Minimum<br />

reduziert wurde.<br />

Das, was dann folgte, wurde in der Presse<br />

als „Reichenbacher Jahrhundertereignis“<br />

gefeiert: Der 1700-Tonnen-Koloss<br />

wurde mit sogenannten Verschubschlitten<br />

und hydraulischen Pressen Stück<br />

für Stück auf die erneuerten Pfeiler<br />

und Widerlager gezogen. In gerade mal<br />

vier Stunden stand das neue Prachtstück<br />

dort, wo es hingehört.<br />

Die vielen <strong>Brücken</strong>pendler, nicht zuletzt<br />

auch die Mitarbeiter der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> Reichenbach, sind dankbar für<br />

die 2,4 Millionen-Euro-Investition.<br />

Michaela Matejka


8<br />

Thema: <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

Bei einem Gottesdienst spendet Karmeliten-Pater<br />

Alfred Scheffler das Sakrament<br />

der Krankensalbung.<br />

Erlebens eine Stütze für die Erkrankten,<br />

die Angehörigen und die Pflegekräfte<br />

sein kann. Das Kreuzzeichen am Morgen<br />

oder Abend, ein Tischgebet, das Abendgebet,<br />

der sonntägliche Kirchgang oder<br />

andere vertraute religiöse Rituale können<br />

helfen, den Alltag von demenzkranken<br />

Menschen zu strukturieren. Auch<br />

das Beten des Rosenkranzes oder das<br />

Singen von altbekannten Liedern können<br />

wohltuend und beruhigend wirken.<br />

Die Hauskapelle, die man gemeinsam<br />

in der Not der Verwirrtheit aufsucht und<br />

in der man zur Ruhe kommt, kann ein<br />

Anker für die Bewohner sein.<br />

Demenz<br />

und Spiritualität<br />

Mit vertrauten Ritualen <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

zu demenzkranken Menschen<br />

Vor allem aber umfasst die grundsätzliche<br />

Idee der Spiritualität eine<br />

mitmenschliche Begegnung, liebende<br />

Annahme und auch Zuwendung. Das<br />

heißt, religiös-spirituelle Angebote für<br />

Menschen mit Demenz müssen leiblich,<br />

konkret, symbolisch und sehr persönlich<br />

ausfallen, um wirksam zu sein. Es geht<br />

um eine Atmosphäre, in der die Erkrankten<br />

nicht über ihren Verstand, sondern<br />

über ihre Seele erreicht werden.<br />

Kann es überhaupt noch Spiritualität<br />

geben, wenn die geistigen Fähigkeiten<br />

immer geringer werden? Fest steht, dass<br />

im Verlauf der Demenz-Krankheit die abstrakte<br />

Denkfähigkeit abnimmt, während<br />

die Gefühle an Bedeutung gewinnen.<br />

Welche spirituellen Bedürfnisse haben<br />

Menschen mit Demenz? Welche spirituellen<br />

Impulse können im Alltag dazu<br />

beitragen, die Lebensqualität demenzkranker<br />

Menschen zu verbessern? Diese<br />

oder ähnliche Fragen werden leider<br />

noch zu selten gestellt. Spiritualität ist<br />

nicht gleichzusetzen mit Religion. Sie<br />

ist nicht nur eine Frage des Verstandes,<br />

sondern hat für Ältere meist eine emotionale<br />

Bedeutung und kann bei demenzkranken<br />

Menschen ein Schlüssel sein,<br />

um sie zu erreichen.<br />

Die spirituell-religiösen Hintergründe<br />

und die damit zusammenhängenden Bedürfnisse<br />

von Altenheimbewohnern sind<br />

durch die Pflegenden sorgfältig zu erheben<br />

und sollten vermehrt als Ressource<br />

in der Pflege und Betreuung ihren Platz<br />

finden. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

die sich spirituellen Fragen verschließen,<br />

wird es allerdings schwierig<br />

sein, diese Bedürfnisse einzuschätzen<br />

und zu berücksichtigen.<br />

Die Integration von Spiritualität bedarf<br />

nicht nur des „Pflichtgottesdienstes“,<br />

sondern der Einbindung in den Alltag, da<br />

die spirituelle Dimension menschlichen<br />

Die persönliche Auseinandersetzung<br />

der Pflegenden mit ihren eigenen spirituellen,<br />

existenziellen Fragen ist die<br />

Voraussetzung dafür, dass Menschen<br />

mit Demenz von den damit verbundenen<br />

Kompetenzen profitieren können.<br />

Nicole Wiesmüller<br />

Pflegedienstleiterin im Marienheim<br />

der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> Straubing<br />

Taizé-Gebet


Thema: <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

9<br />

Der Lotse sein, wenn<br />

die letzte Herbstsonne kommt<br />

Petar Brcin arbeitet als <strong>Brücken</strong>pflegekraft auf der Palliativstation St. Johannes von Gott<br />

am <strong>Krankenhaus</strong> <strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> München<br />

Es sind nur zwei Türen, doch die Stille<br />

dahinter umfängt einen sofort. Öffnet<br />

man eine Tür im Provinzialat der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong>, gelangt man in<br />

eine kleine Kapelle. Der Blick fällt auf<br />

das schöne Glasfenster „Der Tröster“,<br />

ein Engel, geschaffen von dem Jesuiten<br />

Michael Kampik. Gestärkt durch<br />

das Innehalten geht der Weg weiter. Ein<br />

langer Gang voller Türen zu geschlossenen<br />

Patientenzimmern, eine lächelnde<br />

indische Ordensschwester, ein offener<br />

Stationsstützpunkt, der feste Händedruck<br />

der Pflegedienstleiterin Christine<br />

Großmann, ein Korb voll duftender Äpfel,<br />

hinter dem eine strahlende Caritas-<br />

Mitarbeiterin auftaucht und dann das<br />

Büro von Petar Brcin. Der wartet am<br />

Eingang und scheint sich nicht zu wundern,<br />

dass die Besucherin ihren eigenen<br />

Weg gewählt hat. Er kennt sich aus mit<br />

Umwegen, Einbahnstraßen, Sackgassen<br />

und sonstigen Verästelungen des Lebensweges<br />

– vor allem bei Schwerstkranken<br />

und Sterbenden.<br />

<strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong> zu Patienten<br />

und Angehörigen<br />

Petar Brcin hilft „<strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong>“ in ein<br />

selbstbestimmtes Leben, hilft bei einer<br />

oftmals letzten Rückkehr von Patienten<br />

in ihren privaten Bereich. Er selbst war<br />

elf Jahre lang als Krankenpfleger auf<br />

der Palliativstation tätig bevor er im<br />

Mai anfing als <strong>Brücken</strong>pflegekraft im<br />

„kleinen Team“ der Palliativstation<br />

des Münchner <strong>Krankenhaus</strong>es. Dieses<br />

setzt sich zusammen aus einem Sozialarbeiter,<br />

zwei <strong>Brücken</strong>pflegekräften<br />

und einer Kooperation des ambulanten<br />

Hospizdienstes der Caritas.<br />

Ein Patient genießt die<br />

letzten warmen Strahlen<br />

der Herbstsonne im<br />

vertrauten Gespräch<br />

mit Petar Brcin.<br />

„Ich bin die Kontaktperson zwischen<br />

Station und Patienten, die entlassen<br />

werden. Die Patienten melden sich<br />

dann bei Übelkeit, Schmerzen, Fragen<br />

der Medikation oder auch bei Alltagssorgen“,<br />

schildert der gebürtige Serbe<br />

seine Funktion, den Übergang zwischen<br />

<strong>Krankenhaus</strong> und zu Hause zu erleichtern,<br />

„die Brücke“ zu sein, um Hindernisse<br />

auszuräumen oder Angehörige zu<br />

entlasten.<br />

Petar Brcin und seine Kollegin Angelika<br />

Walser-Liegl sind die verlässlichen<br />

Lotsen, wenn Angst, Unsicherheit und<br />

Schmerzen unerträglich werden. „Viele<br />

Patienten wissen, dass sie nur noch eine<br />

begrenzte Zeit haben, und sie haben den<br />

Wunsch nach Hause zu gehen und wenn<br />

es nur für zwei Tage ist. Man ist auch ein<br />

wichtiger Mittler zu den Angehörigen,<br />

die oft psychisch nicht mit der Situation<br />

klarkommen, mit dem Tod konfrontiert<br />

zu sein“, schildert Brcin, der seine Patienten<br />

später auch ambulant betreut.<br />

Insgesamt liege die Verweildauer der<br />

Patienten auf der Palliativstation bei<br />

10,2 Tagen, wobei rund zwei Drittel<br />

hier versterben, so Petar Brcin bei<br />

einem Rundgang durch die Station. Sie<br />

war im Jahre 1991 die erste ihrer Art<br />

in Bayern und ist noch heute mit ihren<br />

großräumigen Terrassenzimmern, dem<br />

Wintergarten und der Kapelle nicht nur<br />

ein echter Rückzugsort für Patienten<br />

am Ende eines oftmals langen Leidensweges,<br />

sondern mit 32 Betten auch die<br />

größte Station in Deutschland und mit<br />

dem fast 40-köpfigen Team rund um<br />

Chefarzt Dr. Thomas Binsack ein unverzichtbarer<br />

Garant in der ganzheitlichen<br />

Patientenbetreuung am Lebensende.<br />

„Als <strong>Brücken</strong>pflegekraft hat man Kontakt<br />

auf einer anderen Ebene, die Leute<br />

öffnen sich, wenn man sagt, dass man<br />

hier jahrelang Pfleger war“, ergänzt der<br />

Mann mit den warmen Augen, dessen<br />

Stelle größtenteils vom Rotary Club<br />

München Königsplatz finanziert wird.<br />

Es sei sein Glaube, der ihm Kraft gebe<br />

für diesen Dienst an der Schwelle des<br />

Lebens, beantwortet er die Frage nach<br />

seiner Motivation.<br />

Letzte Sonnenstrahlen<br />

Auf der Terrasse genießt ein Herr in<br />

einem feinen, gestreiften Hemd die letzten<br />

warmen Strahlen der Herbstsonne.<br />

Er hat sein Bett herausschieben lassen,<br />

ist zum zweiten Mal auf der Palliativstation<br />

und voll des Lobes für Petar Brcin.<br />

„So eine ‚Brücke‘ ist schon eine sehr<br />

gute Sache, ich habe ihn nur angerufen,<br />

als es wirklich nötig war“, lächelt er den<br />

Vertrauten an und seine zarte Hand ruht<br />

lange in der des Pflegers.<br />

Kirsten Oberhoff


10<br />

Thema: <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

Offen sein für die<br />

Not des Menschen<br />

Compassion-Projekt: Vermittlung sozial-christlicher Werte<br />

Sich um ein süßes Neugeborenes kümmern<br />

oder einen gesunden Patienten<br />

nach Hause verabschieden – das sind<br />

schöne Momente, in einem <strong>Krankenhaus</strong>.<br />

Aber es gibt auch andere Situationen.<br />

Momente in denen die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter einem kranken,<br />

leidenden Menschen zur Seite stehen,<br />

obwohl das für sie selbst sehr belastend<br />

sein kann. Vor allem dann beweisen Mitarbeiter<br />

Fürsorge, Mitgefühl, Nächstenliebe<br />

und Sensibilität; Werte, die sich<br />

nicht allein auf der Schulbank vermitteln<br />

lassen.<br />

Seit elf Jahren<br />

Beim Compassion-Projekt der Mädchenrealschule<br />

St. Josef in Schwandorf<br />

werden vor allem soziale Kompetenzen<br />

gefördert. Seit elf Jahren unterstützt das<br />

<strong>Krankenhaus</strong> St. Barbara dieses Projekt.<br />

Im letzten Schuljahr hatten fünf Schülerinnen<br />

der Realschule die Möglichkeit,<br />

im Rahmen des Projekts ein Praktikum<br />

im Schwandorfer <strong>Krankenhaus</strong> zu absolvieren.<br />

Auch im laufenden Schuljahr<br />

wird das Projekt fortgesetzt.<br />

„Compassio bedeutet ‚Mitleidensfähigkeit’,<br />

also das Sich-Hineinversetzen-<br />

Können in die oft schwierige emotionale<br />

Lage eines anderen Menschen“, erklärt<br />

Markus Kollmannsperger, Lehrer an der<br />

Mädchenrealschule und einer der Betreuer<br />

des Projekts. Beim Compassion-<br />

Projekt werden von den Schülerinnen<br />

verschiedene Aspekte auf Grundlage<br />

des biblisch-christlichen Menschenbildes<br />

erarbeitet. Die Initiatoren, eine<br />

Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz,<br />

sehen es als Aufgabe kirchlicher<br />

Institutionen an, dass soziale<br />

Sensibilität und christlicher Glaube als<br />

lebensprägende Kraft vermittelt werden.<br />

Junge Menschen sollen zu Solidarität<br />

und mitmenschlichem Handeln erzogen<br />

werden.<br />

Die Schülerinnen erhielten eine Woche<br />

lang im <strong>Krankenhaus</strong> St. Barbara<br />

Einblick in die verschiedenen medizinischen<br />

Bereiche und brachten sich auf<br />

den Stationen ein. Die im <strong>Krankenhaus</strong><br />

gesammelten Erfahrungen wurden im<br />

Unterricht begleitet. Kognitives, emotional-affektives<br />

und soziales Lernen<br />

gehen Hand in Hand. Ziel des Compassion-Projekts<br />

ist die Entwicklung sozialverpflichteter<br />

Haltungen wie Solidarität,<br />

Kooperation, Kommunikation und<br />

Engagement für Menschen, die auf die<br />

Hilfe anderer Personen angewiesen sind.<br />

Ebenso zählen dazu christliche Werte<br />

wie Nächstenliebe und Barmherzigkeit.<br />

Die Welt mit den<br />

Augen anderer sehen<br />

Zu einem umfassenden Bildungsideal<br />

gehört neben der intellektuellen Ausbildung<br />

die Förderung des Ethischen, des<br />

Kreativen, des Musischen und Emotionalen.<br />

Beim Compassion-Projekt geht<br />

es um die Fähigkeit, die Welt mit den<br />

Augen anderer sehen zu lernen, um<br />

Empathie als Grundlage für Respekt<br />

und Wohlwollen. Der Entwicklung von<br />

Ressentiment, Abwehr und Hass, vor<br />

allem gegen schwächere Menschen,<br />

wird gegengesteuert.<br />

Caroline Kappes<br />

Daumen hoch für das erfolgreiche Compassion-Projekt der Mädchenrealschule St. Josef in Schwandorf: Schülerinnen präsentierten vor<br />

Mitarbeitern des <strong>Krankenhaus</strong>es St. Barbara ihre Erfahrungen und Ergebnisse.


Thema: <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

11<br />

Kind seelischen Schaden leiden wird?<br />

Warum machst du diese Besuche?“ Mama:<br />

„Warum nicht?“ Ich merke: Man<br />

kann seltsame Fragen mit einer kurzen<br />

Gegenfrage umfassend beantworten.<br />

Damit Mama sinnvoll<br />

beschäftigt ist<br />

Anna und Regina Haider widmen ihr „ZeitGeschenk“<br />

der Seniorenbetreuung in Reichenbach<br />

Oktober 2012: Regina Haider, Mutter der damals sechs Monate alten Anna<br />

möchte sich in der Reichenbacher Einrichtung für Menschen mit Behinderung<br />

engagieren – gemeinsam mit ihrer Tochter. Sie ist überzeugt, dass dies für beide<br />

Seiten eine Bereicherung sein könnte. Die ersten Kontakte mit zwei älteren<br />

Herren der Seniorengruppe fingen im Frühjahr 2013 an, Mutter und Tochter<br />

kommen seither immer am Dienstagvormittag nach Reichenbach. Im Folgenden<br />

schildert die Mutter die Erlebnisse der ersten Monate aus Annas Sicht.<br />

Woche 3: Jetzt bin ich, Anna, bald seit<br />

einem Jahr bei den Haiders und plötzlich<br />

findet Mama es offenbar nicht mehr gemütlich<br />

bei uns zu Hause. Seit ein paar<br />

Wochen schleppt sie mich einmal die<br />

Woche hinüber zum Reichenbacher<br />

Klos terberg. Dann sind wir in einem<br />

großen Zimmer, das voll mit Opas ist.<br />

Alle sind sehr freundlich zu mir. Wenn<br />

wir dann Memory gespielt, Tee getrunken<br />

und geplaudert haben, winken wir<br />

heftig und gehen wieder nach Hause.<br />

Woche 6: Habe tolle Spielsachen entdeckt.<br />

Am tollsten sind die fünf bunten<br />

Holzstäbchen mit Gesichtern drauf. Sie<br />

gucken aus einem Holzblock heraus.<br />

„Motorikspielzeug“ heißt das, sagt Mama.<br />

Wenn man die Köpfe mit Schmackes<br />

in ihre Löcher zurückdrückt, haut<br />

eine Metallfeder die bunten Freunde mit<br />

einem Schnalzer nach oben in die Luft.<br />

Der G. zeigt mir, wie das geht. Er hat<br />

ziemlich besondere Hände und Finger.<br />

Kleine Sachen kann er nicht so gut greifen.<br />

Aber wenn’s den bunten Kasperl aus<br />

seinem Holzhäuschen haut, dann lachen<br />

wir uns beide kaputt.<br />

Woche 11: Wir haben viel gemeinsam,<br />

der G., der A. und ich. Wir bestehen<br />

auf unsere festen Essenszeiten. Wenn<br />

wir spazieren gehen, könnten wir uns<br />

stundenlang mit dem Inspizieren eines<br />

Kieselsteins oder einer Blume aufhalten.<br />

Wir haben so unsere Probleme mit<br />

dem Sprechen, Mama versteht uns nicht<br />

immer sofort.<br />

Woche 16: Hab ein Gespräch zwischen<br />

Mama und einer Bekannten belauscht:<br />

Bekannte: „Glaubst du nicht, dass dein<br />

Woche 20: Es ist Sommer. Der E. und<br />

ich haben ein gemeinsames Hobby: Die<br />

Blumen auf der Terrasse der „Seniorenbetreuung“<br />

gießen. Er mit der großen<br />

Kanne, ich mit meinem kleinen Kännchen.<br />

Einer von den Opas hat heut gesagt<br />

„Endlich!“, gerade als wir zur Türe<br />

hereinkamen. Ich kann jetzt übrigens<br />

längst laufen. Aber wenn ich möchte,<br />

schieben mich die Opas auch im Buggy<br />

in den Garten. Mittlerweile finde ich die<br />

Opas ziemlich cool. Die mich auch. Und<br />

Mama ist für ein paar Stunden sinnvoll<br />

beschäftigt.<br />

<strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

mit ZeitGeschenken<br />

Ehrenamtliches Engagement in unserer<br />

Einrichtung kennzeichnet sich<br />

durch eine Offenheit und Wertschätzung<br />

gegenüber den bei uns lebenden<br />

Menschen. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter verschenken<br />

Zeit ohne eine materielle Gegenleistung.<br />

Aber sie bekommen das Gefühl,<br />

etwas Gutes zu tun, jemandem<br />

eine Freude zu bereiten und dessen<br />

Lebenswelt zu bereichern. Bei dem<br />

hier beschriebenen Projekt war die<br />

Suche nach einem Einsatzort sowie<br />

der Beziehungsaufbau in der Gruppe<br />

sehr spannend.<br />

Die jetzt eineinhalb Jahre alte Anna<br />

erhält die Möglichkeit, Handicaps als<br />

etwas Natürliches und Verschiedenheit<br />

als etwas Selbstverständliches<br />

zu erleben. Die Betreuten erfahren,<br />

dass nicht nur sie Unterstützung in<br />

gewissen Bereichen benötigen, sondern<br />

können eigene Kompetenzen<br />

einsetzen: den Kinderwagen schieben,<br />

tröstende Worte spenden oder<br />

ein Spiel erklären. Und die Mutter?<br />

Sie erfährt das Gefühl, besondere<br />

<strong>Brücken</strong> gebaut zu haben.<br />

Markus Niemeier, verantwortlich<br />

für ZeitGeschenke bei den <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong>n Reichenbach


12<br />

Thema: <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

<strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong> für die Bildung<br />

Europäische Partnerschaften der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen in Straubing<br />

Partnerschaften auf europäischer Ebene<br />

haben in der Einrichtung für Menschen<br />

mit Behinderungen der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> in Straubing schon seit einigen<br />

Jahren Einzug gehalten. Die erste von<br />

der Europäischen Union geförderte<br />

Lernpartnerschaft mit Irland, Slowenien,<br />

Österreich und Deutschland fand<br />

von 2002 bis 2004 statt, eine weitere<br />

Lernpartnerschaft mit Teilnehmern aus<br />

Spanien und Belgien wurde von 2005<br />

bis 2007 durchgeführt.<br />

Berufliche Bildung<br />

für Menschen mit<br />

besonderem Lernbedarf<br />

Von September 2011 bis September<br />

2013 fand ein weiteres europäisches<br />

Projekt statt. „Ein guter Service“ – dieses<br />

Motto beschreibt die zwei Hauptzielrichtungen<br />

dieser „Leonardo-da -inci-<br />

Partnerschaft“:<br />

• Wir entwickeln und bieten gute berufliche<br />

Bildung an.<br />

• Die gut Ausgebildeten bieten ihrerseits<br />

wiederum gute Service-<br />

Leistungen an.<br />

Teilnehmer waren Einrichtungen der<br />

Behindertenhilfe aus Deutschland, Irland,<br />

Österreich, Polen und Spanien,<br />

die berufliche Bildung für Menschen<br />

mit besonderem Lernbedarf anbieten.<br />

Die Systeme der Ausbildung für Menschen<br />

mit Behinderung sind in Europa<br />

sehr unterschiedlich, Berufsschulen<br />

gibt es nicht, „inklusive“ Ausbildungen<br />

sind selten. In Irland können sich Erwachsene<br />

in Tagesstätten (Day-Center)<br />

qualifizieren, gemeindeorientiert mit<br />

Unterstützung durch Job-Coaches zu<br />

arbeiten. In den polnischen und österreichischen<br />

Einrichtungen gab es noch<br />

keine berufliche Bildung. In Deutschland<br />

und Spanien findet die berufliche<br />

Bildung in Werkstätten für Menschen<br />

mit Behinderung statt.<br />

Ziel des Projektes war es, trotz dieser<br />

unterschiedlichen Rahmenbedingungen<br />

die berufliche Bildung für Menschen mit<br />

Lernschwierigkeiten zu verbessern. Die<br />

Partner wählten folgende Berufe aus:<br />

• Deutschland: Dienstleistungshelfer<br />

• Irland: Gärtner<br />

• Österreich: Bekleidungsgestalter<br />

• Polen: Gärtner<br />

• Spanien: Verwaltungskraft<br />

Auf die Fähigkeiten der<br />

Teilnehmer zugeschnitten<br />

Aus den jeweiligen staatlichen Lehrplänen<br />

und Ausbildungsrichtlinien heraus<br />

entwickelte jeder Partner verschiedene<br />

Einheiten, Module und/oder Handbücher,<br />

angepasst an die Fähigkeiten der<br />

Teilnehmenden. In Kursen erwarben<br />

diese spezielle Kenntnisse, Fertigkeiten<br />

und Kompetenzen für den jeweiligen<br />

Beruf. Bei den Partnerschaftstreffen<br />

zeigte jeder Partner Ausschnitte aus<br />

seinen Kursen und die Teilnehmenden<br />

erprobten diese Einheiten. Die professi-<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Leonardo-da-Vinci-Partnerschaft bei ihrem ersten Treffen in Straubing


Thema: <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

13<br />

Seit 2009 gibt es die Gruppe, die anfangs<br />

nur für Bewohnerinnen geplant war.<br />

Schon bald interessierten sich andere<br />

Frauen, die gern in der Wassergymnastik<br />

mitmachen wollten. Nach und nach<br />

lernten sich die Mitglieder kennen und<br />

sie treffen sich auch immer wieder nach<br />

der Gymnastik im „Café fratelli“, um<br />

sich auszutauschen. Auch während der<br />

Übungsstunde spornen sich die Teilonellen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

lernten unterschiedliche Bildungsansätze<br />

und Methoden kennen.<br />

Neben den beruflichen Fertigkeiten wurde<br />

Wert auf die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

jedes einzelnen<br />

gelegt, zum Beispiel durch Methoden<br />

der Biografiearbeit. Das Lernen oder<br />

Erweitern von Schlüsselkompetenzen<br />

war ebenso ein wichtiges Ziel. Die<br />

Teilnehmenden erweiterten zum Beispiel<br />

ihre sozialen Kompetenzen oder<br />

ihre Fähigkeit „Lernen zu lernen“. Sie<br />

wirkten aktiv bei den Treffen mit und<br />

präsentierten ihre Erfahrungen.<br />

Bei der Durchführung der Lerneinheiten<br />

wurden Formen unterstützter Kommunikation<br />

(zum Beispiel Piktogramme,<br />

Fotos), kreative und stark praxisorientierte<br />

Vermittlungsmethoden eingesetzt<br />

und ausprobiert.<br />

Verständnis für<br />

andere Länder<br />

Die Partnerschaft weckte Verständnis<br />

für die unterschiedlichen Rahmenbedingungen<br />

in den einzelnen Ländern. Um<br />

bei den Treffen die politische Relevanz<br />

des Projekts zu verdeutlichen, waren<br />

meist die Bürgermeister der Städte und<br />

Gemeinden eingeladen.<br />

Eine regionale Vernetzung erfolgte<br />

durch den Kontakt zu Berufsschulen<br />

oder Ausbildungszentren.<br />

Der Austausch zeigte die Chancen und<br />

Herausforderungen für weitere Entwicklungen<br />

der beruflichen Bildung für Menschen<br />

mit geistiger Behinderung auf.<br />

Weitere Herausforderungen sind zum<br />

Beispiel die differenzierte Entwicklung<br />

von Ausbildungs-Lehrgängen, der Aufbau<br />

von Ausbildungsstrukturen und die<br />

Schaffung von Arbeitsplätzen auf dem<br />

allgemeinen Arbeitsmarkt.<br />

Dass Menschen mit Lernschwierigkeiten<br />

durch berufliche Bildung einen<br />

„guten Service“ anbieten können, hat<br />

das Projekt gezeigt.<br />

Anna Rieg-Pelz<br />

Bereichsleitung Arbeit<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> Straubing<br />

Gelebte Inklusion in der Schwimmgruppe<br />

Die UN-Behindertenrechtskonvention<br />

lässt sich als Einladung verstehen,<br />

Hindernisse für die Begegnung von<br />

Menschen mit und ohne Behinderung<br />

abzu<strong>bauen</strong> und stattdessen <strong>Brücken</strong> für<br />

eine Gemeinschaft zu errichten, in der<br />

sich Menschen vorurteilsfrei begegnen.<br />

Gut funktioniert das beim gemeinsamen<br />

Sport. Der Vitalsportverein (VSV)<br />

Straubing sucht seit einigen Jahren auch<br />

Kontakt zu Einrichtungen der Behindertenhilfe<br />

und bietet mittlerweile eine beachtliche<br />

Zahl von Sportgruppen in den<br />

Einrichtungen der Katholischen Jugendfürsorge<br />

und der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong><br />

an. Aus einer dieser Gruppen ist im Laufe<br />

der Zeit eine echte Inklusionsgruppe<br />

geworden, denn jeden Freitag treffen<br />

sich Bewohnerinnen der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> und andere weibliche Mitglieder<br />

des VSV zur Wassergymnastik im Hallenbad<br />

der Einrichtung.<br />

Jeden Freitag treffen sich Bewohnerinnen der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> Straubing und andere<br />

Mitglieder des Vitalsportvereins (VSV)Straubing zur Wassergymnastik im Hallenbad<br />

der Einrichtung.<br />

nehmerinnen gegenseitig an und helfen<br />

sich bei Partner- und Gruppenübungen.<br />

Ab und zu werden Bewohnerinnen am<br />

Wochenende von den anderen Teilnehmerinnen<br />

nach Hause eingeladen.<br />

Die Frauen haben in der Gymnastik<br />

die Möglichkeit, eigene gesundheitliche<br />

Probleme gezielt anzugehen, etwa<br />

durch Übungen zur Stärkung der<br />

Rückenmuskulatur, sich zu entspannen<br />

und auch etwas für Konzentration und<br />

Koordination zu tun. Gemeinsam Sport<br />

treiben hilft allen Teilnehmerinnen, die<br />

eigene Gesundheit zu fördern und zu erhalten,<br />

Spaß an Bewegung zu erlernen<br />

und zu erhalten. Die Unterschiede der<br />

Teilnehmerinnen nehmen an Bedeutung<br />

ab, alle gehen ganz normal miteinander<br />

um und pflegen Freundschaften.<br />

Kristina Dengler


14<br />

Thema: <strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong><br />

An Begegnungen wachsen<br />

<strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong> für Menschen mit Autismus<br />

Der Kontakt und die Verbindung mit<br />

Menschen ermöglicht Wachstum. Dieses<br />

lebendige Wachsen wird besonders<br />

deutlich, wenn neues Leben entsteht.<br />

Nur verbunden mit dem Organismus<br />

der Mutter wächst das Kind. Dieses<br />

Wachstum im Mutterleib ist begrenzt<br />

und ein Hineinwachsen in die Welt ist<br />

notwendig. Es beginnt das Wachsen in<br />

der Elternbindung und ein Öffnen und<br />

Hineintreten in neue Erfahrungsräume.<br />

Die Begegnungen des Menschen erweitern<br />

sich mit dem Heranwachsen.<br />

Kindergarten, Schule, Arbeitsleben sind<br />

wichtige Schritte auf dem Weg zum Erwachsenwerden.<br />

Große und viele kleinen<br />

Übergänge gibt es ein Leben lang.<br />

Für Menschen mit einer Beeinträchtigung<br />

ist eine fachliche Begleitung notwendige<br />

Voraussetzung, damit sie die<br />

Hürden des Wachsens in neue Räume<br />

hinein schaffen. Je komplexer die Beeinträchtigung,<br />

umso anspruchsvoller<br />

ist die Begleitung. Gerade Menschen<br />

mit Autismus benötigen diese Hilfe<br />

zeitlebens. Sie brauchen Betreuerinnen<br />

und Betreuer, die neben der Fachlichkeit<br />

auch Menschlichkeit leben, die bereit<br />

sind zur Begegnung und zum Wachsen<br />

an den Aufgaben.<br />

In der Pädagogik wie in der Pflege ist<br />

professionelle Beziehung die Grundlage<br />

für gelungene Arbeit. Die Aufgabe,<br />

Menschen mit Autismus zu begleiten,<br />

stellt hohe Anforderungen an die Persönlichkeit.<br />

Menschen mit Autismus<br />

brauchen ein klares Gegenüber, das ihnen<br />

Sicherheit und Halt gibt, das ihnen<br />

Grenzen aufzeigt und Begegnungen<br />

gestaltet.<br />

Der Wert der menschlichen Begegnung<br />

in der sozialen Arbeit und in der Pflege<br />

wird immer noch zu wenig wahrgenommen<br />

und gewürdigt. Ein Grund dafür<br />

liegt darin, dass diese Qualität der Arbeit<br />

schwer messbar ist und kaum durch eine<br />

Pflegedokumentation überprüft werden<br />

kann. Sie wird aber spürbar an der Zufriedenheit<br />

der Menschen.<br />

Begegnung mit Menschen und deren<br />

Unterstützung ist eine Hauptmotivation<br />

einen sozialen Beruf zu ergreifen. Die<br />

Spielräume für menschliche Begegnung<br />

werden aber immer enger. Die Anforderungen<br />

werden immer höher, die eigenen<br />

Ressourcen sind begrenzt. Neue<br />

Kraft lässt sich schöpfen aus gelungenen<br />

Begegnungen mit den Menschen, für die<br />

ich verantwortlich bin, sowie aus unterstützenden<br />

Kontakten und Gesprächen<br />

mit Kollegen, Angehörigen und Vorgesetzten.<br />

Als Eltern eines autistischen Sohnes<br />

machen wir die Erfahrung, dass unser<br />

Sohn Beziehung will, aber nicht weiß,<br />

wie das geht. Bei der Beziehungsgestaltung<br />

braucht er Unterstützung.<br />

Wir haben auch erlebt, wenn Beziehung<br />

nicht gelingt, ist Vereinsamung<br />

und Ausgrenzung die Folge. Deshalb<br />

haben wir die Stiftung und den Förderverein<br />

„Menschen und Autismus -<br />

Lebensqualität durch Beziehung e.V.“<br />

gegründet. Es werden unter anderem<br />

Projekte gefördert, die Präsenz stärken<br />

und Begegnungsräume öffnen. Dadurch<br />

werden <strong>Brücken</strong> gebaut, welche die unterschiedlichen<br />

Lebenswelten verbinden<br />

und Begegnung ermöglichen.<br />

Marie Anna Uschwa<br />

Weitere Infos im Internet unter<br />

www.foerderverein-autismus.de<br />

Die Brooklyn-Bridge in New<br />

York verbindet Manhattan mit<br />

Brooklyn - im Jahr ihrer Fertigstellung,<br />

1883, war sie die<br />

längste Hängebrücke der Welt.


Bayerische Ordensprovinz<br />

15<br />

Lagerfeuer bei der Klosternacht<br />

Malsenecker<br />

Klosternacht<br />

Frater Bernhard Binder, Prior in Algasing<br />

und Kostenz, begrüßt die Gäste.<br />

Gut 200 Besucherinnen und Besucher<br />

konnte Prior Frater Bernhard Binder bei<br />

der ersten Klosternacht in Schloß Malseneck<br />

am Samstag, den 21. September<br />

2013, begrüßen. Die Klosternacht<br />

begann mit dem gemeinsamen Gottesdienst<br />

in der Hauskapelle, zelebriert von<br />

Kaplan Christoph Stürzer, Kraiburg, Pater<br />

Max Sturm, Salesianer Don Boscos<br />

Waldwinkel, und Diakon Theo Kießling<br />

aus Rosenheim. Anstelle einer Predigt<br />

erzählte Frater Thomas Väth in lebendiger<br />

und beeindruckender Weise seine<br />

Berufungsgeschichte. Die mitreißende<br />

musikalische Umrahmung gestaltete<br />

der Rhythmuschor Grünthal unter der<br />

Leitung von Sabine Karl.<br />

Nach dem Gottesdienst konnten sich alle<br />

Besucher im Verpflegungszelt stärken,<br />

um dann am weiteren Programm teilnehmen<br />

zu können. Angeboten wurde:<br />

der Film „Ein Gelübde für mehr<br />

Menschlichkeit“, die Vorstellung des<br />

Berufsbildes Heilerziehungspflege, die<br />

Märchenaufführung „Die Gänsemagd“,<br />

dargestellt als Erzählung und Fadenpuppenspiel,<br />

die Meditation, „In der Stille<br />

angekommen“, ein Gespräch mit Ordensbrüdern<br />

über sich und ihr Leben,<br />

eine Information über den Granatapfel.<br />

Junge und jung Gebliebene konnten<br />

beim Singen, Würstl-Grillen und<br />

Stockbrot-Backen Lagerfeuer-Romantik<br />

erleben.<br />

Frater Karl Wiench bringt den Besuchern<br />

den Granatapfel nahe.<br />

Frater Magnus Morhardt (ganz rechts)<br />

und Frater Thomas Väth im Gespräch<br />

Um 21 Uhr wurde im Rahmen einer<br />

Statio mit anschließender Lichterprozession<br />

die neue Johannes-von-Gott-<br />

Statue vom Innenhof der Förderstätte<br />

in die Hauskapelle begleitet und dort<br />

aufgestellt und gesegnet. Gemeinsam<br />

beteten Ordensbrüder und Besucher die<br />

Komplet, das Nachtgebet der Christenheit,<br />

das den Tag beschließt. Bei interessanten<br />

Gesprächen und Begegnungen<br />

im Zelt klang die Klosternacht aus. Die<br />

Besucher waren beeindruckt von den<br />

Angeboten und der romantischen Illumination.<br />

Die neue Johannes-von-Gott-Statue wird in einer Prozession zur Hauskapelle gebracht.<br />

Rudolf Siegmund


16<br />

Bayerische Ordensprovinz<br />

Festgottesdienst in der Algasinger Klosterkirche mit Hauptzelebrant Landescaritasdirektor Prälat Bernhard Piendl (rechtes Foto Mitte)<br />

und Generalprior Pater Jesús Etayo (links von Prälat Piendl)<br />

Mit den Augen Gottes schauen<br />

- wie Eustachius Kugler<br />

Festtag in Algasing am 2. Oktober zum vierten Jahrestag der Seligsprechung<br />

und zum 150-jährigen Bestehen des Hauses<br />

In der festlich geschmückten Algasinger<br />

Klosterkirche St. Josef feierten Mitarbeiter,<br />

Bewohner der Behinderteneinrichtung<br />

und <strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> den<br />

vierten Jahrestag der Seligsprechung<br />

von Frater Eustachius Kugler. Generalprior<br />

Pater Jesús Etayo war eigens mit<br />

Generalrat Frater Rudolf Knopp aus<br />

Rom angereist, um zudem das 150-jährige<br />

Wirken des Ordens in Algasing zu<br />

ehren. Auch Provinzial Frater Emerich<br />

Steigerwald, Landescaritasdirektor Prälat<br />

Bernhard Piendl und der Dorfener<br />

Bürgermeister Heinz Grundner gehörten<br />

zu den Ehrengästen.<br />

Prior Frater Bernhard Binder erinnerte<br />

in seiner Begrüßung daran, dass es<br />

dem damaligen Dorfener Pfarrer Anton<br />

Schmitter zu verdanken sei, dass in Algasing<br />

ein Kloster der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> entstand. Der heutige Stadtpfarrer<br />

Johann Eschbaumer war ebenso unter<br />

den Mitfeiernden wie Dekan Josef<br />

Kriechbaumer.<br />

Für Hauptzelebrant und Festprediger<br />

Prälat Piendl war die Seligsprechung<br />

von Eustachius Kugler am 4. Oktober<br />

2009 im <strong>Regensburg</strong>er Dom im „wahrsten<br />

Sinne ein Jahrhundertereignis“. Die<br />

Menschen seien in einer Atmosphäre<br />

der Freude bewegt gewesen von einem<br />

Gelungener Festtag: (von links) Frater Timotheus Rohrmoser, Pfarrer Johann Eschbaumer, Prior Frater Bernhard Binder, Pater Leodegar<br />

Klinger, Generalrat Frater Rudolf Knopp, Generalprior Pater Jesús Etayo, Landescaritasdirektor Prälat Bernhard Piendl, 1. Bürgermeister<br />

Heinz Grundner, Dekan Josef Kriechbaumer, Provinzial Frater Emerich Steigerwald


Bayerische Ordensprovinz<br />

17<br />

Heiligen, der „als einer von uns“ empfunden<br />

wurde und „nicht als der Heilige<br />

oder Selige in der unnahbaren Ferne“.<br />

So feierten die Gläubigen „nicht den<br />

<strong>Krankenhaus</strong>-Erbauer oder den Manager<br />

und Visionär, sondern den tief im<br />

Glauben verwurzelten Ordensbruder,<br />

dem die Kranken und Leidenden am<br />

Herzen liegen, weil er immer mehr mit<br />

den Augen Gottes auf diese geschaut<br />

hat“, so der Festprediger.<br />

Sichtweise der Liebe<br />

Auch Papst Franziskus lade uns in seiner<br />

Enzyklika „Lumen fidei“ dazu ein, „uns<br />

im Glauben die Sichtweise Jesu anzueignen<br />

und sie einzuüben“. Diese Sichtweise<br />

der Liebe sei die Botschaft, „die<br />

wir als Christen heute der Welt schuldig<br />

sind: in unseren Krankenhäusern, in unseren<br />

Einrichtungen für Menschen mit<br />

Behinderung, in allen unseren karitativen<br />

Diensten“, forderte der Landescaritasdirektor.<br />

Beim anschließenden Festakt dankte<br />

Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />

den vielen Mitbrüdern, Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern, „die in all diesen<br />

Jahrzehnten liebevoll in der Förderung<br />

der Buben und später in der Pflege und<br />

Betreuung der Heimbewohner gewirkt<br />

haben und wirken“. Eustachius Kugler<br />

bekannte sich selbst gegenüber zweifelnden<br />

Ordensoberen in Rom „klar und<br />

Eigens aus Rom angereist: Generalprior<br />

Pater Jesús Etayo (mit Übersetzer Klaus<br />

Mutschenlechner) bei seiner Festrede<br />

Arien aus dem Johannes-von-Gott-Oratorium mit den Solisten Reinhild Buchmayer, Mezzosopran,<br />

und Martin Summer, Bariton, unter der Leitung von Ernst Bartmann<br />

deutlich zum Lehr- und Erziehungsauftrag<br />

der <strong>Brüder</strong> und dieser so gelebten<br />

Hospitalität“. Auch der Neuausrichtung<br />

von Algasing, wie sie sich heute<br />

als Heim, Werkstatt und Förderstätte<br />

zeige, wäre Eustachius Kugler wohl<br />

aufgeschlossen gegenübergestanden,<br />

war der Provinzial überzeugt, da hier<br />

„gezielt Förderung geschieht und der<br />

Mensch im Mittelpunkt steht“, also die<br />

Heimbewohnerinnen und Heimbewohner<br />

„fühlen sich hier – auf gut Bairisch<br />

– ‚dahoam’“.<br />

Bewohner im Mittelpunkt<br />

Dieses auf Bairisch gesprochene „dahoam“<br />

griff dann der oberste <strong>Barmherzige</strong><br />

Bruder aus Rom in seiner ansonsten spanisch<br />

gehaltenen Festrede auf: Generalprior<br />

Pater Jesús Etayo wünschte, dass<br />

die unzähligen in Algasing betreuten<br />

Bewohner „sich stets im Mittelpunkt<br />

des Hauses gefühlt und die Hospitalität<br />

der <strong>Brüder</strong> und Mitarbeiter konkret<br />

erfahren haben.“ Die Arbeit mit behinderten<br />

Menschen sei einer der wichtigsten<br />

Tätigkeitsbereiche des Ordens, so<br />

der Generalprior. Es gelte hierbei die<br />

Prinzipien von Partizipation, Inklusion<br />

und Normalisierung zu beachten<br />

und zu fördern, „um dem behinderten<br />

Menschen mit Respekt vor seinen individuellen<br />

und sozialen Rechten ein<br />

möglichst selbstbestimmtes Leben zu<br />

ermöglichen.“<br />

Der selige Eustachus Kugler sei – neben<br />

dem Ordensgründer – ein großes<br />

Beispiel dafür, dass ein Leben in Hospitalität<br />

ein Weg zur Heiligkeit sei, erinnerte<br />

der General. Eustachius Kugler<br />

habe mit seinem Leben eine Botschaft<br />

hinterlassen: „Getragen von einem<br />

unerschüttlichen Gottvertrauen sollen<br />

wir, wie er, mit Schlichtheit und Bescheidenheit<br />

unsere Berufung und Sendung<br />

leben. Treue, Glaubensstärke und<br />

Entschlossenheit in der Berufung sollen<br />

uns dabei leiten“. Gerade für diejenigen<br />

in Leitungsverantwortung sei der selige<br />

Eustachius Kugler ein „lebendiger<br />

Aufruf, diese Verantwortung mit Bescheidenheit,<br />

Geradlinigkeit und Treue<br />

wahrzunehmen...“.<br />

Auch an die 24 <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong>,<br />

die als Märtyrer des Glaubens und der<br />

Barmherzigkeit am 13. Oktober in Tarragona<br />

seliggesprochen werden, erinnerte<br />

der Generalprior. Die neuen Seligen<br />

seien „ein Impuls zur Erneuerung<br />

für die gesamte Familie des heiligen<br />

Johannes von Gott und speziell für die<br />

Dienstgemeinschaft der Einrichtung<br />

von Algasing anlässlich der Feier ihres<br />

150-jährigen Bestehens, damit wir den<br />

Heimbewohnern und ihren Familien<br />

auch in Zukunft einen bestmöglichen<br />

christlichen, menschlichen und professionellen<br />

Dienst bieten.“<br />

Nach dem ausgezeichneten Festessen<br />

lauschten die Festgäste noch Arien aus<br />

dem Johannes-von-Gott-Oratorium unter<br />

der Leitung von Ernst Bartmann und mit<br />

den Solisten Reinhild Buchmayer, Mezzosopran,<br />

und Martin Summer, Bariton.<br />

Kirsten Oberhoff


18<br />

Bayerische Ordensprovinz<br />

Das Runde muss ins Eckige…<br />

Beim Provinz-Fußballturnier in Straubing gewinnt … Straubing<br />

„Das Runde muss ins Eckige …“ Wer<br />

kennt diese alte Fußball-Weisheit nicht?<br />

Getreu diesem Motto fand auch dieses<br />

Jahr wieder das Provinzturnier der Fußballmannschaften<br />

aus den Behinderteneinrichtungen<br />

der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong><br />

in Gremsdorf, Algasing, Reichenbach<br />

und Straubing statt. Straubing richtete<br />

das Turnier aus. Gegen neun Uhr morgens<br />

trafen die Mannschaften ein und<br />

konnten sich vor dem Turnier noch mit<br />

einem Frühstück stärken. Zur Begrüßung<br />

sprach Pastoralreferent Gerhard<br />

Kaiser besinnliche Worte. Den Segen<br />

für ein gelungenes Turnier, frei von Verletzungen,<br />

erteilte der indische Priester<br />

Antony Kallarakkal, der Gast der Straubinger<br />

Einrichtung war.<br />

Die Vorrunde war geprägt von spannenden<br />

Spielen unter der Leitung des<br />

Unparteiischen Alexander Müller sowie<br />

sehenswerten Toren von allen beteiligten<br />

Mannschaften. Die Ergebnisse<br />

der Vorrundenspiele ergaben, dass das<br />

Spiel um Platz drei die Mannschaften<br />

aus Gremsdorf und Algasing auszutragen<br />

hatten und im Finale standen sich<br />

Reichenbach und Straubing gegenüber.<br />

Doch davor sollten alle Beteiligten zuerst<br />

beim Mittagessen und einer kleinen<br />

Pause wieder zu Kräften kommen.<br />

Freuen sich über den Turnier-Gewinn: die siegreichen Straubinger Teilnehmer<br />

Das „kleine Finale“ war an Spannung<br />

kaum zu übertreffen, doch letztendlich<br />

setzte sich Algasing knapp gegen<br />

Gremsdorf durch und landete so auf dem<br />

dritten Platz. Das Finale war ebenfalls<br />

lange sehr umkämpft, aber am Schluss<br />

sicherte sich die Mannschaft aus Straubing,<br />

beflügelt durch den Heimvorteil,<br />

den ersten Platz und den dazugehörigen<br />

Wanderpokal. Geschäftsführer Hans<br />

Emmert überreichte unter Applaus Pokale<br />

und Urkunden.<br />

Gratulation an alle beteiligten Mannschaften<br />

zu den gezeigten Leistungen<br />

und ein Dankeschön an die fleißigen<br />

Helfer.<br />

Für den FC Granados<br />

Michael Kinzkofer<br />

Spielszene aus der Begegnung Algasing<br />

(in Gelb) gegen Reichenbach


Bayerische Ordensprovinz<br />

19<br />

Weihbischof Werner Radspieler am<br />

8. Januar 2012 beim Gottesdienst zum<br />

Patronatsfest der Gremsdorfer Klosterkirche<br />

zur Heiligen Familie – im Rahmen<br />

der Feier wurde er zum Ehrenmitglied der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> ernannt.<br />

Bamberger Weihbischof<br />

Radspieler im Ruhestand<br />

Das Ehrenmitglied der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> war<br />

der dienstälteste Bischof in Bayern<br />

Mit einem feierlichen Pontifikalamt im<br />

Bamberger Dom und einem Fest der<br />

Begegnung wurde Weihbischof Werner<br />

Radspieler am 29. September nach 27<br />

Jahren in den Ruhestand verabschiedet.<br />

Erzbischof Ludwig Schick würdigte<br />

ihn als „guten Hirten“ und „markanten<br />

Künder des Wortes Gottes“ sowie als<br />

„fürsorglichen Seelsorger“. Die Caritas<br />

sei dem Weihbischof nicht nur in der<br />

Theorie, sondern vor allem in der Praxis<br />

ein wichtiges Anliegen gewesen.<br />

Werner Radspieler wurde am 13. August<br />

1938 in Nürnberg geboren. 1964 empfing<br />

er die Priesterweihe, am 21. Dezember<br />

1986 wurde er zum Bischof geweiht.<br />

In der Bischofskonferenz war er Mitglied<br />

der Publizistischen Kommission,<br />

der Kommission für gesellschaftliche<br />

und soziale Fragen (1996-2006) und der<br />

Pastoralkommission (1999-2006); seit<br />

2006 war er Mitglied der Caritas-Kommission.<br />

Sein besonderes Interesse galt<br />

immer der karitativen Arbeit der Kirche.<br />

So war er von 1996 bis 2008 Erster<br />

Vorsitzender des Caritasverbandes der<br />

Erzdiözese Bamberg.<br />

Mit den <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong>n verbindet<br />

den emeritieren Bischof eine<br />

langjährige Freundschaft. Seit seiner<br />

Bischofsweihe hat Werner Radspieler<br />

ohne Unterbrechung alle Jahre beim<br />

Gremsdorfer Familienfest die Eucharistie<br />

gefeiert, ein Vierteljahrhundert lang.<br />

2012 wurde er zum Ehrenmitglied des<br />

Hospitalordens ernannt.<br />

Erzbistum Bamberg/kio<br />

Bad Wörishofener Spende für Münchner Hospiz<br />

Die Einnahmen vom Tag der offenen<br />

Tür im Kneipp- & Gesundheitsresort<br />

Sebastianeum in Bad Wörishofen am<br />

22. September in Höhe von 1650 Euro<br />

wurden dem Johannes-Hospiz der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> in München gespendet.<br />

Die Verantwortlichen danken<br />

allen, die diese Spende mit ihrem Besuch<br />

am <strong>Barmherzige</strong>-<strong>Brüder</strong>-Stand in<br />

der Kneippstraße und im Café ermöglicht<br />

haben.<br />

22. September: Der Stand der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> vor dem<br />

Sebastianeum in Bad Wörishofen


20<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> weltweit<br />

Rote Rosen mit Portraits der 24 neuen seligen Märtyrer des Hospitalordens in Sant Boi de Llobregat vor den Schreinen von seligen<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong>n aus der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs<br />

Märtyrer des Glaubens und<br />

der Barmherzigkeit<br />

Seligsprechung von 24 <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong>n in Tarragona (Spanien)<br />

Am 13. Oktober 2013 wurden im spanischen Tarragona, etwa eine Stunde südlich von Barcelona gelegen, 522 Christen,<br />

die in den Unruhen des Spanischen Bürgerkriegs ermordet wurden, in das Verzeichnis der Seligen aufgenommen.<br />

Darunter waren auch 24 <strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> aus Spanien und Kuba. Die neuen Seligen des Hospitalordens folgen<br />

den 71 Märty rern, die Papst Johannes Paul II. am 25. Oktober 1992 seliggesprochen hat. Eine Gruppe von 15 Pilgern<br />

der Bayerischen Ordensprovinz nahm an den Feierlichkeiten in Spanien teil.<br />

In der Oktober-Ausgabe der misericordia<br />

(Seite 25) wurde bereits über das<br />

Schicksal der 24 Märtyrer in Spanien<br />

berichtet. Die <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong><br />

wurden während des Spanischen Bürgerkriegs<br />

in den Jahren 1936 und 1937<br />

als Opfer allgemeiner religiöser Verfolgung<br />

ermordet. Sie bezahl ten ihre Treue<br />

zu den ihnen anvertrauten Kranken mit<br />

ihrem Leben. Mit der Seligsprechung<br />

wurde bestätigt, dass sie für immer bei<br />

Gott leben und dass ihre Treue zu Gott<br />

Die Pilgergruppe aus Bayern


<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> weltweit<br />

21<br />

Heiligenfiguren an der Kathedrale von<br />

Tarragona<br />

und den Kranken auch für uns ein Beispiel<br />

sein kann.<br />

15 Pilger aus Bayern<br />

Am Samstag, den 12. Oktober, brachen<br />

vier <strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong>, drei Ordensschwestern<br />

und acht Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter aus verschiedenen Einrichtungen<br />

am Münchner Flughafen auf,<br />

um an der Seligsprechung teilzunehmen.<br />

Vom Flughafen in Barcelona aus ging es<br />

mit dem Bus weiter nach Salou, einem<br />

Badeort am Mittelmeer in der Nähe von<br />

Tarragona, wo die Pilger zusammen mit<br />

zahlreichen weiteren <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong>n und Mitarbeitern im Hotel<br />

übernachteten.<br />

Am späten Nachmittag fuhr die Gruppe<br />

nach Tarragona, einer Bischofsstadt mit<br />

zahlreichen Sehens würdigkeiten, darunter<br />

ein antikes Amphitheater. Hier wurden<br />

Christen unter Kaiser Valerian im<br />

dritten Jahrhundert grausam ermordet.<br />

Auch der heilige Hermenegild wurde<br />

585 in Tarragona umgebracht. Die Stadt<br />

mit etwa 133 000 Einwohnern liegt malerisch<br />

am Mittelmeer und beherbergt<br />

einen wichtigen Handels hafen.<br />

In der Kathedrale von Tarragona versammelten<br />

sich zahlreiche Pilger, insbesondere<br />

Ordensleute, deren Mitbrüder<br />

und -schwestern seliggesprochen werden<br />

sollten, zur Vesper. Das Abendgebet<br />

unter Vorsitz des Erzbischofs von<br />

Tarragona Jaume Pujol Balcells diente<br />

der Vorbereitung auf die Seligsprechung<br />

am Sonntag.<br />

Am Sonntagmorgen fuhren die Pilger<br />

mit Bussen an den Hafen von Tarragona,<br />

um von dort aus zum Complejo<br />

Educativo (Bildungs zentrum) zu gehen,<br />

wo sich etwa 25 000 Gläubige aus<br />

Spanien und der ganzen Welt zur Seligsprechung<br />

der Märtyrer versammelten,<br />

darunter über 100 Bischöfe, etwa<br />

1 400 Priester, 2 800 Ordensleute und<br />

4 000 Angehörige der Opfer. Eingebettet<br />

war die Seligsprechung in das Jahr des<br />

Glaubens der katholischen Kirche. Der<br />

Präfekt der Kongregation für Selig- und<br />

Heiligsprechungen, Kardinal Angelo<br />

Amato, der 2009 im Auftrag von Papst<br />

Benedikt XVI. die Seligsprechung von<br />

Frater Eustachius Kugler vorgenommen<br />

hatte, war auch in Tarragona Vertreter<br />

des Papstes. Außerdem stand er der<br />

Eucharistiefeier als Hauptzelebrant vor.<br />

Papst Franziskus:<br />

Architekten der<br />

<strong>Brüder</strong>lichkeit sein<br />

Nach einer geistlichen Vorbereitung<br />

begann die Gottesdienstfeier mit einer<br />

Videoansprache von Papst Franziskus.<br />

Darin nannte er die Märtyrer Menschen,<br />

die mit ihrer Liebe bis zur Vollendung<br />

gingen (vgl. Joh 13,1). Mit ihrer Liebe<br />

ahmten sie Christus nach, dessen Liebe<br />

bis ans Kreuz ging. Das Beispiel der<br />

Märtyrer fordere auch die Christen heute<br />

heraus, immer „ein wenig zu sterben“<br />

und die Selbstsucht, den Wohlstand, die<br />

Faulheit und die Sorgen zu verlassen,<br />

um sich Gott öffnen zu können und auch<br />

unseren Mitmenschen, besonders denjenigen,<br />

die uns am meisten brauchen.<br />

Zum Schluss rief der Papst die Gläubigen<br />

auf. „Lasst uns Ferment der Hoff-<br />

Fortsetzung auf Seiten 22<br />

Blick auf den Altarbereich beim<br />

Seligsprechungs-Gottesdienst


22<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> weltweit<br />

nung und Architekten der <strong>Brüder</strong>lichkeit<br />

und Solidarität sein!“<br />

Der Ritus der Seligsprechung war eingebettet<br />

in die Feier der Heiligen Messe.<br />

Kardinal Amato verlas dabei das von<br />

Papst Franziskus unterzeichnete Dekret<br />

mit den Namen der Märtyrer. Allein in<br />

Tarragona kamen 147 von ihnen ums<br />

Leben. Die Causa der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> wurde „Frater Mauricio Íñiguez<br />

de Heredia und seine 23 Gefährten“ benannt.<br />

Nach der Enthüllung des Bilds<br />

mit Portraits der neuen Seligen brandete<br />

dankbarer Jubel auf und Luftballons<br />

stiegen zum Himmel empor.<br />

Kardinal Amato: Mit Liebe<br />

das Böse überwinden<br />

In seiner Predigt im Anschluss an das<br />

Evangelium von der Nachfolge Jesu und<br />

Selbstverleugnung (Lk 9,23-26) nannte<br />

Kardinal Angelo Amato die 522 Märtyrer<br />

„unbe waffnete Propheten der Liebe<br />

Christi“. Die Blutzeugen sind Jesus<br />

Christus treu geblieben bis in den Tod<br />

und haben so ihr Leben gerettet (vgl. Lk<br />

9,23f.). Über 1000 Märtyrer der 1930er<br />

Jahre wurden in 14 verschie denen Zeremonien<br />

seliggesprochen.<br />

Die Märtyrer, die in Tarragona zur Ehre<br />

der Altäre erhoben wurden – Bischöfe,<br />

Priester, Seminaristen, Ordensleute,<br />

Laien, Männer und Frauen, jung und alt,<br />

seien unschuldige Opfer, die Gefängnis,<br />

Folter, unfaire Gerichtsprozesse, Demütigungen<br />

und unbeschreibliche Qualen<br />

erdulden mussten.<br />

Die spanischen Märtyrer seien Opfer<br />

einer radikalen religiösen Verfolgung,<br />

die sich zum Ziel gesetzt hatte, die Kirche<br />

zu eliminieren. Die Märtyrer waren<br />

nicht Kollaborateure, sondern unbewaffnet<br />

und friedlich. Sie wurden deswegen<br />

getötet, weil sie katholisch waren, weil<br />

sie an Gott glaubten und Jesus Christus<br />

ihnen wichtiger war als ihr eigenes Leben.<br />

Dabei unterstützten sie zum Beispiel<br />

lieber die Kranken, als mit Rebellion<br />

und Waffen auf die Grausamkeit ihrer<br />

Verfolger zu reagieren.<br />

Die Kirche, die zu vergeben bereit ist,<br />

spricht die Zeugen der Liebe Christi selig,<br />

weil sie Bewunderung und Nachahmung<br />

verdienen. Die Seligsprechungsfeier<br />

möchte die Welt daran erinnern,<br />

dass sie Menschlichkeit, Frieden, <strong>Brüder</strong>lichkeit<br />

und Eintracht benötigt. Nur<br />

so könne auch heute das Böse überwunden<br />

werden: mit der Liebe, die aus Gott<br />

stammt, und mit Barmherzigkeit.<br />

Nach der Eucharistiefeier, bei der das<br />

Lied „El Gira-sol“ mit der Melodie aus<br />

der Feder des neuen Seligen Àngel Rodamilans<br />

OSB erklang, erhielten spanische<br />

Bischöfe und Vertreter der Ordensgemeinschaften,<br />

unter ihnen Pater<br />

Elia Tripaldi, der Generalpostulator der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong>, die Dekrete über<br />

die in ihrem Bistum bzw. ihrer Gemeinschaft<br />

seliggesprochenen Märtyrer.<br />

Am Montag fuhren die Pilger mit gepackten<br />

Koffern nach Sant Boi de Llobregat<br />

nahe Barce lona, wo die <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> ein vor zwei Jahren<br />

eröffnetes Allgemeines <strong>Krankenhaus</strong><br />

und verschiedene psychiatrische Einrichtungen<br />

führen. Auch das Provinzialat<br />

der Aragoni schen Provinz und Einrichtungen<br />

der vom heiligen Benedikt<br />

Menni gegründeten Hospitalschwe stern<br />

befinden sich in Sant Boi.<br />

Dankgottesdienst<br />

in Sant Boi de Llobregat<br />

In der <strong>Krankenhaus</strong>kirche Herz Jesu feierte<br />

die Familie des heiligen Johannes<br />

von Gott einen Dankgottesdienst zu Ehren<br />

der 24 neuen Seligen aus dem Orden<br />

der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong>. Hauptzelebrant<br />

der Feier war Bischof José Luis<br />

Redrado, Sekretär im Päpstlichen Rat<br />

für die Pastoral im Krankendienst und<br />

<strong>Barmherzige</strong>r Bruder. Ihm zur Seite<br />

standen der Generalprior des Ordens,<br />

Pater Jesús Etayo, und Pater Pascual<br />

Piles, Exgeneral und Provinzial der<br />

Aragoni schen Provinz, neben zahlreichen<br />

weiteren Priestern. An die Messfeier<br />

schloss sich ein Mittagsbuffet im<br />

Freien an, bei dem sich die Mitfeiernden<br />

aus aller Welt stärken und ins Gespräch<br />

kommen konnten.<br />

Die Reise zur Seligsprechung der Märtyrer<br />

des Spanischen Bürgerkriegs wird<br />

den Teilnehmern sicher in guter Erinnerung<br />

bleiben. Hervorzuheben sind die<br />

gute Organisation der Feierlichkeiten,<br />

die spanische Gastfreundschaft und die<br />

zahlreichen Begegnungen mit <strong>Brüder</strong>n<br />

und Mitarbeitern aus aller Welt.<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

Dieses stattliche Gebäude in St. Boi de<br />

Llobregat beherbergt das Provinzialat der<br />

Aragonischen Provinz der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong>.<br />

Foto links: Mittagessen unter Palmen in<br />

St. Boi mit <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong>n und<br />

Mitarbeitern aus aller Welt


Kirche und Gesellschaft<br />

23<br />

Mensch von Anfang an<br />

Manchmal beginnt das Leben mit dem Tod. Dennoch war es ein Leben. Jedes Jahr wird in der Klinik St. Hedwig in<br />

<strong>Regensburg</strong> bei einem ökumenischen Gedenkgottesdienst der stillgeborenen Kinder gedacht.<br />

Eine Schwangerschaft geht in der Regel<br />

mit großer Vorfreude auf den Familienzuwachs<br />

einher. Die werdenden Eltern<br />

schmieden Zukunftspläne und stellen<br />

sich erwartungsvoll auf das neue Leben<br />

ein. Wenn dieses Leben dann nur<br />

allzu kurz ist und das Kind schon vor,<br />

während oder nach der Geburt verstirbt,<br />

weicht das große Glück der Trauer und<br />

dem Schmerz.<br />

Die ökumenische Seelsorgegruppe der<br />

Kinder- und Frauenklinik St. Hedwig in<br />

<strong>Regensburg</strong> lädt die Eltern dieser stillgeborenen<br />

Kinder jedes Jahr zu einem<br />

ökumenischen Gedenkgottesdienst in<br />

die <strong>Krankenhaus</strong>kirche ein. Hier wird<br />

aller Kinder, die „zu klein oder zu krank<br />

waren, um leben zu können“, gedacht.<br />

40 Einladungen hat Klinikseelsorgerin<br />

Luitgard Biederer-Wutsios in diesem<br />

Jahr verschickt, zusätzlich die <strong>Regensburg</strong>er<br />

Pfarreien informiert.<br />

„Die Teilnahme an dem Gedenkgottesdienst<br />

ist ein schwerer Gang für die<br />

Angehörigen“, weiß die Seelsorgerin.<br />

„Aber oft ist die Gemeinschaft und gegenseitige<br />

Anteilnahme von Betroffenen<br />

mit dem gleichen Schicksal eine Stütze<br />

und ein kleiner Schritt im persönlichen<br />

Trauerprozess.“<br />

Die Sensibilität im <strong>Krankenhaus</strong> für diese<br />

Thematik ist bei allen Berufsgruppen<br />

ausgesprochen groß. „Vor allem in den<br />

letzten Jahren ist da viel gewachsen“,<br />

stellt Luitgard Biederer-Wutsios fest.<br />

Egal ob Schwestern, Hebammen, Ärzte,<br />

Psychologen oder Seelsorger – alle stehen<br />

den Eltern in ihren Bedürfnissen<br />

zur Seite.<br />

Sich verabschieden können<br />

„Heute weiß man, dass für die Trauerarbeit<br />

ein bewusstes ‚Sich-Verabschieden-Können’<br />

sehr hilfreich ist“, erklärt<br />

Biederer-Wutsios. So wird den Eltern,<br />

wenn sie es wünschen, im <strong>Krankenhaus</strong><br />

die Möglichkeit gegeben, ihr Kind nach<br />

der Geburt noch einmal zu sehen. Es ist<br />

dann in ein schützendes und wärmendes<br />

Tuch gewickelt und in ein sogenanntes<br />

Moseskörbchen gebettet. Der Anblick<br />

ihres Kindes in der Geborgenheit des<br />

Körbchens kann den Müttern und Vätern<br />

helfen, das Geschehene zu begreifen<br />

und ihr Kind loszulassen. Manch<br />

traumatische Bilder der Geburt können<br />

auf diese Weise durch neue, heilsame<br />

Bilder ersetzt werden.<br />

Oft wird der Wunsch nach einer Segnung<br />

des Kindes an die Seelsorgerin herangetragen.<br />

Dies kann entweder direkt<br />

im Krankenzimmer bei Mutter und Vater<br />

erfolgen oder auch in der Klinikkirche,<br />

womöglich in Anwesenheit weiterer<br />

Familienangehöriger. Bei der Gedenkstele<br />

entzünden sie dann ein Licht für<br />

ihr Kind, das sie gehen lassen mussten.<br />

Auch im Totenraum können die Eltern<br />

und Angehörigen ihrem Kind ein letztes<br />

Mal nahe sein und sich verabschieden.<br />

Sie bekommen dafür die Zeit, die sie<br />

brauchen. Sie können, sozusagen als<br />

lieben letzten Gruß für ihr verstorbenes<br />

Kind, selbst gewählte Farbtafeln an die<br />

Wand hängen und mit diesen Farben an<br />

ihr Kind erinnern. Im Totenraum ist das<br />

Kind bis zur Abholung durch den Bestatter<br />

würdig gebettet. Dies zu sehen<br />

und zu wissen, wirkt trostvoll auf die<br />

Eltern.<br />

Erst seit 2006 gibt es in Bayern eine Bestattungspflicht<br />

auch für Kinder, die mit<br />

weniger als 500 Gramm Gewicht tot zur<br />

Welt kamen, die sogenannten „Sternenkinder“.<br />

So können die Eltern ihr Kind<br />

würdevoll beerdigen und haben gleichzeitig<br />

einen Ort zum Gedenken. Seit Mai<br />

dieses Jahres ist es dank einer Änderung<br />

Fortsetzung auf Seite 24


24<br />

Kirche und Gesellschaft<br />

im Personenstandsgesetz außerdem möglich,<br />

„Sternenkinder“ standesamtlich im<br />

Stammbuch registrieren zu lassen und<br />

somit einen offiziellen Namen zu geben.<br />

Die Spuren im Leben<br />

der Eltern<br />

Davor gab es im Grunde keinen Beleg<br />

für die Existenz dieser Kinder. „Dabei<br />

ist die Würdigung des kurzen Lebens<br />

und das Anerkennen des Schmerzes ein<br />

wichtiger Bestandteil im Trauerprozess<br />

der Eltern“, erklärt Luitgard Biederer-<br />

Wutsios. Denn auch wenn das Kind<br />

nicht außerhalb des Mutterleibs leben<br />

durfte, hinterließ es dennoch Spuren im<br />

Leben – und zwar in dem der Eltern, die<br />

Jedes Leben ist in der Tat<br />

ein Geschenk,<br />

egal wie kurz,<br />

egal wie zerbrechlich.<br />

Jedes Leben<br />

ist ein Geschenk,<br />

welches für immer<br />

in unseren Herzen<br />

- und ganz gewiss<br />

in der Liebe Gottes -<br />

weiterleben wird.<br />

Sandra Gould<br />

es freudig erwarteten und eine gemeinsame<br />

Zukunft planten.<br />

Deswegen übergab die Klinikseelsorgerin<br />

den Eltern bisher eine selbstentworfene<br />

„Geburts- und Todesbescheinigung“.<br />

Hier werden die Daten des<br />

so früh verstorbenen Kindes, wie Geschlecht,<br />

Gewicht und vor allem der<br />

Name, eingetragen und von der Klinikseelsorge<br />

bestätigt. „Diese symbolische<br />

Geste steht für eine der wohl wichtigsten<br />

Hilfestellungen, die wir als Mitarbeiter<br />

der Klinik den Eltern in ihrer Trauer<br />

geben können: Wir sind Zeugen für das<br />

Dagewesensein des Kindes.“<br />

Franziska Zilch<br />

Der Granatapfel<br />

Der Granatapfel ist im Alten Testament<br />

Sinnbild für Lebensfülle, im Orient<br />

Symbol für Unsterblichkeit und in den<br />

arabischen Ländern ein Zeichen für<br />

ewige Liebe und Fruchtbarkeit. Er ist<br />

die Frucht der Aphrodite und vielleicht<br />

war es ein Granatapfel, der zwischen<br />

Eva und Adam eine folgenschwere Rolle<br />

gespielt hat.<br />

Vor ca. 5000 Jahren wurde der Granatapfel<br />

in Europa kultiviert und während<br />

der maurischen Herrschaft vermutlich<br />

in die spanische Stadt Granada nach<br />

Andalusien gebracht. Granada trägt<br />

den Granatapfel schon im Namen und<br />

die Frucht ziert auch das Stadtwappen.<br />

Es war in Granada, wo der heilige Johannes<br />

von Gott im 16. Jahrhundert die<br />

Krankenpflege revolutionierte und den<br />

Grundstock zur Gründung des Ordens<br />

der <strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> legte. Der<br />

mit einem Kreuz gekrönte Granatapfel<br />

versinnbildlicht den Auftrag der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong>, motiviert durch die<br />

christliche Botschaft (Kreuz), Kranken,<br />

Hilfsbedürftigen und hilfesuchenden<br />

Menschen in Liebe (Granatapfel)<br />

nahe zu sein und Hilfe und Hoffnung<br />

zu bringen.<br />

Der Granatapfel ist eine Frucht, der<br />

wundersame Wirkungen nachgesagt<br />

werden. Die Ägypter behandelten mit<br />

ihm zahlreiche Krankheiten. Er zeichnet<br />

sich durch seinen hohen Gehalt an<br />

bioaktiven Inhaltsstoffen aus und besitzt<br />

einen hohen Anteil an Polyphenolen, vor<br />

allem Flavonoiden und Tanninen, die<br />

antioxidativ wirken. Diese schützen die<br />

Körperzellen vor schädlichen Einflüssen<br />

und wirken entzündungshemmend.<br />

Ein aufgeschnittener Granatapfel<br />

Die Frucht liefert Mineralstoffe wie<br />

Kalium, Spurenelemente wie Eisen<br />

und Vitamin B. Der Vitamin-C-Gehalt<br />

ist sehr gering. Ein Glas Granatapfelsaft<br />

am Tag soll laut Studien die Leistungsfähigkeit<br />

des Herzen steigern. Um 200<br />

Milliliter Saft zu erhalten, muss man<br />

drei bis vier Granatäpfel pressen. Zudem<br />

wird die Frucht für die Behandlung von<br />

Prostataerkrankungen und für die Linderung<br />

der Arthritis eingesetzt. Heilende<br />

Wirkungen können aus dem Gehalt an<br />

sekundären Pflanzenstoffen und Antioxidantien<br />

abgeleitet werden.<br />

Das Team vom ZEP<br />

Zentrum für Ernährungsmedizin<br />

und Prävention am <strong>Krankenhaus</strong><br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> München


Kirche und Gesellschaft<br />

25<br />

Volleyball mit Leidenschaft<br />

Als mich vor etwa vier Jahren ein Berufskollege<br />

darauf ansprach, ob ich nicht<br />

Lust hätte, in einer Freizeit-Volleyballgruppe<br />

mitzuspielen, fiel mir die Entscheidung<br />

nicht schwer. Vor allem da<br />

ich nach ständigen Verletzungen meiner<br />

größten Leidenschaft, dem Fußballsport,<br />

schweren Herzens entsagen musste und<br />

seitdem auf der Suche nach einer alternativen<br />

Mannschaftssportart war.<br />

Obwohl ich seit meiner Schulzeit<br />

nicht mehr mit Volleyball in Kontakt<br />

gekommen war, konnte ich bei meiner<br />

Spielpremiere recht gut mithalten.<br />

Mittlerweile sind einige Jahre vergangen.<br />

Meine Mitspieler wechselten<br />

seither immer wieder, meine Lust und<br />

Spielfreude blieben aber konstant. Als<br />

reduziert sich zwar das Verletzungsrisiko,<br />

er erfordert aber eine Umstellung<br />

der gewohnten Spiel- beziehungsweise<br />

Bewegungsmuster. Einmal im Jahr<br />

bestreiten wir, gemeinsam mit anderen<br />

Freizeitmannschaften, ein Turnier.<br />

Was meine Sportverletzungen betrifft, so<br />

blieb ich, außer einigen blauen Flecken<br />

am Knie und kleineren Verstauchungen<br />

an den Fingergelenken, vor größerem<br />

Blessuren Gott sei Dank verschont. So<br />

bin ich guter Hoffnung, diese Sportart<br />

noch viele Jahre ausüben zu können.<br />

Alexander Uhlir<br />

Dozent der Johannes-Grande-Schule<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong> Straubing<br />

Serie Sport<br />

Lehrer für Musik und Bewegung an der<br />

Johannes-Grande-Schule, der Fachschule<br />

für Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe<br />

der <strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> in Straubing, konnte ich seither<br />

immer wieder Schülerinnen und Schüler<br />

für diese Sportart und fürs Mitspielen<br />

begeistern. Seit ein paar Monaten haben<br />

sich sogar einige Bewohner unserer Einrichtung<br />

zu unserer Spielgruppe gesellt.<br />

Das Können steht dabei nicht unbedingt<br />

an erster Stelle. Jeder, der sich am Volleyball<br />

begeistern kann und etwas Ballgefühl<br />

mitbringt, ist willkommen und<br />

kann sich erproben. Die Freude am gemeinsamen<br />

Spiel und am Kräftemessen<br />

steht im Vordergrund. Bei der Zusammensetzung<br />

der beiden Mannschaften<br />

wird auf Ausgewogenheit geachtet, sodass<br />

sich Gewinnen und Verlieren stets<br />

die Waage halten.<br />

Jeden Mittwoch von 17 bis 19 Uhr treffen<br />

wir uns in Aiterhofen und geben uns<br />

der gemeinsamen Leidenschaft hin. In<br />

den Sommermonaten, wenn das Wetter<br />

es zulässt, verlegen wir unser Spielfeld<br />

ins Freie und messen unsere Kräfte an<br />

dem nahegelegenen Beachvolleyballplatz.<br />

Auf dem sandigen Untergrund<br />

Begeisterte Freizeit-Volleyballer in Aiterhofen (im blauen T-Shirt: Alexander Uhlir)<br />

Volleyball aus medizinischer Sicht<br />

Regelmäßiges Volleyballspielen hat viele positive Auswirkungen auf die Gesundheit.<br />

Es kräftigt die Muskulatur in den Beinen und Armen, regt das Herz-<br />

Kreislauf-System an, strafft das Gewebe und trägt zur Stärkung der Knochen<br />

bei. Ausdauersport und Krafttraining sind beim Volleyball zu gleichen Teilen<br />

vertreten, außerdem verbessern sich die Hand-Augen-Koordination sowie<br />

die Reaktionsgeschwindigkeit.<br />

Allerdings kann es beim Volleyball auch zu Verletzungen kommen, Überlastungsschäden<br />

und chronische Verletzungen sind dabei häufiger als akute.<br />

Etwa 50 Prozent aller akuten Verletzungen entstehen am Sprunggelenk<br />

durch Umknicken. Hand und Finger sind besonders beim Blockspiel verletzungsgefährdet.<br />

Chronische Verletzungen kommen an der Schulter, der<br />

Lendenwirbelsäule, den Knien und an der Achillessehne vor. Durch die hohe<br />

Sprungbelastung kann sich beispielsweise ein sogenanntes Springerknie bilden<br />

oder es kommt zu Verschleiß im Kniescheibengelenk. Die Schulter wird<br />

beim Volleyball als Überkopfsportart erheblich belastet; durch zu häufiges<br />

Training und Spielen kann sich die sogenannte Volleyballschulter entwickeln,<br />

die mit gezieltem Muskelaufbautraining behandelt wird. Zur Vorbeugung<br />

von Verletzungen sind Stretchingübungen und Muskeltraining sehr wichtig.<br />

ck


26<br />

Rätsel<br />

Pflanze des Monats gesucht<br />

Bitte schicken Sie eine Postkarte oder<br />

eine E-Mail mit dem Lösungswort des<br />

unten stehenden Kreuzworträtsels und<br />

Ihrer Adresse an<br />

Die Lösung aus dem letzten Heft:<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong><br />

Bayerische Ordensprovinz<br />

Postfach 20 03 62<br />

80003 München<br />

bzw. an redakteur@barmherzige.de<br />

Zu gewinnen gibt es eine nette Überraschung<br />

im Wert von bis zu 25 Euro, die<br />

einen Bezug zu der gesuchten Pflanze<br />

hat.<br />

Einsendeschluss ist der 2. Dez. 2013.<br />

Zweite Chance: Bei der Jahresziehung<br />

wird unter allen richtigen Einsendungen<br />

des Jahrgangs 2013 ein Wochenende für<br />

zwei Personen im Kneippianum, Bad<br />

Wörishofen, mit verschiedenen Anwendungen/Angeboten<br />

ausgelost.<br />

Gewonnen hat<br />

Adelheid Watzl, <strong>Regensburg</strong>.<br />

Wir gratulieren!<br />

Eine Beschreibung der Süßholzwurzel<br />

finden Sie auf Seite 27!<br />

Hans Zech (67) hat die Gewinnerin des Rätsels gezogen. Er ist schon seit 50 Jahren<br />

in den Kneipp’schen Stiftungen in Bad Wörishofen als Gärtner tätig. Liebevoll wird<br />

er von allen „Garten-Hans“ genannt. Anfangs arbeitete er in der Kinderheilstätte<br />

und pflegte die großen Gemüsegärten. Heute ist er für die Blumenpflege rund um<br />

das Kneippianum zuständig. Im Sommer kann man ihn bis zum Einbruch der Dunkelheit<br />

beim Blumengießen sehen. Besonders viel Spaß machte ihm die Apfelernte<br />

Mitte Oktober.


Rätsel<br />

27<br />

Pflanze des Monats<br />

Die Süßholzwurzel<br />

Im Spätherbst wird eine Pflanze, genauer<br />

deren Wurzel, gesammelt, die nahezu jedem<br />

bekannt ist. Kinder essen sie gerne,<br />

wenn auch meist in aufbereiteter Form.<br />

Ihr Geruch ist schwach, aber charakteristisch.<br />

Ihr Geschmack ist sehr süß und<br />

leicht aromatisch. Es handelt sich um<br />

die Süßholzwurzel, bekannt als Lakritze.<br />

Anzutreffen ist die Pflanze auf grasigen<br />

Plätzen und lichten Gebüschen im Mittelmeergebiet,<br />

in Mittel- bis Südrussland<br />

sowie Kleinasien bis Persien. Es handelt<br />

sich beim Süßholz um eine bis zu eineinhalb<br />

Meter hohe, holzige Staude.<br />

Die Süßholzwurzel ist eine Droge von<br />

großer Bedeutung mit weit in die Vergangenheit<br />

zurückreichender Tradition.<br />

Von Griechen und Römern wurde<br />

sie schon bei Husten und Atemwegserkrankungen<br />

empfohlen. Plinius nennt<br />

sie zudem als Mittel gegen Hunger und<br />

Durst sowie auch für Fälle von Sterilität.<br />

Erwähnenswert ist die Verwendung von<br />

Süßholzwurzel in Japan in Verbindung<br />

mit Pfingstrose, um bei Frauen den Eisprung<br />

auszulösen. Die Süßholzwurzel<br />

ist eine wichtige Pflanze in der traditionellen<br />

chinesischen Medizin. Ihre<br />

Bedeutung als Heilpflanze ist auch in<br />

mehreren deutschen Kräuterbüchern<br />

des Mittelalters erwähnt. Im Vordergrund<br />

der Anwendung standen immer<br />

die Atemwegserkrankungen, einschließlich<br />

der Tuberkulose.<br />

Die Süßholzwurzel wirkt aufgrund<br />

ihrer Inhaltsstoffe entzündungshemmend,<br />

schleimlösend, auswurffördernd,<br />

krampf lösend, sie schützt Schleimhäute<br />

und Leber und wirkt gegen Geschwüre.<br />

Hinzu kommen antivirale und antibakterielle<br />

Eigenschaften. Die antientzündliche<br />

Wirkung ist besonders ausgeprägt.<br />

Am Magen wird die Sekretion<br />

von Magensäften vermindert sowie die<br />

Schleimhautbarriere verbessert. Die<br />

keimhemmende Wirkung der Süßholzwurzel<br />

richtet sich auch gegen Helicobacter<br />

pylorii, jenen Keim, der für viele<br />

Magengeschwüre verantwortlich ist.<br />

Das Wirkprofil der Süßholzwurzel weist<br />

außerdem eine schützende Wirkung gegenüber<br />

leberschädigenden Stoffen auf.<br />

Zudem wurde für einen bestimmten Inhaltsstoff<br />

der Pflanze eine nachhaltige<br />

Wirkung auf die Gehirnleistung älterer<br />

Männer nachgewiesen.<br />

Süßholzwurzel ist besonders geeignet<br />

zur Therapie von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren.<br />

Eine Anwendung<br />

ist auch zur unterstützenden Behandlung<br />

bei krampfartigen Beschwerden im Rahmen<br />

einer Gastritis oder dem Reizmagen<br />

möglich. Die Süßholzwurzel ist bei<br />

Katarrhen der oberen Luftwege sowie<br />

Husten, Bronchitis und Asthma einsetzbar.<br />

Ein mögliches Einsatzgebiet besteht<br />

ferner bei Hauterkrankungen wie dem<br />

atopischen Ekzem (Neurodermitis). In<br />

diesem Fall werden bestimmte Salben<br />

eingesetzt. Dies gilt auch bei Herpessimplex-Infektionen.<br />

Siegfried Bäumler<br />

Oberarzt im Kneippianum<br />

Bad Wörishofen<br />

Impressum<br />

Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />

<strong>Barmherzige</strong> <strong>Brüder</strong><br />

Bayerische Ordensprovinz KdöR<br />

Südliches Schloßrondell 5<br />

80638 München<br />

Postfach 200362, 80003 München<br />

Telefon: 089/1793-100<br />

Telefax: 089/1793-120<br />

E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />

Internet: www.barmherzige.de<br />

Redaktion:<br />

Frater Eduard Bauer (feb, verantwortlich)<br />

koordinator@barmherzige.de<br />

Johann Singhartinger (js)<br />

redakteur@barmherzige.de<br />

Kirsten Oberhoff (kio)<br />

kirsten.oberhoff@barmherzige.de<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Redaktion der Hauszeitschriften: Die Misericordia<br />

erscheint zum Teil mit den Hauszeitschriften<br />

unserer Einrichtungen, die für<br />

deren Inhalt selbst verantwortlich sind.<br />

Grund-Layout: Astrid Riege - grafica<br />

Fotos: altrofoto.de (Titel, 2), <strong>Barmherzige</strong><br />

<strong>Brüder</strong> Reichenbach (7, 11), Bischöfl.<br />

Ordinariat <strong>Regensburg</strong> (4), Centro S.<br />

Chiara Audiovisi Soc. Coop. a.r.l., Kováts<br />

Gábor (3), Kristina Dengler (13), Barbara<br />

Eisvogel (12), Peter Ferstl (28 rechts),<br />

Fotolia (23), Caroline Kappes (10), Katholikentag<br />

(5-6), Karin Kövi (19 unten,<br />

26), Kerstin Laumer (25), Georg Meling<br />

(15 oben rechts, unten links), Frater Magnus<br />

Morhardt (20-22), Kirsten Oberhoff<br />

(9, 16-17), <strong>Regensburg</strong> Tourismus GmbH<br />

(28 links), Johannes Salomon (19 oben),<br />

Silvia Schroll (8), Rudolf Siegmund (15<br />

oben links, rechts Mitte und unten), Anton<br />

Vetterl (18), Michael Westermann (24),<br />

Wikimedia commons (14), Wikimedia<br />

commons/Rillke (27).<br />

Verlag: Johann von Gott Verlag<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Bayerische Hypo- und Vereinsbank<br />

Konto Nr. 3 960 071 831<br />

Bankleitzahl 700 202 70<br />

Druck: Marquardt<br />

Prinzenweg 11 a, 93047 <strong>Regensburg</strong><br />

Erscheint zehn Mal jährlich.<br />

Jahresabonnement: 15,00 Euro<br />

Geraspelte Süßholzwurzel


28<br />

· Arbeits- und Lebenswelt Heime<br />

Serie Städte und Orte<br />

<strong>Regensburg</strong> -<br />

alt und jung<br />

<strong>Regensburg</strong> ist mit rund 152 000 Einwohnern die viertgrößte<br />

Stadt Bayerns. Die überwiegend mittelalterliche Bausubstanz<br />

der Altstadt blieb glücklicherweise von Zerstörungen des<br />

Zweiten Weltkrieges verschont. Die UNESCO ernannte das<br />

Altstadtensemble <strong>Regensburg</strong>s mit dem Stadtteil Stadtamhof<br />

im Juli 2006 zum Welterbe.<br />

Das Mittelalter hat als Epoche der höchsten wirtschaftlichen<br />

Blüte, die auf weltweiten Handelsbeziehungen beruhte, das<br />

Gesicht der Stadt geprägt. Damals entstand die Steinerne<br />

Brücke (1135-1146, siehe Titel). Sie ist ein hervorragendes<br />

Werk mittelalterlicher Ingenieurskunst. Neben der Steinernen<br />

Brücke ist der Dom St. Peter, erbaut ab 1250, eine der<br />

Hauptsehenswürdigkeiten und architektonisches Wahrzeichen<br />

<strong>Regensburg</strong>. Der Dom ist das bedeutendste gotische Bauwerk<br />

Süddeutschlands. 46 weitere Kirchen befinden sich im<br />

Stadtkern von <strong>Regensburg</strong>. Einen weiteren bedeutenden Platz<br />

unter <strong>Regensburg</strong>s Bauten nimmt das Alte Rathaus mit dem<br />

Reichssaal ein. Ab 1594 fanden dort die vom Kaiser einberufenen<br />

Reichsversammlungen statt und von 1663 bis 1806<br />

tagte der Immerwährende Reichstag.<br />

Aus der Blütezeit des Mittelalters stammen auch die für<br />

<strong>Regensburg</strong> charakteristischen Patrizierburgen und –türme.<br />

Von ursprünglich 60 nach dem Vorbild italienischer Adelsburgen<br />

errichteten Türmen stehen heute noch etwa 20. Auch<br />

die engen, verwinkelten Gassen, Hinterhöfe und Plätze mit<br />

südländischer Atmosphäre geben <strong>Regensburg</strong> sein typisches<br />

italienisches Flair.<br />

1929 eröffneten die<br />

<strong>Barmherzige</strong>n <strong>Brüder</strong> in<br />

<strong>Regensburg</strong> ein eigenes<br />

<strong>Krankenhaus</strong>, welches<br />

sich über die Jahre hinweg<br />

deutlich erweitert hat und<br />

mit der Klinik St. Hedwig<br />

über zwei Standorte<br />

verfügt. Es ist das größte<br />

katholische <strong>Krankenhaus</strong><br />

Deutschlands. Am 4. Oktober<br />

2009 wurde der Erbauer<br />

des <strong>Krankenhaus</strong>es,<br />

Frater Eustachius Kugler,<br />

im <strong>Regensburg</strong>er Dom seliggesprochen.<br />

<strong>Regensburg</strong> ist eine Stadt<br />

mit Lifestyle, in der sich<br />

Zwischen Dom und Donau hat die<br />

Stadt Einiges zu bieten.<br />

Typisch <strong>Regensburg</strong>: ein Blick in die Obere Bachgasse<br />

Wasserspeier am Dom<br />

viel bewegt. Moderne Geschäfte mit historischen Fassaden<br />

stehen direkt neben alten Sehenswürdigkeiten, Szenekneipen<br />

befinden sich in mittelalterlichen Gewölberäumen. Im<br />

Sommer tummeln sich die <strong>Regensburg</strong>er, Touristen und über<br />

30 000 Studenten in den vielen schattigen Biergärten.<br />

„<strong>Regensburg</strong> ist alt und jung zugleich“, schrieb vor nahezu<br />

1000 Jahren der Chronist Otloh. Und dies trifft auch heute<br />

noch zu. Die kunterbunte Vielfalt vor einer solch musealen<br />

Kulisse macht <strong>Regensburg</strong> so interessant und erlebenswert.<br />

<strong>Regensburg</strong> Tourismus GmbH / Svenja Uihlein

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