Österreich - Baker & McKenzie
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international <strong>Österreich</strong><br />
ist der Doktortitel deshalb ein echter Pluspunkt und<br />
nicht nur eine Zierde für die Visitenkarte. <strong>Baker</strong>-Partner<br />
Stefan Riegler befürwortet den Aufwand: „Eine Dissertation<br />
ist für uns nicht Voraussetzung, aber durchaus<br />
erwünscht. Sie zeigt die intensive Beschäftigung mit<br />
einem Thema unter dogmatischen Gesichtspunkten.<br />
Das kommt im Studium normalerweise zu kurz.“ Aus<br />
Rieglers Sicht hat eine gute Dissertation auch ein größeres<br />
Gewicht als ein LL.M.-Titel, dessen Nutzen selbst<br />
in internationalen Kanzleien hinterfragt werde.<br />
Der Vergleich des Konzipientenstatus mit dem des<br />
deutschen Referendars hinkt. In dem intensiven Maße,<br />
in dem österreichische Kanzleien ihre Konzipienten in<br />
ihre alltägliche Beratungsarbeit einbinden, sind sie<br />
eher mit deutschen Berufseinsteigern nach der zweiten<br />
Staatsprüfung vergleichbar. So sind einige internationale<br />
Sozietäten in Wien dazu übergangen, ihre<br />
Konzipienten nach außen bereits als „Associates“ zu<br />
benennen, obwohl sie sich dem Gesetz nach noch in<br />
der Ausbildung befinden. Offiziell ist nur derjenige ein<br />
Anwalt, der auf der Liste der Rechtsanwaltskammer<br />
steht. Für die Eintragung ist die bestandene Anwaltsprüfung<br />
die wichtigste Voraussetzung. Allerdings muss<br />
die Prüfung nicht zwingend am Ende der Konzipientenzeit<br />
absolviert werden.<br />
Breite Grundlage<br />
Die österreichische Anwaltsprüfung ist ein internationales<br />
Unikum, da sie keine Einstellungsvoraussetzung<br />
ist, sondern erst drei bis vier Jahre nach dem Einstieg<br />
ins juristische Berufsleben als Rechtsanwaltsanwärter<br />
erfolgt. Doch während Wirtschaftskanzleien mehr<br />
denn je gut ausgebildete Spezialisten benötigen,<br />
haben die von der Wiener Anwaltsakademie AWAK angebotenen<br />
Pflichtseminare sowie die Anwaltsprüfung<br />
den juristischen Generalisten im Auge. Damit liegen<br />
die Vorstellungen der deutschen und österreichischen<br />
Standesvertreter nicht weit auseinander: So wie allen<br />
deutschen Juristen die Befähigung zum Richteramt abverlangt<br />
wird, so setzen auch die Offiziellen im Alpenland<br />
auf sehr breite juristische Grundlagen.<br />
Die meisten Wiener Wirtschaftsanwälte lassen kein<br />
gutes Haar an den AWAK-Kursen. Alle Top-Kanzleien<br />
haben sich jedoch darauf eingestellt, ihre Konzipienten<br />
für die Prüfungsvorbereitung länger und bezahlt freizustellen.<br />
Einige bereiten sie – wohl oder übel – selbst<br />
auf die Prüfung vor. Bei der größten österreichischen<br />
Kanzlei Wolf Theiss läuft das unter dem Label „Anwaltsprüfung<br />
par excellence“ und umfasst etwa Kurse zu<br />
Zivil- und Strafverfahren sowie zum Kostenrecht.<br />
Die Tatsache, dass die Anwaltsausbildung der Kammer<br />
und die Bedürfnisse der Wirtschaftskanzleien sich<br />
fast diametral entgegenstehen, erfordert von den<br />
Kanzleien, eigene Wege in der Ausbildung zu gehen.<br />
Die dominierenden Kanzleien (→ <strong>Österreich</strong>: Die größten<br />
Kanzleien, Seite 89) haben daher alle Programme<br />
für Berufseinsteiger und zum Teil Fortgeschrittene ent-<br />
Einstellungssache: Bei <strong>Baker</strong> & <strong>McKenzie</strong> in Wien kümmert sich<br />
Partner Stefan Riegler um den Nachwuchs. Pro Jahr stellt die Kanzlei<br />
15 Konzipienten und Associates ein.<br />
wickelt, wobei Wolf Theiss und Freshfields Bruckhaus<br />
Deringer das wohl umfassendste Angebot haben. Unter<br />
schillernden Namen versprechen sie Bewerbern jeweils<br />
eine passgenaue Ausbildung.<br />
▪ Schönherr bietet unter anderem im Rahmen ihres<br />
„Lawyering“ diverse Seminare an und versucht,<br />
künftige Mitarbeiter bereits an der Universität für<br />
sich beziehungsweise den Beruf des Wirtschaftsanwalts<br />
zu begeistern.<br />
▪ Auch Freshfields mit „Milestones“ und „Smart<br />
Balance“ ...<br />
▪ ... sowie Wolf Theiss mit der „Wolf Theiss School of<br />
Excellence“ setzen auf englische Labels.<br />
▪ Binder Grösswang bewirbt ihr deutsch betiteltes<br />
Ausbildungsprogramm „BG Horizonte“ als „Basis für<br />
ein gesamtheitliches Fachverständnis“.<br />
▪ Dorda Brugger Jordis preist die „DBJ-Akademie“<br />
und ihren Ausbildungspass als „Garanten für einen<br />
kontinuierlichen und nachhaltigen Erfolg“ an.<br />
Am Beispiel von Wolf Theiss lassen sich die Ziele<br />
österreichischer Kanzleien mit ihren Programmen gut<br />
verfolgen. Dort ist die Juristin Andrea Miskolczi für den<br />
Ausbildungsbereich verantwortlich. Während ihrer Stationen<br />
bei den britischen Magic-Circle-Kanzleien Linklaters<br />
und Clifford Chance in London, Berlin und Budapest<br />
hat auch sie die Luft der großen weiten<br />
Anwaltswelt geschnuppert und später sogar noch<br />
einen MBA draufgelegt.<br />
Doch statt der Partnerschaft bot Clifford der heute<br />
37-jährigen Ungarin 2006 an, die Anwaltstrainings in<br />
Budapest zu koordinieren. Die Sozietät legte damit den<br />
Grundstein für einen Weg, den Miskolczi seitdem nicht<br />
mehr verlassen hat. 2008 kam die Kapitalmarktrechtlerin<br />
nach Wien zu Wolf Theiss. Nach anfänglicher<br />
Mitarbeit im Bankenteam nahm sie sich auch bei der<br />
FOTO: <strong>Baker</strong> & <strong>McKenzie</strong> Diwok Hermann Petsche<br />
86 azur 01 13 Karrieremagazin für junge Juristen