Österreich - Baker & McKenzie
Österreich - Baker & McKenzie
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azur01<br />
13<br />
JUVE Karrieremagazin für junge Juristen<br />
Der unterschätzte Der hippe Osten Osten<br />
Jakob Hien<br />
alias J-Cop<br />
Kreatives Doppelleben<br />
Sechs Juristen mit<br />
ungewöhnlichen Lebensläufen<br />
Weitere Themen<br />
Praktikum<br />
Die attraktivsten Kanzlei-<br />
Programme im azur-Check.<br />
Immobilienrecht<br />
Ohne Anwälte wäre Stillstand auf<br />
der Großbaustelle von „The Squaire“<br />
Glücksspielrecht<br />
Machtkampf im<br />
Hamburger Bahnhofsviertel<br />
Juristen unter Strom<br />
Wie die Bundesnetzagentur den<br />
Netzausbau rechtlich vorantreibt<br />
<strong>Österreich</strong><br />
Der lange Weg der Konzipienten<br />
zur Anwaltszulassung
international <strong>Österreich</strong><br />
Ausbildung nach Plan<br />
<strong>Österreich</strong>s Großkanzleien buhlen um Berufseinsteiger genau wie ihre<br />
Pendants in Deutschland. Doch der Weg zum Anwaltsberuf ist anders.<br />
Er dauert länger und schließt eine explizite Anwaltsprüfung ein.<br />
von Jörn Poppelbaum und Markus Lembeck<br />
Foto: Andreas Anhalt<br />
84 azur 01 13 Karrieremagazin für junge Juristen
<strong>Österreich</strong> international<br />
Wie verläuft eine Bilderbuchkarriere in <strong>Österreich</strong>?<br />
Schneller Uni-Abschluss mit hervorragenden Noten,<br />
Auslandsstudium und LL.M.-Titel. Perfektes Englisch,<br />
noch bevor der Absolvent die Kanzlei betritt, und Einsätze<br />
in internationalen Büros sowie bei Mandanten.<br />
Promotion summa cum laude, Partner mit 32, Rainmaker<br />
mit 37.<br />
Die Ähnlichkeiten mit dem Karriereweg eines deutschen<br />
Juristen sind allerdings nur oberflächlich. Hier<br />
wie dort sind Sprachkenntnisse und juristische Qualität<br />
unabdingbar, soweit stimmen die Anforderungen<br />
überein. Auch ein ausländischer LL.M.-Titel oder eine<br />
Promotion kommen bei allen Arbeitgebern gut an.<br />
Doch die österreichischen Nachwuchsanwälte müssen<br />
sich nicht durch zwei schwierige Staatsprüfungen<br />
quälen, deren Noten in Deutschland bekanntlich über<br />
den direkten Zugang zu einer Top-Karriere entscheiden.<br />
Sie schließen ihr Jurastudium in der Regel mit<br />
einem universitären Diplom ab, dem Magister iuris<br />
(Mag. iur.).<br />
Lange Zeit war die Note dieses Abschlusses für die<br />
Berufschancen zweitrangig: Die Vergleichbarkeit von<br />
Abschlüssen verschiedener Universitäten, ja selbst von<br />
zwei verschiedenen Prüfern ein und derselben Universität<br />
war nicht gegeben. Kanzleien achteten deshalb<br />
eher auf ein schnelles Studium und zogen Bewerber<br />
vor, die die Regelstudiendauer von acht Semestern eingehalten<br />
oder sogar unterschritten hatten. Mittler-<br />
weile wird die Abschlussnote im Bewerbungsverfahren<br />
höher gewichtet, bleibt aber ein Kriterium unter mehreren.<br />
„Für uns sind nicht alleine Noten entscheidend“,<br />
stellt Dr. Stefan Riegler fest, der bei <strong>Baker</strong> & <strong>McKenzie</strong> in<br />
Wien für Neueinstellungen zuständig ist. „Uns interessieren<br />
solche Kandidaten, die rasch studiert und auch<br />
neben dem Studium Engagement gezeigt haben, zum<br />
Beispiel während Praktika oder grenzüberschreitender<br />
Aktivitäten. Außerdem muss der Kandidat zu unserer<br />
Kanzlei passen.“<br />
Fünf Jahre Ausbildung<br />
Nach dem sogenannten Magisterium dauert das „Referendariat“<br />
im Nachbarland satte 60 Monate, bevor sich<br />
ein österreichischer Jurist bei der Anwaltskammer eintragen<br />
lassen kann (→Einschnitte). In dieser Phase der<br />
Rechtsanwaltsanwärterschaft heißen die zukünftigen<br />
Anwälte traditionell Konzipienten. Sie verbringen nicht<br />
die vollen fünf Jahre in einer Kanzlei. Zu ihrer Ausbildung<br />
gehören nämlich auch das sogenannte Gerichtsjahr<br />
mit Stationen bei verschiedenen Gerichten sowie<br />
praktische Tätigkeiten in Behörden. Wer in dieser Zeit<br />
eine Dissertation schreibt, kann sich ein halbes Jahr für<br />
diese wissenschaftliche Tätigkeit anrechnen lassen.<br />
Da das Jurastudium in <strong>Österreich</strong> kürzer ist, kommt<br />
die wissenschaftliche Beschäftigung mit Rechtsfragen<br />
etwas weniger zur Geltung als hierzulande. Für Absolventen,<br />
die bei einer Wiener Kanzlei an die Tür klopfen,<br />
Einschnitte<br />
So können Musterkarrieren in Deutschland und <strong>Österreich</strong> verlaufen, ohne Zeiten<br />
für Auslandsaufenthalte (LL.M.) oder Dissertationen. Während für die Deutschen<br />
die beiden Staatsprüfungen das entscheidende Ereignis darstellen, müssen sich die<br />
<strong>Österreich</strong>er in der fünfjährigen Konzipienten-Phase praktisch bewähren.<br />
Dauer/Jahre<br />
Auffällig: Zu Beginn ihres Referendariats sind deutsche Absolventen besser ausgebildet<br />
und älter als <strong>Österreich</strong>er zu Beginn der Anwärterschaft zum Rechtsanwalt.<br />
Andererseits haben österreichische Associates zum Berufseinstieg mehr Erfahrung als<br />
gleichaltrige deutsche Associates.<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Mag. iur.<br />
Anwaltsprüfung<br />
A / Matura Student Konzipient Associate<br />
Staatsexamen<br />
I<br />
Staatsexamen<br />
II<br />
D / Abitur Student Referendar<br />
Associate<br />
Alter 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />
Karrieremagazin für junge Juristen azur 01 13 85
international <strong>Österreich</strong><br />
ist der Doktortitel deshalb ein echter Pluspunkt und<br />
nicht nur eine Zierde für die Visitenkarte. <strong>Baker</strong>-Partner<br />
Stefan Riegler befürwortet den Aufwand: „Eine Dissertation<br />
ist für uns nicht Voraussetzung, aber durchaus<br />
erwünscht. Sie zeigt die intensive Beschäftigung mit<br />
einem Thema unter dogmatischen Gesichtspunkten.<br />
Das kommt im Studium normalerweise zu kurz.“ Aus<br />
Rieglers Sicht hat eine gute Dissertation auch ein größeres<br />
Gewicht als ein LL.M.-Titel, dessen Nutzen selbst<br />
in internationalen Kanzleien hinterfragt werde.<br />
Der Vergleich des Konzipientenstatus mit dem des<br />
deutschen Referendars hinkt. In dem intensiven Maße,<br />
in dem österreichische Kanzleien ihre Konzipienten in<br />
ihre alltägliche Beratungsarbeit einbinden, sind sie<br />
eher mit deutschen Berufseinsteigern nach der zweiten<br />
Staatsprüfung vergleichbar. So sind einige internationale<br />
Sozietäten in Wien dazu übergangen, ihre<br />
Konzipienten nach außen bereits als „Associates“ zu<br />
benennen, obwohl sie sich dem Gesetz nach noch in<br />
der Ausbildung befinden. Offiziell ist nur derjenige ein<br />
Anwalt, der auf der Liste der Rechtsanwaltskammer<br />
steht. Für die Eintragung ist die bestandene Anwaltsprüfung<br />
die wichtigste Voraussetzung. Allerdings muss<br />
die Prüfung nicht zwingend am Ende der Konzipientenzeit<br />
absolviert werden.<br />
Breite Grundlage<br />
Die österreichische Anwaltsprüfung ist ein internationales<br />
Unikum, da sie keine Einstellungsvoraussetzung<br />
ist, sondern erst drei bis vier Jahre nach dem Einstieg<br />
ins juristische Berufsleben als Rechtsanwaltsanwärter<br />
erfolgt. Doch während Wirtschaftskanzleien mehr<br />
denn je gut ausgebildete Spezialisten benötigen,<br />
haben die von der Wiener Anwaltsakademie AWAK angebotenen<br />
Pflichtseminare sowie die Anwaltsprüfung<br />
den juristischen Generalisten im Auge. Damit liegen<br />
die Vorstellungen der deutschen und österreichischen<br />
Standesvertreter nicht weit auseinander: So wie allen<br />
deutschen Juristen die Befähigung zum Richteramt abverlangt<br />
wird, so setzen auch die Offiziellen im Alpenland<br />
auf sehr breite juristische Grundlagen.<br />
Die meisten Wiener Wirtschaftsanwälte lassen kein<br />
gutes Haar an den AWAK-Kursen. Alle Top-Kanzleien<br />
haben sich jedoch darauf eingestellt, ihre Konzipienten<br />
für die Prüfungsvorbereitung länger und bezahlt freizustellen.<br />
Einige bereiten sie – wohl oder übel – selbst<br />
auf die Prüfung vor. Bei der größten österreichischen<br />
Kanzlei Wolf Theiss läuft das unter dem Label „Anwaltsprüfung<br />
par excellence“ und umfasst etwa Kurse zu<br />
Zivil- und Strafverfahren sowie zum Kostenrecht.<br />
Die Tatsache, dass die Anwaltsausbildung der Kammer<br />
und die Bedürfnisse der Wirtschaftskanzleien sich<br />
fast diametral entgegenstehen, erfordert von den<br />
Kanzleien, eigene Wege in der Ausbildung zu gehen.<br />
Die dominierenden Kanzleien (→ <strong>Österreich</strong>: Die größten<br />
Kanzleien, Seite 89) haben daher alle Programme<br />
für Berufseinsteiger und zum Teil Fortgeschrittene ent-<br />
Einstellungssache: Bei <strong>Baker</strong> & <strong>McKenzie</strong> in Wien kümmert sich<br />
Partner Stefan Riegler um den Nachwuchs. Pro Jahr stellt die Kanzlei<br />
15 Konzipienten und Associates ein.<br />
wickelt, wobei Wolf Theiss und Freshfields Bruckhaus<br />
Deringer das wohl umfassendste Angebot haben. Unter<br />
schillernden Namen versprechen sie Bewerbern jeweils<br />
eine passgenaue Ausbildung.<br />
▪ Schönherr bietet unter anderem im Rahmen ihres<br />
„Lawyering“ diverse Seminare an und versucht,<br />
künftige Mitarbeiter bereits an der Universität für<br />
sich beziehungsweise den Beruf des Wirtschaftsanwalts<br />
zu begeistern.<br />
▪ Auch Freshfields mit „Milestones“ und „Smart<br />
Balance“ ...<br />
▪ ... sowie Wolf Theiss mit der „Wolf Theiss School of<br />
Excellence“ setzen auf englische Labels.<br />
▪ Binder Grösswang bewirbt ihr deutsch betiteltes<br />
Ausbildungsprogramm „BG Horizonte“ als „Basis für<br />
ein gesamtheitliches Fachverständnis“.<br />
▪ Dorda Brugger Jordis preist die „DBJ-Akademie“<br />
und ihren Ausbildungspass als „Garanten für einen<br />
kontinuierlichen und nachhaltigen Erfolg“ an.<br />
Am Beispiel von Wolf Theiss lassen sich die Ziele<br />
österreichischer Kanzleien mit ihren Programmen gut<br />
verfolgen. Dort ist die Juristin Andrea Miskolczi für den<br />
Ausbildungsbereich verantwortlich. Während ihrer Stationen<br />
bei den britischen Magic-Circle-Kanzleien Linklaters<br />
und Clifford Chance in London, Berlin und Budapest<br />
hat auch sie die Luft der großen weiten<br />
Anwaltswelt geschnuppert und später sogar noch<br />
einen MBA draufgelegt.<br />
Doch statt der Partnerschaft bot Clifford der heute<br />
37-jährigen Ungarin 2006 an, die Anwaltstrainings in<br />
Budapest zu koordinieren. Die Sozietät legte damit den<br />
Grundstein für einen Weg, den Miskolczi seitdem nicht<br />
mehr verlassen hat. 2008 kam die Kapitalmarktrechtlerin<br />
nach Wien zu Wolf Theiss. Nach anfänglicher<br />
Mitarbeit im Bankenteam nahm sie sich auch bei der<br />
FOTO: <strong>Baker</strong> & <strong>McKenzie</strong> Diwok Hermann Petsche<br />
86 azur 01 13 Karrieremagazin für junge Juristen
<strong>Österreich</strong> international<br />
österreichischen Großkanzlei schnell der Aus- und<br />
Fortbildung von Konzipienten an und gehörte noch im<br />
selben Jahr zu den Gründern der Wolf Theiss School of<br />
Finance, einem Ausbildungsprogramm speziell für junge<br />
Juristen mit Fokus auf Bank- und Finanzrecht.<br />
Passgenaue Ausbildung für Osteuropa<br />
„Ich habe bei Linklaters und Clifford Chance sehr gute<br />
Ausbildungsprogramme kennengelernt. Insofern lag<br />
es nah, mich diesem Bereich intensiver zu widmen“, erzählt<br />
Miskolczi. Sie habe während der Jahre aber auch<br />
erkannt, was falsch gelaufen sei. „Londoner Veranstaltungen<br />
sind häufig nicht zielgruppengerecht. Detaillierte<br />
Einheiten zu Structured Finance oder Asset-<br />
Backed Securities waren etwa für die Region Osteuropa<br />
nicht so relevant. Wesentliche Fragen, die Anwälte in<br />
Zentraleuropa beschäftigen, standen jedoch nicht auf<br />
der Tagesordnung.“<br />
Nach positiven Rückmeldungen zur Wolf Theiss<br />
School of Finance wollten auch andere Praxisgruppen<br />
nachziehen und angehenden Anwälten und Partnern<br />
eine passgenaue Ausbildung bieten. So entstand Anfang<br />
2012 die Wolf Theiss School of Excellence. Als Projektleiterin<br />
zeichnet Miskolczi für deren Entwicklung<br />
verantwortlich und brachte Themen wie Betriebswirtschaft,<br />
Transaktionsmanagement oder Business Development<br />
in die Ausbildung ein.<br />
Aus Sicht von Dr. Richard Wolf, Mitglied des Management<br />
Boards von Wolf Theiss, ist der Kanzlei mit der<br />
neuen Ausbildungsschmiede nichts weniger gelungen,<br />
als ein in Anwaltssozietäten in <strong>Österreich</strong> und im zentral-<br />
und südosteuropäischen Raum „einzigartiges Training“.<br />
Und das gerade rechtzeitig. Zwar seien die Mandatsbeziehungen<br />
in <strong>Österreich</strong> und Zentraleuropa noch<br />
Team-Builder: Andrea Miskolczi verantwortet als Projektleiterin bei<br />
Wolf Theiss den Aufbau der Ausbildungsakademie. Rechts Partner<br />
Richard Wolf.<br />
Foto: Wolf Theiss<br />
<strong>Österreich</strong>: Die gröSSten Kanzleien<br />
Rang Kanzlei Anzahl Umsatz<br />
Berufsträger* in Mio. Euro<br />
1 Wolf Theiss 127 53,2<br />
2 Schönherr 104 54,5<br />
3 Dorda Brugger Jordis 82 24,0<br />
4 Binder Grösswang 74 22,1<br />
5 SCWP Schindhelm 63 20,2<br />
6 CHSH Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati 63 19,3<br />
7 CMS Reich-Rohrwig Hainz 59 19,5<br />
8 Freshfields Bruckhaus Deringer 57 40,0<br />
9 DLA Piper Weiss-Tessbach 56 20,2<br />
10 Fellner Wratzfeld & Partner 47 15,5<br />
* 2011/2012. Quelle: JUVE Magazin<br />
entspannter als in den USA oder Westeuropa, doch für<br />
ihn ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert.<br />
„Auch wir merken, dass der Zeitdruck viel höher ist als<br />
früher und der finanzielle Druck beträchtlich.“ Früher sei<br />
es möglich gewesen, dass sich Rechtsanwaltsanwärter<br />
während eines Mandats Sachverhalte umfassend erarbeiten<br />
oder Aufsätze schreiben. „Dafür bezahlt heute<br />
kein Klient mehr.“<br />
Für Richard Wolf steht daher fest, dass es nur die<br />
Alternative gab, „Associates abzuschaffen“ oder die<br />
kanzleiinterne Ausbildung zu verbessern. „Unsere Ausbildung<br />
musste schneller, praxisnäher und spezialisierter<br />
werden.“ Zudem habe sie sich nach denselben Standards<br />
über die gesamte Kanzlei zu erstrecken – keine<br />
leichte Aufgabe für die Sozietät, die ab 2013 rund 350<br />
Juristen in 13 Büros in <strong>Österreich</strong> und Zentral- und Osteuropa<br />
beschäftigen wird. „Wenn wir unsere Leistung<br />
weiter verkaufen wollen, brauchen wir eine hochklassige<br />
formalisierte Ausbildung“, so Wolfs Fazit.<br />
„Rasch viel lernen“<br />
Dass die Ausbildung von Konzipienten und Junganwälten<br />
kein Selbstzweck ist und nicht ausschließlich dazu<br />
dient, die Karrieren von Jungjuristen zu beflügeln, weiß<br />
auch Dr. Konrad Gröller. Der für Personalfragen zuständige<br />
Partner im Wiener Büro von Freshfields Bruckhaus<br />
Deringer berichtet ebenfalls von wachsendem Honorardruck.<br />
„Heute wollen Mandanten nicht mehr viele<br />
Neulinge für Wochen in einem Datenraum, sondern<br />
Anwaltsprofis, die wissen, was wesentlich ist, und Lösungen<br />
präsentieren.“ Freshfields habe daher ihr Ausbildungsprogramm<br />
so strukturiert, dass „die Associates<br />
rasch viel lernen“.<br />
Auch Freshfields sieht den Schlüssel zum Erfolg darin,<br />
juristische Ausbildung mit der Verbesserung persönlicher<br />
Skills und dem Heranführen an eine unternehmerische<br />
Sichtweise zu verknüpfen. Während bei<br />
Wolf Theiss die juristisch-technische Weiterbildung an<br />
Karrieremagazin für junge Juristen azur 01 13 89
international <strong>Österreich</strong><br />
Internationaler Rahmen:<br />
Bei Freshfields genießen die<br />
österreichischen Associates<br />
die international erprobten<br />
Ausbildungswege. Für den<br />
lokalen Bezug legt Partner<br />
Konrad Gröller besonderen<br />
Wert auf den Wiener<br />
Ausbildungspass.<br />
Ihre Meinung zum Thema?<br />
Noch Fragen offen?<br />
Schreiben Sie unserem Autor<br />
markus.lembeck@juve.de<br />
den verschiedenen Legal Schools für die gesamte<br />
Kanzlei zentral in Wien stattfindet, ist das Programm<br />
bei der weltweit vertretenen Sozietät Freshfields auf<br />
verschiedene Standorte verteilt. So folgen auf einen<br />
zehntätigen Einführungskurs für deutsche und österreichische<br />
First Year Associates zweimal im Jahr rechtliche<br />
Grundlagenkurse der einzelnen Praxisgruppen,<br />
und zwar an verschiedenen Standorten und für alle<br />
Senioritätsstufen, die vor der Partnerschaft liegen.<br />
Doch auch Gröller weiß, dass neben der internationalen<br />
Ausbildung Bedarf an lokalem und praxisnahem<br />
Training besteht. Daher hat Freshfields vor rund drei<br />
Jahren in Wien einen sogenannten Ausbildungspass<br />
eingeführt. Er richtet sich an Associates in den ersten<br />
zwei Jahren ihrer Karriere und sieht insgesamt rund 30<br />
Stunden zusätzlicher Seminare für praktische Fragestellungen<br />
vor.<br />
Dagegen ist die Entwicklung von Kernkompetenzen<br />
wie Verhandlungs- und Zeitmanagement, Präsentation<br />
oder Selbstmarketing für Frauen ebenso Teil des<br />
kanzleiweiten Karriereprojekts namens Career Milestones<br />
wie die Entwicklung der Anwaltspersönlichkeit<br />
im Rahmen des internationalen Entwicklungsprogramms<br />
für Associates. Hier bildet Freshfields sowohl<br />
Berufseinsteiger als auch sehr erfahrene Associates<br />
und Counsel in Themen wie Teamarbeit und -führung,<br />
Transaktions- oder Kanzleimanagement aus, in der Regel<br />
mit Hilfe externer Coaches.<br />
Kanzleikennzahlen analysieren<br />
Genau diese Idee eines umfassenden Trainings war es,<br />
die auch Wolf Theiss bewog, ihre Associate-Ausbildung<br />
auf neue Füße zu stellen. In der Business School der<br />
Kanzlei sollen einerseits die Kenntnisse über das Geschäft<br />
ihrer Mandanten aus den Bereichen Finanzwesen,<br />
Infrastruktur und Energie, Immobilien und Lifesciences<br />
vertieft werden. Andererseits geht es darum,<br />
Fähigkeiten zu fördern, mit denen das Geschäft eines<br />
Wirtschaftsanwalts von Anfang transparenter wird.<br />
„Hier analysieren wir ganz offen die eigenen Kennzahlen,<br />
sprechen über Gewinnverteilung, erläutern die<br />
gängigen Geschäftsmodelle und Kanzleitypen und bewerten<br />
die unserer Wettbewerber“, sagt Richard Wolf.<br />
„Nur bei absoluter Transparenz haben alle davon einen<br />
Nutzen.“<br />
Die fünf Großen in <strong>Österreich</strong> sind ihrer Konkurrenz<br />
mit neuen Ausbildungskonzepten ein Stück voraus.<br />
Die vor allem in Zentraleuropa starke Wiener Kanzlei<br />
enwc zum Beispiel zählte lange zu den Traditionalisten<br />
unter den anerkannten Wirtschaftskanzleien und setzte<br />
ganz überwiegend auf die individuelle Ausbildung<br />
durch jeweils einen Partner. Für rechtliche und wirtschaftliche<br />
Spezialthemen bedient und bediente sie<br />
sich externer Anbieter. Wichtige Skills wie Zeitmanagement,<br />
interkulturelle Kommunikation oder auch Körpersprache<br />
vermittelt enwc schon lange, und zwar für<br />
Juristen aller Standorte. Jedoch verfügte die Kanzlei<br />
bislang nicht über ein strukturiertes und für Rechtsanwaltsanwärter<br />
verpflichtendes Ausbildungsprogramm.<br />
Das hat sich geändert. Durch die im Frühjahr 2012<br />
vollzogene Fusion mit der internationalen Großkanzlei<br />
Taylor Wessing machte enwc einen wichtigen Schritt,<br />
um auch in puncto Anwaltsausbildung in Wien und<br />
den zentral- und osteuropäischen Standorten konkurrenzfähig<br />
zu bleiben. Die vormaligen enwc-Juristen<br />
nehmen nun teil am Taylor Wessing-Personalentwicklungsprogramm,<br />
das einen ebenfalls aufbauend englischen<br />
Namen trägt: Rise.<br />
Vor allem von Deutschland aus werden Jungjuristen<br />
in verschiedenen Modulen rechtlich und wirtschaftlich<br />
in ihrer Laufbahn begleitet, die Ausbildung erfolgt sowohl<br />
in den Standorten selbst als auch an renommierten<br />
Hochschulen wie der Bucerius Law School in Hamburg.<br />
Im vergangenen Herbst haben erstmals<br />
Konzipienten aus der alten enwc-Welt an der Taylor<br />
Wessing Academy – einer Veranstaltung für Associates<br />
aus allen europäischen Standorten – in München teilgenommen.<br />
Wer grenzüberschreitend arbeitet, soll<br />
schließlich auch grenzüberschreitend lernen. ◀<br />
Neue Wege<br />
... gehen zwei österreichische Universitäten mit kombinierten<br />
Jura-BWL-Studien.<br />
Die Wirtschaftsuniversität Wien (WU) hat einen zweistufigen<br />
Studiengang im Wirtschaftsrecht etabliert. Immerhin 15 Prozent<br />
der Inhalte beschäftigen sich mit BWL. Das Bologna-kompatible Studium<br />
mit Bachelor und Master darf nach zähen Verhandlungen mit<br />
der österreichischen Anwaltskammer zum Einstieg in die juristischen<br />
Kernberufe genutzt werden, ermöglicht also die Konzipientenphase.<br />
http://www.wu.ac.at/programs/master/wire/jusjobs<br />
An die Universität Linz hingegen werden berufstätige Juristen,<br />
auch aus der Justiz, mit einem MBA-Programm gelockt. Das Aufbaustudium<br />
Betriebswirtschaftslehre für Juristen schließt nach drei Semestern<br />
mit dem Master of Business Administration ab. Insbesondere<br />
Juristen mit einem Hintergrund in der Krisen- und Insolvenzberatung<br />
vermittelt die Universität ein breites wirtschaftliches Know-how.<br />
http://www.jku.at/mba-jus/content/<br />
FOTO: Freshfields Bruckhaus Deringer<br />
90 azur 01 13 Karrieremagazin für junge Juristen
Jakob Hien<br />
alias J-Cop<br />
Analysis of Europe’s Largest Legal Market<br />
Antitrust<br />
Banking and Finance<br />
covered<br />
Company Succession and Trusts<br />
Compliance Audits and Investigations<br />
Corporate<br />
Dispute Resolution<br />
Distribution, Trade and Logistics<br />
Employment<br />
Food Law<br />
Insurance<br />
Intellectual Property<br />
M&A<br />
Media, Technology and Communications<br />
Private Equity & Venture Capital<br />
Public Sector<br />
Real Estate and Construction<br />
Regulated Industries<br />
Restructuring and Insolvency<br />
Tax<br />
White Collar Crime<br />
www.juve.de<br />
Ausblick / Impressum<br />
azur01<br />
13<br />
JUVE KarriErEmagazin für JUngE JUristEn<br />
Weitere themen<br />
Praktikum<br />
Die attraktivsten Kanzlei-<br />
Programme im azur-Check.<br />
immobilienrecht<br />
Ohne anwälte wäre stillstand auf<br />
der großbaustelle von „the squaire“<br />
glücksspielrecht<br />
machtkampf im<br />
Hamburger Bahnhofsviertel<br />
Der unterschätzte Der hippe Osten Osten<br />
Kreatives Doppelleben<br />
sechs Juristen mit<br />
ungewöhnlichen Lebensläufen<br />
Juristen unter strom<br />
Wie die Bundesnetzagentur den<br />
netzausbau rechtlich vorantreibt<br />
<strong>Österreich</strong><br />
Der lange Weg der Konzipienten<br />
zur anwaltszulassung<br />
azur Karrieremagazin 1/2013<br />
Juni bis September 2013<br />
(ISSN: 1436-5170)<br />
Herausgeberin:<br />
Dr. Astrid Gerber<br />
Chefredaktion:<br />
Dr. Aled Griffiths (Gr), Antje Neumann (AN), Jörn<br />
Poppelbaum (pop)<br />
Leitung azur:<br />
Mathieu Klos (MK), Markus Lembeck (ML)<br />
Redaktionsleitung Karrieremagazin:<br />
Mathieu Klos (v.i.S.d.P.), Eva Flick (EF, Leitung<br />
Rechtsgebiete)<br />
Redaktion:<br />
Christine Albert (CA), Ulrike Barth (uba), Catrin<br />
Behlau (cb), René Bender (RB), Simone Bocksrocker<br />
(SB), Silke Brünger (si), Dr. Anja Hall (ah), Astrid<br />
Jatzkowski (jat), Marcus Jung (mj), Parissa Kerkhoff<br />
(pke), Christin Nünnemann (cn), Geertje Oldermann<br />
(geo), Norbert Parzinger (NP), Tanja Podolski (tap),<br />
Désirée Schliwa (ds), Volker Votsmeier (vov)<br />
CvD/Schlussredaktion:<br />
Ulrike Sollbach (So)<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Sonja Behrens, Claudia Scherer<br />
Mitarbeit:<br />
Assia El Bekri, Lena Espelmann, Marcus Willems<br />
(texdur)<br />
Verwaltung und Buchhaltung:<br />
Sandra Schmalz, Nicolle Kexel, Barbara Albrecht,<br />
Janine Wartenberg<br />
Ihre Ansprechpartner für azur-Anzeigen:<br />
Britta Hlavsa (Kanzleien, Unternehmen und<br />
Universitäten)<br />
Vermarktung und Verkauf:<br />
Chris Savill (Leitung), Rüdiger Albert, Ursula<br />
Heidusch, Svea Klaßen<br />
Marketing und Veranstaltungen:<br />
Alke Hamann (Leitung), Jens David, Eva Wolff, Marit<br />
Lucas<br />
Gestaltung/Satz:<br />
Andreas Anhalt (Leitung), Janna Lehnen, Dominik<br />
Rosse<br />
Systemadministrator:<br />
Marcus Willemsen (Leitung), Boris Sharif<br />
Wissensmanagement:<br />
Stefanie Seeh<br />
Vertrieb:<br />
Eva Wolff, Svea Klaßen (Abonnements)<br />
azur Karrieremagazin erscheint zweimal im Jahr bei:<br />
JUVE Verlag für juristische Information GmbH<br />
Sachsenring 6 · D-50677 Köln<br />
Postanschrift Postfach 25 04 29 · D-50520 Köln<br />
Tel. 0049/ (0)221/ 91 38 80-0<br />
Fax 0049/ (0)221/ 91 38 80-18<br />
E-Mail azur@juve.de · vertrieb@juve.de<br />
Weitere JUVE-Publikationen:<br />
azur<br />
azur<br />
AWARDS<br />
2013100<br />
TOP-ArbeiTgeber 2013<br />
Rankings und Analysen für die Juristen-Karriere<br />
50 Top-Arbeitgeber lokale Champions Spezialisten in<br />
deutschlandweit 30in den regionen 20rechtsgebieten<br />
azur 100<br />
Erscheinungsweise:<br />
jährlich<br />
Die aktuelle Ausgabe ist<br />
im Februar 2013<br />
erschienen<br />
JUVE Rechtsmarkt<br />
Nachrichten für Anwälte<br />
und Mandanten<br />
Erscheinungsweise:<br />
monatlich<br />
Druckauflage: 15.000<br />
Litho- und Druckservice: D+L Printpartner GmbH, Bocholt<br />
Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung wie Nachdruck, Vervielfältigung,<br />
elektronische Verarbeitung und Übersetzung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen<br />
ist, bedarf der Zustimmung des Verlages.<br />
Abo: azur Karrieremagazin und azur100 sind als Einzel- und Kanzleiabonnement erhältlich.<br />
Wir informieren Sie gern über unsere günstigen Abo-Konditionen!<br />
www.azur-online.de<br />
www.juve.de<br />
JUVE<br />
German Commercial Law Firms<br />
2013<br />
600<br />
law firms<br />
JUVE Handbuch<br />
Wirtschaftskanzleien<br />
Rechtsanwälte für<br />
Unternehmen<br />
Erscheinungsweise:<br />
jährlich, 15. Auflage<br />
JUVE German<br />
Commercial Law Firms<br />
A Handbook for<br />
International Clients<br />
Erscheinungsweise:<br />
jährlich<br />
JUVE Magazin für<br />
Wirtschaftsjuristen<br />
Der österreichische Markt<br />
in Zahlen und Fakten<br />
Erscheinungsweise:<br />
zweimonatlich<br />
Ausblick<br />
azur Karrieremagazin 02/13<br />
Asien boomt, vor allem China und Korea. azur widmet ein ganzes Heft dem Asiengeschäft deutscher<br />
Juristen und den Einstiegschancen für Berufsanfänger in Deutschland und in Asien.<br />
Kirschblüte am Rhein<br />
Wie Juristen die starke Verbindung von Düsseldorf<br />
nach Japan zur Spezialisierung und für den Berufseinstieg<br />
nutzen.<br />
Asien Desks<br />
Wie deutsche Kanzleien hierzulande die Beratung<br />
asiatischer Mandanten organisieren.<br />
Chinesische Einkaufstour<br />
Wie deutsche M&A-Spezialisten chinesische<br />
Unternehmen hierzulande bei Unternehmenskäufen<br />
begleiten.<br />
Produktpiraten<br />
Wie deutsche IP-Anwälte auf Messen die Produkte<br />
von asiatischen Plagiatoren abräumen.<br />
Beijing diaries<br />
Wie deutsche Konzerne in China eigene Rechtsabteilungen<br />
aufbauen.<br />
Asiatische Studien<br />
Die wichtigsten Universitäten und renommiertesten<br />
LL.M.-Programme zwischen Singapur und Tokio.<br />
azur 2/2013 erscheint im Oktober 2013<br />
122 azur 01 13 Karrieremagazin für junge Juristen