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Liebe Gemeinde, in seinem letzten Lebensjahr verfasste Paul ...

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Unsere paradoxen Lebenserfahrungen zwischen Verzweiflung und Hoffnung spiegeln sich<br />

hier wider. Schauen wir doch <strong>in</strong> unser Leben, z. B. mit dem viel zitierten Hölderl<strong>in</strong>/ Patmos:<br />

„Wo Gefahr ist, da wächst das Rettende auch“. Das Gegenteil gilt ja leider auch: „Wo Rettung<br />

ist, da wächst das Gefährdende auch; wo Taufe ist, da ist Versuchung; wo Glaube ist, da<br />

ist Unglaube; wo Christus ist, da ist der Antichrist; wo <strong>Liebe</strong> ist, da ist der Tod“ (so J. Moltmann<br />

am Ende se<strong>in</strong>er Theologie der Hoffnung). Die Frage lautet: Wie kommen wir <strong>in</strong>mitten<br />

der Zerbrechlichkeiten des Dase<strong>in</strong>s zum Ziel? Wie werden wir hoffnungsvoll, erfüllt, getragen<br />

von e<strong>in</strong>er Hoffnung, die zudem auch andere ansteckt?<br />

III) Wir suchen auf unseren Wegen Gottes Heilsweg<br />

Antwort bekommen wir nur, wenn wir das Glaubensgedicht als Ganzes betrachten: Se<strong>in</strong>e 12<br />

Strophen s<strong>in</strong>d (am besten auswendig gelernt) meditiert, rezitiert, nachgelesen und <strong>in</strong>s persönliche<br />

(wie <strong>in</strong>s geme<strong>in</strong>same) Gebet h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> genommen, für viele Menschen treue geistliche Begleiter.<br />

Mit ihrer Botschaft der Hoffnung sagen sie uns zu, dass Gott selbst mit se<strong>in</strong>em Wort<br />

wie dem Psalmvers 37: 5 („Befiehl/ dem Herrn/ De<strong>in</strong>’/ Weg’/ und/ hoff’/ auf/ ihn/, er/<br />

wird’s/ wohl/ machen“) die alles entscheidende Wahrheit <strong>in</strong> unser Leben h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gelegt hat.<br />

Die Erkenntnis dieser Wahrheit geschieht durch den Glauben, den er uns schenkt bzw. immer<br />

wieder neu schenken will. Gerhardt schuf mittels der Verschmelzung von Text, Versmaß,<br />

Rhythmus und Ton e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>od barocker evangelischer Liedlyrik: E<strong>in</strong>e Thematik: „Gott führt<br />

uns auf e<strong>in</strong>em an Etappen reichen Weg durch die Krise h<strong>in</strong> zur Erlösung“ wird mittels zweierlei<br />

mite<strong>in</strong>ander komb<strong>in</strong>ierter Kunstformen beschrieben, <strong>in</strong>dem sich dichterisch geformtes<br />

Wort (1) und zu s<strong>in</strong>gende Melodie (2) gegenseitig verstärken: Zu (1): Der offene (weibliche)<br />

Ausgang <strong>in</strong> den stets dreihebigen jambischen Versen entspricht e<strong>in</strong>em relativ höheren<br />

Schlusston („Befiéhl du dé<strong>in</strong>e Wége…“), bei den geschlossenen (männlichen) Versenden<br />

bewegt sich der Melodiebogen nach unten („…und wás De<strong>in</strong> Hérze kr´änkt“). Der offenpositive<br />

Inhalt von „Wege“ entspricht dem helleren Schlusston bzw. dem offenen vokalischen<br />

Versausgang, wie umgekehrt das eher bestimmend-negative Assoziationen weckende Verb<br />

„kränkt“ gesteigert wird mittels dem dunkleren Ton bzw. der geschlossenen konsonantisch<br />

auslautenden Schlussilbe. Jede Strophe ist eigentlich aus zwei parallelen Quartetten (Vierzeilern),<br />

also <strong>in</strong>sgesamt aus acht Versen gebildet. Diese lyrische Form hat ihre Ursprünge <strong>in</strong> der<br />

Antike, wird aber auch <strong>in</strong> der Romantik, etwa <strong>in</strong> den „Jugendgedichten“ Hölderl<strong>in</strong>s <strong>in</strong> exakt<br />

derselben Form wie bei „Befiehl Du De<strong>in</strong>e Wege“ verwandt. Stets greift der zweite Vierzeiler<br />

(c-d-c-d) <strong>in</strong>haltlich <strong>in</strong> den ersten (a-b-a-b) so e<strong>in</strong>, dass er, ihn verstärkend, se<strong>in</strong>e Aussage fortführt.<br />

Vgl. die erste Strophe: Hier kann der Reim wie beim ersten Vierzeiler deutlich, dazu<br />

dienen, das erste Schlusswort zu verstärken (Wege – Pflege) oder es mit e<strong>in</strong>em Gegenbegriff<br />

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