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Liebe Gemeinde, in seinem letzten Lebensjahr verfasste Paul ...

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• Manch e<strong>in</strong>er oder e<strong>in</strong>e hat sich bereits von der Bühne der offiziellen Berufstätigkeit<br />

verabschiedet und kämpft doch noch mit den Problemen, die sich damit ergeben, ke<strong>in</strong>e<br />

offizielle Funktion mehr zu haben<br />

• Eltern müssen <strong>in</strong> Abschnitten immer wieder neu von ihren K<strong>in</strong>dern Abschied nehmen,<br />

die das Zuhause verlassen (K<strong>in</strong>dergarten, Schule, Berufsausbildung) und sich vielleicht<br />

für immer an e<strong>in</strong>en Partner b<strong>in</strong>den<br />

Abschied nehmen bedeutet häufig auch Trauern - und Trauern ist immer auch Abschied nehmen<br />

von Menschen, Vorstellungen, Möglichkeiten, vielleicht auch von Illusionen… und Abschied<br />

ist immer auch e<strong>in</strong> bisschen wie Sterben, heißt es.<br />

II) „Befiehl du de<strong>in</strong>e Wege“ und die Ursprünge des Liedes<br />

Was hat Gott mit den vielen Abschieden, die das Leben mit sich br<strong>in</strong>gt zu tun? Wie kann unser<br />

Weg, gerade mit den schwierigen Etappen, von ihm bestimmt werden? Wie werden wir<br />

se<strong>in</strong>er Begleitung bewusst? Die radikale Antwort P. Gerhardts lautet: „Befiehl’ du de<strong>in</strong>e Wege...!“<br />

Blicke nach vorne, lass Dich nicht gefangen nehmen, von dem, was Dich fesselt und<br />

wie e<strong>in</strong>e Salzsäule zur Erstarrung br<strong>in</strong>gen will. Dann wirst Du <strong>in</strong>mitten De<strong>in</strong>er Krise hoffentlich<br />

den Abstand bekommen, der so wichtig ist – und selbst erkennen, dass da noch jemand<br />

anderes ist. Dass da nicht nur du selbst hockst <strong>in</strong> de<strong>in</strong>er Höhle, <strong>in</strong> de<strong>in</strong>er Depression, <strong>in</strong> de<strong>in</strong>er<br />

Angst… Dass Du nicht alle<strong>in</strong>e bist und dass er selbst, dieser manchmal so rätselhafte, <strong>in</strong> unserem<br />

diffusen Leid zunächst namenlose Gott dennoch da ist und sich Dir bekannt machen will!<br />

Es handelt sich bei „Befiehl’ du de<strong>in</strong>e Wege!“ nicht nur um e<strong>in</strong>e Meditation über die göttliche<br />

Vorsehung, die ihresgleichen <strong>in</strong> der gesamten christlichen Liedlyrik sucht. Wer nach den<br />

Wurzeln des Liedes sucht, wird <strong>in</strong> der Bibel fündig. P. Gerhardt hat sich hier den Psalmdichtungen<br />

bzw. der Tradition der weisheitlichen Theologie orientiert. Er tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e erfrischende<br />

Korrespondenz mit der Dichtkunst des Psalters e<strong>in</strong> und erfüllt sie mit neuem Leben. Gerhardts<br />

<strong>in</strong>tensives Denken und Dichten, Fragen, Klagen und Gottvertrauen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> typisches Erzeugnis<br />

des protestantischen Barock des 17. Jh.: Fast jede Liedstrophe spricht <strong>in</strong> emotional geladenen,<br />

seelische Zustände beschreibenden Begriffen wie Kummer, Sorgen, Not, Lebenslast,<br />

Leid, Tod, Sterblichkeit, Kränkung, Schmerz, Sorgen, Gram und Pe<strong>in</strong> von der Gefahr des<br />

menschlich-existentiellen Scheiterns. In der Anerkenntnis dieser Gefahr wird das befreiende<br />

Erleben der neu zu err<strong>in</strong>genden Freiheit dargestellt <strong>in</strong> den Aktivität be<strong>in</strong>haltenden Metaphern<br />

wie Weg, Bewegung, Vertrauens, Segen, Gang, Licht, Pflege, Sieg oder Gnade. Nichts wird<br />

verdrängt – all das muss zu Wort kommen: sowohl die Leiderfahrung, als auch die Anreizung<br />

zum Glauben. Freimütig wird beides zur Sprache gebracht.<br />

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