Liebe Gemeinde, in seinem letzten Lebensjahr verfasste Paul ...

Liebe Gemeinde, in seinem letzten Lebensjahr verfasste Paul ... Liebe Gemeinde, in seinem letzten Lebensjahr verfasste Paul ...

29.12.2013 Aufrufe

Sexagesimä, 11.2.07, Hochschulgottesdienst Neuendettelsau-St. Laurentius Geh aus, mein Herz – EG 503 / EKG 371 Paul-Gerhardt-Reihe (400. Geburtstag 2007) Choralvorspiel zu EG 503 und EKG 371; Strophen 1-3 (Mel.: EG) „Sommergesang“ – gesungen am 11. Februar 2007. Erste Narzissen habe ich bereits gesichtet in diesem warmen Winter. Sommergesang als Lob der Klimawende? Wir täten Paul Gerhardt unrecht, sängen wir das Lied mit diesem Zweck. Wir wären nicht die ersten, die es verkürzten. Versuchen wir, es nicht einfach zu interpretieren; versuchen wir, es für uns zu hören, zu singen, zu beten; diese Sommerbilder Paul Gerhardts, von dem Rudolf Alexander Schröder sagte: „Es ist mir immer, als ginge die Sonne auf, wenn der Name in mein Gedächtnis tritt...“ Liebe Gemeinde! Viele von uns tragen Bilder schöner Gärten in sich. Umfriedete Bereiche, die der Seele wohltun; blühende, duftende, sonnendurchwärmte Oasen: Sie vor dem innern Auge, verstehen wir, wie es gemeint ist: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud...“ Die Frage nach der Gartenarbeit tritt dabei in den Hintergrund. Unser Lied stellt sie gar nicht. Der Garten meiner Kindheit taucht vor mir auf, der einfach da war. Der schön war durch die Jahreszeiten, und im Sommer besonders. Im Abendlicht leuchtende Blumen sehe ich vor dem Schatten der Bäume. Und wenn wir in Gen 3 lesen, daß Gott der Herr „im Garten ging, als der Tag kühl geworden war“ (3,8), dann kann ich mir ein bißchen vorstellen, wie das Paradies ausgesehen hat. Paul Gerhardt wußte das auch als Sohn eines Bauern aus Gräfenhainichen. Er kannte Gärten, Scheunen, Ställe, Wald und Wiesen. So erlebte er Gottes Schöpfung. Er wußte, wie schön sie sein kann. Wieviel von Gottes Güte sich drin spiegelt. Mit neugierig staunenden Augen betrachtet er die Natur, wie Franziskus in seinem 1

Sonnengesang. Und er erkennt die wunderbaren Schöpferhände Gottes darin. Und erkennt sie nicht mit analytischem Blick, sondern sich selbst darin als den, der sich diese Schönheit schenken läßt: „... und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.“ In diese Schöpfungsfreude muß man sich einüben, ja kann man sich einsingen. 15 Strophen lang macht uns dieser Sommergesang das Angebot dazu. Und wir brauchen es. Denn wir pendeln oft zwischen der Sehnsucht nach heiler Natur und einem depressivem Umweltbewußtsein. Horrorszenarien umgeben uns im Augenblick tagtäglich – der milde Winter tut das Seine dazu – und ändern doch kaum unser Verhalten. Glauben wir aber nicht, für Paul Gerhardt wäre das Leben ja noch viel einfacher gewesen. Dazu nachher. Nein, erst einmal wird in diesem Lied geübt, die Schöpferhandschrift Gottes zu erkennen. Singen: Str. 4 (EG) – Sprechen: Str. 5 – Singen: Str. 6 (EG) – Sprechen: Str. 7 – Singen: Str. 8 (EG) Ja, diese Übung verwickelt einen beim Mitsingen in all die geschaute Schönheit: „Ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen.“ Und vielleicht haben wir das in der 8. Strophe ja schon von Herzen mitgesungen: „Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen“: Gottes Handschrift in der Natur läßt sich erkennen. „Gott ist in jedem Baumblatt“, hat Luther behauptet, dann aber hinzugefügt: „aber nicht zu deinem Greifen“. Da müssen uns erst die Sinne erweckt werden durch Gottes großes Tun. Die Augen des Herzens müssen uns aufgehen, damit wir in der Natur Gottes Schöpfung erkennen, die er uns schenkt und noch immer erhält. Eine Wendung tritt nun ein mit Str. 9. Sie unterscheidet zwischen „Hier“ und „Dort“: „Ach, denk ich, bist du hier so schön ... auf dieser armen Erden: was will doch ... dort in dem reichen Himmelszeit ... werden!“ Und wenn es uns hier noch so lieblich ergeht, ist das doch nur ein Vorzeichen für ein Dort, für das uns die treffenden die Worte fehlen. Denn das Hier ist die „arme Erde“. Unter ihrer Schönheit verbirgt sich viel Abgründiges. 2

Sexagesimä, 11.2.07, Hochschulgottesdienst Neuendettelsau-St. Laurentius<br />

Geh aus, me<strong>in</strong> Herz – EG 503 / EKG 371<br />

<strong>Paul</strong>-Gerhardt-Reihe (400. Geburtstag 2007)<br />

Choralvorspiel zu EG 503 und EKG 371;<br />

Strophen 1-3 (Mel.: EG)<br />

„Sommergesang“ – gesungen am 11. Februar 2007. Erste Narzissen habe ich bereits<br />

gesichtet <strong>in</strong> diesem warmen W<strong>in</strong>ter. Sommergesang als Lob der Klimawende?<br />

Wir täten <strong>Paul</strong> Gerhardt unrecht, sängen wir das Lied mit diesem Zweck. Wir<br />

wären nicht die ersten, die es verkürzten. Versuchen wir, es nicht e<strong>in</strong>fach zu<br />

<strong>in</strong>terpretieren; versuchen wir, es für uns zu hören, zu s<strong>in</strong>gen, zu beten; diese<br />

Sommerbilder <strong>Paul</strong> Gerhardts, von dem Rudolf Alexander Schröder sagte: „Es ist<br />

mir immer, als g<strong>in</strong>ge die Sonne auf, wenn der Name <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Gedächtnis tritt...“<br />

<strong>Liebe</strong> <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>!<br />

Viele von uns tragen Bilder schöner Gärten <strong>in</strong> sich. Umfriedete Bereiche, die der<br />

Seele wohltun; blühende, duftende, sonnendurchwärmte Oasen: Sie vor dem <strong>in</strong>nern<br />

Auge, verstehen wir, wie es geme<strong>in</strong>t ist: „Geh aus, me<strong>in</strong> Herz, und suche Freud...“<br />

Die Frage nach der Gartenarbeit tritt dabei <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund. Unser Lied stellt sie<br />

gar nicht. Der Garten me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheit taucht vor mir auf, der e<strong>in</strong>fach da war. Der<br />

schön war durch die Jahreszeiten, und im Sommer besonders. Im Abendlicht<br />

leuchtende Blumen sehe ich vor dem Schatten der Bäume. Und wenn wir <strong>in</strong> Gen 3<br />

lesen, daß Gott der Herr „im Garten g<strong>in</strong>g, als der Tag kühl geworden war“ (3,8),<br />

dann kann ich mir e<strong>in</strong> bißchen vorstellen, wie das Paradies ausgesehen hat.<br />

<strong>Paul</strong> Gerhardt wußte das auch als Sohn e<strong>in</strong>es Bauern aus Gräfenha<strong>in</strong>ichen. Er<br />

kannte Gärten, Scheunen, Ställe, Wald und Wiesen. So erlebte er Gottes Schöpfung.<br />

Er wußte, wie schön sie se<strong>in</strong> kann. Wieviel von Gottes Güte sich dr<strong>in</strong> spiegelt. Mit<br />

neugierig staunenden Augen betrachtet er die Natur, wie Franziskus <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

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