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Liebe Gemeinde, in seinem letzten Lebensjahr verfasste Paul ...

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10) Wo ich bisher gesessen,<br />

ist nicht me<strong>in</strong> rechtes Haus.<br />

Wenn me<strong>in</strong> Ziel ausgemessen,<br />

so tret ich dann h<strong>in</strong>aus;<br />

und was ich hier gebrauchet,<br />

das leg ich alles ab,<br />

und wenn ich angehauchet,<br />

so scharrt man mich<br />

<strong>in</strong>s Grab.<br />

Die Heimat ist dort, wo die Engel den großen Herrscher loben. Er hält alle <strong>in</strong> Händen und<br />

verb<strong>in</strong>det Himmel und Erde zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Raum se<strong>in</strong>es Handelns. Er, der Herr, hält es <strong>in</strong><br />

Händen. Ihm gehört auch me<strong>in</strong> Leben. Der Gottesdienst ist e<strong>in</strong>e der Schnittstellen zwischen<br />

unten und oben. Hier steht der Himmel schon offen.<br />

»Zu dem steht me<strong>in</strong> Verlangen, da wollt ich gerne h<strong>in</strong> …«<br />

Die Schriftsteller<strong>in</strong> Gabriele Wohmann spricht vom »Todesheimweh« <strong>Paul</strong> Gerhardts. Der<br />

Glaube wird zur Selbstverständlichkeit und ermöglicht diese Art der Todessehnsucht mit unglaublicher<br />

Bodenhaftung. Noch e<strong>in</strong>mal Gabriele Wohmann: <strong>Paul</strong> Gerhardts Lieder stellen<br />

e<strong>in</strong>e »Mischung aus Lebensaufsässigkeit mit dem Heimweh nach der endlich menschlichen<br />

Freiheit« dar.<br />

Mit der Dauer des Lebensweges steigert sich das Verlangen nach der anderen Heimat. Denn:<br />

»Die Herberg ist zu böse, der Trübsal ist zu viel.« Der Sänger bittet Gott um e<strong>in</strong> Ende der<br />

Wanderschaft – aber er überlässt ihm den Zeitpunkt: »…wenn de<strong>in</strong> Herz will«. Und er bittet<br />

um e<strong>in</strong> seliges Ende der Wanderschaft. Gott möge alles wenden durch se<strong>in</strong>en Arm und Kraft.<br />

Nochmals variiert <strong>Paul</strong> Gerhardt <strong>in</strong> der 10. Strophe das Motiv des nicht dauerhaften Bleibens.<br />

Nun ist es das Bild des Hauses, nicht mehr das des Zeltes. »Wo ich bisher gesessen, ist nicht<br />

me<strong>in</strong> rechtes Haus.« Gottes K<strong>in</strong>der leben <strong>in</strong> vorläufigen Häusern, im Übergang. Wenn ihr Ziel<br />

ausgemessen ist, treten sie h<strong>in</strong>aus. Alles, was hier zum Leben erforderlich ist, kann dann abgelegt<br />

werden.<br />

Strophe 10 verdichtet nochmals die große Gewissheit <strong>in</strong> Gottes Führung im Leben wie im<br />

Sterben. Und vermag beides zusammenzusehen: die Notwendigkeiten des Lebens und die<br />

Schlichtheit se<strong>in</strong>es Endes: »… so scharrt man mich <strong>in</strong>s Grab.« Auch dies wird <strong>in</strong> der Vorstellung<br />

vorweggenommen und ausgehalten.<br />

Stimmen wir e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Strophen 7 bis 10 und treten e<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Paul</strong> Gerhardts Todesheimweh mit<br />

se<strong>in</strong>er unendlichen Bodenhaftung: EG 529, 7–10.<br />

Auslegung IV:<br />

E<strong>in</strong>e Himmelssehnsucht, die auf Erden gelassener macht<br />

11) Du aber, me<strong>in</strong>e Freude,<br />

du me<strong>in</strong>es Lebens Licht,<br />

du ziehst mich, wenn ich scheide,<br />

h<strong>in</strong> vor de<strong>in</strong> Angesicht<br />

– 5 –

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