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Liebe Gemeinde, in seinem letzten Lebensjahr verfasste Paul ...

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sich bergen können – ohne Verbitterung. Der Rückblick spart nichts aus an Kummer und Sorgen.<br />

Aber es ist nicht zufällig so manche liebe Nacht, die das Herz geplagt hat, und die nun<br />

aus dem leidvollen Abstand heraus angeschaut wird.<br />

Wie so oft bei <strong>Paul</strong> Gerhardt bildet die Natur menschliche Erfahrung ab und wird zum Spiegel<br />

der Seele: Sturm, Blitz, Donner, W<strong>in</strong>d und Regen stehen für das zugemutete Leiden.<br />

Aber, so vergewissert sich die Seele: obwohl nicht selbst verschuldet, war es zu tragen.<br />

S<strong>in</strong>gen wir die Strophen 1 bis 3 und nähern wir die Lebensarbeit des Dichters unserer persönlichen<br />

Lebensgestalt an – im Vertrauen auf den Herrn, der <strong>in</strong> allem führt: EG 529, 1–3.<br />

Auslegung II:<br />

Die Welt als fremdes Zelt<br />

4) So g<strong>in</strong>g’s den lieben Alten,<br />

an deren Fuß und Pfad<br />

wir uns noch täglich halten,<br />

wenn’s fehlt am guten Rat;<br />

sie zogen h<strong>in</strong> und wieder,<br />

ihr Kreuz war immer groß,<br />

bis daß der Tod sie wieder<br />

legt <strong>in</strong> des Grabes Schoß.<br />

5) Ich habe mich ergeben<br />

<strong>in</strong> gleiches Glück und Leid;<br />

was will ich besser leben<br />

als solche großen Leut?<br />

Es muß ja durchgedrungen,<br />

es muß gelitten se<strong>in</strong>;<br />

wer nicht hat wohl gerungen,<br />

geht nicht zur Freud h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />

6) So will ich zwar nun treiben<br />

me<strong>in</strong> Leben durch die Welt,<br />

doch denk ich nicht zu bleiben<br />

<strong>in</strong> diesem fremden Zelt.<br />

Ich wandre me<strong>in</strong>e Straße,<br />

die zu der Heimat führt,<br />

da mich ohn alle Maße<br />

me<strong>in</strong> Vater trösten wird.<br />

So g<strong>in</strong>g’s den lieben Alten: In zwei nicht mehr im Gesangbuch aufgenommenen Strophen<br />

blickt der Sänger auf Abraham, Isaak und Jakob. Die biblischen Erzväter s<strong>in</strong>d ganz nahe. Ihre<br />

Lebens- und Glaubenserfahrung wird zum Trost und verb<strong>in</strong>det über Zeiten und Orte h<strong>in</strong>weg.<br />

Im Rückblick vergewissert sich das Ich: Ich habe mich ergeben – <strong>in</strong> gleiches Glück und Leid.<br />

Auf e<strong>in</strong>mal leuchtet auch das Glück mit auf und steht <strong>in</strong> Balance zum Leid. Es ist Frucht des<br />

notwendigen heilsamen Durchdr<strong>in</strong>gens: Neben die dunklen Seiten treten <strong>in</strong> der Lebensrückschau<br />

auch die hellen und fröhlichen – dort, wo ausgehalten und nicht geflohen wird. Wer<br />

– 3 –

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