29.12.2013 Aufrufe

Krummes Ding -Zur Formgestaltung mit digitalen 3D-Technologien

Krummes Ding -Zur Formgestaltung mit digitalen 3D-Technologien

Krummes Ding -Zur Formgestaltung mit digitalen 3D-Technologien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„Grundformen, unter sinnvollen Spielregeln entwickelt,<br />

bilden die Grundlage für exemplarische ästhetische<br />

Werte.“<br />

Alfred Hückler<br />

<strong>Formgestaltung</strong> <strong>mit</strong> <strong>digitalen</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Technologien</strong><br />

artecLAB<br />

Mai 2006<br />

1/35


Thomas Kuby<br />

1956-60<br />

1956-60<br />

Werkzeugmacherlehre,<br />

Werkzeugmacherlehre,<br />

Volkswagenwerk<br />

Volkswagenwerk<br />

Wolfsburg<br />

Wolfsburg<br />

1963<br />

1963<br />

Abitur<br />

Abitur<br />

auf<br />

auf<br />

dem<br />

dem<br />

2.<br />

2.<br />

Bildungsweg,<br />

Bildungsweg,<br />

München<br />

München<br />

1964<br />

1964<br />

Grundstudium<br />

Grundstudium<br />

Industrial<br />

Industrial<br />

Design<br />

Design<br />

Engineering,<br />

Engineering,<br />

Illinois<br />

Illinois<br />

Institute<br />

Institute<br />

of<br />

of<br />

Technology<br />

Technology<br />

(IIT),<br />

(IIT),<br />

Chicago<br />

Chicago<br />

1968<br />

1968<br />

Diplomstudium<br />

Diplomstudium<br />

Industriedesign,<br />

Industriedesign,<br />

Hochschule<br />

Hochschule<br />

für<br />

für<br />

Gestaltung<br />

Gestaltung<br />

(HfG),<br />

(HfG),<br />

Ulm<br />

Ulm<br />

1970<br />

1970<br />

Master<br />

Master<br />

Degree<br />

Degree<br />

Studium<br />

Studium<br />

Industrial<br />

Industrial<br />

Design<br />

Design<br />

Engineering,<br />

Engineering,<br />

Royal<br />

Royal<br />

College<br />

College<br />

of<br />

of<br />

Art<br />

Art<br />

(RCA),<br />

(RCA),<br />

London<br />

London<br />

1970-72<br />

1970-72<br />

Projektleiter<br />

Projektleiter<br />

der<br />

der<br />

Intermediate<br />

Intermediate<br />

Technology<br />

Technology<br />

Development<br />

Development<br />

Group<br />

Group<br />

(ITDG),<br />

(ITDG),<br />

London<br />

London<br />

1973-76<br />

1973-76<br />

Planer<br />

Planer<br />

der<br />

der<br />

Universität<br />

Universität<br />

Bremen<br />

Bremen<br />

für<br />

für<br />

den<br />

den<br />

Studiengang<br />

Studiengang<br />

Arbeitslehre/Politik<br />

Arbeitslehre/Politik<br />

1977-81<br />

1977-81<br />

Assistent<br />

Assistent<br />

für<br />

für<br />

das<br />

das<br />

Fach<br />

Fach<br />

„Technik<br />

„Technik<br />

und<br />

und<br />

Gesellschaft“,<br />

Gesellschaft“,<br />

Technische<br />

Technische<br />

Universität<br />

Universität<br />

Berlin<br />

Berlin<br />

1982-85<br />

1982-85<br />

Freier<br />

Freier<br />

Gutachter<br />

Gutachter<br />

für<br />

für<br />

Angepasste<br />

Angepasste<br />

Technologie<br />

Technologie<br />

1985-87<br />

1985-87<br />

Technologieberater<br />

Technologieberater<br />

der<br />

der<br />

Deutschen<br />

Deutschen<br />

Gesellschaft<br />

Gesellschaft<br />

für<br />

für<br />

Technische<br />

Technische<br />

Zusammenarbeit<br />

Zusammenarbeit<br />

(GTZ)<br />

(GTZ)<br />

in<br />

in<br />

Tansania<br />

Tansania<br />

1988-05 Mitarbeiter der Stabsstelle für Unternehmensorganisation und<br />

1988-05 Mitarbeiter der Stabsstelle für Unternehmensorganisation und<br />

Evaluierung,<br />

Evaluierung,<br />

GTZ<br />

GTZ<br />

und<br />

und<br />

Weltbank<br />

Weltbank<br />

Lebt<br />

Lebt<br />

heute<br />

heute<br />

als<br />

als<br />

künstlerischer<br />

künstlerischer<br />

Gestalter<br />

Gestalter<br />

in<br />

in<br />

Bremen.<br />

Bremen.<br />

2/35


Klassifizierung von Formen<br />

Die Architektur unterscheidet drei Formkategorien:<br />

• geometrisch definierte Formen<br />

• durch Gesetze der Statik bestimmte Formen<br />

• frei gestaltete Formen<br />

3/35


Naturformen<br />

Das nur auf anthropogene Formen bezogene Schema der Architekten reicht für<br />

eine Erörterung von Formübergängen nicht aus.<br />

Ein allgemeingültiges Schema muss <strong>mit</strong> dem Formenreichtum der Natur<br />

beginnen.<br />

4/35


Anthropogene Formen<br />

Den Naturformen gegenüber stehen die vom Menschen geschaffenen,<br />

anthropogenen Formen. Die von Architekten unterschiedenen Formentypen –<br />

geometrisch, gesetzmäßig und frei – gehören in diese Kategorie.<br />

Allerdings gehören zu den geometrischen Formen heute nicht nur die<br />

Grundkörper, sondern auch komplexe Freiform-Geometrietypen wie Splines,<br />

Coons oder Bézier-Flächen, die mathematisch beschrieben sind und deshalb<br />

als gesetzmäßig erzeugt gelten können.<br />

Es genügt also, unter den anthropogenen Formen lediglich zwei Kategorien zu<br />

unterscheiden:<br />

Anthropogene<br />

Formen<br />

Gesetzmäßige<br />

Formen<br />

Freie Formen<br />

5/35


Gesetzmäßige Formen<br />

Das Merkmal ist die Abhängigkeit der Formgebung von objektiven, die Freiheit<br />

des Gestalters einschränkenden Gesetzen – der Statik, aber auch der<br />

Aerodynamik, der Hydrodynamik, der Kinetik und ganz allgemein der<br />

Mathematik.<br />

aerodynamische Form kinetische Form mathematische Form<br />

6/35


Freie Formen<br />

Das Merkmal der freien Formen ist die un<strong>mit</strong>telbare Kontrolle des Gestalters<br />

über jeden einzelnen Schritt der Formgebung.<br />

Freie Formen sind immer von Menschen gemacht. Der in seinen geistigen und<br />

körperlichen Fähigkeiten spezifisch geprägte Mensch bringt sie innerhalb der<br />

durch Material und Verfahren gezogenen Grenzen hervor.<br />

Stahlskulptur von Chillida<br />

Töpfer<br />

7/35


Formkategorien<br />

Universum der<br />

Formen<br />

Naturformen<br />

Anthropogene<br />

Formen<br />

Gesetzmäßige<br />

Formen<br />

Freie Formen *<br />

(*) Nicht zu verwechseln <strong>mit</strong> komplexen<br />

Geometrietypen, die als „Freiform“<br />

bezeichnet werden.<br />

8/35


Kategorie der „prozessgenerierten Formen“<br />

Jede Form geht auf einen Prozess zurück, aber die Eingriffsmöglichkeiten des<br />

Gestalters sind unterschiedlich:<br />

Der Töpfer formt eine Vase im direkten Zugriff, der Ingenieur bestimmt die Form<br />

des Brückenbogens, indem er Rahmenbedingungen definiert und einen<br />

Rechenprozess in Gang setzt, der die Form hervorbringt.<br />

Der Gestalter steuert den Prozess; er kann da<strong>mit</strong> die resultierende Form global<br />

beeinflussen, aber nicht im Einzelnen bestimmen.<br />

Alle Naturformen sind prozessgeneriert.<br />

9/35


Modifiziertes Schema<br />

Naturformen<br />

Universum der<br />

Formen<br />

Anthropogene<br />

Formen<br />

Gesetzmäßige<br />

Prozessgenerierte<br />

Formen<br />

Freie Formen<br />

10/35


Prozessgenerierte Formen der Natur<br />

Alle Naturformen sind „prozessgeneriert“.<br />

Sie beruhen auf natürlichen Abläufe wie Erosion, Gezeiten, Gravitation,<br />

Vulkanismus, Wachstum und Zerfall.<br />

Durch Erosion geglättete Basaltfelsen<br />

11/35


Kunst und Technologie<br />

Formen, die auf gesetzmäßig ablaufende Prozesse zurück gehen, schufen<br />

bisher vor allem Ingenieure und Architekten.<br />

Heute transzendieren gesetzmäßige Formen zunehmend den Bereich der<br />

zweckhaften Technik:<br />

• häufig haben Ingenieurformen eine starke ästhetische<br />

Ausstrahlung (Brücken, Schiffe, Flugzeuge, Maschinenbauteile)<br />

• digitale <strong>Technologien</strong> machen technische Analyse- und Entwurfsverfahren<br />

für künstlerische Zwecke verfügbar und eröffnen neue<br />

gestalterische Möglichkeiten<br />

Dazu jetzt etwas „krummes Zeug“<br />

12/35


„Flexion“<br />

Das Beispiel bezieht sich auf den Entwurf und die Herstellung einer 6 m<br />

hohen Edelstahlskulptur für das neue Verwaltungsgebäude der GTZ in<br />

Eschborn.<br />

13/35


Ausgangspunkt<br />

Ein dreifach gegabelter Buchenstamm<br />

war der Ausgangspunkt für den Entwurf.<br />

14/35


Bearbeitung<br />

Die Astgabel wurde entlang der Mittelachsen<br />

gespalten.<br />

15/35


Modellbau<br />

Mit Stahldraht und Schrumpffolie wurde<br />

die Ausgangsform für ein 30 cm hohes<br />

Modell hergestellt.<br />

16/35


Auftrag<br />

Anhand des 1:20 Modells erteilte die GTZ<br />

den Herstellungsauftrag.<br />

17/35


Übertragung vom Modell ins Virtuelle<br />

<strong>Zur</strong> Übertragung des Modells in ein <strong>3D</strong>-<br />

Programm reichten 15 Messpunkte.<br />

18/35


CAD-Konstruktion<br />

Die Nachkonstruktion des Entwurfs <strong>mit</strong><br />

SOLID WORKS hatte zahlreiche Vorteile:<br />

• Durch die exakte Definition der<br />

Kanten (Splines) sowie der Vorderund<br />

Rückseite (Minimalflächen) wurde<br />

die ästhetisch gewünschte Präzision der<br />

Form erreicht<br />

• Der Datensatz für die CNC-Fertigung<br />

entstand<br />

• Gewicht, Volumen, Material und Statik<br />

konnten bauantragsreif dokumentiert<br />

werden<br />

19/35


Übertragung vom Virtuellen ins Reale<br />

Mit einer 5-Achsen CNC-Fräse wurden<br />

die Gussmodelle aus Styropor hergestellt.<br />

20/35


Fräsen<br />

Der Rohguss wurde <strong>mit</strong> einer 5-Achsen<br />

HS-Fräsmaschine in die exakte Form<br />

gebracht.<br />

21/35


Technologische Brücke<br />

1:20 Modell virtuelles 1:1 Modell<br />

Naturform<br />

reale Form<br />

Im Falle der „Flexion“-Skulptur gab es <strong>mit</strong> CAD und CNC eine durchgehende<br />

technologische Brücke von der freien Form des Modells ins Virtuelle und<br />

zurück in die reale Form.<br />

22/35


Neue gestalterische Möglichkeiten<br />

Digitale Entwurfs- und Produktionstechnologien<br />

erleichtern nicht nur den<br />

Übergang vom Modell zur realen Form;<br />

sie eröffnen auch neue Möglichkeiten,<br />

eine gegebene Form zu untersuchen und<br />

zu variieren.<br />

Ein Beispiel sind die Variationen der<br />

20 cm hohen Brozeskulptur “Hollen“.<br />

23/35


Flächenrückführung<br />

Das handgefertigte Modell wurde <strong>mit</strong><br />

einem billigen <strong>3D</strong>-Scanner abgetastet.<br />

Die Flächenrückführung war aufwändig<br />

und führte - da der Scanner Kanten und<br />

Hinterschnitte der komplexen Freiform<br />

nicht sauber abbilden konnte - zu einem<br />

nur halbwegs originalgetreuen virtuellen<br />

Abbild.<br />

24/35


„…sich der Welt zählend nähern“<br />

Mit einer selbst gebauten Messvorrichtung<br />

konnten die charakteristischen Kanten der<br />

Form vermessen werden.<br />

_______________________________________________________________________<br />

Die Vorrichtung ist als künstlerisch-technische Hommage an die so genannte<br />

„algorithmische Revolution“ gedacht, die Frieder Nake wie folgt charakterisiert hat:<br />

„Das Prinzip ist hier, sich der Welt zählend zu nähern, die Zahl zum Maß zu nehmen, und<br />

nicht die Welt auszulegen, sich schmiegend an sie zu legen.“<br />

25/35


Rekonstruktion über Linien<br />

Aus den charakteristischen Linien wurden<br />

<strong>mit</strong> RHINO Oberflächen erzeugt und<br />

diese <strong>mit</strong> SOLID WORKS in ein echtes<br />

Volumenmodell umgewandelt.<br />

Linie<br />

Fläche<br />

Mit dem virtuellen Modell waren<br />

Transformationen möglich, die <strong>mit</strong> der<br />

realen Skulptur nicht zu machen gewesen<br />

wären.<br />

Körper<br />

26/35


Profile<br />

In die Ebene abgewickelte Profile – über einer<br />

Lichtquelle<br />

27/35


Schnitte<br />

Drei Schnitte als Siebdruck.<br />

Auch kleine<br />

Werke können<br />

große Vorbilder<br />

haben…<br />

28/35


Inspiration<br />

Scherenschnitte von<br />

Matisse<br />

29/35


Andere Wege zu prozessgenerierten Formen<br />

Formen aus Bewegungen<br />

Ein Die Fischer-Modell, Versuche waren das hinsichtlich einen<br />

Glühdraht konkaver Flächen über 4 Achsen interessant, steuert<br />

(X, konvexe Y, Z und Flächen Rotation) ließen sich da<strong>mit</strong><br />

jedoch nur schwer erzeugen.<br />

30/35


Andere Wege zu prozessgenerierten Formen<br />

Formen aus Gleichungen<br />

Do@ParametricPlot<strong>3D</strong>@8<br />

Cos@uD,<br />

Sin@uD+n2Cos@vD,<br />

H1-nLHv-PiL+n2Sin@Hn+1LvD


Zusammenfassung<br />

Die digitale Revolution hat die Möglichkeiten zur Herstellung und Analyse<br />

prozessgenerierter Formen stark erweitert.<br />

Es gibt sichere Brücken von der realen zur virtuellen und zurück zur realen<br />

Form.<br />

Vom Durchgang durch den virtuellen Raum können Freiformen der Kunst, der<br />

Architektur und des Design erheblich gewinnen:<br />

• Präzision<br />

• mechanische Reproduzierbarkeit<br />

• Transformation in andere Darstellungsformen<br />

• Variabilität<br />

32/35


Fragen<br />

Von der Form zur Formel: Gibt es systematische Wege, um beliebige Formen<br />

mathematischen zu beschreiben?<br />

Von der Formel zu Form: Wie können mathematische Funktionen in ein<br />

Programm zur Steuerung von Mehrachsenmaschinen umgesetzt werden und<br />

welche konstruktiven Alternativen gibt es für solche Maschinen?<br />

Vom Realen ins Virtuelle: Gibt es Alternativen zur Flächenrückführung, <strong>mit</strong><br />

denen sich beliebige Volumenkörper – z.B. aus charakteristischen Linien -<br />

erzeugen lassen?<br />

Transformationen: Lassen sich Standardverfahren zur systematischen<br />

Variation einer gegeben Form entwickeln?<br />

33/35


Vorhaben<br />

Ein Raum,<br />

in dem eine<br />

einzige Form in<br />

verschiedenen<br />

Darstellungsweisen<br />

diskutiert<br />

wird.<br />

34/35


Vielen Dank!<br />

35/35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!