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Jahresheft 1995/Tagungsband... - Arbeitsgemeinschaft Höhle und ...

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Das <strong>Jahresheft</strong> <strong>1995</strong> der Arge Grabenstetten - Ausgabe zum VDHK-Jahrestreffen 1996 in Blaubeuren<br />

Seite 150-171 15 Abb. Grabenstetten 1996<br />

Thomas Striebel<br />

Inhalt:<br />

Katzenloch 7525/01<br />

Große Rusenschloßhöhle (Große Grotte) 7524/03<br />

Kleine Rusenschloßhöhle (Kleine Grotte) 7524/04<br />

Schinderteichhöhle 7524/20 <strong>und</strong> Silbersandhöhlen 7524/21 - 23<br />

Brillenhöhle (Zwickerhöhle) 7524/13<br />

<strong>Höhle</strong>n im Felsenlabyrinth bei Weiler 7524/75 a-f<br />

Wachtfelstor 7524/82<br />

Konglomerat-Klufthöhle 7524/83<br />

Donauschotterhöhle 7524/84a<br />

Felstorhöhle 7524/84b<br />

Striebelhöhle 7524/06<br />

Geißenklösterle 7624/15<br />

Die <strong>Höhle</strong>n am Sirgenstein 7624/03 a-d<br />

Literaturverzeichnis<br />

Exkursion:<br />

M, Montag, 27.5.96, ab 8.00 Uhr<br />

Mit über 120 registrierten <strong>Höhle</strong>n, Halbhöhlen, <strong>Höhle</strong>nruinen <strong>und</strong> Felstoren gehört die Stadt Blaubeuren einschließlich der<br />

eingemeindeten Teilorte zu den höhlenreichsten Gemeinden von Baden-Württemberg. Die <strong>Höhle</strong>n sind jedoch in der Regel<br />

recht klein, es gibt nur eine <strong>Höhle</strong> mit einer vermessenen Gesamtlänge von über 100 m, die Blautopfhöhle, die - ganz im<br />

Gegensatz zu allen anderen <strong>Höhle</strong>n - durchaus das Potential zur längsten <strong>Höhle</strong> der Schwäbischen Alb hat. Die<br />

wissenschaftliche Bedeutung der anderen <strong>Höhle</strong>n liegt überwiegend im Bereich der Archäologie <strong>und</strong> Paläontologie. Viele<br />

<strong>Höhle</strong>n sind außerdem faunistisch als Fledermausquartiere <strong>und</strong> geologisch bedeutsam.<br />

<strong>Höhle</strong>nschwerpunkte liegen im Blautal, im Kleinen Lautertal, im Ostteil der Blaubeurer Talschleife, an deren Nordwestecke<br />

<strong>und</strong> im angrenzenden Galgentäle, im Tiefental <strong>und</strong> schließlich im Achtal, vor allem bei Weiler.<br />

Einige <strong>Höhle</strong>n werden auf den folgenden Seiten stellvertretend für die anderen vorgestellt. Die Auswahl erfolgte unter<br />

anderem nach den Kriterien ihrer Bedeutung in verschiedener Hinsicht, ihrer leichten Erreichbarkeit <strong>und</strong> des<br />

<strong>Höhle</strong>nschutzes.<br />

Katzenloch 7525/01<br />

Das Katzenloch ist eine kleine Schachthöhle im Katzental, einem kleinen nördlichen Seitental des Blautals zwischen<br />

Blaustein <strong>und</strong> Blaubeuren. Die B 28 führt direkt am markanten Brunnenstein vorbei. Hier befindet sich ein Parkplatz. Von<br />

diesem geht man an der Straße 150 m weit in Richtung Blaubeuren <strong>und</strong> benutzt dann den Weg, der am Talgr<strong>und</strong> des<br />

Katzentals bergauf führt. Nach 300 m wird ein Forstweg erreicht, der den Talgr<strong>und</strong> nach rechts verläßt. Kurz zuvor zweigt<br />

nach links ein Pfad ab, der schräg zum Einstieg des Katzenlochs hinaufführt.<br />

Die <strong>Höhle</strong> liegt im Massenkalk der oberen Mittelkimmeridgekalke (ki 2.4). Ihre Gesamtlänge beträgt 90 m, die<br />

Niveaudifferenz -13,5 m. Sie besteht im wesentlichen aus einer stark verfüllten Halle mit Deckenkaminen <strong>und</strong> ist an einer<br />

Hauptkluft angelegt, die mit 65° streicht <strong>und</strong> nahezu senkrecht einfällt. Der Einstiegsschacht führt in zwei Stufen (4 m <strong>und</strong> 3<br />

m) hinab. Die unteren Teile des Einstiegsschachtes sind an einer mit 135° streichenden, die oberen Teile an einer mit 35°<br />

streichenden Kluft angelegt. Der teilweise reichlich vorhandene Sinterschmuck (Stalagmiten, Wandsinter) ist stark<br />

beschädigt. Im Einstiegsschacht <strong>und</strong> im Nordteil der Halle findet sich etwas Konglomerat aus Donauschottern.<br />

Die altbekannte <strong>Höhle</strong> diente im 30jährigen Krieg 49 Personen aus dem nahegelegenen Wippingen als Zuflucht vor der Pest<br />

<strong>und</strong> vor den Schweden (Nägele 1980, pers. Mitteilung). In der <strong>Höhle</strong> sind zahlreiche Inschriften zu finden, die bis ins Jahr<br />

1892 zurückreichen.


Einzelheiten zu den Ergebnissen der letzten Bearbeitung finden sich bei Striebel & Eckenfels 1980, weitere wichtige<br />

Erwähnungen der <strong>Höhle</strong> bei Frank 1963 <strong>und</strong> 1982 sowie bei Binder 1989.<br />

Plan 1a: Katzenloch (7525/01)


Plan 1b: Längsschnitt des Katzenlochs (7525/01)<br />

Große Rusenschloßhöhle (Große Grotte) 7524/03<br />

Südwestlich unterhalb des Rusenschlosses befindet sich diese <strong>Höhle</strong>, deren über 20 m großes Portal bei unbelaubtem Wald<br />

von weither auszumachen ist. Sie ist wie die Kleine Rusenschloßhöhle in den oberen Mittelkimmeridgekalken (ki 2.4)<br />

angelegt.<br />

Der geräumige Hauptgang führt, allmählich kleiner werdend, 30 m in den Felsen hinein. Die Sohle steigt dabei um 10 m an,<br />

während die Decke zunächst stark abfällt <strong>und</strong> dann fast waagrecht bleibt. Am Ende des Hauptgangs zweigen nach links <strong>und</strong><br />

rechts kurze Seitengänge ab. Neben dem Hauptgang gibt es noch mehrere kleine Seitenteile, einer davon ein Kamin, der<br />

Donauschotter führt. Die Seitengänge, die zusammen 25 m lang sind, ergeben mit dem Hauptgang (30 m) eine Gesamtlänge<br />

der <strong>Höhle</strong> von 55 m.<br />

Die <strong>Höhle</strong> ist schon sehr lange bekannt. Die älteste bekannte Erwähnung in der Literatur stammt von Merian 1643. Das<br />

Rusenschloß war zu dieser Zeit noch bewohnt. Im Jahre 1830 wird aufgr<strong>und</strong> von "wenigen Trümmern" (Memminger 1830)<br />

vermutet, daß die <strong>Höhle</strong> von den Schloßbewohnern "vor Zeiten...zu ökonemischen Zwecken benützt" wurde. Das<br />

Rusenschloß war zu dieser Zeit bereits eine Ruine. Im Jahre 1907 finden sich keine Indizien einer früheren Nutzung der<br />

<strong>Höhle</strong> durch die Schloßbewohner mehr.<br />

Die <strong>Höhle</strong> wurde früher als "Gerhauser <strong>Höhle</strong>" bezeichnet (Memminger 1830), doch dieser Name ging im Lauf der Zeit<br />

ebenso ab wie die Bezeichnung "Hohengerhausen" für das Rusenschloß. Über "Gerhauser Grotte" (Quenstedt 1864) <strong>und</strong><br />

"Große Felsengrotte" (Lehmann 1907) kam dann die heute geläufige Bezeichnung "Große Grotte" auf (erstmals bei Binder<br />

1961). Wais 1962 benutzt die Bezeichnung "Rusenhöhle" sowohl als Haupt- als auch als Zweitname. Der im <strong>Höhle</strong>nkataster<br />

verwendete Name "Große Rusenschloßhöhle" ist nicht eingebürgert <strong>und</strong> erscheint erstmals bei Frank 1963.<br />

1960 wurde von Prof. Dr. Gustav Riek die Ausgrabung der <strong>Höhle</strong> begonnen, die bis 1964 dauerte. Ausführliche Berichte<br />

erschienen bei Wagner 1979 <strong>und</strong> 1983. Über der r<strong>und</strong>höckerig korrodierten Felssohle lagerten sich steinfreie rötliche<br />

Basistone ab, darüber wiederum wurden tonige Schichten mit korrodierten Kalksteinen gef<strong>und</strong>en. Diese ältesten Schichten<br />

werden dem Riß-Würm-Interglazial zugeschrieben, darüber folgen Kalkschuttserien des Früh-Würm. In den rötlichen<br />

Basistonen begannen bereits die F<strong>und</strong>schichten (Levallois-Fazies) <strong>und</strong> reichten über Micoquien <strong>und</strong> Moustérien bis knapp an<br />

die vorherige Oberfläche der Sedimente. Jüngere Schichten fehlen, sie wurden möglicherweise abgetragen, als die <strong>Höhle</strong><br />

durch die Schloßbewohner genutzt war. - Knochenmaterial konzentrierte sich auf F<strong>und</strong>stücke von <strong>Höhle</strong>nbär <strong>und</strong> Steinbock<br />

sowie Ren. - Aufgr<strong>und</strong> der Auffindung von Phosphaterden konnte gefolgert werden, daß früher nur ein kleiner<br />

<strong>Höhle</strong>neingang vorhanden war.<br />

Weitere wichtige Erwähnungen in der Literatur finden sich bei <strong>Höhle</strong>n- <strong>und</strong> Heimatverein Laichingen 1978, Striebel &


Eckenfels 1983 <strong>und</strong> Scheer 1994.<br />

Plan 2a: Große Rusenschloßhöhle (7524/03)


Plan 2b: Große Rusenschloßhöhle (7524/03)<br />

Kleine Rusenschloßhöhle (Kleine Grotte) 7524/04<br />

Die <strong>Höhle</strong> befindet sich südsüdwestlich unterhalb des Rusenschlosses, südlich der Großen Grotte, <strong>und</strong> ist vom Rusenschloß<br />

auf beschilderten Wegen zu erreichen.<br />

Die <strong>Höhle</strong> besteht aus mehreren Teilen. Vom Rusenschloß kommend, bemerkt man zunächst rechts einen ca. 10 m x 10 m<br />

großen Felskessel. Es handelt sich um eine eingestürzte Halle, die früher die direkte Fortsetzung der <strong>Höhle</strong> war. Die<br />

eigentliche <strong>Höhle</strong> öffnet sich an der Westseite des Kessels in Form eines stark fallenden, geräumigen, oval profilierten<br />

Durchgangs von 11 m Länge. Stellenweise ist die von den Sedimenten befreite Gangsohle sichtbar. Der Gang erweitert sich<br />

zu einer großen talseitigen Öffnung. Am oberen Ende dieses Durchgangs zweigt nach rechts (N) ein ansteigender Gang ab. In<br />

den fast sedimentfreien Felsboden wurden Stufen eingehauen. Nach 4 m betritt man durch eine torartige Öffnung eine 9 m<br />

lange, 7 m breite <strong>und</strong> bis 8 m hohe Halle. Ein kleiner Kamin führt 10 m über der Sohle ans Tageslicht. Zum Tal weist die<br />

Halle eine 4 m breite <strong>und</strong> 5 m hohe Öffnung auf. Nach Nordwesten führt ein niedriger Gang 4 m weit nach Norden.<br />

Die <strong>Höhle</strong> weist weder Sinterformen auf noch wurden vorgeschichtliche F<strong>und</strong>e gemacht.<br />

Die Kleine Rusenschloßhöhle wurde in der Literatur häufig gemeinsam mit der Großen Rusenschloßhöhle erwähnt. Die erste<br />

bekannte Erwähnung erfolgte jedoch erst durch Steiner 1900, der - ohne einen Namen zu nennen - die <strong>Höhle</strong> kurz beschreibt.<br />

Bei Lehmann 1907 erfolgte die erste Namensnennung ("Kleine Felsengrotte"). Die Stufen im Gang, der die beiden<br />

<strong>Höhle</strong>nteile verbindet, waren damals schon eingehauen. Der heute gebräuchliche Name "Kleine Grotte" erscheint erstmals in


Wais 1962. Durch Frank 1963 wurde der Name "Kleine Rusenschloßhöhle" eingeführt.<br />

Weitere wichtige Literatur: <strong>Höhle</strong>n- <strong>und</strong> Heimatverein Laichingen 1978, Striebel & Eckenfels 1983.<br />

Plan 3a: Kleine Rusenschloßhöhle (7524/04)


Plan 3b: Kleine Rusenschloßhöhle (7524/04)<br />

Schinderteichhöhle 7524/20 <strong>und</strong> Silbersandhöhlen 7524/21 - 23<br />

Etwas oberhalb des Parkplatzes im Galgentäle bei der Hütte an der Blaubeurer Steige (B 28) beginnt der Schinderteich, eine<br />

nach Nordosten hinaufziehende Schlucht. Dem Weg am Schluchtgr<strong>und</strong> folgend, erreicht man nach ca. 100 - 150 m die Stelle,<br />

an der ein Trampelpfad nach rechts abzweigt <strong>und</strong> in Südrichtung schräg den Schluchthang hinaufzieht. Er führt zunächst<br />

direkt zur Schinderteichhöhle <strong>und</strong> anschließend zu den Silbersandhöhlen. Die Schinderteichhöhle ist in der Topographischen<br />

Karte 1:25000 als Doline, die Silbersandhöhlen als <strong>Höhle</strong> eingezeichnet. Die genannten <strong>Höhle</strong>n sind alle im dolomitisierten<br />

Weißen Jura zeta (tiL) angelegt.<br />

Die zunächst fallende, dann horizontal verlaufende Schinderteichhöhle führt mit bis zu drei engen Parallelgängen nur wenige<br />

Meter bergwärts in eine kleine Kammer. Die weitere Fortsetzung ist an der Ostseite durch einen bergwärts ziehenden<br />

verfüllten Schluf angedeutet.<br />

Die Silbersandhöhle 1 weist einen großen Vorplatz auf, der früher einmal - bis zu seinem Deckeneinsturz - Teil der <strong>Höhle</strong> war.<br />

Der südliche <strong>Höhle</strong>nteil besteht im Wesentlichen aus einer stark mit Müll verschmutzten, ca. 3 m x 3 m großen <strong>und</strong> 2 m<br />

hohen Halle. Nördlich davon setzt ein 7 m langer Schluf an, der einen links ansetzenden, 1,5 m hohen Kamin aufweist. Der<br />

Schluf, der 1980 noch frei war, mußte 1982 freigelegt werden, da aus dem labilen Kamin nachgebrochenes Material ihn


verlegt hatte. Links, nordwestlich des Schlufs, beginnt der Hauptteil der <strong>Höhle</strong> zunächst mit einem 4 m breiten <strong>und</strong> bis 3 m<br />

hohen Gang. Er führt 12 m nach Nordnordwesten, der Boden ist mit einer Feuerstelle <strong>und</strong> mit Stroh bzw. dessen Asche<br />

bedeckt. Am Ende des Hauptgangs führte früher eine ca. 5 m tiefe Spalte in einen weiteren, nordöstlich ansetzenden Raum,<br />

der auf einem älteren Plan des <strong>Höhle</strong>n- <strong>und</strong> Heimatvereins Laichingen noch eingezeichnet ist. Diese Spalte ist heute<br />

vollständig eingeebnet. Ebenfalls am Ende des Hauptgangs kann man über eine 3 m hohe Stufe den hier ansetzenden<br />

großräumigen Kamin erklettern <strong>und</strong> erreicht zunächst eine Plattform. Nach Norden gelangt man über Felsstufen aufsteigend<br />

in den höchsten Teil des Kamins, dessen Decke 8 m über der Sohle des Hauptgangs liegt. Ein steil ansteigender Schluf setzt<br />

an der Südostseite des Kamins in 6 m Höhe an <strong>und</strong> erreicht nach 5 m das Tageslicht.<br />

Die <strong>Höhle</strong> wird öfters zum Abhalten von Festen mißbraucht <strong>und</strong> sieht dementsprechend aus.<br />

Der bedeutendste <strong>Höhle</strong>nteil, der Hauptgang zwischen dem großen Kamin <strong>und</strong> der eingestürzten Vorhalle, verdankt seine<br />

Großräumigkeit wohl der Mischungskorrosion. Als Wasserabflüsse in der vadosen Phase könnten die Silbersandhöhle 3 <strong>und</strong><br />

der verfüllte Teil der Silbersandhöhle 1 fungiert haben. Ein relativ direkter hydrologischer Zusammenhang zur Blautopfhöhle<br />

ist wahrscheinlich.<br />

Die Silbersandhöhle 2 öffnet sich 3 m oberhalb des oberen Ausgangs der Silbersandhöhle 1. Sie besteht nur aus einem 5,5 m<br />

langen Gang, der durch den künstlichen Abbau des Dolomitsandes wohl etwas vergrößert wurde.<br />

Die Silbersandhöhle 3 öffnet sich 15 m westlich vom Eingang des Hauptteils der Silbersandhöhle 1. Durch den breiten,<br />

niedrigen Eingang absteigend, gelangt man in einen quer verlaufenden kurzen Gang, der vermutlich früher Verbindung zur<br />

eingestürzten Vorhalle der Silbersandhöhle 1 hatte.<br />

Literatur (Auswahl): Frank 1963, <strong>Höhle</strong>n- <strong>und</strong> Heimatverein Laichingen 1978, Striebel & Eckenfels 1983.<br />

Plan 4: Übersichtsplan zu Schinderteichhöhle <strong>und</strong> Silbersandhöhle 1-3 (7524/20-23)<br />

Brillenhöhle (Zwickerhöhle) 7524/13<br />

Zwischen dem Güterbahnhof Blaubeuren <strong>und</strong> der Abzweigung nach Weiler beginnt an der B 492 etwa 200 m vor der<br />

Abzweigung ein Wanderweg, der an der nördlichen Achtalseite zum Felsenlabyrinth <strong>und</strong> zur Günzelburg hinaufführt. Dieser<br />

Weg vermittelt den besten Zugang zu allen beschriebenen <strong>Höhle</strong>n nördlich von Weiler.<br />

Man folgt dem mäßig ansteigenden Weg ca. 300 m weit <strong>und</strong> bemerkt rechts eine überwachsene Schutthalde, die aus dem<br />

Grabungsschutt der Brillenhöhle besteht. Ein kurzes Stück weiter zweigt ein steiler Serpentinenweg ab, der zur <strong>Höhle</strong><br />

hinaufführt. Die <strong>Höhle</strong> ist in Massenkalken des oberen Mittelkimmeridge (ki 2.4) angelegt.<br />

Durch den 6 m langen <strong>und</strong> 6,5 m breiten "Tunnel" gelangt man vom <strong>Höhle</strong>nvorplatz in eine geräumige Halle, die zwei


Deckenfenster aufweist, denen die <strong>Höhle</strong> ihren Namen verdankt. Das torbogenförmig gewölbte Profil des Tunnels ist an eine<br />

Kluft geb<strong>und</strong>en. Im Deckenbereich finden sich einige Korrosionskolke, Belege für eine phreatische Bildung. Die sich<br />

anschließende Halle ist 17 m lang <strong>und</strong> 15 m breit. Die Raumformen der Halle sind stark durch Verwitterungsvorgänge<br />

geprägt; von den Korrosionsspuren aus der Bildungszeit der <strong>Höhle</strong> sind nur wenige erhalten. Diese starke Überformung ist<br />

auf die starke Klüftung <strong>und</strong> auf Frostsprengung zurückzuführen. Die Höhe der Halle beträgt etwa 6 m. Sie weist drei<br />

Seitenteile auf. Als "Kammer" wird eine westlich ansetzende Ausbuchtung bezeichnet, die sich nicht klar von der Halle<br />

trennen läßt. Nördlich setzt etwas höhergelegen das Rauchloch an, ein 1 m langer, kluftgeb<strong>und</strong>ener Gangansatz. Schließlich<br />

setzt an der Ostwand der Halle die Bärennische an. Diese wurde erst bei der Grabung freigelegt <strong>und</strong> beinhaltete zahlreiche<br />

Bärenknochen. Heute ist das Bärenloch z. T. wieder verfüllt. An der Ostwand der Halle fällt außerdem noch eine NNE-SSW<br />

streichende Kluft, die "Große Spalte", auf. Die Anlage der Fenster erfolgte vermutlich an Klüften <strong>und</strong> wird 25000 bis 30000<br />

Jahre zurückdatiert, also in das zweite Hochglazial der Würmeiszeit. - Dort, wo bei der Ausgrabung die <strong>Höhle</strong>nsohle erreicht<br />

wurde, verläuft sie in kleinen Bereichen fast eben <strong>und</strong> weist sonst Höcker zwischen 5 <strong>und</strong> 15 cm Höhe auf, die von Klüften<br />

begrenzt sind.<br />

Rechts des Eingangs zur Haupthöhle setzt die "Vesperhöhle" an, ein Seitenteil, der 6 m lang, 3 bis 2 m breit <strong>und</strong> im hinteren<br />

Teil recht hoch ist. Der kluftgeb<strong>und</strong>ene Gang weist am Ende im oberen Teil eine kleine Tagöffnung auf <strong>und</strong> war entweder<br />

Seitengang oder Fortsetzung der Haupthöhle.<br />

Die Raumbeschreibung wurde zusammengefaßt nach <strong>Höhle</strong>n- <strong>und</strong> Heimatverein Laichingen 1978 <strong>und</strong> Riek 1973. In diesen<br />

beiden Publikationen sind auch <strong>Höhle</strong>npläne zu finden.<br />

Die umfangreichen Grabungsarbeiten in der Haupthöhle wurden zwischen September 1955 <strong>und</strong> Oktober 1963 unter der<br />

Leitung von Prof. Dr. Gustav Riek durchgeführt. Die Zusammenfassung erfolgt nach Müller-Beck 1983 <strong>und</strong> Riek 1973. Die<br />

Grabungsarbeiten wurden aufgr<strong>und</strong> von Einzelf<strong>und</strong>en, die um 1911 gemacht wurden (Goessler 1911), begonnen <strong>und</strong><br />

erbrachten bedeutende paläolithische F<strong>und</strong>e. Während des Aurignacien war die <strong>Höhle</strong> vermutlich unbewohnt <strong>und</strong> stattdessen<br />

ein Bärenschlupf. Die ersten auf die Anwesenheit des Menschen zurückgeführten F<strong>und</strong>e wurden dem Magdalénien<br />

zugeordnet. Dabei handelt es sich um eine große Zahl von Werkzeugen aus Knochen, Elfenbein, Geweihen <strong>und</strong> Steinen<br />

sowie um Feuerstellen <strong>und</strong> Klingenschlägerplätzen. Alleine in Schicht 7 wurden etwa 1000 Steinwerkzeuge ergraben,<br />

außerdem ca. 70 als Schmuckstücke eingestufte Gegenstände <strong>und</strong> Fragmente einer Elfenbeinfigur, die nicht erhalten werden<br />

konnten. In Schicht 4 fanden sich menschliche Knochenreste von vier Individuen. Die F<strong>und</strong>umstände lassen Kannibalismus<br />

als wahrscheinlich gelten.<br />

Die gef<strong>und</strong>enen Tierreste stammen in der Hauptsache von Schneehuhn (358), Mäusen (176), <strong>Höhle</strong>nbär (147), Lemmingen<br />

(116), Schneehase (60) sowie zahlreichen weiteren Arten bzw. Gattungen (die Zahlen in Klammern beziehen sich auf die<br />

nachgewiesene Mindestindividuenzahl). Als Hauptbeutetiere des Menschen werden vor allem Fuchs (34), Ren (30),<br />

Wildpferd (15), Steinbock (13), Gemse (7), Mammut (6), Antilope (3), Rind, Wasservögel <strong>und</strong> Fische sowie die bereits<br />

genannten Schneehühner, Schneehasen <strong>und</strong> <strong>Höhle</strong>nbären angesehen. Knochen von Mammut <strong>und</strong> Wildpferd, die zu<br />

Werkzeugen verarbeitet wurden, fehlen in dieser F<strong>und</strong>statistik.<br />

<strong>Höhle</strong>n im Felsenlabyrinth bei Weiler 7524/75 a-f<br />

Folgt man dem Wanderweg von der Abzweigung zur Brillenhöhle nur gut 100 m weit, erreicht man den unteren Teil des<br />

Felsenlabyrinths (Massenkalke des oberen Mittelkimmeridge, ki 2.4), der vom Wanderweg durchquert wird <strong>und</strong> insgesamt<br />

sechs kleine <strong>Höhle</strong>n, Halbhöhlen, <strong>Höhle</strong>nruinen bzw. Felstore enthält (vgl. Übersichtsplan). Drei Objekte davon sollen<br />

gesondert erwähnt werden.<br />

Die Küssende Sau (7525/75f) ist eines der bekanntesten <strong>und</strong> schönsten Felstore der Schwäbischen Alb <strong>und</strong> auch vom Tal aus<br />

sichtbar. Sie befindet sich im Felsgrat links vom Wanderweg <strong>und</strong> verdankt ihren Namen der Gestalt des Felsbogens, der die<br />

<strong>Höhle</strong>nruine überspannt. Die <strong>Höhle</strong>nruine selbst besteht aus einem Gangrest, der 5 bis 6 m breit <strong>und</strong> 9 m hoch ist. Der<br />

Felsbogen ist an der schmalsten Stelle nur 30 cm breit <strong>und</strong> 50 cm hoch. Der Gangrest selbst ist jedoch auf einer Länge von<br />

ca. 6 m erhalten. An der Südwestwand sind sogar noch verwitterte Sinterreste erhalten.<br />

Der Wanderweg durchquert den gleichen Felsgrat, in dem auch die Küssende Sau liegt, durch ein anderes, wesentlich<br />

kleineres Felstor, den Felsenlabyrinth-Durchgang (7524/75c). Es handelt sich um die Ruine einer <strong>Höhle</strong>, die zunächst<br />

phreatisch entstand <strong>und</strong> dann überformt wurde. Die Länge beträgt noch 3 m, die Höhe ca. 4 m, die Breite ca. 2 m.<br />

Der Vorplatz des Durchgangs wird vom Schlüsselloch (7524/75d) teilweise unterlagert. In diesem Bereich ist der früher<br />

wahrscheinlich vorhanden gewesene Zusammenhang beider Objekte zu suchen. Der Eingang zum Schlüsselloch liegt an der<br />

Westseite des Felsens, etwas unterhalb vom Wanderweg. Die <strong>Höhle</strong> enthält einen Raum von maximal 4,6 m Höhe, der an der<br />

Kreuzung zweier Klüfte angelegt ist. Die Fortsetzung, ein phreatisch entstandener Schluf, endet auf der anderen Seite des<br />

Felsens im Hangschutt.<br />

Literatur: Striebel 1984.


Plan 5: Übersichtsplan zum Felsenlabyrinth bei Weiler<br />

Wachtfelstor 7524/82<br />

Vom Felsenlabyrinth aus kann der Wanderweg bis zum Erreichen der Hangkante zur Flächenalb weiterverfolgt werden. Hier<br />

wird eine Wegkreuzung erreicht, man folgt dem Weg nach links, zunächst dem Waldrand entlang <strong>und</strong> dann an der Ruine der<br />

Günzelburg vorbei. Der Weg führt nun wieder bergab <strong>und</strong> unterhalb vom Wachtfels entlang. Dieser weist im unteren Teil<br />

einen Vorsprung auf, der von dem Felstor durchzogen wird. Das Felstor weist eine beachtliche Größe auf. Die Breite beträgt<br />

5 m, die Höhe 10 m <strong>und</strong> die Durchgangslänge im Minimum 7 m. Die Anlage erfolgte wahrscheinlich entlang der<br />

Schnittgeraden zweier Kluftflächen, eine Kluft ENE-WSW streichend <strong>und</strong> steil gegen SSE einfallend, die andere WNW-ESE<br />

streichend <strong>und</strong> steil gegen NNE einfallend. Stellenweise ist die Felssohle mit Erosionsspuren sichtbar. An der Decke kann<br />

man an einigen Stellen deutliche Spuren des erzeugenden Gerinnes erkennen. Eine starke vadose Überformung erfolgte<br />

möglicherweise hauptsächlich durch die pleistozäne Donau. An der NNE-Wand sind Wandsinterreste sichtbar.<br />

Literatur: Striebel 1984


Plan 6: Wachtfelstor (7524/82)<br />

Konglomerat-Klufthöhle 7524/83<br />

Diese <strong>Höhle</strong> liegt in den Felswänden westlich des Wachtfelsens <strong>und</strong> ist nicht leicht aufzufinden. Vom Wachtfelstor geht man<br />

knapp 50 m weit an der Unterseite der Wände entlang <strong>und</strong> findet dann mit etwas Glück die <strong>Höhle</strong>, die an zwei sich<br />

rechtwinklig kreuzenden Hauptklüften im Weißen Jura zeta (tiL) angelegt ist. Vom östlichen Eingang zieht ein schmaler,<br />

ansteigender Kluftgang nach Nordwesten <strong>und</strong> mündet nach 4,5 m in eine kleine Kammer, die eine Höhe bis 4 m aufweist.<br />

Nach links setzt sich entlang der zweiten Hauptkluft die Kammer fort, wird jedoch nach kurzer Strecke unschlufbar. Die<br />

Decke des Ganges besteht hauptsächlich aus einem Konglomerat aus Donauschottern, Kalksteinen, Lehm <strong>und</strong> Sinter. Im<br />

Bereich der Kammer sind Wandsinter- <strong>und</strong> Montmilchvorkommen anzutreffen. Außerdem finden sich an den Wänden<br />

deutliche Korrosionsformen.<br />

Literatur: Striebel 1984, Binder <strong>1995</strong> (Foto auf S. 49).


Plan 7: Konglomerat-Klufthöhle<br />

Donauschotterhöhle 7524/84a<br />

Weitere 50 m westlich erreicht man über einen steilen Hang die Donauschotterhöhle (ebenfalls Weißer Jura zeta, tiL). Sie<br />

weist drei Eingänge <strong>und</strong> einige unschlufbare Tagöffnungen auf. Die zwei benachbarten östlichen Eingänge gehören zu einem<br />

Seitengang, der nach 2 m in den Hauptgang einmündet. Der westliche Eingang ist 5 m von den beiden östlichen Eingängen<br />

entfernt <strong>und</strong> führt direkt in den Hauptgang. Dieser ist insgesamt 31 m lang. Nach knapp 5 m verläuft er ein kurzes Stück weit<br />

zweigeteilt, nach 11 m mündet der bereits erwähnte Seitengang ein <strong>und</strong> nach insgesamt 14 m setzt ein gut 4 m hoher Kamin<br />

an. Zwei Meter vor dem <strong>Höhle</strong>nende teilt sich der Gang in zwei Etagen auf.<br />

Die Sedimente der Donauschotterhöhle enthalten pliozäne Donauschotter, die am letzten Knick vor dem Ende auch als<br />

Konglomerat vorliegen.<br />

Bohnerzstücke können ebenfalls gef<strong>und</strong>en werden, sie sind aber eher selten. Spärliche Wandsintervorkommen begleiten den<br />

Gang. Am <strong>Höhle</strong>nende ist auch in der oberen Etage der Boden versintert. Kurz nach dem Kamin befindet sich knapp<br />

unterhalb der Decke eine ca. 10 bis 20 cm dicke Sinterschicht, die den Gang auf 2 m Länge begleitet.<br />

Praktisch die gesamte <strong>Höhle</strong> ist an Klüften angelegt, die in NW-SE-Richtung (herzynisch) <strong>und</strong> in NNE-SSW-Richtung<br />

(rheinisch) streichen. Diese Richtungen fallen auch bei den <strong>Höhle</strong>n im <strong>und</strong> um das Felsenlabyrinth deutlich auf. Die Klüfte<br />

fallen senkrecht oder sehr steil ein.<br />

Aus den teils sehr schön ausgebildeten Profilen sind Rückschlüsse auf die <strong>Höhle</strong>nbildung zu ziehen. Ein meist deutlich


sichtbarer Rest des Initialgerinnes schlängelt sich an der Decke entlang, darunter schließt sich meist eine mehr oder weniger<br />

dreieckige bis rechteckige Form an, deren Basis das Bodensediment bildet. Stellenweise ist - bei entsprechender<br />

Sedimenthöhe - eine Verengung des Profils nach unten hin sichtbar. Aufgr<strong>und</strong> des heutigen Gefälles der <strong>Höhle</strong> kann man<br />

annehmen, daß die Fließrichtung des vadosen Gerinnes bergauswärts gerichtet war.<br />

Lit.: Striebel 1984<br />

Plan 8a: Donauschotterhöhle/Felstorhöhle


Plan 8a: Donauschotterhöhle/Felstorhöhle, Schnitte <strong>und</strong> Profile<br />

Felstorhöhle 7524/84b<br />

Vom Westeingang der Donauschotterhöhle gelangt man an der Felswand entlang nach Südwesten zum unteren Eingang der<br />

Felstorhöhle (Weißer Jura zeta, tiL). Nach Südwesten durchquert ein Felstor einen Vorsprung <strong>und</strong> mündet auf eine steile<br />

Felsfläche aus. Gerinnespuren führen nach Süden zu einer unteren Felsstufe. Vom unteren Eingang führt nach Nordwesten<br />

ein steiler Gang aufwärts. Durch eine begehbare Tagöffnung kann man über Versturzmaterial auf die Oberseite des Felsens<br />

gelangen. Die Korrosionsspuren an den Wänden <strong>und</strong> der Decke zeigen, daß es sich nicht um reinen Nachbruch, sondern um<br />

einen ehemaligen Gang handelt. Am oberen Ende des Durchstiegs führt ein mäandrierender Gang nach Nordnordwesten bis<br />

Nordwesten. Er weist eine ähnliche Anlage wie der Gang der Donauschotterhöhle auf, ist aber kleiner <strong>und</strong> nicht so exakt an<br />

die Hauptklüfte geb<strong>und</strong>en. Der Gang ist insgesamt 8 m lang, wird hinten jedoch recht eng <strong>und</strong> teilt sich schließlich in einen<br />

nordwärts <strong>und</strong> einen westwärts ziehenden Schluf. Beide werden kurz nach der Teilung aufgr<strong>und</strong> Sedimentverfüllung<br />

unschlufbar. - Die Sedimente enthalten ebenfalls Donauschotter.<br />

Lit.: Striebel 1984<br />

Striebelhöhle 7524/06<br />

Die <strong>Höhle</strong> befindet sich im Mündungsbereich des Hohlen Grabens ins Tiefental, 600 m talauf vom Säudornfels, im<br />

Mittelkimmeridge-Massenkalk (ki 2.3). Nahe des Hohlen Grabens zweigt vom Talsträßchen ein Weg nach Süden ab. Diesem<br />

folgt man, nach Westen umbiegend, den Talhang hinauf. Nach 150 m befindet man sich im Hohlen Graben, wo sich der Weg<br />

teilt. Man geht geradeaus Richtung Westen bergauf. Nach ca. 100 m zweigt im spitzen Winkel nach links ein verwachsener<br />

Weg ab, der zurück in den Hohlen Graben führt. Zehn Meter weiter befindet sich rechts der Einstieg, 27 m über der Talsohle.<br />

Die <strong>Höhle</strong> wurde im Jahre 1950 bei Wegebauarbeiten angeschnitten <strong>und</strong> nach ihrem Entdecker <strong>und</strong> Erstbefahrer W. Striebel<br />

benannt. Die zweite Halle wurde erst 1953 durch den <strong>Höhle</strong>n- <strong>und</strong> Heimatverein Laichingen entdeckt. Im Jahre 1955 wurden<br />

im Trichtergang drei pliozäne Donaugerölle in einem Sinterbecken entdeckt. Dieses steht heute im Laichinger <strong>Höhle</strong>nmuseum<br />

(Timmermann 1959).<br />

Der schmale Einstieg ist an einer NW/SE streichenden Kluft angelegt. Der Schacht führt meist eng bis zum Gr<strong>und</strong> in 13,5 m<br />

Tiefe. Für Geübte ist der Schacht ohne Hilfsmittel zu bewältigen. Die Hauptfortsetzung, der 10 m lange Trichtergang, führt<br />

vom Schachtgr<strong>und</strong> steil abfallend <strong>und</strong> sich vergrößernd nach Nordosten. Die wichtigste Fortsetzung am Ende des<br />

Trichtergangs ist seine gerade Fortsetzung <strong>und</strong> führt über einen stark versinterten Abstieg von 3 bis 4 m Tiefe direkt in die<br />

erste Halle.


Aufgr<strong>und</strong> seiner Zergliederung erweckt der 4 m x 4 m x 4 m große Raum weniger den Eindruck einer Halle. Der Boden ist<br />

mit Versturzblöcken übersät, die wohl hauptsächlich aus der Eingangsregion hinabgerollt sind. Die Sohle der Halle ist<br />

gleichzeitig der tiefste Punkt der <strong>Höhle</strong>, 26,5 m unter der Einstiegsschwelle <strong>und</strong> weniger als 1 m über dem Talgr<strong>und</strong> gelegen.<br />

In der Halle setzt ein Kamin an, der den Überstieg zur zweiten Halle ermöglicht. Hierzu sind Steighilfen unerläßlich. Am<br />

oberen Ende des Kamins beginnt ein leicht fallender Krabbelgang, der nach Nordosten führt <strong>und</strong> nach 4 m in einen<br />

geräumigen Schacht abfällt, der nicht frei kletterbar ist. Der 7 m tiefe Schacht wird nach unten etwas schmäler. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

allgemeinen Geräumigkeit kann dieser <strong>Höhle</strong>nteil auch als zweite Halle bezeichnet werden. An der Sohle nähert sie sich stark<br />

der ersten Halle an. Die Verbindung ist jedoch durch Sinter, Verbruch <strong>und</strong> Lehm bis auf ein kleines Loch verschlossen.<br />

Nordöstlich des Schachtes gelangt man in einen Quergang, der nach rechts bis zum <strong>Höhle</strong>nende noch 4 m über verlehmten<br />

Boden mit geringer Höhe weiterführt.<br />

Besondere Erwähnung verdienen die Sintervorkommen <strong>und</strong> deren Schicksal. In der Striebelhöhle findet sich eine beachtliche<br />

Vielfalt an Sintervorkommen, hauptsächlich in den Farben weiß <strong>und</strong> braun: Wand- <strong>und</strong> Bodensinter, Stalagmiten, Stalaktiten,<br />

Tropfsteinsäulen, Sinterröhrchen, Knöpfchensinter, Sinterfahnen, Sinterbecken, Excentriques <strong>und</strong> Montmilch. Bedauernswert<br />

ist die Zerstörung durch leider unbekannt gebliebene <strong>Höhle</strong>nbesucher. Die erste Halle muß bei ihrer Entdeckung sehr schön<br />

gewesen sein. Dies blieb offenbar bis Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre so. Danach setzten massive<br />

Zerstörungen ein, so daß der Sinter heute praktisch nirgendwo unversehrt ist. Selbst am schwer zugänglichen <strong>Höhle</strong>nende<br />

konnten abgebrochene Tropfsteine aufgef<strong>und</strong>en werden. Heute ist somit weniger die Schönheit als die Vielfalt der<br />

Sinterbildungen bemerkenswert.<br />

Dobat (1975) erwähnt das Vorkommen des Käfers Quedius mesomelinus (Schachtgr<strong>und</strong> oder erste Halle?). Bei der ersten<br />

Befahrung fand sich das Skelett eines Tieres, welches in späterer Literatur unerwähnt blieb. In der zweiten Halle wurden<br />

Knochen von Spitzmaus, Laubfrosch, Wiesel <strong>und</strong> Siebenschläfer gef<strong>und</strong>en (Frank 1966). Bei unserer Vermessung wurde bei<br />

MP. 14 das Skelett eines Kleinsäugers aufgef<strong>und</strong>en (frdl. Bestimmung durch Thomas Rathgeber: Gelbhalsmaus (?)<br />

(Apodemus cf. flavicollis)). Die <strong>Höhle</strong> ist ein Winterquartier für Fledermäuse.<br />

Weitere Literatur (Auswahl): Frank 1963, <strong>Höhle</strong>n- <strong>und</strong> Heimatverein Laichingen 1978.<br />

Plan 9a: Striebelhöhle (7524/06), Gr<strong>und</strong>riß


Plan 9b: Striebelhöhle (7524/06), Aufriß


Plan 9c: Striebelhöhle (7524/06), Aufriß<br />

Geißenklösterle 7624/15<br />

Entlang der B 492 Blaubeuren - Ehingen gibt es zwei Abzweigungen nach Weiler. Zweigt man, von Blaubeuren kommend, an<br />

der zweiten Kreuzung nicht nach Weiler (rechts), sondern nach links ab, gelangt man nach Überquerung eines<br />

Bahnübergangs in ein Firmengelände. Danach zweigt man wieder links ab über die Brücke der Ach. Hier zieht ein steiler<br />

Pfad den Hang hinauf, auf dem man nach kurzer Strecke die Unterseite des "Brucker Grates" erreicht. Man folgt dem nun<br />

erreichten Weg ca. 100 m weit nach Süden <strong>und</strong> kann dann auf einem der vorhandenen Pfade einige Meter zum Felskessel des<br />

Geißenklösterles (Massenkalke des oberen Mittelkimmeridge, ki 2.4) aufsteigen.<br />

Der Kessel weist einen steilen, zum Tal fallenden Boden auf. Er hat eine horizontale Größe von 22 m in Nord-Süd-Richtung.<br />

Die Niveaudifferenz innerhalb des Kessels beträgt 12 m. Der Kessel ist zum Tal auf einer Breite von 12 m ganz geöffnet. Zum<br />

Berg hin weist seine Felswand in einigen Metern Höhe einen relativ breiten Sims auf, der r<strong>und</strong>um führt <strong>und</strong> sicher zur<br />

Namensgebung ("Klösterle") beigetragen hat. Darüberhinaus diente die <strong>Höhle</strong> früher als Unterstand für Ziegen ("Geißen")<br />

(Kaltenbach 1984).<br />

Eine weitere Öffnung befindet sich im Südwesten in Form eines Felstores von 4 m Breite <strong>und</strong> 5 m Höhe.<br />

Der urgeschichtlich wichtigste Teil des Geißenklösterles besteht aus einem am Eingang 8 m breiten <strong>und</strong> ebenso hohen, später<br />

nur noch 4 m breiten <strong>Höhle</strong>ngang. Im Innern betrug die Höhe früher um 3 m, durch die Grabungen wurden die Sedimente<br />

jedoch stellenweise 2,5 m tief abgetragen. Dieser geräumige Grabungsteil verengt sich nach 10 m zu einem Schluf. Hier


wurde noch nicht gegraben, so daß der Schluf derzeit nach knapp 3 m durch Sedimentverfüllung ungangbar wird. Am Anfang<br />

weist er einen seitlich ansetzenden Kamin von knapp 4 m Höhe auf.<br />

Nördlich des Grabungsteils setzt sich der Überhang mit sehr geringer Tiefe 8 m weit fort, wobei er einen 3 m langen blinden<br />

Gangansatz <strong>und</strong> eine Nische beinhaltet. Über einer Stufe, die allmählich eine Höhe von 3 m erreicht, setzt nun ein 4 bis 1 m<br />

breiter, 1,5 bis 0,8 m hoher <strong>und</strong> 6 m langer schichtfugengeb<strong>und</strong>ener Gang an. Die Sohle ist nur dünn mit erdigen, lehmigen<br />

<strong>und</strong> steinigen Sedimenten versehen. Der Gang durchquert ansteigend den nördlich des Kessels befindlichen Felsgrat <strong>und</strong><br />

führt ins Freie. Am Ausgang befindet sich links ein gewaltsam zerstörtes Kalzitkristallvorkommen.<br />

Dieser letzerwähnte <strong>Höhle</strong>nteil wird größtenteils von einer geräumigen Halbhöhle unterlagert, die bis 10 m breit, bis 3 m hoch<br />

<strong>und</strong> 7 bis 8 m tief ist. Ihr leicht ansteigender Boden ist mit Erde <strong>und</strong> Bruchschutt bedeckt. Am Ende scheint Hangschutt von<br />

der gegenüberliegenden Seite des Felsgrates einzudringen. In diesem Teil wurde eine Probegrabung durchgeführt, die keine<br />

F<strong>und</strong>e erbrachte. Im rechten Teil der Nische öffnet sich ein abfallender, breiter Schluf, der in Südostrichtung zieht. Er ist 4 m<br />

lang, seine Decke ist am Ende teilweise mit Montmilch bedeckt, während sein Boden relativ viel Bruchschutt <strong>und</strong> Versturz<br />

enthält.<br />

Die herausragende Bedeutung der <strong>Höhle</strong> liegt in der Auffindung der urgeschichtlichen F<strong>und</strong>stücke im Zuge der seit einigen<br />

Jahren laufenden Grabungen. Hier sollen nur relativ kurz die wichtigsten Ergebnisse erwähnt werden. Eine Probegrabung<br />

erbrachte 1973 die Entdeckung einer F<strong>und</strong>schicht. Nachdem größerer Bruchschutt <strong>und</strong> Mauerreste entfernt wurden (die<br />

<strong>Höhle</strong> diente im zweiten Weltkrieg als Bunker), begannen die systematischen Grabungen unter der Leitung von Prof. Dr.<br />

Joachim Hahn (Institut für Urgeschichte der Universität Tübingen). Die wichtigsten F<strong>und</strong>e werden dem Aurignacien <strong>und</strong> dem<br />

Gravettien zugeordnet. Während der Ablagerungsphase im Aurignacien herrschte kalt-trockenes Klima. Ein größerer<br />

Deckenversturz ereignete sich gegen Ende des Aurignaciens, welches 30000 bis 35000 Jahre zurück datiert wird. Im sich<br />

anschließenden Gravettien (vor ca. 20000 bis 25000 Jahren) war das Klima feucht-kalt. Die Sedimente wurden durch<br />

Solifluktion (Bodenfließen) im Ausgang der Würmeiszeit in ihrer Lagerung gestört.<br />

Es sollen noch die Plastiken aus Mammutelfenbein erwähnt werden. Insgesamt wurden im Geißenklösterle vier Figuren,<br />

davon eine Menschendarstellung, gef<strong>und</strong>en. Diese gilt als die älteste bekannte Menschendarstellung überhaupt. Ihr Alter<br />

beträgt ca. 33.000 Jahre. Die gef<strong>und</strong>enen Tierknochen stammen von Tieren, die auch in der Brillenhöhle nachgewiesen<br />

wurden. Einige Arten (Mammut, Vogel- <strong>und</strong> Fischarten) waren Jagdbeute des Menschen.<br />

Weitere Literatur (Auswahl): Albrecht et al. 1976, Binder 1989, Hahn 1988, Hahn et al. 1977, Hahn & Müller-Beck 1978,<br />

Müller-Beck (Hrsg.) 1983, Scheer 1994, Striebel 1984, Wagner 1979.<br />

Plan 10: Geißenklösterle (7624/15)


Die <strong>Höhle</strong>n am Sirgenstein 7624/03 a-d<br />

An der B 492 Blaubeuren - Schelklingen befindet sich nahe der Abzweigung nach Sotzenhausen ein beschilderter Parkplatz.<br />

Hinter der dortigen Hütte beginnt ein Pfad, der zum Sirgenstein (Massenkalke oberen Mittelkimmeridge, ki 2.4) hinaufführt.<br />

Nach etwa 100 m erreicht man über diesen Pfad einen kleinen Felsen, in dem sich der Sirgensteinkeller (7624/03b) befindet.<br />

Durch den 1,3 m breiten <strong>und</strong> 2 m hohen Haupteingang gelangt man in den Hauptraum der <strong>Höhle</strong>. Er ist 5,5 m lang, 2,5 m<br />

breit <strong>und</strong> maximal 2 m hoch. Eine NE/SW streichende Kluft durchschneidet den Raum. - Zum Tal hin öffnet sich ein weiterer<br />

Eingang, der über teils künstlich eingehauene Stufen vom Hauptraum aus erreichbar ist. Die Sohle am zweiten Eingang liegt<br />

etwa 2,5 m über dem Sohlenniveau des Hauptraums.<br />

Die <strong>Höhle</strong> war nach Bumüller 1905 vermutlich in die Burganlage Sirgenstein einbezogen. Sie diente dabei möglicherweise als<br />

Ausguck oder Kellerraum.<br />

Folgt man dem Weg vom Sirgensteinkeller weiter bergan, erreicht man nach kurzer Strecke den Felsfuß des Sirgensteins mit<br />

einer 45 m hohen Felswand. Hier öffnet sich der Eingang der Sirgensteinhöhle (7624/03a). Er ist 12 m breit <strong>und</strong> 5 m hoch.<br />

Die beträchtliche Breite kommt durch den seitlichen Anschnitt des <strong>Höhle</strong>nganges zustande. Im linken (südwestlichen)<br />

Eingangsteil befindet sich ein großer Versturzblock.<br />

Der <strong>Höhle</strong>ngang führt mit etwa 5 - 6 m Breite zunächst 9 m bergwärts. Im Deckenbereich setzen zwei Kamine an, die sich<br />

über einer Felsbrücke in einem kleinen Raum vereinigen. Sie werden unten genauer beschrieben. Die Höhe des Ganges unter<br />

der Felsbrücke beträgt lediglich 2 m. Es scheint, daß der Gang hier von der Hauptkluftrichtung (ENE/WSW) abgewichen ist<br />

<strong>und</strong> mehrere Klüfte gekreuzt hat.<br />

Nach der erwähnten Distanz von 9 m knickt der Gang nach rechts (ENE) ab <strong>und</strong> verläuft dann auf einer Länge von 15 m<br />

sehr regelmäßig mit einem annähernden Kastenprofil von 5 - 6 m Breite <strong>und</strong> 3 - 1,5 m Höhe. Die mit Erde <strong>und</strong> Steinen<br />

bedeckte Sohle steigt leicht an. Die Decke verläuft - abgesehen von einigen schwach ausgeprägten Deckenkolken - nahezu<br />

horizontal. Der Gang verläuft insgesamt parallel zur äußeren Felswand.<br />

Nach diesem Gangstück steigt die Decke stark an, um beträchtliche Höhen von knapp 10 m zu erreichen. Hier befinden sich<br />

seitlich im Deckenbereich zwei Tagöffnungen, die in der Außenwand ausmünden. Die erste ist 0,6 m x 0,3 m groß, während<br />

die hintere Öffnung 1,2 m x 1,0 m groß ist.<br />

Ein dritter Kamin folgt im Gangverlauf, weist jedoch keine Tagöffnung auf. Er wurde nicht befahren <strong>und</strong> vermessen. Seine<br />

Höhe kann jedoch aufgr<strong>und</strong> der Nähe der äußeren Felswand nicht sehr bedeutend sein.<br />

Der Gang verläuft in diesem Bereich in einer Biegung nach links <strong>und</strong> schwenkt in Nordrichtung ein. Nach wenigen Metern<br />

erreicht man den Endversturz des Horizontalteils. Der Verlauf der linken Wand <strong>und</strong> der Decke unterstützt die Annahme, daß<br />

man sich hier am Anfang einer Halle befindet. Die geringere Überdeckung aufgr<strong>und</strong> der größeren Höhe ließ hier die <strong>Höhle</strong><br />

zum Einsturz bringen. Man kann zwar in der Hauptrichtung noch einige Meter weit vordringen, es besteht jedoch kaum eine<br />

Möglichkeit, durch das Ausräumen der großen Versturzblöcke hier weiterzukommen. Die Aussicht verbessert sich auf der<br />

linken Gangseite, weil dort eine Kluft offenbar westwärts zieht <strong>und</strong> Bereiche mit größerer Überdeckung, die möglicherweise<br />

erhalten sind, erreichbar machen könnte.<br />

Die beiden Kamine im Eingangsbereich vereinigen sich in 7 m Höhe - oberhalb der Felsbrücke - in einem kleinen Raum. Hier<br />

befinden sich im Deckenbereich mehrere Kaminansätze, zwei Kamine führen weiter. Beide beginnen 12 m über der<br />

<strong>Höhle</strong>nsohle. Der südliche Kamin wurde nicht erforscht. Er führt nur knapp innerhalb des Felsens wandparallel aufwärts.<br />

Einfallendes Tageslicht ist nicht erkennbar. Es ist nicht auszuschließen, daß der Kamin eine Verbindung zum<br />

Sirgensteinschacht aufweist (s. unten).<br />

Der zweite Kamin führt 3 m innerhalb des Felsens zunächst senkrecht hinauf. Er ist an einer E/W streichenden Kluft angelegt<br />

<strong>und</strong> etwa 1,5 m x 0,8 m groß. 9 m nach seinem Beginn geht er in einen sehr steilen Schrägkamin über <strong>und</strong> erreicht nach<br />

weiteren 4 m das Tageslicht, 24 m über der unteren Gangsohle. Die Stelle ist von der Felsoberseite aus erreichbar <strong>und</strong> liegt<br />

seitlich in etwa halber Wandhöhe, wo die Felswand in Steilhang übergeht.<br />

Die <strong>Höhle</strong> wird häufig als Festplatz genutzt. Diese Nutzung unterliegt jedoch einer Kontrolle durch einen Beauftragten des<br />

Besitzers, weshalb sich die <strong>Höhle</strong> - abgesehen vom Ruß vor allem im großen Kamin - insgesamt in einem recht sauberen<br />

Zustand befindet.<br />

Die <strong>Höhle</strong> wurde wie die Große Grotte schon sehr früh in der Literatur erwähnt (älteste Erwähnung bei Fabri um 1458, zitiert<br />

nach Binder 1963, bzw. 1488 nach Albrecht 1980) <strong>und</strong> vor allem durch ihre archäologischen F<strong>und</strong>stücke bekannt. Sie wurde<br />

im Jahre 1906 durch R. R. Schmidt ausgegraben. Die gef<strong>und</strong>enen Werkzeuge wurden dem Moustérien, Aurignacien <strong>und</strong><br />

Magdalénien zugeordnet; einzelne F<strong>und</strong>e stammen aus späteren Epochen. Die meisten F<strong>und</strong>e wurden auf dem kleinen<br />

Vorplatz <strong>und</strong> im Eingangsbereich gemacht; weiter im <strong>Höhle</strong>ninneren wurden dagegen die meisten Tierknochen angetroffen.<br />

Wie in der Brillenhöhle wurden auch hier Menschenknochen gef<strong>und</strong>en: drei Zähne von zwei Individuen. Die Bedeutung<br />

dieser F<strong>und</strong>stelle liegt auch darin, daß hier erstmals in Mitteleuropa die Kulturen aus der zweiten Hälfte der letzten Eiszeit<br />

nachgewiesen wurden.<br />

Weitere Literatur (Auswahl): Becker 1925, Binder 1963 u. 1989, Blumentritt & Mall 1979, Frank 1963 u. 1986, Goessler<br />

1907 u. 1911, Hahn 1976, Hahn & Müller-Beck 1978, Merian 1643, Müller-Beck 1983, Schmidt 1910 u. 1912, Wagner<br />

1979, Wais 1962, Walker 1895.<br />

Man erreicht den Sirgensteinabri (7624/03d), indem man vom Haupteingang der Sirgensteinhöhle an der Südseite des Felsens<br />

aufsteigt.<br />

Der 2,5 m tiefe, 6 m breite <strong>und</strong> maximal 7 m hohe Abri wird von einigen WNW/ESE streichenden Klüften durchzogen. Ein<br />

Teil der Rückwand ist an einer solchen Kluft angelegt. Rechts setzt in 1,5 m Höhe eine Druckröhre an, die gew<strong>und</strong>en in<br />

Ostrichtung zieht. Der Durchmesser ist anfangs noch fast 1 m groß <strong>und</strong> verengt sich allmählich, um sich nach ca. 4 m auf 0,3<br />

m zu reduzieren. Das Ende besteht in einer Aufteilung in zwei noch engere Röhren.


Grabungsarbeiten förderten F<strong>und</strong>e aus dem Magdalénien zutage (Riek 1959). Die Spuren der Grabung in Form einer Grube<br />

sind noch heute in der Sohle des Abris zu sehen.<br />

Steigt man vom ehemaligen Burggraben auf der Bergseite des Sirgensteins dem Pfad folgend auf den Sirgenstein auf, erreicht<br />

man kurz vor dem Gipfel den direkt am Pfad befindlichen Eingang zum Sirgensteinschacht (7624/03c).<br />

Ein kurzer Horizontalgang führt zum unmittelbar anschließenden Schacht, der mit einer Größe von ca. 1,3 m x 0,8 m auf -3,5<br />

m abfällt. Bergwärts setzt am Schachtgr<strong>und</strong> ein nach 1 m verstürzt <strong>und</strong> verlehmt endender Gang an. Der Schachtgr<strong>und</strong> selbst<br />

ist mit Mull, Laub <strong>und</strong> Steinen bedeckt. Der Schacht führt darunter weiter in die Tiefe.<br />

Im Jahre 1978 wurde seitens der Hfg Blaustein eine Grabungsaktion durchgeführt <strong>und</strong> dabei der Schachtgr<strong>und</strong> ca. 30 cm<br />

tiefer gelegt (Striebel & Striebel 1978). Die Grabungen wurden eingestellt, um mittelalterliche (Burg) <strong>und</strong> ältere<br />

Kulturschichten nicht zu stören. Der weitere Verlauf des Schachtes bleibt somit rätselhaft. Weder in der Sirgensteinhöhle<br />

noch außerhalb in der Felswand ist eine Öffnung bekannt, bei der eine Verbindung mit der Schachtfortsetzung naheliegt.<br />

Nach Kluftrichtung <strong>und</strong> Lage der Kluft zu urteilen, kann jedoch eine Verbindung in Richtung der Kamine der<br />

Sirgensteinhöhle nicht ausgeschlossen werden. Ob <strong>und</strong> in welcher Hinsicht der Schacht zur ehemaligen Burg (Schmitt 1989)<br />

in Verbindung stand, ist völlig unklar.<br />

Danksagung: Ich danke allen auf den Plänen genannten Mitwirkenden, ferner Herbert Jantschke für die bibliographische<br />

Hilfe.<br />

Plan 11: Sirgenstein Übersichtsplan


Plan 12a: Sirgensteinhöhle (7624/03a), Gr<strong>und</strong>riß


Plan 12b: Sirgensteinhöhle (7624/03a), Längsschnitt


Plan 13: Sirgensteinkeller (7624/03b)<br />

Plan 14: Sirgensteinschacht (7624/03c)


Plan 15: Sirgensteinabri (7624/03d)<br />

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Striebel, T. & Eckenfels, J. (1983): <strong>Höhle</strong>n bei Blaubeuren Teil 2: <strong>Höhle</strong>n im Bereich der Blaubeurer Talschleife. Mitteilungsheft d.<br />

<strong>Höhle</strong>nforschungsgr. Blaustein 6(1), 3 - 58.<br />

Timmermann, G. (1959): Donauquarzite im <strong>Höhle</strong>nlehm. Blätter d. Schwäb. Albvereins 65(3), 57 - 58.<br />

Wagner, E. (1979): Eiszeitjäger im Blaubeurer Tal. Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg, Bd. 6, Stuttgart.<br />

Wagner, E. (1983): Das Mittelpaläolithikum der Großen Grotte bei Blaubeuren (Alb-Donau-Kreis). Forschungen u. Berichte z. Vor- u. Frühgeschichte<br />

in Baden-Württemberg, Bd. 16, Stuttgart.<br />

Wais, J. (1962): Albführer. 14. Aufl., Bd. 1, Stuttgart.<br />

Walker, O. (1895): Sirgenstein - Hohlefels. Blätter d. Schwäb. Albvereins 7(10), 175 - 176.<br />

Inhaltsverzeichnis dieses <strong>Jahresheft</strong>es<br />

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