Karsthydrologie, Geologie und Verkarstung im Bereich der mittleren ...

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Das Jahresheft 1995 der Arge Grabenstetten - Ausgabe zum VDHK-Jahrestreffen 1996 in Blaubeuren Seite 100-113 7 Abb. Grabenstetten 1996 Wolfgang Ufrecht Inhalt: 1. Einführung 2. Exkursionsroute 2.1 Blautopf, Blaubeuren 2.2 Urdonautal bei Arnegg, Brunnenstein 2.3 Kleine Lauterquelle, Lautern 2.4 Steinbruch Lautern, Kleines Lautertal 2.5 Burdigales Kliff 2.6 Laichinger Tiefenhöhle 2.7 Kläranlage Laichingen 2.8 Unterdrackenstein 2.9 Randecker Maar 2.10 Torfgrube Schopfloch 2.11 Trockental Pfulb 3. Schriftenverzeichnis Fahrtroute: Blaubeuren, Arnegg, Herrlingen, Lautern, Weidach, Bermaringen, Temmenhausen, Bermaringen, Asch, Bühlenhausen, Berghülen, Suppingen, Laichingen, Hohenstadt, Oberdrackenstein, Unterdrackenstein, Gosbach, Mühlhausen, Wiesensteig, Schopfloch, Donnstetten, Feldstetten, Suppingen, Blaubeuren. Topographische Karten: TK 50: L 7522 Urach und L 7524 Blaubeuren Geologische Karten: GK 25: 7423 Wiesensteig, 7522 Urach, 7524 Blaubeuren, Geol. Übersichtskarte GÜ 200, Blatt 4. 1. Einführung Die Exkursion führt vom Urdonautal am Südrand der Schwäbischen Alb über die verkarstete Albhochfläche nach Norden bis zum mehrere hundert Meter steilen Trauf (Weißjura-Stufenrand), der die Begrenzung zum Albvorland bildet. Mit der Exkursion sollen anhand typischer Aufschlüsse der geologische Aufbau der mittleren Alb, Aspekte der Karsthydrogeologie, die Fluß- und Landschaftsgeschichte sowie die damit verbundene Entwicklung der Verkarstung dargelegt werden. Probleme der Trinkwasserversorgung als auch der Abwasserentsorgung im Karst werden aufgezeigt. Die im Norden bis etwa 800 m ü. NN aufragende Albhochfläche wird von den etwa 450 m mächtigen Schichten des Oberjura (Weißjura, Malm) aufgebaut. Sie bestehen im unteren Teil aus geschichteten Kalk-Mergelkomplexen (Normal-, Bankfazies). Ab dem mittleren Oberjura werden diese im Bereich der mittleren Alb durch massige Schwammkalke und letztlich auch durch Korallenkalke ersetzt (Massenkalk-, Riff-Fazies; GWINNER 1962). Die Entstehungsbedingungen der Massenkalke unterliegen zur Zeit einer Neuinterpretation (KOCH et al. 1994). Die Schwammriffe sind häufig durch diagenetische Vorgänge in dolomitische Kalke umgewandelt, aus denen später durch Rekalzitisierung (Dedolomitisierung) grobkristalline Massenkalke mit löchriger Struktur, die sog. Zuckerkörnigen Kalke ("Lochfels"), hervorgingen. Der Oberjura unterliegt entsprechend seiner unterschiedlichen Gesteinsausbildung, besonders aber nach dem Fossilinhalt, einer internationalen Stufengliederung (Oxfordium, Kimmeridgium, Tithonium). Trotzdem findet in Süddeutschland auch in Fachkreisen noch die von QUENSTEDT entwickelte regionalstratigraphische Gliederung Anwendung, der zufolge die Schichteinheiten nach dem griechischen Alphabet von alpha bis zeta bezeichnet wurden. Diese und die seit 1995 aktualisierte lithostratigraphische Formationsgliederung des schwäbischen Weißjuras sind in SCHWEIGERT (1995) dargestellt. Die Hangenden Bankkalke (ti 1) sind die jüngsten bis heute erhaltenen Ablagerungen aus der Jurazeit. In der darauffolgenden Kreidezeit (vor 140 bis 65 Mio. Jahren) zog sich das Meer für lange Zeit nach Süden auf einen schmalen Streifen zwischen

Das Jahresheft 1995 <strong>der</strong> Arge Grabenstetten - Ausgabe zum VDHK-Jahrestreffen 1996 in Blaubeuren<br />

Seite 100-113 7 Abb. Grabenstetten 1996<br />

Wolfgang Ufrecht<br />

Inhalt:<br />

1. Einführung<br />

2. Exkursionsroute<br />

2.1 Blautopf, Blaubeuren<br />

2.2 Urdonautal bei Arnegg, Brunnenstein<br />

2.3 Kleine Lauterquelle, Lautern<br />

2.4 Steinbruch Lautern, Kleines Lautertal<br />

2.5 Burdigales Kliff<br />

2.6 Laichinger Tiefenhöhle<br />

2.7 Kläranlage Laichingen<br />

2.8 Unterdrackenstein<br />

2.9 Randecker Maar<br />

2.10 Torfgrube Schopfloch<br />

2.11 Trockental Pfulb<br />

3. Schriftenverzeichnis<br />

Fahrtroute: Blaubeuren, Arnegg, Herrlingen, Lautern, Weidach, Bermaringen, Temmenhausen, Bermaringen, Asch, Bühlenhausen, Berghülen,<br />

Suppingen, Laichingen, Hohenstadt, Oberdrackenstein, Unterdrackenstein, Gosbach, Mühlhausen, Wiesensteig, Schopfloch, Donnstetten, Feldstetten,<br />

Suppingen, Blaubeuren.<br />

Topographische Karten: TK 50: L 7522 Urach <strong>und</strong> L 7524 Blaubeuren<br />

Geologische Karten: GK 25: 7423 Wiesensteig, 7522 Urach, 7524 Blaubeuren, Geol. Übersichtskarte GÜ 200, Blatt 4.<br />

1. Einführung<br />

Die Exkursion führt vom Urdonautal am Südrand <strong>der</strong> Schwäbischen Alb über die verkarstete Albhochfläche nach Norden bis<br />

zum mehrere h<strong>und</strong>ert Meter steilen Trauf (Weißjura-Stufenrand), <strong>der</strong> die Begrenzung zum Albvorland bildet. Mit <strong>der</strong><br />

Exkursion sollen anhand typischer Aufschlüsse <strong>der</strong> geologische Aufbau <strong>der</strong> <strong>mittleren</strong> Alb, Aspekte <strong>der</strong> Karsthydrogeologie,<br />

die Fluß- <strong>und</strong> Landschaftsgeschichte sowie die damit verb<strong>und</strong>ene Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Verkarstung</strong> dargelegt werden. Probleme<br />

<strong>der</strong> Trinkwasserversorgung als auch <strong>der</strong> Abwasserentsorgung <strong>im</strong> Karst werden aufgezeigt.<br />

Die <strong>im</strong> Norden bis etwa 800 m ü. NN aufragende Albhochfläche wird von den etwa 450 m mächtigen Schichten des Oberjura<br />

(Weißjura, Malm) aufgebaut. Sie bestehen <strong>im</strong> unteren Teil aus geschichteten Kalk-Mergelkomplexen (Normal-, Bankfazies).<br />

Ab dem <strong>mittleren</strong> Oberjura werden diese <strong>im</strong> <strong>Bereich</strong> <strong>der</strong> <strong>mittleren</strong> Alb durch massige Schwammkalke <strong>und</strong> letztlich auch<br />

durch Korallenkalke ersetzt (Massenkalk-, Riff-Fazies; GWINNER 1962). Die Entstehungsbedingungen <strong>der</strong> Massenkalke<br />

unterliegen zur Zeit einer Neuinterpretation (KOCH et al. 1994). Die Schwammriffe sind häufig durch diagenetische<br />

Vorgänge in dolomitische Kalke umgewandelt, aus denen später durch Rekalzitisierung (Dedolomitisierung) grobkristalline<br />

Massenkalke mit löchriger Struktur, die sog. Zuckerkörnigen Kalke ("Lochfels"), hervorgingen.<br />

Der Oberjura unterliegt entsprechend seiner unterschiedlichen Gesteinsausbildung, beson<strong>der</strong>s aber nach dem Fossilinhalt,<br />

einer internationalen Stufenglie<strong>der</strong>ung (Oxfordium, K<strong>im</strong>meridgium, Tithonium). Trotzdem findet in Süddeutschland auch in<br />

Fachkreisen noch die von QUENSTEDT entwickelte regionalstratigraphische Glie<strong>der</strong>ung Anwendung, <strong>der</strong> zufolge die<br />

Schichteinheiten nach dem griechischen Alphabet von alpha bis zeta bezeichnet wurden. Diese <strong>und</strong> die seit 1995 aktualisierte<br />

lithostratigraphische Formationsglie<strong>der</strong>ung des schwäbischen Weißjuras sind in SCHWEIGERT (1995) dargestellt.<br />

Die Hangenden Bankkalke (ti 1) sind die jüngsten bis heute erhaltenen Ablagerungen aus <strong>der</strong> Jurazeit. In <strong>der</strong> darauffolgenden<br />

Kreidezeit (vor 140 bis 65 Mio. Jahren) zog sich das Meer für lange Zeit nach Süden auf einen schmalen Streifen zwischen


heutiger Alb <strong>und</strong> Alpen zurück. Das nur geringfügig über den Meeresspiegel angehobene Festland unterlag bis in das<br />

ausgehende Eozän Flächenbildungsprozessen unter tropischem bis subtropischem Kl<strong>im</strong>a. Den Verwitterungsvorgängen sind<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>im</strong> nördlichen <strong>und</strong> zentralen Teil <strong>der</strong> Schwäbischen Alb Kalksteine <strong>und</strong> Mergel in einer Mächtigkeit von ca. 180<br />

bis 200 m Mächtigkeit (vorwiegend Hangende Bankkalke, Zementmergel, Liegende Bankkalke <strong>und</strong> Obere Felsenkalke)<br />

anhe<strong>im</strong>gefallen, bis die heute an <strong>der</strong> Albhochfläche anstehenden Schichten (überwiegend Untere Felsenkalke) freigelegt<br />

waren. Im tiefer liegenden südlichen Teil <strong>der</strong> Alb findet man noch Obere Felsenkalke (ki 3) <strong>und</strong> Liegende Bankkalke (ki 4) in<br />

flächenhafter Verbreitung. Ab dem Oligozän griff Untere Süßwassermolasse von Süden her auf die Albhochfläche über.<br />

Fortan dauerte die Sed<strong>im</strong>entation am südlichen Albrand bis zum oberen Miozän an (Obere Süßwassermolasse). Die tertiären<br />

Molassesed<strong>im</strong>ente <strong>der</strong> Albtafel sind bis heute weitgehend <strong>der</strong> Abtragung zum Opfer gefallen <strong>und</strong> liegen in isolierten Resten<br />

dem Weißjura auf. Südlich des Ach- <strong>und</strong> Blautals <strong>im</strong> <strong>Bereich</strong> des Hochsträß sowie zwischen Ulm <strong>und</strong> Langenau tritt die<br />

tertiäre Schichtenfolge jedoch noch in flächiger Verbreitung mit nach Süden stetig zunehmenden Mächtigkeiten auf<br />

(Tertiärhügelland).<br />

Abb. 1: Lithostratigraphische Formationsglie<strong>der</strong>ung des schwäbischen Weißen Jura (aus SCHWEIGERT 1995).<br />

Im jüngeren Tertiär begann sich in Süddeutschland nach Beendigung <strong>der</strong> Molassesed<strong>im</strong>entation ein neues Flußsystem<br />

auszubilden. Nachdem zuvor noch eine Entwässerung zum Molassebecken bzw. zur Graupensandrinne <strong>der</strong><br />

Süßbrackwassermolasse entwickelt war, sammelten sich ab dem Obermiozän vor ca. 8 Mio Jahren die Wässer auf <strong>der</strong> Alb in<br />

einem von SW nach NE gerichteten Flußlauf, <strong>der</strong> als Urdonau anzusehen ist. Dieser begann sich unter Einfluß tektonischer<br />

Hebungen bis zu 240 m in den Albkörper einzutiefen <strong>und</strong> ein Kerbtal zu schaffen. Letztendlich war mit <strong>der</strong> Eintiefung <strong>der</strong><br />

Vorflut auch die Tieferlegung <strong>der</strong> Karstwasseroberfläche <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Beginn <strong>der</strong> tiefgründigen <strong>Verkarstung</strong> gegeben. Die<br />

Albtafel fiel trocken. Die heute wasserlose bzw. wasserarme Hochfläche charakterisiert die Schwäbische Alb als<br />

Karstlandschaft mit einem weitverzweigten Netz von Trockentälern, Karstwannen <strong>und</strong> zahllosen Erdfällen. Die einzigen auf<br />

<strong>der</strong> verkarsteten Albhochfläche noch existierenden Gewässer, nämlich die Hülen o<strong>der</strong> Hülben, entstanden über mächtigen<br />

abdichtenden Alluvionen (Verwitterungslehm, Feuersteinlehm) o<strong>der</strong> auch über verwitterten vulkanischen Tuffen. Letztere<br />

durchdrangen <strong>im</strong> Urach-Kirchhe<strong>im</strong>er Vulkanfeld während des Mittelmiozäns den Albkörper in 356 Tuffschloten <strong>und</strong> -gängen.<br />

Im Nordteil <strong>der</strong> Schwäbischen Alb sind die rheinischen Täler bis unter die von den Impressamergeln (ox 1) gebildete<br />

Karstbasis eingetieft. Folglich tritt das Karstwasser an den Hängen über <strong>der</strong> geringdurchlässigen Sohlschicht in Schicht- bzw.<br />

Überlaufquellen aus (Seichter Karst). Südlich <strong>der</strong> Karstwasserscheide Rhein/Donau tauchen sowohl ein Großteil des<br />

Karstgr<strong>und</strong>wasserleiters als auch die Karstbasis (hier: Lacunosamergel, ki 1) unter das Vorflutniveau ab (Tiefer Karst). Das<br />

Karstgr<strong>und</strong>wasser kommt dort in den für den Albsüdrand typischen Quelltöpfen (Typ Stauquelle) zutage. Im Seichten Karst<br />

<strong>und</strong> <strong>im</strong> nördlichen Teil des Tiefen Karsts (Offene Zone), in dem die Karsthochfläche weitgehend unbedeckt ist, wird ein


großer Anteil des in den Karstgr<strong>und</strong>wasserleiter infiltrierenden Nie<strong>der</strong>schlags- <strong>und</strong> Schneeschmelzwassers in hoch<br />

verkarsteten Zonen unter geringer Verweilzeit als "kurzfristiges Karstwasser" abgeführt. Dieses ist für beträchtliche<br />

Schüttungsschwankungen <strong>der</strong> Quellen sowie für häufig auftretende Trübung <strong>und</strong> anthropogene Beeinträchtigung des<br />

Quellwassers verantwortlich. Das "langfristige Karstgr<strong>und</strong>wasser" strömt in weniger stark verkarsteten Zonen verzögert zu<br />

den Quellen ab. Diese Vergitterung aus engen <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>är durch Kalklösung erweiterten Hohlräumen wird in <strong>der</strong><br />

Geohydraulik als Doppelporositätsmedium beschrieben. Mit <strong>der</strong> nach Süden in <strong>der</strong> Mächtigkeit zunehmenden <strong>und</strong> flächig<br />

verbreiteten Bedeckung mit geringdurchlässigen tertiären <strong>und</strong> quartären Sed<strong>im</strong>enten (Überdeckte Zone des Tiefen Karsts)<br />

erhöht sich die Verweilzeit des Gr<strong>und</strong>wassers, da dort die Gr<strong>und</strong>wasserneubildung unterb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong> das Karstgr<strong>und</strong>wasser<br />

mit geringer Fließgeschwindigkeit seitlich zuströmt.<br />

Abb. 2: Stratigraphische Glie<strong>der</strong>ung des Tertiärs, zusammengestellt nach FAHLBUSCH (1981), GEYER & GWINNER<br />

(1979) <strong>und</strong> SCHMIDT-KITTLER (1987).<br />

2. Exkursionsroute<br />

2.1 Blautopf, Blaubeuren<br />

(TK 25 Bl. 7524, R: 35 58080, H: 53 64580)<br />

In einer weit nach Norden in die Alb eingeschnittenen Flußschlinge <strong>der</strong> Urdonau entspringt <strong>der</strong> Blautopf als zweitgrößte, aber<br />

wohl schönste Karstquelle <strong>der</strong> Schwäbischen Alb. Der 20,6 m tiefe Quelltrichter wird hangseits von anstehenden Jurakalken


(Untere Felsenkalke, ki 2) begrenzt. Der südliche <strong>und</strong> östliche Rand besteht aus hier bis zu 35 m mächtigen jungpleistozänen<br />

Flußablagerungen. Am Gr<strong>und</strong> des Blautopfs öffnet sich hinter <strong>der</strong> "Düse" eine von HASENMAYER auf 1,25 km Länge<br />

ertauchte Unterwasserhöhle (Kataster-No. 7524/43), die <strong>im</strong> "Mörike-Dom" knapp vor dem <strong>der</strong>zeitigen Höhlenende über die<br />

Karstwasseroberfläche reicht. Der vor<strong>der</strong>e Teil <strong>der</strong> Höhle wurde Anfang <strong>der</strong> 60er Jahre von <strong>der</strong> Höhlenforschergruppe<br />

Eschenbach/Göppingen auf 152 m Länge vermessen (KELLER 1963). Die Höhle verläuft nach VILLINGER (1987) knapp<br />

über <strong>der</strong> Grenze zwischen den Unteren Felsenkalken <strong>und</strong> <strong>der</strong> Lacunosamergel (ki 2/1). Letztere bilden die Sohlschicht <strong>der</strong><br />

verkarsteten Massenkalke. Mit <strong>der</strong> Blauhöhle eng verb<strong>und</strong>en sind die seit einigen Jahren intensiv diskutierten<br />

unterschiedlichen Anschauungen über das Alter <strong>der</strong> Albhöhlen. Entsprechend des aktuellen geologischen <strong>und</strong><br />

geomorphologischen Forschungsstands wird die Höhlenbildung in den Massenkalken <strong>der</strong> <strong>mittleren</strong> Schwäbischen Alb als<br />

junge <strong>Verkarstung</strong> aufgefaßt, die sich mit <strong>der</strong> plio-/pleistozänen Eintiefung <strong>der</strong> Urdonau entwickelte (vgl. zusammenfassende<br />

Bewertung in SCHEFF 1991, VILLINGER 1987; VILLINGER & UFRECHT 1989). Dagegen schließt HASENMAYER<br />

(1984, 1986) auf eine frühtertiäre bis kreidezeitliche <strong>Verkarstung</strong>, die auf das Molassebecken ausgerichtet gewesen sein soll.<br />

Das Alter <strong>der</strong> Blauhöhle gab HASENMAYER (1986) mit älter als 25 bis 28 Millionen Jahre an.<br />

Der Blautopf schüttet <strong>im</strong> langjährigen Mittel (1952-1987) 2,29 m 3 /s. Das Ausmaß <strong>der</strong> Schüttungsschwankungen (NQ am<br />

22.02.1963: 0,29 m 3 /s, HQ am 27.03.1988: 32,67 m 3 /s) wie auch die durch Markierungsversuche festgestellten max<strong>im</strong>alen<br />

Abstandsgeschwindigkeiten von bis zu 350 m/h (Laichingen: 31.03.1952; Hochwasserverhältnisse) sprechen für einen<br />

außerordentlich hohen <strong>Verkarstung</strong>sgrad des Gebirges. Dadurch sind in <strong>der</strong> Offenen Zone des Tiefen Karsts, zu <strong>der</strong> das<br />

Einzugsgebiet des Blautopfs zählt, ähnliche karsthydrogeologische Verhältnisse wie <strong>im</strong> Seichten Karst am Albnordrand<br />

gegeben.<br />

Mit ca. 20 Markierungsversuchen (VILLINGER 1978, VILLINGER & UFRECHT 1989) gilt das 160 km 2 große<br />

Einzugsgebiet des Blautopfs als ausgezeichnet abgegrenzt. Es erstreckt sich nach Nordwesten bis in den Raum Zainingen -<br />

Donnstetten, nach Norden bis in den Raum Westerhe<strong>im</strong> - Hohenstadt zur Karstwasserscheide Rhein/Donau. Im Osten scheint<br />

sich das Einzugsgebiet des Blautopfs mit dem <strong>der</strong> Kleinen Lauterquelle zu überlappen.<br />

Be<strong>im</strong> Blautopf befindet sich das Pumpwerk <strong>der</strong> 1873 gegründeten Albwasserversorgungsgruppe III (Blaugruppe), von wo aus<br />

das aus einem Schachtbrunnen gewonnene Karstwasser zur Versorgung von neun Gemeinden auf die Alb gepumpt wurde.<br />

Aufgr<strong>und</strong> häufiger Trübungen <strong>und</strong> starker Verke<strong>im</strong>ung des Wassers, die nicht selten Magen-Darm-Erkrankungen bei <strong>der</strong><br />

Bevölkerung auslöste, wurde die För<strong>der</strong>ung aus dem Schachtbrunnen 1958 aufgegeben. Die Wasserversorgung erfolgt heute<br />

mittels Tiefbohrungen, die <strong>im</strong> Blautal bei Gerhausen nie<strong>der</strong>gebracht wurden <strong>und</strong> anthropogen unbelastetes Karstgr<strong>und</strong>wasser<br />

erschließen, das aufgr<strong>und</strong> seiner hohen Verweilzeit ke<strong>im</strong>frei ist.<br />

2.2 Urdonautal bei Arnegg, Brunnenstein<br />

(TK 25 Bl. 7525, R: 35 62 760, H: 53 64 040)<br />

Die Blau durchfließt heute das durchschnittlich auf 500 m Breite <strong>und</strong> bis zu 150 m Tiefe in den Oberjura eingeschnittene<br />

ehemalige Donautal. Die Donau verließ das Tal erst mit dem Hochstand des Rißglazials. Bei Untermarchtal brach sie in ein<br />

Seitental <strong>der</strong> Riß aus <strong>und</strong> schlug den heutigen Lauf über M<strong>und</strong>erkingen <strong>und</strong> Ehingen nach Ulm ein. Die mittelrißzeitliche<br />

Felssohle des ehemaligen Donaulaufs liegt heute <strong>im</strong> Raum Blaubeuren unter bis zu 35 m mächtigen, <strong>im</strong> Raum Arnegg unter<br />

bis zu 25 m mächtigen Talsed<strong>im</strong>enten, die - abgesehen vom Donauschotter an <strong>der</strong> Basis (Mittelriß) - von <strong>der</strong> Blau (jungriß<strong>und</strong><br />

würmzeitlicher Auemergel <strong>und</strong> würmzeitlicher Juraschotter sowie holozäner Kalktuff <strong>und</strong> Torf; GROSCHOPF 1961)<br />

abgelagert wurden. Mit <strong>der</strong> Talverfüllung wurde das Vorflutniveau <strong>und</strong> damit die Karstwasseroberfläche einschließlich <strong>der</strong><br />

Austrittspunkte von Quellen wie<strong>der</strong> auf einen prärißzeitlichen Eintiefungsstand <strong>der</strong> Urdonau angehoben, was <strong>im</strong> Karst zu<br />

einer Reaktivierung bereits trocken gefallener Karsthohlräume <strong>und</strong> somit zu <strong>der</strong>en "Flutung" führte (Unterwasser-Tropfsteine<br />

in <strong>der</strong> Blauhöhle; HASENMAYER 1986).<br />

Die Urdonau entwickelte sich ab dem Obermiozän als breiter <strong>und</strong> oftmals an den Verlauf des Kliffs angelehnter Flußlauf auf<br />

<strong>der</strong> Flächenalb. Höhenschotter in lehmiger, selten sandiger Matrix sind oberhalb Blaubeuren (Gewann Pfahläcker, Barmen,<br />

Kühnenbuch), bei Son<strong>der</strong>buch <strong>und</strong> Wippingen 220 bis 240 m über <strong>der</strong> rißeiszeitlichen Felssohle erhalten. Sie sind aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> starken Verwitterung an karbonatischen Bestandteilen verarmt (Restschotter) <strong>und</strong> enthalten v.a. Gerölle alpiner Herkunft.<br />

Die auf die "Flächenalbdonau" ausgerichteten Nebenläufe schufen auf <strong>der</strong> Kuppenalb ein weit verzweigtes <strong>und</strong> nur wenig<br />

eingetieftes Talnetz. Für diese Muldentäler, die wir heute als Trockentäler auf <strong>der</strong> verkarsteten Albhochfläche kennen, ist<br />

eine bevorzugte Ost- bis Südost-Richtung bezeichnend mit weit nach Westen auslaufenden Talarmen <strong>und</strong> nur kurzen<br />

Zuflüssen aus dem Osten. Die oberirdische Entwässerung <strong>der</strong> Kuppenalb wird somit nicht nur durch den Verlauf <strong>der</strong><br />

Urdonau, son<strong>der</strong>n auch durch die nach Osten bis Südosten gekippte Albtafel best<strong>im</strong>mt. Ab dem Pliozän muß die tektonische<br />

Hebung verstärkt worden sein, da die Urdonau zunächst nach Süden abglitt, sich dann in die Albtafel einschnitt <strong>und</strong> ein tiefes<br />

Kerbtal auszubilden begann. An den Hängen des Kerbtals auskartierbare Felsleisten (GLÖKLER 1963, 1979) dokumentieren<br />

mehrere Eintiefungsphasen, die in erster Linie von tektonischen Kräften gesteuert worden sein müssen. Nur so ist<br />

verständlich, wenn die Abstände zeitgleicher alter Talböden <strong>im</strong> Raum Blaubeuren, <strong>der</strong> bereits seit WAGNER (1929) als<br />

aktives Hebungsgebiet während des Plio-/Pleistozäns ausgewiesen wurde, größer sind als zwischen Herrlingen <strong>und</strong> Ulm.<br />

Betrachtet man die gesamte Eintiefung <strong>der</strong> Donau bis zur mittelrißeiszeitlichen Felssohle, dann fallen ca. 150 m (Werte gelten<br />

für das Hebungszentrum <strong>im</strong> Raum Blaubeuren) noch in das Pliozän <strong>und</strong> ca. 50 m in das Altpleistozän (einschließlich<br />

Günzeiszeit). Während <strong>der</strong> letzten 500.000 Jahre betrug die Erosionsleistung lediglich noch ca. 30 m (VILLINGER 1986),<br />

was in etwa dem ab <strong>der</strong> Mittelrißeiszeit aufgeschotterten Abschnitt <strong>im</strong> Tal entspricht.


Abb. 3: Einzugsgebiet des Blautopfs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kleinen Lauterquelle, abgegrenzt durch Markierungsversuche; aus<br />

VILLINGER & UFRECHT (1989). B: Blautopf, L: Kleine Lauterquelle.<br />

2.3 Kleine Lauterquelle, Lautern<br />

(TK 25 Bl. 7525, R: 35 63740, H: 53 68230)<br />

Der Unterlauf des Kleinen Lautertals ist etwa 120 m tief in den Albkörper eingeschnitten. Die Hänge werden von den Oberen<br />

Felsenkalken (ki 3) <strong>und</strong> Liegenden Bankkalken (ki 4) gebildet. Wie Tiefbohrungen bei Lautern ergaben, folgt die Karstbasis<br />

(Lacunosamergel, ki 1) erst ab ca. 134 m unter Gelände (376 m ü. NN) <strong>und</strong> damit weit unterhalb <strong>der</strong> Vorflut. Das<br />

Lautersystem gehört damit zum Tiefen Karst, <strong>und</strong> zwar aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> partiellen Bedeckung <strong>der</strong> Weißjurakalke mit<br />

Molassesed<strong>im</strong>enten in den Randbereich <strong>der</strong> überdeckten Zone.<br />

Die Quelle <strong>der</strong> Kleinen Lauter tritt bei Lautern aus einer Felsspalte bei 510 m ü.NN aus. Sie schüttet <strong>im</strong> Mittel ca. 500 l/s.<br />

Die niedrigste gemessene Schüttung lag bei 140 l/s. Das unterirdische Einzugsgebiet ist noch nicht zufriedenstellend<br />

abgegrenzt, dürfte jedoch um 90 km 2 betragen. Davon überlappen sich ca. 30 km 2 mit dem unterirdischen Einzugsgebiet des<br />

Blautopfs (VILLINGER & UFRECHT 1989).<br />

Am Beispiel <strong>der</strong> Kleinen Lauterquelle läßt sich die mit <strong>der</strong> Eintiefung <strong>der</strong> Urdonau initiierte karsthydrographische<br />

Entwicklung <strong>im</strong> <strong>Bereich</strong> <strong>der</strong> <strong>mittleren</strong> Schwäbischen Alb exemplarisch darstellen. Während des Pliozäns nahm das aus dem<br />

Verlauf <strong>der</strong> Trockentäler rekonstruierte oberirdische Einzugsgebiet <strong>der</strong> Urlauter eine Fläche von 195 km 2 ein <strong>und</strong> dehnte sich<br />

entsprechend <strong>der</strong> West-Ost-Kippung <strong>der</strong> Albtafel weit über Laichingen nach Westen <strong>und</strong> Nordwesten aus (UFRECHT 1987).<br />

An das Lautersystem schloß nach Westen ein Gebiet zwischen Feldstetten <strong>und</strong> Donnstetten an, das über das Ur-Tiefental bei<br />

Weiler direkt zur Urdonau entwässerte. Zwischen beiden Flußgebieten eingezwängt verblieb nordwestlich von Blaubeuren<br />

lediglich eine kleine Fläche von 11 km 2 , die einem Vorläufer des Blautopfs als Einzugsgebiet zugeordnet werden kann. Durch<br />

die starke Tiefenerosion <strong>der</strong> Urdonau setzte die unterirdische <strong>Verkarstung</strong> ein. Die Flußläufe <strong>der</strong> Albhochfläche fielen<br />

spätestens bis zum Mittelpliozän trocken. Dennoch blieb die unterirdische Entwässerung wohl zunächst noch <strong>im</strong><br />

Einflußbereich des Lautersystems (UFRECHT 1987). Erst allmählich richtete sich die unterirdische Entwässerung <strong>im</strong> <strong>Bereich</strong><br />

<strong>der</strong> Laichinger Alb auf einen neuen kürzeren Weg mit folglich größerem hydraulischen Gefälle zur Vorflut aus. Daraus<br />

entwickelte sich die hydraulische Wirksamkeit des Blautopfsystems, das <strong>der</strong> Kleinen Lauter mehr <strong>und</strong> mehr <strong>der</strong>en<br />

Einzugsgebiet strittig machte. Der Wechsel <strong>der</strong> unterirdischen Abflußrichtung klingt <strong>im</strong> Grenzbereich zwischen den<br />

Einzugsgebieten von Blautopf <strong>und</strong> Kleiner Lauter bis heute nach, wie die Markierungsversuche Laichingen-Nord,


Westerhe<strong>im</strong> <strong>und</strong> Machtolshe<strong>im</strong> mit Austritten <strong>im</strong> Blautopf <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Kleinen Lauterquelle gezeigt haben (VILLINGER &<br />

UFRECHT 1989).<br />

Mit dem fortschreitenden <strong>Verkarstung</strong>sprozeß verlagert sich <strong>der</strong> Quellaustritt <strong>der</strong> Kleinen Lauter wahrscheinlich schrittweise<br />

talabwärts in Richtung auf die Hauptvorflut. VILLINGER (1975) sieht die aktuelle Quellposition lediglich als momentanes<br />

Entwicklungsstadium, da die Kleine Lauter oberhalb Herrlingen bereits Bachwasser an den Karstwasserkörper verliert <strong>und</strong><br />

das Trockenfallen des Oberlaufs somit bereits vorbest<strong>im</strong>mt ist.<br />

Abb. 4: Abgrenzung von Paläo-Einzugsgebieten <strong>im</strong> Gebiet <strong>der</strong> Laichinger <strong>und</strong> Blaubeurer Alb (aus UFRECHT 1987).<br />

2.4 Steinbruch Lautern, Kleines Lautertal<br />

(TK 25 Bl 7525, R: 35 65625, H: 53 66900)<br />

Im Steinbruch Reischle werden die Oberen Felsenkalke (ki 3) <strong>und</strong> Liegenden Bankkalke (ki 4) zur Schottergewinnung<br />

abgebaut. Sie stehen durchweg als Massenkalke mit unterschiedlichem Dolomitisierungsgrad an. Die <strong>im</strong> Steinbruch<br />

aufgeschlossene Schichtenfolge ist nur ein Teil <strong>der</strong> am Albsüdrand anstehenden verkarstungsfähigen <strong>und</strong> den<br />

zusammenhängenden Karstgr<strong>und</strong>wasserleiter bildenden Oberjurakalke. Zusammen mit den unter <strong>der</strong> Talsohle bis zur<br />

Karstbasis folgenden Kalksteinserien addiert sich die Gesamtmächtigkeit auf ca. 250 m. Die darüber abgelagerten<br />

Zementmergel (ki 5) <strong>und</strong> Hangenden Bankkalke (ti 1) mußten auf <strong>der</strong> Flächenalb bereits bis zum obersten Eozän abgetragen<br />

worden sein (Ausbildung <strong>der</strong> prächattischen Landoberfläche), da <strong>im</strong> Steinbruch Lautern ebenso wie in Steinbrüchen <strong>der</strong><br />

Umgebung (Ehrenstein, Arnegg, Herrlingen) fossilführende Karstspaltenfüllungen unteroligozänen Alters vorkommen. Die<br />

Fauna von Lautern ist durch insgesamt 29 isolierte Zähne von Wirbeltieren, ein Unterkieferfragment mit zwei Zähnen sowie<br />

vier zahnlose Unterkieferfragmente belegt. Trotz <strong>der</strong> insgesamt geringen F<strong>und</strong>zahlen ist eine stratigraphische Zuordnung <strong>der</strong><br />

Fauna in das Unteroligozän (Niveau von Escamps, MP 19; ZIEGLER & HEIZMANN 1991) möglich. Weitere<br />

Spaltenfüllungen auf <strong>der</strong> Ulmer Flächenalb konzentrieren sich vor allem auf das Unter- <strong>und</strong> Mitteloligozän. Da mit <strong>der</strong><br />

Spaltenfüllung nicht das Alter <strong>der</strong> Karstspalte datiert wird, son<strong>der</strong>n lediglich <strong>der</strong> Zeitraum <strong>der</strong> Verfüllung (DEHM 1961),<br />

kann auf eine überregional wirksame Plombierungsphase des Karsts zu dieser Zeit geschlossen werden. Die Plombierung<br />

erfolgte bei geringem Flurabstand des Gr<strong>und</strong>wasserspiegels, bedingt durch Meeresspiegelhochstand <strong>im</strong> nach Süden<br />

vorgelagerten Molassetrog o<strong>der</strong> infolge abgesenkter <strong>und</strong> tiefliegen<strong>der</strong> Albtafel.


Nach mehreren Millionen Jahren festländischer Verwitterung setzte in zahllosen flachen Seen <strong>und</strong> Wasserläufen die<br />

Sed<strong>im</strong>entation <strong>der</strong> Unteren Süßwassermolasse (hier Ulmer Schichten) ein, die in Lautern aufgr<strong>und</strong> ihres Fossilinhalts in das<br />

Untermiozän (Aquitanium, MN 1; ZIEGLER & WERNER 1994) zu stellen ist. Die in Lautern auf Oberjura lagernden bunten<br />

Tone werden von dickbankigen Süßwasserkalken <strong>und</strong> Mergeln überdeckt. Das hügelige Erosionsrelief <strong>der</strong> prächattischen<br />

Landoberfläche wurde während <strong>der</strong> Sed<strong>im</strong>entation weitgehend ausgeglichen. Daher schwanken auch die pr<strong>im</strong>ären<br />

Mächtigkeiten <strong>der</strong> tertiären Bedeckung beträchtlich.<br />

2.5 Burdigales Kliff<br />

(TK 25 Blatt 7525, R: 35 61600, H: 53 72800)<br />

Die Klifflinie ist als markante Steilstufe von ca. 30 bis 50 m Höhe über die ganze Alb verfolgbar. Sie entstand, als das Meer<br />

<strong>der</strong> Oberen Meeresmolasse auf die Alb vorstieß <strong>und</strong> durch Brandungserosion eine Steilküste schuf. Ihr ist nach Süden eine<br />

mehrere Kilometer breite Abrasionsfläche (Brandungsschorre) vorgelagert, die in die prächattische Landoberfläche<br />

eingeschnitten ist. Die Transgression auf die Albtafel erfolgte wahrscheinlich in drei Zyklen, wobei die letzte zumindest auf<br />

<strong>der</strong> Ostalb noch über die Klifflinie nach Norden hinweggriff (GALL 1975). Die damit angezeigte tektonische Tieflage <strong>der</strong> Alb<br />

bestand auch noch in <strong>der</strong> folgenden Zeit <strong>der</strong> Oberen Süßwassermolasse. Das Ausmaß <strong>der</strong> ab dem Obermiozän einsetzenden<br />

Hebung, mit <strong>der</strong> die Abtragung <strong>der</strong> Molassesed<strong>im</strong>ente <strong>und</strong> Exhumierung des Weißjuras einherging, ist in <strong>der</strong> Verstellung <strong>der</strong><br />

einst auf Meeresspiegelniveau entstandenen Klifflinie erkennbar, die auf <strong>der</strong> Westalb gegenüber <strong>der</strong> Ostalb um ca. 450 m<br />

höher liegt.<br />

Nördlich <strong>der</strong> Klifflinie erstreckt sich die Kuppenalb mit hügeligen, ca. 40 bis 50 m über die Trockentäler reichenden<br />

Geländeformen. Südlich davon folgt die Flächenalb als donauwärts geneigte flachwellige Ebene. Sie wurde erst mit <strong>der</strong><br />

Eintiefung <strong>der</strong> Urdonau zerschnitten.<br />

2.6 Laichinger Tiefenhöhle<br />

(TK 25 Bl. 7524, R: 35 51320, H: 53 71420)<br />

Die Laichinger Tiefenhöhle (1,5 km SSE Laichingen) wurde <strong>im</strong> Herbst 1892 von Johann Georg MACK be<strong>im</strong> Schürfen nach<br />

Dolomitsand entdeckt. Mehrere Laichinger Bürger beteiligten sich an <strong>der</strong> gleich nach <strong>der</strong> Entdeckung begonnenen<br />

Erforschung <strong>der</strong> Höhle. Bereits 1906 war eine 12-köpfige Gruppe bis auf 80 m Tiefe zum "See" vorgestoßen<br />

(Erforschungsgeschichte vgl. FRANK et al. 1992). Ab 1894 wurden mehrere Vereine zur Erforschung <strong>und</strong> Erschließung <strong>der</strong><br />

Höhle gegründet. Seit 1947 betreut <strong>der</strong> Höhlen- <strong>und</strong> He<strong>im</strong>atverein Laichingen e.V. die Höhle. Heute zählt sie mit 80 m Tiefe,<br />

1253 m Länge (davon 320 m langer <strong>und</strong> 55 m tiefer Schauteil) zu den bedeutendsten Höhlen <strong>der</strong> Schwäbischen Alb.<br />

In <strong>der</strong> überwiegend vertikal orientierten Höhle mit bis zu 45 m langen Schächten sind in 35 bis 45 m Tiefe Hallen <strong>und</strong><br />

Horizontalgänge anzutreffen, die mit einer Dominanz <strong>der</strong> Gangrichtung um WSW-ENE auf eine alte Abflußrichtung zum<br />

Langen Tal-Kleinen Lautertal hinweisen. Die Horizontalgänge sind an Nebenkluftscharen angelegt, die jedoch den<br />

karsthydrographisch günstigsten Abfluß zur Vorflut bei größtem Druckgefälle ermöglichen (GLÖKLER & UFRECHT 1983).<br />

Die Hauptklüfte streichen NNE-SSW. Die höhenmäßige Übereinst<strong>im</strong>mung mit Terrassenresten <strong>im</strong> o.g. Talzug, die mit <strong>der</strong><br />

ersten deutlichen Eintiefungsphase <strong>der</strong> Urdonau unter Kerbtalbildung gleichzusetzen sind, läßt eine zeitliche Einstufung<br />

dieses Höhlenniveaus in das Mittelpliozän zu (VILLINGER & UFRECHT 1989). Nach einem 1994 von Jochen<br />

HASENMAYER in Laichingen gehaltenen Vortrag soll die Laichinger Tiefenhöhle bereits vor 40 bis 50 Millionen Jahren<br />

(1990: älter als 35 Mio Jahre) entstanden sein.<br />

Die Höhle liegt in den massig ausgebildeten Unteren Felsenkalken (ki 2.3 <strong>und</strong> ki 2.4), die vor allem <strong>im</strong> Eingangsteil<br />

dolomitisiert sind. Eine geologische Kartierung <strong>der</strong> Faziesverhältnisse ist <strong>der</strong>zeit in Arbeit.


Abb. 5: Geologische <strong>und</strong> geomorphologische Position <strong>der</strong> Laichinger Tiefenhöhle <strong>im</strong> Vergleich zur Blauhöhle bei<br />

Blaubeuren. (Kurzbezeichnungen <strong>der</strong> Weißjura-Formationen vgl. Abb. 1, USM: Untere Süßwassermolasse, OMM: Obere<br />

Meeresmolasse, SBM: Süßbrackwassermolasse, OSM: Obere Süßwassermolasse).<br />

2.7 Kläranlage Laichingen<br />

(TK 25 Bl. 7524, R: 35 52070, H: 53 73180)<br />

Die Kläranlage liegt <strong>im</strong> Osten von Laichingen am Nordrand eines Trockentals, das zum Paläo-Flußsystem <strong>der</strong> Kleinen Lauter<br />

gehört. Im <strong>Bereich</strong> <strong>der</strong> Kläranlage sind während diverser Baumaßnahmen zahlreiche Karststrukturen <strong>und</strong> die vier bis zu 17 m<br />

tiefen Krempenschächte angeschnitten worden. Die geklärten Abwässer, die täglich in einer Menge von 2000 m 3 anfallen,<br />

werden in die Krempenschächte II (7524/49a) <strong>und</strong> IV (7524/96) <strong>und</strong> damit direkt in die ungesättigte Zone des<br />

Karstgr<strong>und</strong>wasserkörpers eingeleitet. Die Karstwasseroberfläche dürfte etwa 100 bis 120 m unter Gelände liegen.


Abb. 6: Karstzonen <strong>im</strong> Ostteil <strong>der</strong> <strong>mittleren</strong> Schwäbischen Alb, aus VILLINGER (1978). G: Gosquelle, B: Blautopf, L:<br />

Kleine Lauterquelle.<br />

Zur Klärung <strong>der</strong> karsthydrogeologischen Situation wurden in Laichingen am 02.06.1986 zwei Markierungsversuche<br />

durchgeführt. Dabei erfolgte die Eingabe von 15 kg Pyranin <strong>im</strong> Krempenschacht II <strong>der</strong> Kläranlage Ost <strong>und</strong> zeitgleich die<br />

Eingabe von 5 kg Uranin in <strong>der</strong> Schluckstelle <strong>der</strong> ehem. Kläranlage Nord (Tropfkörperschacht, 7524/110), die heute noch den<br />

Überlauf eines Regenrückhaltebeckens aufn<strong>im</strong>mt (VILLINGER & UFRECHT 1989). Die Ergebnisse <strong>der</strong><br />

Markierungsversuche belegen eine Zugehörigkeit des Raums Laichingen zum Einzugsgebiet des Blautopfs bei Blaubeuren.<br />

Unter den 19 beobachteten Quellen <strong>und</strong> Brunnen in den Tälern am Nord- <strong>und</strong> Südrand <strong>der</strong> Alb wurde Pyranin ausschließlich<br />

<strong>im</strong> Blautopf nachgewiesen. Der Farbdurchgang setzte 74,5 St<strong>und</strong>en nach Eingabe des Tracers ein, was einer max<strong>im</strong>alen<br />

Abstandsgeschwindigkeit von 141 m/h entspricht. Am frühen Morgen des 07.06. war <strong>im</strong> Blautopf visuell eine Grünfärbung<br />

durch Uranin festzustellen. Der extrapolierte Farbdurchgang begann schon am Vortag etwa 72 St<strong>und</strong>en nach <strong>der</strong> Eingabe. Die<br />

max<strong>im</strong>ale Abstandsgeschwindigkeit ergibt sich zu 157 m/h. Eindeutige Uranindurchgänge wurden auch in <strong>der</strong> Quelle <strong>der</strong><br />

Kleinen Lauter <strong>und</strong> <strong>im</strong> benachbarten Tiefbrunnen V Lautern festgestellt. Die max<strong>im</strong>ale Abstandsgeschwindigkeit zur<br />

Lauterquelle war mit 253 m/h sogar deutlich höher als zum Blautopf. Hier macht sich die ehemalige, genetisch ältere<br />

Hauptabflußrichtung nach Osten bemerkbar (UFRECHT 1987).<br />

Die Schüttung des Blautopfs betrug <strong>im</strong> Versuchszeitraum zwischen 3 <strong>und</strong> 4,8 m 3 /s. Während eines <strong>im</strong> März 1952<br />

durchgeführten Versuchs (EISSELE 1957), bei dem <strong>im</strong> Tropfkörperschacht 5 kg Uranin eingegeben wurden, lag die<br />

Schüttung infolge starker Nie<strong>der</strong>schläge bei bis zu 12,8 m 3 /s. Dadurch beschleunigt lag die max<strong>im</strong>ale<br />

Abstandsgeschwindigkeit bei ca. 350 m/h - <strong>der</strong> höchste Wert, <strong>der</strong> bisher <strong>im</strong> Blautopf-Einzugsgebiet festgestellt wurde.<br />

2.8 Unterdrackenstein


(TK 25 Bl. 7424, R: 35 49400, H: 53 80380)<br />

Am Albnordrand sind die jungen rheinisch orientierten Gewässer gegen das Schichtfallen bis zu 50 m unter die als Karstbasis<br />

fungierenden Impressamergel (ox 1) in die Albtafel eingeschnitten. Daher reihen sich am Albtrauf <strong>und</strong> an den Talhängen<br />

zahlreiche Schicht- <strong>und</strong> Überlaufquellen über <strong>der</strong> nicht verkarstungsfähigen Sohlschicht auf (Seichter Karst). Die<br />

Lacunosamergel (ki 1), die am Albsüdrand die Basis des Karstgr<strong>und</strong>wasserstockwerks bilden, sind hier durchlässig <strong>und</strong><br />

bereichsweise auch verkarstet, so daß keine Trennung zwischen den Wohlgeschichteten Kalken (ox 2) <strong>und</strong> den Felsenkalken<br />

bzw. Liegenden Bankkalken (ki 2-4) besteht.<br />

Neben Filsursprung <strong>und</strong> Todsburgquelle ist auch die Gosquelle (Quelle be<strong>im</strong> Hirsch) in Unterdrackenstein eine typische<br />

Schichtquelle <strong>im</strong> Seichten Karst. Ihre mittlere Schüttung beträgt zusammen mit einem weiteren Quellaustritt (Quelle bei <strong>der</strong><br />

Mühle) ca. 60 bis 90 l/s. Ihr Einzugsgebiet erstreckt sich nach Südosten bis zur Autobahn A8. Nach zwei<br />

Markierungsversuchen liegen die max<strong>im</strong>alen Abstandgeschwindigkeiten des kurzfristigen Karstgr<strong>und</strong>wassers bei 104 bis 110<br />

m/h (Versuch Wid<strong>der</strong>stall; FRANZ in KRAUTTER 1995). Quelltrübungen <strong>und</strong> bakteriologische Beeinträchtigungen sind<br />

daher keine Seltenheit.<br />

In einem kleinen Aufschluß am Ortsrand von Unterdrackenstein stehen die Impressamergel (ox 1, Mergel, Mergelkalk- <strong>und</strong><br />

Kalksteinbänke) <strong>und</strong> die Wohlgeschichteten Kalke (ox 2, gleichförmige Wechselfolge von Kalksteinbänken mit dünnen<br />

Mergellagen) an. Die Grenzziehung erfolgt mit <strong>der</strong> <strong>im</strong> Aufschluß gut auffindbaren Fukoiden-Bank (Freß- bzw. Wohnbauten<br />

mariner Würmer).<br />

Die Gosquelle baute in <strong>der</strong> Nacheiszeit vom Talrand aus eine mächtige Kalktuffbarre auf, welche die pleistozäne Talsohle um<br />

r<strong>und</strong> 40 m überragt (DAHLHELM 1982). Im Kalktuffklotz befinden sich das Totenloch (7424/05 A, Horizontallänge 38 m)<br />

sowie die Unterdrackensteiner Tuffhöhle (7424/05 B, Horizontallänge 11 m; Bearbeitung <strong>und</strong> Vermessung durch HFG<br />

Kirchhe<strong>im</strong>). Die postglaziale Kalktuffbildung in den Tälern am Albnordrand wurde eingehend von GROSCHOPF (1952)<br />

untersucht. Er stellte den Beginn <strong>der</strong> Kalktuffbildung in das Präboreal (ca. 7000 Jahre v. Chr.) <strong>und</strong> die Hauptphase <strong>der</strong><br />

Tuffausscheidung in das Atlantikum (Eichenmischwaldzeit, ca. 5000 bis 3000 Jahre v. Chr.). Sicherlich erfolgte in den Tälern<br />

am Nord- <strong>und</strong> Südrand <strong>der</strong> Alb auch während <strong>der</strong> Interglaziale Kalktuffbildung (z.B. Schmiechtal bei Blaubeuren, DEHM<br />

1951). Diese Vorkommen sind jedoch weitgehend <strong>der</strong> späteren Abtragung zum Opfer gefallen, wie z.B. aufgearbeitete<br />

Kalktuffe in pleistozänen Wippberg-Schottern <strong>der</strong> Erms (75 m über <strong>der</strong> heutigen Talsohle; GWINNER 1974) zeigen.


Abb. 7: Geologische Karte des Randecker Maars <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schopflocher Torfgrube<br />

(1: Albtrauf, 2: Weißjura, 3: leichte Lehmüberdeckung, 4: Alblehm, 5: Torfmoor, 6: Dolinen (mit Zulauf), 7:<br />

"Blockschichten", 8: Marfüllung mit Dysodilschichten, 9: geomagnetisch festgestellte Tuffschlote), aus GEYER & GWINNER<br />

(1979).<br />

2.9 Randecker Maar<br />

(R: 35 39020, H: 53 82050)<br />

Während des Mittelmiozäns kam es auf <strong>der</strong> Urach-Kirchhe<strong>im</strong>er Alb <strong>im</strong> Vergitterungsbereich <strong>der</strong> Großstörungssysteme<br />

Schwäbisches Lineament, Fil<strong>der</strong>graben <strong>und</strong> Filstalmulde zum Austritt von Gastuffgemischen, die an tektonischen<br />

Schwächezonen Schlote, seltener auch Gänge (z.B. <strong>der</strong> 1,5 km lange Grabenstetter Gang bei <strong>der</strong> Falkensteiner Höhle)<br />

ausräumten. Die Schlotfüllung besteht aus SiO2-armem <strong>und</strong> feldspatfreiem Vulkantuff, überwiegend jedoch aus den<br />

Gesteinen des durchschlagenen Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Deckgebirges. Zur För<strong>der</strong>ung von liquidmagmatischem Material kam es nur<br />

vereinzelt, weshalb die Schlote seit BRANCO als Vulkanembryonen bezeichnet werden. Mit abklingen<strong>der</strong> Gasexhalation<br />

sackten die Schlotfüllungen ab <strong>und</strong> wurden in einer abschließenden Hydrothermalphase zu einer Schlotbreccie verkittet.<br />

Aus den in <strong>der</strong> Schlotfüllung schw<strong>im</strong>menden Gesteinen kann nicht nur die Petrographie des Gr<strong>und</strong>gebirges <strong>im</strong> <strong>Bereich</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>mittleren</strong> Alb abgeleitet werden. Darüberhinaus sind in ihr auch Komponenten <strong>der</strong> durchschlagenen Deckgebirgsschichten<br />

konserviert, die heute <strong>im</strong> Umfeld <strong>der</strong> Schlote schon abgetragen sind. Durch ein <strong>der</strong>artiges Vorkommen von Kalksteinen <strong>der</strong>


Wohlgeschichteten Kalke (ox 2) in <strong>der</strong> Schlotfüllung des Scharnhauser Vulkans bei Stuttgart, in dessen Umfeld heute <strong>der</strong><br />

Mittelkeuper ansteht, ist noch <strong>im</strong> Mittelmiozän die Verbreitung <strong>der</strong> Weißjuragesteine ca. 20 km nördlich des heutigen<br />

Stufenrands belegt. Möglicherweise hat dabei aber die tektonische Tieflage <strong>der</strong> Schichten <strong>im</strong> Fil<strong>der</strong>graben eine Rolle gespielt.<br />

Unter den 356 bekannten Eruptionspunkten <strong>im</strong> Urach-Kirchhe<strong>im</strong>er Vulkangebiet ("Schwäbischer Vulkan") ist das Randecker<br />

Maar mit ca. 1 km Durchmesser das bedeutendste. Über den abgesackten Tuffen entstand ein Maarsee, in dem in mehreren<br />

Phasen (JANKOWSKI 1981) mächtige, z.T. fossilreiche Süßwassersed<strong>im</strong>ente abgelagert wurden. Unter dem umfangreichen<br />

Fossilf<strong>und</strong>gut mit ausgezeichnetem Erhaltungsgrad ist eine Fle<strong>der</strong>maus (Gattung Tadarida, WESTPHAL 1967) zu nennen,<br />

die in Anlehnung an die F<strong>und</strong>e <strong>im</strong> Böttinger Thermalsinterkalk (WESTPHAL 1959) <strong>der</strong> Familie <strong>der</strong> Bulldogg-Fle<strong>der</strong>mäuse<br />

(Molossidae) zugeordnet werden kann.<br />

Durch rückschreitende Erosion am Albtrauf ist das Randecker Maar durch den Zipfelbach halbseitig nach Norden geöffnet<br />

worden. Die Seesed<strong>im</strong>ente werden ausgeräumt.<br />

2.10 Torfgrube Schopfloch<br />

(TK 25 Bl. 7423, R: 35 38500, H: 53 80600)<br />

Die Entstehung des auf <strong>der</strong> Alb einmaligen Hochmoors zwischen Ochsenwang <strong>und</strong> Schopfloch geht nicht nur auf den<br />

wasserstauenden Untergr<strong>und</strong> aus Vulkantuff, son<strong>der</strong>n auch auf außerordentlich hohe Nie<strong>der</strong>schläge am Steilabfall <strong>der</strong> Alb<br />

(mehr als 1000 mm) zurück. Nach pollenanalytischen Untersuchungen durch BERTSCH (zitiert nach DANGL et al. 1994)<br />

setzt die Hochmoorbildung nacheiszeitlich über tertiären <strong>und</strong> pleistozänen Seeablagerungen (Mudde) ein. Das<br />

Pollenspektrum zeichnet die holozäne Waldgeschichte über die Kiefern-, Hasel- <strong>und</strong> Eichenmischwaldzeit zur Buchenzeit<br />

nach. Das bis zu vier Meter mächtige Hochmoor wurde in mehreren Phasen ab 1784 nahezu vollständig abgebaut. Seit 1941<br />

stehen die Reste des Hochmoors unter Naturschutz.<br />

Vom Hochmoor gehen kleinere episodische Bachläufe ab, die am Kontakt zwischen Vulkantuff <strong>und</strong> verkarstungsfähigem<br />

Weißjurakalkstein in Erdfällen versickern (GEYER & GWINNER 1979).<br />

2.11 Trockental Pfulb<br />

(TK 25 Bl. 7423, R: 35 39700, H: 53 77100)<br />

Am Haltepunkt "Pfulb" stehen zwei gr<strong>und</strong>sätzlich verschiedene Talformen eng nebeneinan<strong>der</strong>: hier das enge rheinische Tal<br />

<strong>der</strong> Großen Lauter, die sich vom Albvorland rückschreitend tief in den Albkörper einschneidet, dort das gefällsschwache<br />

muldenförmige danubische Tal. Letzteres läuft als "geköpftes Tal" am Albtrauf etwa 240 m über dem rheinischen Talboden<br />

aus. Der alte danubische Talverlauf läßt sich trotz dessen Zerschneidung am Albtrauf gut rekonstruieren. Der Ursprung liegt<br />

nach WAGNER (1963) <strong>im</strong> Randecker Maar <strong>und</strong> läuft südwärts über Schopfloch nach Gutenberg. Dort biegt das Tal in die<br />

West-Ostrichtung über die "Pfulb" in das Hasental (710 m ü.NN) um. Dessen Fortsetzung bis zur Einmündung in das<br />

Urlonetal bei Amstetten (nahe Geislingen) ist <strong>im</strong> Raum Wiesensteig - Mühlhausen - Geislingen durch die neckartributäre Fils<br />

zerstört.<br />

Der Kampf um die Wasserscheide Rhein/Donau geht bis in das Alttertiär zurück, als mit <strong>der</strong> Einsenkung des<br />

Oberrheingrabens eine neue Erosionsbasis entstand. Der Hauptangriff auf das danubische System erfolgte jedoch erst <strong>im</strong><br />

Pliozän mit <strong>der</strong> Entstehung des Neckars, <strong>der</strong> sich große Teile des Einzugsgebiets <strong>der</strong> Urlone zu eigen machte. Im Zuge <strong>der</strong><br />

rezenten <strong>Verkarstung</strong> wird die Karstwasserscheide auf Kosten <strong>der</strong> Quelleinzugsgebiete <strong>im</strong> Tiefen Karst sukzessive nach<br />

Süden verlagert.<br />

3. Schriftenverzeichnis<br />

DAHLHELM, H. (1982): Untersuchungen zur Speläogenese in Kalktuffen an Beispielen aus Südwestdeutschland. - Beiträge<br />

zur Höhlen- <strong>und</strong> Karstk<strong>und</strong>e in Südwestdeutschland, 24: 1-84, 24 Abb., 1 Tab., 2 Kt., 31 Pläne; Stuttgart.<br />

DANGL, H., MASER, J., MATTERN, H., MÜLLER, T., NÜRK, G., SCHWENKEL, H. & WOHNHAS, W. (1994):<br />

Schopflocher Torfmoor. Kleiner Führer durch das Naturschutzgebiet. - 79 S., 32 Abb.; Kirchhe<strong>im</strong>/Teck (Verlag<br />

Teckbote).<br />

DEHM, R. (1951): Mitteldiluviale Kalktuffe <strong>und</strong> ihre Molluskenfauna bei Schmiechen nahe Blaubeuren (Schwäb. Alb). -<br />

N.Jb. Geol. Paläont. Abh., 93: 247-277, 2 Abb., 2 Taf.; Stuttgart.<br />

DEHM, R. (1961): Spaltenfüllungen als Lagerstätten fossiler Landwirbeltiere. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 1:<br />

57-72, 1 Abb.; München.<br />

EISSELE, K. (1957): Über einige Färbversuche mit Uranin an Karstquellen <strong>der</strong> Schwäbischen Alb. - Gas u. Wasserfach, 98:<br />

84-87; München.<br />

FAHLBUSCH, V. (1981): Miozän <strong>und</strong> Pliozän - Was ist was? Zur Glie<strong>der</strong>ung des Jungtertiärs in Süddeutschland. - Mitt.<br />

Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 21: 121-127, 1 Tab.; München.<br />

FRANK, R., GRÄSSLE, R. & UFRECHT, W. (1992): 100 Jahre Laichinger Tiefenhöhle - Chronologie ihrer Erforschung <strong>und</strong><br />

Erschließung. - Festschrift 100 Jahre Laichinger Tiefenhöhle, 73 S., zahlr. Abb., 2 Pläne; Laichingen.<br />

GALL, H. (1975): Der III. Zyklus <strong>der</strong> Oberen Meeresmolasse (Helvet) am Südrand <strong>der</strong> Schwäbisch-Fränkischen Alb. - Mitt.<br />

Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 15: 179-205, 4 Abb.; München.


GEYER, O.F. & GWINNER, M.P. (1979): Die Schwäbische Alb <strong>und</strong> ihr Vorland. - Samml. Geol. Führer, 67: 2. Aufl., 271 S.,<br />

36 Abb., 14 Taf.; Stuttgart.<br />

GLÖKLER, K. (1963): Die Molasse-Schichtstufen <strong>der</strong> <strong>mittleren</strong> Alb. - Tübinger Geogr. Hefte, 9: 71 S., 10 Abb., 2 Anl.;<br />

Tübingen.<br />

GLÖKLER, K. (1979): Das Alter <strong>der</strong> Laichinger <strong>und</strong> Sonthe<strong>im</strong>er Höhle - eine flußgeschichtliche Betrachtung. - Laichinger<br />

Höhlenfre<strong>und</strong>, 14(2): 73-80, 4 Abb.; Laichingen.<br />

GLÖKLER, K. & UFRECHT, W. (1983): Speläogenese <strong>und</strong> Morphogenese <strong>der</strong> Laichinger Tiefenhöhle, Schwäbische Alb. -<br />

Laichinger Höhlenfre<strong>und</strong>, 18(1): 25-38, 8 Abb., 1 Tab.; Laichingen.<br />

GROSCHOPF, P. (1952), mit Beiträgen von R. HAUFF <strong>und</strong> A. KLEY: Pollenanalytische Datierung württembergischer<br />

Kalktuffe <strong>und</strong> <strong>der</strong> postglaziale Kl<strong>im</strong>aablauf. - Jh. Geol. Abt. Württ. Statist. LA, 2: 72-94, 6 Abb., 3 Tab.; Stuttgart.<br />

GROSCHOPF, P. (1961): Zur Flußgeschichte <strong>der</strong> Blau <strong>im</strong> Quartär. - Jber. u. Mitt. oberrh. geol. Ver., N.F. 43: 105-112, 2<br />

Abb., 1 Tab.; Stuttgart.<br />

GWINNER, M.P. (1962): <strong>Geologie</strong> des Weißen Juras <strong>der</strong> Albhochfläche (Württemberg). - N. Jb. Geol. Paläont. Abh.,<br />

115(2): 137-221, 22 Abb., 1 Tab., 4 Taf.; Stuttgart.<br />

GWINNER, M.P. (1974), mit Beiträgen von E. VILLINGER <strong>und</strong> O. MÄUSSNEST: Geologische Karte von Baden-<br />

Württemberg 1 : 25 000. Erläuterungen zu Blatt 7522 Urach. - 102 S., 8 Abb., 3 Tab., 8 Taf.; Stuttgart.<br />

HASENMAYER, J. (1984): Zum Alter <strong>der</strong> Blautopf-Unterwasserhöhle (7524/43). - Laichinger Höhlenfre<strong>und</strong>, 19(1): 37-40, 1<br />

Abb.; Laichingen.<br />

HASENMAYER, J. (1986): Blautopf - Blauhöhle. Schlüssel für ein neues <strong>Verkarstung</strong>sbild des Schwäbischen Juras. - In<br />

DECKER-HAUFF, H.M. (Hrsg.): Blaubeuren - Die Entwicklung einer Siedlung in Südwestdeutschland, 19-50, 3 Abb.;<br />

Sigmaringen (Thorbecke).<br />

JANKOWSKI, B. (1981): Die Geschichte <strong>der</strong> Sed<strong>im</strong>entation <strong>im</strong> Nördlinger Ries <strong>und</strong> Randecker Maar. - Bochumer geol. u.<br />

geotechn. Arbeiten, 6: 315 S., 61 Abb., 13 Tab.; Bochum.<br />

KELLER, M. (1963): Unterwasserforschung <strong>im</strong> Blautopf bei Blaubeuren. - Jh. Karst- u. Höhlenkde., 4: 219-228, 4 Abb.;<br />

München.<br />

KOCH, R., SENOWBARI-DARYAN, B. & STRAUSS, H. (1994): The Late Jurassic "Massenkalk-Fazies" of Southern<br />

Germany: Calcareaous sand piles rather than organic reefs. - Facies, 31: 179-208; Erlangen.<br />

KRAUTTER, M. (1995), mit Beiträgen von M. FRANZ: Geologische Karte von Baden-Württemberg 1 : 25 000.<br />

Erläuterungen zu Blatt 7423 Wiesensteig. - 148 S., 17 Abb., 2 Tab., 6 Taf., 5 Beil.; Stuttgart-Freiburg.<br />

SCHEFF, J. (1991): Karstspalten mit tertiären Wirbeltierresten auf <strong>der</strong> Schwäbischen Alb - geographische Verbreitung <strong>und</strong><br />

zeitliche Einordnung. - Laichinger Höhlenfre<strong>und</strong>, 26(2): 79-96, 11 Abb.; Laichingen.<br />

SCHMIDT-KITTLER, N. (Hrsg., 1987): International Symposium on Mammalian Biostratigraphy and Paleoecology of the<br />

European Paleogene, February 18th-21st 1987, Mainz. - Münchner Geowiss. Abh., A 10: 1-312, 111 Abb., 32 Tab., 13<br />

Taf.; München.<br />

SCHWEIGERT, G. (1995): Neues zur Stratigraphie des schwäbischen Oberjura. - Laichinger Höhlenfre<strong>und</strong>, 30(2): 49-60, 2<br />

Abb.; Laichingen.<br />

UFRECHT, W. (1987): Weitere Überlegungen zum Karstalter <strong>der</strong> Laichinger Alb. - Laichinger Höhlenfre<strong>und</strong>, 22(2): 83-86, 1<br />

Abb.; Laichingen.<br />

VILLINGER, E. (1975): Trockentäler <strong>und</strong> Quellpositionen <strong>im</strong> Karst (Schwäbische Alb, Dinkelberg). - Mitt. Verb. dt. Höhlenu.<br />

Karstforsch., 21(1/2): 7-17, 7 Abb.; München.<br />

VILLINGER, E. (1978): Zur <strong>Karsthydrologie</strong> des Blautopfs <strong>und</strong> seines Einzugsgebiets (Schwäbische Alb). - Abh. geol.<br />

Landesamt Baden-Württemberg, 8: 59-127, 17 Abb., 14 Tab.; Freiburg.<br />

VILLINGER, E. (1986): Untersuchungen zur Flußgeschichte von Aare-Donau/Alpenrhein <strong>und</strong> zur Entwicklung des<br />

Malm-Karstes in Südwestdeutschland. - Jh. geol. Landesamt Baden-Württemberg, 28: 297-362, 10 Abb., 2 Tab., 3<br />

Beil.; Freiburg.<br />

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Stuttgart.

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