Auseinandersetzung - Aufschwung alt
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(Vortrag im Rahmen des 3. Symposiums „Bürgerschaftliches Engagement der<br />
Münchenstift GmbH)<br />
„Jedem Abschied liegt ein Zauber inne...“<br />
Formen des Abschieds in der ehrenamtlichen Tätigkeit<br />
Brigitte Hörmann<br />
aufschwung<strong>alt</strong> GbR<br />
Abschied nehmen ist Leben.<br />
Unsere Biografie ist geprägt von einem Wechsel von Prozessen des<br />
Abschieds und des Neubeginns.<br />
„Abschied nehmen bedeutet immer ein wenig sterben.“<br />
(französisches Sprichwort)<br />
Abschied ist die innigste Form menschlichen Zusammenseins.<br />
(Hans Kudszus)<br />
Ein Abschied schmerzt immer,<br />
auch wenn man sich schon lange darauf freut.<br />
(Arthur Schnitzler)<br />
Brigitte Hörmann / aufschwung<strong>alt</strong> GbR München
Man muss manchmal von einem Menschen fortgehen, um ihn zu finden.<br />
(Heimito von Doderer)<br />
Einen Menschen loslassen,<br />
ist immer eine schwere Erfahrung.<br />
(Ricarda Huch)<br />
Wer einen Fluss überquert,<br />
muss die eine Seite verlassen.<br />
(Mahatma Gandhi)<br />
Trennung ist unser Los, Wiedersehen ist unsere Hoffnung.<br />
(Augustinus)<br />
Liebe durch den Tod verlieren,<br />
ist ein herber Schmerz,<br />
Liebe aber lebend zu verlieren,<br />
trifft noch tiefer als das Herz.<br />
(unbekannt)<br />
Abschied nehmen müssen bedeutet Verlust<br />
Verlust eines geliebten Menschen durch Sterben bzw. Tod<br />
Verluste in vielfältigen Formen<br />
Abschied nehmen heißt<br />
loslassen können bzw. müssen,<br />
was uns wichtig war.<br />
Brigitte Hörmann / aufschwung<strong>alt</strong> GbR München
Abschied nehmen heißt Trauern.<br />
Abschied nehmen<br />
beinh<strong>alt</strong>et Vergangenheit und Zukunft.<br />
Verluste werden im Alter wahrscheinlicher.<br />
- Verlust der körperlichen Leistungsfähigkeit<br />
- Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit<br />
- Verlust von Unabhängigkeit<br />
- Verlust von Rollen (Berufsrolle etc.)<br />
- Verlust des vertrauten Umfelds (Wohnung)<br />
- Verlust von liebgewordenen Gewohnheiten<br />
- Verlust von Personen<br />
- Verlust materieller Werte<br />
- Verlust von „Gebraucht werden“<br />
- aber auch Trauer um Versäumtes<br />
- Verlust des Lebens (Sterben/Tod)<br />
Verlust der körperlichen Leistungsfähigkeit<br />
� strukturelle und funktionelle Veränderungen in Geweben und Organen mit<br />
Abnahme der Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit<br />
� Multimorbidität<br />
� Krankheiten sind häufig gravierender<br />
Brigitte Hörmann / aufschwung<strong>alt</strong> GbR München
Demenzkranke erleben einen Verlust an<br />
- Kompetenz (Fähigkeiten), u.a.: Leistungsdefizite bis das Lösen von<br />
Alltagsproblemen zur Überforderung wird<br />
- Kommunikationsfähigkeit (insbesondere der Sprache)<br />
- Kontinuität (Zeit) u.a.: zeitliche Kontinuität der Erfahrungen wird brüchig (das<br />
Einordnen von Ereignissen wird unmöglich; Verblassen der Ich-Identität, der<br />
Erinnerungen an die eigene Biografie)<br />
- Kongruenz (Übereinstimmung der eigenen Wahrnehmung der Welt mit der der<br />
anderen Menschen)<br />
Verlust der Unabhängigkeit<br />
Unterstützung anderer in Anspruch nehmen müssen und Unabhängigkeit sukzessive<br />
verlieren<br />
Verlust des eigenen Lebens<br />
<strong>Auseinandersetzung</strong> mit dem eigenen Sterben und dem Tod<br />
Verluste im Alter sind häufig zentrale Verluste.<br />
- die durch das Altern eingeschränkten Möglichkeiten werden betroffen<br />
- Verluste im Alter sind häufiger als in früheren Lebens<strong>alt</strong>ern<br />
- die Perspektive nach Verlusten sich im Alter verändert Verluste<br />
bekommen häufig einen endgültigen Charakter<br />
Die Art und Weise, wie ältere Menschen Konflikte und Belastungen<br />
verarbeiten, ist unterschiedlich.<br />
- Persönlichkeit des Menschen (z. B. Grad der Stabilität, Widerstandsfähigkeit,<br />
Offenheit<br />
- die im Lebenslauf gewonnenen Erfahrungen in der <strong>Auseinandersetzung</strong> mit<br />
Konflikten und Belastungen<br />
- der Grad sozialer Unterstützung in der <strong>Auseinandersetzung</strong> mit Belastungen<br />
Brigitte Hörmann / aufschwung<strong>alt</strong> GbR München
- das Ausmaß fördernder oder einschränkender Lebensbedingungen (z. B.<br />
soziale<br />
Integration, Gesundheit, materielle Ressourcen etc.)<br />
Formen des Abschieds in der ehrenamtlichen Tätigkeit<br />
� mit den unterschiedlichen Verlusten und Formen des Abschieds der älteren<br />
Menschen – Begleitung<br />
� Konfrontation mit „eigenen Abschieden“ – <strong>Auseinandersetzung</strong><br />
� mit dem eigenen Abschied nehmen von den älteren Menschen – Trauer<br />
Emotionale Unterstützung<br />
Begleitung<br />
Vermittlung von Verständnis, Zuwendung und Einfühlung<br />
Gefühle aush<strong>alt</strong>en und nicht über sie hinwegtrösten<br />
Möglichkeiten zum Gespräch geben<br />
Schwierigen und bedrohlichen Fragen nicht ausweichen<br />
Abwartende zuhörende H<strong>alt</strong>ung<br />
Möglichkeit geben, alle Gefühle auszudrücken<br />
Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung<br />
Sich klar machen, dass wir anderen Menschen, den Schmerz des Abschieds nicht<br />
„ersparen“ können<br />
an der Seite des Menschen „aush<strong>alt</strong>en“ können<br />
ihn nicht alleine lassen<br />
Brigitte Hörmann / aufschwung<strong>alt</strong> GbR München
Gefühl vermitteln, dass seine Gefühle akzeptiert werden<br />
Achtung und Respekt entgegenbringen<br />
Echtheit im Gespräch<br />
Akzeptieren negativer Gefühle<br />
erkennen und akzeptieren, dass Angst, Trauer, Ärger normale Reaktionen in<br />
Bewältigungsprozesse sind<br />
sich nicht von jemanden zurückziehen<br />
Vermittlung von Ansatzpunkten von Hoffnung<br />
zusagen, dass man sich bis zuletzt um jemand kümmern will, ihn nicht alleine lässt<br />
immer wieder deutlich machen, dass man seine Person achtet und würdigt<br />
das Gefühl vermitteln, dass sie nach wie vor in eine Gemeinschaft einbezogen ist<br />
Die Begegnung mit einem älteren/<strong>alt</strong>en Menschen im stationären Bereich<br />
beinh<strong>alt</strong>et von Anfang an das Abschied nehmen; der gemeinsame Weg ist<br />
gleichzeitig ein Weg des sich Verabschiedens.<br />
Trauern heißt Abschied nehmen können.<br />
Trauern ist eine Antwort auf Verluste.<br />
„Was immer wir auch verlieren, es ist wichtig, dass wir genügend Zeit und Raum und<br />
Ermutigung für unsere Trauer bekommen. Es ist wichtig, dass unsere Seele auf den<br />
Verlust antworten darf.“<br />
Ein Ja zur Trauer bedeutet<br />
ein Ja zum Leben.<br />
Brigitte Hörmann / aufschwung<strong>alt</strong> GbR München
Trauer ist vielschichtig und keine gleicht der anderen.<br />
Trauernde sind „Helden“, weil sie ihre Untröstlichkeit und ihre Fragen<br />
aush<strong>alt</strong>en!<br />
„Wer die Fragen nicht beantwortet, hat die Prüfungen bestanden“ (Franz<br />
Kafka)<br />
Es ist wichtig<br />
- sich einerseits zu engagieren, andererseits sich abzugrenzen<br />
- die eigenen Möglichkeiten und Grenzen zu erkennen<br />
- den eigenen Gefühlen Beachtung schenken und ihnen Ausdruck geben<br />
- Trauer zuzulassen<br />
- sich mit den eigenen Vorstellungen auseinander zu setzen<br />
- in den Austausch mit anderen zu treten<br />
Literatur zum Thema Trauer:<br />
Verena Kast: Trauern. Phasen und Chancen des psychischen Prozesses. Kreuz<br />
Verlag. 9. Auflage. 1988.<br />
Brigitte Hörmann / aufschwung<strong>alt</strong> GbR München