Aus Vielfalt eigene Stärken entwickeln - bei der ...

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4 B E R I C H T Z U R S O Z I A L E N L AG E 2 012 5 M I G R ATION, I N T E G R ATION, PA RTIZIPATION 1 Migration, Integration, Partizipation Einführung ins Thema THOMAS SCHWARZER Arbeitnehmerkammer Bremen Warum handelt der Bericht zur sozialen Lage in diesem Jahr von Migration, von Migrantinnen und Migranten? Die Antwort ist einfach: Es gibt wohl kaum ein gesellschaftliches Thema, das immer wieder so hitzig und kontrovers in Politik und Öffentlichkeit debattiert wird. Diese Debatten werden häufig mit pauschalen Zuschreibungen, Vorurteilen und Populismus geführt. Schon um die Verwendung der ›richtigen‹ Begriffe wird intensiv gestritten. Zum Beispiel um das korrekte Wort für jene Menschen, deren Eltern oder die selbst aus einem anderen Land nach Deutschland und Bremen gekommen sind. Die Zuschreibungen sind wenig hilfreich, wenn damit bereits sprachlich eine Gegenüberstellung von ›Einheimischen‹ und ›Fremden‹ oder von ›Mehrheit‹ und ›Minderheit‹ erfolgt. 1 Nach mehr als 50 Jahren Einwanderungsgeschichte, versteht sich Deutschland nach langer Verzögerung als Einwanderungsland. Jeder Fünfte hat in Deutschland mittlerweile einen sogenannten ›Migrationshintergrund‹ (15,7 Millionen), mehr als die Hälfte von ihnen besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft (8,6 Millionen). Und ein Drittel von ihnen hat selbst keine Migrationserfahrung, sondern ist in Deutschland geboren und zur Schule gegangen (5,2 Millionen). Sie alle sind längst ein wichtiger Teil der deutschen Gesellschaft. Genauer gesagt, wohnt nahezu die Hälfte aller Menschen mit Migrationshintergrund (44,5 Prozent) in Städten mit 100.000 und mehr Einwohnern, aber lediglich 28 Prozent der Menschen ohne Migrationshintergrund. 2 Die großstädtischen Gesellschaften, wie auch Bremen, sind daher nicht nur stärker durch Zuwanderung geprägt, sondern auch erfahrener im Umgang mit Vielfalt. Je dynamischer und aufnahmefähiger sich dort die regionalen Arbeitsmärkte erweisen, umso höher ist der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund. Eine Landkarte der Ausländeranteile und der Menschen mit Migrationshintergrund in den deutschen Städten spiegelt dementsprechend ein Muster der wirtschaftlich produktivsten Regionen. 3 Wie unter einem Brennglas zeigen sich in den Großstädten die Chancen der Zuwanderung, aber auch damit verbundene Folgeprobleme. Migranten in Bremen und Bremerhaven Im Bundesland Bremen, mit seinen beiden Großstädten Bremen und Bremerhaven, hatten 2010 von den 660.000 Bewohnerinnen und Bewohnern 184.000 einen Migrationshintergrund (27,8 Prozent). Auch in Bremen sind über die Hälfte von ihnen deutsche Staatsbürger (100.000). Und von allen im Land Bremen lebenden Menschen, die als Menschen mit Migrationshintergrund gezählt werden, ist fast ein Drittel in Deutschland geboren (53.000) und hat selbst keine Migrationserfahrung. Im Vergleich mit den deutschen Großstädten (über 500.000 Einwohner) liegt die Stadt Bremen mit rund 28 Prozent bei den Menschen mit Migrationshintergrund im ›Mittelfeld‹. Die höchsten Anteile an Bewohnerinnen und Bewohnern mit Migrationshintergrund haben Stuttgart (40 Prozent), Frankfurt am Main (39 Prozent), Nürnberg (39 Prozent) und München (36 Prozent). 1 Solche Zweiteilungen haben gerade in Deutschland eine ebenso lange, wie unrühmliche Geschichte. Aufseiten der Deutschen werden angeblich übergeordnete Gemeinsamkeiten definiert, die früher als Deutschtum und heute zurückhaltender, als deutsche Leitkultur bezeichnet werden. In dieser Logik sind die Neuankömmlinge immer fremd oder anders, weil sie an vorgeblich deutschen Leitwerten gemessen entsprechende Defizite aufweisen (müssen): fehlende Sprachkenntnisse, fehlende Bildungsstandards, fehlende Kenntnisse gesellschaftlicher Regeln, fehlende christliche Wertvorstellungen. Möglichst schnell sollen sie diese Defizite ausgleichen und sich dadurch einfügen und anpassen (assimilieren). 2 Vgl. Statistisches Bundesamt (2011). 3 Vgl. Thränhardt (2009), S. 269.

6 B E R I C H T Z U R S O Z I A L E N L AG E 2 012 7 M I G R ATION, I N T E G R ATION, PA RTIZIPATION War die Generation der sogenannten ›Gastarbeiter‹ bis in die 1980er-Jahre noch relativ gut in den Arbeitsmarkt integriert, hat sich die Lage seit Anfang der 1990er-Jahre erheblich verschlechtert. Bei den 184.000 Menschen mit einem Migrationshintergrund (ca. 28 Prozent) in Bremen handelt es sich jedoch um einen Durchschnittswert. Denn die Menschen mit Migrationshintergrund, einschließlich der Ausländer, leben zum Beispiel in der Stadt Bremen sehr ungleich verteilt über die verschiedenen Ortsteile. Dementsprechend unterschiedlich ist auch die persönliche Wahrnehmung, ob einem im Alltag ›viele‹ oder eher ›wenige‹ Ausländer oder Migranten begegnen. In der ganz überwiegenden Anzahl der Ortsteile in Bremen sind es tatsächlich zwischen 20 und 30 Prozent, das heißt, im Bereich des Bremer Durchschnitts. Aber es gibt auch fünf Ortsteile, in denen der Anteil der Bewohnerinnen und Bewohner mit Migrationshintergrund lediglich zwischen 10 und 16 Prozent liegt: Grolland, Habenhausen, St. Magnus, Schwachhausen und Gete. Gleichzeitig haben in acht Ortsteilen nahezu die Hälfte aller Bewohner (45 bis 62 Prozent) einen Migrationshintergrund: Kattenturm, Neue Vahr Nord, Südwest und Südost, Tenever, Blockdiek, Lindenhof, Gröpelingen, Ohlenhof. Trotz dieser starken Konzentration von Migranten und den damit verbundenen besonderen Herausforderungen, leben 70 Prozent aller Menschen mit Migrationshintergrund in der Stadt Bremen außerhalb dieser acht Ortsteile. Ganz unterschiedlich ist die Wahrnehmung von Migranten oder Ausländern auch aus der Perspektive der Generationen. Wer als Erwachsener in einem der fünf Ortsteile mit einem sehr geringen Anteil von Migranten wohnt und auch in seinem Arbeitsleben kaum Kontakt zu ihnen hat, erlebt die Situation anders als Kinder und Jugendliche. Denn mittlerweile haben mehr als die Hälfte aller Kindergartenkinder in der Stadt Bremen (3 bis 6 Jahre) einen Migrationshintergrund (54 Prozent) und fast die Hälfte aller Kinder (44 Prozent) und Jugendlichen im Schulalter (6 bis 19 Jahre). Schon seit vielen Jahren wird deshalb besonders im Bildungsbereich nach wirksameren Konzepten der Lern- und Sprachförderung gesucht. Da aber immer noch eine zu große Gruppe von Kindern – mit und ohne Migrationshintergrund – ohne Erfolg versprechende Kompetenzen und Abschlüsse die Schule verlassen, gibt es aktuell neue Ansätze im Bremer Bildungssystem (vgl. Teil 2). Zuwanderung gegen Fachkräftemangel und das Schrumpfen der Städte Viele Unternehmen, die gerade in Deutschland stark auf den Export innerhalb Europas und weltweit ausgerichtet sind, stellen inzwischen gezielt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, die möglichst die Sprache, aber auch die Arbeits- und Alltagskultur der ›Zielländer‹ beherrschen (in Bremen z. B. EADS, Mercedes Benz usw.). Durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb Europas werden diese Entwicklungen weiter verstärkt. Dadurch betrachten viele Unternehmen Zuwanderung aus anderen Ländern als eine Lösung für ihren Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Es sind vor allem wirtschaftliche und technische Führungskräfte, wie Informatikexperten, Gesundheitsspezialisten, Wissenschaftler, Unternehmer, Pädagogen, die in der Lage sind, sich international zu orientieren. Für die Mehrzahl der Beschäftigten in den meisten Regionen bleiben hingegen die nationalen Arbeitsmärkte ausschlaggebend. Ihre Möglichkeiten, in anderen Ländern nach Arbeit zu suchen, sind jedoch durch vielerlei nationale Regularien eingeschränkt. Das gilt auch für die vielen Erwerbstätigen mit einem Migrationshintergrund auf dem Bremer Arbeitsmarkt. Für sie ist die Integration über Arbeit der wichtigste Faktor. War die Generation der sogenannten ›Gastarbeiter‹ bis in die 1980er- Jahre noch relativ gut in den Arbeitsmarkt integriert, hat sich die Lage seit Anfang der 1990er- Jahre erheblich verschlechtert. Auch bei den Beschäftigten mit Migrationshintergrund zeigt sich für Bremen eine Spaltung des Arbeitsmarktes, wobei gerade viele Aussiedler und später nach Deutschland zugewanderte Migrantinnen und Migranten lediglich befristete, geringfügige und relativ schlecht bezahlte Jobs finden (vgl. Teil 3). Es sind jedoch nicht allein internationale Unternehmen und große Konzerne, die schon seit vielen Jahren verstärkt auf Zuwanderung setzen. Auch die Politik, besonders in den deutschen Großstädten, begrüßt Zuwanderung als ein Mittel gegen die alterungsbedingte Schrumpfung der deutschen (Stadt-)Bevölkerung. Im 19. Jahrhundert beruhte das Wachstum der Städte vor allem auf der Land- Stadt-Wanderung. Schon seit längerer Zeit und vor allem zukünftig, ist Bevölkerungswachstum oder zumindest die Stabilisierung der aktuellen Einwohnerzahlen ohne Zuwanderung aus anderen Ländern nicht mehr möglich. Das liegt speziell für die deutschen Großstädte in erster Linie an der sogenannten ›demografischen‹ Alterung der deutschen Bevölkerung. Die Integration neuer Zuwanderer war und wird auch weiterhin eine Hauptaufgabe speziell in den Großstädten sein. Für sie sind interkulturelle Milieus und eine internationale Atmosphäre der Offenheit und Toleranz wichtige Faktoren für die Attraktivität bei der Konkurrenz um Unternehmen und Arbeitskräfte. Im Unterschied zum Interesse der Unternehmen an Zuwanderung als Lösung für ihren Fachkräftebedarf, kann sich die großstädtische Politik nicht allein auf Arbeitsmarkt- und Beschäftigungsaspekte beschränken. Für sie gilt der immer wieder zitierte Satz, dass nicht Arbeitskräfte kommen, sondern Menschen – einschließlich ihrer Familien. Ihnen Brücken zu bauen, mit denen sie auch außerhalb des Arbeitsmarktes Wege zur Integration in eine neue Gesellschaft finden können, wird zu einem immer wichtigeren Politikfeld, auch in Bremen. Gerade aktuell hat die Bremer Stadtpolitik das Thema ›Partizipation und Integration‹ politisch aufgewertet und sich mit einem ambitionierten Entwicklungsplan, mit dem gleichen Titel, neue Ziele gesetzt (vgl. Teil 4). Um attraktiv für Unternehmen, Arbeitskräfte und Menschen aus anderen Ländern zu sein, sind auch gute und durch Toleranz geprägte Einrichtungen der Betreuung, der Bildung und Qualifizierung, der Gesundheit und der Kultur erforderlich. Sie müssen sich gegenüber den sprachlichen und kulturellen Erfordernissen einer vielfältigen und internationalen Bewohnerschaft öffnen, damit das Zusammenleben gelingt. Auf den großstädtischen Arbeitsmärkten, vor allem aber in den Wohnquartieren treffen die neuen Gruppen von Zuwanderern aber gerade nicht auf eine irgendwie einheitliche Bevölkerung deutscher Staatsbürger, sondern auf ganz unterschiedliche soziale Milieus mit und ohne Migrationshintergrund. Gerade am Beginn von Integrationsprozessen sind neue Zuwanderergruppen in einer Großstadt wie Bremen auf Ortsteile mit freien und preiswerten Wohnmöglichkeiten verwiesen, wie in Gröpelingen, Tenever, Kattenturm oder der Neuen Vahr. In diesen Quartieren leben jedoch Menschen aus bis zu 100 verschiedenen Ländern zusammen, von denen die Hälfte eine Migrationsgeschichte hat. Die Neuzuwanderer treffen dort auf eine ausgesprochen internationale und vielfältige Bewohner- schaft. Ihr Alltag ist jedoch zu einem erheblichen Teil durch niedrige Einkommen, Sprachbarrieren und fehlende anerkannte Berufsqualifikationen gekennzeichnet. Das stellt in diesen Quartieren besonders hohe Anforderungen an das Zusammenleben. Aus den ökonomischen und sozialen Benachteiligungen dürfen keine ›Sackgassen‹ werden. Die klassische Eingliederung über die Arbeitswelt kann in diesen Quartieren der Zuwanderung nur dann hinreichend gelingen, wenn die ›vorgelagerten‹ Sozial- und Bildungsinfrastrukturen besonders leistungsfähig sind. Hier ›vor Ort‹ müssen soziale Anschlüsse und Aufstiege als möglich erfahren werden. Das können die jeweiligen Ortsteile nicht allein, aus eigener Kraft bewerkstelligen. Sie benötigen die Einbindung in die gesamtstädtischen Aktivitäten der Stadtpolitik und eine Zusammenführung der Kompetenzen der Wirtschafts-, Jugend-, Bildungs-, Arbeitsmarkt-, Kultur- und Sozialpolitik direkt in den Quartieren. Diese Herausforderungen haben in der Öffentlichkeit und in Teilen der Politik zu einem Prozess des Umdenkens geführt. Es wird nicht mehr in erster Linie über ›Integrationsprobleme‹ debattiert, sondern auch über die Chancen und wie Menschen mit unterschiedlicher kultureller Herkunft besser eingebunden werden können. Mit diesem ›Umdenken‹ verändert sich auch das Verständnis von ›Integration‹. Im Vordergrund steht nicht mehr die allgemeine und abstrakte Frage, ob die Integration der Migranten in die deutsche Gesellschaft gelingt oder nicht. Es muss vielmehr genauer darauf geachtet werden, ob von der ersten Generation, der zweiten Generation oder von neuen Zuwanderergruppen gesprochen wird. Der Prozess ihrer Integration kann auch nur dann halbwegs gesichert beurteilt werden, wenn ihre Teilhabe in den zentralen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens separat betrachtet wird: bei den Betreuungs-, Bildungs- und Ausbildungsangeboten, im Erwerbsleben, insbesondere am Arbeitsmarkt und bei der politischen Partizipation. Dazu muss das vielfältige und auch unübersichtliche Thema der Integration in diese einzelnen Bereiche ›zerlegt‹ werden.

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M I G R ATION, I N T E G R ATION, PA RTIZIPATION<br />

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Migration, Integration,<br />

Partizipation<br />

Einführung ins Thema<br />

THOMAS SCHWARZER<br />

Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer Bremen<br />

Warum handelt <strong>der</strong> Bericht zur sozialen Lage in<br />

diesem Jahr von Migration, von Migrantinnen und<br />

Migranten? Die Antwort ist einfach: Es gibt wohl<br />

kaum ein gesellschaftliches Thema, das immer<br />

wie<strong>der</strong> so hitzig und kontrovers in Politik und<br />

Öffentlichkeit debattiert wird. Diese Debatten werden<br />

häufig mit pauschalen Zuschreibungen, Vorurteilen<br />

und Populismus geführt. Schon um die<br />

Verwendung <strong>der</strong> ›richtigen‹ Begriffe wird intensiv<br />

gestritten. Zum Beispiel um das korrekte Wort<br />

für jene Menschen, <strong>der</strong>en Eltern o<strong>der</strong> die selbst<br />

aus einem an<strong>der</strong>en Land nach Deutschland und<br />

Bremen gekommen sind.<br />

Die Zuschreibungen sind wenig hilfreich, wenn<br />

damit bereits sprachlich eine Gegenüberstellung<br />

von ›Einheimischen‹ und ›Fremden‹ o<strong>der</strong> von<br />

›Mehrheit‹ und ›Min<strong>der</strong>heit‹ erfolgt. 1 Nach mehr als<br />

50 Jahren Einwan<strong>der</strong>ungsgeschichte, versteht sich<br />

Deutschland nach langer Verzögerung als Einwan<strong>der</strong>ungsland.<br />

Je<strong>der</strong> Fünfte hat in Deutschland<br />

mittlerweile einen sogenannten ›Migrationshintergrund‹<br />

(15,7 Millionen), mehr als die Hälfte von<br />

ihnen besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft<br />

(8,6 Millionen). Und ein Drittel von ihnen hat<br />

selbst keine Migrationserfahrung, son<strong>der</strong>n ist in<br />

Deutschland geboren und zur Schule gegangen<br />

(5,2 Millionen). Sie alle sind längst ein wichtiger<br />

Teil <strong>der</strong> deutschen Gesellschaft.<br />

Genauer gesagt, wohnt nahezu die Hälfte aller<br />

Menschen mit Migrationshintergrund (44,5 Prozent)<br />

in Städten mit 100.000 und mehr Einwohnern,<br />

aber lediglich 28 Prozent <strong>der</strong> Menschen<br />

ohne Migrationshintergrund. 2 Die großstädtischen<br />

Gesellschaften, wie auch Bremen, sind daher<br />

nicht nur stärker durch Zuwan<strong>der</strong>ung geprägt,<br />

son<strong>der</strong>n auch erfahrener im Umgang mit <strong>Vielfalt</strong>.<br />

Je dynamischer und aufnahmefähiger sich dort<br />

die regionalen Ar<strong>bei</strong>tsmärkte erweisen, umso<br />

höher ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Menschen mit Migrationshintergrund.<br />

Eine Landkarte <strong>der</strong> <strong>Aus</strong>län<strong>der</strong>anteile<br />

und <strong>der</strong> Menschen mit Migrationshintergrund in<br />

den deutschen Städten spiegelt dementsprechend<br />

ein Muster <strong>der</strong> wirtschaftlich produktivsten Regionen.<br />

3 Wie unter einem Brennglas zeigen sich in<br />

den Großstädten die Chancen <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung,<br />

aber auch damit verbundene Folgeprobleme.<br />

Migranten in Bremen und Bremerhaven<br />

Im Bundesland Bremen, mit seinen <strong>bei</strong>den Großstädten<br />

Bremen und Bremerhaven, hatten 2010<br />

von den 660.000 Bewohnerinnen und Bewohnern<br />

184.000 einen Migrationshintergrund (27,8 Prozent).<br />

Auch in Bremen sind über die Hälfte von<br />

ihnen deutsche Staatsbürger (100.000). Und von<br />

allen im Land Bremen lebenden Menschen, die als<br />

Menschen mit Migrationshintergrund gezählt<br />

werden, ist fast ein Drittel in Deutschland geboren<br />

(53.000) und hat selbst keine Migrationserfahrung.<br />

Im Vergleich mit den deutschen Großstädten (über<br />

500.000 Einwohner) liegt die Stadt Bremen mit<br />

rund 28 Prozent <strong>bei</strong> den Menschen mit Migrationshintergrund<br />

im ›Mittelfeld‹. Die höchsten Anteile<br />

an Bewohnerinnen und Bewohnern mit Migrationshintergrund<br />

haben Stuttgart (40 Prozent), Frankfurt<br />

am Main (39 Prozent), Nürnberg (39 Prozent)<br />

und München (36 Prozent).<br />

1 Solche Zweiteilungen<br />

haben gerade in Deutschland<br />

eine ebenso lange,<br />

wie unrühmliche Geschichte.<br />

Aufseiten <strong>der</strong> Deutschen<br />

werden angeblich<br />

übergeordnete Gemeinsamkeiten<br />

definiert, die früher<br />

als Deutschtum und heute<br />

zurückhalten<strong>der</strong>, als deutsche<br />

Leitkultur bezeichnet<br />

werden. In dieser Logik<br />

sind die Neuankömmlinge<br />

immer fremd o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s,<br />

weil sie an vorgeblich deutschen<br />

Leitwerten gemessen<br />

entsprechende Defizite<br />

aufweisen (müssen): fehlende<br />

Sprachkenntnisse, fehlende<br />

Bildungsstandards,<br />

fehlende Kenntnisse gesellschaftlicher<br />

Regeln, fehlende<br />

christliche Wertvorstellungen.<br />

Möglichst<br />

schnell sollen sie diese<br />

Defizite ausgleichen und<br />

sich dadurch einfügen und<br />

anpassen (assimilieren).<br />

2 Vgl. Statistisches<br />

Bundesamt (2011).<br />

3 Vgl. Thränhardt (2009),<br />

S. 269.

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