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Aus Vielfalt eigene Stärken entwickeln - bei der ...

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B E R I C H T Z U R S O Z I A L E N L AG E 2 012<br />

53<br />

I M U M G A NG M I T V I E L FA LT E I G E N E S TÄRKEN E N T W I C K E L N<br />

was von <strong>der</strong> Entwicklung im Kollegium abhängig<br />

war. Erst dann waren alle soweit, die Umsetzung<br />

für die dritten und vierten Klassen durchzuführen.<br />

Diese Entscheidung hat viel nach sich gezogen.<br />

Wir mussten zum Beispiel überlegen: Wie macht<br />

man eigentlich Englischunterricht jahrgangsübergreifend,<br />

wenn ein Teil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> schon ein Jahr<br />

Englisch hatte und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e nicht? Wegen des<br />

Schwimmunterrichts in jahrgangsübergreifen<strong>der</strong><br />

Organisation haben wir mit <strong>der</strong> Bä<strong>der</strong>gesellschaft<br />

verhandelt. Die Schwimmmeister haben schnell<br />

festgestellt, dass es Vorteile hat, wenn Schwimmkompetenzen<br />

in einer Gruppe deutlich unterschiedlich<br />

sind.<br />

Wichtig für unsere Schule waren und sind<br />

außerdem vereinbarte, für alle geltende zeitliche<br />

Rhythmen und Ar<strong>bei</strong>tsstrukturen sowie Rituale<br />

und Regeln, weil das – wie soll ich sagen – das Klima<br />

in <strong>der</strong> Schule ausmacht. Für alle muss klar sein,<br />

die Regeln sind überall so und nicht nur in einer<br />

Lerngruppe. Alle Lehrerinnen achten darauf und<br />

nicht nur die <strong>eigene</strong>. Also eine vereinbarte Übereinstimmung<br />

in wesentlichen Fragen, die das<br />

Gemeinschaftsleben betreffen. Für die Kin<strong>der</strong> ist<br />

wichtig zu erleben, dass möglichst überall gleich<br />

gehandelt wird und dies auch den Jüngeren selbstverständlich<br />

vorgelebt wird.<br />

THOMAS SCHWARZER: Dennoch ist doch so ein neuer<br />

Weg am Anfang auch mit zusätzlichen Anstrengungen für<br />

all die Neuerungen verbunden. Wie ist das zu schaffen?<br />

MARESI LASSEK: Ja, <strong>der</strong> neue Weg brauchte eine<br />

Extraanstrengung. Wir hatten zum Glück von <strong>der</strong><br />

Bildungsbehörde zusätzlich Stunden bekommen<br />

und konnten damit Kooperationen aufbauen. Jede<br />

Kollegin bekam eine Ermäßigung von einer Stunde,<br />

die verpflichtend in Teamar<strong>bei</strong>t eingebracht<br />

wurde. Alle konnten dadurch erleben und lernen,<br />

dass wir eine gemeinsame Idee haben, auch wenn<br />

wir an verschiedenen Stellen ar<strong>bei</strong>tsteilig ar<strong>bei</strong>ten.<br />

Nicht jede muss jede Sache bear<strong>bei</strong>ten, das för<strong>der</strong>t<br />

das Vertrauen, schafft Transparenz und entlastet.<br />

Die Entlastung wirkte auch auf die Außendarstellung.<br />

Wenn man einen neuen Weg geht, ist das<br />

Umfeld ja sehr kritisch und man wird besucht und<br />

befragt. Da war es einfach wichtig, dass wir als<br />

Team auftreten konnten, auch den Eltern gegenüber.<br />

Für die Eltern war damals ja auch alles total<br />

neu, heute ist das jahrgangsübergreifende Lernen<br />

selbstverständlich. Die Unterstützung am Anfang<br />

ist wesentlich, damit die Anfangsinvestitionen<br />

nicht nur auf den Schultern <strong>der</strong> einzelnen Kolleginnen<br />

liegen. Es ist wichtig, auch diese Infrastrukturen<br />

zu schaffen.<br />

Hilfreich für den Pfälzer Weg war zum damaligen<br />

Zeitpunkt die Bremer Schulbegleitforschung.<br />

Über fünf Jahre wurde die jahrgangsübergreifende<br />

Ar<strong>bei</strong>t im Rahmen <strong>der</strong> Bremer Schulbegleitforschung<br />

evaluiert. Das erfolgte gemeinsam mit Frau<br />

Prof. Dr. Milhoffer von <strong>der</strong> Uni Bremen und mit<br />

<strong>der</strong> Unterstützung des Landesinstituts für Schule.<br />

Diese Zusammenar<strong>bei</strong>t schulte den Außenblick,<br />

ermöglichte die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Fortbildung und<br />

half über Zweifel hinweg.<br />

THOMAS SCHWARZER: Und die gibt es nicht mehr, die<br />

Bremer Schulbegleitforschung?<br />

MARESI LASSEK: Die Bremer Schulbegleitforschung<br />

ist 2007 verän<strong>der</strong>t worden. Bis dahin konnten<br />

Schulen – auch mehrere Schulen gemeinsam – ein<br />

Projekt beantragen. Bei positivem Resultat kam<br />

man in den Zirkel <strong>der</strong> forschenden Schulen. Die<br />

Basis war immer Handlungsforschung. 2007, mit<br />

<strong>der</strong> neuen Bildungssenatorin Frau Jürgens-Pieper<br />

wurde das Konzept verän<strong>der</strong>t. Es wurden fünf<br />

thematische Schwerpunkte festgelegt, für die sich<br />

Schulen bewerben konnten. Die Projekte waren<br />

grundsätzlich als Netzwerke angelegt. Wir waren<br />

an den Themen ›Übergänge‹ und ›Migration‹ beteiligt.<br />

Aber nicht nur unsere Schule, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

gesamte Schulbezirk Osterholz. Es war aber schon<br />

ein verän<strong>der</strong>ter Ansatz, weniger Ressourcen gingen<br />

in die Schulen und mehr in das Begleitkonzept<br />

<strong>der</strong> Universität. Vor zwei Jahren wurde die Schulbegleitforschung<br />

lei<strong>der</strong> abgeschafft, ein bedauerlicher<br />

Schritt.

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