Aus Vielfalt eigene Stärken entwickeln - bei der ...
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B E R I C H T Z U R S O Z I A L E N L AG E 2 012<br />
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I M U M G A NG M I T V I E L FA LT E I G E N E S TÄRKEN E N T W I C K E L N<br />
was von <strong>der</strong> Entwicklung im Kollegium abhängig<br />
war. Erst dann waren alle soweit, die Umsetzung<br />
für die dritten und vierten Klassen durchzuführen.<br />
Diese Entscheidung hat viel nach sich gezogen.<br />
Wir mussten zum Beispiel überlegen: Wie macht<br />
man eigentlich Englischunterricht jahrgangsübergreifend,<br />
wenn ein Teil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> schon ein Jahr<br />
Englisch hatte und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e nicht? Wegen des<br />
Schwimmunterrichts in jahrgangsübergreifen<strong>der</strong><br />
Organisation haben wir mit <strong>der</strong> Bä<strong>der</strong>gesellschaft<br />
verhandelt. Die Schwimmmeister haben schnell<br />
festgestellt, dass es Vorteile hat, wenn Schwimmkompetenzen<br />
in einer Gruppe deutlich unterschiedlich<br />
sind.<br />
Wichtig für unsere Schule waren und sind<br />
außerdem vereinbarte, für alle geltende zeitliche<br />
Rhythmen und Ar<strong>bei</strong>tsstrukturen sowie Rituale<br />
und Regeln, weil das – wie soll ich sagen – das Klima<br />
in <strong>der</strong> Schule ausmacht. Für alle muss klar sein,<br />
die Regeln sind überall so und nicht nur in einer<br />
Lerngruppe. Alle Lehrerinnen achten darauf und<br />
nicht nur die <strong>eigene</strong>. Also eine vereinbarte Übereinstimmung<br />
in wesentlichen Fragen, die das<br />
Gemeinschaftsleben betreffen. Für die Kin<strong>der</strong> ist<br />
wichtig zu erleben, dass möglichst überall gleich<br />
gehandelt wird und dies auch den Jüngeren selbstverständlich<br />
vorgelebt wird.<br />
THOMAS SCHWARZER: Dennoch ist doch so ein neuer<br />
Weg am Anfang auch mit zusätzlichen Anstrengungen für<br />
all die Neuerungen verbunden. Wie ist das zu schaffen?<br />
MARESI LASSEK: Ja, <strong>der</strong> neue Weg brauchte eine<br />
Extraanstrengung. Wir hatten zum Glück von <strong>der</strong><br />
Bildungsbehörde zusätzlich Stunden bekommen<br />
und konnten damit Kooperationen aufbauen. Jede<br />
Kollegin bekam eine Ermäßigung von einer Stunde,<br />
die verpflichtend in Teamar<strong>bei</strong>t eingebracht<br />
wurde. Alle konnten dadurch erleben und lernen,<br />
dass wir eine gemeinsame Idee haben, auch wenn<br />
wir an verschiedenen Stellen ar<strong>bei</strong>tsteilig ar<strong>bei</strong>ten.<br />
Nicht jede muss jede Sache bear<strong>bei</strong>ten, das för<strong>der</strong>t<br />
das Vertrauen, schafft Transparenz und entlastet.<br />
Die Entlastung wirkte auch auf die Außendarstellung.<br />
Wenn man einen neuen Weg geht, ist das<br />
Umfeld ja sehr kritisch und man wird besucht und<br />
befragt. Da war es einfach wichtig, dass wir als<br />
Team auftreten konnten, auch den Eltern gegenüber.<br />
Für die Eltern war damals ja auch alles total<br />
neu, heute ist das jahrgangsübergreifende Lernen<br />
selbstverständlich. Die Unterstützung am Anfang<br />
ist wesentlich, damit die Anfangsinvestitionen<br />
nicht nur auf den Schultern <strong>der</strong> einzelnen Kolleginnen<br />
liegen. Es ist wichtig, auch diese Infrastrukturen<br />
zu schaffen.<br />
Hilfreich für den Pfälzer Weg war zum damaligen<br />
Zeitpunkt die Bremer Schulbegleitforschung.<br />
Über fünf Jahre wurde die jahrgangsübergreifende<br />
Ar<strong>bei</strong>t im Rahmen <strong>der</strong> Bremer Schulbegleitforschung<br />
evaluiert. Das erfolgte gemeinsam mit Frau<br />
Prof. Dr. Milhoffer von <strong>der</strong> Uni Bremen und mit<br />
<strong>der</strong> Unterstützung des Landesinstituts für Schule.<br />
Diese Zusammenar<strong>bei</strong>t schulte den Außenblick,<br />
ermöglichte die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Fortbildung und<br />
half über Zweifel hinweg.<br />
THOMAS SCHWARZER: Und die gibt es nicht mehr, die<br />
Bremer Schulbegleitforschung?<br />
MARESI LASSEK: Die Bremer Schulbegleitforschung<br />
ist 2007 verän<strong>der</strong>t worden. Bis dahin konnten<br />
Schulen – auch mehrere Schulen gemeinsam – ein<br />
Projekt beantragen. Bei positivem Resultat kam<br />
man in den Zirkel <strong>der</strong> forschenden Schulen. Die<br />
Basis war immer Handlungsforschung. 2007, mit<br />
<strong>der</strong> neuen Bildungssenatorin Frau Jürgens-Pieper<br />
wurde das Konzept verän<strong>der</strong>t. Es wurden fünf<br />
thematische Schwerpunkte festgelegt, für die sich<br />
Schulen bewerben konnten. Die Projekte waren<br />
grundsätzlich als Netzwerke angelegt. Wir waren<br />
an den Themen ›Übergänge‹ und ›Migration‹ beteiligt.<br />
Aber nicht nur unsere Schule, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
gesamte Schulbezirk Osterholz. Es war aber schon<br />
ein verän<strong>der</strong>ter Ansatz, weniger Ressourcen gingen<br />
in die Schulen und mehr in das Begleitkonzept<br />
<strong>der</strong> Universität. Vor zwei Jahren wurde die Schulbegleitforschung<br />
lei<strong>der</strong> abgeschafft, ein bedauerlicher<br />
Schritt.