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Aus Vielfalt eigene Stärken entwickeln - bei der ...

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B E R I C H T Z U R S O Z I A L E N L AG E 2 012<br />

25<br />

AU S G E WÄ H LT E E RG E B N I S S E D E S E R S T E N B I L D U NGSBERICHTSBANDS<br />

einer Exportökonomie <strong>der</strong> Hochqualifikation, wurden<br />

die Schwächen des deutschen Bildungssystems<br />

immer offensichtlicher. Viele Unternehmen übergehen<br />

Bewerberinnen und Bewerber mit Haupto<strong>der</strong><br />

Realschulabschlüssen und setzen auf hoch<br />

qualifizierte Fachkräfte. Seitdem hat sich die Kritik<br />

am deutschen Bildungssystem erheblich verstärkt<br />

und durch die PISA-Vergleichsstudien weiter zugespitzt.<br />

Zusätzlich zur Kritik <strong>der</strong> Unternehmen an<br />

dem sogenannten ›Fachkräftemangel‹ gelten vor<br />

allem zwei Arten von Mechanismen im deutschen<br />

Bildungssystem als problematisch.<br />

❚ Sogenannte ›harte‹ organisatorische Mechanismen:<br />

Dazu zählt das in Deutschland tief verwurzelte<br />

drei- beziehungsweise viergliedrige Schulsystem mit<br />

einer beson<strong>der</strong>s frühen Aufteilung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> nach<br />

<strong>der</strong> vierten Klasse auf unterschiedliche Schultypen<br />

mit stark abgestuften Berufsperspektiven von Anfang<br />

an. Diese Sortierung nach Leistung, aber auch nach<br />

Herkunft, hat sich tief in den Institutionen, Gewohnheiten<br />

und Denkweisen verfestigt.<br />

❚ Sogenannte ›weiche‹ kulturelle Mechanismen:<br />

Die Mehrheit <strong>der</strong> Erzieherinnen und Erzieher sowie<br />

<strong>der</strong> Lehrerinnen und Lehrer ist sehr bemüht, die Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendlichen auch individuell zu för<strong>der</strong>n und<br />

zu beraten. Ihre guten Absichten führen aber lediglich<br />

dann zum Erfolg, wenn sie auch die unbeabsichtigten<br />

›weichen‹ Mechanismen sozialer ›Sortierung‹ vermeiden.<br />

Dazu benötigen sie interkulturelle Kompetenzen,<br />

um die unterschiedlichen Lern- und Denkstile aus den<br />

Herkunftsfamilien nicht nur zu registrieren (als positiv<br />

o<strong>der</strong> defizitär), son<strong>der</strong>n sie für die Mobilisierung <strong>der</strong><br />

individuellen Begabungen zu nutzen. Das ist keine<br />

leichte Aufgabe, insbeson<strong>der</strong>e weil viele Lehrende darin<br />

nicht ausgebildet sind. Es gibt jedoch durchaus gelingende<br />

Praxis<strong>bei</strong>spiele und Einrichtungen, die auf<br />

ihrem Weg bereits Erfolge vorweisen können.<br />

Literatur<br />

❚ Autorenteam Bildungsberichterstattung<br />

Bremen und Bremerhaven (2012):<br />

Bildung – Migration - soziale Lage. Voneinan<strong>der</strong><br />

und miteinan<strong>der</strong> lernen. Bildungsberichterstattung<br />

für das Land Bremen. Hrsg. von <strong>der</strong> Senatorin<br />

für Bildung, Wissenschaft und Gesundheit, Bremen<br />

2012.<br />

❚ Paul Mecheril (2012):<br />

Institutionen an die Schülerschaft anpassen, nicht<br />

umgekehrt – eine Einladung zur Kritik auslän<strong>der</strong>pädagogischer<br />

För<strong>der</strong>ung. Kommentar zum ersten<br />

Bildungsberichtsband für das Land Bremen ›Bildung<br />

– Migration – soziale Lage. Voneinan<strong>der</strong> und<br />

miteinan<strong>der</strong> lernen‹, Universität Oldenburg 2012.<br />

❚ Statistische Ämter des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

(2011): Kin<strong>der</strong>tagesbetreuung regional 2011.<br />

Ein Vergleich aller 412 Kreise in Deutschland,<br />

Dezember 2011.<br />

<strong>Aus</strong>gewählte Ergebnisse des ersten<br />

Bildungsberichtsbands für das<br />

Land Bremen und seine <strong>bei</strong>den Kommunen<br />

Bislang haben Kin<strong>der</strong> und Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

und Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, die<br />

in sozial prekären Situationen leben, in Deutschland<br />

und auch in Bremen deutlich schlechtere<br />

Chancen im Bildungssystem erfolgreich zu sein.<br />

Um die strukturellen Voraussetzungen zu schaffen<br />

dieser Problemlage zu begegnen, wurde das allgemeinbildende<br />

Schulsystem im Land Bremen mit<br />

dem Schulgesetz von 2009 umfangreich verän<strong>der</strong>t.<br />

Neben diesen strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen bedarf<br />

es jedoch weiterer erheblicher Anstrengungen, die<br />

Situation von benachteiligten Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

im Bildungssystem zu verbessern. <strong>Aus</strong> diesem<br />

Grund hat Frau Senatorin Jürgens-Pieper die<br />

Erar<strong>bei</strong>tung eines ›Entwicklungsplans Migration<br />

und Bildung‹ in Auftrag gegeben. Um diesen Auftrag<br />

umsetzen zu können, bedurfte es jedoch aus<br />

zweierlei Perspektiven einer Sichtung und Systema-<br />

DR. DANIEL KNEUPER<br />

Leiter des Referats Statistik und Bildungsmonitoring<br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Senatorin für<br />

Bildung, Wissenschaft und Gesundheit<br />

unter Mitar<strong>bei</strong>t von LUTZ JASKER und SIMON OTT<br />

tisierung: Zum einen waren <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Maßnahmen<br />

und die Entwicklung im Bildungssystem aus<br />

dieser speziellen Perspektive auszuwerten. Dies hat<br />

Frau Professor Yasemin Karakaşoğlu (Universität<br />

Bremen) in ihrer ›Wissenschaftlichen Expertise mit<br />

Handlungsempfehlungen für einen Entwicklungsplan<br />

Migration und Bildung‹ geleistet und mit<br />

Handlungsempfehlungen verbunden. 1 Zum an<strong>der</strong>en<br />

war <strong>der</strong> Status quo <strong>der</strong> Situation aus empirischer<br />

Sicht beziehungsweise aus Sicht <strong>der</strong> Bildungsstatistik<br />

zu beschreiben. Dies sollte <strong>der</strong> erste<br />

Band <strong>der</strong> Bremer Bildungsberichterstattung leisten,<br />

<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Unterstützung durch das Bundesprogramm<br />

›Lernen vor Ort‹ von einer Autoren- und<br />

Beratergruppe aus den Städten Bremen und Bremerhaven<br />

erar<strong>bei</strong>tet und im April 2012 veröffentlicht<br />

wurde.<br />

Dieser Bildungsberichtsband, dessen zentrale<br />

Ergebnisse in diesem Beitrag zusammenfassend<br />

dargestellt werden, liefert eine kritische Bestandsaufnahme<br />

über die Situation des Bildungssystems<br />

im Land Bremen und seinen <strong>bei</strong>den Kommunen<br />

aus <strong>der</strong> Perspektive ›Migration und soziale Lage‹. 2<br />

P r ä s e n t i e r t w e r d e n d a r i n :<br />

❚ Kennzahlen zur Situation in den Stadtgemeinden<br />

Bremen und in Bremerhaven;<br />

❚ Analysen für das Land Bremen im Vergleich zu<br />

an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n, insbeson<strong>der</strong>e den<br />

<strong>bei</strong>den Stadtstaaten Hamburg und Berlin und<br />

❚ Analysen zum gewählten Themenschwerpunkt<br />

mit beson<strong>der</strong>em Fokus auf die Übergänge vom<br />

Elementarbereich bis zur beruflichen Bildung.<br />

1 Vgl. Karakaşoğlu (2011).<br />

2 Den vollständigen Bericht<br />

finden Sie unter:<br />

www.bildung.bremen.de/<br />

sixcms/detail.php?gsid=<br />

bremen117.c.8764.de

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