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Nr. 22, September 2012 In dieser Ausgabe haben wir das

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a Magazin der Evangelischen Stiftung Alsterdorf a <strong>Nr</strong>. <strong>22</strong>, <strong>September</strong> <strong>2012</strong><br />

Thema<br />

voneinander<br />

lernen<br />

Miteinander<br />

Wachsen


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Titelfoto: Axel Nordmeier, Foto Haas: Axel Nordmeier<br />

Prof. Dr. Hanns-Stephan Haas, Direktor und Vorstandsvorsitzender<br />

der Evangelischen Stiftung Alsterdorf<br />

editorial<br />

Liebe Leserinnen und liebe Leser,<br />

»voneinander lernen – miteinander wachsen« lautet <strong>das</strong> Schwerpunktthema<br />

<strong>dieser</strong> <strong>Ausgabe</strong>. Viele werden bei diesem Thema an<br />

ihre Kinder- und Schulzeit denken und sagen, <strong>das</strong> ist ja nun schon<br />

lange vorbei. Aber ist es <strong>das</strong> <strong>wir</strong>klich und sollten <strong>wir</strong> als Erwachsene<br />

nicht weiter voneinander lernen und miteinander wachsen?<br />

Als mehrfacher Vater kann ich aus <strong>dieser</strong> Perspektive einige<br />

Erfahrungen schildern. Wenn meinen Kindern etwas nicht passt,<br />

dann sagen sie es ganz direkt und ohne Umschweife. Das gefällt<br />

mir nicht immer und ist manchmal einfach anstrengend. Aber<br />

wenn ich dabei nur auf meinem Standpunkt beharre und meine<br />

Kinder auf ihrem, dann werden <strong>wir</strong> uns immer weiter voneinander<br />

entfernen und uns fremd werden.<br />

Wir kommen uns nur wieder näher und lernen voneinander,<br />

wenn <strong>wir</strong> aufeinander zugehen. Das ist nicht so einfach, wie es<br />

klingt. Es bedeutet auch, <strong>das</strong>s ich meinen ach so geliebten Standpunkt<br />

verlassen muss und versuche die Perspektive des anderen<br />

zu verstehen und mich ein Stück in ihn hineinversetze. Dann sehe<br />

ich die Situation etwas anders – ein bisschen mit den Augen des<br />

anderen. Ich wachse in diesem Moment tatsächlich, nämlich über<br />

meine Grenzen hinaus zu dem anderen hin, und lerne dabei eine<br />

veränderte Sichtweise kennen.<br />

Also »voneinander lernen – miteinander wachsen« ist nicht<br />

Kindersache – ganz im Gegenteil!<br />

Ihr<br />

Hanns-Stephan Haas<br />

<strong>In</strong>halt <strong>Nr</strong>. <strong>22</strong>, <strong>September</strong> <strong>2012</strong><br />

thema<br />

4–17 Voneinander lernen – miteinander wachsen.<br />

14 Seiten zum Themenschwerpunkt<br />

5 Sich von den traditionellen Rollenzuschreibungen lösen<br />

Die Senatskoordinatorin für die Gleichstellung<br />

behinderter Menschen zum Titelthema<br />

6 Sich nach dem Lichte richten wie die Pflanzen –<br />

den roten Faden nicht verlieren ...<br />

Die Textwerkstatt »storyteller« von barner 16<br />

8 Ein solcher Film gehört ins Fernsehen<br />

Für ihren Dokumentarfilm »Selbst ist der Mensch« bekam<br />

die alsterdorf assistenz ost viel positives Feedback<br />

10 Von der Liebe zur Musik und dem gemeinsamen Singen<br />

Carsten Schnathorst unterrichtet Jugendliche in einem<br />

Kooperationsprojekt in Gesang<br />

12 Das perfekte Dinner für vier<br />

Jetzt <strong>wir</strong>d auch bei der tohus gGmbH in Bargteheide<br />

gekocht und gefilmt – im Wettbewerb und doch für alle<br />

gemeinsam<br />

14 Willkommen, kritische Freunde!<br />

Auch Schulen müssen lernen. Ein Blick von außen fördert<br />

<strong>das</strong> Wachsen. Deshalb lassen sich die Bugenhagen-Schulen<br />

in Alsterdorf von Kollegen anderer Schulen begutachten<br />

16 »Partner auf Augenhöhe für die gute Sache«<br />

<strong>In</strong> der Sozialkirche Kiel engagieren sich die<br />

Kirchengemeinde Gaarden, die Kieler Tafel und<br />

die Evangelische Stadtmission Kiel gemeinsam für<br />

bedürftige Menschen<br />

spots<br />

18 Medizinische Versorgung von Menschen<br />

mit Behinderung verbessern!<br />

Breite Unterstützung für <strong>In</strong>itiative der Evangelischen Stiftung<br />

Alsterdorf und Leben mit Behinderung Hamburg<br />

19 20 Jahre Tagesklinik Ahrensburg<br />

Ein wohnortnahes psychiatrisches Angebot im<br />

Wandel der Zeit<br />

20 »Jetzt habe ich <strong>das</strong> Leben ganz gut im Griff«<br />

Die Jugend-Wohngemeinschaften der alsterdorf<br />

assistenz west<br />

<strong>22</strong> Eine Sporthalle, die alle bewegt<br />

Das Projekt »Eine Million Bauherren gesucht« sorgt für viel<br />

Sympathie in der Stadt<br />

24 Erster barrierefreier Stadtteil in Hamburg?<br />

»Eine Mitte für Alle« beteiligt sich an der Stadtentwicklung<br />

26 Station DAVID – ein Erfolgsmodell<br />

Hinter der blauen Glastür mit den bunten Fischen im<br />

Erdgeschoss des Evangelischen Krankenhauses Alsterdorf<br />

liegt eine besondere Station<br />

news<br />

27–29 Nachrichten aus der Evangelischen Stiftung Alsterdorf<br />

Briefmarkenspende XXL; Fachtag von Fachschule für<br />

Heilerziehung, alsterdorf assistenz ost und alsterdorf<br />

assistenz west; HSK: Neubau eingeweiht; Freiwillige<br />

von BACARDI und Deutscher Bank AG bei der alsterdorf<br />

assistenz ost; Kurzmeldungen, Termine<br />

porträt<br />

30 Immer wieder mittwochs …<br />

... macht sich Hannelore Kahlmann auf den Weg<br />

zu den Menschen in der Stiftung Alsterdorf<br />

inhalt<br />

2_3


Thema<br />

voneinander<br />

lernen<br />

Miteinander<br />

Wachsen<br />

<strong>In</strong> <strong>dieser</strong> <strong>Ausgabe</strong> <strong>haben</strong> <strong>wir</strong> <strong>das</strong> gemeinsame Lernen<br />

in den Mittelpunkt gerückt. Es sind Beispiele von<br />

Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen, die<br />

sich aufmachen, um mit anderen gemeinsam etwas zu<br />

entwickeln, neue Wege zu gehen und daran zu wachsen.<br />

Menschen mit Handicap sind in ihrem Stadtteil angekommen<br />

und <strong>haben</strong> ihn kennengelernt. Sie berichten<br />

von ihren Erfahrungen mit Nachbarn, den Kollegen<br />

am Arbeitsplatz beim Einkaufen und in der Freizeit.<br />

Die Bugenhagen-Schulen der Stiftung entwickeln<br />

in einem Arbeitskreis gemeinsam mit anderen Schulen<br />

neue Konzepte für inklusives Lernen.<br />

Ein blinder Musiker leitet einen Gesangskurs mit<br />

Kindern und Jugendlichen an.<br />

Menschen mit psychischen Problemen organisieren<br />

<strong>das</strong> »perfekte Dinner«.<br />

<strong>In</strong> Kiel gestalten Ehrenamtliche und »Ein-Euro-<br />

Kräfte« gemeinsam mit Hauptamtlichen einen sozialen<br />

Treffpunkt.<br />

Und sowohl die Hamburger Senatskoordinatorin<br />

für die Gleichstellung behinderter Menschen wie eine<br />

»Textwerkstatt« von Menschen mit Handicap äußern<br />

ihre eigenen Gedanken zu unserem Schwerpunktthema<br />

»Voneinander lernen – miteinander wachsen«.


thema<br />

4_5<br />

Sich von den<br />

traditionellen<br />

Rollenzuschreibungen<br />

lösen<br />

Die Senatskoordinatorin für die Gleichstellung<br />

behinderter Menschen zum Titelthema<br />

Foto: Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und <strong>In</strong>tegration<br />

info<br />

<strong>In</strong>grid Körner war bis<br />

1981 als Studienrätin<br />

im Hamburger Schuldienst<br />

tätig. Aufgrund<br />

ihrer persönlichen<br />

Erfahrung als Mutter<br />

einer Tochter mit Downsyndrom engagiert<br />

sie sich seit rund 30 Jahren für Menschen<br />

mit Behinderungen. So hat sie 1986 die<br />

Landesarbeitsgemeinschaft Eltern für <strong>In</strong>tegration<br />

e. V. in Hamburg mitbegründet.<br />

Auch auf internationaler Ebene setzt<br />

sich <strong>In</strong>grid Körner für die Verbesserung<br />

der Lebenssituation von Menschen mit<br />

Behinderungen ein. So ist sie seit 1990 Vorstandsmitglied<br />

bei <strong>In</strong>clusion Europe, einer<br />

gemeinnützigen Organisation, die sich für<br />

Menschen mit geistiger Behinderung einsetzt.<br />

Seit 2009 ist Körner auch Mitglied des<br />

geschäftsführenden Vorstandes des Europäischen<br />

Behindertenforums (European Disability<br />

Forum – EDF), einer unabhängigen<br />

Selbsthilfeorganisation, die sich europaweit<br />

für die <strong>In</strong>klusion von Menschen mit Behinderungen<br />

engagiert, auch für ihre Einbeziehung<br />

in die politischen Prozesse.<br />

<strong>In</strong>grid Körner hat <strong>das</strong> Amt »Senatskoordinatorin<br />

für die Gleichstellung behinderter<br />

Menschen« in Hamburg am 6. Juli 2011<br />

angetreten.<br />

Der Titel »Voneinander lernen, miteinander<br />

wachsen« <strong>dieser</strong> heutigen<br />

<strong>Ausgabe</strong> gefällt mir besonders gut.<br />

Dieses Motto überrascht alle, die dabei<br />

an eine gewohnte Unterrichtssituation<br />

denken: Eine Lehrkraft bringt Lernenden die<br />

wesentlichen Dinge für <strong>das</strong> Leben bei.<br />

Was aber ist daran so überraschend?<br />

Hier sind Menschen mit Behinderung<br />

die Lehrkräfte! Sie sind Experten in eigener<br />

Sache und geben ihre Kompetenzen und<br />

Kenntnisse an andere Menschen weiter. <strong>In</strong><br />

<strong>dieser</strong> Situation können beide Seiten nur<br />

wachsen und gewinnen. Die Unterrichtenden<br />

erfahren eine bisher für sie ungewohnte<br />

Wertschätzung und die Lernenden<br />

erweitern ihre Kenntnisse und erhalten die<br />

Chance, Vorurteile gegenüber Menschen<br />

mit Behinderung abzubauen. Das ist, wie<br />

ich finde, ein Stück »gelebte« <strong>In</strong>klusion.<br />

Dieser Aspekt einer inklusiven Gesellschaft<br />

<strong>wir</strong>d in den nächsten Monaten und<br />

Jahren immer wichtiger werden. Und <strong>wir</strong><br />

müssen langsam einen neuen Weg einschlagen,<br />

der uns wegführt von ausschließlich<br />

theoretischen Ansätzen, in denen schön<br />

klingende Konzepte zur <strong>In</strong>klusion erarbeitet<br />

werden. Natürlich müssen Konzepte, wie<br />

sie hier in <strong>dieser</strong> <strong>Ausgabe</strong> im »Alsterdorf<br />

Magazin« vorgestellt werden, immer die<br />

Grundlage für Projekte sein. Ich meine<br />

jedoch, <strong>das</strong>s die bisher erdachten Projekte<br />

sich zu wenig von den traditionellen<br />

Rollenzuschreibungen lösen: Behinderte<br />

Menschen sind immer diejenigen, die<br />

lernen müssen, und <strong>wir</strong> nicht behinderten<br />

Menschen wissen, was sie brauchen – ohne<br />

sie einzubeziehen oder vorher zu befragen.<br />

<strong>In</strong> diesem Projekt sind behinderte Menschen<br />

die Fachleute!<br />

Auf diese Art erfährt jeder Mensch, was<br />

<strong>In</strong>klusion bedeutet. Beide gesellschaftlichen<br />

Gruppen, die nicht behinderten Menschen<br />

und die behinderten Menschen, sollten<br />

sich in ihrer Haltung zueinander und der<br />

Einschätzung übereinander verändern. Es<br />

kann so eine neue Denkweise in der Gesellschaft<br />

entstehen. Diese neue Entwicklung<br />

<strong>wir</strong>d auch die Trägerlandschaft im Bereich<br />

der Arbeit mit Menschen mit Behinderung<br />

verändern, wenn sich auch hier <strong>das</strong> Motto<br />

durchsetzt »Voneinander lernen, miteinander<br />

wachsen«, indem behinderte Menschen<br />

die Fachleute sind. Zusätzlich meine ich, es<br />

würde manchem Träger helfen, wenn viele<br />

gute Projekte, die bereits laufen, stärker in<br />

die Öffentlichkeit gebracht werden. Nur so<br />

können andere Träger von Projekten lernen.<br />

Ich freue mich auf <strong>das</strong> neue Heft und<br />

die spannenden Geschichten der Menschen<br />

aus unserer Stadt auf den folgenden<br />

Seiten! |<br />

<strong>In</strong>grid Körner


Sich nach dem<br />

Lichte richten wie die<br />

Pflanzen – den roten<br />

Faden nicht<br />

verlieren ...<br />

Die Textwerkstatt »storyteller« von barner 16<br />

Seit Januar <strong>2012</strong> gibt es bei barner 16<br />

eine Textwerkstatt mit dem Namen<br />

»storyteller«. Die Textwerkstatt <strong>wir</strong>d<br />

professionell angeleitet von der jungen<br />

Literatin Daniela Chmelik. Sie arbeitet unter<br />

anderem auch für den Ohrenkuss, <strong>das</strong> vielfach<br />

preisgekrönte Magazin von Menschen<br />

mit Downsyndrom, mit dem zukünftig auch<br />

eine Kooperation entstehen <strong>wir</strong>d.<br />

Neben den literarischen Stoffen sollen in<br />

Zukunft auch journalistische Texte entstehen.<br />

Ein weiterer Ansatz ist Barrierefreiheit<br />

bei Texten und <strong>In</strong>ternetseiten in einfacher<br />

Sprache. Jetzt ist erst mal der Anfang<br />

gemacht, barner 16 ist voll von Schreibtalenten.<br />

Eine der Ideen ist die Mitarbeit beim<br />

alsterdorf-Magazin.<br />

Die Gruppe der Storyteller hat sich zu<br />

unserem aktuellen Schwerpunktthema<br />

»Voneinander lernen – mit einander wachsen«<br />

Gedanken gemacht. Und die Ergebnisse<br />

sind im Folgenden zu lesen. |<br />

kontakt<br />

voneinander – lernen – miteinander – wachsen<br />

von ein ander & weg von mir ist geben & nehmen; voneinander trennen; voreinander<br />

flennen; voneinander ergriffen; vor allen anderen begriffen; voneinander erzählen oder<br />

voneinander Filme drehen; voneinander abhängig und auch: voneinander im Rausch,<br />

voneinander enttäuscht<br />

vom Leben lernen, leben lernen, lieben lernen, liegen lernen, spielen lernen und<br />

verlernen, sprechen lernen, fliegen lernen, fühlen lernen, fürchten lernen, Wut-in-Griffkriegen<br />

lernen, schlichten lernen, sprechen lernen, denken lernen, Schmerzen lernen<br />

miteinander Metal machen, miteinander sterben, miteinander batteln, miteinander<br />

wachen, miteinander lachen, miteinander leben, miteinander ringen, miteinander<br />

trinken, miteinander streiten, miteinander leiden, beieinander bleiben, miteinander<br />

teilen, miteinander kämpfen, miteinander spielen, miteinander Frieden, miteinander<br />

frieren, miteinander Ringelpiez heißt (heiß) miteinander schlafen<br />

zuvor Beine wachsen die armen Damen, Herren hingegen können sich einen herrlichen<br />

Dreitagebart wachsen lassen; erwachsen, aufwachsen, wachsen heißt groß werden,<br />

in die Höhe wachsen, die Haare wachsen lassen; Geschwüre wachsen, Städte<br />

wachsen; verwachsene Bäume, verwachsene Menschen; <strong>das</strong> Gras wachsen hören;<br />

wachsam sein; mit Bohnerwachs Boden bohnern; zum Fellentfernen Schafe scheren,<br />

nicht wachsen; sich nach dem Lichte richten wie die Pflanzen; den roten Faden nicht<br />

verlieren ...<br />

Hier der Link zu der Webseite, die seit<br />

Kurzem online ist: http://barner16storyteller.<br />

wordpress.com/about/<br />

voneinander lernen – miteinander wachsen<br />

SICH AUSTAUSCHEN<br />

Gruppentext


Voneinander lernen – miteinander wachsen<br />

... ist ein schöner Slogan. War er nicht mal Kirchentag-<br />

Motto? Lass ich dieses Motto aber auf mich <strong>wir</strong>ken,<br />

kommt es mir vor wie eine weltfremde Utopie. Die<br />

Strukturen sind überall hierarchisch: Arbeitsleben,<br />

Staatsbürgerleben, Ausbildung, Familienleben, Schule.<br />

Stets versucht die höhere Hierarchie ihr Wissen bzw.<br />

ihre Meinung der unteren Hierarchie aufzuzwingen/<br />

zu lehren, ohne einen Rückbezug zu erwarten. Hier<br />

gibt es zumeist kein »miteinander wachsen«, sondern<br />

nur ein »sich voneinander entfernen«. Ein »voneinander<br />

lernen« auf gleicher Ebene habe ich bisher nur<br />

ansatzweise erfahren – bei meiner Arbeitsstelle barner<br />

16. Um dieses Motto zu einer allgemeinen Moral<br />

erheben zu können, müssen erst die allgemeinen<br />

Hierarchien in unserer Gesellschaft fallen ...<br />

Dennis Lange<br />

Voneinander lernen –<br />

miteinander wachsen<br />

Darunter verstehe ich, <strong>das</strong>s<br />

man von jemand anderem<br />

etwas lernt und <strong>das</strong>s man<br />

jahrejahrelang zusammen<br />

ist, in einer Klasse oder in<br />

einem Heim, und <strong>das</strong>s man<br />

sich nach einigen Jahren<br />

wiedersieht und <strong>das</strong>s man<br />

dann den Kontakt neu<br />

knüpft und wie früher<br />

weiter zusammen lebt und<br />

sich öfters trifft; und man<br />

lernt ja immer wieder etwas<br />

dazu und man lernt ja<br />

voneinander ...<br />

Heidi Fischer<br />

/01<br />

/03<br />

/05<br />

/02<br />

/04<br />

/06<br />

thema<br />

6_7<br />

Voneinander lernen – miteinander wachsen<br />

Manuela von einem andern lernt Abwasch, geht joggen in den<br />

Wald und kauft ein paar Eier mit und Blumenkohl. Im Baum<br />

wachsen Hase.<br />

Immanuel Affeld<br />

/07<br />

/08<br />

Voneinander lernen –<br />

miteinander wachsen heißt:<br />

Andere als Ansporn benutzen:<br />

Jemand macht einen Fehler –<br />

ich mache <strong>das</strong> besser.<br />

Peter Burhorn<br />

Wenn meine Mutter etwas<br />

verrockt hat, wusste ich wieder,<br />

wie man’s nicht macht.<br />

Tamy Keitel<br />

Voneinander lernen – miteinander wachsen<br />

Lernen heißt sich einzugestehen, <strong>das</strong>s man<br />

eine Schwäche hat, <strong>das</strong> kann eine große Stärke<br />

sein. Wir wachsen an unseren Aufgaben. Man<br />

kann über sich hinauswachsen. Kein Gesetz<br />

und kein Urteil kann Köpfe kontrollieren. Erst<br />

wenn der Kopf bereit ist, kann man denken.<br />

Leider leben <strong>wir</strong> nicht im Gerichtssaal, wo<br />

alle gleich sind. Jede/r ist ein Einzelstück<br />

und muss sich fragen, ob sie/er bereit ist, an<br />

Gemeinsamkeit zu wachsen oder sich vom<br />

Unterschied auffressen zu lassen? Sei, wie du<br />

willst, solange du niemandem schadest.<br />

Tamy Keitel<br />

/09<br />

<strong>In</strong>fos zu den Autorinnen und Autoren<br />

/01 Immanuel Affeld arbeitete bis <strong>2012</strong><br />

bei Physikdruck und ist Gründungsmitglied<br />

der Textwerkstatt.<br />

/02 Peter Burhorn spielt bei barner 16 in<br />

den Bands kUNDEkÖNIG und Turiazz<br />

Schlagzeug.<br />

/03 Daniela Chmelik ist Literaturwissenschaftlerin<br />

und Autorin, leitet die Literaturwerkstatt<br />

von barner 16.<br />

/04 Heidi Fischer ist seit 2004 bei barner<br />

16 als Schauspielerin beschäftigt und<br />

hat zudem ein Buch über ihren Autismus<br />

geschrieben.<br />

/05 Tamy Keitel arbeitet seit 2008 als<br />

Künstlerin und Musikerin bei barner 16.<br />

/06 Dennis Lange fing 2010 bei barner<br />

16 in der Digitalisierung an und ist hier<br />

mittlerweile mit der Website-Gestaltung<br />

und dem Online-Shop betraut.<br />

/07 Melanie Lux arbeitet im Physikdruck,<br />

näht dort künstlerische Stofftiere und<br />

schreibt sehr gerne Foto-Lovestorys<br />

und Mystery-Romane.<br />

/08 Jan Thibout ist seit 2005 als Musiker,<br />

Schauspieler und Knallkopf-Punker bei<br />

barner 16 beschäftigt.<br />

Fotos: barner 16, privat, Archiv<br />

Matti Wustmann<br />

/09 Maik Winter ist seit 2004 bei barner<br />

16 beschäftigt und lernt hier Computer,<br />

schreibt Texte, spielt Gitarre in der<br />

Metal-Band und ist technischer Helfer.


Ein solcher Film<br />

gehört ins Fernsehen<br />

Für ihren Dokumentarfilm »Selbst ist der Mensch«<br />

bekam die alsterdorf assistenz ost viel positives Feedback<br />

Dass der Dokumentarfilm »Selbst ist<br />

der Mensch!« einmal so viel positives<br />

Feedback und Aufmerksamkeit<br />

bekommen würde, damit hätte in der<br />

alsterdorf assistenz ost wohl kaum jemand<br />

gerechnet. »Zunächst sollte der Film unsere<br />

ambulanten Angebote bei den Angehörigen<br />

und bei der Behörde anschaulich<br />

darstellen«, erklärt Geschäftsführerin <strong>In</strong>a<br />

Achilles. 36 Minuten lang erzählt Regisseur<br />

Burkhard Plemper vom Alltag und<br />

Leben dreier Klienten in der assistenz ost.<br />

»Wir wollten mit dem Film zeigen, <strong>das</strong>s es<br />

möglich ist, <strong>das</strong>s Menschen mit Behinderung<br />

in ihrer eigenen Wohnung im Quartier<br />

leben und ein normales Leben führen. Im<br />

Film sieht man, wie gut es den Menschen<br />

tut, selbstbestimmt und so unabhängig wie<br />

möglich ihr Leben zu gestalten«, beschreibt<br />

Achilles <strong>das</strong> Anliegen.<br />

Udo Eichstedt zum Beispiel ist Stammkunde<br />

in der Haspa-Filiale an der Hellbrookstraße.<br />

Zwei- bis dreimal pro Woche hebt<br />

er hier Geld vom eigenen Girokonto ab.<br />

»20 – 30 – 40 – 50, stimmt – wunderbar<br />

– alles da – goodbye – nichts vergessen«,<br />

zählt er noch in der Filiale den <strong>In</strong>halt seines<br />

Portemonnaies, bevor er zum Ausflug in<br />

den Hamburger Hafen aufbricht. »Wir<br />

kennen Herrn Eichstedt von seinen regelmäßigen<br />

Besuchen. Deshalb war es für uns<br />

besonders spannend, die Zusammenhänge<br />

dahinter zu sehen«, zeigt sich Filialleiter<br />

Cord Hamester beeindruckt und gibt offen<br />

zu: »Für mich war der Themenkomplex<br />

der ambulanten Betreuung und der Alltag<br />

von Menschen mit Behinderung in <strong>dieser</strong><br />

Ausführlichkeit neu und der Film hat mir die<br />

Augen geöffnet.« Um diese Erfahrung auch<br />

an andere weiterzugeben, stellte er nicht<br />

nur die Räumlichkeiten der Haspa-Filiale für<br />

eine Filmvorführung zur Verfügung, sondern<br />

macht »Selbst ist der Mensch« auch<br />

zum Pflichtprogramm für seine Mitarbeiter.<br />

»Ich bin fest davon überzeugt, <strong>das</strong>s der Film<br />

noch vielen Menschen diese neue Perspektive<br />

geben kann und auch sollte.«<br />

Für ähnlich positive Rückmeldungen<br />

sorgte »Selbst ist der Mensch« in Bergedorf.<br />

<strong>In</strong> der Dokumentation begleitet der<br />

Zuschauer die 52-jährige Rita Müller und<br />

ihre persönliche Assistenz Sabine Wittnebel<br />

beim Eisessen in der Sonne. Ein Bild, <strong>das</strong> für<br />

viele Bergedorfer ins alltägliche Straßenbild<br />

gehört. Umso spannender war auch hier<br />

der »Blick hinter die Kulissen«. »Für mich<br />

sind Menschen mit Behinderung etwas<br />

selbstverständlicher geworden und ich<br />

gehe bewusst mit offeneren Augen durch<br />

die Straßen«, berichtet Uwe Eigenbrod,<br />

Manager des City Centers in Bergedorf<br />

von seinem Erkenntnisgewinn. Dabei war<br />

er bei der ersten Anfrage für den öffentlichen<br />

Filmabend erst mal etwas skeptisch,<br />

wie er heute zugibt: »Ich habe mich schon<br />

gefragt, was der Film wohl zeigt und ob er<br />

überhaupt für <strong>das</strong> Publikum interessant ist.<br />

Aber schon nach den ersten Minuten waren<br />

die Zweifel wie weggeblasen.« <strong>In</strong>zwischen<br />

ist er nach eigener Aussage richtiger Fan<br />

kontakt<br />

alsterdorf assistenz ost gGmbH<br />

Sibylle Kramer<br />

Telefon 0 40.69 79 81 38<br />

s.kramer@alsterdorf-assistenz-ost.de<br />

der drei Protagonisten geworden. »Der Film<br />

ist informativ und unterhaltsam zugleich.<br />

Das Leben der Menschen mit Behinderung<br />

wurde mir zugänglich gemacht«, erklärt<br />

Eigenbrod weiter. Ähnlich positive Reaktionen<br />

wie aus Barmbek und Bergedorf<br />

kommen auch aus Steilshoop, wo der Film<br />

im Café JETZT, dem Lieblingscafé des dritten<br />

Darstellers, Bernhard Korfin, gezeigt wurde.<br />

Von Vertretern des Landeskommandos<br />

der Bundeswehr in Hamburg, die bei der<br />

Premiere dabei waren, wurde spontan eine<br />

»Schiffsbesuchspatenschaft« für Schiffefreund<br />

Udo Eichstedt ausgesprochen. Und<br />

auch aus der Fachwelt ist <strong>das</strong> <strong>In</strong>teresse<br />

hoch, wie <strong>In</strong>a Achilles berichtet: »Mehrere<br />

Schulen für Heilerziehungspflege <strong>haben</strong> den<br />

Film als Anschauungsmaterial angefordert.<br />

Ein Lehrer sagte mir, <strong>das</strong>s man den Schülern<br />

die Ambulanz-Bestrebungen kaum besser<br />

visualisieren könnte. Wenn <strong>wir</strong> so neue<br />

Impulse in diese Richtung geben können, ist<br />

<strong>das</strong> natürlich doppelt erfreulich. Aus meiner<br />

Sicht ist die Bereitschaft zur ambulanten<br />

Unterstützung ohnehin eine Haltung im<br />

Kopf.« Auch Einladungen zu Fachtagungen<br />

und Messen gab es für »Selbst ist der<br />

Mensch« bereits.<br />

Auch wenn man sich bei der alsterdorf<br />

assistenz ost natürlich über dieses positive<br />

Feedback sehr freut, hegen alle Beteiligten<br />

noch einen heimlichen Wunsch, wie Achilles<br />

erklärt: »Gerade weil so viele Menschen<br />

rückgemeldet <strong>haben</strong>, <strong>das</strong>s der Film viele<br />

neue Aspekte zeigt und Augen öffnet, gehört<br />

er für mich einer breiten Öffentlichkeit<br />

präsentiert.« |<br />

Birk Grüling


thema<br />

8_9<br />

Im Uhrzeigersinn: Bernhard Korfin, Udo Eichstedt<br />

und Rita Müller mit ihrer persönlichen Assistentin<br />

Sabine Wittnebel gewährten für den Film »Selbst<br />

ist der Mensch« Einblicke in ihren Alltag.<br />

Fotos: Axel Nordmeier


Von der Liebe zur<br />

Musik und dem<br />

gemeinsamen Singen<br />

Carsten Schnathorst unterrichtet Jugendliche<br />

in einem Kooperationsprojekt in Gesang<br />

Das Künstlerkollektiv barner 16 von<br />

alsterarbeit, dem Beschäftigungsträger<br />

der Evangelischen Stiftung<br />

Alsterdorf, und der gemeinnützige Verein<br />

Lukulule (Abkürzung für LUst an KUnst<br />

und LUst am LEben) präsentieren ein neues<br />

gemeinsames Kursangebot für Jugendliche<br />

in Hamburg.<br />

Zusammen mit der Sängerin Nina<br />

Maleika, unter anderem Gesangspartnerin<br />

von Udo Lindenberg, motiviert Carsten<br />

Schnathorst, seit 2004 Ensemblemitglied<br />

bei barner 16 und einer der Sänger der erfolgreichen<br />

Gruppe »The Living Music Box«,<br />

junge Menschen aus allen Himmelsrichtungen<br />

und Nationalitäten, ob mit oder ohne<br />

Handicap, zum Singen. Der blinde Musiker<br />

freut sich über seine neue Rolle, erstmals<br />

auch selbst Kurse geben zu können. »Mir<br />

hat die erste Kursstaffel sehr viel Spaß<br />

gemacht. Die Jugendlichen <strong>haben</strong> Lust, mit<br />

Musik zu arbeiten, sie zu fühlen und dabei<br />

ihre eigene Stimme zu erleben. <strong>In</strong> dem<br />

Kurs, der einmal in der Woche stattfindet,<br />

kann jeder sich so einbringen, wie er ist.<br />

Niemand muss sich verbiegen«, so Carsten<br />

Schnathorst.<br />

Ein Grundsatz, für den der Verein Lukulule<br />

schon seit 1999 steht. Seit seiner Gründung<br />

können Kinder und Jugendliche hier<br />

für einen geringen Kostenbeitrag Kurse und<br />

Workshops ihrer Wahl besuchen – Stimmtraining,<br />

Songwriting, Hip-Hop, Breakdance<br />

und ein Piccolino-Kurs für die Jüngsten<br />

sind nur einige Beispiele. So werden auch<br />

Kinder und Jugendliche an Tanz, Musik und<br />

Bewegung herangeführt, die sonst keinen<br />

Zugang zu solchen Angeboten finden würden.<br />

Der aktuelle Gesangskurs <strong>wir</strong>d noch<br />

bis Ende des Jahres weiterlaufen.<br />

»Zum Einstimmen singe ich mit der<br />

Gruppe ganz unterschiedliche Lieder, zum<br />

Beispiel von James Taylor ›You‘ve got a<br />

friend‹ oder den Gospelsong ›This little light<br />

of mine‹«, berichtet Carsten Schnathorst<br />

kontakt<br />

The Living Music Box<br />

Marco Hanneken<br />

Barnerstraße 16<br />

<strong>22</strong>765 Hamburg<br />

Telelefon 0 40.<strong>22</strong> 62 73 16<br />

Anmeldung …<br />

… für die Kurse iDance, iPlay und den<br />

Gesangskurs mit Carsten Schnathorst über<br />

Lukulule:<br />

Lukulule e. V.<br />

Gardy Stein-Kanjora<br />

Heinrichstraße 14<br />

<strong>22</strong>769 Hamburg<br />

Telefon 0 40.25 48 45 09<br />

lukulule@web.de<br />

und stimmt die beiden Lieder kurz mal an.<br />

Mittlerweile hat sich schon ein fester Kreis<br />

von sechs bis acht Teilnehmern gebildet.<br />

»Da ist noch Luft nach oben«, findet der<br />

Vollblutmusiker, der sich über jedes <strong>In</strong>teresse<br />

freut. Schließlich entwickeln sich über die<br />

Musik auch andere Dinge, fast so etwas wie<br />

Freundschaften. »Manchmal quatschen <strong>wir</strong><br />

nach dem Kurs auch über ganz persönliche<br />

Themen, wie zum Beispiel über Ängste,<br />

öffentlich zu singen oder aufzutreten. Das<br />

gehört dazu und da ist einfach sehr viel<br />

Liebe im Kurs zur Musik und zwischen allen<br />

Beteiligten«, sagt Carsten Schnathorst.<br />

Bei so viel Spaß und Engagement<br />

lassen Zukunftspläne nicht lange auf sich<br />

warten. Seit Anfang des Jahres gibt es den<br />

Tanzkurs iDance, in den man immer noch<br />

einsteigen kann, und gerade hat bei barner<br />

16 in Hamburg-Altona ein neuer Kurs mit<br />

dem Titel iPlay begonnen. Jugendliche von<br />

Lukulule lernen hier gemeinsam mit den<br />

Profis von barner 16 zunächst verschiedene<br />

<strong>In</strong>strumente kennen. Ziel ist es dann, im<br />

nächsten Jahr eine Bühnenproduktion auf<br />

die Beine zu stellen. »Das ist schon eine<br />

gewisse Herausforderung«, sagt Christoph<br />

Grothaus, der für barner 16 als künstlerischer<br />

Mitarbeiter tätig ist. »Aber auch<br />

eine hohe Motivation für die kommenden<br />

Musiker in spe.« |<br />

Hans Georg Krings


thema<br />

10_11<br />

Carsten Schnathorst (links) liebt es, Jugendlichen Gesang<br />

und Musik näherzubringen. Thorsten »Toto« Graf ist sein<br />

Partner bei der »Living Music Box«.<br />

»The Living Music Box«<br />

Carsten Schnathorst, Parija Masumi und<br />

Thorsten »Toto« Graf sind »The Living Music<br />

Box«. Von »a-ha«, »The Beatles«, »Johnny<br />

Cash« oder auch aktuellen Produktionen<br />

aus Pop und Rock – aus diesem scheinbar<br />

unerschöpflichen Repertoire präsentieren<br />

die drei Musiker bei ihren zahlreichen<br />

Live-Auftritten in Deutschland und auch<br />

international viele bekannte Songs in ihrer<br />

ganz eigenen <strong>In</strong>terpretation. Wer dies noch<br />

nicht erlebt hat: Auf der neuen CD »The<br />

Sound of Sunshine« lassen die beiden die<br />

Sonne klingen!<br />

barner 16<br />

barner 16 ist ein inklusives Netzwerk professioneller<br />

Kulturproduktionen von Künstlern mit und ohne<br />

Handicaps. Gemeinsam arrangieren sie Musikproduktionen<br />

und gehen auf Tournee. Hinzu kommen<br />

Bühnenproduktionen und Tanzperformances,<br />

Kurzfilme und Musikvideos. Die im Bereich »angewandte<br />

Kunst« entstehenden künstlerischen Arbeiten<br />

des Ateliers werden zu Textildruckerzeugnissen<br />

(Merchandising) weiterentwickelt und im eigenen<br />

Laden in Bahrenfeld verkauft.<br />

Das Musiklabel 17records, <strong>das</strong> Digitalisierungsstudio<br />

17digital und die Konzertagentur 17booking<br />

runden die breite Palette ab.<br />

barner 16 ist eine Betriebsstätte der alsterarbeit<br />

gGmbH im Verbund der Evangelischen Stiftung<br />

Alsterdorf und bietet den Künstlern sozialversicherte<br />

Arbeitsplätze.<br />

Foto: Axel Nordmeier


Das perfekte<br />

Dinner für vier<br />

Kochen auf allen Kanälen, für Fernsehzuschauer ein Dauerangebot.<br />

Jetzt <strong>wir</strong>d auch bei der tohus gGmbH in Bargteheide gekocht und gefilmt.<br />

Im Wettbewerb und doch für alle gemeinsam<br />

Gruppenfreizeit in St. Peter-Ording.<br />

Einige Bewohner therapeutischer<br />

Wohngemeinschaften der tohus<br />

gGmbH in Bargteheide und die sozialpsychiatrische<br />

Fachkraft Jörn Brücken sitzen<br />

beisammen. Der Horizont über der Nordsee<br />

ist weit und die Gedanken nehmen sich Zeit<br />

zu kreisen. »Wie wäre es, …«, sagt einer<br />

plötzlich. Und schon nimmt <strong>das</strong> Projekt eines<br />

Kochwettbewerbs Gestalt an. Vorbild ist<br />

»Das perfekte Dinner« des Fernsehsenders<br />

Vox: Amateurköche laden Freunde zum<br />

Abendessen ein, kochen und nach dem<br />

Dessert <strong>wir</strong>d die Qualität von Essen und Service<br />

von den Gästen bewertet. Alles von der<br />

Kamera begleitet und später als Aufzeichnung<br />

den Fernsehzuschauern serviert.<br />

<strong>In</strong>zwischen gibt es »Das perfekte Dinner«<br />

einmal im Monat auch im Bargteheider<br />

tohus-Regionalzentrum – als fantasievolles<br />

Projekt zum Heranführen der Klienten an<br />

Alltagskompetenzen. Natürlich ohne Vox,<br />

aber begleitet vom tohus-eigenen Camcorder.<br />

Jedes Mitglied der vierköpfigen<br />

Kochgruppe darf filmen, wenn einer von<br />

ihnen den Koch oder die Köchin macht: mit<br />

allem, was dazugehört – einkaufen, den<br />

Tisch stilvoll herrichten, zwei bis drei Stunden<br />

kochen, Gäste empfangen, servieren<br />

und sich dann beim Essen noch angenehm<br />

unterhalten. »Eine gute Gastgeberin zu sein<br />

und zu sehen, welchen Spaß meine Gäste<br />

<strong>haben</strong>, erfüllt mich mit großer Freude«,<br />

zieht Nicole Schumacher ein Resümee nach<br />

ihrem Dinner »Rund um den Philadelphia«:<br />

mit Scampi-Spießen an pikanter Safransauce,<br />

Tagliatelle an Gorgonzolasauce<br />

und Kiwi-Crêpes – alles mit Frischkäse als<br />

bereichernder Zutat.<br />

Für Nicole Schumacher, Anna Pahl und<br />

Thomas Göttsch erfordert »Das perfekte<br />

Dinner« einen Höchstgrad an Aufmerksamkeit,<br />

Planung und Verantwortung. Fähigkeiten,<br />

die sie nach psychischen Einbrüchen für<br />

ihre persönliche Entwicklung hin zu mehr<br />

Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein gut<br />

gebrauchen können. Jörn Brücken hält dem<br />

Reporter den Camcorder hin und zeigt einen<br />

Szenenausschnitt, wie Thomas Göttsch<br />

nach Abschluss von Annas Dinner die Kochleistung<br />

bewertet hat. »Die Auberginen<br />

waren etwas zu hart«, beginnt der Mann im<br />

Video, um dann nach einer kurzen dramaturgischen<br />

Pause die positiven Erfahrungen<br />

kontakt<br />

<strong>In</strong>formationen über »Das perfekte Dinner«<br />

gibt es bei Kirsten Kröger,<br />

Telefon 0 45 35.5 05-3 81.<br />

aufzuzählen: »Hack und Lauch waren saftig,<br />

ganz toll war der Reis und die Nachspeise<br />

eine echte Geschmacksexplosion.«<br />

Es ist wunderbar zu sehen, wie klar,<br />

sensibel und mit wie viel Hintersinn und<br />

Wertschätzung Thomas Göttsch vor der Kamera<br />

agiert. Ganz so, als hätte er <strong>das</strong> schon<br />

immer gemacht. Man ahnt nicht, welche<br />

Furcht er hat, <strong>das</strong>s seine Bewertungen nicht<br />

auf Gegenliebe stoßen und er »von den<br />

anderen dafür schief angesehen« werden<br />

könnte. Aber auch diese innere Auseinandersetzung<br />

gehört zum therapeutischen<br />

Prozess hin zu mehr Selbstbewusstsein.<br />

Wenn alle vier gekocht <strong>haben</strong>, <strong>wir</strong>d die<br />

Bewertung zusammengefasst und die Siegerin<br />

oder der Sieger gekürt. Jörn Brücken,<br />

Sohn einer Köchin und deshalb vielleicht mit<br />

einem kleinen Wettbewerbsvorteil ausgestattet:<br />

»Alles soll aber eher stressfrei sein,<br />

im Mittelpunkt steht der alte olympische<br />

Gedanke, dabei sein ist alles.« Gemeinsam<br />

<strong>wir</strong>d auch ein kleines Kochbuch mit den<br />

Rezepten der vier Menüs produziert, und in<br />

der nächsten Runde, so die Idee des tohus-<br />

Mitarbeiters, könnte jeder Gastgeber ja zu<br />

sich nach Hause einladen: »Das wäre ein<br />

weiterer Schritt ins normale Leben.« |<br />

Kay <strong>In</strong>gwersen


thema<br />

12_13<br />

Oben: Thomas Göttsch und Jörn Brücken beim Testen –<br />

frische Zutaten wie Kräuter oder erntefrisches Gemüse<br />

bilden die Grundlage für ein köstliches Mahl.<br />

Links: Anna Pahl bereitet mit viel Muße auch die<br />

aufwendigen Details vor.<br />

Unten: Auch die Tischdekoration muss stimmen –<br />

Anna Pahl und Thomas Göttsch legen großen<br />

Wert auf Atmosphäre.<br />

Fotos: Axel Nordmeier


Willkommen,<br />

kritische Freunde!<br />

Auch Schulen müssen lernen. Ein Blick von außen fördert <strong>das</strong> Wachsen.<br />

Deshalb lassen sich die Bugenhagen-Schulen in Alsterdorf von<br />

Kollegen anderer Schulen begutachten<br />

Die Schule gehört zum Verbund »Blick<br />

über den Zaun«, in dem sich bundesweit<br />

120 reformpädagogisch<br />

ausgerichtete Schulen in 14 Arbeitskreisen<br />

organisiert <strong>haben</strong>. Vorreiter wie die renommierte<br />

Laborschule Bielefeld zählen ebenso<br />

dazu wie <strong>das</strong> <strong>In</strong>ternat Urspring-Schule bei<br />

Ulm und die IGS Göttingen, die 2011 mit<br />

dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet<br />

wurde.<br />

Einmal im Halbjahr rücken Kolleginnen<br />

und Kollegen aus dem Arbeitskreis bei einer<br />

Schule an. Im <strong>September</strong> sind die Bugenhagen-Schulen<br />

in Alsterdorf erstmals an<br />

der Reihe. Jeweils zwei Vertreter von neun<br />

Schulen aus ganz Deutschland schauen<br />

dann vorbei – vom katholischen Gymnasium<br />

bis zur integrierten Gesamtschule, von der<br />

Montessori-Schule bis zum Landschulheim.<br />

»Klar werden <strong>wir</strong> unsere Sahnestückchen<br />

zeigen«, sagt Daniel Röhe aus dem<br />

Schulleitungsteam. Doch dabei <strong>wir</strong>d es<br />

nicht bleiben. Vor den geschulten Augen<br />

der Kollegen ließe sich nicht verbergen,<br />

wo Dinge noch nicht funktionieren. Und<br />

zudem <strong>wir</strong>d der Austausch ganz bewusst<br />

ein Thema in den Mittelpunkt stellen, bei<br />

dem es noch hakt. »Der Besuch lebt von<br />

Offenheit und Vertrauen, wenn er etwas<br />

be<strong>wir</strong>ken soll. Daher zeigen <strong>wir</strong> auch unsere<br />

Schwachstellen.«<br />

Themen, die bearbeitet werden könnten,<br />

gibt es einige: Wie können Lehrer beim<br />

jahrgangsübergreifenden Unterricht noch<br />

stärker auf einzelne Schüler eingehen? Und<br />

wie lässt sich der Fremdsprachenunterricht<br />

effektiver gestalten? Als Richtschnur dienen<br />

die »Standards« von »Blick über den Zaun«,<br />

auf die sich alle Schulen des Verbunds<br />

beziehen. Sie umfassen unter anderem<br />

Lernformen, die Schulgemeinschaft und <strong>das</strong><br />

»Lernen« als <strong>In</strong>stitution.<br />

Im Mittelpunkt des Besuchs in Alsterdorf<br />

könnte auch die Zusammenarbeit zwischen<br />

Lehrern, Erziehern und Sozialpädagogen<br />

stehen, die jede Klasse im Team begleiten.<br />

»Die Aufgaben verschwimmen immer mehr.<br />

Dadurch entsteht leicht Stress«, sagt Dr.<br />

Sven Jacobs, der als pädagogischer Koordinator<br />

der Schulen den Besuch mit vorbereitet.<br />

Wenn <strong>das</strong> Gespräch miteinander nicht<br />

reibungslos möglich ist und Absprachen<br />

fehlen, leidet <strong>das</strong> Schulleben.<br />

kontakt<br />

Bugenhagen-Schulen<br />

Alsterdorfer Str. 506<br />

<strong>22</strong>337 Hamburg<br />

Telefon 0 40.50 77 33 28<br />

info@bugenhagenschule.de<br />

Dem Blick der Kolleginnen und Kollegen<br />

des Arbeitskreises <strong>wir</strong>d so etwas nicht<br />

entgehen. Die »kritischen Freunde«, wie<br />

Jacobs sie nennt, hospitieren über zwei<br />

Tage im Unterricht, sie treffen sich mit<br />

Elternvertretern und Schülern. Nach ihrem<br />

Besuch erarbeiten sie eine gezielte Rückmeldung<br />

für jede <strong>dieser</strong> Gruppen. Sie geben<br />

keine Rezepte, aber Anregungen. »Anders<br />

als bei einer Schulinspektion entscheidet die<br />

besuchte Schule, was davon sie ver<strong>wir</strong>klichen<br />

möchte«, sagt Jacobs. »Wir möchten<br />

miteinander wachsen, ohne <strong>das</strong>s jemand zu<br />

Schaden kommt.«<br />

Auch außerhalb der Besuche treffen sich<br />

Vertreter einzelner Schulen und hospitieren.<br />

Immer wieder schauen sie, wo zwischen<br />

Anspruch und Wirklichkeit noch eine Lücke<br />

klafft – und wie man diese überbrücken<br />

kann.<br />

Die Bugenhagen-Schulen sind die letzten<br />

in der Besuchsrunde. Dieser Arbeitskreis<br />

<strong>wir</strong>d sich jedoch nicht neu formieren wie<br />

sonst üblich. Die zehn Schulen seien schon<br />

intensiv mit- und aneinander gewachsen,<br />

sagt Röhe. Sie wollten in eine zweite Runde<br />

gehen. »Wir sind neugierig darauf, zu<br />

schauen, was aus unseren Ideen entstanden<br />

ist.« |<br />

Sabine Henning


thema<br />

14_15<br />

Für Daniel Röhe, Schulleiter<br />

(links), und Sven Jacobs,<br />

pädagogischer Koordinator der<br />

Schulen, ist <strong>dieser</strong> Austausch mit<br />

anderen Schulen ein wichtiges<br />

Korrektiv für die Entwicklung der<br />

eigenen Schule.<br />

Unten: Die Schülerinnen und<br />

Schüler profitieren davon, <strong>das</strong>s<br />

nicht nur sie, sondern auch ihre<br />

Schule lernt.<br />

Fotos: Axel Nordmeier


»Partner auf<br />

Augenhöhe<br />

für die gute Sache«<br />

<strong>In</strong> der Sozialkirche Kiel engagieren sich die Kirchengemeinde Gaarden,<br />

die Kieler Tafel und die Evangelische Stadtmission Kiel<br />

gemeinsam für bedürftige Menschen<br />

Was tun mit einer Kirche, die nicht<br />

mehr benötigt <strong>wir</strong>d? Abreißen?<br />

Nein. Die Kirchengemeinde<br />

Gaarden, die Evangelische Stadtmission<br />

Kiel und die Kieler Tafel hatten eine bessere<br />

Idee: Gemeinsam entwickelten sie 2007 ein<br />

Konzept, um aus der früheren St. Matthäus-<br />

Kirche im sozial schwachen Kieler Stadtteil<br />

Gaarden einen Ort zu machen, an dem<br />

bedürftigen Menschen geholfen <strong>wir</strong>d: die<br />

Sozialkirche Gaarden.<br />

Von außen ist es ein Gotteshaus<br />

geblieben, innen jedoch hat sich einiges<br />

verändert. Im TafelLaden im Kirchenschiff<br />

verteilen die Tafel-Mitarbeiter Lebensmittel<br />

an Bedürftige, daneben verkaufen Langzeitarbeitslose<br />

im Café Feuerherz Kaffee und<br />

Brötchen zu kleinen Preisen. Die Evangelische<br />

Stadtmission bietet Beratungen an. Die<br />

Räume für den TafelLaden, die Veranstaltungen,<br />

für Gruppentreffen, Spielnachmittage<br />

und mehr stellt die Kirchengemeinde<br />

zur Verfügung. Unter dem Kirchendach<br />

herrscht ein lebhaftes Treiben. Das vielseitige<br />

Angebot lockt viele Menschen an.<br />

Die Sozialkirche hat einen guten Stand<br />

in Gaarden, einem Stadtteil, der mit einem<br />

hohen Anteil an Migranten (43 Prozent),<br />

einer hohen Arbeitslosenquote und viel<br />

Armut als ein sozialer Brennpunkt in Kiel<br />

gilt. Der gute Ruf des Projektes ist der guten<br />

Zusammenarbeit der drei Projektpartner zu<br />

verdanken. »Das Miteinander funktionierte<br />

von Anbeginn an reibungslos«, erklärt Ernst<br />

Lemke (von der Evangelischen Stadtmission<br />

Kiel), Koordinator des Projektes Sozialkirche.<br />

Der Grund: »Hier <strong>haben</strong> sich Menschen zusammengeschlossen,<br />

die ein gemeinsames<br />

Ziel <strong>haben</strong>: Bedürftigen zu helfen.« Worte,<br />

bei denen Barbara Kotte, Vorsitzende der<br />

Kieler Tafel, und Pastor Matthias Ristau von<br />

der Kirchengemeinde Gaarden zustimmend<br />

nicken. »Die gemeinsame Arbeit funktioniert<br />

so gut, weil <strong>wir</strong> uns mit Respekt<br />

begegnen«, sagt Pastor Ristau. »Wir sind<br />

Partner auf Augenhöhe.«<br />

Jeder der Projektpartner hat seine Aufgaben:<br />

Die Evangelische Stadtmission sorgt<br />

unter anderem als Projektträgerin dafür,<br />

<strong>das</strong>s finanzielle Mittel beantragt werden.<br />

Zwei hauptamtliche Stellen gibt es dafür,<br />

dazu 30 Ein-Euro-Kräfte und fünf Bürgerarbeiter.<br />

Zudem leisten viele Ehrenamtliche<br />

der Kirchengemeinde und der Kieler Tafel<br />

diese wichtige Arbeit im Stadtteil. Die Hilfe<br />

<strong>wir</strong>d gebraucht, die Not ist groß: Es sind<br />

täglich bis zu 200 Menschen, die die Kieler<br />

kontakt<br />

Sozialkirche Kiel<br />

Stoschstraße 58<br />

24143 Kiel<br />

Telefon 04 31.7 68 88<br />

Kirchengemeinde Gaarden<br />

Pastor Matthias Ristau<br />

Telefon 04 31.7 68 88<br />

Kieler Tafel<br />

Barbara Kotte<br />

Telefon 04 31.7 70 88<br />

www.kielertafel.de<br />

Evangelische Stadtmission Kiel<br />

Ernst Lemke<br />

Telelefon 04 31.2 60 44-7 00<br />

Ernst.Lemke@stadtmission-kiel.de<br />

www.stadtmission-kiel.de/arbeits-undstadtteilprojekte-sozialkirche-gaarden.html<br />

Tafel mit Lebensmitteln unterstützt, berichtet<br />

Barbara Kotte.<br />

Viele Besucher kommen schon morgens<br />

in die Sozialkirche, Stunden vor der Öffnung<br />

des TafelLadens. Die Wartezeit verbringen<br />

die meisten im Café Feuerherz, wo es zu<br />

niedrigen Preisen Kaffee gibt, wo man auf<br />

Menschen trifft, die ein offenes Ohr <strong>haben</strong>,<br />

und wo es gemütlicher ist als im einsamen<br />

Zuhause. »Die Sozialkirche ist ein Ort der<br />

Begegnung«, sagt Claas Hollmann (von<br />

der Evangelischen Stadtmission Kiel). »Die<br />

Besucher reden miteinander, erzählen über<br />

Kinder und Krankheiten, tauschen Rezepte,<br />

Tipps und wichtige <strong>In</strong>formationen aus und<br />

helfen sich so untereinander.« Auch die Projektmitarbeiter<br />

freuen sich über regen Kontakt<br />

mit den Besuchern: »Je mehr ich von<br />

anderen Kulturen weiß, desto besser kann<br />

ich doch auf die Menschen eingehen«, sagt<br />

Pastor Ristau, der mit den Ehrenamtlichen<br />

aus dem Team immer wieder durch Café<br />

und Kirche geht, begrüßt, fragt, zuhört<br />

und ein offenes Ohr für alle Besucher hat.<br />

Apropos Besucher: Die Sozialkirche und ihr<br />

Angebot stehen natürlich nicht nur sozial<br />

schwachen, sondern allen Menschen offen.<br />

Und <strong>das</strong> wissen viele. Rund 700 Menschen<br />

pro Woche kommen in die Stoschstraße.<br />

Die Projektpartner leisten sehr gute<br />

Arbeit. Das bezeugen Auszeichnungen wie<br />

der Preis »Soziale Stadt 2011«. Die Sozialkirche<br />

ist Referenzprojekt der EKD-<strong>In</strong>itiative<br />

»Kirche findet Stadt«. Doch die Zukunft des<br />

Projektes ist unklar: Im April 2013 laufen die<br />

Mittel aus dem Städtebauförderungsprogramm<br />

»Soziale Stadt« aus. Jetzt kämpfen<br />

die Partner um den Fortbestand der Sozialkirche<br />

– natürlich gemeinsam. |<br />

Jennifer Ruske


thema<br />

16_17<br />

Oben: Janina Mende und Holger Klaschka<br />

arbeiten im Café Feuerherz der Sozialkirche. Sie<br />

schenken Kaffee aus, verkaufen Brötchen zu kleinen<br />

Preisen und <strong>haben</strong> immer ein offenes Ohr für die<br />

Sorgen der Besucher.<br />

Mitte: Die Kieler Tafel ist mit ihrem TafelLaden in <strong>das</strong><br />

frühere Kirchenschiff gezogen. Daneben laden Tische<br />

und Stühle die wartenden Tafelkunden und die<br />

Besucher der Sozialkirche zum Sitzen, Kaffeetrinken,<br />

Sichtreffen und Sichaustauschen ein. Hinter dem<br />

TafelLaden gibt es einen Andachtsraum.<br />

Foto.: Jennifer Ruske<br />

Unten: Gemeinsam im Dienst für die gute Sache<br />

(von links): Pastor Matthias Ristau (Kirchengemeinde<br />

Gaarden), Claas Hollmann (Evangelische<br />

Stadtmission Kiel), Barbara Kotte (Kieler Tafel) und<br />

Ernst Lemke (Evangelische Stadtmission Kiel) vor der<br />

Sozialkirche<br />

in Kiel. Die Evangelische Stadtmission Kiel,<br />

die Kirchengemeinde und die Kieler Tafel<br />

ver<strong>wir</strong>klichen als Partner gemeinsam <strong>das</strong><br />

Projekt »Sozialkirche«.


Medizinische Versorgung von Menschen<br />

mit Behinderung verbessern!<br />

Breite Unterstützung für <strong>In</strong>itiative der Evangelischen Stiftung Alsterdorf<br />

und Leben mit Behinderung Hamburg<br />

Hamburgs Gesundheitssenatorin<br />

Cornelia Prüfer-<br />

Storcks und Bundesärztekammerpräsident<br />

Frank-Ulrich<br />

Montgomery sind sich einig: <strong>In</strong><br />

der ambulanten, wohnortnahen<br />

medizinischen Versorgung von<br />

erwachsenen Menschen mit<br />

Behinderung läuft leider längst<br />

nicht alles optimal. Deshalb unterstützen<br />

sie die <strong>In</strong>itiative der<br />

Evangelische Stiftung Alsterdorf<br />

und Leben mit Behinderung<br />

Hamburg, ein Kompetenzzentrum<br />

in der Hansestadt einzurichten<br />

und die Kenntnisse der<br />

Ärzte zu verbessern.<br />

Im April hatten Dr. Georg<br />

Poppele, Chefarzt des Fachbereichs<br />

<strong>In</strong>nere Medizin am<br />

Evangelischen Krankenhaus<br />

Alsterdorf, und Stiftungsvorstand<br />

Ulrich Scheibel vor der<br />

Delegiertenversammlung der<br />

Hamburger Ärztekammer die<br />

Ergebnisse einer Untersuchung<br />

zur medizinischen Versorgung<br />

von Menschen mit schweren<br />

Behinderungen in Hamburg<br />

vorgestellt.<br />

Danach reichen die Schwierigkeiten<br />

von Ärzten, denen<br />

spezielle Kenntnisse in Diagnose<br />

und Behandlung <strong>dieser</strong><br />

Patientengruppe fehlen, bis hin<br />

zu gravierenden Problemen in<br />

der Kommunikation. Besonders<br />

hart trifft es Patienten, die nicht<br />

sprechen können. Die Folge:<br />

Krankheiten werden häufig<br />

nicht rechtzeitig erkannt oder<br />

angemessen behandelt (s. auch<br />

Alsterdorf-Magazin 21/<strong>2012</strong>).<br />

Die Delegiertenversammlung<br />

der Ärztekammer beschloss,<br />

sich für eine Verbesserung<br />

einzusetzen. Erste Erfolge sind<br />

bereits sichtbar: Im kommenden<br />

Winter <strong>wir</strong>d Dr. Poppele,<br />

der auch Beirat der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Ärzte für<br />

V.l.n.r.: Dr. Christian Fricke, Martin Eckert, Kerrin Stumpf und<br />

Dr. Georg Poppele engagieren sich gemeinsam für eine<br />

Verbesserung der medizinischen Versorgung von Menschen mit<br />

Behinderung.<br />

kontakt<br />

Wer über die weitere<br />

Entwicklung der <strong>In</strong>itiative<br />

informiert werden möchte,<br />

schicke bitte eine E-Mail an<br />

m.foerster@alsterdorf.de<br />

Menschen mit Behinderung<br />

ist, die erste Fortbildung für<br />

Hamburger Mediziner anbieten.<br />

Die rechtlichen, fachlichen und<br />

finanziellen Voraussetzungen für<br />

ein Kompetenzzentrum werden<br />

derzeit geprüft.<br />

Diese Entwicklung stößt<br />

auf große Zustimmung. Mehr<br />

als 120 Besucher – vor allem<br />

Betreuer und Angehörige von<br />

Menschen mit Behinderung –<br />

kamen Anfang Juni in die Alte<br />

Küche, dem Veranstaltungszentrum<br />

der Stiftung, um sich über<br />

die <strong>In</strong>itiative zu informieren.<br />

»<strong>In</strong> den vergangenen 20<br />

Jahren sind mehr als 900 Menschen<br />

mit Behinderungen vom<br />

Stiftungsgelände in die Stadtteile<br />

gezogen«, erinnerte Hanne<br />

Stiefvater, Geschäftsführerin<br />

der alsterdorf assistenz west, im<br />

Rahmen der Veranstaltung. »Für<br />

viele von ihnen ist es eine große<br />

Hürde, gute Ärzte in ihrer Nähe<br />

zu finden.« Das widerspreche<br />

dem Gedanken der <strong>In</strong>klusion.<br />

Martin Eckert, Geschäftsführer<br />

des Elternvereins von<br />

Leben mit Behinderung<br />

Hamburg, und Kerrin Stumpf<br />

vom Betreuungsverein für<br />

behinderte Menschen betonten,<br />

wie drängend die Probleme<br />

insbesondere für erwachsene<br />

Patienten sind: »Bis zum Alter<br />

von 18 Jahren sind die Kinder<br />

und Jugendlichen gut versorgt<br />

in den Sozialpädiatrischen<br />

Zentren (SPZ) wie dem Werner<br />

Otto <strong>In</strong>stitut (WOI) der Stiftung,<br />

wo Ärzte und Therapeuten eng<br />

zusammenarbeiten. Wir brauchen<br />

endlich ein vergleichbares<br />

Angebot für Erwachsene.«<br />

Dr. Christian Fricke, Chefarzt<br />

des WOI, fügte hinzu: »Wir wollen<br />

den Übergang vom Kinderund<br />

Jugendarzt zum Erwachsenenmediziner<br />

verbessern, denn<br />

häufig gehen wichtige <strong>In</strong>formationen<br />

zur Behandlung der<br />

jungen Erwachsenen verloren,<br />

wenn sie den Arzt wechseln.<br />

Gemeinsam wollen <strong>wir</strong> Qualitätsstandards<br />

entwickeln, um<br />

<strong>das</strong> künftig zu vermeiden.«<br />

Auch Hamburgs Senatskoordinatorin<br />

für die Gleichstellung<br />

behinderter Menschen in Hamburg,<br />

<strong>In</strong>grid Körner, zählt zu den<br />

Unterstützerinnen der <strong>In</strong>itiative<br />

für eine bessere wohnortnahe<br />

medizinische Versorgung von<br />

Menschen mit Behinderung, wie<br />

sie in ihrem Grußwort sagte:<br />

damit künftig <strong>wir</strong>klich alle gleichwertigen<br />

Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen<br />

<strong>haben</strong>. |<br />

Marion Förster<br />

Foto: Ev. Krankenhaus Alsterdorf


spots<br />

18_19<br />

20 Jahre Tagesklinik Ahrensburg<br />

Ein wohnortnahes psychiatrisches Angebot im Wandel der Zeit<br />

Fotos: Kay <strong>In</strong>gwersen, HSK<br />

Die Tagesklinik Ahrensburg<br />

war eine der ersten<br />

psychiatrischen Tageskliniken<br />

in Schleswig-Holstein.<br />

Vor genau 20 Jahren öffnete<br />

sie ihre Räume für psychisch<br />

erkrankte Menschen: damals<br />

wie heute eine wichtige und<br />

wohnortnahe Ergänzung zu<br />

den psychiatrischen Zentralkliniken.<br />

Die Tagesklinik Ahrensburg<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

liegt zu Fuß nur wenige<br />

Minuten Gehzeit vom Ahrensburger<br />

Stadtkern entfernt und<br />

unterscheidet sich nur wenig<br />

von den umliegenden Wohnhäusern.<br />

»Zentral, aber nicht<br />

auf dem Präsentierteller«, sagt<br />

Bettine Wyszomirski, Fachärztin<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

und oberärztliche Leitung<br />

der Tagesklinik. Geradezu ideal<br />

für Patienten, die hier täglich<br />

von morgens um acht Uhr bis<br />

nachmittags in Gesprächsgruppen<br />

und Ergotherapie sowie mit<br />

Entspannungstechniken, Sport<br />

und Musik die therapeutische<br />

Auseinandersetzung suchen und<br />

Diskretion schätzen.<br />

Im Unterschied zu den<br />

Gründungszeiten der Tagesklinik,<br />

als vorwiegend Menschen<br />

mit schweren chronischen<br />

Erkrankungen wie Schizophrenie<br />

und Psychosen in die<br />

Tagesklinik eingewiesen wurden<br />

und die Behandlungszeit noch<br />

bis zu sechs Monate betrug,<br />

kommen heute zu 80 Prozent<br />

Patienten mit sogenannten<br />

affektiven Störungen, vor allem<br />

mit Depressionen, oder aber<br />

mit Belastungs- oder Persönlichkeitsstörungen.<br />

»Damit sind <strong>wir</strong>,<br />

was die Krankheitsbilder betrifft,<br />

in der Mitte der Gesellschaft<br />

angelangt«, resümiert Oberärztin<br />

Bettine Wyszomirski.<br />

Oben: Von links nach rechts: Prof. Dr. Josef Bernd Aldenhoff,<br />

Oberärztin Bettine Wyszomirski und Prof. Dr. Matthias R. Lemke<br />

bei der Jubiläumsfeier der Tagesklinik Ahrensburg<br />

Unten: Therapien in der Tagesklinik: Kunst, Musik und Bewegung<br />

wie Tai-Chi<br />

Natürlich <strong>haben</strong> sich auch<br />

die Vorgaben der Krankenkassen<br />

verändert. So betragen<br />

die Behandlungszeiten für<br />

tagesklinische Behandlungen<br />

in Schleswig-Holstein derzeit<br />

durchschnittlich nur drei<br />

bis sechs Wochen. Positive<br />

Ergebnisse werden trotzdem<br />

erzielt. Prof. Dr. Matthias R.<br />

Lemke, Ärztlicher Direktor des<br />

Heinrich Sengelmann Krankenhauses<br />

in Bargfeld-Stegen und<br />

damit auch für die Tagesklinik<br />

Ahrensburg zuständig: »Es gibt<br />

neue Medikamente mit weniger<br />

kontakt<br />

<strong>In</strong>formationen über die<br />

Tagesklinik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie in<br />

Ahrensburg gibt es unter<br />

Telefon 0 41 02.15 95 oder<br />

www.heinrich-sengelmannkrankenhaus.de<br />

Neben<strong>wir</strong>kungen und auch die<br />

Psychotherapieformen <strong>haben</strong><br />

sich sehr verändert.«<br />

Während den Patienten in<br />

der Tagesklinik früher viel Zeit<br />

zum Eingewöhnen an die neue<br />

Umgebung gelassen wurde,<br />

werden sie heute schneller<br />

gefordert. Schon am ersten Tag<br />

erfolgt eine gruppentherapeutische<br />

Sitzung und auch der Fokus<br />

für persönliche Veränderungen<br />

<strong>wir</strong>d frühzeitig eingegrenzt<br />

und bearbeitet. Darüber hinaus<br />

<strong>wir</strong>d mehr auf Psychoedukation<br />

gesetzt, <strong>das</strong> heißt darauf, wie<br />

Patienten Depressionsschübe<br />

und aufkommende Ängste<br />

überhaupt bemerken und mit<br />

ihnen umgehen können. Und<br />

beim Training von Alltagsfertigkeiten<br />

legen die Ergotherapeuten<br />

der Tagesklinik ein stärkeres<br />

Augenmerk auf Elemente wie<br />

Ausdauer und Konzentration.<br />

Die wichtigsten Elemente<br />

der modernen Psychotherapie<br />

seien Gespräche, Nachfragen<br />

und aktiv betriebene Lösungen<br />

für Probleme, so Prof. Dr.<br />

Josef Bernd Aldenhoff, erst vor<br />

wenigen Monaten emeritierter<br />

Direktor der Klinik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie im Universitätsklinikum<br />

Kiel und Gastredner<br />

beim 20. Geburtstag der Tagesklinik:<br />

Ob es nun um negative<br />

Lebenserfahrungen wie Trauer<br />

und Verlust, Trennungen oder<br />

schwer zu verkraftende Rollenwechsel<br />

wie Berufseinstieg oder<br />

-ausstieg oder um traumatische<br />

Erlebnisse wie bei medizinischen<br />

Operationen, kriegerischen<br />

Auseinandersetzungen oder<br />

Mobbing ginge. Oberärztin<br />

Bettine Wyszomirski ergänzt:<br />

»Sich für Beziehungsarbeit Zeit<br />

nehmen, <strong>das</strong> ist unsere Aufgabe<br />

in Ahrensburg.« |<br />

Kay <strong>In</strong>gwersen


Wenn durch schwierige familiäre<br />

Umstände Jugendliche keine<br />

Zuwendung und Orientierung<br />

erfahren, brauchen sie oft einen<br />

geschützten Raum, wo sie zu<br />

sich selbst und in die Gesellschaft<br />

finden können.<br />

»Jetzt habe<br />

ich <strong>das</strong><br />

Leben<br />

ganz gut<br />

im Griff«<br />

Die Jugend-Wohngemeinschaften<br />

der alsterdorf assistenz west


spots<br />

20_21<br />

Die Ausbildung<br />

zur Haus<strong>wir</strong>tschaftsassistentin<br />

hat gerade<br />

begonnen, ein<br />

großer Erfolg<br />

für Sandra*.<br />

Regelmäßig aufstehen, in festen<br />

Strukturen bleiben, Verantwortung<br />

übernehmen, <strong>das</strong> ist nicht<br />

selbstverständlich, wenn es im<br />

Leben so viele Hindernisse zu<br />

überwinden gab. Es begann<br />

mit der sehr problematischen<br />

Beziehung zur Mutter, in der<br />

Gespräche nur noch im Streit<br />

geführt werden konnten. Mit<br />

16 lief sie <strong>das</strong> erste Mal von zu<br />

Hause weg. Das Leben auf der<br />

Straße, viele Kurzzeitquartiere<br />

und Jugendwohngemeinschaften<br />

<strong>haben</strong> <strong>das</strong> Vertrauen in die<br />

eigenen Fähigkeiten, aber auch<br />

<strong>das</strong> Vertrauen in andere Menschen<br />

gar nicht erst entstehen<br />

lassen. Alkohol- und Marihuana-<br />

Konsum kamen hinzu. »<strong>In</strong> meiner<br />

Clique habe ich Nähe und<br />

Anerkennung gefunden, auch<br />

wenn der Umgang sicherlich<br />

nicht der beste war«, blickt sie<br />

zurück. »Meine kleine Schwester<br />

hatte richtig Angst vor mir«,<br />

schildert die junge Frau.<br />

<strong>In</strong>zwischen wohnt sie in<br />

einer Jugendwohngemeinschaft<br />

der alsterdorf assistenz west.<br />

Dort <strong>wir</strong>d sie geschätzt. Sie<br />

ist zuverlässig, hält sich an die<br />

Regeln und bringt sich in die<br />

Wohngemeinschaft ein. Das<br />

selbstständige Leben rückt in<br />

immer größere Nähe.<br />

Foto: iStockphoto, Babette Brandenburger<br />

Raum zum Durchstarten<br />

Die Jugend-Wohngemeinschaften<br />

der alsterdorf assistenz west<br />

in Winterhude, in Altona und<br />

seit Juni <strong>2012</strong> in Othmarschen<br />

richten sich an Jugendliche<br />

zwischen 14 und 25 Jahren,<br />

die einen schwierigen Start ins<br />

Leben hatten. Wie bei Sandra<br />

konnte die eigene Familie nicht<br />

den Halt und die Geborgenheit<br />

geben, die für die Entwicklung<br />

einer stabilen Persönlichkeit<br />

notwendig gewesen wären.<br />

Selbstbewusstsein, soziale Kompetenzen<br />

und die realistische<br />

Einschätzung der eigenen Möglichkeiten<br />

müssen erst mühsam<br />

aufgebaut und erlernt werden.<br />

Das heißt für die Mitarbeitenden:<br />

Geduld <strong>haben</strong>, genau<br />

zuhören und auch die kleinen<br />

Schritte wertschätzen.<br />

Im Augenblick wohnen<br />

Menschen zwischen 15 und<br />

<strong>22</strong> Jahren in den WGs. Da gibt<br />

es unterschiedliche Themen:<br />

Freundschaft, Geborgenheit,<br />

Konflikte, erste Liebe und Sexualität,<br />

Arbeit und Geld verdienen,<br />

mit dem Geld haushalten,<br />

Gesundheit. Und nicht zuletzt:<br />

die eigenen Lebensentwürfe.<br />

Das Besondere an <strong>dieser</strong><br />

Art von Jugend-Wohngemeinschaft:<br />

Die klassische Jugendhilfe<br />

wendet sich an Menschen<br />

bis zu ihrem 21. Lebensjahr.<br />

Spätestens dann muss ein<br />

Übergang in die Eingliederungshilfe<br />

für Erwachsene erfolgen<br />

und <strong>das</strong> ist für manche zu<br />

früh. Sie brauchen mehr Zeit,<br />

um sich von ihren schwierigen<br />

Lebensbedingungen zu lösen<br />

und einen festeren Stand im<br />

Leben zu erreichen. <strong>In</strong> den<br />

neuen Angeboten der alsterdorf<br />

assistenz west können die<br />

Jugendlichen bis zu ihrem 25.<br />

Lebensjahr bleiben, wenn sich<br />

mit 19 Jahren abzeichnet, <strong>das</strong>s<br />

noch Zeit notwendig ist für die<br />

Entwicklung. Sie verlieren dadurch<br />

nicht ihre sozialen Bezüge<br />

und erleben nicht noch einen<br />

Bruch in ihrem Leben.<br />

Wie in jeder Wohngemeinschaft<br />

gibt es einen Plan, wer<br />

putzt, wer kocht, wer einkauft.<br />

Die Wochenbesprechung und<br />

<strong>das</strong> regelmäßige Abendessen<br />

sind fester Bestandteil des<br />

Lebens. Und natürlich die<br />

anderen Mitbewohner und die<br />

Mitarbeitenden, die für viele <strong>das</strong><br />

erste soziale und verlässliche<br />

Netz sind, <strong>das</strong> sie überhaupt<br />

Das Wohnangebot in der Bernadottestraße<br />

kennenlernen. Die Mitarbeiter<br />

üben sich je nach Situation in<br />

Zurückhaltung, so<strong>das</strong>s die Jugendlichen<br />

den Mut entwickeln<br />

können, Eigenes auszuprobieren<br />

und die <strong>In</strong>itiative zu ergreifen.<br />

Die Bernadottestraße, in der<br />

– ungewöhnlich für Jugend-<br />

Wohngemeinschaften – hauptsächlich<br />

junge Frauen wohnen,<br />

kontakt<br />

Astrid Warning<br />

Telefon 0 40.35 74 81 <strong>22</strong><br />

a.warning@<br />

alsterdorf-assistenz-west.de<br />

bietet sogar eine »Verselbstständigungswohnung«,<br />

in der alles<br />

alleine erledigt <strong>wir</strong>d und die<br />

Mitarbeitenden nur im Notfall<br />

angefragt werden können.<br />

Die Selbstständigkeit ist<br />

auch für Sandra <strong>das</strong> Ziel: eine<br />

eigene Wohnung, eine Arbeit,<br />

vielleicht auch eine eigene<br />

Familie. Einen guten Teil des<br />

mühevollen Weges hat sie<br />

schon zurückgelegt und es hat<br />

sich gelohnt: »Heute fühle ich<br />

mich die meiste Zeit sicher und<br />

selbstbewusst«, sagt sie zuversichtlich.<br />

|<br />

Viola L’Hommedieu<br />

*Name wurde von der Redaktion geändert


Eine Sporthalle,<br />

die alle bewegt<br />

Die neue Sportstätte in Alsterdorf schafft wichtige<br />

Voraussetzungen für den inklusiven Sport<br />

Die Schülerinnen der Bugenhagen-Schulen unterstützen <strong>das</strong> Projekt mit aller Kraft.<br />

Ping pong, ping<br />

pong, ping<br />

pong – die Geschwindigkeit,<br />

mit der die kleinen<br />

Zelluloid-<br />

Bälle durch<br />

den Volkmar-<br />

Herntrich-Saal<br />

fliegen, ist mittlerweile so hoch,<br />

<strong>das</strong>s man dem sportlichen Treiben<br />

an den sechs Tischtennisplatten<br />

als Zuschauer lieber aus<br />

sicherer Entfernung folgt. Doch<br />

Grund zu echter Sorge besteht<br />

nicht. Schließlich trainieren hier<br />

Profis, von denen einige sogar<br />

schon an deutschen Meisterschaften<br />

und internationalen<br />

Turnieren teilgenommen <strong>haben</strong>.<br />

Schmetterball, Spin und Schnittabwehr<br />

beherrschen <strong>das</strong> Bild<br />

an diesem Montagnachmittag<br />

und drängen die Tatsache, <strong>das</strong>s<br />

hier Spielerinnen und Spieler mit<br />

Handicap am Werk sind, völlig<br />

aus dem Blickwinkel.<br />

Regelmäßiges Sportangebot<br />

für Beschäftigte mit<br />

Assistenzbedarf<br />

Einmal pro Woche treffen sich<br />

die Sportler, die allesamt bei<br />

alsterarbeit, dem Beschäftigungsträger<br />

für Menschen mit<br />

Handicap, beschäftigt sind, mit<br />

ihrem Trainer Thorsten Graf<br />

zum gemeinsamen Tischtennistraining.<br />

Sportlich aktiv sein zu<br />

können, ist für sie eine wichtige<br />

Abwechslung zum Alltag<br />

und eines der Highlights ihrer<br />

Woche. Ihnen geht es nicht<br />

in erster Linie ums Gewinnen,<br />

sondern um den heilsamen<br />

Effekt, den Bewegung und<br />

Gemeinschaft auf Körper und<br />

Seele <strong>haben</strong>. Dennoch ist auch<br />

diese Freude jeden Montag immer<br />

ein wenig getrübt, da <strong>das</strong><br />

Training nicht in einer Sporthalle,<br />

sondern im Herntrich-Saal,<br />

der eher einer Schulaula gleicht,<br />

stattfinden muss. »Wie schön<br />

wäre es doch, in einer richtigen<br />

Sporthalle trainieren zu können,<br />

mit eigenen Umkleidekabinen<br />

und einem richtigen Hallenboden«,<br />

so der einstimmige Tenor<br />

der Spielerinnen und Spieler.<br />

Ein langer Weg zum<br />

inklusiven Schulsport<br />

Nicht nur <strong>das</strong> Tischtennisteam<br />

von alsterarbeit träumt von<br />

besseren, vor allem barrierefreien<br />

Zeiten im Sport. Auch an den<br />

Bugenhagen-Schulen in Alsterdorf,<br />

die zur Stiftung gehören<br />

Wir wollen 1 Million Bauherren<br />

in Hamburg gewinnen.<br />

Bauherren, die<br />

unsere Sporthalle unterstützen,<br />

indem sie symbolisch<br />

für einen Baustein<br />

spenden. Durchgeführt <strong>wir</strong>d diese Aktion vor allem durch die<br />

Schüler unserer Bugenhagen-Schulen in Alsterdorf. Sie werden<br />

die Bausteine bei zahlreichen Events und Aktionen in Hamburg<br />

anbieten. Die gespendeten Steine werden von den Kindern in<br />

einem Modell in der Aula der Schule nachgebaut, so<strong>das</strong>s für<br />

alle sichtbar ist, wie unsere Sporthalle nach und nach durch <strong>das</strong><br />

Engagement der Bauherren wächst.<br />

Werden auch Sie ein Bauherr und unterstützen Sie uns:<br />

Alle weiteren <strong>In</strong>fos unter: www.alsterdorf-helfen.de<br />

und ohne Ausgrenzung für alle<br />

Kinder offen ist, sollen sich alle<br />

900 Schüler, 250 davon <strong>haben</strong><br />

eine Behinderung, endlich auch<br />

im Sportunterricht bestens aufgehoben<br />

fühlen. Denn »Schule<br />

für alle« soll auch »Sport für<br />

alle« heißen. Leider kann die<br />

gegenwärtige Situation diesem<br />

Anspruch nicht gerecht werden.<br />

Das Alter, die Ausstattung<br />

und nicht zuletzt die Größe<br />

der lediglich aus einem Feld<br />

bestehenden Sporthalle machen<br />

einen gemeinsamen Sportunterricht<br />

von Kindern mit und ohne<br />

Behinderung kaum möglich. Die<br />

Wege durch enge, verwinkelte<br />

Gänge und Umkleideräume, mit<br />

einer Ausstattung, die schon<br />

für Kinder ohne Handicap nicht<br />

optimal ist, werden für Kinder<br />

im Rollstuhl oder mit Sehbehinderung<br />

zur unüberwindbaren<br />

Hürde. Oft müssen sich zwei<br />

Klassen gleichzeitig die Halle<br />

teilen, damit alle 900 Kinder<br />

irgendwie in den Genuss eines<br />

Sportunterrichts kommen. Für<br />

Kinder mit Behinderung, die oft<br />

einen größeren Bewegungsradius<br />

<strong>haben</strong>, <strong>wir</strong>d es dann viel<br />

zu eng. Oder die Kinder müssen<br />

auf andere Sporthallen ausweichen<br />

und dafür weite Anfahrten


spots<br />

<strong>22</strong>_23<br />

auf sich nehmen, was insbesondere<br />

für die Kinder mit Behinderungen<br />

sehr anstrengend ist.<br />

Gut ist diese Lösung allemal<br />

nicht, denn schon an gewöhnlichen<br />

Sportstätten herrscht<br />

in Hamburg ein erheblicher<br />

Mangel. Sporthallen mit einer<br />

behindertengerechten Ausstattung<br />

für körperliche wie geistige<br />

Beeinträchtigungen gibt es gar<br />

nicht. Ein neues Projekt der<br />

Evangelischen Stiftung versucht<br />

kleinen wie großen Sportlern<br />

hier einmalige Perspektiven zu<br />

schenken.<br />

Hier sind nicht nur Schüler<br />

mit und ohne Behinderung<br />

gemeinsam aktiv<br />

Die Evangelische Stiftung Alsterdorf<br />

hat die Vision, die erste<br />

umfassend behindertengerechte<br />

Sporthalle in Hamburg zu bauen.<br />

Mit einer Drei-Feld-Halle könnten<br />

für alle Schüler und Breitensportler<br />

wie dem Tischtennisteam<br />

von alsterarbeit endlich unbeschwerte<br />

Sportzeiten anbrechen.<br />

Keine Ausweichmanöver mehr in<br />

weit entlegene Schulsporthallen.<br />

Vielmehr soll hier eine Heimat<br />

mit Strahlkraft für den inklusiven<br />

Schul- und Breitensport sowie<br />

den Behindertensport in Hamburg<br />

und Umgebung entstehen.<br />

Menschen mit und ohne Behinderung<br />

soll es gleichberechtigt<br />

ermöglicht werden, je nach<br />

Neigung und <strong>In</strong>teressenlage die<br />

vielfältigen Bewegungs- und<br />

Sportangebote wahrzunehmen,<br />

die die Stiftung dafür gemeinsam<br />

mit dem Deutschen Rollstuhl-<br />

Sportverband und Special<br />

Olympics Hamburg entwickelt.<br />

Nicht nur um sich fit zu halten,<br />

sondern auch um durch gemeinsame<br />

sportliche Erlebnisse<br />

Berührungsängste und Barrieren<br />

in den Köpfen zu überwinden<br />

und damit dem Ziel einer inklusiven<br />

Gesellschaft einen wichtigen<br />

Schritt näher zu kommen.<br />

Voraussetzungen für den<br />

inklusiven Sport schaffen<br />

Eine behindertengerechte<br />

Sporthalle unterscheidet sich in<br />

vielen Aspekten von herkömmlichen<br />

Sportstätten. So sind<br />

beispielsweise die Umkleidekabinen<br />

mit Stützgriffen sowie<br />

rollstuhlunterfahrbaren Bänken<br />

ausgestattet. Beschriftungen<br />

werden in Groß- und Blindenschrift<br />

sowie einer kontrastreichen<br />

Farbgebung angebracht,<br />

wovon Sportler mit Sehbehinderungen<br />

und Menschen mit<br />

geistiger Behinderung profitieren.<br />

Eine akustische und visuelle<br />

Alarmanlage bietet gehörlosen,<br />

sehbehinderten, körperlich und<br />

geistig behinderten Menschen<br />

optimale Sicherheit. Doch nicht<br />

nur die Ausstattung soll umfassend<br />

behindertengerecht sein.<br />

Um Menschen mit Behinderung<br />

die Teilhabe am Sport zu ermöglichen,<br />

sollen Behindertenund<br />

<strong>In</strong>klusionssportvereinen<br />

Hallenzeiten zu kostengünstigen<br />

Konditionen, vielleicht sogar<br />

kostenneutral, zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Ihr Engagement: ein<br />

entscheidender Meilenstein<br />

für <strong>das</strong> Gelingen unseres<br />

Vor<strong>haben</strong>s<br />

Die Grundfinanzierung dieses<br />

Projektes ist durch die Evangelische<br />

Stiftung Alsterdorf<br />

bereits gesichert. Damit unsere<br />

Vision wahr <strong>wir</strong>d, benötigen<br />

<strong>wir</strong> zusätzliche zwei Millionen<br />

Euro, die <strong>wir</strong> aus Drittmitteln<br />

– Spenden und Zuwendungen<br />

– er<strong>wir</strong>tschaften müssen. Da die<br />

Bugenhagen-Schulen in privater<br />

Trägerschaft sind, gibt es keine<br />

öffentliche Bezuschussung.<br />

Wir würden uns sehr freuen,<br />

Sie als Unterstützer für dieses<br />

wichtige Projekt gewinnen zu<br />

können. |<br />

Adrian Polok<br />

Stefan Schröder (hintere Reihe rechts) im Team in Aktion<br />

beim Triathlon in Hamburg für <strong>das</strong> Sporthallenprojekt,<br />

zusammen mit Tim Müggenburg, alsterarbeit, und Hanka<br />

Nagel, Leiterin Fundraising der Stiftung, und Kindern in<br />

den Aktions-T-Shirts<br />

<strong>In</strong>terview mit Stefan Schröder<br />

Stefan Schröder unterstützt als Botschafter <strong>das</strong> Sporthallenprojekt<br />

von Anfang an. Er ist erfolgreicher Profihandballer<br />

und spielt beim HSV. Er war unter anderem<br />

2007 Europapokalsieger und Weltmeister.<br />

Warum engagieren Sie sich für den Bau einer umfassend<br />

behindertengerechten Sporthalle?<br />

Es ist eine tolle Sache, <strong>das</strong>s mit der neuen Halle den<br />

Schülern, ebenso wie den behinderten Sportlern, die Motivation<br />

und eine neue Möglichkeit gegeben werden soll,<br />

absolut barrierefrei Sport zu treiben. Denn egal ob mit oder<br />

ohne Behinderung: Der Sport verbindet die Menschen.<br />

Wie behindertenfreundlich ist Deutschland?<br />

Ich denke, wo eine Hilfe oder ein Angebot für behinderte<br />

Menschen vorhanden ist, hilft es sehr weiter. Auf der<br />

anderen Seite kann nie genug gemacht werden und es ist<br />

noch viel Nachholbedarf. Die neue Sporthalle ist in diesem<br />

Sinne ein großer Schritt in die richtige Richtung.<br />

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie<br />

dem Projekt wünschen?<br />

Auf den Punkt gebracht: Ich wünsche mir, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Projekt<br />

sein Ziel, eine Million Bauherren zu finden, erreicht!<br />

Fotos: Axel Nordmeier, Lars Forjahn<br />

kontakt<br />

Hanka Nagel<br />

Leitung Fundraising<br />

Telefon 0 40.50 77 34 11<br />

h.nagel@alsterdorf.de<br />

Spenden:<br />

Evangelische Stiftung Alsterdorf<br />

Konto 4 444 444<br />

BLZ 251 205 10<br />

Bank für Sozial<strong>wir</strong>tschaft<br />

Welche Bedeutung kommt dem Sport Ihrer Meinung<br />

nach zu, abgesehen von dem Umstand, <strong>das</strong>s Sie selber<br />

Profisportler sind?<br />

Sport ist sehr wichtig, und zwar ganz speziell für Kinder<br />

und ihre Entwicklung. Im richtigen Umfeld macht Sport noch<br />

mehr Spaß, und der Spaß gehört genauso zum Sport wie<br />

Tore zum Handball. <strong>In</strong> der Schule sollte immer zum Sporttreiben<br />

motiviert werden. |


Vorschläge für eine<br />

barrierefreie Mitte Altona<br />

während des Forums<br />

»Eine Mitte für Alle«<br />

Erster<br />

barrierefreier<br />

Stadtteil<br />

in Hamburg?<br />

»Eine Mitte für Alle« beteiligt sich<br />

an der Stadtentwicklung in Altona<br />

Vor 18 Monaten ging <strong>das</strong><br />

Q8-Projekt Altona an den<br />

Start – und es hat ordentlich<br />

Fahrt aufgenommen.<br />

Q8 hat <strong>das</strong> Forum »Eine<br />

Mitte für Alle« aufgebaut,<br />

<strong>das</strong> die Planung für die<br />

neue »Mitte Altona« auf dem Gelände des<br />

ehemaligen Güterbahnhofs begleitet. <strong>In</strong><br />

diesen Tagen schickt <strong>das</strong> Forum Post an Beteiligte<br />

aus Politik und Planung. Der grüne<br />

Umschlag macht neugierig.<br />

Darin stecken Empfehlungen für den<br />

Masterplanentwurf Mitte Altona. Der Masterplan<br />

bildet die geplante Grundstruktur<br />

des Stadtteils ab und legt Leitziele fest für<br />

die künftige Entwicklung des Quartiers. Die<br />

Hamburger Bürgerschaft berät den Plan<br />

in diesen Wochen und <strong>wir</strong>d ihn bis zum<br />

Herbst beschließen. Das Forum »Eine Mitte<br />

für Alle« hat über mehrere Monate inklusive<br />

Ziele entwickelt für ein gutes Miteinander<br />

aller Menschen im Stadtteil quer durch alle<br />

Lebensbereiche wie Wohnen und Bildung,<br />

Assistenz und Arbeit. Der abstrakte Begriff<br />

»<strong>In</strong>klusion« ist inzwischen regelrecht zum<br />

Schlagwort geworden: für eine Lebenswelt,<br />

die gute Verhältnisse für alle bietet – jung<br />

oder alt, krank oder gesund, mit oder ohne<br />

Behinderung, unabhängig von Geschlecht,<br />

kultureller oder sozialer Herkunft. »<strong>In</strong>klusion«<br />

heißt, alle Menschen gehören zu <strong>dieser</strong><br />

Gesellschaft dazu, mit gleichen Rechten<br />

und Pflichten, am Leben teilzu<strong>haben</strong>.<br />

Die ca. 90 Mitglieder des Forums <strong>haben</strong><br />

genau unter die Lupe genommen, ob<br />

inklusive Ziele in der Textfassung des Masterplans<br />

berücksichtigt sind. »Die interessantesten<br />

Stellen sind die Kästchen, die leer<br />

bleiben«, so Karen Haubenreisser von Q8<br />

Altona: Hier vermissen die Mitglieder des<br />

Forums konkrete Aussagen.<br />

Die Stellungnahme des Forums ist <strong>das</strong><br />

Ergebnis mehrerer Sitzungen, entstanden<br />

aus der Zusammenarbeit von Bürgerinnen<br />

und Bürgern aus Altona und vieler <strong>In</strong>stitutionen<br />

aus den verschiedensten Bereichen,<br />

u. a. aus Kirche und Kita, aus der Stadtplanung,<br />

aus Bürgerinitiativen, Politik und<br />

Ausschüssen.<br />

Q8-Projektleiterin Karen Haubenreisser<br />

hat <strong>das</strong> Werk vorangetrieben, ihr Ansporn:<br />

»Wir schaffen eine gute Lebenswelt für alle,<br />

indem <strong>wir</strong> die Ressourcen aller miteinander<br />

info Q8<br />

Q8 ist <strong>das</strong> Quartiersentwicklungsprojekt<br />

der Stiftung Alsterdorf, mit dem sich<br />

die Evangelische Stiftung Alsterdorf in<br />

verschiedenen Hamburger Stadtteilen<br />

engagiert. Ziel von Q8 ist es, Quartiere<br />

so zu gestalten, <strong>das</strong>s Menschen gut<br />

darin leben und sich versorgen können,<br />

junge und alte Menschen, mit und ohne<br />

Unterstützungsbedarf.<br />

verbinden. Wenn man frühzeitig plant,<br />

erhält man viele gute Lösungen sogar zum<br />

Nulltarif.« Immerhin sollen auf dem Areal<br />

einmal rund 3 500 Wohnungen entstehen,<br />

<strong>das</strong> zweitgrößte Stadtentwicklungsprojekt<br />

nach der Hafencity. Eine einmalige Chance,<br />

von Anfang an den Boden für einen inklusiven<br />

Stadtteil zu bereiten, mitten im Herzen<br />

Hamburgs, und zukünftige Bewohnerinnen<br />

und Bewohner selbst an dem Prozess zu<br />

beteiligen.<br />

Was sich auf dem Papier trocken liest:<br />

»Wohnen in Vielfalt – Barrierefreies und<br />

attraktives Wohnumfeld – Teil<strong>haben</strong> am öffentlichen<br />

Leben«, übersetzt Karen Haubenreisser<br />

in eine anschauliche Vorstellung. So<br />

soll es im Quartier aussehen: <strong>In</strong> dem autoarmen<br />

Stadtteil können sich Fußgänger und<br />

Fußgängerinnen gefahrlos bewegen. <strong>In</strong> den<br />

Häusern leben Jung und Alt, Menschen mit<br />

und ohne Behinderung, Menschen jeden<br />

Einkommens und verschiedener Nationalitäten.<br />

Die Wohnungen sind durch anpassungsfähige<br />

Grundrisse leicht veränderbar<br />

je nach den verschiedenen Bedürfnissen:<br />

größere Wohnungen für Familien und für<br />

Wohngemeinschaften, z. B. für Studierende<br />

oder für Menschen mit demenzieller<br />

Erkrankung, kleineren Wohnungen nebenan,<br />

in denen auch ältere Menschen oder<br />

pflegende Angehörige leben können. Zu<br />

den Wohnblocks gehören Wohncafés und<br />

Nachbarschaftstreffpunkte, ein Servicezen-


spots<br />

24_25<br />

Zur Auftaktveranstaltung<br />

»Eine Mitte für Alle« kamen<br />

<strong>22</strong>0 Menschen – und<br />

sammelten erste Ideen.<br />

Fotos: Axel Nordmeier, Q8, www.luftbilder.de/, M. Friedel / FHH<br />

trum gibt Auskunft in allen Lebensfragen,<br />

koordiniert Dienstleistungen, Wohnberatung<br />

und bürgerschaftliches Engagement<br />

und bietet Tages- und Nachtassistenz.<br />

Flexibilität ist Trumpf. <strong>In</strong> den Geschäften<br />

arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung<br />

zusammen. Zum Spazierengehen muss<br />

Karen Haubenreisser,<br />

Q8-Altona-Projektleitung<br />

kontakt<br />

Q8-Altona-Projektleitung<br />

Karen Haubenreisser<br />

Telefon 0 40. 35 74 81 53<br />

k.haubenreisser@q-acht.net<br />

www.q-acht.net<br />

Weitere <strong>In</strong>formationen zum Projekt<br />

»Eine Mitte für Alle« finden Sie unter<br />

www.q-acht.net/<br />

altona-eine-mitte-fuer-alle.html<br />

niemand weit laufen, Grünflächen, Büsche<br />

und Bäume befinden sich in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft. Das Viertel ist durchgehend<br />

barrierefrei. »Das könnte der erste barrierefreie<br />

Stadtteil Hamburgs werden«, meint<br />

Karen Haubenreisser.<br />

Für <strong>das</strong> Forum »Eine Mitte für Alle« ist<br />

<strong>das</strong> keine Utopie. So hat eine Bäckereikette<br />

schon <strong>In</strong>teresse bekundet, sich in dem<br />

Planungsgebiet anzusiedeln und dort eine<br />

rundherum barrierefreie Verkaufsstelle mit<br />

Cafés einzurichten. Solche Geschäfte für<br />

den täglichen Bedarf sind wichtig. Ebenso<br />

die kulturelle Arbeit und quartiersnahe Bildung,<br />

eingebunden in ein Stadteilnetzwerk,<br />

zu dem auch die Bäckereikette und ortsansässige<br />

Geschäftsleute gehören. Die Kurt-<br />

Tucholsky-Schule, die von Altona-Nord in<br />

die Mitte Altona ziehen <strong>wir</strong>d, ist als offene<br />

Schule mit im Boot. Hier könnten Angebote<br />

der Volkshochschule stattfinden, die sich<br />

zum Beispiel mit aktuellen Fragen aus dem<br />

Quartier beschäftigen. Auch eine öffentliche<br />

Bibliothek könnte eingerichtet werden,<br />

so Schulleiter Ulrich Becker. Im Unterricht<br />

wären Projekte z. B. für die Wohncafés und<br />

angeschlossenen Wohnungen denkbar.<br />

Alles gut möglich, denn die Kommunikation<br />

untereinander ist ja auf bestem Wege.<br />

Je weiter Q8 und »Eine Mitte für Alle«<br />

vorwärtsgehen, desto deutlicher entdecken<br />

sie neue Möglichkeiten. Wie im Strahl einer<br />

Taschenlampe: Der weitere Weg <strong>wir</strong>d sichtbar,<br />

wenn die erste Strecke zurückgelegt ist.<br />

Bei der Beleuchtung des Masterplanentwurfs<br />

fiel unter anderem auf, <strong>das</strong>s Wohnungen<br />

für Menschen mit Assistenzbedarf<br />

nicht thematisiert werden. Auch Räume<br />

für nachbarliche Kontakte fehlen. Außerdem<br />

vermissen die Forumsmitglieder ein<br />

Quartiers- oder Servicezentrum. Das sind<br />

nur einige der »Leerstellen«, die sie entdeckt<br />

<strong>haben</strong>. Konkrete Vorschläge dafür wurden<br />

erarbeitet.<br />

Die Mitglieder des Forums wenden viel Zeit<br />

und Energie für ihr Engagement auf. Doch<br />

die positiven Rückmeldungen von Anwohnerinnen<br />

und Anwohnern, aus Verwaltung<br />

und Politik und aus dem Sozialraummanagement<br />

des Bezirks Altona machen Mut,<br />

den Weg weiterzugehen.<br />

Jetzt sind Menschen aus Politik und<br />

Stadtplanung gefragt, <strong>das</strong> Werk weiterzubringen<br />

und den Boden durch den Masterplan<br />

zu bereiten, sagt Karen Haubenreisser:<br />

»Die Gedanken werden jetzt und auch<br />

in Zukunft dort hingetragen, wo sie sich<br />

entwickeln können.« Das Forum <strong>wir</strong>d seine<br />

Vorschläge weiterentwickeln und auch in<br />

den nächsten Etappen der Stadtentwicklung<br />

einbringen. Wenn <strong>das</strong> Ziel erreicht ist,<br />

entsteht mitten in Altona der erste Stadtteil<br />

Hamburgs, in dem ganz bewusst ein lebenswerter<br />

Ort für alle Menschen geschaffen<br />

<strong>wir</strong>d. Ein Quartier, <strong>das</strong> reich ist durch<br />

die Vielfalt aller, die in ihm leben. |<br />

<strong>In</strong>ge Averdunk


Station DAVID – ein Erfolgsmodell<br />

Hinter der blauen Glastür mit den bunten Fischen im Erdgeschoss des<br />

Evangelischen Krankenhauses Alsterdorf (EKA) liegt eine besondere Station<br />

Die Zimmertüren <strong>haben</strong><br />

hier keine Nummern,<br />

sondern sind farbig<br />

gestrichen, im Aufenthaltsraum<br />

steht ein Puppenwagen, am<br />

Tisch sitzen zwei alte Frauen<br />

und ein Mann, scheinbar versunken<br />

in ihre eigene Welt. Die<br />

elf Betten der Station DAVID<br />

stehen Patientinnen und Patienten<br />

zur Verfügung, die akut<br />

internistisch erkrankt – zum<br />

Beispiel unter einer Lungenentzündung<br />

leiden oder eine<br />

Herzschwäche <strong>haben</strong> – und<br />

gleichzeitig dement sind. Vor<br />

knapp anderthalb Jahren wurde<br />

die Station eröffnet. Sie zählt<br />

bundesweit zu den Modellprojekten,<br />

in denen erprobt <strong>wir</strong>d,<br />

wie Patienten mit Demenz im<br />

Krankenhaus am besten versorgt<br />

werden können. Für Station DA-<br />

VID <strong>haben</strong> Wissenschaftler des<br />

Universitätsklinikums Eppendorf<br />

unter Leitung von Dr. Hanneli<br />

Döhner die Arbeit im ersten Jahr<br />

wissenschaftlich begleitet und<br />

ausgewertet. Finanziell gefördert<br />

wurde die Untersuchung<br />

maßgeblich von der Homann-<br />

Stiftung und den Freunden zur<br />

Förderung des EKA.<br />

Zu den wichtigsten Ergebnissen<br />

zählt, <strong>das</strong>s sich die<br />

Versorgung von Patienten mit<br />

Demenz durch <strong>das</strong> Angebot der<br />

Station DAVID verbessert hat.<br />

Das hat mehrere Gründe: Die<br />

Patienten werden direkt auf die<br />

Station aufgenommen. Alle Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter<br />

auf der Station sind im Umgang<br />

und in der Kommunikation mit<br />

Demenzpatienten geschult worden.<br />

Ehrenamtliche unterstützen<br />

die Pflegekräfte, zum Beispiel<br />

indem sie sich mit den Patienten<br />

im Aufenthaltsraum beschäftigen.<br />

Die Kooperationspartner<br />

wie Pflegeheime und -dienste<br />

<strong>In</strong>dividuelle Ansprache ist ein wichtiger Faktor in der Behandlung<br />

von Patientinnen mit Demenz.<br />

sowie Ärzte schätzen, <strong>das</strong>s die<br />

Mitarbeiter der Station gut erreichbar<br />

sind und <strong>In</strong>formationen<br />

schnell ausgetauscht werden –<br />

auch <strong>das</strong> kommt den Patienten<br />

zugute. Und nicht zuletzt trägt<br />

<strong>das</strong> Farb- und Raumkonzept<br />

dazu bei, <strong>das</strong>s sich die Patienten<br />

auf der Station sicher fühlen<br />

und orientieren können.<br />

Dr. Georg Poppele, Chefarzt<br />

der Station DAVID und des<br />

Fachbereichs <strong>In</strong>nere Medizin<br />

zieht eine positive Bilanz: »Ich<br />

freue mich, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> mit dem<br />

Konzept für die Station DAVID<br />

erfolgreich sind. Es ist ein sinnvolles<br />

Angebot – aber auch eine<br />

große Herausforderung.«<br />

kontakt<br />

Evangelisches Krankenhaus<br />

Alsterdorf gGmbH<br />

Bodelschwinghstraße 24<br />

<strong>22</strong>337 Hamburg<br />

Telefon 0 40.50 77 03<br />

eka@alsterdorf.de<br />

www. evangelischeskrankenhaus-alsterdorf.de<br />

Die Mitarbeiter wünschen<br />

sich noch weitere, verpflichtende<br />

Schulungen und eine besser<br />

koordinierte Zusammenarbeit<br />

mit den Ehrenamtlichen. Kritisch<br />

wurde den Wissenschaftlern<br />

gegenüber geäußert, <strong>das</strong>s<br />

Patienten mit unterschiedlichen<br />

Schweregraden der Demenz<br />

aufgenommen werden. »Wenn<br />

die Demenz sehr weit fortgeschritten<br />

ist, fehlt den Betroffenen<br />

die Einsicht in die Notwendigkeit<br />

der Behandlung.<br />

Dann kann es vorkommen,<br />

<strong>das</strong>s sie sich <strong>In</strong>fusionsschläuche<br />

aus dem Arm ziehen oder<br />

aufgrund ihres Bewegungsbedürfnisses<br />

in andere Patientenzimmer<br />

gehen«, erklärt Dr.<br />

Poppele. »Das ist für Mitarbeiter<br />

und andere Patienten<br />

irritierend und manchmal auch<br />

belastend. <strong>In</strong> solchen Situationen<br />

ist der besondere Einsatz<br />

der Pflegekräfte gefordert, die<br />

durch spezielle Schulungen<br />

darauf vorbereitet sind. Ich<br />

habe großen Respekt vor ihrer<br />

Arbeit.«<br />

Wichtiger Bestandteil des<br />

Konzeptes ist außerdem <strong>das</strong> sogenannte<br />

Alsterdorfer Netzwerk<br />

Demenz, in dem sich Pflegestützpunkte,<br />

Ärzte, Pflegeheime<br />

und -dienste vernetzen, damit<br />

Angehörige leichter <strong>das</strong> passende<br />

Angebot für demenzkranke<br />

Menschen finden. Geplant ist<br />

darüber hinaus, eine sogenannte<br />

Überleitungsschwester<br />

einzustellen, die die Patienten<br />

zu Hause abholt, im Krankenhaus<br />

zu Untersuchungen und<br />

Operationen begleitet und auch<br />

wieder nach Hause bringt – ein<br />

vertrautes Gesicht, <strong>das</strong> den<br />

Patienten Sicherheit geben soll.<br />

Dafür fehlt im Moment allerdings<br />

noch <strong>das</strong> Geld. |<br />

Marion Förster<br />

Fotos: <strong>In</strong>ge Averdunk, Dietz


Foto: Arndt Streckwall<br />

25-jähriges Jubiläum und<br />

eine Briefmarkenspende XXL<br />

140 Postpakete <strong>haben</strong> Anfang des Monats die Briefmarkenstelle der Stiftung erreicht.<br />

Die Spende eines Sammlers ist damit bisher die größte Einzelspende einer Privatperson in<br />

diesem Jahr. Allgemeine Anfragen nach Möglichkeiten, Briefmarken zu spenden, erreichen<br />

die Briefmarkenstelle häufiger. Aber als dann von 140 Paketen die Rede war und die<br />

Herkunft der Marken, Ersttagsbriefe, Sonderstempel und -umschläge etc., deutlich wurde,<br />

war die Freude groß.<br />

Die nächste Gelegenheit, einmal tiefer in die Welt der Philatelie einzutauchen, ist der<br />

nächste Briefmarkentag am Samstag, den 25. August. Ab 10 Uhr <strong>wir</strong>d dann auch <strong>das</strong><br />

25-jährige Jubiläum der Briefmarkenstelle in der Hudtwalckerstraße 21 a gefeiert. Hier<br />

können <strong>In</strong>teressierte einmal hinter die Kulissen schauen, in Briefmarkenbeständen stöbern<br />

oder einfach die Atmosphäre bei Seemannsliedern und Jazz genießen.<br />

Zum 25-jährigen Jubiläum gibt es außerdem eine große Jubiläumsaktion: An diesem<br />

Tag sollen 250 Alben gesammelt werden. Haben Sie ein Album, <strong>das</strong> Sie spenden möchten?<br />

Dann bringen Sie es einfach am 25. August in der Zeit von 10 bis 16 Uhr in der Hudtwalckerstraße<br />

21 a vorbei.<br />

Weitere <strong>In</strong>formationen und Bestellungen bei: Klaus Volmer, Briefmarkenstelle der<br />

Evangelischen Stiftung Alsterdorf, Hudtwalckerstraße 21 a, <strong>22</strong>299 Hamburg,<br />

Telefon 0 40.40 18 70 10, Fax: 0 40.40 18 70 33, briefmarkenstelle@alsterdorf.de<br />

»Veränderung entsteht durch<br />

Übernahme von Verantwortung«<br />

Gemeinsamer Fachtag der Fachschule für Heilerziehung, alsterdorf<br />

assistenz ost und alsterdorf assistenz west<br />

Es war ein sehr berührender und engagierter Fachtag der Fachschule für Heilerziehung<br />

der Ev. Stiftung Alsterdorf, der alsterdorf assistenz ost (aaost) und alsterdorf assistenz west<br />

(aawest) <strong>2012</strong>. Thema war die Übernahme von Verantwortung ebenso wie <strong>das</strong> Eintreten<br />

für die eigene Überzeugung und wie dies zu Veränderungen führen kann. Ausgangspunkt<br />

waren die Prozesse, die schließlich 1988 die »Anstalten« zur »Evangelischen Stiftung«<br />

werden ließen, und im zweiten Teil wurden insgesamt die Voraussetzungen für engagiertes<br />

Handeln in der Arbeit bestimmt.<br />

1979 rüttelte der Artikel »Schlangengruben in unserem Land« im ZEIT-Magazin der<br />

über die schlechten Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung in den damaligen<br />

Alsterdorfer Anstalten berichtete, die Hamburger Öffentlichkeit und Politik auf. Es war <strong>das</strong><br />

Engagement einer kleinen Gruppe von Mitarbeitenden im sogenannten »Kollegenkreis«,<br />

<strong>das</strong> zu diesem Artikel und zu den dann folgenden massiven Veränderungen führte.<br />

Horst Wallrath, Ilse Westermann, Astrid Madey und Thomas Hülse gehörten dazu und<br />

stehen noch heute im Dienst der Stiftung. Beim Fachtag erklärten sie, <strong>das</strong>s sie irgendwann<br />

»einfach« Verantwortung übernahmen. Der Schlüssel dazu war, <strong>das</strong>s sie ihrer eigenen<br />

Wahrnehmung vertrauten, Dinge hinterfragten und dazu mit anderen ins Gespräch kamen.<br />

Sie bildeten eine Gruppe Gleichgesinnter.<br />

Anschließend diskutierten die Fachschüler <strong>das</strong> Thema »Übernahme von Verantwortung<br />

am Arbeitsplatz. Was brauche ich, um die Stärke zu entwickeln, auch kritische Themen anzusprechen«.<br />

Sie fanden vor allem drei Aspekte bedeutsam: Selbstreflexion, fachliches Wissen<br />

und Mut. Heute helfen dabei auch <strong>das</strong> interne Qualitätsmanagement, die UN-Konvention<br />

für die Rechte von Menschen mit Behinderung und der Kontakt zu Gleichgesinnten, den<br />

positiven, lebensbejahenden Blick zu erhalten. Es war eine konzentrierte Atmosphäre und die<br />

fundierten Nachfragen zeigten, <strong>das</strong>s die nachfolgende Generation den kritischen Geist des<br />

»Kollegenkreises« verstanden und den eigenen Blick geschärft hat. |<br />

+ + kurzmeldungen + + + + + + + + + + +<br />

alsterdorf assistenz ost und<br />

Tochtergesellschaft Hamburger<br />

Gesundheitshilfe auf dem<br />

10. Deutschen Seniorentag in Hamburg<br />

Die alsterdorf assistenz ost gGmbH (aaost)<br />

und ihre Tochtergesellschaft Hamburger<br />

Gesundheitshilfe (HGH) waren vom 3. bis 5.<br />

Mai <strong>2012</strong> mit einem Stand auf dem 10.<br />

Deutschen Seniorentag in Hamburg vertreten.<br />

Die Themen der aaost und HGH, Seniorenangebote<br />

für Menschen mit Behinderung,<br />

Palliativpflege und Sterbebegleitung,<br />

wurden in zahlreichen und sehr persönlichen<br />

Gesprächen aufgenommen. Im Rahmen<br />

einer Podiumsdiskussion und Projektvorstellung<br />

zum Thema »Pflege in Würde<br />

gestalten – wohnortnah – selbstbestimmt –<br />

mitmenschlich« stellte <strong>In</strong>a Achilles, Geschäftsführerin<br />

der aaost, die Wohn- und<br />

Pflegegemeinschaft für Menschen mit demenzieller<br />

Erkrankung im Hamburger Stadtteil<br />

Wandsbek-Hinschenfelde vor. Auch hier<br />

gab es in der anschließenden Diskussion viele<br />

konkrete Fragen zu dem Projekt, so<strong>das</strong>s es<br />

ein rundum gelungener Messeauftritt war.<br />

Team »1 Million Bauherren gesucht«<br />

startet beim Hamburg-Triathlon!<br />

Die Botschafter des Spendenprojekts »Eine<br />

Million Bauherren gesucht« sind derzeit an<br />

vielen Orten in Hamburg anzutreffen. Auch<br />

beim Triathlon in Hamburg stellen sie ihre eigene<br />

Sportlichkeit unter Beweis.<br />

Eine gemischte Staffel, bestehend aus HSV-<br />

Handballer Stefan Schröder, Special-Olympics-Sportler<br />

Tim Müggenburg und Hanka<br />

Nagel, Abteilungsleiterin des Stiftungsfundraisings,<br />

war zu Wasser und zu Lande – im<br />

Neoprenanzug in der Alster, auf dem Rennrad<br />

und auf der 5-km-Laufstrecke – unterwegs.<br />

Der gemeinsame Zieleinlauf aller drei<br />

Sportler nach 1:28:49 Stunden unter dem<br />

anerkennenden Beifall der Zuschauer war<br />

der Höhepunkt des Engagements.<br />

Durch den Start der Bauherren-Staffel gelang<br />

es nicht nur, sportlich zu punkten, sondern<br />

auch <strong>das</strong> Spendenprojekt für Hamburgs<br />

erste konsequent barrierefreie<br />

Sporthalle auf dem Gelände der Evangelischen<br />

Stiftung Alsterdorf weiter bekannt zu<br />

machen.<br />

Weitere <strong>In</strong>formationen über <strong>das</strong> Projekt<br />

»Eine Million Bauherren gesucht« finden Sie<br />

auf www.alsterdorf-helfen.de<br />

impressum<br />

Herausgeber: Evangelische Stiftung Alsterdorf<br />

Redaktionsleitung: Güde Lassen (GL), verantwortlich;<br />

Hans Georg Krings (HGK), Telefon 0 40.50 77 34 83<br />

Redaktionsteam: <strong>In</strong>ge Averdunk, Sybille Kramer, Barbara<br />

Minta, Thomas Hülse, Katharina Meyer, Anja Dose, Hans<br />

Georg Krings, Wolfgang Peiker, Viola L’Hommedieu, Arndt<br />

Streckwall, Adrian Polok, Frauke Benox<br />

Lektorat: Bernd Kuschmann<br />

Gestaltung: Andreas Homann, www.AndreasHomann.de<br />

Druck: alsterpaper, Hamburg<br />

Spendenkonto: Bank für Sozial<strong>wir</strong>tschaft, BLZ 251 205 10,<br />

Konto 44 444 02<br />

news<br />

26_27


+ + kurzmeldungen + + + + + + + + + + +<br />

Kann man mit den Händen singen?<br />

Rolf Zuckowski, bekannter Kinderlieder-<br />

Komponist, und sehr viele Kinder mit ihren<br />

Eltern <strong>haben</strong> es im treffpunkt.altona der alsterdorf<br />

assistenz west bewiesen: Es geht!<br />

Rolf Zuckowski begleitete die Sänger auf<br />

seiner Gitarre, legte diese aber kurz danach<br />

beiseite und gebärdete gemeinsam mit den<br />

Kindern. Sehr engagiert und begeistert von<br />

der Freude und Konzentration der Kinder<br />

stimmte Rolf Zuckowski drei weitere Lieder<br />

an, und die Zeit verging wie im Flug. Die<br />

Veranstaltung wurde von zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen<br />

begleitet, so<strong>das</strong>s<br />

<strong>das</strong> besondere Erlebnis für alle barrierefrei<br />

war.<br />

Oldtimer-Rundfahrt »Alsterdorf Classics«<br />

sorgt zum dritten Mal für Begeisterung<br />

52 Fahrzeuge aus verschiedenen Jahrzehnten<br />

gingen auch in diesem Jahr auf einen<br />

Rundkurs, diesmal zugunsten des Projekts<br />

»Eine Million Bauherren gesucht« – für den<br />

Bau der ersten umfassend barrierefreien<br />

Sporthalle auf dem Stiftungsgelände.<br />

Die Route führte durch malerische Ecken<br />

Schleswig-Holsteins. Stationen waren <strong>das</strong><br />

Gut Kaden, Ahrensburg, der Lütjensee, die<br />

Walddörfer und Glückstadt an der Elbe.<br />

Auch der Alsterdorfer Markt war Teil der<br />

256 km langen Strecke. Hier wurde ein längerer<br />

Zwischenstopp für eine der beiden<br />

Wertungsprüfungen eingelegt, die durch<br />

die Unterstützung der Bauunternehmung<br />

Otto Wulf und der Kanzlei Asche, Stein und<br />

Glockemann erstmals durchgeführt werden<br />

konnten. Für <strong>das</strong> Spendenprojekt »Eine<br />

Million Bauherren gesucht« kamen rund<br />

4 000 Euro zusammen.<br />

Freudiges Gruppenbild zur Einweihung: (von links) Prof. Dr. Matthias R. Lemke,<br />

Ärztlicher Direktor HSK, Ulrich Scheibel, Vorstand Ev. Stiftung Alsterdorf, Andrea Nielsen,<br />

kaufmännische Leitung HSK, Prof. Dr. Hanns-Stephan Haas, Vorstandsvorsitzender Ev.<br />

Stiftung Alsterdorf, Silke Seemann, Gesundheitsministerium Kiel<br />

HSK: Neubau wurde eingeweiht<br />

Mit der Einweihung eines Stationsneubaus hat <strong>das</strong> Heinrich Sengelmann Krankenhaus<br />

(HSK) die erste Etappe im Prozess zur umfassenden Neugestaltung geschafft. <strong>In</strong> dem<br />

flachen Gebäude, <strong>das</strong> sich harmonisch in <strong>das</strong> weitläufige Gelände einfügt, sind 14 Ein- und<br />

Zweibettzimmer mit eigenem Bad für 26 Patienten eingerichtet. Bei ihrem ersten Rundgang<br />

staunten die Gäste nicht schlecht: »Das hat ja Hotelcharakter«, war die einhellige<br />

Meinung über die geschmackvoll eingerichteten Räume. Bodentiefe Fenster, Terrassen vor<br />

allen Patientenzimmern und ansprechende Beleuchtungskörper sorgen für viel Helligkeit.<br />

Auf der neuen Station M werden Menschen aufgenommen, die sich sowohl mit<br />

einer tief greifenden seelischen Erkrankung als auch mit einer Abhängigkeitsproblematik<br />

auseinandersetzen müssen. Sie werden von einem multiprofessionellen Team unterstützt,<br />

in dem Fachärzte, Psychotherapeuten, Kreativ- und Ergotherapeuten sowie Sozialarbeiter<br />

und psychiatrisches Fachpersonal zusammenarbeiten. Im Mittelpunkt steht dabei immer<br />

die individuelle Behandlung.<br />

Anzeige


+ + kurzmeldungen + + + + + + + + + + +<br />

Richtfest beim Neubau des<br />

Evangelischen Krankenhauses Alsterdorf<br />

Rund 300 gut gelaunte Gäste feierten am<br />

8. Juni <strong>das</strong> Richtfest am Evangelischen<br />

Krankenhaus Alsterdorf. Damit ist ein wichtiger<br />

Meilenstein erreicht auf dem Weg zu<br />

einem modernen Klinikbau. Nach den Plänen<br />

des Architektenteams Kläschen entsteht<br />

für rund 32 Millionen Euro ein neues<br />

Krankenhaus, der Altbau <strong>wir</strong>d modernisiert.<br />

Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-<br />

Storcks betonte in ihrem Grußwort, wie<br />

wichtig <strong>das</strong> EKA in der Versorgung vor allem<br />

von Epilepsiepatienten und Menschen<br />

mit Behinderung ist. Im Frühjahr 2013 soll<br />

<strong>das</strong> neue Krankenhaus eingeweiht werden.<br />

news<br />

28_29<br />

Fotos: HSK, <strong>In</strong>ge Averdunk, Sabine Kramer<br />

Gruppenbild mit Palme – <strong>das</strong> Bacardi-Team in der Hausgemeinschaft Zollstraße<br />

Engagement<br />

mit Leidenschaft!<br />

Freiwillige von BACARDI und Deutscher Bank AG im Mai und Juni bei<br />

der alsterdorf assistenz ost<br />

Das <strong>In</strong>teresse von Unternehmen, einen »social day« – einen sozialen Tag für ihre Mitarbeitenden<br />

durchzuführen, setzt sich fort: <strong>In</strong> diesem Frühsommer zeigten gleich zwei große Unternehmen<br />

ihr <strong>In</strong>teresse an der Arbeit der alsterdorf assistenz ost (aaost).<br />

Die BACARDI Deutschland GmbH zeigte im Mai dieses Jahres mit über 30 Mitarbeitenden<br />

in vier verschiedenen Häusern ihr handwerkliches und gärtnerisches Geschick. Sie arbeiteten<br />

dabei eng mit Klientinnen und Klienten zusammen und lernten sich kennen. Anschließend<br />

gab es in allen Einsatzstellen ein ausgiebiges Abendessen, bei dem die Gäste noch mehr<br />

über <strong>das</strong> Leben von Menschen mit Assistenzbedarf erfahren konnten.<br />

Auch die Deutsche Bank AG engagierte sich in diesem Jahr wieder, diesmal sogar an zwei<br />

Orten. Eine Gruppe um Carl von Tippelskirch, Deutsche Bank AG Hamburg und New York,<br />

zeigte ihr technisches Können beim Aufbauen eines Gartenhäuschens in der Tagesförderung<br />

Hummelsbüttel und eine Gruppe der Deutschen Bank AG Ahrensburg verbrachte mit Klienten<br />

des Wohnhauses Ahrensburg einen »exotischen« Tag in Hagenbecks Tierpark. Zustande<br />

kam <strong>dieser</strong> Ausflug durch den Kontakt eines Elternpaares, Familie Mischok, zum ehemaligen<br />

Leiter der Bank in Ahrensburg, Frank Holzer. Beide Gruppen brachten neben ihrem Einsatz<br />

noch eine Spende für die jeweilige Einrichtung bzw. <strong>das</strong> Haus mit.<br />

Fazit: Menschen setzen sich konkret ein, sind interessiert am Gegenüber, gehen offen<br />

aufeinander zu. Das steckt an und macht die Tage für beide Seiten zu etwas ganz Besonderem.<br />

|<br />

Termine<br />

bis Dezember <strong>2012</strong><br />

<strong>September</strong><br />

15. <strong>September</strong>, ab 21.00 Uhr, Marktplatz<br />

Nacht der Kirchen<br />

16. <strong>September</strong>, ab 11.00 Uhr, Marktplatz<br />

Nacht der Kirchen – Open-Air-Gottesdienst<br />

<strong>22</strong>. <strong>September</strong>, 10.00–17.00 Uhr, Marktplatz<br />

Stoffmarkt Holland<br />

Oktober<br />

14. Oktober, 11.00–18.00 Uhr, Marktplatz<br />

Kartoffelschmaus (Erntedankfest)<br />

November<br />

10. November, 10.00–17.00 Uhr, Marktplatz<br />

Stoffmarkt Holland<br />

Dezember<br />

1. Dezember, 11.00–18.00 Uhr, Marktplatz<br />

Alsterdorfer Advent – kleiner Weihnachtsmarkt<br />

mit Open-Air-Bühne<br />

2. Dezember, 11.00–18.00 Uhr, Marktplatz<br />

Alsterdorfer Advent – kleiner Weihnachtsmarkt<br />

mit Open-Air-Bühne<br />

14. Dezember, 19.30 Uhr, Marktplatz<br />

Open-Air-Kino (»Die Feuerzangenbowle«)<br />

Aktion Sommergarten: gemeinsam<br />

aktiv für einen neuen Garten – die<br />

Führungsmannschaft von Möbel Höffner<br />

und Menschen aus der Hausgemeinschaft<br />

Bornheide<br />

Aktion Sommergarten<br />

Die Führungsmannschaft von Möbel Höffner<br />

Eidelstedt machte gemeinsam mit Klientinnen<br />

und Klienten und deren Angehörigen<br />

aus der Hausgemeinschaft Bornheide<br />

den dortigen Garten wieder flott.<br />

»Es macht uns großen Spaß, hier mit anzupacken.<br />

Meine Abteilungsleiter <strong>haben</strong> sich<br />

sofort gemeldet, um zu helfen. Wir wünschen<br />

der Hausgemeinschaft Bornheide im<br />

neu gestalteten Garten schöne Stunden<br />

und freuen uns über die gute Stimmung«,<br />

so Holger Geile, Hausleiter von Möbel Höffner,<br />

während der Aktion Sommergarten.<br />

Zehn Führungskräfte von Möbel Höffner hatten<br />

den europäischen Protesttag für die Rechte<br />

von Menschen mit Behinderung zum Anlass<br />

genommen und sich engagiert. Karin<br />

Helmer, Bereichsleitung alsterdorf assistenz<br />

west, zog Bilanz: »Das Projekt ›Sommergarten‹<br />

war auf mehreren Ebenen ein voller Erfolg.<br />

Solche Gemeinschaftsaktionen beweisen:<br />

Berührungsängste können abgebaut<br />

werden, Wirtschaftsunternehmen übernehmen<br />

solidarisch Mitverantwortung für die Gesellschaft,<br />

und Menschen mit einer Behinderung<br />

wollen und können aktiv mitgestalten.«


Immer wieder<br />

mittwochs …<br />

... macht sich Hannelore Kahlmann auf den Weg<br />

zu den Menschen in der Stiftung Alsterdorf<br />

Der Mittwoch ist für manche Menschen ein besonderer<br />

Tag. So besonders, <strong>das</strong>s Familie und Freunde diesen Tag<br />

mit Samthandschuhen anfassen, wenn es um Terminplanungen<br />

geht. Denn Sie wissen, immer mittwochs<br />

engagiert sich Hannelore Kahlmann in der Evangelischen Stiftung<br />

Alsterdorf, und dies seit über dreißig Jahren.<br />

Begonnen hatte alles mit einem Aufruf im Niendorfer Wochenblatt<br />

vor 30 Jahren, der Hannelore Kahlmann motivierte, mit<br />

der Stiftung Kontakt aufzunehmen. »Mein Mann begann damals,<br />

sich im neu gegründeten Förderkreis der Stiftung zu engagieren,<br />

so waren mir die Menschen, um die es ging, nicht unbekannt«,<br />

sagt Hannelore Kahlmann. Nach den ersten Eindrücken in Wohnangeboten<br />

im damaligen Carl-Koops-Haus und in der Cafeteria<br />

des Wilfried-Borck-Hauses der Stiftung ist die Entscheidung für<br />

ein Engagement schnell getroffen. »Ich fühlte mich schnell wohl<br />

und merkte, hier kannst du dich nicht nur einbringen, sondern<br />

nimmst auch sehr viel mit. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch eine<br />

schwere Erkrankung überstanden. Dabei hat mir mein Glaube sehr<br />

geholfen. Und so war die Wahl, mich in der Evangelischen Stiftung<br />

zu engagieren, so etwas wie ein Neuanfang und ein Dankeschön,<br />

die Krankheit überstanden zu <strong>haben</strong>.«<br />

So entstanden im Laufe der Jahre viele persönliche Bekanntschaften<br />

mit ganz unterschiedlichen Menschen aus der Stiftung.<br />

Schwerpunkt ihres Wirkens wurde die Cafeteria im ehemaligen<br />

Wilfried-Borck-Haus. Hier stieß sie schnell auf acht gleichgesinnte<br />

Frauen, die sich engagierten, ein erstes kleines Team bildete sich.<br />

Ein Zusammenhalt, der Hannelore Kahlmann bis heute, auch nach<br />

dem Umzug der Cafeteria in den Treffpunkt der alsterdorf assistenz<br />

west in den Sommerkamp, wichtig ist. Mit der Zeit ergaben sich<br />

aus dem gemeinsamen Engagement auch private Freundschaften,<br />

sogar gemeinsame Ausflüge und Aktivitäten standen und stehen<br />

auf dem Programm.<br />

Auch die Begleitung von Menschen zum sonntäglichen Gottesdienst<br />

in die St. Nicolaus Kirche auf dem Stiftungsgelände hat bei<br />

Hannelore Kahlmann einen wichtigen Stellenwert. »Ich kenne viele<br />

Gottesdienstbesucher seit Jahren. Auch wenn diese nicht mehr<br />

auf dem Stiftungsgelände, sondern in den Stadtteilen leben, ist<br />

der Gottesdienst ein beliebter Treffpunkt.« Drittes Standbein ihres<br />

langjährigen Engagements sind Besuche in einer Hausgemeinschaft<br />

im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel, wo in netter Runde Kaffee<br />

getrunken und ein Plausch gehalten <strong>wir</strong>d.<br />

Auf diese Weise kommt es, <strong>das</strong>s es in mancher Woche mehr<br />

als nur einen Mittwoch gibt. Trotzdem bleibt Hannelore Kahlmann<br />

Zeit für eigene Aktivitäten. Einmal in der Woche genießt sie die<br />

Ruhe und Entspannung in einem Yogakurs oder erhält ihre körperliche<br />

Fitness durch regelmäßiges Radfahren. Auch bleibt Zeit für so<br />

manches Buch, hier ziehen sie Biografien, Krimis und Reiseliteratur<br />

in ihren Bann. Früher mehr als heute unternahm sie mit ihrem<br />

Mann auch selbst gerne Reisen, häufig in Form von Wanderungen<br />

bei den Hamburger Naturfreunden, denen sie langjährig verbunden<br />

ist. Etwas Neues zu entdecken, sich die Neugierde zu erhalten,<br />

hat mein Leben sehr bereichert, so wie mein Engagement in der<br />

Stiftung Alsterdorf. |<br />

Arndt Streckwall


Hannelore Kahlmann schätzt<br />

<strong>das</strong> langjährige freiwillige<br />

Engagement in der Stiftung<br />

als wichtige Bereicherung.<br />

porträt<br />

30_31<br />

Foto: Axel Nordmeier


Genießen mit sozialer Überzeugung<br />

Der alsterspon entspringt einer einzigartigen<br />

Kooperation zweier Hamburger Traditionsunternehmen:<br />

der Evangelischen Stiftung<br />

Alsterdorf und des Weinkontors G. H. Wehber<br />

& Co. An vielen Stellen im Herstellungsprozess<br />

arbeiten Menschen mit Behinderung.<br />

Bestellung und <strong>In</strong>formation auf<br />

www.alsterdorf.de/alsterspon/<br />

Pro Flasche<br />

1 Euro<br />

Spende für Kinder- und<br />

Jugendprojekte der<br />

Evangelischen<br />

Stiftung Alsterdorf<br />

HIER ERHÄLTLICH!<br />

Der Laden, Alsterdorfer Markt 12, <strong>22</strong>297 Hamburg,<br />

Telefon 0 40.82 31 56 48, Mo. bis Fr. 9.00 –18.30 Uhr, Sa. 9.00–13.30 Uhr<br />

Weinhaus G. H. Wehber & Co., Poppenbütteler Chaussee 26, <strong>22</strong>397 Hamburg<br />

Telefon 0 40.60 76 31 30 und Fax 0 40.60 76 31 06, www.weinkontor-wehber.de<br />

Edeka aktiv markt Gabriele Ecks, Alsterdorfer Markt 8, <strong>22</strong>297 Hamburg,<br />

Telefon 0 40.50 09 04 59, Mo. bis Sa. 8.00–20.00 Uhr, www.edeka-ecks.de<br />

Restaurant Kesselhaus (im Ausschank), Alsterdorfer Markt 14,<br />

<strong>22</strong>297 Hamburg, Telefon 0 40.50 77 50 77, Mo. bis So. 9.00–23.00 Uhr,<br />

www.restaurant-kesselhaus.de<br />

Bestellung und <strong>In</strong>formation: www.alsterdorf.de/alsterspon/

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