Download Teil 1 - AIDS-Hilfe Stuttgart eV
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LEBEN MIT HIV 11<br />
In Deutschland:<br />
Schlendrian statt Safer Sex<br />
HIV-ÜBERTRAGUNGSRATE BEI HOMOSEXUELLEN<br />
MÄNNERN UM SECHS PROZENT GESTIEGEN<br />
Berlin – Die Zahl der <strong>AIDS</strong>-Infektionen bei homosexuellen<br />
Männern ist 2004 in Deutschland erneut<br />
gestiegen. Die Übertragung des Erregers von einem<br />
Mann zu einem anderen lag um sechs Prozent höher als<br />
im Jahr zuvor. Das geht aus dem Halbjahresbericht des<br />
Robert Koch Instituts (RKI) hervor. Insgesamt ist die Zahl<br />
der neu diagnostizierten <strong>AIDS</strong>-Infektionen mit knapp<br />
2.000 Fällen etwa gleich geblieben. Auch bei Syphilis war<br />
der Anstieg in der Gruppe der homosexuellen<br />
Männer besonders deutlich, schreibt das<br />
RKI.<br />
Bestimmte Gruppen der<br />
Bevölkerung schützten sich<br />
beim Sex weniger als zuvor,<br />
warnte die Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung<br />
(BZgA) nach der<br />
Auswertung einer neuen<br />
Repräsentativerhebung.<br />
So verhüteten im Jahr<br />
2000 noch 78 Prozent der<br />
Singles unter 45 Jahren bei<br />
einer neuen Beziehung mit<br />
Kondom, 2004 waren es nur noch<br />
70 Prozent. „Diese Entwicklungen<br />
zeigen, dass differenzierte Datenanalysen<br />
sowie zielgruppengenaue Aufklärungskonzepte notwendig<br />
sind“, betonten RKI- Präsident Reinhard Kurth<br />
und BZgA-Direktorin Elisabeth Pott.<br />
VERBREITETE FEHLEINSCHÄTZUNG<br />
Homosexuelle Männer stellten 2004 mit 47 Prozent<br />
die größte Gruppe der 1928 bisher gemeldeten HIV-<br />
Neuinfektionen. Auffällig deutlich war der Anstieg bei den<br />
30- bis 49-Jährigen. „Das ist beunruhigend, weil es sich<br />
dabei um Menschen handelt, die vor allem in den achtziger<br />
Jahren das durch HIV/<strong>AIDS</strong> verursachte Leid in ihrem<br />
Umfeld selbst erfahren haben“, sagte Kurth. Auch der<br />
wachsende Therapieoptimismus verleite Viele dazu, HIV<br />
nicht mehr als gefährlich einzuschätzen, warnte Pott.<br />
Am deutlichsten stiegen die Zahlen der Erstdiagnosen bei<br />
homosexuellen Männern in Berlin, aber auch in<br />
Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz,<br />
Sachsen und Schleswig-Holstein gab es Zuwächse. In<br />
Bayern, Baden-Württemberg und Hessen gingen<br />
die gemeldeten Erstdiagnosen zwar<br />
zurück, dort waren sie im Vorjahr<br />
jedoch überproportional gestiegen.<br />
Institut.<br />
SYPHILISFÄLLE<br />
DEUTLICH GESTIEGEN<br />
Die Zahl der gemeldeten<br />
Syphilis-Fälle kletterte<br />
von 2.934 (2003) auf<br />
3.345. In der Gruppe der<br />
gleichgeschlechtlich aktiven<br />
Männer sei Syphilis eine besondere<br />
Gefahr, weil die Krankheit ein Schrittmacher<br />
für <strong>AIDS</strong> sei, warnte das Robert Koch-<br />
Bei heterosexuellen Kontakten steige zudem die Gefahr<br />
durch die hohen HIV-Infektionsraten in Osteuropa und die<br />
zunehmende Prostitution. Die zweitgrößte Gruppe der<br />
Neuinfektionen (16 %) bildeten Menschen, die aus einem<br />
Land mit hoher HIV-Rate stammen. Nur ein Fünftel der<br />
2004 in Deutschland Erstinfizierten waren Frauen.<br />
(Quelle: Der Standard vom 21. April 2005)