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CROSSRAIL –<br />
DATEN UND FAKTEN<br />
• Crossrail ist das größte europäische Tiefbauprojekt<br />
mit einem Investitionsvolumen<br />
von 14,86 Milliarden Pfund. Die Strecke hat<br />
eine Länge von 118 Kilometern und wird 37<br />
Stationen quer durch London verbinden.<br />
„Crossrail muss viele bauliche und logistische<br />
Herausforderungen berücksichtigen.“<br />
SICHER RADFAHREN<br />
Um sie besser auf<br />
Radfahrer aufmerksam<br />
zu machen, hat<br />
Crossrail bis dato<br />
über 4.000 Lastwagenfahrer<br />
trainiert.<br />
Zudem gibt es eine<br />
zusätzliche Sicherheitsausstattung<br />
auf<br />
allen Baustellenfahrzeugen.<br />
tern bahnen sich die Tunnel ihren Weg zwischen bereits<br />
bestehenden U-Bahn-Linien, Abwasserkanälen,<br />
Versorgungsleitungen und Gebäudefundamenten.<br />
Das Konzept unterirdischer Tunnelröhren mit großem<br />
Durchmesser unter der Londoner Innenstadt<br />
wurde erstmals in den 1940er-Jahren diskutiert. Der<br />
Name „Crossrail“ tauchte erstmals 1974 im London<br />
Rail Study Report der Umweltbehörde und des Greater<br />
London Council auf, einer Studie zum künftigen Verkehrsbedarf<br />
und der strategischen Infrastrukturplanung<br />
für London und den Südwesten Englands. Zwar<br />
entsprechen die ursprünglichen Vorschläge nicht den<br />
heutigen Plänen, doch die Erkenntnis, dass London<br />
ein effizienteres Schienenverkehrsnetz benötigt, gab<br />
es schon vor rund 70 Jahren.<br />
Logistik an vorderster Stelle<br />
Das Projekt ist mit enormen Herausforderungen verbunden<br />
– allen voran logistischen Problemen. Als eine<br />
der weltweit belebtesten Metropolen hat London mit<br />
einem extrem hohem Verkehrsaufkommen zu kämpfen.<br />
Daher optimierte das Crossrail-Managementteam<br />
die Bauplanung so, dass möglichst wenige Straßen,<br />
Zug- und U-Bahn-Verbindungen beeinträchtigt<br />
werden.<br />
Die Londoner City ist auch für ihre historischen Gebäude<br />
bekannt. Doch von den über 350 denkmalgeschützten<br />
Gebäuden entlang der Eisenbahnstrecke<br />
muss nur eines abgerissen werden.<br />
Clive Trencher,<br />
Senior Risk Consultant, AGCS UK<br />
<strong>Allianz</strong> <strong>Global</strong> Corporate & Specialty (AGCS) ist Mitglied<br />
des Versicherungskonsortiums, das für Sachschäden<br />
infolge der Bauarbeiten und an den eingesetzten<br />
Maschinen – einschließlich der acht Tunnelbohrmaschinen<br />
– aufkommt. Auch an der Haftpflichtversicherung<br />
ist AGCS beteiligt.<br />
Zu den Risiken für die Projektversicherer zählen etwa<br />
Brände in den Tunnelbohrmaschinen (TBMs) und Stationen.<br />
„Die TBMs werden von großen Elektromotoren<br />
angetrieben, die knapp 1.000 Tonnen wiegen und bis<br />
zu 148 Meter lang sind. Ihre Stromversorgung muss<br />
sich auf dem Weg durch die Tunnelröhren mit ihnen<br />
vorwärtsbewegen, mit einer Zielgeschwindigkeit von<br />
100 Metern pro Woche“, erklärt Paul Smith, Engineering<br />
Underwriting Manager bei AGCS.<br />
Crossrail plant mehrere neue Stationen in London.<br />
Unterschiedliche Böden<br />
Clive Trencher, Senior Risk Consultant für Hoch- und<br />
Tiefbau bei AGCS, nennt weitere Risiken: „Die erwarteten<br />
Bodenbedingungen können sich von einer Baustelle<br />
zur nächsten ändern. So müssen sich die Ingenieure<br />
im Westen Londons in der Nähe der Paddington<br />
Station durch den Londoner Ton bohren und benötigen<br />
dafür spezielles Gerät. Im Osten dagegen werden<br />
Schlammbohrmaschinen benötigt.“ Der Einsatz unterschiedlicher<br />
Maschinen sei mit besonderen baulichen<br />
und logistischen Herausforderungen verbunden.<br />
So wirke sich jede Bohrtechnik anders auf die<br />
überirdischen Gebäude oder den Abtransport von<br />
Ausbruchsmaterial aus. „Die jeweiligen Sonderfaktoren<br />
müssen akribisch in die Planung einbezogen werden“,<br />
ergänzt Trencher.<br />
In den vergangenen zehn Jahren haben sich Risikoerfassung<br />
und -management enorm verbessert, entsprechend<br />
ist das Gefährdungspotenzial gesunken.<br />
Exemplarisch sind hier verbesserte Gesundheits- und<br />
Sicherheitsrichtlinien, Fortschritte in Tunnel- und<br />
Bauverfahren sowie die gemeinsame Entwicklung des<br />
Joint Code of Practice for Risk Management of Tunnel<br />
Works zu nennen. Auf dieses Regelwerk einigten sich<br />
Londoner Versicherer und Vertreter der Tunnelbauindustrie<br />
im Jahr 2003, nachdem eine Reihe von Tunnelbauunfällen<br />
die Versicherer zwischen 1994 und 2003<br />
über 600 Millionen US-Dollar gekostet hatte.<br />
Neue Sicherheitsvorschriften<br />
Das Regelwerk legt fest, dass es für jedes Projekt ein<br />
formalisiertes Risikomanagementverfahren zur Ermittlung,<br />
Bewertung und Verteilung von Risiken geben<br />
muss und dass in jeder einzelnen Phase Risikobewertungen<br />
vorgenommen, katalogisiert und aktualisiert<br />
werden müssen.<br />
Um Kernkompetenzen, bewährte Arbeitsabläufe, Risikomanagement<br />
sowie Industriestandards festzuhalten<br />
und weiterzugeben, hat Crossrail die Tunnelling<br />
and Underground Construction Academy (TUCA) ins<br />
Leben gerufen. Das Institut bildet Facharbeiter für die<br />
speziellen Anforderungen von Tunnelbau, Tiefbau und<br />
Infrastrukturprojekten aus.<br />
Als europaweit einzige Ausbildungsstätte für Tunnelbau<br />
in Weichböden (es gibt ein Ausbildungszentrum<br />
für Tunnelbau in Hartgestein in der Schweiz) trägt<br />
TUCA zur Entwicklung neuer Qualifikationen sowie<br />
Gesundheits- und Sicherheitsstandards in der Branche<br />
bei. Während der Projektlaufzeit werden an der<br />
PAUL SMITH<br />
Engineering Underwriting Manager, AGCS UK<br />
paul.smith@allianz.com<br />
CLIVE TRENCHER<br />
Senior Risk Consultant Engineering, AGCS UK<br />
clive.trencher@allianz.com<br />
WWW.AGCS.ALLIANZ.COM/SECTORS<br />
• Die Strecke erweitert die Fahrgastkapazität<br />
der britischen Hauptstadt um rund zehn Prozent<br />
und soll die wichtigen Geschäftsbezirke<br />
der Metropole für weitere 1,5 Millionen<br />
Pendler innerhalb von 45 Minuten erreichbar<br />
machen.<br />
• Crossrail bietet neue Bahnverbindungen<br />
und reduziert die Reisezeit. Zu Stoßzeiten sollen<br />
bis zu 24 Züge pro Stunde zwischen Paddington<br />
und Whitechapel fahren.<br />
• Jeder Crossrail-Zug ist bis zu 200 Meter lang<br />
und hat eine Fahrgastkapazität von bis zu<br />
1.500 Passagieren. Bis zu 200 Millionen Fahrgästen<br />
sollen die Strecke jährlich nutzen.<br />
• Seit Beginn der Bauarbeiten 2009 wurden<br />
über 20 Millionen Arbeitsstunden geleistet.<br />
Über 7.000 Menschen sind derzeit auf über<br />
40 Baustellen in London tätig.<br />
Akademie allein im Tiefbau-Bereich mindestens 3.500<br />
Fachkräfte ausgebildet.<br />
Ohne Zweifel wird das Londoner Crossrail-Projekt<br />
während seiner neunjährigen Laufzeit das Management<br />
vor viele Herausforderungen stellen. Angesichts<br />
der Weiterentwicklungen im Risikomanagement für<br />
Tunnel- und Bauprojekte geben diese dem Management<br />
jedoch auch die Chance, aus den Erfahrungen zu<br />
lernen und die bestehenden Verfahren für künftige<br />
große Infrastrukturprojekte zu verfeinern.<br />
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