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Kleine Bestimmungshilfen, Teil 1 - AG Geobotanik in Schleswig ...

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– 76 –<br />

„Artenzwill<strong>in</strong>ge“ mit ihren Unterscheidungsmerkmalen, die mit e<strong>in</strong>em Sekundenblick durch die<br />

Lupe oder sogar mit bloßem Auge die Bestimmung ermöglichen. Das Argument, dass man die<br />

Vermittlung solcher kle<strong>in</strong>en <strong>Bestimmungshilfen</strong> gar nicht brauche, weil man das entsprechende<br />

Merkmal auch schon im „Rothmaler“ (JÄGER 2011) vorf<strong>in</strong>de, ersche<strong>in</strong>t hier wenig hilfreich: Die<br />

Fülle der dort vorhandenen Informationen ist, gerade für e<strong>in</strong>en Anfänger, erdrückend. Wenn man<br />

gar nicht weiß, um welche Artenpaare bzw. -gruppen es gehen könnte, wird e<strong>in</strong>em die Standardliteratur<br />

nicht weiterhelfen. Stattdessen können aber schon kle<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise erfahrener Botaniker<br />

entscheidende Impulse geben. Als Anfänger wird man wahrsche<strong>in</strong>lich staunend vor den Profis<br />

stehen, die unter Zuhilfenahme all ihrer S<strong>in</strong>ne, sei es nun visuelle, auditive, olfaktorische, gustatorische<br />

oder haptische Wahrnehmung, Artenbestimmungen vornehmen. Beispiele: Aus dem<br />

Blätterrascheln wird die Zitterpappel (Populus tremula), aus der Geschmacksprobe der Pfeffer-<br />

Knöterich (Persicaria hydropiper) erkannt. In diese Kunst e<strong>in</strong>geweiht zu werden, macht schon<br />

e<strong>in</strong>en <strong>Teil</strong> der Fasz<strong>in</strong>ation aus, mit der Botaniker ihr Interessensgebiet oder Berufsfeld erleben.<br />

Nachdem man aber erste E<strong>in</strong>drücke von dieser Kunst gewonnen hat, bleibt e<strong>in</strong>em der nächste<br />

Schritt, nämlich die mühsame Beschäftigung mit Artenpaaren oder -gruppen, bei denen die Artbestimmung<br />

schwierig ist, nicht erspart. Die Unterscheidung solcher Arten macht eben doch den<br />

oben besprochenen E<strong>in</strong>satz der Standard- oder Spezialliteratur nötig. Mit der praktischen E<strong>in</strong>führung<br />

durch Mentoren ist dann aber bereits e<strong>in</strong> Grundgerüst von E<strong>in</strong>drücken und Kenntnissen<br />

vorhanden, das es viel leichter macht, den abstrakten Schritt zur Nutzung der Literatur zu gehen.<br />

Da der Anfänger ke<strong>in</strong>e großen Zweifel an der absoluten Glaubwürdigkeit der Bestimmungsschlüssel<br />

haben wird, wird er Misserfolge bei der Handhabung der eigenen Unvollkommenheit<br />

zuordnen (er weiß ja noch nicht, dass die Bücher nicht frei von Widersprüchen und Unstimmigkeiten<br />

s<strong>in</strong>d). Die Folge für den Anfänger s<strong>in</strong>d dann oft Frust und Ratlosigkeit.<br />

Wer nun sogar vor der Aufgabe steht, e<strong>in</strong>e Aufnahmefläche pflanzensoziologisch zu erfassen<br />

oder e<strong>in</strong> Areal zu kartieren, hat die Verpflichtung oder zum<strong>in</strong>dest das Ziel, möglichst jede Pflanzenart<br />

wahrzunehmen und zu benennen, und zwar korrekt. Dabei wird nur e<strong>in</strong> <strong>Teil</strong> der Pflanzen<br />

so vollständig ausgebildet se<strong>in</strong>, dass die für die Bestimmung so bedeutsamen Blüten und/oder<br />

Früchte vorhanden s<strong>in</strong>d. Man steht also unweigerlich vor dem Problem, die Bestimmung alle<strong>in</strong><br />

nach den vegetativen Pflanzenteilen vornehmen zu müssen. Hierzu gab es bis vor e<strong>in</strong>igen Jahren<br />

meist nur Literatur zu speziellen systematischen oder ökologischen Gruppen. Die <strong>in</strong>zwischen<br />

erschienenen breiter gefassten Vegetativschlüssel, z. B. EGGENBERG & MÖHL (2007) und PO-<br />

LAND & CLEMENT (2009), müssen zwar als bemerkenswerter Fortschritt betrachtet werden, im<br />

E<strong>in</strong>zelfall sieht man aber auch ihre Unvollkommenheiten. Die tatsächliche morphologische<br />

Amplitude bei der Ausbildung der Wurzeln, Stängel und Blätter lässt die Hoffnung auf umfassende<br />

Vegetativschlüssel oft genug <strong>in</strong> sich zusammenfallen. Umso wichtiger ersche<strong>in</strong>t es, entsprechende<br />

Spezialschlüssel für kle<strong>in</strong>ere systematische E<strong>in</strong>heiten oder Gruppen habituell ähnlicher<br />

Arten zu entwerfen.<br />

E<strong>in</strong> anderes Problem s<strong>in</strong>d Arten, die <strong>in</strong> den Standardfloren <strong>in</strong> weiter entfernten Positionen im<br />

Bestimmungsschlüssel stehen, so dass das Trennmerkmal oft nur mit Mühe aufgefunden werden<br />

kann. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere für Fälle konvergenter Entwicklung, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e habituelle Ähnlichkeit<br />

ke<strong>in</strong>e nähere Verwandtschaft wiedergibt.<br />

In all diesen Fällen können spezielle Bestimmungsschlüssel, oft schon <strong>in</strong> Form kle<strong>in</strong>er H<strong>in</strong>weise,<br />

weiterhelfen.<br />

1.2 Ursprünge und Konzeption der „<strong>Kle<strong>in</strong>e</strong>n <strong>Bestimmungshilfen</strong>“<br />

Wie ist es zu der Idee der „<strong>Kle<strong>in</strong>e</strong>n <strong>Bestimmungshilfen</strong>“ gekommen? In den vielen von mir geleiteten<br />

öffentlichen Exkursionen konnte ich die Erfahrung machen, dass immer die gleichen<br />

Fragen auftraten, dass ich immer die gleichen Auskünfte gab. Aus den weitergegebenen H<strong>in</strong>weisen<br />

erwuchs e<strong>in</strong> festes Repertoire, das große Ähnlichkeit mit den Informationen hatte, die mir

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