PDF Medienspiegel - Aargauer Kunsthaus
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<strong>Medienspiegel</strong><br />
Dieter Meier<br />
In Conversation<br />
7. September bis 17. November 2013<br />
<strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>, Aarau<br />
Dieter Meier, Studie zu Behind Flowers, 1976
Agenturmeldungen
Datum: 05.09.2013<br />
SchweizerischeDepeschenagentur<br />
SDA<br />
3001 Bern<br />
031/ 309 33 33<br />
www.sda.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Presseagenturen<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
05.09.2013 13:07:06 SDA 0085bsd<br />
Schweiz / Aargau / Aarau (sda)<br />
Kultur, Kunst, Unterhaltung, Kunst, Film, Vermischtes, Kurioses<br />
Von Mark Theiler, sda<br />
Facetten des künstlerischen Schaffens von Dieter Meier<br />
"In Conversation" heisst eine Ausstellung des <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>es in Aarau über das Schaffen des Zürcher<br />
Konzeptkünstlers Dieter Meier. Doch selbst umfangreiche Werkschauen wie diese vermögen nur Teile von<br />
Meiers Werk abzubilden.<br />
Denn Dieter Meier ist vieles: Konzept- und Performancekünstler, Zeichner, Bildhauer, Filmemacher, Essayist,<br />
Produzent, Regisseur, Schauspieler, Poet und - als Kopf von Yello - auch Musiker. Dazu ist Multimillionär<br />
Meier auch Rinderzüchter, Weinbauer, Mitbesitzer eines bedeutenden Schweizer Verlages, einer Soft- und<br />
Hardwarefirma im Silicon Valley und eines grossen Schweizer Tourismus-Unternehmens.<br />
Ein Teil der Ausstellung "In Conversation" ist den frühen konzeptuellen Performances von Meier gewidmet.<br />
Diese werden anhand von Bildern und Textdokumenten dokumentiert.<br />
Darunter fällt auch seine 1971 in New York durchgeführte Performance "Two Words". Dabei verteilte Meier auf<br />
offener Strasse an Passanten, die "Yes" oder "No" sagten, gegen Quittung je einen Dollar.<br />
Gezeigt werden auch Dokumente der Aktion "5 Tage" von 1969. Damals zählte Meier vor dem <strong>Kunsthaus</strong><br />
Zürich während fünf Tagen 100'000 Schrauben ab und füllte sie in Plastikäcklein.<br />
Fotograf und Objekt zugleich<br />
Ein weiterer Teil der Ausstellung ist dem Fotografen Dieter Meier gewidmet. Auch in dieser Rolle ist Meier<br />
mehr als nur der Fotograf, sondern, wie etwa in den Serien "As Time Goes By" (1974/2005) oder "Der falsche<br />
Magier" (1982), auch Darsteller und Objekt.<br />
Für andere fotografische Arbeiten wie "20 Pictures Within 5 Minutes" (1970), "Lost Pieces" oder "Flying<br />
Sculptures" (beide 1976) wählte Meier unspektakuläre Situationen, Orte oder Objekte.<br />
Pionier des Musik-Videos<br />
Gross ist auch Meiers Verdienst im Bereich des experimentellen Kurzfilms. Ende der sechziger Jahre begann<br />
er mit diesem Medium erstmals zu experimentieren. Dabei kamen Filme heraus wie "My Grandparents" oder<br />
"Portrait H. Lachmayer" (beide 1972), die weder Handlungsabläufe aufwiesen, noch etwas erzählten.<br />
Viele der frühen Werke Dieter Meiers seien in die Videoclips von Yello eingeflossen, schreibt das <strong>Kunsthaus</strong> in<br />
einer Mitteilung vom Donnerstag. Angesichts der künstlerischen Bedeutung dieser Musikvideos sei auch<br />
diesem Aspekt ein eigener Ausstellungsraum gewidmet worden.<br />
Neuere Werke zu sehen<br />
Auch im Alter von 68 Jahren ist Meiers Schaffenskraft unverändert hoch, wie die neuen Werke zeigen, die in<br />
Aarau präsentiert werden. Es handelte sich beispielswiese um die 2010 begonnene Fotoserie "Portraits" oder<br />
um Meiers Manifestationen mit der Stiftung "Association des maîtres de rien", mit denen er seit 2008 auf sich<br />
aufmerksam macht.<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51065892<br />
Ausschnitt Seite: 1/2<br />
Bericht Seite: 125/170
Datum: 05.09.2013<br />
SchweizerischeDepeschenagentur<br />
SDA<br />
3001 Bern<br />
031/ 309 33 33<br />
www.sda.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Presseagenturen<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Die Ausstellung im <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> Aarau dauert vom Freitag bis zum 17. November. Dieter Meier ist<br />
während dieser Zeit mehrmals zu Gast bei Gesprächen in Aarau.<br />
Dreimal tritt er auch als Musiker auf und singt ein Lied mit Klavierbegleitung. Am 31. Oktober spielt er mit<br />
seinem neuen Bandprojekt Out Of Chaos im KiFF Aarau.<br />
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Medienanalyse<br />
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Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
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Argus Ref.: 51065892<br />
Ausschnitt Seite: 2/2<br />
Bericht Seite: 126/170
Tageszeitungen
Datum: 06.09.2013<br />
Gesamt Regio<br />
<strong>Aargauer</strong> Zeitung<br />
5001 Aarau<br />
058/ 200 58 58<br />
www.aargauerzeitung.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 83'511<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 18<br />
Fläche: 77'455 mm²<br />
Ein begnadeter und hintersinniger Bastler<br />
Kunst Das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> zeigt das<br />
unbekannte Werk des bekannten Dieter Meier<br />
len»<br />
41.2-.2 os.<br />
Dieter Meier gibt Anweisungen für<br />
«Behind Flowers» (1976, li.), verkauft<br />
1971 in New York die Worte<br />
Yes und No für einen Dollar (o.).<br />
Eine fotografisch inszenierte Knetfigur<br />
(2013, ganz oben).<br />
HO<br />
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www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51073227<br />
Ausschnitt Seite: 1/2<br />
Bericht Seite: 56/170
Datum: 06.09.2013<br />
Gesamt Regio<br />
<strong>Aargauer</strong> Zeitung<br />
5001 Aarau<br />
058/ 200 58 58<br />
www.aargauerzeitung.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 83'511<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 18<br />
Fläche: 77'455 mm²<br />
VON SABINE ALTORFER<br />
ieter Meier als<br />
Künstler. Auch<br />
das noch! Als<br />
Musiker, als Teil von Yello ist er weltbekannt,<br />
und auch als Bio-Weinbauer,<br />
Rinderfarmer und Beizer ist er regelmässig<br />
in den Schlagzeilen. Doch<br />
Madeleine Schuppli, Direktorin des<br />
<strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>es, ist überzeugt:<br />
«Dieter Meier ist relevant für die<br />
Schweizer Kunstgeschichte.» Deshalb<br />
zeige sie das unbekannte künstlerische<br />
Werk des bekannten Dieter<br />
Meier. Und sie füllt mit der chronologisch<br />
angelegten Werkschau das<br />
weitläufige Parterre des Hauses.<br />
Sinnlos und doch existenziell<br />
Zwei Nebenbemerkungen sind<br />
hier angebracht. Erstens hat Dieter<br />
Meier um 1970 sein kreatives Leben<br />
als Künstler und Filmer gestartet.<br />
Und zweitens hat er neben all seinen<br />
anderen Tätigkeiten immer auch gekunstet,<br />
nur eben quasi für sich<br />
selbst. «Nach 1976 habe ich mich<br />
von all dem zurückgezogen, was ich<br />
nenne.» Er hatte keine<br />
Lust, sich dem Urteil irgendwelcher<br />
Kunstpäpste auszuliefern, denn «die<br />
Dinge, die ich machte, waren mir<br />
existenziell nahe.»<br />
«Ich bin kein Selbstdarsteller,<br />
ich handle als<br />
Schauspieler.»<br />
Dieter Meier<br />
In den Anfangszeiten waren diese<br />
Dinge absurde, erheiternde, nihilistische<br />
Strassen-Aktionen im Geiste der<br />
68er, Experimentalfilme vom Feinsten<br />
und Fotoserien, die jedem Existenzialisten<br />
das Herz erwärmen.<br />
Schon seine erste Aktion 1969<br />
brachte den 1945 in Zürich geborenen<br />
Dieter Meier in die Schlagzeilen.<br />
Auf dem Platz vor dem <strong>Kunsthaus</strong><br />
zählte er fünf Tage lang Metallstücke<br />
ab. Die «NZZ» machte ihn zum «bekannten<br />
Underground-Künstler», eine<br />
Episode, die Meier heute noch genüsslich<br />
erzählt. 1970 stellte er Menschen,<br />
die eine 30 Meter lange Strecke<br />
gingen, eine «Gang-Bestätigung»<br />
aus, das Publikum wunderte sich<br />
und das Fernsehen berichtete. Anderntags<br />
ging er im warmen schwarzen<br />
Mantel bei 30 Grad eine Stunde<br />
lang am Zürcher Bellevue zwanzig<br />
Meter hin und zurück.<br />
Solche Aktionen sind absurd,<br />
sinnlos, einfach und doch genau dadurch<br />
auch hintersinnig. Das Attest<br />
fürs Gehen oder für den Verkauf von<br />
einem No oder Yes auf New Yorks<br />
Strassen für einen Dollar sind eine<br />
Persiflage auf alles Amtliche und ein<br />
Loblied auf das Unnütze.<br />
Dokumente und Kunst<br />
Wie stellt man das aber aus? Mit<br />
Dokumenten und Fotos. Die teils riesigen<br />
Vergrösserungen wirken,<br />
schliesslich war Dieter Meier schon<br />
damals fotogen und wusste sich zu inszenieren.<br />
Kleinformatig, aber nicht<br />
minder attraktiv sind die eigentlichen<br />
Werke: Zeichnungen und serielle Fotoarbeiten.<br />
Bice Curiger liess er in<br />
«Behind Flowers» bedeutungsschwer<br />
unnütze Kunstdinge präsentieren, Papiere,<br />
die er in die Luft warf, wurden<br />
durch die Kamera zu «Flying Sculptures»<br />
(1976) - und er selber hüpfend<br />
zur Serie «Jumps». 1974 inszenierte<br />
sich der Künstler als 48 verschiedene<br />
Menschen, einige liess er gar mit sich<br />
selber altern und zeigt sie 2005 und<br />
2012 erneut. «Ich bin aber kein Selbstdarsteller»,<br />
betont Meier, «ich handle<br />
als Schauspieler.»<br />
Dass er und sein Yello-Partner Boris<br />
Blank begnadete Darsteller sind,<br />
ist bekannt. Zehn der Yello-Videos -<br />
von «The Evening's Young» (1981) bis<br />
zu «Tiger Dust» (2009) - werden in<br />
riesigen Projektionen gezeigt und<br />
machen so deutlich mehr Spass als<br />
in den Mini-Internet-Formaten. Man<br />
findet hier ähnliche Licht- und<br />
Schnitteffekte, ähnliche Perspektive-Wechsel<br />
wie in Meiers Experimentalfilmen.<br />
Für die Hintergrundprojektionen<br />
der Musikvideos filmte<br />
er beispielsweise glänzende Folien<br />
oder Pailletten auf rotierenden Tellern,<br />
«davor konnten wir unsere<br />
Tänzchen machen».<br />
Doch nicht genug mit Aktionsund<br />
Konzeptkunst, mit Fotoarbeiten,<br />
Filmen. Auch Skulpturen macht Tausendsassa<br />
Dieter Meier - und erweist<br />
sich hier als ebenso begnadeter Bastler.<br />
Steinbildhauerei versuchte er allerdings<br />
nur kurz, und die «Lost<br />
Sculptures» aus Steinbrocken, Metallteilen<br />
und Salatblättern überlebten<br />
nur dank fotografischer Inszenierung.<br />
Ebenso die winzigen Figürchen<br />
aus Plastilin («Accidental Birth»). An<br />
ihnen knetet Dieter Meier so lange,<br />
«bis ein Gesicht entsteht, das mich<br />
anschaut, das mir etwas sagt.» Dann<br />
stellt er die daumenkleinen Gebilde<br />
vor die Makrokamera, leuchtet sie<br />
mit zwei Taschenlampen an, fotografiert<br />
- knetet und treibt die Geschichten<br />
weiter. Auch die Schweizer<br />
Kunstgeschichte? Seinen Platz<br />
darin hat er sich mit dieser Schau<br />
aber zweifellos schon mal gesichert.<br />
Dieter Meier. In Conversation <strong>Aargauer</strong><br />
<strong>Kunsthaus</strong>, bis 17. November. Vernissage:<br />
heute Fr., 18 Uhr. Gespräche und Performances:<br />
www.aargauerkunsthaus.ch<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
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ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51073227<br />
Ausschnitt Seite: 2/2<br />
Bericht Seite: 57/170
Datum: 06.09.2013<br />
Blick<br />
8008 Zürich<br />
044/ 259 62 62<br />
www.blick.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 194'732<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 6<br />
Fläche: 5'017 mm²<br />
Yello-Meier<br />
zeigt Kunst<br />
1<br />
Aarau Mit Yello wurde er<br />
weltberühmt. Jetzt zeigt das<br />
<strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> eine<br />
andere Seite des Musikers<br />
Dieter Meier (68). In der<br />
Ausstellung «In Conversation»<br />
sind Fotos, Kurzfilme<br />
und frühe Performances<br />
von Meier zu sehen etwa<br />
«Two Words» von 1971 in<br />
New York, als er 1-Dollar-<br />
Scheine für die Worte «Yes»<br />
und «No» an Passanten<br />
verteilte.<br />
Medienbeobachtung<br />
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ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
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Argus Ref.: 51073193<br />
Ausschnitt Seite: 1/1<br />
Bericht Seite: 61/170
Datum: 06.09.2013<br />
Die Südostschweiz<br />
7007 Chur<br />
081/ 255 50 50<br />
www.suedostschweiz.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 34'454<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 25<br />
Fläche: 68'891 mm²<br />
<strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> widmet<br />
Dieter Meier eine Retrospektive<br />
«In Conversation» heisst eine<br />
Ausstellung des <strong>Aargauer</strong> Kunst.<br />
hauses in Aarau über das Schaffen<br />
des Zürcher Konzeptkünstlers<br />
Dieter Meier. Doch selbst<br />
umfangreiche Werkschauen wie<br />
diese vermögen nur Teile seines<br />
Werks abzubilden.<br />
Von Mark Thei ler (sda)<br />
Aarau. Dieter Meier ist vieles:<br />
Konzept- und Performancekünstler,<br />
Zeichner, Bildhauer, Filmemacher,<br />
Essayist, Produzent, Regisseur,<br />
Schauspieler, Poet und als Kopf von<br />
Yello auch Musiker. Dazu ist Multimillionär<br />
Meier auch Rinderzüchter,<br />
Weinbauer, Mitbesitzer eines bedeutenden<br />
SchweizerVerlages, einer Softund<br />
Hardwarefirma im Silicon Valley<br />
und eines grossen Schweizer Tourismusunternehmens.<br />
Das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> in Aarau<br />
versucht nun, einen Überblick über<br />
Meiers umfangreiches künstlerisches<br />
Schaffen zu geben. Die Ausstellung<br />
mit dem Titel «In Conversation» zeigt<br />
beispielsweise seine frühen konzeptuellen<br />
Performances. Diese werden<br />
anhand von Bildern und Textdokumenten<br />
dokumentiert. Darunter<br />
fällt auch seine 1971 in New York<br />
durchgeführte Performance «Two<br />
Words». Dabei verteilte Meier auf offener<br />
Strasse an Passanten, die Yes<br />
oder No sagten, gegen Quittung je einen<br />
Dollar.<br />
Gezeigt werden auch Dokumente<br />
der Aktion «5 Tage» von 1969. Damals<br />
zählte Meier vor dem <strong>Kunsthaus</strong><br />
Zürich während fünf Tagen 100 000<br />
Schrauben ab und füllte sie in Plastiksäcklein.<br />
Fotograf und Objekt zugleich<br />
Ein weiterer Teil der Ausstellung ist<br />
dem Fotografen Dieter Meier gewidmet.<br />
Auch in dieser Rolle ist Meier<br />
mehr als nur der Fotograf, sondern,<br />
wie etwa in den Serien «AsTime Goes<br />
By» (1974/2005) oder «Der falsche<br />
Magier» (1982), auch Darsteller und<br />
Objekt. Für andere fotografische Arbeiten<br />
wie «20 Pictures Within 5 Minutes»<br />
(1970), «Lost Pieces» oder<br />
«Flying Sculptures» (beide 1976)<br />
wählte Meier unspektakuläre Situationen,<br />
Orte oder Objekte.<br />
Gross ist auch Meiers Verdienst im<br />
Bereich des experimentellen Kurzfilms<br />
Ende der Sechzigerjahre begann<br />
er mit diesem Medium erstmals<br />
zu experimentieren. Dabei kamen<br />
Filme heraus wie «My Grandparents»<br />
oder «Portrait H. Lachmayer» (beide<br />
1972), die weder Handlungsabläufe<br />
aufwiesen noch etwas erzählten.<br />
Viele der frühen Arbeiten Dieter<br />
Meiers seien in die Videoclips von<br />
Yello eingeflossen, schreibt das <strong>Aargauer</strong><br />
<strong>Kunsthaus</strong> in einer Mitteilung<br />
von gestern. Angesichts der künstlerischen<br />
Bedeutung dieser Musikvideos<br />
sei auch diesem Aspekt ein eigener<br />
Ausstellungsraum gewidmet worden.<br />
Neuere Werke ausgestellt<br />
Auch mit 68 Jahren ist Meiers Schaffenskraft<br />
unverändert, wie die neuen<br />
Werke zeigen, die in Aarau präsentiert<br />
werden. Es handelt sich beispielswiese<br />
um die 2010 begonnene Fotoserie<br />
«Portraits» oder um Meiers Manifestationen<br />
mit der StiftungAssociation des<br />
maitres de rien, mit denen er seit 2008<br />
auf sich aufmerksam macht.<br />
Die Ausstellung im <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong><br />
dauert bis zum 17. November.<br />
Meier ist während dieser Zeit mehrmals<br />
zu Gast bei Gesprächen in Aarau.<br />
Dreimal tritt er auch als Musiker auf<br />
und singt ein Lied mit Klavierbegleitung.<br />
Am 31. Oktober spielt er mit seinem<br />
neuen Bandprojekt Out Of Chaos<br />
im Kulturzentrum Kiff in Aarau.<br />
«In Conversation». Bis 17. November. <strong>Aargauer</strong><br />
<strong>Kunsthaus</strong>, Aarau.<br />
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ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51069819<br />
Ausschnitt Seite: 1/2<br />
Bericht Seite: 62/170
Datum: 06.09.2013<br />
Die Südostschweiz<br />
7007 Chur<br />
081/ 255 50 50<br />
www.suedostschweiz.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 34'454<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 25<br />
Fläche: 68'891 mm²<br />
Der Künstler im Mittelpunkt seiner Werke: Fotografien dokumentieren im <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> Dieter Meiers Projekt<br />
Performance «Two Words» in New York.<br />
i<br />
EI<br />
Behind Flowers» (Bild links) und seine<br />
Pressebilder<br />
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Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
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Argus Ref.: 51069819<br />
Ausschnitt Seite: 2/2<br />
Bericht Seite: 63/170
Datum: 07.09.2013<br />
Ausgabe Stadt+Region Bern<br />
Berner Zeitung AG<br />
3001 Bern<br />
031/ 330 33 33<br />
www.bernerzeitung.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 52'746<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 18<br />
Fläche: 66'252 mm²<br />
Ein hintersinniger Tausendsassa<br />
KUNST Der Mann ist<br />
bekannt, sein Kunstschaffen<br />
ist es weniger. Die Werkschau<br />
im <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> zeigt<br />
jedoch: Dieter Meier ist ein<br />
Platz in der Schweizer Kunstgeschichte<br />
sicher.<br />
Dieter Meier als Künstler. Auch<br />
das noch! Als Musiker, als Teil<br />
von Yello ist er weltbekannt, und<br />
auch als Bioweinbauer, Rinderfarmer<br />
und Beizer steht er regelmässig<br />
in den Schlagzeilen. Doch<br />
Madeleine Schuppli, Direktorin<br />
des <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>es, ist<br />
überzeugt: «Dieter Meier ist relevant<br />
für die Schweizer Kunstgeschichte.»<br />
Deshalb zeige sie das<br />
unbekannte künstlerische Werk<br />
des bekannten Dieter Meier. Und<br />
sie füllt mit der chronologisch<br />
angelegten Werkschau das weitläufige<br />
Parterre des Hauses.<br />
Sinnlos und doch existenziell<br />
Zwei Nebenbemerkungen sind<br />
hier angebracht. Erstens hat Dieter<br />
Meier um 1970 sein kreatives<br />
Leben als Künstler und Filmer<br />
gestartet. Und zweitens hat er neben<br />
all seinen anderen Tätigkeiten<br />
immer auch gekunstet, nur<br />
eben quasi für sich selbst. «Nach<br />
1976 habe ich mich von all dem<br />
zurückgezogen, was ich <br />
nenne.» Er hatte keine<br />
Lust, sich dem Urteil irgendwelcher<br />
Kunstpäpste auszuliefern,<br />
denn «die Dinge, die ich machte,<br />
waren mir existenziell nahe». In<br />
den Anfangszeiten waren diese<br />
Dinge absurde, erheiternde, nihilistische<br />
Strassenaktionen im<br />
Geiste der 68er, Experimentalfilme<br />
vom Feinsten und Fotoserien,<br />
die jedem Existenzialisten das<br />
Herz erwärmen.<br />
Schon seine erste Aktion 1969<br />
brachte den 1945 in Zürich geborenen<br />
Dieter Meier in die Schlagzeilen.<br />
Auf dem Platz vor dem<br />
<strong>Kunsthaus</strong> zählte er fünf Tage<br />
lang Metallstücke ab. Die NZZ<br />
machte ihn zum «bekannten Underground-Künstler»,<br />
eine Episode,<br />
die Meier heute noch genüsslich<br />
erzählt. 1970 stellte er<br />
Menschen, die eine 30 Meter lange<br />
Strecke gingen, eine «Gangbestätigung»<br />
aus, das Publikum<br />
wunderte sich, und das Fernsehen<br />
berichtete. Anderntags ging<br />
er im warmen schwarzen Mantel<br />
bei 30 Grad eine Stunde lang am<br />
Zürcher Bellevue zwanzig Meter<br />
hin und zurück. Solche Aktionen<br />
sind absurd, sinnlos, einfach und<br />
doch genau dadurch auch hintersinnig.<br />
Das Attest fürs Gehen<br />
oder für den Verkauf von einem<br />
No oder Yes auf New Yorks Strassen<br />
für einen Dollar sind eine<br />
Persiflage auf alles Amtliche und<br />
ein Loblied auf das Unnütze. Wie<br />
aber stellt man das aus?<br />
Mit Dokumenten und Fotos:<br />
Die teils riesigen Vergrösserungen<br />
wirken, schliesslich war Dieter<br />
Meier schon damals fotogen<br />
und wusste sich zu inszenieren.<br />
Kleinformatig, aber nicht minder<br />
attraktiv sind die eigentlichen<br />
Werke: Zeichnungen und serielle<br />
Fotoarbeiten. Bice Curiger liess<br />
er in «Behind Flowers» bedeutungsschwer<br />
unnütze Kunstdinge<br />
präsentieren, Papiere, die er in<br />
die Luft warf, wurden durch die<br />
Kamera zu «Flying Sculptures»<br />
(1976) - und er selber hüpfend<br />
zur Serie «Jumps». 1974 inszenierte<br />
sich der Künstler als 48<br />
verschiedene Menschen, einige<br />
liess er gar mit sich selber altern<br />
und zeigt sie 2005 und 2012 erneut.<br />
«Ich bin aber kein Selbstdarsteller»,<br />
betont Meier, «ich<br />
handle als Schauspieler.»<br />
Konzeptkunst und Skulpturen<br />
Dass er und sein Yello-Partner<br />
Boris Blank begnadete Darsteller<br />
sind, ist bekannt. Zehn der Yello-<br />
Videos - von «The Evening's<br />
Young» (1981) bis zu «Tiger Dust»<br />
(2009) - werden in riesigen Projektionen<br />
gezeigt und machen so<br />
deutlich mehr Spass als in den<br />
Mini-Internetformaten. Man<br />
findet hier ähnliche Licht- und<br />
Schnitteffekte, ähnliche Perspektivewechsel<br />
wie in Meiers<br />
Experimentalfilmen. Für die<br />
Hintergrundprojektionen der<br />
Musikvideos filmte er beispielsweise<br />
glänzende Folien oder Pailletten<br />
auf rotierenden Tellern,<br />
«davor konnten wir unsere Tänzchen<br />
machen».<br />
Doch nicht genug mit Aktionsund<br />
Konzeptkunst, mit Fotoarbeiten,<br />
Filmen. Auch Skulpturen<br />
macht Tausendsassa Dieter Meier<br />
- und erweist sich hier als ebenso<br />
begnadeter Bastler. Steinbildhauerei<br />
versuchte er allerdings<br />
nur kurz, und die «Lost Sculptures»<br />
aus Steinbrocken, Metallteilen<br />
und Salatblättern überlebten<br />
nur dank fotografischer Inszenierung.<br />
Ebenso die winzigen Figürchen<br />
aus Plastilin («Accidental<br />
Birth»). An ihnen knetet Dieter<br />
Meier so lange, «bis ein Gesicht<br />
entsteht, das mich anschaut, das<br />
mir etwas sagt». Dann stellt er die<br />
daumenkleinen Gebilde vor die<br />
Makrokamera, leuchtet sie mit<br />
zwei Taschenlampen an, fotografiert<br />
- knetet und treibt die Ge-<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51089624<br />
Ausschnitt Seite: 1/2<br />
Bericht Seite: 45/170
Datum: 07.09.2013<br />
Ausgabe Stadt+Region Bern<br />
Berner Zeitung AG<br />
3001 Bern<br />
031/ 330 33 33<br />
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Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 52'746<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 18<br />
Fläche: 66'252 mm²<br />
schichten weiter. Auch die<br />
Schweizer Kunstgeschichte? Seinen<br />
Platz darin hat er sich mit<br />
dieser Schau zweifellos schon<br />
mal gesichert. Sabine Altorfer<br />
Dieter Meier. «In Conversation»,<br />
<strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>,<br />
bis 17. November.<br />
Gespräche und Performances:<br />
www.aargauerkunsthaus.ch<br />
«Die Dinge, die ich machte,<br />
waren mir existenziell nahe.»<br />
Dieter Meier<br />
«Ich bin kein Selbstdarsteller,<br />
ich handle als Schauspieler.»<br />
Dieter Meier<br />
Nihilistische Strassenaktion in New York: Derjunge Dieter Meier betrieb Kunst im Geist der 1968er. Jean ilaubensak/zvg<br />
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Argus Ref.: 51089624<br />
Ausschnitt Seite: 2/2<br />
Bericht Seite: 46/170
Datum: 07.09.2013<br />
Tages-Anzeiger<br />
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Auflage: 188'602<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 31<br />
Fläche: 82'951 mm²<br />
Kunst kommt<br />
von Nicht-Können<br />
Dieter Meier ist das weltbekannte Gesicht von Yello. In einer grossen Ausstellung zeigt ihn das <strong>Kunsthaus</strong><br />
in Aarau jetzt auch als Performer, Fotografen und bildenden Künstler.<br />
(espelteLeichtigkeit und Eleganz: Selbstportrat aus der Serie
Datum: 07.09.2013<br />
Tages-Anzeiger<br />
8021 Zürich<br />
044/ 248 44 11<br />
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Auflage: 188'602<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 31<br />
Fläche: 82'951 mm²<br />
Von Christoph Fellmann, Aarau<br />
Natürlich steht er auch in Echt da, als die<br />
Presseleute nun durch seine Kunst spazieren<br />
- wie immer in Schnauz, Jackett<br />
und Halstuch. Dieter Meier steht bereit,<br />
um sein Werk zu erklären, und erzählt<br />
stattdessen seine Anekdoten. Später<br />
wird er gesehen, wie er für einen Journalisten<br />
ein Heft in die Luft wirft und für<br />
einen anderen ein paar Takte auf dem<br />
Klavier spielt. Es heisse immer, er sei ein<br />
Selbstdarsteller, hat er gesagt. Aber das<br />
stimme gar nicht, er sei ein fanatischer<br />
Schauspieler. Dabei muss man sich nur<br />
vor seine Selbstporträts stellen, um zu<br />
sehen, dass das dasselbe ist.<br />
Das Erste steht ganz am Anfang dieser<br />
Schau, die über das ganze Erdgeschoss<br />
des <strong>Kunsthaus</strong>es dieses Künstlerleben<br />
von 1969 bis heute auffädelt. Man<br />
sieht den 25-jährigen Dieter Meier, wie<br />
er dem Schweizer Fernsehen ein Künstlergespräch<br />
verweigert und stattdessen<br />
eine Minute lang reglos in die Kamera<br />
blickt. Es ist seine früheste bekannte<br />
Pose - schön, dass sie das <strong>Aargauer</strong><br />
<strong>Kunsthaus</strong> aus dem Archiv geholt hat:<br />
Dieter Meier als Dieter Meier. Ein wenig<br />
störrisch, ein wenig ironisch, ein wenig<br />
eitel. Ein Porträt des jungen Mannes als<br />
Künstler.<br />
Schrauben zählen<br />
Es war ja alles Zufall, erzählt Dieter<br />
Meier immer wieder gern. Zufall und Dilettantismus,<br />
geboren «aus dem Chaos»,<br />
wie er seine Methode und auch seine<br />
neue Band nennt. Aber wenn es dieses<br />
Chaos je gegeben hat, dann bestand es<br />
in seiner privilegierten Herkunft. Sie<br />
konfrontierte ihn, den 68er, mit der absurden<br />
Zufälligkeit der Geburt und mit<br />
der nicht weniger absurden Verlässlichkeit<br />
des Geldes (gegen die auch in langen<br />
Pokernächten nicht anzukommen war).<br />
Und sie bewirkte, dass sich Dieter Meier<br />
nicht um die Gestaltung seiner Zukunft<br />
zu kümmern brauchte, sondern sich<br />
ernsthaft mit der Zerstreuung seiner<br />
Gegenwart befassen konnte.<br />
Also erfüllten seine frühen Aktionen<br />
den damals noch überaus ordentlichen<br />
Banken- und Beamtenplatz mit schreiender<br />
Nutzlosigkeit. In Aarau ist jetzt<br />
wieder zu sehen, wie Meier während<br />
fünf Tagen im November 1969 auf dem<br />
Zürcher Heimplatz einen riesigen Haufen<br />
von Schrauben zu je 1000 Stück in<br />
Säcke abfüllte, täglich von 7 bis 17 Uhr,<br />
mit einer Mittagspause von 12 bis 13 Uhr.<br />
Ein Künstler sei, «wer weiter als bis drei<br />
zählen kann», belustigte sich die NZZ<br />
und verpasste zielsicher die Pointe: dass<br />
Dieter Meier ja gerade damit kokettiert,<br />
dass bei ihm die Kunst von Nicht-Können<br />
kommt. Schliesslich hat er nicht nur<br />
sein Jus-Studium abgebrochen, sondern<br />
auch nie eine Kunstschule besucht.<br />
«Das absolute Nichts», nennt Dieter<br />
Meier im Katalog zur Ausstellung die<br />
Aktion: «Jeder kann es, es ist leer, es ist<br />
eintönig, und es hat keine Bedeutung.»<br />
Das ist schön gesagt, und natürlich mutet<br />
die Schraubenzählerei sinnlos an im<br />
Vergleich mit, sagen wir: der Rinderzucht<br />
oder dem Weinbau - mit jenen Tätigkeiten<br />
also, die Meier heutzutage umtreiben.<br />
Es sei denn, man nehme die Aktion<br />
so ernst, wie Meier sie damals nur<br />
schon nehmen musste, um nicht irrtümlich<br />
999 oder 1001 Schrauben abzupacken;<br />
und man nenne sie nicht sinnlos,<br />
nur weil sie nutzlos ist. Ist es doch gerade<br />
diese neoliberale Logik, die hier<br />
mit altcalvinistischer Akkuratesse eingetütet<br />
wird.<br />
Gehen und Zertifizieren<br />
Ganz ähnlich funktionierten andere<br />
frühe Aktionen, die in Aarau dokumentiert<br />
sind: Dieter Meier machte sich lächerlich,<br />
um sich lustigzumachen. Er<br />
gleiche einem Schlangenölverkäufer,<br />
schrieb die «New York Times», als er 1971<br />
an einer Strassenecke in New York auftrat<br />
- und die Polizei schickte ein Gareteam.<br />
Für seine Aktion «Two Words»<br />
liess Meier zufällige Passanten ein «Yes»<br />
oder ein «No» auf Band sprechen und<br />
bezahlte ihnen dafür 1 Dollar. Worauf sie<br />
eigentlich antworteten, erfuhren die<br />
Leute nie. Und in «Gangbestätigung»<br />
stellte er 1970 den Zürchern, die auf dem<br />
Dank der privilegierten<br />
Herkunft konnte sich<br />
Meier ernsthaft mit der<br />
Zerstreuung seiner<br />
Gegenwart beschäftigen.<br />
Helvetiaplatz eine markierte Strecke von<br />
40 Metern abschritten, ein datiertes und<br />
gestempeltes Zertifikat aus.<br />
Im Verlauf der 70er-Jahre veränderte<br />
sich die Kunst von Dieter Meier. Die Zeit<br />
der leichten, spielerischen und doch<br />
subversiven Aktionen war abgelaufen,<br />
und ins Zentrum trat die Arbeit am<br />
Selbstporträt. Und wie in der Popmusik<br />
dieser Zeit - bei Roxy Music, bei David<br />
Bowie - ging es dabei vor allem anderen<br />
um die Auflösung des Selbst.<br />
Meier beschränkte seine Auftritte<br />
nun immer mehr auf Posen. Sei es in<br />
den stilbildenden Videos von Yello, bei<br />
denen er selber Regie führte und die<br />
man sich in Aarau auf Grossleinwand<br />
anschauen kann, oder sei es in «48 Personen»<br />
(1974/75) - einer Fotoarbeit, in<br />
der er sich zu 48 Menschen mit je eigenem<br />
Lebenslauf auffächerte. Kuratorin<br />
Madeleine Schuppli verschweigt in ihrer<br />
schnörkellosen Schau nicht, wie Dieter<br />
Meier diese Arbeit in einer zweiten<br />
Foto- und einer Videoserie weiterführte<br />
(2005/2012): wie er nämlich das Leben<br />
seiner Alter Egos weiterschrieb - und<br />
ins Klischee verengte. Es ist kaum ein<br />
Zufall, dass in diese Zeit mit «Touch»<br />
(2009) auch das schwächste Album von<br />
Yello fällt.<br />
Der Mensch aus Knet<br />
Der Künstler erstarrte spätestens mit<br />
dem Welterfolg dieser Band zur Kunstfigur.<br />
Und es ist regelrecht ergreifend, zu<br />
sehen, wo Dieter Meier jetzt immer häufiger<br />
nach einem persönlichen Ausdruck<br />
- oder nach einem Gefühl - suchte. In<br />
den billigsten und nutzlosesten Dingen<br />
nämlich.<br />
Für seine «Flying Sculptures» (1976)<br />
warf er zerknüllte Taschentücher oder<br />
abgerissenen Plastik in den blauen Himmel<br />
und fotografierte sie zu prekär schönen<br />
Stillleben. Für «Das Lächeln» (1980)<br />
bearbeitete er zwei Steinklötze zu Büsten,<br />
bis sie ihn anlächelten, und dann<br />
hörte er auf. Und in seiner aktuellen<br />
Arbeit, «Accidental Birth» (2013), formt<br />
er winzige Knetfigürchen und pusht sie<br />
zu grossen, seltsam anrührenden Fotoporträts<br />
auf. Die letzten Selbstporträts<br />
Im Verlauf der<br />
70er-Jahre veränderte<br />
sich seine Kunst.<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
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ARGUS der Presse AG<br />
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www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51087915<br />
Ausschnitt Seite: 2/3<br />
Bericht Seite: 54/170
Datum: 07.09.2013<br />
Tages-Anzeiger<br />
8021 Zürich<br />
044/ 248 44 11<br />
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Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
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Auflage: 188'602<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 31<br />
Fläche: 82'951 mm²<br />
Ins Zentrum trat die<br />
Arbeit am Selbstporträt.<br />
von Dieter Meier aber, die stammen aus<br />
dem Jahr 1974. «Jumps» heisst eine Serie<br />
von acht Fotos, auf denen er, 29-jährig,<br />
in der Luft hängt. Im Sprung begriffen,<br />
mit gespielter Eleganz und Leichtigkeit,<br />
meist in Hemd, Jackett und Lederschuhen,<br />
die Hände in den Hosentaschen.<br />
Eine leise Melancholie hüpft mit in diesen<br />
Bildern; erst recht nicht zu übersehen<br />
ist sie in den «Stills». In acht Posen<br />
liess er sich da am Waldrand fotografieren.<br />
Sein Blick ist leer. So, als wisse er<br />
selbst nicht, wer er sei, dieser Dandy in<br />
spe. Und einen Augenblick denkt man:<br />
Diese Kunst kommt von Nicht-Kennen.<br />
Bis 17. November. Rahmenprogramm<br />
mit Konzerten und Künstlergesprächen:<br />
www.aargauerkunsthaus.ch.<br />
Ringvorlesung über und mit Dieter Meier:<br />
24.10.-7.11., Volkshochschule Zürich.<br />
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Argus Ref.: 51087915<br />
Ausschnitt Seite: 3/3<br />
Bericht Seite: 55/170
Datum: 10.09.2013<br />
Ausgabe St. Gallen+Gossau<br />
St. Galler Tagblatt AG<br />
9001 St. Gallen<br />
071 227 69 00<br />
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Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 27'444<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 11<br />
Fläche: 55'428 mm²<br />
Musiker, Magier, Poet<br />
Das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> präsentiert mit «Dieter Meier. In Conversation» das Werk des Schweizer Multitalents.<br />
International bekannt wurde Meier mit dem Musiker-Duo Yello, aber auch seine Kunst hat es in sich.<br />
V V'<br />
el(f<br />
!'i<br />
f(<br />
11"<br />
L<br />
(<br />
1<br />
Dieter Meier bei seiner 1971 in New York durchgeführten Performance «Two Words».<br />
Bild: Jean Haubensak<br />
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Argus Ref.: 51110735<br />
Ausschnitt Seite: 1/2<br />
Bericht Seite: 4/17
Datum: 10.09.2013<br />
Ausgabe St. Gallen+Gossau<br />
St. Galler Tagblatt AG<br />
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Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
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Auflage: 27'444<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 11<br />
Fläche: 55'428 mm²<br />
KRISTIN SCHMIDT<br />
Die Ausgangssituation ist einfach:<br />
ein kleiner Verkaufstresen,<br />
ein überschaubares Warenangebot,<br />
ein Verkäufer. Dennoch ist<br />
alles anders als sonst und komplizierter.<br />
Das Geld ist die Ware,<br />
der Verkäufer ist Kunde, die<br />
Währung sind Wörter oder besser<br />
Antworten. Als sich Dieter<br />
Meier im Februar des Jahres 1971<br />
hinter eben jenen Tresen stellt,<br />
kauft er Vorübergehenden ein<br />
«ja» oder ein «Nein» ab. Das, obwohl<br />
es keine Frage gibt. Und<br />
wer sich zur Antwort entscheidet,<br />
hat in jedem Falle bereits<br />
«Ja» gesagt. Hat sich entschieden,<br />
mitzumachen und mit einem<br />
Dollar entlohnt zu werden.<br />
Spielt die Aktion auf den Kauf<br />
von Wählerstimmen an? Oder<br />
darauf, dass viele nicht genau<br />
wissen, wofür sie ihre Stimme<br />
abgeben? Ironisiert sie die Bürokratie,<br />
da jeder Kauf zertifiziert<br />
wird? Ist es provokant, mehrere<br />
Hundert Dollar einfach so für Jas<br />
und Neins auszugeben?<br />
Den Reaktionen ausgesetzt<br />
Dieter Meiers Aktionen und<br />
Performances der frühen 1970er-<br />
Jahre sind ebenso überschaubar<br />
wie hintersinnig, ebenso unerwartet<br />
wie wirksam. Der 1945 in<br />
Zürich geborene Künstler, Filmemacher,<br />
Musiker und Poet hat<br />
sich mit rudimentären Versuchsanordnungen<br />
immer wieder in<br />
den öffentlichen Raum begeben<br />
und sich unkalkulierbaren Reaktionen<br />
ausgesetzt. Mal kam die<br />
Polizei, mal wurde er Schulthema,<br />
Reporter berichteten mal<br />
sachlich, mal sichtlich irritiert.<br />
Ob Dieter Meier an einer Vernissage<br />
mit Pistole auftritt und<br />
per Schild versichert, dass er<br />
nicht schiessen werde, ob er fünf<br />
Tage lang vor dem Zürcher<br />
<strong>Kunsthaus</strong> Schrauben in Säckchen<br />
abzählt oder auf dem Bellevueplatz<br />
für eine Stunde lang<br />
immer dieselben 20 Meter beschreitet<br />
- auch über 40 Jahre<br />
später wirken seine künstlerischen<br />
Gesten. Doch wie lassen<br />
sie sich ausstellen? Da Meier sich<br />
nicht um die Vermarktung seiner<br />
Kunstaktionen gekümmert hat,<br />
gibt es keine Editionen davon.<br />
Kein trockener Rückblick<br />
Madeleine Schuppli hat für<br />
die erste grosse Überblicksschau<br />
Meiers in der Schweiz die Archive<br />
des Künstlers und der Medien<br />
durchforstet und einiges<br />
zusammentragen können. Ausgestellt<br />
sind im <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong><br />
aber nicht nur originales<br />
Pressematerial, Fernsehreportagen<br />
oder übrig gebliebene Blankozertifikate.<br />
Die Konzeptbeschreibungen,<br />
zumeist handkorrigierte<br />
Schreibmaschinentexte,<br />
und Schwarzweissfotografien<br />
wurden mit all den aufbewahrungsbedingten<br />
Knittern auf<br />
Posterformat vergrössert und auf<br />
die Wände tapeziert. Damit erhalten<br />
sie eine neue Unmittelbarkeit:<br />
Präsenz statt trockenem<br />
Rückblick.<br />
Die Ausstellung ist chronologisch<br />
konzipiert und beginnt<br />
schon im Foyer des <strong>Kunsthaus</strong>es<br />
mit dem Fries «Begehbare Zeit».<br />
Dieter Meier hatte dafür eine<br />
Wanduhr in einen Passbildautomaten<br />
gehängt und zwölf Stunden<br />
lang alle 30 Sekunden automatisch<br />
fotografieren lassen.<br />
Diese Aufmerksamkeit fürs Minimale<br />
zieht kontinuierlich<br />
durch sein Werk. So sind in<br />
Aarau beispielsweise die Serien<br />
«29 Bilder in 5 Minuten» oder<br />
«20 Bilder» zu sehen. In der<br />
einen richtet er die Fotokamera<br />
auf eine Sitzbank und die darauf<br />
Pausierenden; in der anderen<br />
auf unspektakuläre Stadtlandschaften,<br />
und zwar 20 Jahre, bevor<br />
Fischli und Weiss «Siedlungen,<br />
Agglomeration» fotografierten.<br />
Aber Meier setzt sich auch<br />
selbst immer wieder in Szene,<br />
etwa als durchschaubaren, aber<br />
nicht minder einnehmenden<br />
Magier oder mit spielerischen<br />
Luftsprüngen.<br />
Musikclips im Kontext<br />
Noch rasanter wird es in den<br />
Videoclips des Elektropop-Duos<br />
Yello. Weltbekannt wurde Dieter<br />
Meier mit dieser Formation. Für<br />
viele der Kurzfilme stellte er die<br />
bunten, mitunter bizarren Kulissen<br />
selber her. Im Kontext seiner<br />
übrigen Arbeiten zeigt sich nun,<br />
wie kunstnah sie eigentlich sind<br />
mit all ihren malerischen, installativen<br />
und skulpturalen Einsprengseln.<br />
Nun laufen sie endlich<br />
einmal nicht auf dem Fernseher,<br />
sondern auf der Kinoleinwand.<br />
Auch wenn das ausgestellte<br />
aktuelle Werk des Künstlers nicht<br />
mehr an die Originalität des frühen<br />
anzuknüpfen vermag, insgesamt<br />
lohnt sich die Schau. Oder<br />
wie es eine Tageszeitung 1970<br />
zur Performance «Gehen»<br />
schrieb: «Wundere Dich nicht,<br />
wandere» - oder nimm den Zug<br />
nach Aarau.<br />
Bis 17. November, <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>;<br />
Dieter Meier ist mehrmals zu<br />
Gast bei Gesprächen in Aarau<br />
Junge Kunst<br />
Vergängliches<br />
von Berweger<br />
David Berweger zeigt in der<br />
Ausstellungsreihe für junge<br />
Kunst «Caravan» im <strong>Aargauer</strong><br />
<strong>Kunsthaus</strong> (bis 17.11.) eigens<br />
entwickelte Wand- und Bodenarbeiten.<br />
Der in Basel lebende<br />
Künstler mit Ostschweizer<br />
Wurzeln hat aus Papier, Gips<br />
und Farbpigmenten fragile,<br />
vergängliche Werke realisiert.<br />
Mit kalkulierten Abweichungen<br />
bricht er exakt gesetzte Formen<br />
und Strukturen auf und<br />
unterwandert die Erwartungen<br />
an die Objektbeschaffenheit.<br />
Medienbeobachtung<br />
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Argus Ref.: 51110735<br />
Ausschnitt Seite: 2/2<br />
Bericht Seite: 5/17
Datum: 12.09.2013<br />
Der Landbote<br />
8401 Winterthur<br />
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Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 31'854<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 15<br />
Fläche: 76'124 mm²<br />
Magier, Medium und Maskerade<br />
AARAU. Dieter Meier (*1945) ist aus vielen Gründen<br />
im Gespräch. Als Sänger der Band Yello feiert er weltweit Erfolge.<br />
Das <strong>Kunsthaus</strong> Aarau zeigt ihn als Performer, Filmer, Zeichner<br />
und plastisch gestaltenden Lebenskünstler.<br />
SABINE ARLITT<br />
Flüchtige Lebenskunst<br />
Es geschah (nicht nichts) am 19. März<br />
1970. Aufgebracht waren die Zuschauer<br />
durch das Gebaren des damals<br />
25-jährigen Dieter Meier in der Sendung<br />
«Kontakt» des Schweizer Fernsehens.<br />
Er blickte, nachdem er seine Augen<br />
leicht weggedreht und performativ<br />
in Szene gesetzt hatte, während einer<br />
Minute mit unbewegtem Gesicht in die<br />
Kamera. Je 15 Sekunden schwarze Leere<br />
vor und nach der Minutensequenz<br />
rahmten das eigenwillige Selbstporträt<br />
ein, wobei während der ganzen Zeit das<br />
Zeitzeichen aus dem Observatorium<br />
Neuenburg zu hören war.<br />
Dieter Meier, Ende der 60er-Jahre<br />
gleichsam über Nacht mit dem Etikett<br />
des Künstlers versehen, war auf Sendung<br />
und boykottierte Fragen der Bedeutsamkeit.<br />
Passfotogleich «strahlte»<br />
er vom Bildschirm. Leicht aufmüpfig<br />
sich verweigernd, spürbar die Ironie,<br />
den zweiflerischen Tatendrang unter<br />
einem Anflug von Eitelkeit versteckend,<br />
schauspielernd. Die Selbstdarstellung<br />
verband sich mit der Beobachterrolle.<br />
Mit der Zeit weitete sich das<br />
Setting zu drehbuchartig entwickelten<br />
Handlungen.<br />
«War ich immer nur ein Geist?»,<br />
fragt Meier Jahrzehnte später in einer<br />
Zeichnung, die nun in seiner Ausstellung<br />
«In Conversation» im <strong>Kunsthaus</strong><br />
Aarau gezeigt wird, wo gleich zu Beginn<br />
auch die Minutenarbeit läuft.<br />
Meier bezeichnet sich selbst als Dialogmenschen.<br />
Doch Meier wäre nicht Meier mittlerweile<br />
das weltweit bekannte Gesicht des<br />
Electropopduos Yello (mit Boris Blank)<br />
, wenn er nicht das dehnbare Bedeutungsfeld<br />
von Konversation genüsslich<br />
auskosten und unterlaufen würde. Rhizomartige<br />
Verflechtungen charakterisieren<br />
seine ihm, wie er gern betont,<br />
«zugefallenen», «aus dem Chaos» kommenden<br />
Hervorbringungen der vergangenen<br />
Jahrzehnte. Konsequenterweise<br />
erklärt der Multimillionär, der nebenbei<br />
auch Rinder züchtet und tagtäglich viele<br />
andere Unternehmungen mehr realisiert,<br />
seine (künstlerischen) Aktionen<br />
des vordergründig und hintergründig<br />
Nutzlosen mit Anekdoten.<br />
Von Haus aus privilegiert, standen<br />
Meier in jungen Jahren alle Wege offen,<br />
um sich in einer konzeptuell geprägten<br />
Alltagsatmosphäre einer Lebensgestaltung<br />
ohne verwertbare Zielvorgaben zu<br />
widmen. Der Gang durch die Ausstellung<br />
mit all den Fotoarbeiten, Filmen,<br />
dokumentierten Performances, den<br />
Musikvideos von Yello, den Knet-,<br />
Stein- und Bronzearbeiten, den spontanen<br />
Zeichnungen und in Vitrinen ausgelegten<br />
Text-Bild-Collagen, die ein<br />
Statement pro Tag festhalten, entfaltet<br />
eine filmische Aura unterschiedlichster<br />
Lebensinszenierungen.<br />
Was sich gleichsam wie eine Art Ästhetik<br />
existenzieller Verhaltensweisen<br />
manifestiert, scheint den Fussstapfen<br />
des Dandyismus entsprungen zu sein<br />
und führt wiederholt zu einer prekären<br />
Balance zweischneidiger Gleichgültigkeit.<br />
Gefangen letztlich in realer Unerfüllbarkeit,<br />
verflüchtigt sich die durch<br />
Simulation, Spurensuche und Experimentieren<br />
zum Ausdruck gebrachte<br />
Lebenskunst in der zerstiebenden Virtualität<br />
einer Kunstfigur. In den jüngsten,<br />
auf Knetfiguren basierenden Fotoarbeiten<br />
zeichnen sich Meiers Fingerabdrücke<br />
ab. Vielleicht zeigt sich darin<br />
eine neu aufflammende Sehnsucht nach<br />
Kontaktnahme im tatsächlichen Erforschen<br />
von Bewegung und ihrer modulierenden<br />
Kraft? Im Bearbeitungszustand<br />
reflektiert sich Daseinsnähe.<br />
1969 füllte Meier auf dem Heimplatz<br />
vor dem <strong>Kunsthaus</strong> Zürich während<br />
fünf Tagen rund 100000 Schrauben in<br />
Zeitintervallen von 2 Sekunden in Säcke<br />
zu je 1000 Stück ab. Was als sinnlose<br />
Handlung erschien, schlug sich im<br />
Verlauf ihres Vollzugs als prägende<br />
Geste nieder. Bedeutsam wurde allein<br />
schon die vorgeführte Existenz anderer<br />
Umgangsformen. Die zwecklose Handlung<br />
deckte im Grunde potenzielle Modalitäten<br />
des Denkens auf. Meier, nicht<br />
nur ein Dialog-, sondern auch ein ausgeprägter<br />
Rhythmusmensch, setzte in<br />
der Folge Bewegungsimpulse als Bildgeneratoren<br />
ein.<br />
Ironisch und poetisch<br />
Dieser «falsche Magier» fängt keine<br />
fliegenden Schüsseln auf und jongliert<br />
nicht mit herumschwirrenden Stäbchen.<br />
Voller ironischer Poesie sind die Fotoserien<br />
«Flying Sculptures» und «Lost<br />
Sculptures». Das eine Mal warf Meier<br />
allerlei Krimskrams in die himmelblauen<br />
Lüfte, das andere Mal bastelte er aus<br />
Abfall und Gemüse, Plastik und Holz<br />
dem Verfall preisgegebene plastische<br />
Organismen. 1976 assistierte ihm die<br />
junge Bice Curiger, das mittlerweile<br />
wohl bekannteste Schweizer Kunstvermittlergesicht,<br />
bei der Demontage eingespielter<br />
Gesten.<br />
Was in dieser Ausstellung am meisten<br />
berührt, sind vielleicht die Bilder<br />
des jungen Dieter Meier, wie er für die<br />
kurze Dauer eines Sprungs in der Luft<br />
hängt und wie er mit den therapeuti-<br />
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Argus Ref.: 51136604<br />
Ausschnitt Seite: 1/2<br />
Bericht Seite: 32/47
Datum: 12.09.2013<br />
Der Landbote<br />
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Seite: 15<br />
Fläche: 76'124 mm²<br />
schen Ansätzen des Ausdruckstanzes<br />
kokettiert. Seine «Stills» wirken wie<br />
Eurythmie in der Zwangsjacke.<br />
Bis 17. November<br />
Publikation zur Ausstellung: Dieter Meier.<br />
In Conversation. Verlag für Moderne Kunst Nürnberg,<br />
2013, 191 S., zahlreiche Abb., Fr. 48..<br />
Diverse Sonderveranstaltungen (siehe www.aargauerkunsthaus.ch),<br />
so heute Abend, 18.30 Uhr:<br />
Führung mit Madeleine Schuppli, anschliessend<br />
Musik-Performance mit Dieter Meier.<br />
Zehnder<br />
und Berweger<br />
Gleichzeitig zur Dieter-Meier-<br />
Schau wird im <strong>Kunsthaus</strong> Aarau<br />
das weithin unbekannte künstlerische<br />
Schaffen der <strong>Aargauer</strong> Ärztin<br />
und Malerin Anna Iduna Zehnder<br />
vorgestellt. Dazu erscheint die Begleitpublikation:<br />
Anna Iduna<br />
Zehnder (1877-1955), Künstlerin,<br />
Ärztin, Anthroposophin (Verlag<br />
Scheidegger & Spiess, Zürich, 2013,<br />
95 S., zahlreiche Abb., Fr. 29.).<br />
Und in der Ausstellungsreihe für<br />
junge Kunst, CARAVAN, zeigt David<br />
Berweger (*1982) flüchtige<br />
Wand- und Bodenarbeiten. (sar)<br />
Voller Ironischer Poesie: eine von Dieter Meiers ,Lost Sculptures, 1976, Fotografie. -Seltsame Gesten: Studie zu .Behind Flowers, 1976, Fotografie. - Luftkunst Sie Meier: ,Jumps, 1974,Fotografie. Bader: pd<br />
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Argus Ref.: 51136604<br />
Ausschnitt Seite: 2/2<br />
Bericht Seite: 33/47
Datum: 14.09.2013<br />
Ausgabe Lörrach<br />
Badische Zeitung<br />
79539 Lörrach<br />
0049/ 7621 4038 – 58 27<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 25'512<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 14<br />
Fläche: 30'488 mm²<br />
Konzeptkünstler Dieter Meier<br />
FOTO MG<br />
Eine ungestillte Schaffenskraft<br />
Die Ausstellung In Conversation" in Aarau zeigt Werke des Multitalents Dieter Meier<br />
In Conversation" heißt eine Ausstellung<br />
des <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>es in Aarau über<br />
das Schaffen des Zürcher Konzeptkünstlers<br />
Dieter Meier. Doch selbst umfangreiche<br />
Werkschauen wie diese vermögen<br />
nur Teile von Meiers Werk abzubilden.<br />
Denn Dieter Meier ist vieles: Konzeptund<br />
Performancekünstier, Zeichner, Bildhauer,<br />
Filmemacher, Essayist, Produzent,<br />
Regisseur, Schauspieler, Poet und als<br />
Kopf von Yello auch Musiker. Dazu ist<br />
Multimillionär Meier auch Rinderzüchter,<br />
Weinbauer, Mitbesitzer eines bedeutenden<br />
Schweizer Verlages, einer Softund<br />
Hardwarefirma im Silicon Valley und<br />
eines großen Schweizer Tourismus-Unternehmens.<br />
Ein Teil der Ausstellung In Conversation"<br />
ist den frühen konzeptuellen Performances<br />
von Meier gewidmet. Diese werden<br />
anhand von Bildern und Textdokumenten<br />
dokumentiert. Darunter fällt<br />
auch seine 1971 in New York durchgeführte<br />
Performance Two Words". Dabei<br />
verteilte Meier auf offener Straße an Passanten,<br />
die Yes" oder No" sagten, gegen<br />
Quittung je einen Dollar. Gezeigt werden<br />
auch Dokumente der Aktion 5 Tage" von<br />
1969. Damals zählte Meier vor dem<br />
<strong>Kunsthaus</strong> Zürich während fünf Tagen<br />
100000 Schrauben ab und füllte sie in<br />
Plastikäcklein.<br />
Ein weiterer Teil der Ausstellung ist<br />
dem Fotografen Dieter Meier gewidmet.<br />
Auch in dieser Rolle ist Meier mehr als<br />
nur der Fotograf, sondern, wie etwa in<br />
den Serien As Time Goes By"<br />
(1974/2005) oder Der falsche Magier"<br />
(1982), auch Darsteller und Objekt.<br />
Für andere fotografische Arbeiten wie<br />
20 Pictures Within 5 Minutes" (1970),<br />
Lost Pieces" oder Flying Sculptures"<br />
(beide 1976) wählte Meier unspektakuläre<br />
Situationen, Orte oder Objekte.<br />
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Argus Ref.: 51182024<br />
Ausschnitt Seite: 1/2<br />
Bericht Seite: 6/47
Datum: 14.09.2013<br />
Ausgabe Lörrach<br />
Badische Zeitung<br />
79539 Lörrach<br />
0049/ 7621 4038 – 58 27<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
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Auflage: 25'512<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 14<br />
Fläche: 30'488 mm²<br />
Groß ist auch Meiers Verdienst im Bereich<br />
des experimentellen Kurzfilms. Ende<br />
der 60er Jahre begann er mit diesem<br />
Medium erstmals zu experimentieren.<br />
Dabei kamen Filme heraus wie My<br />
Grandparents" oder Portrait H. Lachmayer"<br />
, die weder Handlungsabläufe aufwiesen,<br />
noch etwas erzählten. Viele der<br />
frühen Werke Dieter Meiers sind in die<br />
Videoclips von Yello eingeflossen Angesichts<br />
der künstlerischen Bedeutung dieser<br />
Musikvideos ist auch diesem Aspekt<br />
ein eigener Ausstellungsraum gewidmet.<br />
Auch mit 68 ist Meiers Schaffenskraft<br />
hoch, wie die neuen Werke zeigen, die in<br />
Aarau präsentiert werden. Es handelte<br />
sich beispielsweise um die 2010 begonnene<br />
Fotoserie Portraits" oder um Meiers<br />
Manifestationen mit der Stiftung Association<br />
des maitres de rien".<br />
Die Ausstellung im <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong><br />
Aarau dauert vom Freitag bis zum<br />
17. November. Dieter Meier ist während<br />
dieser Zeit mehrmals zu Gast bei Gesprächen<br />
in Aarau. Dreimal tritt er auch als<br />
Musiker auf und singt ein Lied mit Klavierbegleitung.<br />
Am 31. Oktober spielt er<br />
im KIFF Aarau.<br />
Mark Theiler, sda<br />
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Argus Ref.: 51182024<br />
Ausschnitt Seite: 2/2<br />
Bericht Seite: 7/47
Datum: 04.10.2013<br />
Neue Zürcher Zeitung<br />
8021 Zürich<br />
044/ 258 11 11<br />
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Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 119'537<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 53<br />
Fläche: 66'361 mm²<br />
Kann man der Kunst vertrauen? Dieter Meier: «This Man Will Not Shoot, Per °mance von 1971 im New Cultural Center in New York.<br />
Ein «Weg zu sich selbst»<br />
«Dieter Meier in Conversation»<br />
Dieter Meier hat es verstanden, durch<br />
Auftreten und Aussehen zu einer<br />
«Marke» mit hohem Wiedererkennungswert<br />
zu werden eine Ausstellung<br />
im <strong>Kunsthaus</strong> Aarau widmet sich seiner<br />
künstlerischen Arbeit.<br />
Christian Saehrendt<br />
Hat Dieter Meier einen Kunstkomplex? Folgt man<br />
der <strong>Aargauer</strong>-<strong>Kunsthaus</strong>-Direktorin Madeleine<br />
eine Ausstellung im <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> Aarau<br />
Schuppli, erhält man den Eindruck, ein lebenslang<br />
verkannter Künstler komme nun endlich zu seiner<br />
wohlverdienten musealen Retrospektive. Zweifellos<br />
gehört der Zürcher Bankierssohn aber zu den<br />
umtriebigsten und international bekanntesten Figuren<br />
des Schweizer Kulturlebens. Medienliebling<br />
seit Jahrzehnten, Talkshow-Routinier, Musiker,<br />
früher Videoclip-Pionier und Konzept-Performer,<br />
später Bio-Farmer, Weinexperte, Gastronom und<br />
Aktionär, auch und vor allem Bildhauer, Fotokünstler<br />
und Zeichner. Meier wirkte stets wie aus<br />
PD<br />
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Argus Ref.: 51403283<br />
Ausschnitt Seite: 1/2<br />
Bericht Seite: 4/36
Datum: 04.10.2013<br />
Neue Zürcher Zeitung<br />
8021 Zürich<br />
044/ 258 11 11<br />
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Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 119'537<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 53<br />
Fläche: 66'361 mm²<br />
der Zeit gefallen: Dandy, Snob, Flaneur, Kosmopolit<br />
und Ausdrucksmensch in nahezu allen erdenklichen<br />
Künsten. Meisterhaft hat er es verstanden,<br />
durch sein Auftreten und Aussehen zu einer<br />
«Marke» mit hohem Wiedererkennungswert zu<br />
werden vorbildhaft für heutige Künstler und<br />
Selbstvermarkter jeder Couleur.<br />
Gleich zu Beginn erwartet den <strong>Kunsthaus</strong>besucher<br />
in Aarau ein Video, in dem Meier seine künstlerische<br />
Philosophie erläutert: Man müsse sich entscheiden<br />
für den «Weg nach aussen», also die<br />
Orientierung auf Markt und Ruhm, oder den «Weg<br />
zu dir selbst». Der «Weg nach aussen» sei der Weg<br />
in die Prostitution. Wenn dann noch der Erfolg<br />
ausbleibe, sei der Künstler nichts anderes als eine<br />
Nutte, die um ihren Lohn geprellt wurde. Wie<br />
wahr! Aber auch wie leicht dahingesagt, denn<br />
Meier trägt die Bürde und zugleich die Gnade der<br />
reichen Abstammung, wie er selbst 2012 in einem<br />
Interview erklärte: «Ich hatte die Sicherheit, nicht<br />
unterzugehen.» Aber der Druck der reichen Herkunft<br />
sei auch eine starke Belastung, da gerieten<br />
viele in Gefahr, zum «konformen Langweiler zu<br />
werden, zum Gescheiterten und unwürdig Überheblichen».<br />
Dies ist Meier sicherlich nicht passiert.<br />
Und er konnte es sich leisten, den Marktgesetzen<br />
zu trotzen. «Da ich finanziell unabhängig war», erzählte<br />
er einem deutschen Wirtschaftsmagazin,<br />
«musste ich am Kunstrennen nicht teilnehmen und<br />
meine Arbeit auch nicht der demütigenden Bewertung<br />
ausliefern.» Tatsächlich ist finanzielle Unabhängigkeit<br />
etwas, worum man Meier beneidet.<br />
Denn in der Konsequenz bedeutet es, dass nur der<br />
vermögende Künstler den «Weg zu sich selbst»<br />
gehen kann. Umso mehr verwundert es, dass auch<br />
Meier, der es eigentlich gar nicht nötig hätte, sehr<br />
auf seine Aussenwirkung, auf Ruhm und Markt,<br />
bedacht ist denn auch darauf zielt eine <strong>Kunsthaus</strong>-Retrospektive.<br />
Der Ausstellung in Aarau sieht man an, dass es<br />
sich streckenweise um eine künstlerische Resteverwertung<br />
handelt: eher langweilige Fotoserien von<br />
Selbstporträts, Bildhauer-Experimente mit Gips<br />
und Granit, beschriftete Papierfetzen im Wechselrahmen,<br />
Bilddokumente von Performances, alles<br />
schön konventionell gehängt oder aufgestellt.<br />
Bombastisch präsentiert werden hingegen die Musikvideos<br />
aus den Jahren 1981 bis 2009, die Meier<br />
mit Boris Blank produzierte: Ein schwarz verkleideter<br />
Kinosaal mit überlautem Sound erzählt noch<br />
einmal die Heldengeschichte des Elektro-Pop-<br />
Duos Yello, die Meiers Weltruhm begründete. Die<br />
1980er leben hier optisch und akustisch beim<br />
Sehen und Hören von «Race» oder von «Oh Yeah»<br />
wieder auf. Freude bereitet auch der Blick auf manche<br />
Fotografien, die den Zeitgeist der 1960er und<br />
1970er widerspiegeln, poetisch und komisch etwa<br />
die «Jumps» im Park, wo Meier, die Hände in den<br />
Hosentaschen, in der Luft zu schweben scheint. In<br />
vielen Disziplinen versuchte sich Meier, und den<br />
unbeholfenen Ergebnissen ist noch der Spass anzusehen,<br />
den er dabei hatte.<br />
Das Wort «Dilettant» bezeichnete um 1800 noch<br />
ganz positiv den Kunstliebhaber, der, ohne das<br />
Metier selbst zu beherrschen, sich an Kunst erfreute.<br />
Der Dilettant war sensibel, sein Umgang mit<br />
Kunst galt allerdings als konsumistisch, spielerisch,<br />
und im Gegensatz zum vermeintlich echten Künstler<br />
kann er seine künstlerischen Ideen nicht umsetzen.<br />
Doch der ursprünglich positive Begriff wurde<br />
in der Moderne immer stärker als Ausgrenzungsterminus<br />
verwendet, wurde zum Synonym für «Viel<br />
wollen und wenig können», für Pfusch, Improvisation<br />
oder gar minderwertige Hobbykunst. Nun erschien<br />
der Dilettant als Gegenmodell des leistungsfähigen,<br />
fleissigen, ernsthaften Künstler-Profis.<br />
Möglicherweise ist das der Stein im Schuh des Dieter<br />
Meier, ist das der Grund, warum er jetzt so<br />
vehement ins Museum drängt. So findet der zum<br />
Museumskünstler geadelte Dilettant seine Ruhe im<br />
bildungsbürgerlichen Pantheon.<br />
Dieter Meier in Conversation. <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> Aarau.<br />
Bis 17. November 2013.<br />
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Argus Ref.: 51403283<br />
Ausschnitt Seite: 2/2<br />
Bericht Seite: 5/36
Wochenzeitungen<br />
Monatszeitungen
Datum: 23.08.2013<br />
Aarauer Nachrichten<br />
5004 Aarau<br />
062/ 838 09 10<br />
www.aarauer-nachrichten.ch<br />
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Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 25'934<br />
Erscheinungsweise: 49x jährlich<br />
Seite: 9<br />
Fläche: 21'978 mm²<br />
Dieter Meier kommt ins <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong><br />
«In Conversation»<br />
Dieter Meier? Ah, der Dieter Meier!<br />
Stichwort «Yello». Aber Meier<br />
bietet noch mehr viel mehr. Darum<br />
widmet ihm das <strong>Kunsthaus</strong><br />
auch mehr als eine Ausstellung.<br />
Dieter Meier (*1945) ist Konzept- und<br />
Performancekünstler, Zeichner, Bildhauer,<br />
Filmemacher, Musiker, Essayist und Poet<br />
in einer Person. Mit «In Conversation»<br />
widmet das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> dem<br />
vielseitigen Kosmopoliten erstmals in der<br />
Schweiz eine umfassende Überblicksausstellung.<br />
Die Schau spannt den Bogen<br />
von den konzeptuellen und performativen<br />
Arbeiten der 1960er- und 70er-<br />
Jahre bis in die Gegenwart und macht deren<br />
weitgreifende Bedeutung, mitzum Teil<br />
erstmals gezeigten Werken und Dokumentationen,<br />
erfahrbar. Die Ausstellung<br />
bietet zudem die Gelegenheit, Dieter<br />
Meier als Musiker und versierten Gesprächspartner<br />
zu erleben.<br />
Das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> präsentiert mit<br />
Dieter Meier einen aussergewöhnlichen<br />
Künstler, dessen Schaffen herkömmliche<br />
Gattungsgrenzen immer wieder überschreitet.<br />
Die Ausstellung bietet mit unterschiedlichen<br />
Bildern und Textdokumenten<br />
Einblicke in die frühen konzeptuellen<br />
Performances von Dieter Meier<br />
(Gehen, 1970, Zürich; Two \Nords, 1971,<br />
New York) und stellt Bezüge zur späteren<br />
Werkentwicklung her. In der Aufbruchstimmung<br />
von Fluxus, Konzeptkunst<br />
und aktionistischen Tendenzen der<br />
1960er und -70er Jahre tritt Dieter Meier<br />
mit unerwarteten, situativen Aktionen auf<br />
und lässt das Publikum mitunter daran<br />
teilhaben. Konzeptuelle Ansätze verbunden<br />
mit subversiven Gesten - etwa das<br />
fünf Tage dauernde Abzählen und Abfüllen<br />
von 100000 Schrauben in Plastiktüten<br />
vor dem Zürcher <strong>Kunsthaus</strong> (5 Tage,<br />
1969) sind bezeichnend für Dieter<br />
Meiers frühes Schaffen. Schon damals galt<br />
seine Aufmerksamkeit dem eigentlich<br />
'Unnützen', womit er gängige Muster des<br />
Kunstbetriebs sowie gesellschaftliche<br />
Wertvorstellungen auf kritische und<br />
gleichzeitig humorvolle Weise unterwandert.<br />
Vernissage: Freitag, 6. September<br />
2013, 18 Uhr, 18.15 Uhr Begrüssung<br />
und Einführung durch Madeleine<br />
Schuppli, Direktorin, <strong>Aargauer</strong><br />
<strong>Kunsthaus</strong>. Anschliessend Aper° im<br />
Foyer des <strong>Kunsthaus</strong>es. Um 19 Uhr<br />
Performance von Dieter Meier am<br />
Klavier in der Ausstellung. Ab 19.30<br />
Uhr Vernissage-Fest in der Alten Reithalle<br />
Aarau<br />
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Argus Ref.: 50916989<br />
Ausschnitt Seite: 1/1<br />
Bericht Seite: 36/44
Datum: 25.08.2013<br />
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Seite: 11<br />
Fläche: 198'524 mm²<br />
1 DAS GROSSE INTERVIEW MIT DIETER MEIER<br />
«Ich würde<br />
am liebsten<br />
150 Jahre alt»<br />
Man kennt ihn als Musiker, Biofarmer und Beizer. Aber<br />
Dieter Meier ist auch bildender Künstler: Nach 30 Jahren<br />
zeigt er nun erstmals wieder seine Werke. Im Interview<br />
spricht der 68-Jährige über seinen Glauben, Idealismus<br />
und Kapitalismus - und die «gefährliche» 1:12-Initiative.<br />
VON SABINE ALTORFER (TEXT)<br />
UND MATTHIAS MARX (BILDER)<br />
Herr Meier warum haben Sie Ihre<br />
Kunst über 30 Jahre lang vor dem<br />
Publikum versteckt?<br />
Dieter Meier: Das war ein sehr bewusster<br />
Entscheid. Nach 1976 habe ich mich von<br />
all dem zurückgezogen, was ich das<br />
«Kunstrennen» nenne.<br />
Dieter Meier in<br />
seinem Atelier in<br />
Zürich: «Mit -<br />
diesem Gerät<br />
komponiere ich,<br />
das kanrolle<br />
Akkorde auf<br />
Knopfdruck.»<br />
In diesem Rennen waren Sie doch<br />
schon sehr weit: Sie hatten 1976 eine<br />
grosse Ausstellung im <strong>Kunsthaus</strong><br />
Zürich, waren an die Documenta<br />
eingeladen ...<br />
Schon. Aber diese Dinge kamen alle einfach<br />
auf mich zu, völlig zufällig. Zu meiner<br />
allerersten Ausstellung im Kunstmuseum<br />
Luzern kam es, weil ich den Direktor<br />
Jean-Christoph Amman zufällig<br />
in einer Bar getroffen habe. Und der damalige<br />
Vizedirektor des <strong>Kunsthaus</strong>es Zürich<br />
hat mich angerufen und gefragt, ob<br />
ich ausstellen wolle - alleine! Ich wusste<br />
erst gar nicht, was ich ausstellen soll.<br />
Ihnen fiel dann doch noch was ein.<br />
Es kam eine Phase, dass ich ein normaler<br />
Künstler sein wollte, eine Galerie<br />
und in diesem Kunstrennen vorankommen<br />
wollte. Aber die Dinge, die ich<br />
machte, waren mir existenziell nahe.<br />
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Argus Ref.: 50924883<br />
Ausschnitt Seite: 1/6<br />
Bericht Seite: 8/44
Datum: 25.08.2013<br />
AZ Zeitungen AG<br />
5401 Baden<br />
058/ 200 53 10<br />
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Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 76'230<br />
Erscheinungsweise: wöchentlich<br />
Seite: 11<br />
Fläche: 198'524 mm²<br />
Sie den Kritikern vorzulegen, war wie<br />
mich selber dem Urteil auszuliefern. Die<br />
Beurteilung neuer Kunst ist ja eine einzige<br />
Irrationalität. Ich habe darunter gelitten,<br />
denn ich war kein Spekulant, der<br />
gemacht hat, was gerade ankommt Darum<br />
habe ich mich zurückgezogen.<br />
2010 wurden Sie in Deutschland<br />
wiederentdeckt. Wie kam es dazu?<br />
Wieder durch einen unglaublichen Zufall.<br />
Ein Bekannter von mir, Damian<br />
Grieder, hat in Berlin eine Galerie. Bei<br />
ihm habe ich einige Dinge gezeigt, eine<br />
«Spiegel»-Kunstkritikerin war sehr beeindruckt,<br />
dass ich viele Dinge gemacht<br />
hatte, die den Zeitgeist wie vorwegnahmen.<br />
Ich habe 1974 Selbstinszenierungen<br />
gemacht wie Cindy Sherman fünf<br />
Jahre später. Diese Journalistin schleppte<br />
den Hamburger Sammler und Museumsbesitzer<br />
Harald Falkenberg her. Der<br />
rief mich an: «Ist ja wunderbar, was Sie<br />
machen, wollen Sie bei mir ausstellen?»<br />
Dank der Retrospektive in den Deichtorhallen<br />
Hamburg erhielt ich die Möglichkeit,<br />
auch neue Arbeiten in weiteren<br />
Museen zu zeigen, in Karlsruhe und<br />
auch im <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>.<br />
Was wäre ohne diesen Zufall mit Ihrer<br />
Kunst passiert?<br />
Ich besitze in Argentinien, wo ich Wein<br />
anbaue, grosse Lagerhallen. Ich habe<br />
kommen mir vor wie ein unermüdlich<br />
Suchender nach sich selber.<br />
Das ist für jeden Menschen die lebenslange<br />
Frage. Ich bin ein nicht praktizierender<br />
Atheist, das heisst, ich bin nicht<br />
mal gegen den Glauben. Aber in der Bibel<br />
stehen ein paar sehr kluge Gedanken.<br />
Zum Beispiel, dass dieser Jesus sagt:<br />
«Werdet wie die Kinder.» Das ist eine<br />
Aufforderung zur Anarchie.<br />
An was glauben Sie?<br />
Ich glaube an das Gute und an das wunderbare<br />
Potenzial, das im Menschen<br />
drinsteckt. Ich glaube an dieses Göttliche,<br />
eben an das Bewusstsein, das uns<br />
Menschen erlauben würde, ein grossar-<br />
«Die Beurteilung neuer<br />
Kunst ist eine einzige<br />
Irrationalität. Ich habe darunter<br />
gelitten.»<br />
0 OOOOOOO 0 0 OOOOOOOOO<br />
mich schon vorbereitet, alles in Container<br />
zu packen und dort auszustellen,<br />
damit meine Kinder und Urenkel mal<br />
sehen, was der Alte gemacht hat.<br />
Sie waren Poker-Spieler, in der Golf-<br />
Nationalmannschaft, sind Künstler,<br />
Filmer, weltbekannter Musiker,<br />
bauen Wein an, züchten Rinder... Sie<br />
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Ausschnitt Seite: 2/6<br />
Bericht Seite: 9/44
Datum: 25.08.2013<br />
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tiges Leben zu leben. Auch wenn die<br />
Menschen gewisse Dinge tun müssen,<br />
um zu überleben. Wenn nur dieses Streben<br />
nach Macht nicht wäre.<br />
Wie stark haben Sie den Erfolg<br />
gesucht?<br />
In der Kunst gibt es zwei Wege. Der eine<br />
ist der opportunistische: Was muss ich<br />
machen, um erfolgreich zu sein - als<br />
Bankier, Musiker oder Schriftsteller? Also,<br />
was hat das richtige Potenzial von<br />
Provokation und Gefallen? Der berühmte<br />
Promotion-Künstler Damien Hirst hat<br />
sich klug in der Bandbreite der bürger-<br />
bin ein nicht<br />
«Ich praktizierender Atheist,<br />
das heisst, ich bin nicht mal<br />
gegen den Glauben.»<br />
OOOOOO BO<br />
lich-repressiven Toleranz angesiedelt.<br />
Als Künstler ist er unbedeutend, aber als<br />
Marketingmann wird er in die Kunstgeschichte<br />
eingehen. Für mich war der andere<br />
Weg interessant. Was kann ich mit<br />
meiner Stimme machen? Ich habe stundenlang<br />
für mich alleine einen Singsang<br />
in einer nicht existierenden Sprache<br />
gesungen. Nicht zum Zuhören, aber<br />
mir hats gefallen. Und dass das einmal<br />
dazu führen wird, dass wir viele Millionen<br />
CDs verkaufen, hätte ich selber als<br />
verrückte Idee abgetan.<br />
Sie betonen immer, dass Sie Kunst,<br />
Musik, Weinbau, Rinderzucht, Beizer<br />
nie gelernt haben. Aber letztlich sind<br />
Sie ein Perfektionist.<br />
Nicht wirklich. Darüber streite ich oft<br />
mit meinem Musikpartner Blank. Der<br />
ist ein Perfektionist und kann monatelang<br />
an seinen Musikstücken mischen.<br />
Ich wäre meist mit meiner ersten Aufnahme<br />
zufrieden, er gar nicht. Oder die<br />
neuesten Kunst-Sachen von mir, die in<br />
Aarau erstmals ausgestellt sind, forme<br />
ich aus Kinderknete. Wenn zufällig ein<br />
Gesicht entsteht, das mich anschaut,<br />
das mir etwas sagt, höre ich auf zu kneten,<br />
fotografiere diese winzig kleinen Figuren,<br />
dann knete ich weiter. Ziel ist<br />
nicht das perfekte Werk, sondern das Erkennen<br />
eines Ausdruckes. Auch beim<br />
Filmen oder Musikmachen improvisiere<br />
ich. Ich habe vielleicht die Verantwortungslosigkeit<br />
perfektioniert.<br />
Verantwortungslosigkeit mag ein<br />
Konzept für die Kunst sein - nicht<br />
aber, um ein Restaurant zu führen<br />
oder eine Farm zu betreiben.<br />
Hier besteht die Verantwortungslosigkeit<br />
möglicherweise darin, sich auf solche<br />
Projekte überhaupt einzulassen. In<br />
Argentinien betreibe ich mehrere 10 000<br />
Hektaren. Es ist aber deshalb nicht verantwortungslos,<br />
weil ich ein grosses Vertrauen<br />
in die Leute habe, mit denen ich<br />
zusammenarbeite. Ich bin nicht nach<br />
Argentinien gegangen und habe mir<br />
mal 2000, 3000 Hektaren gekauft und<br />
mir eingebildet, dass ich das richtig betreiben<br />
könnte. Ich hatte die sinnvolle<br />
Idee, biologische Landwirtschaft zu betreiben<br />
und habe dann zwei Jahre lang<br />
Leute gesucht, die das mit mir zusammen<br />
machen wollen.<br />
Man muss Sie sich also nicht als<br />
Biobauer vorstellen, der mit der Hacke<br />
aufs Feld geht. Sie sind der Investor.<br />
Ich bin der, der die Entscheidungen<br />
trifft. Nehmen Sie das neue Projekt mit<br />
den Nüssen. Bei Flügen mit unserer alten<br />
Cessna-Klapperkiste nach Patagonien<br />
zur Schaffarm habe ich die Landschaft<br />
am Rio Negro gesehen. 90 Prozent<br />
dieser steppenartigen Landschaft<br />
sind ungenutzt. Da habe ich gefragt:<br />
Warum macht niemand etwas da unten?<br />
Warum nutzt niemand das Wasser?<br />
Ein Typ aus dem Dorf hat mir von<br />
seinen Nüssen erzählt Dann habe ich<br />
12 000 Hektaren gekauft, habe Experten<br />
geholt, die Böden und den Markt<br />
abklären lassen. Mandeln gibt es zu<br />
viel, aber Haselnüsse sind gefragt. Jetzt<br />
pflanzen wir Baumnüsse und vor allem<br />
Haselnüsse an und bauen ein Bewässerungssystem,<br />
das ohne Energie auskommt<br />
Ich arbeite nicht auf dem Traktor,<br />
aber die Grundausrichtung und die<br />
Wirtschaftlichkeit der Projekte sind<br />
meine Aufgaben.<br />
Verbinden Sie damit Idealismus und<br />
Kapitalismus?<br />
Ja, ich muss ja die Leute bezahlen können.<br />
Aber die Rentabilität ist nicht der<br />
Antrieb. Sie liegt vielleicht bei 3 bis 4<br />
Prozent, sodass man wieder etwas investieren<br />
kann. Es gibt Leute, die gehen mit<br />
grossem Idealismus nach Argentinien,<br />
lieben es, 10 000 Hektaren zu haben und<br />
als Gaucho auszureiten. Aber sie kommen<br />
nach einigen Jahren mit abgesägten<br />
Hosen zurück, weil sie nicht Jahr für<br />
Jahr 100 000 Franken einschiessen wollen<br />
oder können.<br />
Sie werden stets als Yello-Meier, Musiker,<br />
Bio-Bauer und Millionär bezeichnet.<br />
Nerven Sie diese Stereotype?<br />
Nein, das ist mir völlig egal. Nur eines<br />
mag ich nicht: Als Sohn einer Bankiersfamilie<br />
bezeichnet zu werden. Das ist<br />
Quatsch. Mein Vater ist in ärmsten Verhältnissen<br />
aufgewachsen Damals wurden<br />
uneheliche Kinder zur Zwangsadoption<br />
freigegeben, damit sie dem Staat<br />
nicht zur Last fielen. Meine Grossmutter<br />
musste dafür kämpfen, ihren Sohn bei<br />
sich zu behalten, und sie hat Tag und<br />
Nacht gearbeitet. Mein Vater war ein begabter<br />
Junge. Als junger Mann wurde er<br />
Direktor einer Bank. Da er nicht zum Establishment<br />
gehörte, bekam er den Job<br />
nur, weil die Bank fast pleite war. Mein<br />
Vater hat seinen Beruf geliebt wie ein<br />
Schachspieler das Schachspiel. Dass er<br />
wohlhabend wurde, war sozusagen ein<br />
Nebeneffekt. Er hat nicht Schach gespielt,<br />
um reich zu werden, und war<br />
deshalb mein grosses Vorbild.<br />
Sie hatten durch das Geld Ihres Vaters<br />
Vorteile und Freiheiten, auch wenn Sie<br />
Jura studieren mussten,<br />
Ich musste gar nichts. Das Jura-Studium<br />
war Tarnung, ich spielte Poker. Beim Poker<br />
denkt man nicht über den Sinn des<br />
Lebens nach, sondern nur, wie man diese<br />
Tischrunde terrorisiert. Als das Bild<br />
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Ausschnitt Seite: 3/6<br />
Bericht Seite: 10/44
Datum: 25.08.2013<br />
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Seite: 11<br />
Fläche: 198'524 mm²<br />
von meiner Schraubenzahl-Aktion in<br />
der NZZ erschien und überall in der<br />
Bank hing, das Bild von seinem Sohn,<br />
dem langhaarigen Affen, ist mein Vater<br />
mit dem Tram zum Pfauen gefahren<br />
und hat sich das aus der Ferne ange-<br />
OOOOOOOOOO 9 9 9 999 0 9 9 9 9 9<br />
Kinder sind alle<br />
«Meine weltoffen, weil sie in den<br />
Ferien immer dorthin kamen,<br />
wo ich gerade gearbeitet habe.»<br />
schaut. Aber er hat nie Druck ausgeübt,<br />
hat nie gesagt, das schadet meinem Ruf<br />
Allenfalls war er in Sorge um meine Zukunft.<br />
Wenn ich in einem Museum ausstellen<br />
konnte, war immer mein erster<br />
Gedanke: wie schön für meine Eltern.<br />
Haben Sie Ihren vier Kindern auch<br />
so viel Freiheit gegeben, wie Sie sich<br />
nehmen konnten?<br />
Meine Frau Monique hat die Kinder<br />
weitgehend grossgezogen und hat daneben<br />
ihre eigene Firma aufgebaut. Wir<br />
hatten Glück. Ich kann mich nicht erinnern,<br />
die Kinder je erzogen zu haben.<br />
Was denken Ihre Kinder von Ihnen?<br />
Sie sind alle sehr weltoffen, weil sie in<br />
den Ferien immer dorthin kamen, wo<br />
ich gerade gearbeitet habe. Ich war selten<br />
zu Hause, man hat sich vielleicht<br />
vier, fünf Monate im Jahr gesehen. Heute<br />
leben sie über die Welt verstreut. Der<br />
Kleinste macht jetzt dann die Matur,<br />
zwei Töchter sind in Amerika. Sie empfinden<br />
mich, glaube ich, schon als Abenteurer.<br />
Wenn ich ihnen erzähle, was ich<br />
im Augenblick als Unternehmer und als<br />
Artist alles für Projekte habe, denken sie<br />
vielleicht manchmal, ich sei ein wenig<br />
verrückt. Aber es ist lehrreich, mit<br />
ihnen über Ideen zu reden. Das Abendessen<br />
wird bei uns zelebriert. Es wird gekocht,<br />
ein Kind deckt den Tisch, und<br />
dann wird geredet und auch politisiert.<br />
Politisieren Sie auch über die<br />
Abzocker- und die 1:12-Initiative?<br />
Das sind völlig untaugliche populistische<br />
Bestrebungen, die Exzesse des Kapitalismus<br />
einzudämmen. Ich habe in der<br />
Zeitung gelesen, dass es viele Möglichkeiten<br />
gibt, die neuen Regeln zu umgehen.<br />
Die 1:12-Initiative ist reiner Populismus<br />
und gefährlich. Bei den grossen Firmen<br />
wollen wir die besten Führungskräfte,<br />
aber die kommen nicht in die<br />
Schweiz, wenn sie nur 500 000 Franken<br />
verdienen. Wenn einer 15 Millionen verdient,<br />
zahlt er die Hälfte an die Steuern<br />
und den Rest investiert er. Das würde<br />
fehlen. Und wenn der die 15 Millionen<br />
nicht bekommt, wer dann'? Die Aktionäre,<br />
also die Kapitalisten, die gar nichts<br />
machen, ausser Geld zu investieren. Alles<br />
reine Augenwischerei.<br />
Sie werden 68, das ist ein Alter, in dem<br />
man sich über das Alter Gedanken<br />
macht.<br />
Vor allem macht man sich Gedanken<br />
darüber, wie schnell alles ging. Die Gedanken<br />
an den Abschied von diesem Planeten<br />
soll man nicht verdrängen. In<br />
meinem Buch «Out of Chaos» hat es ein<br />
Gedicht: «Nur für Sekunden heiss ich<br />
Dieter / und freue mich als Untermieter<br />
/ hier auf diesem Kleinplaneten / fröhlich<br />
eine Spur zu treten / auf die ich weiter<br />
gar nichts gebe / weil ich sonst nur<br />
an ihr klebe.» Und weiter unten heisst<br />
es, dass ich mich hier bald verabschieden<br />
werde und in die Tiefen des Alls verschwinde,<br />
«wo steingekühlte Biere auf<br />
mich warten, ob aber der richtige Dry<br />
Martini gemixt werde, kann kein Gott<br />
garantieren».<br />
Nehmen Sie die Gedanken an den Tod<br />
wirklich so locker?<br />
Das ganze Leben ist auch eine Vorbereitung<br />
auf den Tod. Wie ich reagieren<br />
werde, wenn der Sensemann anklopft,<br />
weiss ich allerdings nicht. Ich weiss nur,<br />
dass ich sehr gerne lebe und am liebsten<br />
150 Jahre alt werden würde, und dann<br />
nochmals 150. Wenn ich die gleichen<br />
Gene habe wie meine Eltern, und die<br />
Dry Martinis auf eine vernünftige Anzahl<br />
beschränken kann, kann ich vielleicht<br />
ein schönes Alter erreichen. Aber<br />
man soll es nicht verschreien. Wenn das<br />
Schicksal es will, fällt mir morgen ein<br />
Ziegel auf den Kopf, und das wars dann<br />
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Argus Ref.: 50924883<br />
Ausschnitt Seite: 4/6<br />
Bericht Seite: 11/44
Datum: 25.08.2013<br />
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Abo-Nr.: 1083881<br />
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Erscheinungsweise: wöchentlich<br />
Seite: 11<br />
Fläche: 198'524 mm²<br />
AUS DEM ARCHIV<br />
Dieter Meier machte mit seinen<br />
Aktionen Furore. 1971 stellte er sich<br />
bei einer Vernissage mit einer<br />
Pistole an den Eingang des Cultural<br />
Center in New York - und mit einem<br />
Zettel, auf dem stand: «This Man<br />
Will Not Shoot».<br />
HO<br />
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Argus Ref.: 50924883<br />
Ausschnitt Seite: 5/6<br />
Bericht Seite: 12/44
Datum: 25.08.2013<br />
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Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
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Auflage: 76'230<br />
Erscheinungsweise: wöchentlich<br />
Seite: 11<br />
Fläche: 198'524 mm²<br />
MULTITALENT<br />
DIETER MEIER<br />
Weltkarriere machte der 1945<br />
in Zürich geborene Dieter<br />
Meier mit Yello, zusammen<br />
mit Musikpartner Boris Blank.<br />
14 Millionen CDs verkaufte<br />
das 1978 gegründete Duo, die<br />
Videoclips wurden Kult. Seine<br />
Karriere als Artist, wie sich<br />
Meier selber nennt, startete er<br />
nach einer Episode als Pokerund<br />
Golfspieler 1969. Auf dem<br />
Platz vor dem <strong>Kunsthaus</strong><br />
zählte er tagelang Metallstücke<br />
in Säcke ab, die NZZ<br />
machte den völlig Unbekannten<br />
zum «bekannten Underground-Künstler».<br />
Hintersinnige<br />
Performances machten<br />
Meier bekannt. In Argentinien<br />
kaufte er eine Wein- und<br />
Rinderfarm, neu baut er Nüsse<br />
an, er betreibt zwei Restaurants.<br />
2010 wurde bekannt,<br />
dass Meier 14 Prozent der<br />
Aktien am Geldnotendrucker<br />
Orell Füssli und an den Zermatt-Bahnen<br />
BVZ Holding<br />
hält. Er ist Vater von drei Töchtern<br />
und einem Sohn, lebt in<br />
Los Angeles, Argentinien<br />
und Ibiza und Zürich.<br />
Ausstellung: Dieter Meier «In<br />
Conversation». <strong>Aargauer</strong><br />
<strong>Kunsthaus</strong> 7.9. bis 17.11..<br />
Vernissage: 6.9., 18 Uhr.<br />
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Ausschnitt Seite: 6/6<br />
Bericht Seite: 13/44
Datum: 31.08.2013<br />
Le Temps<br />
Le Temps<br />
1211 Genève 2<br />
022/ 888 58 58<br />
www.letemps.ch<br />
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Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 41'531<br />
Erscheinungsweise: 26x jährlich<br />
Seite: 25<br />
Fläche: 3'299 mm²<br />
Musées<br />
Aarau<br />
Dieter Meier: «In Conversation».<br />
Anna lduna Zehnder à Ascona.<br />
Pour toute une génération, Dieter<br />
Meier, c'est un élément de Yello,<br />
binôme électro-pop qui a accompagné<br />
sa production musicale des<br />
vidéoclips parmi les plus déjantés.<br />
C'est aussi un écrivain, un artiste<br />
visuel, un homme d'affaires... Le<br />
<strong>Kunsthaus</strong> d'Aarau propose ici le<br />
premier survol d'une production<br />
kaléidoscopique, depuis les années<br />
60. En parallèle, le musée invite aussi<br />
à redécouvrir Anna lduna Zehnder<br />
(1877-1955), qui commença une<br />
carrière de physicienne avant de se<br />
retirer à Ascona pour développer<br />
une recherche picturale liée aux<br />
avant-gardes européennes. ELC<br />
<strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>. Ma-me ve-di<br />
10h-17h, je 10h-20h du 7 septembre<br />
au 17 novembre. (Rens. 062 835 23<br />
30, www.aargauerkunsthaus.ch).<br />
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Argus Ref.: 51020341<br />
Ausschnitt Seite: 1/1<br />
Bericht Seite: 4/4
Datum: 01.09.2013<br />
NZZ am Sonntag<br />
8021 Zürich<br />
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www.nzz.ch/sonntag<br />
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Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 130'837<br />
Erscheinungsweise: wöchentlich<br />
Seite: 75<br />
Fläche: 81'460 mm²<br />
Unstillbare<br />
Sehnsucht<br />
nach allem<br />
Dieter Meier ist als Sänger der Band Yello<br />
international bekannt. Im <strong>Kunsthaus</strong><br />
Aarau ist er als Performance- und<br />
Videokünstler, Zeichner und Bildhauer<br />
zu entdecken. Von Nadine Olonetzky<br />
Dieter Meier bei seiner Performance «Two Words» am 25. Februar 1971 in New York City: Wer «Yes» oder «No» sagte, bekam 1 Dollar.<br />
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Argus Ref.: 51009861<br />
Ausschnitt Seite: 1/3<br />
Bericht Seite: 2/15
Datum: 01.09.2013<br />
NZZ am Sonntag<br />
8021 Zürich<br />
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Auflage: 130'837<br />
Erscheinungsweise: wöchentlich<br />
Seite: 75<br />
Fläche: 81'460 mm²<br />
Nvomit<br />
soll man<br />
beginnen? Mit<br />
der Performance<br />
«5 Tage», als<br />
Dieter Meier<br />
1969 vor dem<br />
<strong>Kunsthaus</strong> Zürich 100 000 Metallteile<br />
abzählte und in Tüten füllte? Mit seiner<br />
1979 gegründeten Band Yello, die<br />
Musikgeschichte schrieb? Mit dem<br />
Drehbuch «Sehnsucht nach allem»,<br />
das unter dem Titel «Jetzt und Alles»<br />
1981 als Film herauskam? Oder mit<br />
den Yello-Videoclips wie «Pinball Cha<br />
Cha» (1982), die Kultstatus erlangten<br />
und in die Sammlung des Museum of<br />
Modern Art in New York aufgenommen<br />
wurden?<br />
Dieter Meier ist eine grenzüberschreitende<br />
Fusion, um einen Begriff<br />
aus der Wirtschaft zu nehmen, ein mit<br />
den Insignien eines Lords - Halstuch,<br />
Schnauz, Zigarre, Bentley - ausgestattetes<br />
Arbeitstier. Deshalb muss man<br />
auch das Rindfleisch erwähnen, das er<br />
von seiner argentinischen Biofarm importiert,<br />
und den Wein, der in seinen<br />
Rebbergen wächst. Oder den Essayband<br />
«Hermes Baby» (2006), die Fotoserie<br />
«Accidental Birth» (2012/13) und<br />
die Band Out of Chaos, seinen neusten<br />
Streich. Doch hier soll es nicht um den<br />
kosmopolitischen Unternehmer gehen,<br />
den «Agrardilettanten», wie er sich<br />
selbst bezeichnet. Auch nicht um den<br />
Yello-Lyrics-Dichter und Experimentalsänger,<br />
der rund 12 Millionen Platten<br />
verkaufte. Das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong><br />
Aarau widmet dem Konzeptkünstler,<br />
Performer und begabten Redner mit<br />
«In Conversation» die erste Retrospektive<br />
in der Schweiz. Zu entdecken<br />
ist auch seine avantgardistisch-anarchische<br />
Seite.<br />
Geld, Geist, Dilettantismus<br />
Dieter Meier, 1945 als Sohn eines Zürcher<br />
Privatbankiers mit dem Silberlöffel<br />
im Mund geboren, provoziert die<br />
Schweizer Behäbigkeit immer wieder<br />
mit Mut zum Experiment. «Scheitern<br />
ist ein Teil der Erfahrung, das lernte<br />
ich von meinem Vater, der aus einfachen<br />
Verhältnissen stammte», sagt er<br />
bei einem Treffen in seinem Zürcher<br />
Atelier. In der Aufbruchstimmung der<br />
sechziger Jahre begann er zwar ein<br />
Jura-Studium, spielte aber obsessiv Poker,<br />
um seine «Sucht nach Sinn» zu betäuben.<br />
Gleichzeitig - und es war seine<br />
Rettung - zeichnete sich sein zentrales<br />
künstlerisches Thema ab. «Das Spielen<br />
ist der absolute Leerlauf, ganz nahe<br />
beim absoluten Nichts», erklärt er. «Es<br />
genügt sich selbst und ist nicht Mittel<br />
zum Zweck.» Wie die Kunst.<br />
Auch die eingangs erwähnte Metallverpackungs-Aktion<br />
«existierte nur,<br />
weil ich sie wollte. Sie war bedeutungslos,<br />
leer, von jedem Utilitarismus befreit.»<br />
Der Mitbegründer der Zürcher<br />
«Association des Maitres de Rien», die<br />
sich mit Kunstaktionen der «Schönheit<br />
des Nicht-Seins» annimmt, ist indes<br />
ein Getriebener. Auf der Flucht vor den<br />
Fragen nach Sinn und Bedeutung sehnt<br />
sich Meier zwar nach der Ruhe des<br />
Nichts, kreiert dabei aber eine Idee<br />
nach der anderen. «Mein ganzes Leben<br />
«Alles, was ich<br />
tue, kommt aus dem<br />
Chaos heraus.<br />
ist<br />
mein Lebensmotto.»<br />
ist von Zufällen geprägt», sagt er. «Ich<br />
glaube an das Zu-Fallen im Wortsinn.»<br />
Was sich ihm zeigt, packt er mit Risikofreude:<br />
Durch seine ersten Versuche<br />
mit einer 16-mm-Filmkamera entstanden<br />
Experimental-Stummfilme wie<br />
«Fast Mirror» (1971), die er mit der Gitarre<br />
live vertonte. Diese Töne brachten<br />
ihn zu musikalischen Versuchen,<br />
welche zur Gründung von Yello führten.<br />
Die berühmten Videoclips der<br />
Band wiederum hatten ihre Wurzel im<br />
Experimentalfilm.<br />
Nase im Wind<br />
Durch Yello, deren Musik von Boris<br />
Blank geprägt ist, wurde Meier einem<br />
Massenpublikum bekannt. Als Dilettanten<br />
seien sie nie in Gefahr gewesen,<br />
etwas zu kopieren, «weil wir es<br />
schlicht nicht konnten», erinnert er<br />
sich. «Blank nahm Klänge und Geräusche<br />
auf Bänder auf und zog sie über<br />
Tonköpfe eines Revox-Recorders. Das<br />
war sein wichtigstes Instrument.» Meier<br />
performte seinen Techno-Sprechgesang.<br />
«Erfolg war weder geplant noch<br />
wichtig. Es ging allenfalls um die Eroberung<br />
meiner selbst im Sinne der anarchistischen<br />
Aufforderung des Propheten<br />
aus Nazareth, man solle werden<br />
wie die Kinder.»<br />
Dieter Meiers frühe Aktionen wie<br />
«This Man Will Not Shoot» (1971) und<br />
Fotoserien wie «Lost Sculptures»<br />
(1976) zeigen, wie sehr der Vielseitige<br />
die Nase im Wind hatte. Wohl waren<br />
Performances noch wenig anerkannt<br />
und die Fotografie als eigenständiges<br />
Medium der Kunst nicht etabliert, aber<br />
beides zeigte sich am Horizont. Die<br />
«Stills» und «Jumps» (1974) entstanden<br />
jedoch, bevor Meier Cindy Shermans<br />
berühmte Fotoserie «Untitled<br />
Film Stills» (1977-1980) hätte sehen<br />
können. Und seine «Lost Sculptures»,<br />
Bilder von ephemeren Gebilden, machte<br />
er vor Fischli/Weiss' bahnbrechender<br />
Arbeit «Stiller Nachmittag» (1985).<br />
Die Beschäftigung mit dem Flüchtigen,<br />
mit Identität und Rollenspiel lag ebenso<br />
in der Luft wie die Kritik am Kapita-<br />
Ausstellung<br />
Dieter Meier, 1945 in Zürich geboren,<br />
hat sich als Künstler, Filmemacher,<br />
Autor und Gastrounternehmer einen<br />
Namen gemacht. Er lebt in Argentinien,<br />
Kalifornien und in der Schweiz. Das<br />
<strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> Aarau zeigt vom<br />
7. 9. bis 17. 11. 2013 unter dem Titel «In<br />
Conversation» eine Retrospektive mit<br />
Gesprächen, Performances und einem<br />
Konzert von Out of Chaos, seiner neuen<br />
Band. Katalog im Verlag für moderne<br />
Kunst Nürnberg; Autobiografie «Out of<br />
Chaos» bei Drell Füssli. (olo.)<br />
lismus. «5 Tage» thematisierte entfremdete<br />
Arbeit während der Fünftagewoche,<br />
«Two Words» (1971) die<br />
Verführung und Sinnlosigkeit des Handels:<br />
Meier drückte in New York jenen<br />
Passanten einen Dollar plus Quittung<br />
in die Hand, die bereit waren, ihm ein<br />
«Yes» oder «No» vorzusagen. Den Kapitalismus<br />
bezeichnet er als ein «ohne<br />
Moral und Ethik funktionierendes<br />
Menschenverwertungssystem», in dem<br />
«das Dasein über weite Strecken missbraucht»<br />
werde.<br />
Er selbst konnte und kann sich da-<br />
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Argus Ref.: 51009861<br />
Ausschnitt Seite: 2/3<br />
Bericht Seite: 3/15
Datum: 01.09.2013<br />
NZZ am Sonntag<br />
8021 Zürich<br />
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von absetzen: «1976 entschied ich<br />
mich, nicht weiter am Kunstrennen<br />
teilzunehmen; für mich standen existenzielle<br />
Fragen im Zentrum. Weil ich<br />
andere Einnahmequellen hatte, musste<br />
ich mich dem Schmerz, im Kunstmarkt<br />
vielleicht nicht bestehen zu können,<br />
auch nicht aussetzen.» Von Schmerz<br />
kann heute keine Rede sein. Dieter<br />
Meier geht unter anderem mit seiner<br />
Autobiografie und der gleichnamigen<br />
Band Out of Chaos auf Tournee und<br />
tüftelt an einem neuen Herstellungsverfahren<br />
für Schokolade. «Alles, was<br />
ich tue, kommt aus dem Chaos heraus.<br />
Plötzlich verfestigt sich etwas - und<br />
zwar sehr zu meiner Überraschung.<br />
ist mein Lebensmotto»,<br />
sagt er, und man merkt: Er sehnt sich<br />
wirklich nach allem.<br />
Knetfigur als «Lost Scultpure» (1976).<br />
In der Fotoserie «Behind Flowers» (1976) präsentiert Bice Curiger nichtssagende Objekte.<br />
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Ausschnitt Seite: 3/3<br />
Bericht Seite: 4/15
Datum: 01.09.2013<br />
SonntagsBlick Magazin<br />
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Auflage: 224'260<br />
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Kunst Dieter Meiers<br />
Lebenswerk<br />
Das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> widmet<br />
dem vielseitigen Kosmopoliten<br />
Dieter Meier die erste umfassende<br />
Ausstellung in der Schweiz. Die<br />
Schau spannt den Bogen von den<br />
...".,1111111111P<br />
Performances und Konzeptkunstarbeiten<br />
der 1960er bis in die<br />
Gegenwart und macht deren weitgreifende<br />
Bedeutung mit zum Teil<br />
erstmals gezeigten Werken und<br />
Dokumentationen erfassbar.<br />
Dieter Meier: «In Conversation».<br />
<strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>. 7.9,17.11.<br />
www.aargauerkunsthaus.ch<br />
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Ausschnitt Seite: 1/1<br />
Bericht Seite: 5/15
Datum: 05.09.2013<br />
Weltwoche Verlags AG<br />
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Auflage: 69'440<br />
Erscheinungsweise: wöchentlich<br />
Seite: 32<br />
Fläche: 75'628 mm²<br />
Der geniale Bluff<br />
Dieter Meier, bekannt als die eine Hälfte der Elektropop-Gruppe Yello, erhält im <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong><br />
eine umfassende Ausstellung. Der begnadete Selbstdarsteller, Biobauer und Restaurant-Betreiber ist in<br />
der Kunstszene plötzlich wieder en vogue. Weshalb?<br />
Von Rico Bandle<br />
Wandelnder Widerspruch: Kunstwerk Dieter Meier.<br />
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Argus Ref.: 51057620<br />
Ausschnitt Seite: 1/4<br />
Bericht Seite: 100/170
Datum: 05.09.2013<br />
Weltwoche Verlags AG<br />
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Seite: 32<br />
Fläche: 75'628 mm²<br />
Am liebsten wäre er Schriftsteller. Seit zwanzig<br />
Jahren schreibt Dieter Meier an einem Roman,<br />
der Titel steht bereits fest: .«Die Maske des Erzählers».<br />
Doch das Buch wird und wird nicht<br />
fertig. Wer Meiers 2006 erschienene Textsammlung<br />
«Hermes Baby» gelesen hat, ist nicht unglücklich<br />
darüber: Seine Schreibe wirkt bemüht<br />
originell, umständlich. Dass er es wohl<br />
nie zum grossen Literaten bringen wird, dürfte<br />
er verkraften. Erstens zelebriert er sich gerne als<br />
leidenden Autor, zweitens bleiben ihm auch<br />
ohne das Schreiben genügend Tätigkeiten, die<br />
er vorzeigen kann: Pokerprofi, Popstar, Entertainer,<br />
Biobauer, Winzer, Restaurantbetreiber,<br />
Investor. Eine grosse Ausstellung in Aarau<br />
rückt ihn nun als Konzept- und Videokünstler<br />
ins Zentrum.<br />
Meiers Kunstaktionen sind überraschend<br />
einfach: 1969 füllte er auf dem Platz vor dem<br />
Zürcher <strong>Kunsthaus</strong> immer je tausend Metallstücke<br />
in Säcke ein. Fünf Tage dauerte das<br />
sinnlose Unterfangen. Die NZZ machte sich<br />
darüber lustig: «Zwar sagt es der Schöpfer<br />
dem neugierigen Kunden nicht, aber jeder der<br />
Plasticsäcke stellt ein Kunstwerk dar, denn<br />
Künstler ist, wer weiter als bis drei zählen<br />
kann.» Ein Jahr später zeichnete er auf dem<br />
Helvetiaplatz eine Strecke ein, jeder Passant,<br />
der sie zurücklegte, erhielt eine schriftliche<br />
«Gang-Bestätigung». In New York kaufte er<br />
Passanten für einen Dollar ein «Yes» oder<br />
«No» ab. Wer mitmachte, musste das Wort in<br />
ein Mikrofon sagen, wurde fotografiert und<br />
erhielt ein Zertifikat.<br />
Dass diese sonderbaren Aktionen grössere<br />
Beachtung fanden, hatte auch mit der Herkunft<br />
des Künstlers zutun. Dieter Meier ist der<br />
Sohn von Walter Meier, dem angesehenen<br />
Gründer einer Zürcher Vermögensverwaltung.<br />
Der Sprössling machte sich einen Sport<br />
daraus, mit seltsamen Auftritten den Vater zu<br />
beschämen: Er geniesst seine Rolle als gescheiterter<br />
Sohn, der sein Jura-Studium abbrach,<br />
die Tage obsessiv mit Pokerspielen verbrachte<br />
und mit Kunst-Performances auch das Milieu<br />
seines Vaters sanft auf die Schippe nahm.<br />
Auf geradezu ideale Weise<br />
repräsentiert er die Inkonsequenz<br />
der urbanen Schickeria.<br />
Einen Unterhaltungswert kann man ihm nicht<br />
absprechen: Wenn man seine frühen Projekte<br />
dokumentiert sieht, wie jetzt in Aarau, so muss<br />
man oft schmunzeln. Doch dass diese harmlosen<br />
Kunstaktionen aus den 197oer Jahren<br />
und um diese geht es in erster Linie bei der<br />
Neuentdeckung von Dieter Meier als Künstler<br />
nun plötzlich in Deutschland und der<br />
Schweiz dermassen gross gefeiert werden, ist<br />
dennoch erstaunlich. Denn eine Ausnahmeerscheinung<br />
war Meier keineswegs: Nonsens<br />
als eine Form des Protestes war Jahrzehnte vor<br />
ihm eine Erfindung der Dadaisten, jener Exilkünstler,<br />
die im Zürcher Cabaret Voltaire Zuflucht<br />
fanden. In den197oer Jahren waren spontane<br />
Kunst- und Theateranlässe auf der Strasse<br />
zudem weit verbreitet.<br />
Übersee-Bio für Trendsetter<br />
Dass das Kunstmilieu Meier gerade jetzt wieder<br />
zu Füssen liegt, hat mit seiner genialen Fähigkeit<br />
zur Selbstinszenierung zu tun. Vor allem<br />
aber repräsentiert er auf geradezu ideale<br />
Weise die weitverbreitete Inkonsequenz der<br />
urbanen Schickeria: Er wettert gegen den Kapitalismus,<br />
lebt als Erbe eines Bankiers aber<br />
gut von ihm; er betreibt in Argentinien eine<br />
Bio-Farm, lässt die Bio-Ernte dann Tausende<br />
von Kilometern über den Ozean in trendige<br />
Restaurants transportieren; er gibt sich als<br />
Müssiggänger, der dann doch krampfhaft<br />
nach Anerkennung sucht.<br />
Dieter Meier ist ein wandelnder Widerspruch,<br />
das perfekt sitzende Dandy-Outfit<br />
seine Tarnung. Gerne fläzt er sich zigarrenrauchend<br />
im Ledersessel und zieht herablassend<br />
über die Wirtschaft her, was zum Beispiel im<br />
Buch «Hermes Baby» so tönt: «Von Coca-Cola,<br />
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Argus Ref.: 51057620<br />
Ausschnitt Seite: 2/4<br />
Bericht Seite: 101/170
Datum: 05.09.2013<br />
Weltwoche Verlags AG<br />
8021 Zürich<br />
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Erscheinungsweise: wöchentlich<br />
Seite: 32<br />
Fläche: 75'628 mm²<br />
jener Zuckerbombe, die in den USA längst zur<br />
Kinderseuche geworden ist, bis zu Perrier,<br />
einem Wasser, das man nur am Etikett erkennt,<br />
das aber hundertmillionenfach um die<br />
halbe Welt geschifft wird, von einem ratlosen<br />
Prada-Hemd für 800 Euro bis zu Nike-Latschen<br />
segelt der ganze Budenzauber unter der<br />
falschen Flagge eines Luxus, der auf dem Rummelplatz<br />
des Konsums einzig der Scheinbefriedigung<br />
dient und dem Generalimpuls, zu<br />
kaufen und zu besitzen, was die Marketingindustrie<br />
den Halbbetäubten Tag und Nacht<br />
um die Ohren haut.»<br />
250000 Franken Busse<br />
Als Pokerprofi in jungen Jahren war Meiers<br />
Strategie, sich rasch ein Image als Bluffer aufzubauen.<br />
Mit dem Ziel, dass seine Gegner<br />
möglichst viel Geld auf den Tisch legten,<br />
wenn er dann tatsächlich einmal ein gutes<br />
Blatt in den Händen hielt. Als Künstler verhält<br />
sich Meier ähnlich. Sein Bluff ist sein<br />
dauerndes Understatement. Seine Arbeit, ja<br />
seine ganze Karriere bezeichnet er gerne als<br />
reinen Zufall, als ungeplant, als völlig bedeutungslos,<br />
um dann im selben Atemzug zu erwähnen,<br />
dass andere natürlich nicht er ihn<br />
mit stilbildenden Künstlern wie Cindy Sherman<br />
oder Musiklegenden wie John Lennon<br />
vergleichen.<br />
Der elegante Bonvivant erweist sich als rastloser<br />
Mensch mit einem ausgeprägten Drang,<br />
überall dazuzugehören. Er wohnt an drei Orten<br />
auf drei Kontinenten; zählt man auf, was er<br />
in seinem Leben alles gemacht hat, so nimmt<br />
die Liste kein Ende. Da glaubt man ihm auch,<br />
dass es bloss ein unglückliches Versehen war,<br />
als er vor zwei Jahren seine Beteiligung von 14<br />
Prozent an der Banknotendruckerei Orell<br />
Füssli nicht gemeldet hatte (er ist der zweitgrösste<br />
Aktionär nach der Nationalbank) und<br />
wegen Verstosses gegen das Börsengesetz<br />
250 000 Franken Wiedergutmachung bezahlen<br />
musste.<br />
Dass er nicht längere Zeit an derselben Sache<br />
dranbleiben kann, immer Angst hat, etwas zu<br />
verpassen, dürfte mit ein Grund sein, weshalb<br />
er es zeitlebens nicht in die Topklasse der bildenden<br />
Künstler schaffte. Obschon das Potenzial<br />
besonders im Videobereich durchaus vorhanden<br />
gewesen wäre: In den 197oer Jahren<br />
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Argus Ref.: 51057620<br />
Ausschnitt Seite: 3/4<br />
Bericht Seite: 102/170
Datum: 05.09.2013<br />
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Seite: 32<br />
Fläche: 75'628 mm²<br />
Seine Karriere bezeichnet er gerne<br />
als reinen Zufall, als ungeplant, als<br />
völlig bedeutungslos.<br />
gehörte er zu den Pionieren, seine frühen<br />
Filme und auch seine Yello-Musikvideos sind<br />
heute noch faszinierend und gehören zu den<br />
Höhepunkten der Ausstellung in Aarau. Doch<br />
Meier blieb zu wenig konsequent bei der Sache,<br />
wandte sich zwischenzeitlich ganz von<br />
der Kunst ab, verzettelte sich. Mit dem Resultat:<br />
Der grosse Name der Videokunst in der<br />
Schweiz ist nicht Dieter Meier, sondern Pipilotti<br />
Rist.<br />
Bezeichnend war ein Vorfall an einer Lesung<br />
in seinem eigenen Restaurant «Bärengasse»<br />
vor drei Jahren. Meier hatte den Schriftsteller<br />
Lukas Bärfuss eingeladen, einige Kurzgeschichten<br />
vorzulesen. Ein Text handelte davon,<br />
dass man doch nicht gemütlich der Kunst<br />
frönen könne, wo doch so viel Leid auf der Erde<br />
geschehe. Man solle lieber helfen, als Lesungen<br />
zu besuchen. Meier fühlte sich angegriffen,<br />
startete eine verbale Attacke auf Barfuss.<br />
Der Text sei eine «Anbiederung im jämmerlichen<br />
Bereich», geschrieben von jemandem,<br />
der «nicht begriffen hat, worum es in seinem<br />
Tun eigentlich geht». Mit rotem Kopf rief er<br />
in den Saal: «Ich habe eine unglaubliche<br />
Wut!» Fühlte sich Meier in seinem Lebensstil<br />
angegriffen?<br />
Möglicherweise aber war seine Empörung<br />
bloss gespielt, weil ein Skandal an einer Lesung<br />
irgendwie chic ist. Das wäre Meier durchaus<br />
zuzutrauen. Genauso wie sein Drang, ein bedeutender<br />
Schriftsteller zu sein, der wie eine<br />
Attitüde erscheint. Doch das alles gehört zum<br />
Kunstwerk Dieter Meier. Und an diesem, das<br />
muss man anerkennend festhalten, hat er konsequent<br />
ein Leben lang gearbeitet.<br />
Dieter Meier: In Conversation. <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>,<br />
Aarau, 7. September bis 17. November<br />
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Argus Ref.: 51057620<br />
Ausschnitt Seite: 4/4<br />
Bericht Seite: 103/170
Datum: 08.09.2013<br />
AZ Zeitungen AG<br />
5401 Baden<br />
058/ 200 53 10<br />
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Seite: 18<br />
Fläche: 74'636 mm²<br />
Dieter Meier<br />
In<br />
Dieter Meier bezauberte<br />
das Kunstpublikum<br />
1 Dieter Meier gut gelaunt<br />
bei seiner Performance.<br />
2 Michael von der Heide und<br />
Lebenspartner Willi Spiess.<br />
3 Bice Curiger vor dem Bild<br />
mit sich selber. 1 4 Schriftsteller<br />
Hansjörg Schertenleib<br />
und Brigitte<br />
Haas. 1 5 Familie<br />
Meier fast komplett:<br />
Sophie, Monique,<br />
Anna, Dieter und Francis.<br />
1 6 Plus Knüsel und<br />
Suzann Renninger.<br />
7 Kunstsammler Franz<br />
Wassmer. I 8 Direktorin<br />
Madeleine Schuppli.<br />
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Argus Ref.: 51093449<br />
Ausschnitt Seite: 1/2<br />
Bericht Seite: 23/170
Datum: 08.09.2013<br />
AZ Zeitungen AG<br />
5401 Baden<br />
058/ 200 53 10<br />
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Fläche: 74'636 mm²<br />
Im <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> feierten am Freitagabend Hunderte Menschen Dieter Meier als Künstler<br />
VON SABINE ALTORFER (TEXT) UND<br />
ANDRE ALBRECHT (BILDER)<br />
Neugier<br />
trieb die Menschen<br />
am Freitagabend in Scharen<br />
ins <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>.<br />
Was macht der Tausendsassa<br />
Dieter Meier als<br />
Künstlet? <strong>Kunsthaus</strong>-Direktorin Madeleine<br />
Schuppli brachte es vor gerammelt<br />
vollem Foyer auf den Punkt: «Die Leute<br />
sagten, prima, zeigst du Dieter Meier.<br />
Aber was zeigst du denn?» Die ersten, die<br />
aufkreuzten, waren treue Weggefährten:<br />
Kreis-4-Galerien-Legende Silvio Baviera,<br />
der als Einziger in den letzten Jahren<br />
Werke von Dieter Meier zeigen konnte,<br />
der Berliner Galerist Damian Grieder und<br />
Kunstsammler Franz Wassmer, eben aus<br />
der Reha-Klinik entlassen, erwiesen dem<br />
Freund die Reverenz. Gleich doppelt dabei<br />
der Schweiz berühmteste Kuratorin,<br />
Bice Curiger. Als Person und als Model in<br />
der Fotoserie «Behind Howers» von 1976.<br />
Dabei waren nicht die üblichen Promis<br />
und null Politiker, sondern Kunstpublikum:<br />
Künstler Daniel Robert Hunziker,<br />
Beat Zoderer, Ursula Mumenthaler, Max<br />
Matter, Schriftsteller Klaus Merz und<br />
Hansjörg Schertenleib. Sänger Michael von<br />
der Heide (mit Gipsarm): «Nein, nein,<br />
noch kein Urteil, ist ja riesig!» Ex-Pro-Helvetia-Direktor<br />
Plus Knüsel spazierte<br />
strahlend und frisch verheiratet mit Suzann<br />
Renninger zwischen den witzig-hintersinnigen<br />
Arbeiten.<br />
Vor der Musik-Performance war in<br />
den Sälen kein Durchkommen, Dieter<br />
Meier kämpfte sich durchs Foyer: «Gebt<br />
mir bitte etwas zu trinken, sonst kann<br />
ich nicht singen!» Mit «Life is Life» und<br />
anderen melancholischen Liedern bezauberte<br />
er vor den Bildern als «falscher<br />
Magier» das Publikum. Fast unerkannt<br />
unter dem Publikum im <strong>Kunsthaus</strong> und<br />
am stimmungsvollen Fest in der alten<br />
Reithalle die Familie von Dieter Meier. Fixpunkt<br />
für alle: Gattin Monique Meier, die<br />
still vergnügt mit Patrizia Fontana, der<br />
Frau von Meiers Yello-Kompagnon Boris<br />
Blank das Essen (kein Meier-Rindfleisch)<br />
nach dem Trubel genoss.<br />
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Argus Ref.: 51093449<br />
Ausschnitt Seite: 2/2<br />
Bericht Seite: 24/170
Datum: 12.09.2013<br />
Schweizer Split<br />
Die Zeit<br />
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Und das soll Kunst sein?<br />
Im Kunstbetrieb herrscht das Dieter-Meier-Syndrom: Es zählt nur noch<br />
der Star. Ob er auch was kann, ist einerlei VON DANIELE MUSCIONICO<br />
Anschlag, ohne Zweifel.<br />
Die Pistole gezückt, gekleidet<br />
in dezenter Abend-<br />
flin<br />
garderobe steht Dieter<br />
Meier am Abend der Ausstellungseröffnung<br />
von<br />
The Sunis Avantgarde im<br />
New Yorker Cultural Center. Zu seinen<br />
Füßen liegt eine Tafel, auf der zu lesen ist:<br />
»This Man will not shoot«. Ein halbes Jahr<br />
später, im November 1971, realisiert der<br />
kalifornische Künstler Chris Burden seine<br />
inzwischen legendäre Aktion Shoot. Dabei<br />
wurde real geschossen, allerdings nicht<br />
durch, sondern auf den Künstler. War Dieter<br />
Meier die Initialzündung? Ist er demnach<br />
ein Pionier der Performance-Kunst?<br />
Zumindest ist das Subjekt selbst eine<br />
Performance. Seine erste Retrospektive in<br />
einem Schweizer Museum, im <strong>Aargauer</strong><br />
<strong>Kunsthaus</strong>, nennt sich In Conversation. Denn<br />
reden kann Meier. Vielleicht ist Reden überhaupt<br />
Meiers fruchtbarste Kunstform seit<br />
Jahren. Er ist ja nicht bloß Avantgardist mit<br />
seinen Videos für Yello. Meier steht für Glamour,<br />
Lifestyle und Weltbürgertum. Er<br />
macht in Rind, Wein und anderen schönen<br />
und schön gewinnträchtigen Dingen und hält<br />
Beteiligungen an Unternehmen im Wert von<br />
gut 50 Millionen Franken.<br />
Doch ebenso bemerkenswert wie sein ökonomischer<br />
Erfolg ist die Tatsache, dass er stets<br />
beteuert, wie ambitionslos er doch in alles<br />
gestolpert sei. Nicht nur in unternehmerische<br />
Zusammenhänge, sondern auch in das Unternehmen<br />
Kunst. »Die Dinge passieren mir«,<br />
lautet seine Beschwörungsformel. »Ich sehe<br />
mich als Rhiz,om«, sagt der Sohn eines Zürcher<br />
Privatbankiers und weist jedes Künstlerbewusstsein<br />
weit von sich. Natürlich macht<br />
ihn das noch interessanter, undurchschaubarer,<br />
mysteriöser: Passiert hier Voodoo, oder<br />
ist Meier im Stande höherer Weihen?<br />
Früher hätte man diesen Gestus Dada genannt,<br />
heute sagt man marktgerechte Inszenierung<br />
dazu. Das konnte schon Albrecht<br />
Dürer, der sich in einem Selbstporträt zum<br />
Christus stilisierte und seine Bilder stets mit<br />
einer Art Logo versah. Doch Meiers Attitüde<br />
zielt. auf einen wunden Punkt im Kunstbetrieb:<br />
die Leere, die gefüllt werden muss mit<br />
einem Künstler als Ausnahmepersönlichkeit.<br />
Für die Eingemeindung des Kreativen als<br />
Konzept- und Performancekünsder in den<br />
Kanon tut man in Aarau einiges. Man bemüht<br />
etwa im Katalog Quervergleiche mit<br />
dem Surrealisten Andr6 Breton, der meinte,<br />
die einfachste surrealistische Tat sei, mit einem<br />
Revolver blindlings in die Menge zu<br />
schießen. Ist Meier ein Surrealist? Sicher hat<br />
er Breton gelesen. An den Wänden hängen<br />
die Belege, auch die Fotos jener Aktion aus<br />
New York und viele, viele andere, Meiers<br />
Kreativität dauert immerhin schon 40 Jahre.<br />
Doch weshalb sprach bis vor zwei, drei Jahren<br />
keiner von seinem Werk? Die Antwort ist einfach:<br />
Weil es dafür keinen Markt gab. Denn<br />
alles beginnt ja auf dem Markt und erst dann,<br />
wenn ein Tauschwert festgelegt ist. Das Staunen,<br />
das früher der Kunst galt, gilt heute vor<br />
allem ihrem Preis.<br />
Doch auch diesbezüglich stehen die Karten<br />
für Pokerspieler Meier gut: Lady Gaga hat<br />
kürzlich eine seiner Fotografien gekauft, für<br />
20 000 Dollar. Viel ist das nicht, doch es ist<br />
ein Anfang. Und was für einer! Denn wichtiger<br />
als der Preis ist der Glamourwert von<br />
Gaga und die Location jenes Tauschhandels:<br />
das Kulturzentrum des Theatergurus Robert<br />
Wilson, Watermill auf Long Island. Waternüll<br />
ist ein Hot Spot des internationalen<br />
Kunst- und Kulturadels. Wer einmal seinen<br />
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Argus Ref.: 51142616<br />
Ausschnitt Seite: 1/3<br />
Bericht Seite: 34/47
Datum: 12.09.2013<br />
Schweizer Split<br />
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Stallgeruch besitzt, ist gebenedeit.<br />
Ist alles Kunst, was in einem Kunstmuseum<br />
hängt? Das fragt 'man sich angesichts<br />
des Trends, dass Museen den Selbstdarstellungsartisten<br />
Tür und Tor öffnen. Dieter<br />
Meier mag unverdächtig sein, unter falschem<br />
Etikett zu segeln, doch die Wanderlegenden<br />
Hannes Schmid, Rene Burri, Michel Comte<br />
sind es nicht. Diese Herrschaften haben als<br />
Reportage-, Werbe- oder Modefotografen<br />
Wichtiges geleistet. Doch ist das Kunst? Und<br />
wie kreativ ist es, seit Jahren das Archiv zu<br />
plündern? Siehe den Fall des über 80-jährigen<br />
Burri, der dafür sorgte, dass er in acht Jahren<br />
dreimal im Zürcher Museum für Gestaltung<br />
ausgestellt wurde. Sitzt ihm der Fotografen-<br />
Übervater Henri Cartier-Bresson im Nacken,<br />
der zu Lebzeiten ein eigenes Museum erhielt<br />
und als einziger Fotograf überhaupt im Louvre<br />
ausgestellt wurde?,<br />
Dieter Meiers Nobilitierung begann<br />
2011, mit einem Schlag, mit einer Person.<br />
Der deutsche Kunstsammler Harald Falckenberg<br />
hat sich für sein Werk begeistert<br />
und es in Harriburg ausgestellt. Falckenberg<br />
brachte Meier nach Long Island. Und<br />
wenn es bis dato kaum Sammler von Meiers<br />
Werken gibt, wird sich das nach dem<br />
Kauf von Lady Gaga ohne Frage ändern.<br />
Im Alter von 68 Jahren wird Meier von der<br />
Kunstwelt entdeckt.<br />
Der Fall Hannes, Schmid ist prototypisch.<br />
Das Kunstmuseum Bern hat dem<br />
Mode- und Werbefotografen diesen Sommer<br />
eine Ausstellung ausgerichtet, die an<br />
Größe und Aufwand und in ihrer medialen<br />
Wirkung eirunalig und neu ist in<br />
der Geschichte des Museums. Zwei Millionen<br />
Franken, wissen Insider, kostete der<br />
Spaß. 1200 Plakatflächen zwischen Bern<br />
und Zürich, dazu eine Satellitenausstellung<br />
am Flughafen Zürich wurden dafür aufgewandt,<br />
Schmid als Künstler zu implementieren.<br />
Doch die Frage, was denn an<br />
Schmids Bildern tatsächlich Kunst sei,<br />
wurde nie gestellt. Selbst die Tagesschau berichtete<br />
über den Umstand, dass der Malboro-Mann<br />
den Schmid natürlich nicht<br />
erfunden hat, sondern für Leo Bumett/<br />
Philip Morris lediglich von 1993 bis 2002<br />
fotografierte in die heiligen Kunsthallen<br />
einritt. Die Bedeutung des Ereignisses war<br />
somit amtlich. Und zufrieden ließ sich der<br />
Museumsdirektor bei der schillernden<br />
»Friend's Preview« zitieren: »Seinen<br />
Cowboy kennen mindestens so viele Leute<br />
wie die Coca-Cola-Flasche. So gesehen ist<br />
Hannes Schmid berühmter als Picasso.«<br />
Statt einer Qualitätsdebatte wurde in Bern<br />
eine Quantitätsdebatte geführt.<br />
Kunstwissenschaftler und Kritiker sind<br />
sich einig: Auf dem Kunstmarkt ist heute das<br />
Reden über das Werk wichtiger als das Werk<br />
selber. Erfolg hat mehr mit der Aura des<br />
Künstlers zu tun als mit seiner Arbeit. Hannes<br />
Schmid zum Beispiel erzählt sein bewegtes<br />
Leben jedem, der es hören will und auch<br />
dem, der es bereits kennt, bereitwillig und<br />
wie einen Krimi: ein Geißenbub aus dem<br />
Toggenburg, den das Schicksal unter Kannibalen<br />
nach Westpapua führt. Nicht Schmids<br />
Bilder sind interessant, es sind die Geschichten<br />
dazu. Und es ist in diesem Fall wohl nicht<br />
einmal strategisches Selbstmarketing. Keinen<br />
begeistern seine Storys so sehr wie ihn selber.<br />
Selbst erzeugte Legendenbildung und die<br />
Museen ,als Steigbügelhalter. Der deutsche<br />
Experte in dieser Sache, der Kunstwissenschaftler<br />
Wolfgang Ullrich, sieht die Sache<br />
klar: »Kunst ist Teil des Star-Kultes geworden.<br />
Nichts hat heute so viel Statuswert wie<br />
Kunst.« Dass dabei die Fotografie besonders<br />
anfällig ist, Kunstfernes einzugemeinden, fällt<br />
auch ihm auf. »Dieser Nobilitierungsprozess<br />
ist eine Win-Win-Situation für den Kurator<br />
wie für den Künstler. Ausstellungen dienen<br />
ja auch immer mehr dem Zweck der Wertschöpfung.«<br />
Und zurücktreten, sich in den<br />
Ruhestand befördern kann sich so ein Künstler,<br />
auch wenn er bereits 80 ist, natürlich<br />
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Ausschnitt Seite: 2/3<br />
Bericht Seite: 35/47
Datum: 12.09.2013<br />
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nicht: Er ist ja ein Medium einer höheren<br />
Begabung und im Stand der Gnade. Genauso<br />
wie ein absolutistischer Fürst.<br />
Dieter Meier: »In Conversation«, <strong>Aargauer</strong><br />
<strong>Kunsthaus</strong>, bis 17. 11. Rene Burri: »Doppelleben«,<br />
Museum für Gestaltung, Zürich,<br />
bis 13. 10. Rene Burri: »Utopia«, Mus& des<br />
Suisses dans le Monde, Genf, bis 15. 12.<br />
Dieter Meier<br />
Sein Name ist Programm.<br />
Der 68-jährige Gründer<br />
der Elektropop-<br />
Formation Yello und<br />
Konzeptkünstler kann<br />
heute seinen Namen auf<br />
Weinflaschen oder<br />
Restaurants schreiben<br />
und schon sind sie in<br />
Was macht dieser Herr? Dieter Meier schwebt durchs ZKM!Karlsruhe<br />
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Ausschnitt Seite: 3/3<br />
Bericht Seite: 36/47
Datum: 13.09.2013<br />
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Inter Meier<br />
ig auer 1( unsthau.,<br />
17.11.2013<br />
Dieter N<br />
In Conve<br />
ÄargauE<br />
Das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> widmet Dieter Meier eine Retrospektive unter dem Titel «In Conversation».<br />
Als Aarau noch Punk war<br />
AARAU Dieter Meier stellt im <strong>Kunsthaus</strong> aus und erinnert sich an früher<br />
«Aarau, hier war ich in den 70-<br />
er Jahren mit der Band 'Fresh<br />
Color' aktiv!», antwortet Dieter<br />
Meier auf die Frage, was<br />
ihn, den Weltbürger, mit der<br />
<strong>Aargauer</strong> Kantonshauptstadt<br />
verbindet. 30 Jahre später ist<br />
Meier wieder in Aarau aktiv.<br />
Seit dem vergangenen Wochenende<br />
läuft im <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong><br />
die Ausstellung «In Conversation»<br />
mit Werken von Dieter Meier.<br />
Meier, den die meisten Leute mit<br />
«Yello» verbinden, ist ein Künstler<br />
von Weltformat, der seit den späten<br />
60er Jahren mit diversen Kunst-<br />
Aktionen für Aufsehen sorgt - bis<br />
heute. Zu eben dieser Kunst gehört<br />
aber seit jeher auch die Musik<br />
und dieser Zeit entstammt auch<br />
die Verbindung zu Aarau. Zusammen<br />
mit Gutze Gautschi und der<br />
Punkband «Fresh Color» nahm er<br />
1978 eine erste Single «No Chance»<br />
auf und startete ab diesem Moment<br />
auch musikalisch durch.<br />
Reto Fischer<br />
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Ausschnitt Seite: 1/2<br />
Bericht Seite: 12/47
Datum: 13.09.2013<br />
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Fläche: 52'802 mm²<br />
Die Ausstellung «In Conversation» lockt viel Publikum an, sie läuft noch bis zum 17. November.<br />
Konversation mit Meier<br />
AARAU Kunst von und mit Dieter Meier in der Kantonshauptstadt<br />
Er liefert Weintrauben für<br />
Malbec, züchtet Rinder, seine<br />
«Yello»-Hits laufen weltweit,<br />
er schreibt Bücher und ist ein<br />
kreativer Performance-Künstler:<br />
Dieter Meier. Das <strong>Aargauer</strong><br />
<strong>Kunsthaus</strong> widmet dem Alleskönner<br />
eine Ausstellung unter<br />
dem Titel «In Conversation».<br />
Und Konversationen waren tatsächlich<br />
möglich, sei es bei der Vernissage<br />
vor einer Woche oder den<br />
Künstlergesprächen am Dienstag<br />
und gestern Abend. Meier ist da für<br />
sein Publikum, erklärt seine Kunst<br />
und lässt sich - so scheint es - von<br />
den Menschen inspirieren.<br />
Seit Ende der 60er Jahre hüpft Meier<br />
von einer Kunstform zur nächsten,<br />
probiert immer wieder etwas<br />
Neues aus. Er experimentierte mit<br />
Film, Fotografie, Skulpturen, Aktionen<br />
und der Musik.<br />
1969 bei seiner allerersten Kunstaktion<br />
«5 Tage» zählte er vor dem<br />
Zürcher <strong>Kunsthaus</strong> Metallstücke<br />
ab. Sinnlos und simpel hatte es damals<br />
für Meier eine ganz andere Bedeutung:<br />
Nach Jahren als Profi-Poker-Spieler<br />
habe er sich selber als<br />
«Nichts» manifestieren wollen,<br />
sagte er in Aarau. Meier ist auch<br />
ein grossartiger Erzähler, so schilderte<br />
er den anwesenden Gästen<br />
in Aarau, wie er 1971 in New York<br />
vom Schriftsteller Max Frisch eine<br />
Pistole kaufen wollte und den Amis<br />
die Wörter «Yes» und «No» abkaufte.<br />
Dieter Meier stellt in Aarau aus.<br />
Bild: RF<br />
Mehr Meier gibts noch bis zum 17.<br />
November im <strong>Kunsthaus</strong>. Hingehen<br />
lohnt sich! Reto Fischer<br />
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Ausschnitt Seite: 2/2<br />
Bericht Seite: 13/47
Datum: 15.09.2013<br />
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Auflage: 177'411<br />
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Seite: 46<br />
Fläche: 6'092 mm²<br />
AARAU: Dieter Meier im <strong>Kunsthaus</strong>,<br />
bis 17. November<br />
«In Conversation» nennt die<br />
Direktorin des <strong>Kunsthaus</strong>es<br />
Aarau, Madeleine Schuppli,<br />
ihre Retrospektive des Zürcher<br />
Künstlers Dieter Meier, 68.<br />
Dieser Titel wird dem flüchtigen<br />
Charakter von Meiers Werk<br />
gerecht. Denn im Grunde ist der<br />
Gründer der Musikformation<br />
Yello und heutige Edelfarmer<br />
einer der bekanntesten Schweizer<br />
Zeitgenossen überhaupt.<br />
Und doch - das zeigt die Schau<br />
in Aarau aufs Schönste - hat er<br />
sich um die Entwicklung der<br />
Schweizer Kultur viel stärker<br />
verdient gemacht als man<br />
annimmt. Alle die kleinen<br />
und grossen Ideen von Meier<br />
(Schrauben zählen vor dem<br />
<strong>Kunsthaus</strong> Zürich! Passanten<br />
zertifizieren am Paradeplatz!),<br />
seine schnellen Skizzen und<br />
inspirierten Instantskulpturen<br />
zeigen: Sehr früh hat der tadellos<br />
gekleidete Luftikus geistige<br />
Fenster der engen Schweiz weit<br />
aufgestossen. Während die<br />
Generation vor ihm, etwa Paul<br />
Nizon, voller Selbstmitleid das<br />
in ihren Augen langweilige Land<br />
schmähte, liess Meier Ideen<br />
sprudeln. Ansteckend, wegweisend<br />
und genial. (EwH)****<br />
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Ausschnitt Seite: 1/1<br />
Bericht Seite: 5/47
Magazine<br />
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Datum: 13.06.2013<br />
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Seite: 9<br />
Fläche: 37'021 mm²<br />
AUF EIN GLAS<br />
mit<br />
DIETER MEIER<br />
I Ft,<br />
ekt)<br />
Herr Meier, Sie haben in Ihr Atelier im Zürcher Seefeld<br />
eingeladen. Wieso ausgerechnet hierher?<br />
Für die paar Monate, die ich in Zürich bin, kann ich die Räume der<br />
Musikverwaltung von Yello verwenden. Hier arbeitet auch Martin<br />
Wanner, der die Yello-CDs, die Etiketten meiner Weine und die<br />
Verpackungen der Fertigmahlzeiten gestaltet.<br />
Was trinken wir?<br />
Einen «Torrontes». Einen trockenen, aber wunderbar fruchtigblumigen<br />
Weisswein. Diese Trauben gedeihen in Argentinien in der<br />
Gegend von Cafayate bis auf 3.000 Meter über Meer. Die Pflanzen<br />
wurden im 17. Jahrhundert von Jesuiten in die Anden gebracht und<br />
die Argentinier produzieren ihn seither.<br />
Welchen Wein Ihrer Linien Puro und Ojo de Agua mögen sie<br />
am liebsten?<br />
Ich habe keinen Favoriten. Weine sind wie Bilder. Gefällt einem der<br />
Stil eines Malers, findet man alle Bilder interessant. Dank meinem<br />
Chef-Oenologen Marcelo Pelleriti, der auch im Bordeaux arbeitet,<br />
haben meine Puro- und Ojo-de-Agua-Cuves seine wunderbare<br />
Handschrift.<br />
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Argus Ref.: 50247015<br />
Ausschnitt Seite: 1/2<br />
Bericht Seite: 24/29
Datum: 13.06.2013<br />
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Fläche: 37'021 mm²<br />
Sie verbringen viel Zeit in Argentinien...<br />
Das ist so. Argentinien wurde zu meiner Heimat. Die Farm Ojo de<br />
Agua ist der einzige Ort, den ich nur sehr ungern verlasse. Ich liebe<br />
die Einsamkeit und die Weite der argentinischen Pampa.<br />
A \ 3<br />
AD<br />
... und sind viel auf Reisen. Stört sie dies nicht?<br />
Im Gegenteil. Als Besucher auf unserem Planeten bin ich ein<br />
«Transitmensch». Ich liebe es, anzukommen, aber auch wegzufahren.<br />
Meine Familie ist auch über die ganze Welt verstreut und war<br />
immer schon ein «Wanderzirkus». Zwölf Stunden im Flugzeug zu<br />
sitzen, bringt mir eine erholsame Entschleunigung. Ich habe<br />
immer eine Mappe mit Artikeln und Büchern dabei, auf die ich<br />
mich nur in der sinnleeren Abgeschlossenheit dieser fliegenden<br />
Projektile konzentrieren kann.<br />
Utensilien bereitlegen.<br />
Sie sind gleichzeitig in verschiedensten Projekten involviert.<br />
Was treibt Sie an?<br />
Mit jedem neuen Projekt klettere ich auf einen neuen Berg und<br />
kann etwas lernen. Eigentlich ist es die Freude an diesem permanenten<br />
Lernprozess, die mich immer wieder Neues angehen lässt.<br />
Wo stehen Sie aktuell mit Ihren Projekten im Kunstbereich?<br />
Das <strong>Kunsthaus</strong> Aarau zeigt ab 6. September eine Retrospektive,<br />
und in den Ausstellungsräumen von Robert Wilson in Long Island<br />
werden ab Mitte Juli neue Arbeiten von mir vorgestellt. Dieses Jahr<br />
werde ich vor allem in Berlin beschäftigt sein mit der Produktion<br />
einer CD mit meiner neuen Band «Out of Chaos» und einem Auftrag<br />
von Volkswagen, für die wir die visuelle und akustische Identität<br />
ihrer Elektromobile gestalten.<br />
Zitrone oben und unten köpfen.<br />
Zitrone zur Hälfte aushöhlen<br />
Citronellakerze einsetzen und auf<br />
Untersatz nach Wahl positionieren.<br />
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07.09.2013 - 17.11.2013<br />
Dieter Meier - "In Conversation"<br />
Dieter Meier "Behind Flowers", 1976<br />
"Dieter Meier (*1945) ist Konzept- und Performancekünstler, Fotograf, Zeichner, Bildhauer,<br />
Filmemacher, Musiker, Essayist und Poet in einer Person. Mit In Conversation widmet das<br />
<strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> dem vielseitigen Kosmopoliten erstmals in der Schweiz eine umfassende<br />
Überblicksausstellung. Die Schau spannt den Bogen von den konzeptuellen und<br />
performativen Arbeiten der 1960er- und 70er-Jahre bis in die Gegenwart und macht deren<br />
weitgreifende Bedeutung mit zum Teil erstmals gezeigten Werken und Dokumentationen<br />
erfahrbar. Die Ausstellung bietet zudem die Gelegenheit, Dieter Meier als Musiker und<br />
versierten Gesprächspartner zu erleben.<br />
Das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> präsentiert mit Dieter Meier einen aussergewöhnlichen Künstler,<br />
dessen Schaffen herkömmliche Gattungsgrenzen immer wieder überschreitet. Die Ausstellung<br />
bietet mit unterschiedlichen Bildern und Textdokumenten Einblicke in die frühen Aktionen<br />
von Dieter Meier (Gehen, 1970, Zürich; Two Words, 1971, New York) und stellt Bezüge zur<br />
späteren Werkentwicklung her. In der Aufbruchstimmung von Fluxus, Konzeptkunst und<br />
aktionistischen Tendenze der 1960er und -70er Jahre tritt Dieter Meier mit unerwarteten,<br />
situativen Aktionen auf und lässt das Publikum mitunter daran teilhaben. Konzeptuelle<br />
Ansätze verbunden mit subversiven Gesten - etwa das fünf Tage dauernde Abzählen und<br />
Abfüllen von 100'000 Schrauben in Plastiktüten vor dem Zürcher <strong>Kunsthaus</strong> (5 Tage, 1969)<br />
sind bezeichnend für Dieter Meiers frühes Schaffen. Schon damals gilt seine Aufmerksamkeit<br />
dem eigentlich 'Unnützen', womit er gängige Muster des Kunstbetriebs sowie
gesellschaftliche Wertvorstellungen auf kritische und gleichzeitig humorvolle Weise<br />
unterwandert.<br />
Ähnlich wie bei den Auftritten im öffentlichen Raum interessiert sich Dieter Meier auch in<br />
seinen Fotografien für unspektakuläre Situationen, Orte und Objekte (20 Pictures within 5<br />
minutes, 1970; Lost Sculptures, 1976; Non Shots, 1980). Indessen widerfährt dem<br />
Bedeutungslosen gerade durch Dieter Meiers künstlerische Auseinandersetzung mit eben<br />
diesem eine Bedeutungsaufladung und subtile Ästhetik. Immer wieder ist sich Dieter Meier<br />
sein eigenes Arbeitsmaterial und schlüpft für seine Fotoserien und Videoarbeiten in fiktive<br />
Rollen und unterschiedliche Identitäten (As time goes by, 1974-2013; Der falsche Magier,<br />
1982).<br />
Als Vorläufer der Schweizer Videokunst ist Dieter Meier einer der ersten Kunstschaffenden,<br />
der Ende der 1960er-Jahre mit dem Medium Film zu experimentieren beginnt. Weder<br />
bestimmte Handlungsabläufe noch Erzählungen sind darin wiedergegeben (My grandparents,<br />
1972; Portrait H. Lachmayer, 1972). Mehrere Einzelfilmprojektionen offenbaren den<br />
Pioniergeist seiner frühen und teilweise kaum bekannten Videoarbeiten. Im Dialog mit seinen<br />
Fotoserien wird die Vernetzung dieser Werkgruppen untereinander sichtbar. Viele der frühen<br />
Werke Dieter Meiers flossen nicht zuletzt in die berühmten Musikclips des Elektroduos<br />
YELLO mit ein, die Musikgeschichte geschrieben haben. Angesichts der künstlerischen<br />
Bedeutung der von Dieter Meier geschaffenen Video-Clips ist diesen ein eigener<br />
Ausstellungsraum gewidmet.<br />
Jüngere Arbeiten - Fotoserien wie Portraits (ab 2010) sowie Dieter Meiers Manifestationen<br />
mit der Stiftung ASSOCIATION DES MAÎTRES DE RIEN (seit 2008) runden die<br />
Ausstellung ab und zeigen, wie Dieter Meier seine künstlerischen Anliegen bis in die<br />
Gegenwart konsequent weiterverfolgt. Trotz der zahlreichen Ausstellungen, in denen Dieter<br />
Meier bisher präsent war, ist sein Schaffen dennoch kaum angemessen gewürdigt worden. Es<br />
ist an der Zeit, die Bedeutung dieses Künstlers und dessen Rezeption im Bereich der<br />
Bildenden Kunst neu zu definieren und zu verhandeln."<br />
(Quelle: Pressetext)<br />
<strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong><br />
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Do 10 - 20 Uhr<br />
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Jugendliche in Ausbildung bis 26: 10 CHF<br />
Kinder bis 16 Jahre: gratis<br />
Gruppentarif (ab 10 Personen): 10 CHF
Datum: 14.08.2013<br />
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DIETER MEIER - IN CONVERSATION<br />
Er gehört zu den umtriebigsten<br />
sowie vielseitigsten Künstlern der<br />
Schweiz, und ist nicht nur Musiker,<br />
sondern auch Performance- und<br />
Konzeptkünstler, Bildhauer, Fotograf<br />
und Essayist ein einem. Die<br />
Schau spannt den Bogen von Dieter<br />
Meiers konzeptuellen und performativen<br />
Arbeiten der 1960er- und<br />
1970er-Jahre bis zur Gegenwart.<br />
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Datum: 28.08.2013<br />
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Fläche: 93'502 mm²<br />
KULTUR<br />
Kunst<br />
Genialer<br />
Dilettant<br />
Ex-Poker-Profi und Jus-Student ohne<br />
Ambitionen mit 23, weltbekannter<br />
Künstler mit 25: Das <strong>Kunsthaus</strong> Aarau<br />
widmet sich der erstaunlichen ersten<br />
Karriere von Dieter «Yello» Meier.<br />
TEXT: DIETRICH R<br />
Mit einem Vielleicht lassen<br />
sich keine Geschäfte machen.<br />
Jedenfalls nicht mit Dieter<br />
Meier. Als der Zürcher Bankierssohn<br />
im Frühjahr 1971 seinen<br />
kleinen Stand an der 8th Avenue<br />
in New York aufbaute, um Passanten<br />
die Worte Yes oder No abzukaufen,<br />
wollte er klare Entscheidungen.<br />
Ja oder nein. Wer sich<br />
auf den Deal einliess, bekam einen<br />
Dollar und ein Zertifikat: «Dieter<br />
Meier verspricht, Ihr Wort nicht zu<br />
missbrauchen.»<br />
Die Leute blieben stehen und<br />
lachten ungläubig. Wer war dieser<br />
seltsame Typ mit dem Schnauz?<br />
Ein Künstler? Ein Irrer? Polizisten<br />
verständigten ihre Kollegen von<br />
der psychologischen Abteilung.<br />
Eine Stunde später war der Spuk<br />
wobei. Dieter Meier hatte 400 sind längst Legende<br />
Dollar ausgegeben.<br />
Wie sehr sich diese Investition<br />
für den jungen Dandy lohnen<br />
sollte, erfuhr er zwei Tage später<br />
in der «New York Times». Die<br />
renommierte Kunstkritikerin Grace<br />
Glueck hatte seinem Ja-Nein-<br />
Shop eine ganze Seite gewidmet.<br />
Mit einem Schlag war der Schweizer<br />
mit dem Allerweltsnamen<br />
auf dem Radar des internationalen<br />
Kunstbetriebs präsent.<br />
DESCHNAUZ<br />
Ein Julitag im Jahr 2013.<br />
Dieter Meier ist auf dem Sprung.<br />
In ein paar Stunden geht sein<br />
Flug, der Koffer Ist erst halb gepackt.<br />
Trotzdem nimmt er sich<br />
die Zeit zu erklären, was ihn antreibt:<br />
«In allem, was ich tue, strebe<br />
ich nach dem anarchistischen<br />
Prinzip, zu werden wie ein Kind.»<br />
Was das heisst? Die Dinge um ihrer<br />
selbst willen tun, ohne Not, völlig<br />
zweckfrei. Dem Zufall vertrauen.<br />
Ob als Autor, Popstar, Experimentalfilmer<br />
oder Konzeptkünstler:<br />
Seit mehr als vier Jahrzehnten<br />
arbeitet er daran, der eigenwilligen<br />
Schönheit des Sinnlosen eine<br />
Schneise durch unsere Welt der<br />
Zielvereinbarungen und Verwertungsinteressen<br />
zu schlagen. Die<br />
Spuren, die Meier dabei hinterliess,<br />
allen voran<br />
die Marke Yello, unter der er in den<br />
Achtzigern zusammen mit Boris<br />
Blank vom Küchentisch aus die Ära<br />
der elektronischen Tanzmusik<br />
einläutete. Mit 14 Millionen verkauften<br />
CDs gehört das Projekt<br />
bis heute zu den erfolgreichsten<br />
Schweizer Pop-Exporten. Die<br />
Videoclips von Yello setzten mit<br />
ihrem Do-it-yourself-Appeal<br />
Standards in der Frühzeit des Musikfernsehens.<br />
Viele befinden<br />
sich heute in der Sammlung des<br />
MoMa New York.<br />
Zu sehen sind diese Klassiker<br />
nun auch in der grossen Retrospektive,<br />
die das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong><br />
dem künstlerischen Werk<br />
des 68-Jährigen widmet. Sie erzählt<br />
die kurzweilige Geschichte<br />
einer vermeintlich absichtslosen<br />
Karriere, die im November 1969<br />
mit einem Fanal der Nutzlosigkeit<br />
auf dem Zürcher Heimplatz begann:<br />
Dieter Meier, gerade mal 23,<br />
Ex-Poker-Profi und Jus-Student<br />
ohne Ambitionen, sass dort<br />
auf einer Holzkiste und sortierte<br />
Schrauben in Plastiksäckchen:<br />
81 000 Stück in Tausenderportionen.<br />
Stunde um Stunde, von<br />
morgens bis abends, fünf Tage<br />
lang. Auf viele Passanten wirkte<br />
das wie ein absurder Scherz<br />
für ihn war es eine Befreiung. Mit<br />
dem Reichtum seiner Familie<br />
im Hintergrund wusste er, dass er<br />
zeit seines Lebens nicht würde<br />
arbeiten müssen. Was tut man,<br />
wenn man alles tun könnte, aber<br />
nichts muss? Meier ging das<br />
Dilemma grundsätzlich an. «Ich<br />
wollte etwas tun, was absolut leer<br />
und sinnlos war und das nur deshalb<br />
existierte, weil ich es wollte»,<br />
sagt Meier. Das Schraubenzählen<br />
als Nine-to-five-Job war kein<br />
schlechter Anfang. Die NZZ berichtete<br />
im Feuilleton und ohne<br />
es zu wollen, war er plötzlich ein<br />
«bekannter Künstler» (NZZ). Er<br />
streunte durch die Strassen und<br />
verklebte im Minutentakt Marken<br />
mit Datum und Uhrzeit. Per Zeitungsinserat<br />
lud er die Leute dazu<br />
ein, ihm während einer Stunde<br />
beim Ablaufen einer festgelegten<br />
Strecke am Bellevue zuzusehen.<br />
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Bericht Seite: 1/10
Datum: 28.08.2013<br />
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Und als er schliesslich zu seiner<br />
ersten Museumsschau nach<br />
Luzern eingeladen wurde, waren<br />
auch seine Eltern beruhigt: «Sie<br />
verstanden zwar nicht, was ich da<br />
machte. Aber wenn ihre Freunde<br />
sie fragten, ob der Dieter eigentlich<br />
schon in der Irrenanstalt sei,<br />
konnten sie antworten: Nein, der<br />
stellt gerade im Museum aus.»<br />
Auch in seinen Fotoserien inszenierte<br />
Meier die Suche nach<br />
der eigenen Identität als munteres<br />
Verwirrspiel. Für eine Gruppe von<br />
Selbstporträts posierte er in 48<br />
verschiedenen Männerrollen und<br />
schneiderte sich dazu ebenso viele<br />
fiktive Lebensläufe. Eine andere<br />
Serie zeigt eine Reihe ungelenker<br />
«Lost Sculptures» aus Gemüse,<br />
Lehm, Holz und Plastik, so wacklig,<br />
dass sie kurz nach dem Shooting<br />
wieder in sich zusammenfielen.<br />
Nichts hält ewig, alles ist flüchtig.<br />
Auch Dieter Meier, der junge<br />
Künstlerstar, der es 1972 bis an die<br />
Documenta schaffte, verflüchtigte<br />
sich irgendwann aus der Kunstwelt.<br />
1976, nach seiner viel beachteten<br />
Soloschau im <strong>Kunsthaus</strong> Zürich,<br />
die ein sicheres Ticket für eine<br />
nachhaltige Karriere im Kunstbetrieb<br />
hätte sein können, lernte er<br />
Boris Blank kennen, und die beiden<br />
zogen fröhlich davon zum nächsten<br />
Erfolg. «Die Dinge sind meistens<br />
auf mich zugekommen, ich<br />
habe sie nie angestrebt oder darum<br />
gekämpft», sagt er. Was zähle,<br />
sei die Bereitschaft, im richtigen<br />
Moment Ja zu sagen. «Am Ende<br />
war ich dann selbst oft überrascht,<br />
was ich alles gemacht habe.»<br />
Die Ironie der Geschichte: Was<br />
auch immer er anpackte er verwandelte<br />
es in Gold. Erst zählte er<br />
Schrauben, schon winkte die Einladung<br />
an die Documenta. Dann dilettierte<br />
er als Sänger und wurde<br />
Popstar. Aus der Farm, die er 1997<br />
in Argentinien kaufte, sind inzwischen<br />
drei geworden. Sein Zürcher<br />
Restaurant Bärengasse brummt,<br />
seine Beteiligungen an Schweizer<br />
Industrie- und Transportunternehmen<br />
stehen solide da. Scheitern,<br />
hat er oft betont, bedeute für ihn<br />
keine Niederlage. Der Punkt ist: Es<br />
will ihm einfach nicht gelingen.<br />
<strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>, Dieter Meter In<br />
Conversatlon, 7. 9. bis 77. 77.<br />
Yello: Dieter<br />
Meier (I.) und<br />
Boris Blank<br />
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Ausschnitt Seite: 3/3<br />
Bericht Seite: 3/10
Datum: 01.09.2013<br />
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GG<br />
YOU'RE FA1VIOUS<br />
ASSHOLE!"<br />
FÜR DIE MEISTEN IST DIETER MEIER DER SÄNGER VON YELLO.<br />
MANCHE SCHÄTZEN IHN ALS BEIZER, WINZER ODER FLEISCH-<br />
FABRIKANT. DOCH NUR WENIGE KENNEN DEN 68-JÄHRIGEN<br />
ALS ORIGINELLEN BILDENDEN KÜNSTLER. DIE SCHAU «IN CON-<br />
VERSATION» IM AARGAUER KUNSTHAUS WIRD DAS ÄNDERN.<br />
ein Wort ab. Entweder ein Yes oder ein<br />
No. Für beides gabs einen Dollar und ein<br />
Zertifikat, das die Aktion bescheinigte.<br />
Und Meier bekam Besuch von zwei Psychiatern.<br />
Die Polizei hatte sie gerufen.<br />
Und Freidrinks erhielt er ebenso. Der<br />
Barkeeper von «Max's Kansas City»<br />
wollte kein Geld für die Gin Tonics nehmen:<br />
«It's on the hause, you're famous,<br />
asshole», sagte er und zeigte dem Zürcher<br />
die «New York Times». Auf einer<br />
ganzen Seite ist seine Yes-or-No-Aktion<br />
beschrieben. Da war dieser 26.<br />
POLIZEIBESUCH, das war Ende der<br />
Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre<br />
bei solchen Performances beinahe<br />
die Regel. Ob es Rudolf Schwarzkogler<br />
war, der sich in Wien öffentlich «entmannte»<br />
(es war ein Salami, der halbiert<br />
wurde), oder Valie Export, die eine Art<br />
Kasperlikiste mit Vorhang umgeschnallt<br />
hatte, damit man ihr an die Brüste fassen<br />
konnte: Die Gendarmerie war gleich zur<br />
TEXT REN e AMMANN<br />
DAS SCHWEIZER FERNSEHEN hatte<br />
erst ein Jahr davor eine Sendung in Farbe<br />
ausgestrahlt, da erschien eine Minute lang<br />
ein Kopf am Bildschirm. Die Tonspur erzählte:<br />
«Beim nächsten Ton ist es 14 Uhr,<br />
11 Minuten, 0 Sekunden.» Piep. «Beim<br />
nächsten Ton ist es 14 Uhr, 11 Minuten,<br />
10 Sekunden.» Piep. Man schrieb das<br />
Jahr 1969, und Dieter Meier hatte mit diesem<br />
Auftritt mit dem Titel «1 Minute»<br />
die Bühne der Kunst betreten. 24 war er<br />
damals, ein Jus-Student, der nicht Jus studieren<br />
mochte, sondern sich die Nächte<br />
mit Pokern um die Ohren schlug.<br />
DIE ZEITund die Vergänglichkeit. Sie ziehen<br />
sich von Beginn weg durch Meiers<br />
Schaffen. Wie das Flüchtige. Das Nichtige.<br />
«Es ist da, weil ich es will, es hat keinen<br />
anderen Sinn, als dass es da ist.» Vor<br />
dem Zürcher <strong>Kunsthaus</strong> zählte er fünf<br />
Tage hunderttausend gleich grosse Metallteile<br />
und füllte sie zu je tausend Stück<br />
in Säcke ab. Sinnlos. Und doch erzählenswert,<br />
wie die Aktion in New York, als<br />
Meier beim Eingang eines Kulturzentrums<br />
steht, eine Pistole in der Hand und<br />
das Schild zu Füssen: «This Man Will<br />
Not Shoot.» Zwei Tage darauf stand<br />
Meier in der Upper West Side auf dem<br />
Trottoir und kaufte Herbeigelaufenen<br />
Stelle und meist ratlos. Denn es war<br />
zwar etwas geschehen, aber es war doch<br />
nichts geschehen, wofür man den Bussenblock<br />
hätte zücken können.<br />
IN LUZERN bescheinigte Meier jedem<br />
Besucher seiner Ausstellung «1970» per<br />
Stechuhr das Ein- und Auschecken aus<br />
dem Museum. Drin war nichts zu sehen.<br />
Da ist er ähnlich radikal wie der Italiener<br />
Maurizio Cattelan, der ein Museum entkernen<br />
liess und nichts zeigte. Oder Urs<br />
Fischer, der in New York den Boden<br />
einer Galerie aufriss. Oder der Spanier<br />
Santiago Sierra, der zur Vernissage gleich<br />
die Galerie abfackelte. Der Provokateur<br />
mit Pochettli hingegen blieb schweizerisch<br />
bescheiden. Er trieb in Bern mit<br />
dem Vorschlaghammer Metallstäbe in<br />
die Wiese. Jahre später nimmt Walter<br />
De Maria diese Idee auf: Er lässt Messingstäbe<br />
von insgesamt einem Kilometer<br />
Länge in den Boden versenken.<br />
DURCH DIE «NEW YORK TIMES» wird<br />
auch die Leitung der Kasseler «Documenta»,<br />
des weltweit wichtigsten Anlasses<br />
für Avantgarde-Kunst, auf den seltsamen<br />
Schweizer aufmerksam: Sie lädt<br />
ihn 1972 ein. Sein Beitrag: Er lässt beim<br />
Hauptbahnhof eine Platte in den Boden<br />
mauern, auf der steht: «Am 23. März<br />
1994 von 15.00-16.00 Uhr wird Dieter<br />
Meier auf dieser Platte stehen.» Das tat<br />
er tatsächlich, 22 Jahre nach der Ankündigung.<br />
Und es kamen «Hunderte, einschliesslich<br />
des Oberbürgermeisters, der<br />
gratulierte, ohne zu wissen, um was es<br />
ging», erzählt Meier. 1994, da hatte er die<br />
Kunstwelt längst wieder verlassen. Was<br />
mit 26 so kometenhaft begonnen hatte,<br />
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Bericht Seite: 1/27
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Seite: 26<br />
Fläche: 80'934 mm²<br />
ging mit 31 ebenso kometenhaft vorüber.<br />
1976 zeigte das Zürcher <strong>Kunsthaus</strong><br />
Meiers Werke und dann verschwanden<br />
die Fotos, Installationen und Videos in<br />
einer Lagerhalle. «Der Kunstmarkt ist<br />
eine wunderbare Blase. Die Prozesse der<br />
Selig- und Heiligsprechung sind im<br />
Kunstbereich noch irrationaler als im<br />
Vatikan», sagt der Kreative heute, «ich<br />
war unfähig, an diesem Auswahl- und<br />
Verwertungsprozess teilzunehmen.»<br />
MEIERS AUSSTIEG aus der bildenden<br />
Kunst war ein Glück für die Musikliebhaber:<br />
1978 wurde er Teil von Yello. Und<br />
als Sänger weltberühmt.<br />
Dieter Meier: «In Conversation», vom<br />
7. September bis 17. November im <strong>Aargauer</strong><br />
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Ausschnitt Seite: 2/3<br />
Bericht Seite: 2/27
Datum: 01.09.2013<br />
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fft=21,10111111111<br />
«Tvvo \Nords», 25. Februar 1971,<br />
57th Street/8th Avenue, New York,<br />
Aktion.<br />
Foto: Jean Haubensak<br />
Studie zu «Behind Flowers»,<br />
1976, Fotografie.<br />
e.,,<br />
«Th an Will Not Shoot»,<br />
23. Februar 97 1, The New Cultural<br />
Center, New York, Aktion.<br />
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Seit der Eröffnung im Jahr 1959 befand<br />
sich das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> stetig<br />
in Bewegung. Eine ständig wachsende<br />
Sammlung und rege Ausstellungstätigkeit<br />
führte über die Jahre zu einem<br />
massiven Platzmangel, der erst 2003<br />
In Conversalen<br />
<strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> in Aarau<br />
mit dem gemeinsam von Herzog & de<br />
Meuron und dem Künstler Rdmy Zaugg<br />
realisierten Erweiterungsbau elegant<br />
behoben werden konnte. Die jährlich<br />
rund zehn Wechselausstellungen und die<br />
markante Sammlung des Hauses bieten<br />
insbesondere auch einer jüngeren Publikumsschicht<br />
einen differenzierten und<br />
vielschichtigen Zugang zum internationalen<br />
und Schweizer Kunstschaffen vom<br />
18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die<br />
aktuelle Sonderausstellung bietet nun<br />
dem subversiven und feinsinnigen Kosmopoliten<br />
und Künstler Dieter Meier<br />
eine umfassende Plattform, tatsächlich<br />
die erste ihrer Art in der Schweiz. Die<br />
Ausstellung «Dieter Meier. In Conversation»<br />
geht nicht nur seinen bestehenden<br />
Arbeiten der vergangenen Jahrzehnte<br />
auf die Spur, sondern schafft auch einen<br />
Rahmen für persönliche Begegnungen<br />
mit dem Ausnahmetalent, sei es während<br />
Künstlergesprächen oder im Rahmen<br />
von Performances oder Konzerten.<br />
«Dieter Meier. In Conversation»,<br />
<strong>Kunsthaus</strong> Aarau, 7.Sept -17. Nov.<br />
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Bericht Seite: 1/7
Datum: 06.09.2013<br />
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Dieter Meier<br />
«Kunst ist die einzige<br />
Möglichkeit, zu leben»<br />
Dieter Meier findet sich selbst in der Kunst. Wie ihn das Abzählen von Metallstücken aus der<br />
Spielsucht befreite, warum er seit Jahren vergeblich einen Roman zu schreiben versucht,<br />
was er an Reinhold Messner verachtet und weshalb der Bankierssohn die Verwertungslogik<br />
des Kapitalismus verdammt, erzählt er im Interview.<br />
Grosse Bühne für eri vergoldetes : Präsentation yop «La Boule d'Or Centenaire» im HB Zürich 2008.<br />
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Bericht Seite: 10/17
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«Was ich da tat, war nutzlos, leer und hat sich jeder<br />
Verantwortung entzogen - ein sinnloses Nichts, genau<br />
wie ich selbst.»<br />
INTERVIEW: RETO ASCHWANDEN<br />
In diesen Tagen ist im <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> «In Conversation» gestartet,<br />
die erste umfassende Überblicksausstellung Ihrer Werke<br />
in der Schweiz. Was bedeutet Ihnen das?<br />
Es ist eine grosse Freude und natürlich eine Ehre. Andererseits: Wenn<br />
ich lese, was geschrieben wird über meine Arbeit der letzten 40 Jahre,<br />
dann bekommt das alles ein zu grosses Gewicht. Ich will nicht sagen,<br />
das sei mir nicht recht, aber es ist mir schon fast zu laut. Auch Anerkennung<br />
ist eine Form der Vereinnahmung, denn Lob ist eine Anmassung:<br />
Man erlaubt sich, mich zu loben. Ich möchte eigentlich überhaupt<br />
nicht beurteilt werden, weder positiv noch negativ. Deshalb habe ich<br />
mich 1976 von dem, was ich das Kunstrennen nenne, verabschiedet.<br />
Wieso denn das?<br />
Was ich gemacht habe, ist mir alles existenziell, als Auseinandersetzung<br />
mit meinem Da-Sein sehr nahe. Sich den Kunstrichtern auszuliefern,<br />
deren Urteile über das Wohlergehen des<br />
Künstlers bestimmen, ist entwürdigend. Je<br />
subjektiver die Bestimmung der Qualität ist,<br />
desto mehr Macht haben die Richter. Ich kam<br />
mir vor wie der Hänsel aus dem Märchen, der<br />
den Finger aus seinem' Käfig streckt, damit<br />
irgendwelche Leute daran herumdrücken um festzustellen, ob schon genügend<br />
von dem Fleisch, das sie lieben, an meinen Knochen hängt.<br />
Aber stolz sind Sie schon auf Ihr Werk?<br />
Ob ich stolz bin oder nicht, hat mit meinem Abschied vom Kunstrennen<br />
nichts zu tun. Ich bin glücklich, dass mir nicht alles zwischen<br />
den Fingern zerronnen ist, und habe Freude, dass ein paar Sachen, die<br />
mir zufällig entstanden sind, für einige Leute vielleicht eine Bedeutung<br />
haben. Stolz bin ich darauf aber eigentlich nie. Ich sehe mich als Rhi-<br />
Zorn: Wenn Temperatur, Regen und, ganz wichtig, die Symbiose mit einem<br />
nahen Baum stimmen, schiessen über Nacht Pilze aus dem Boden,<br />
und wenn sie da sind, wundere ich mich wie ein Unbeteiligter. Manchmal<br />
bin ich dann idiotischerweise stolz.<br />
Worauf denn?<br />
Es ist für mich sehr schwierig, an der Schreibmaschine zu sitzen und<br />
an einem Text zu arbeiten, weil ich faul bin und schlampig. Wenn mir<br />
das trotzdem gelingt, bin ich kindisch stolz, dass ich mich ein paar Stun-<br />
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den konzentrieren konnte, und schreibe das irrtümlicherweise meinem<br />
Willen zu.<br />
Viele Ihrer frühen Aktionen spielten im öffentlichen Raum. 1969<br />
zählten Sie auf dem Pfauenplatz vor dem Zürcher <strong>Kunsthaus</strong> fünf<br />
Tage lang 100 000 Metallstücke ab und füllten Sie in Plastiktüten.<br />
Welche Reaktionen würde eine solche Aktion im öffentlichen<br />
Raum heute auslösen?<br />
Das kann ich nicht sagen. Damals musste ich damit rechnen, dass die<br />
Polizei oder Nervenärzte mich abholen. In New York wäre ich 1971 beinahe<br />
verhaftet worden. Ich hatte einen Stand aufgebaut, auf dem zu<br />
lesen stand: «Dieter Meier buys the word Yes or the word No for one<br />
dollar.» Die Leute standen Schlange, dachten wohl, da steht irgend so<br />
ein Verrückter und verteilt Geld. Nach zehn Minuten kamen zwei Polizisten,<br />
die das alles nicht verstanden. Sie bestellten psychologisch geschulte<br />
Leute, die mich zu meiner Überraschung gewähren liessen. Bei<br />
den früheren, direkt politischen Aktionen musste man immer damit<br />
rechnen, verhaftet und verprügelt zu werden, und man provozierte das<br />
auch, um grössenwahnsinnig das repressive und reaktionäre kapitalistische<br />
System zu entlarven.<br />
Was waren das für Aktionen?<br />
Wir produzierten Strassentheater in der Tradition von Agitprop.<br />
Wenn man das Obergericht von Zürich als erstes Bordell der Schweiz<br />
mit der Starhure Justizia feierlich einweiht und 300 Demonstranten<br />
Farbbeutel auf das frisch renovierte Gerichtsgebäude schmeissen, dann<br />
kann das nicht ohne Folgen bleiben. Es war bezeichnend, dass ich nur<br />
kurzfristig festgenommen wurde. Nachdem ich zugegeben hatte, der Organisator<br />
zu sein, wurde ich wieder freigelassen. Viele Beteiligte bekamen<br />
grösste Probleme. Es drohte ihnen, von der Universität gewiesen zu<br />
werden, und sie mussten hohe Bussen bezahlen. Ich hatte mich auf<br />
einen Prozess vorbereitet, an dem ich die Ungerechtigkeit der Klassenjustiz<br />
hätte thematisieren wollen, wurde aber in dieser Sache nie mehr<br />
belangt oder angeklagt. So wurde ich ein paradoxes «Opfer» der Klassenjustiz,<br />
dem man die Bühne eines Gerichtsprozesses, die ich angestrebt<br />
hatte, nicht geben wollte.<br />
Oder Sie erfuhren die Unantastbarkeit des Bankierssohns, der<br />
Sie sind.<br />
Das könnte so sein, wobei diese Bankiersfamilie, aus der ich angeblich<br />
stamme, eine völlige Übertreibung ist. Mein Vater ist in ärmsten Verhältnissen<br />
aufgewachsen. Er war ein kluger Junge, und nach dem Krieg<br />
machte man ihn zum Direktor einer kleinen Bank, die fast pleite war,<br />
die er dann zu gutem Erfolg führte.<br />
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Welchen Einfluss hatte Ihr familiärer Wohlstand auf ihr Kunstschaffen?<br />
Meine finanzielle Unabhängigkeit hatte sicher den Vorteil, dass ich<br />
mich nicht unmittelbar in den Verwertungsprozess einer Lohnarbeit einschleusen<br />
musste. Der Nachteil lag in der Schwierigkeit, aus dieser Freiheit<br />
heraus überhaupt noch irgendetwas zu tun: Ich musste mir die Hürde,<br />
die ich überspringen wollte, selber zusammenzimmern und dann<br />
aufstellen. Daran und an den blödsinnig hohen Ansprüchen an mein<br />
Tun bin ich für viele Jahre fast verzweifelt und bin vor der Welt geflüchtet<br />
in die hermetische Abgeschlossenheit der pervertierten, sinnstiftenden,<br />
tage- und nächtelangen Pokerseancen. Mit meiner ersten Aktion<br />
1969, dem Abzählen von 100 000 Metallstücken in Tüten ä 1000 bin<br />
ich der Spielsucht entronnen. Was ich da tat, war nutzlos, sinnlos, leer<br />
und hat sich jeder Verwertung entzogen. Es war auf der Welt, ohne<br />
irgendeine Rechtfertigung ausser der, dass ich es wollte: Die Aktion war<br />
ein sinnloses Nichts, genau wie ich selbst.<br />
1969 war das gesellschaftliche Klima repressiver als heute.<br />
Machte es das im Vergleich zu heute einfacher, Irritationen auszulösen<br />
mit relativ einfachen Sachen, wie dem Abzählen von<br />
Metallstücken?<br />
Ich glaube, dass die eigentliche Provokation<br />
der Kunst heute viel stiller geworden ist, erfahrbar<br />
wie die Emotionalität der Selbstporträts<br />
von Rembrandt oder der Streichquartette<br />
von Beethoven. Die gezielten Provokationen<br />
eines Damien Hirst zum Beispiel, ausgezirkelt<br />
im Rahmen der repressiven Toleranz der bürgerlichen<br />
Kunstsammler, sind längst zum Kitsch der Postmodeme verkommen<br />
und damit die röhrenden Hirsche auf den aktuellen Märkten.<br />
Geht es Ihnen um eine Rückkehr zum Schönen?<br />
Nicht im Sinne des Schönen, das die Romantik gemeint hat, die mit<br />
ihren Idealisierungen in den Salto mortale des Kitsches abschmierte. Es<br />
geht um eine neue emotionale Beziehung zwischen Werk und Betrachter,<br />
welche das öde Durchbeten von Abstraktion und die Illustration<br />
philosophischer Dritt-Klass-Theoreme überwindet. Die Inhalte sind<br />
zweitrangig, es geht um die Form, auch bei der zehntausendsten Darstellung<br />
der Verkündigung des Erzengel Gabriel.<br />
Wo Sie von der Form sprechen: Im Buch «Hermes Baby» fand ich<br />
den schönen Satz: «Das Rückgrat der Funktion erlaubt der Form<br />
den aufrechten Gang.» Ist das eine Absage an «L'art pour l'art»?<br />
Im Gegenteil: Kunst muss «L'art pour l'art» sein. Kunst ist die einzige<br />
Möglichkeit, zu leben. Sie muss sich selbst genügen. Sie ist die Auseinandersetzung<br />
des Artisten mit seinem Dasein auf der Welt und der<br />
Findung und Erfindung seiner selbst im Sinne einer Aufforderung des<br />
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Wanderpredigers aus Nazareth, der gesagt hat: «Werdet wie die Kinder».<br />
Das ist eine Aufforderung zur Anarchie. Wie die Kinder zu werden<br />
heisst, dass man das Wunderbare, Einzigartige in sich entdeckt<br />
«Es ist für mich sehr schwierig, an der Schreibmaschine<br />
zu sitzen. und an einem Text zu arbeiten, weil ich faul bin<br />
und schlampig.»<br />
und lebt. Alle Systeme der Welt perfektionieren die Methoden, dir dich<br />
wegzunehmen und Leben zu pervertieren als Mittel zum Zweck. Das<br />
Leben zu verstehen als Selbstzweck, als das wunderbare Nichts des Daseins,<br />
würde die Menschenverwertungssysteme an den Wurzeln angreifen.<br />
Das Nichts ist ein Begriff, der bei Ihnen immer wieder auftaucht.<br />
Sie haben die Association des Mantes de Rien gegründet, die<br />
sich dem Nichts verschrieben hat. Sie arbeiten dort mit Objekten<br />
unter dem Titel «Le Rien en Or» so eine Art «goldigs Nütelinüt».<br />
Worum geht es Ihnen dabei?<br />
Das goldene Kalb steht im Zentrum aller Systeme. Der Gier und<br />
Macht dienen die Altäre, der Rest ist Überbau, Opium für das Volk.<br />
Wenn ich das Nichts vergolde, vergolde ich das einzig Wertvolle.<br />
Und zwar auf der grossen Bühne: 2008 liessen Sie in der Halle des<br />
Zürcher Hauptbahnhofs eine goldene Kugel über einen Holzbalken<br />
rollen, die anschliessend in einen Schacht gelegt wurde, aus<br />
dem Sie die nächsten 100 Jahre immer mal wieder herausgeholt<br />
und präsentiert werden wird. Der damalige Stadtpräsident Ledergerber<br />
hielt dazu eine Rede.<br />
Eine sehr gute Rede über das Nichts und die Unbedeutung. Ich möchte<br />
die Absicht der Association am Begriff «inutile» erläutern: Der ist mit<br />
dem Wort «unnütz» eigentlich schlecht übersetzt. «Utiliser» heisst gebrauchen<br />
und «inutile» wäre somit etwas, das nicht zu gebrauchen ist,<br />
im Sinne der Verwertbarkeit, um nicht zu sagen Verwurstbarkeit des Daseins.<br />
In dem wunderbaren Buch «La conquete<br />
de l'inutile» («Die Eroberung des Unverwertbaren»)<br />
hat der französische Alpinist Lionel<br />
Terray seinen einsamen Dialog mit dem<br />
Berg beschrieben. Sein Alpinismus hat nichts<br />
zu tun mit den Rekorden dieser Publicity-Kletterer, jenen erbarmenswürdigen<br />
Kerlen, die ohne Sauerstoff auf den Mount Everest steigen und<br />
damit ihr Leben riskieren. Sie sind im Gegensatz zu Terray systemversaute<br />
Knechte der Mittel-zum-Zweck-Systeme der spätkapitalistischen<br />
Daseinsverwertung, wie dieser Österreicher ...<br />
Reinhold Messner?<br />
Messner, genau. Weil er sich an sich selbst vergeht, ist er auch für<br />
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Bericht Seite: 14/17
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mich als Atheist ein jämmerlicher Gotteslästerer. Um einen Rekord aufzustellen,<br />
riskiert er sein Leben - und damit «das Göttliche in nuce». Er<br />
verrät das Prinzip der «conquete de l'inutile», das im Bergsteigen eine<br />
Form des würdigen Daseins gefunden hat.<br />
Warum widerstrebt Ihnen die Verwertbarkeitslogik dermassen?<br />
Mich stört das Paradigma des Lebens als Mittel zum Zweck für<br />
irgendein verdammtes System, sei es die allein Seligmachende oder der<br />
Kapitalismus in seiner Endphase, dessen einziges Regulativ nicht etwa<br />
das Wohlergehen von Mensch und Natur ist, sondern im Gegenteil ihre<br />
schamlose Ausbeutung im Sinne des einzigen Agens, der Rentabilität<br />
des Kapitals.<br />
Man könnte Jetzt sagen: Der Meier hat gut reden, denn er ist<br />
finanzieller Sachzwänge enthoben.<br />
Gerade deshalb habe ich die Verpflichtung, sie infrage zu stellen.<br />
Um Ihrem Leben einen Sinn zu verleihen?<br />
Wer möchte das nicht, sich einen Sinn geben? In meinem Roman<br />
«Die Maske des Erzählers», der vielleicht nie fertig wird, versuche ich<br />
dem «inutile» des Lebens näher zu kommen. Schreiben kann ich nur,<br />
wenn ich mich einsam der absoluten Langeweile überlasse und mich<br />
dann an die Schreibmaschine setze und Buchstaben aufs Papier hämmere,<br />
als Lebenszeichen sozusagen.<br />
Ist Schreiben das Schwierigste für Sie?<br />
Absolut. Schreiben ist die härteste Begegnung mit den Grenzen deiner<br />
Möglichkeiten. Der Zweifel am letzten Satz zerfrisst den Wunsch<br />
nach dem nächsten. Bei der Musik und der Malerei ist das Erfahrbare<br />
verschwommener, und deshalb ist der Produzent weniger ein Gefangener<br />
der Reflexion des unmittelbaren 'llms.<br />
Dabei empfinde ich Ihre Art zu schreiben als sehr lustvoll und verspielt.<br />
Schön, dass Sie meine Sätze so empfinden, dass der «Chnorz» der<br />
Entstehung nicht mehr an den Wörtern klebt. Als Kurzstreckenläufer,<br />
der auf einen Termin hin einen Text abliefern muss, bin ich in der Lage,<br />
den endlosen Zweifel zu überwinden. Ein längerer Text oder Roman erdrückt<br />
mich fast, wie die Idee des Ganges durch eine unbekannte Wüste,<br />
ohne Hut und Kompass. Hundertmal schon habe ich mich auf den<br />
Weg gemacht und bin immer wieder in der ersten Oase hängengeblieben,<br />
wo ich mich von Datteln ernähre und von der reinen Liebe träume.<br />
Wie lange arbeiten Sie schon an diesem Roman?<br />
20 Jahre, immer wieder mal. Die letzten 16 Monate habe ich keine<br />
Zeile zustande gebracht.<br />
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Möchten Sie ihn denn überhaupt zu Ende bringen?<br />
Eigentlich schon. Hier bin ich ehrgeizig und eitel und bilde mir wie<br />
jeder Schreiber ein, ich hätte eine eigene Sprache und sei es mir schuldig,<br />
den Roman, der vermeintlich in mir steckt, endlich auszuspucken.<br />
Schriftsteller war immer mein Traumberuf, total verblendet und idealisiert,<br />
geprägt von den Literaten-Darstellern Frisch und Dürrenmatt. Den<br />
kindischen Wunsch nach Ruhm und Ehre des Dichters werde ich wahrscheinlich<br />
mein Leben lang nicht los, weil ich meine Heroen als Taugenichtse<br />
in der Kronenhalle sitzen sah und ihr Habitus mich weit mehr<br />
beeindruckte als das Werk. Diese Eindrücke sind in mein Spatzenhirn<br />
eingebrannt. «Die Maske des Erzählers» ist an der Oberfläche ein Krimi,<br />
wobei mich die Geschichten nur interessieren wie einen Komponisten<br />
das Libretto. Es geht um den Klang der Sprache, um das Jonglieren mit<br />
Wörtern, um das Setzen der Töne. Selbstverständlich bin ich ein Stümper,<br />
der immer wieder im «Ulysses» von James Joyce herumirrt und sich<br />
an der Musik des Dichters freut, weil die Sprache nicht das Leben abbildet,<br />
sondern das Leben ist.<br />
Angeblich hat ja nie jemand den «Ulysses» zu Ende gelesen.<br />
Den muss man auch nicht zu Ende lesen. Ich schlage das Buch immer<br />
wieder auf und lese 20 Seiten. Die Sprache transportiert ja nicht einen<br />
Inhalt. Die Sprache ist Musik, und das Libretto kenn ich schon.<br />
Abgesehen vom Buch - was kommt als Nächstes?<br />
Nach unserem Interview gehe ich zur Auslotung meiner Befindlichkeit<br />
der einzigen zenbuddhistischen Übung nach, die der «Freie Westen»<br />
erfunden hat - ich werde Golf spielen. Golf ist wie das Zen in der Kunst<br />
des Bogenschiessens. Seit ich ein kleiner Junge war, bin ich fasziniert davon,<br />
aus einem Schwung heraus einen kleinen Ball in eine Flugbahn zu<br />
katapultieren. Golf ist wie Schreiben: eine Schule der Demut.<br />
Dieter Meier - die erste grosse Ausstellung in der Heimat<br />
«Es ist an der Zeit, die Bedeutung dieses Künstlers und dessen Rezeption<br />
im Bereich der Bildenden Kunst neu zu definieren und zu verhandeln»,<br />
heisst es in der Medienmitteilung des <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>es<br />
zur Ausstellung «In Conversation». Tatsächlich ist Dieter Meier<br />
(*1945) einer breiten Öffentlichkeit primär als Sänger von Yello ein Begriff.<br />
In jüngerer Zeit machte er sich auch als Produzent von argentinischem<br />
Rindfleisch und Wein einen Namen. Daneben ist er aber auch<br />
Autor und Künstler, der in verschiedenen Sparten von Performance<br />
und Installation über Fotografie bis zu Film tätig ist. Schon in den<br />
Siebzigerjahren wurden seine Werke bei der Documenta in Kassel und<br />
im <strong>Kunsthaus</strong> Zürich gezeigt. Danach zog sich Meier für viele Jahre<br />
aus dem «Kunstrennen», wie er es nennt, zurück. Erst in den letzten<br />
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Jahren wurden ihm mehrfach Ausstellungen in Deutschland gewidmet.<br />
«In Conversation» ist nun die erste umfassende Überblicksausstellung<br />
in der Schweiz. Passend zum Titel wird Meier im Rahmen der<br />
Ausstellung mit verschiedenen Gesprächspartnern konversieren, zudem<br />
sind Konzerte mit Klavierbegleitung sowie mit seiner neuen Band<br />
Out Of Chaos angekündigt.<br />
«In Conversation», 7. September bis 17. November, <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>, Aarau.<br />
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15<br />
«Wenn ich das Nichts vergolde, vergolde ich das einzig<br />
Wertvolle.»<br />
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Bericht Seite: 17/17
Datum: 09.09.2013<br />
Ringier AG<br />
8008 Zürich<br />
044/ 259 63 63<br />
www.schweizer-illustrierte.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Publikumszeitschriften<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 186'306<br />
Erscheinungsweise: wöchentlich<br />
Seite: 76<br />
Fläche: 58'640 mm²<br />
DIETER MEIER IM AARGAUER KUNSTHAUS<br />
Provokativ Die Performance ist 1971 im New Yorker Cultural Center entstanden.<br />
Allrounder im Museum<br />
Das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> widmet Dieter Meier eine GROSSE SHOW.<br />
Nicht dem Sänger, sondern dem Konzept- und Performancekünstler.<br />
Dieter Meier, 68, war es nie<br />
ruhig. Mal begeisterte er mit<br />
Um<br />
seiner tiefen Stimme als Yelloals<br />
tüchtigen Geschäfts-<br />
Sänger, mal bewunderte man<br />
ihn<br />
mann und Landwirt im fernen Argentinien.<br />
Nur als Konzept- und Performancekünstler<br />
wurde es um den Zürcher stiller. Umso erfreulicher<br />
die Schau «In Conversation» in<br />
Aarau, die mit Zeichnungen, Fotografien,<br />
Medienbeobachtung<br />
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Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 51105959<br />
Ausschnitt Seite: 1/2<br />
Bericht Seite: 7/17
Datum: 09.09.2013<br />
Ringier AG<br />
8008 Zürich<br />
044/ 259 63 63<br />
www.schweizer-illustrierte.ch<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Publikumszeitschriften<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 186'306<br />
Erscheinungsweise: wöchentlich<br />
Seite: 76<br />
Fläche: 58'640 mm²<br />
zwei Tätigkeiten auf Hotelpapier und Materialien<br />
aller Art skizzierte, sind nur dank dem<br />
Weitblick von Peter Vitzthum, dem langjährigen<br />
Freund und Manager von Yello, erhalten<br />
geblieben und können heute gezeigt werden.<br />
Für den Künstler zählt der Augenblick,<br />
das Konzept, die Dokumentation einer Performance<br />
und weniger das Horten des Endproduktes.<br />
Wunderbar fasst er seine Haltung<br />
in einem kurzen Gedicht zusammen: «Nur für<br />
Sekunden heiss' ich Dieter / Und freue mich,<br />
als Untermieter! Hier auf diesem Kleinplaneten<br />
/ Fröhlich eine Spur zu treten, / Auf die<br />
Video-Arbeiten und Skulpturen überrascht.<br />
Zahlreiche Zeichnungen, die Dieter Meier<br />
seit den 1980er-Jahren beiläufig zwischen<br />
ich wieder gar nichts gebe, / Weil ich sonst nur<br />
an ihr klebe ...»<br />
Dieter Meier setzt sich gern ins Licht. Vor Publikum<br />
- und seiner Kamera. Faszinierend die<br />
Serie «48 Personen» (1974), dargestellt von<br />
Dieter Meier selber. Der Clou: Jeder Protagonist<br />
trägt eine erfundene Biografie.<br />
Wahr hingegen ist der Platz in der Musikgeschichte,<br />
den sich Dieter Meier mit der legendären<br />
Elektropop-Gruppe Yello sicherte, die<br />
er zusammen mit Boris Blank 1979 gegründet<br />
hatte. Einer der Leckerbissen der Ausstellung:<br />
Yello-Videoclips auf Grossleinwand.<br />
Anfang Jahr möchte Dieter Meier den Roman<br />
«Die Maske des Erzählers» fertig schreiben.<br />
«Ich muss alleine sein und mich langweilen.<br />
Nur so kann ich den Rhythmus finden.»<br />
Er lacht sein sympathisches Lachen und<br />
huscht zum nächsten Interview. KATI MOSER<br />
Werke auf Zeit C-Prints aus der Serie<br />
«Lost Sculptures», 1976.<br />
Stand in New York Dieter Meier verkauft<br />
für 1 Dollar die Worte «Yes» und «No», 1971.<br />
<strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> Aarau<br />
Di-So 10-17, Do 10-20 Uhr, Tel. 062 835 23 34,<br />
www.aargauerkunsthaus.ch, Katalog CHF 48.-,<br />
Musik-Performance 12.9., Podiumsdiskussion<br />
29. 10., Konzert mit Dieter Meier und Out of Chaos<br />
31.10., Gespräch mit dem Publikum 14.11.<br />
Yello im Duett Dieter Meier und Boris<br />
Blank im Video «Oh Yeah», 1987.<br />
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Bericht Seite: 8/17
'<br />
Datum: 11.09.2013<br />
Ausgabe Schweiz<br />
BRIGITTE Magazin Schweiz<br />
8005 Zürich<br />
044/ 444 28 82<br />
www.brigitte.de<br />
Medienart: Print Themen-Nr.: 38.35<br />
Medientyp: Publikumszeitschriften<br />
Abo-Nr.: 1083881<br />
Auflage: 30'000<br />
Erscheinungsweise: 25x jährlich<br />
Seite: 4<br />
Fläche: 3'335 mm²<br />
TREFFPUNKTE<br />
DREI GUTE GRÜNDE<br />
«Haus unvollendet» ist ein Werk der<br />
<strong>Aargauer</strong>in Anna Iduna Zehnder (1877-<br />
1955). Zu sehen sind über hundert der<br />
wichtigsten Gemälde dieser weitgehend<br />
unbekannten Künstlerin, die auch eine<br />
rsten Schweizer Ärztinnen war.<br />
itgleich finden noch eine Ausstellung<br />
über den Musiker und<br />
Performer Dieter Meier statt<br />
sowie Wand- und Bodenarbeiten<br />
von David Berweger.<br />
Bis 17.11.13, <strong>Kunsthaus</strong> Aarau,<br />
<strong>Aargauer</strong>icunsthausxh.<br />
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ARGUS der Presse AG<br />
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