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06. Text Band 4 - Teil 5 - DigiBern

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428 1521<br />

Wie ein zal redlicher Eidgnossen, ins babsts dienst beharret,<br />

den Fagentzeren einen mortlicheu scharmuz<br />

und dem herzogen von Ferrer ein gefaiiiehe schlacht<br />

augewonnen hond.<br />

5 Als nun der abzug ist beschehen, hat der legat Putius angenommen<br />

etlich fri hoptluet, von Zuerich Ruodolf Zieglern, von<br />

Bern her Rudolf Hetzein, von Lucern Bastian Huotmachern, und<br />

von Underwalden Jos Küstern — deren obrister hoptman nach<br />

Hetzeis abzug Hans Kaltschmidle von Keiserstuo], von Hb klein,<br />

io aber von rat und tat gross — mit 1500 knechten, die sich ergaben,<br />

dem babst zedienen wider menglich, on wider irer Eidgnossen<br />

ussge[1193]zogne luet und zeichen. Und wie nun dis<br />

Eidgnossen verordnet waren zuo huot und | schirm des lands und (49)<br />

der staeten in Romania, zuo Fagenza in den pallast und die kloester<br />

i5 losiert, da niena geliger, erhuob sich da uf S. Johans des<br />

Toeufers tag *) ein mortliche ufruor, uss der ursach, dass der hoptman<br />

Hetzet rar einen rat gieng, trutzend und troewend, herberg<br />

bi den burgern zehaben. Do fuorend die rät und burger zuo, gabend<br />

guote wort, fuersehung zetuon, und beruften schnei und stil ir lantw<br />

und Waelsch kriegsvolk, ein gwaltige zal in ir stat zekommen,<br />

als den Eidgnossen zuständig, mit heimlichen bescheid, an der<br />

nacht, wenn die Tuetschen vol und on sorg waerid, si gaechlingen<br />

ze ubervallen und al zewuergen, und damit si dest minder zuo<br />

samen kommen moechtid, die gassen mit karren und waegen zuo<br />

25 verstellen. Do begab es sich ongevaerd ums nachtmals, dass etlich<br />

Eidgnossen und Waelsch Riffiener •) im frowenhus ein gestuerm<br />

anfiengen, daruss sich ein lerman und der scharmuz erhuob mit<br />

grosser ungestueeme und gefecht, schlahen, [1194] werfen und<br />

schiessen in allen gassen. Doch so kamend d'Eidgnossen vast<br />

so zuo samen uf einen plaz, und enthielten mit heftiger wer, biss<br />

i) 24. Juni.<br />

2) Stierlin u. W., verstanden darunter die Anwohner des Flusses zu<br />

Faenza; vielleicht ist eher an Söldner von der Ligurischen Riviera zu<br />

denken.


1521 429<br />

darzwischen kamend ir veldhoptman, des legaten Putii schwager,<br />

und vil pfaffen und muench, einen friden machten und schieden,<br />

(50) dass d'Eidgnossen angend und | sicher uss der stat soeltid ziehen.<br />

Und wie si nu hinuss kamend, enbutends hinin: waerid die verraeterischen<br />

morder frisch, so soeltids harussen mit inen schlafen; s<br />

do aber niemand wolt kommen, zugends fuer gon Bononia zuo, mit<br />

vil me getanem, dan enpfangnem schaden, so der merteil von<br />

der wiberen werfen inen was besehenen, deshalb ir etliche ouch<br />

in hueseren erschossen wurden. Da was uf den tod geworfen<br />

der hoptman Hetze), der zuo diser mortlichen ufriir anlas hat io<br />

geben; wie etlich meinten darum getan, dass d'Eidgnossen, geurlobet,<br />

eins wegs dem hern de la Scut '), zuo Meyland obristen<br />

hoptman, zuozugid, wie durch in treffenlich an si geworben; doch<br />

so woltends [1195] wie redlich luet irem heiligen vater zugesagten<br />

dienst truewlich halten.<br />

M<br />

Zuo Bononia, als si des babsts und keisers zueg wider Meyland<br />

warteten, do nam Hetzel mit sinem venner Wolfgang von<br />

Wingarten urlob und zoch zuon Franzosen. 2 ) Was desse jars<br />

von des Wirttenbergschen reisgloeufs wegen um 100 gülden gestraft,<br />

half noch an im und andren nuet; gehorsame was wibisch 20<br />

worden, übergab sine hoptmanschaft sinem veter und luetinant<br />

Franz Armbrostern, desse luetinant der jung Hans von Erlach,<br />

und venner Wilhelm Hertenstein, mit 500 knechten, deren 300<br />

Berner. Hieltend sich vast wol, — a )und nämlich Joh. Franz<br />

Naegeli») — und zugend mit den Spanyeren fuer Parma, biss ir 25<br />

Eidgnossen mit den Franzosen hargegen rukten. Do zugends<br />

irem geding und bevelch nach hinder sich, des babsts staet und<br />

(51) land ze | schirmen wider den herzog Alfonsen von Ferrer, alwegen,<br />

ouch wider sinen hern babst, Franzischer parti; durch welcher<br />

hilf er understuond, im vom babst abzogne stät, Modona und 30<br />

Raetz 3) wider [1196] zuo erobren; das aber d'Eidgnossen nit alein<br />

*)—*) Später am Rand hinzugefügt.<br />

,) Thomas de Foix, genannt l'Escut (Lescun), der Bruder des Marschalls<br />

Lautrec, Odet de Foix.<br />

2) Vergl. das Schreiben an Hetzel vom 3. Juli, Eidg. Absch. IV, 1. a. p. 64.<br />

3 ) Reggio.


430 1521<br />

erwerten, sunder tatend in ouch gar in; dan nachdem er, von<br />

Modena und Final durch si vertriben, sinen zueg wolgerist ze ross<br />

und ze fuos, ob 8000 stark, in und an die stat Pondy •) hat<br />

gelaegret, in biwesen des legaten und sines Waelschen zuegs — bi<br />

5 2000 ze ross und ze fuos — taten d'Eidgnossen einen anschlag,<br />

den ze ubervallen und anzegrifen, also dass die Waelschen vorwärts<br />

die stadt und si hinderwaerts das veldlaeger soeltid anstuermen zuo<br />

angaendem tag; was der 11. October. Als aber die Waelschen, 11.Ott.<br />

me hindersich den fuersicli ziehend, den anschlag zerbrachend,<br />

io dennocht wolten d'Eidgnossen, wie wol ira wenig, aber der<br />

vienden vil und ir laeger vast stark, ouch sichers abzugs ermant,<br />

nit abwichen, sunder, iren namen zuo behalten, nach<br />

getanem, kruezbaet fuorends stil und muotig für, undertruktend die<br />

wacht, und liefend mit freier hand on Ordnung das erwekt laeger<br />

i5 so hantlich an, dass das gross ge[1197]schuez, alles ze hoch,<br />

alein den letsten knecht a ) erreicht, die viend der stat und dem<br />

Po zuo nit on merklichen schaden die flucht namend. Denen,<br />

und ouch denen, die uss der stat harussbrachend, truktends so<br />

trungenlich zuo, dass d'viend die brug ubers wasser verluren und<br />

20 kumerlich entrannen ir tor beschlussend. Als aber d'Eidgnossen<br />

das gewunnen gross gschuez ans tor gericht hatten, gabend sich<br />

d'viend uf, mit irer hab abzeziehen, das inen von dem hoch erfroewten<br />

legaten und sinen redlichen | und sighaften Eidgnosseu (52)<br />

ward vergönnen. Und also haben da d'Eidgnossen mit kleiner<br />

s5 hand und grossem gluek einen semlichen sig behalten, dass si<br />

nachmals on alle not durchs Ferrerisch land zogen, vil staetli<br />

und plaez innamend, und sich der herzog niena me harfuer tun<br />

dorst. Es ward geredt, sin zueg waere wol halb erschlagen und<br />

ertrunken. Sin obrister hoptman was erschlagen, der ander in<br />

so der erobreten stat gefangen hinweg gefuert.<br />

Der legat mocht kum erweren, [1198] dass si nit mit irem<br />

Waelschen zueg ouch schluogend, dass er si hat verlassen, der merteil<br />

flüchtig was worden, und erst nach erobretem sig harzuo kam.<br />

*) P fügt hinzu: « was nid weidlich gloffen »; offenbare Glosse.<br />

') Pontevico am Oglio, vergl. Guiccardini, Histoire, XIV (ed. Londres<br />

1736) tom. IL, pag. 557.


1521 431<br />

Der hoch erfroewt legat bezalt d'Eidgnossen wol und erlich, und<br />

schreib illends iren obren mit grossem lob und dank dis redliche<br />

tat zu.<br />

Demnach blibend dise knecht in des babst dienst, biss dass<br />

si, nach sinem tod abgemant und geurlobet, ein teil heim und s<br />

der merteil in der Florentineren dienst zugend, da hüllend den<br />

Franzesischen Malatesta •) mit 15,000 kriegsvolk im gepuerg verhuengern<br />

2 ), dan man si nit, wie si begerten, wolt lassen schlahen.<br />

Sind zuo letst nach der schlacht, vor Picocha *) beschehen, erlich<br />

heim oder zuon Franzosen zogen; von Florenzern wol, aber erst 10<br />

vom babst Clemens langsam abgericht und bezalt.<br />

[1199J Wie der kueug von Frankrich uf der Eidgnossen<br />

pund den krieg widern keiser und den babst hat angefangen.<br />

Sobald der kueng von Frankrich ein zuosag des punds von 15<br />

(53) Eidgnossen hat enpfangen, e wen der | versiglet wurde, zuo ussgoendem<br />

Meyen, hat er unversehen, wider geschwornen und fuergebnen<br />

friden, mit gwaltigem zueg sines volks und 15,000 lanzknechten<br />

das Spangisch kuengrich Navarra ubervallen, ingenommen<br />

und dem vertribnen kueng 4 ) wider ingeben. Als er aber 20<br />

sich desse nit hat benueegt und witer das kuengrich Castilia angriffen,<br />

do sind im die Spanyer begegnet also, dass er heim<br />

flüchtig allen gwin, und darzii ein grossen teil, ouch sunders der<br />

lanzknechten, sines zuegs dahinden muost lassen.<br />

Darzuo im Brachat, e dan gemelte reis volendet waere, hat »<br />

er durch graf Ruoprechten von Arburg in Picardy den krieg<br />

widem keiser, und durch her Thoman von Scut in Italia den<br />

krieg widern babst angefangen und die mit grosser hilf der Eidgnossen<br />

erhalten. Jener hat etlich [1200] plaez dem keiser ingenommen,<br />

so wolt diser die stat Raetz dem babst hon abgestolen : '°<br />

mit hievolgender ursach und wis.<br />

•) Horacius u. Sigismund Malatesta, Söhne des J. P. Baglioni.<br />

2) Die Klagen über schlechte Verpflegung wiederholten sich fortwährend.<br />

3) Bicocca, 1522.<br />

*) Vielmehr dem Sohne desselben, Heinrich IL, geboren 1503.


432 . 1521<br />

Als sich begeben hat, dass doctor Jeronimus Moron von<br />

Meyland, so vornaher dem herzogen und kueng Ludwigen wol<br />

gedient hat und lieb was, aber von disem kueng verachtet, bi<br />

herzog Franciscus Sfortia in Tuetschen landen und zuo Trient sich<br />

8 enthielt, ein mortliche pratick hat angericht insunders mit den<br />

Gibelinen, dass d'Franzosen al einer nacht, wie vor ziten in<br />

Sicilia, solten überfallen und erwuergt sin worden •) — als aber<br />

dise verraeteri usskam und egenanter Jeronimus gon Raetz zuo<br />

andren banditen 2 ) was gewichen, do understuond der von Scut,<br />

io zuo Meyland an sines bruoders, des hern von Lotreck — bed von<br />

Foys geborn fuersten — stat obrister hoptman, illends die stat<br />

Raetz inze | nemen mit semlichem list, dass her Alexander Trivuls (54)<br />

mit einem gswader reisigen, als ob er vons babsts zueg von Modona<br />

käme geseilt, zuo einem tor soelt inziehen, so woelt [1201]<br />

15 er am andren tor mit einer hinderhuot ankommen, und da mit dem<br />

baebstlichen stathalter red halten, und in dem ouch hinin brechen.<br />

Als aber der baebstlich stathalter den von Scut nit wolt inlon,<br />

sunder hielt red mit im vorm tor — da der Franzos treffenlich<br />

klagt, dass der babst widern pund und den kueng die banditen<br />

so nit alein ufenthielte, sunder inen ouch hilf taete — indes aber,<br />

als der Trivuls getanen anschlag wolt volziehen, und aber die<br />

Raetzer der verraeteri gewarnt waren, wuschtends dar und schluogend<br />

und schussend d'Franzosen hinder sich, also dass der Trivuls<br />

da ward erschossen, desse der von Scut so uebel erschrak, dass<br />

25 er begert, dass in der stathalter als einen gefangnen woelte<br />

schirmen; dan ouch die burger schruwend, man soelt in gefangen<br />

nemen. Das aber der stathalter nit wolt tuon, sunder lies in<br />

mit verwisner untruew hinfaren, also dass er kein nuewerung soelte<br />

witer anfallen, biss von iren obren bescheid kaeme, ob si friden<br />

so oder krieg haben woeltid 3 )<br />

In dem solt ouch der herzog von Ferrer Modona mit hilf<br />

der Franzosen ingenommen haben, das ward durch die baebstlichen<br />

Eidgnossen gewendet.<br />

,) Wie bei der sog. Sicilianischen Vesper, von 1282. Ueber dieses Gerücht<br />

siehe auch Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 70 (2. Aug.).<br />

2) Im Sinne von politischen Verbannten.<br />

3 j Guiccardini, a. a. Histoire XIV. Bd. II, p. 532.


1521 433<br />

[1202] Wie der babst und der keiser mit gmeinem pund<br />

und anschlag den kueng von Frankrich in Italia und<br />

in Picardy krieglich hond angriffen und beschädiget,<br />

da der keiser Thorneck hat gewunuen.<br />

Wie nun oberzelte sachen ergangen, vermeint der babst B<br />

(55) gnuogsame ursach zehaben eines kriegs widern | kueng von Frankrich,<br />

oucb, verlorner haendlen ingedenk, in mit hilf des keisers<br />

und der Eidgnossen uss Italia ze vertriben. Beschlos illends<br />

gesuchten pund zwischen siner heilikeit und keiserlicher majestaet,<br />

dass semlichs mit gmeiner hilf und kosten beschehe, im die zwo w<br />

staet Parm und Plesens, und dem Sfortia das herzogtuom Meyland<br />

ingeben wurde. Und also wurden der babst und der keiser eins,<br />

dass der babst mit geistlichem und weltlichem schwert, mit<br />

sampt der hilf des keisers, so uss Waelschen und Tuetschen landen<br />

züsamen solt kommen, in Italia, und der keiser mit eigner «<br />

per[1203]son und macht, und ouch mit hilf des Engeischen kuengs,<br />

in Picardy und Flandren den kueng von Frankrich soeltid angrifen<br />

und bekriegen •).<br />

Joü. Uf das im Hoewet hat der babst sinen zueg zuo Bononia gestärkt,<br />

und im margraf Fridrich von Mantow 2 ), so vor Franze- a><br />

sisch was, zuo obristem hoptman geben. Zuo dem ist des keisers<br />

reisiger zueg uss Napols mit margraf Ferdinand von Pischkier 3 )<br />

und mit Jeronimo Adurno, vertribnem Jenueser, der Spanysch<br />

fuoszueg, soJenowsolt ingenommen haben 4 ), item und uss Tuetschen<br />

landen 4000 lanzknecht und 2000 Grawpuenter kommen. Disem 25<br />

zueg allem ist zuo obristem hoptman gesetzt Prosper Columna, bi<br />

80 jaren alt, ein edler Roemer und zuo frid und krieg ein vast<br />

wiser und erfarner her, der ouch alwegen dem keiser und dem<br />

Roemschen rieh zuständig ist gewesen.<br />

•) Vertrag vom 8. Juni.<br />

2) Friedrich II. von Gonzaga, geb. 17. Mai 1500.<br />

3 ) Ferdinand Franciscus de Avalos, Marquis von Pescara.<br />

4 ) Ueber den misslungenen Anschlag des Hieronymus Adorno auf<br />

Genua siehe Guiccardini, a. a. 0. p. 530.<br />

28


434 1521<br />

Nachdem nun der stathalter des gueetigsten Kristi, erzuernt,<br />

von ersten sin geistlich schwert, nämlich sinen hochen ban, über<br />

den herren von Scut und al sin anhaenger und bistaender hat<br />

usszukt, [1204] do ist diser zueg | mit 8 hufen und 48 stuk- (56)<br />

5 buechsen zuo mite Ougsten gezogen fuer Parma, darin der her von lagust.<br />

Scut mit 5000 kriegsvolk lag, und darvor 7 wochen gelegen mit<br />

so haftigem schiessen und 9 verlornen stürmen, dass er die<br />

kleine stat gewan und von der grossen mur 400 schrit zuo boden<br />

schoss, also dass kein ufenthalt me da was, wen dass er im<br />

io zuoherrucken des Franzesischen zuegs wider hindersich zoch,<br />

besserer gelaegenheit zuo erwarten '}.<br />

Des glichen so hat der Roemsch keiser mit siner Tuetschen<br />

macht im September in Picardy den kueng angriffen, und im die Sept.<br />

stat Musel angewunnen, die stat Mesier •) belaegret, von Frani6<br />

zesischen Eidgnossen erretet, und zuo letst im November die starkeNOT.<br />

stat und schloss Thorneck 3 ) in Flandren uberhoptet, gewunnen<br />

und behalten.<br />

[1205] Werbung des bafosts an d'Eidgnossen um hilf widern<br />

Franzesischen kueng, von 12 orten abgeschlagen, aber<br />

20 von Zürich geben, und durch den cardinal ufgewiglet.<br />

Und als nun dis schwerer krieg was angeschlagen und angehaben,<br />

und desse hoeupter ein semlich ansehen uf die kriegbaren<br />

Eidgnossen hatten, dass bed partien uf deren verrueempte<br />

manheit iren vordristen trost sazten; deshalben der allerheiligest<br />

»5 vater, sobald er sinen zueg, wie obgemelt, versamnet, mitan hat<br />

er durch den bischof von Verulan, inhalt des punds, 6000 knecht<br />

an | d'Eidgnossen ervordret widern kueng von Frankrich, welcher (57)<br />

im und siner heiligen kilchen habe unclerstanden die stat Raetz<br />

i) Ueber die Belagerung von Parma vergl. Guiccardini, a. a. 0. p. 54H<br />

bis 550.<br />

2) Mouzon und Me"zieres, beide Städte an der Maas^. Die Belagerung<br />

von Mfeieres blieb ohne Erfolg, da Franz I. mit einem Entsatzheer heranrückte.<br />

') Tournay. Am 29. November.


1521 435<br />

abzestaelen, deren lantschaft gepluenderet, in Meyland siner kamer<br />

salzschafner um 100,000 ducaten, und um vil guots sine cardinael,<br />

bischof und praelaten berowet; das billich nit ungestraft und ungerochen<br />

bliben soelle, darum ouch die stritbaren Eidgnossen,<br />

als liebste suen und puntgnossen und verruemte schirmer, [1206] 5<br />

siner und der kilchen heilikeit in iren noeten, zuo glich iren redlichen<br />

vordren, truewlich zuoston, aber dem Franzesischen kueng,<br />

als gemelter heilikeit, fridens und punts verlaezern, fiux abston<br />

soellid; das inen, wie nächst under babst Julio, zuo ewigem lob<br />

und nuz reichen werde. Und wie wol er nit kleine beschwerd, io<br />

kummer und verwundrung hab enpfangen ab iren geilten, unnötigen<br />

ab- und heimzug, deren er den merteil zuo bewarung<br />

sin und des heiligen stuols hat begert ze behalten; ob dan semlichs<br />

uss etlicher sundrem anschlag oder uss gmeinem rat der<br />

Eidgnossen sie besehenen, so sie dennocht siner heilikeit lieb u<br />

und vertruwen so gross gegen ir unuberwintlichen nation und<br />

manheit, dass er alles zuom besten ufnemen und erkennen wolle,<br />

in ganzem vertruwen, si werde iren althargebrachten andacht<br />

und ghorsam gegen baebstlicher heilikeit und der heiligen kilchen<br />

nit mindren, sunder vilme meren und iez in der not bewisen etc. so<br />

Datum Romae, 26. Junii •).<br />

18. Juli. Wie nun obgenanter legat uf 18. tag Hoewet zuo [1207] Lucern<br />

disen bevelch hat dargetan und begert, wo man die knecht nit<br />

(58) woelte lassen, dass d'Eidgnossen stil | saessid, dem kueng ouch<br />

keinen Ion und die gelofnen abmanen woeltid, da ward im ant- 25<br />

wort bestimpt uf den ersten tag Ougst. Desse ufzugs er sich<br />

so uebel beschwert, dass er angends zuo Baden vor einem notari<br />

und etlichen zuegen protestiert, dass er dis ervordrung und<br />

manung lut des punts getan habe, deren uf bestimpten tag on<br />

einichen verzug und ussred gelept soelte werden 2 ). Und also uf M<br />

bestimpten tag, nach verhörter entschuldigung des Franzesischen<br />

kuengs und sines anwalts, des hern von Scut, Raetz und der gelofnen<br />

knechten halb, hond d'P^idgnossen dem ängstigen legaten<br />

1) Die Zuschrift ist abgedruckt in Eidg. Absch. VI, 1. a. S. 63.<br />

2) Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 62.


436 1521<br />

geantwort, man habe baebstlicher heilikeit nächst mit gunst des<br />

kuengs ervordrete hilf zuogeschikt, von ira geurlobet, doch etliche<br />

behalten. So si nun anders gesinnet, den kueng fuer iren viend<br />

habe, woelle einer Eidgnoschaft nit glimpflich sin, ouch nit not,<br />

5 dise hilf zegeben, so der kueng in nit woelle schädigen, sunder<br />

alein sin inhabend land beschirmen, harzuo zehelfen ein Eidgnoschaft<br />

[1208] im, wie baebstlicher heilikeit, verpunden sie; was<br />

man aber zu befridung vermöge, mueesse nützet gesparet werden,<br />

man woelle ouch verschaffen, dass die iren bim kueng baebstlich<br />

io heilikeit und ire land nit anrüerid, derglichen die iren in baebstlicher<br />

heilikeit dienst gegem kueng ouch tuen soeben, sunder iedem<br />

das sin helfen schirmen •).<br />

Diser antwort unwillig und unbenueegt hat der legat mit<br />

sampt einer treffenlichen botschaft von Florentz uf den fünften<br />

io Ougst zuo Zürich abermals ja oder nein ervordret, und witer ge- 5. Aug.<br />

klagt, dass der kueng von Florentineren, als baebstlicher heilikeit<br />

verwanten, ire koufluet und koufmanschaft zuo Lyon wider gleit<br />

habe gefangen, verheft und genommen 2 ). | (59)<br />

Da hond d'Eidgnossen von der Florentiner wegen dem kueng<br />

»o angends ein botschaft zuogesent, irer puntgnossen koufluet und<br />

gueeter ledig zelassen, und darnach uf den 17. tag aber geant- IT. Aug.<br />

wort, man woelle baebstlicher heilikeit die vereinung halten, aber<br />

nochmals keinen knecht zulassen, wan die vereinung wise, wenn<br />

iemant baebstlich heilikeit oder ire land woelt überziehen, so soeltids<br />

25 gemant hilf [1209] geben. Wo das wäre, als man doch nit verston<br />

koenne, so woeltids wie kristenluet ir vermögen nit sparen.<br />

Dass dan die iren wider hoch verpot zuom kueng geloffen, sie inen<br />

leid. Er soelle die iren nit ufwiglen, dardurch die iren an enandren<br />

gefuert moechtid werden 3 ).<br />

30 Da hat der legat, als vast uebel zefriden, lassen hoeren ein<br />

breff, zuo Rom uf den 2. tag Ougst geben, vast scharpf und lang, 2. Aug.<br />

d'Eidgnossen 6ren, gloubens und lobs ernstlich ermanende, und<br />

einen langen brief von der hilf und macht des heiligen vaters;<br />

') Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 71.<br />

2) Ibidem S. 74 u. 77.<br />

»1 Ibidem S. 84.


1521 437<br />

item und ein grosse banbull wider d'Franzosen und al ire anhaenger,<br />

darwider und darin ein from Eidgnoschaft ouch als guot<br />

kristen von der Franzosen wegen nit solle setzen '). Und daruf<br />

aber entlich ja oder nein gevordret, ouch von iedem ort sunderlich<br />

und iedesse boten namen. Wo das nit, so woel er ire gmein- 5<br />

den anrueefen, die from, guot luet, dem heiligen vater brief und<br />

sigel werdid halten ; dan man hab im nun fuenf tag wort geben *),<br />

aber den Franzosen ire knecht wider baebstlich heilikeit lassen<br />

zuoloufen, ouch wider puend, abscheid und zuosagen; lassid ouch<br />

(60) das noch | hit beschehen. Es waerid ouch etlich, so baebstlicher HO<br />

heilikeit pen[1210]s'ion und gelt haettid abgenommen, die ieztan<br />

wider si liefid, und die nit befiel, liessids aber beschehen. Darzuo<br />

so schmaechtid etlich baebstlich heilikeit als ein kaetzer, moerder<br />

und verraeter; das alles wider einer Eidgnoschaft lob und er<br />

waere. Er begehrte einer andren und geschiktern antwort. 15<br />

Daruf hond d'Eidgnossen geantwort, si habid nit witer gwalt.<br />

Des bans halb soel er stil ston, er sie widern pund und nit lidlich;<br />

woel er fuer ire gmeinden, das lassids beschehen. Er soel ouch<br />

(die) nemmen, so baebstlich heilikeit geschinaecht habid, die nach<br />

verdienst zestrafen. Sunder antwort und der boten namen an- 20<br />

zegeben sie bisshar ungebrucht. Si woeltid al sachen flissig<br />

heimbringen, damit ein Eidgnoschaft ir lob, er und was ze tuend»<br />

wol bedenke, wan dem krieg und bluetvergiessen vorzesin waere<br />

ir wil. Da begert der legat, si woeltid dis antwort baebstlicher<br />

heilikeit selbs zuoschriben; dan er haette deren ire abscheid und 25<br />

antworten [1211] bishar zuogeschriben, denen aber nit gelept<br />

waere. Soelte witer ufbruch und hinloufen beschehen, desse wölt<br />

er bi baebstlicher heilikeit entschuldiget sin 3 ).<br />

Do nun die 12 ort vereint, ums Franzesischen kuengs willen,<br />

dem babst begerte hilf, wie gemelt, haftend abgeschlagen, da 30<br />

bracht der cardinal von Sitten mit sampt dem legaten dennocht<br />

so vil zuo wegen, dass die von Zuerich, inhalt der baebstlichen<br />

vereinung, mit vorbehaltung des Franzesischen fridens dem babst<br />

') Abgedruckt (lateinisch) Eidg. Absch. IV. 1. a. S. 8.5.<br />

') An fünf Tagsatzungen Versprechungen gemacht.<br />

3) Eidg. Abech. IV. 1. S. 84.


438 1521<br />

gabend under irem vaenle 1500 man; deren hoptman Joerg | Ber- (61)<br />

ger, vogt zuo Grieningen, und venner Hans Rudolf Lavater, mit<br />

semlichem eid, dass si baebstlicher heilikeit lut der vereinung uf<br />

irem ertlich soeltid truelich dienen, aber lut des Franzesischen<br />

s fridens den kueng uf sinem ertrich nit beschaedigen noch überziehen<br />

'). Denen verordneten vielend zuo, vom cardinal ufgewiglet,<br />

ouch noch des alten, aber unverheilten Schadens ingedenk 2 ), dass<br />

iren ob 5000 wurden, und gar nach uss allen orten hoptluet und<br />

knecht.<br />

io<br />

Dise, mit dem Franzesischen ufbruch verglimpfet, brachend<br />

uf zuo end Septembers [1212] und, ungehindret von Eidgnossen Sept.<br />

nachgeschikter botschaft und abmanung, zugend durch denGrauwen<br />

punt in der Venedier Bergamast 3 ) an ein pass des wassers Oll 4 ).<br />

von den Franzosen dermaussen bewaret, dass si hungere und<br />

15 ubertrangs not und ouch angenomne reis zwang also, dass sich<br />

ein kleine zal redlicher knechten ins wasser liessend und ein<br />

varschiff a ) von der vienden port haruber fürten, und demnach<br />

mit bewarung ires geschuetzes den pass gewunnen. Und also,<br />

mit gedult der Venedyeren und guotem ufsehen der baebstischen<br />

20 harzuo verordneten reisigen, kamends in des babsts laeger, vast<br />

wol enpfangen.<br />

Dahin kam ouch illends und froelich der cardinal de Medicis,<br />

regent zuo Florentz, von sinem veter, dem babst, gesent, mit<br />

sampt der Eidgnossen cardinal, obristen gwalt in disem kriegs-<br />

25 handel zehaben und zuo verwalten. [1213] Der schlug angends<br />

ze riter die edlen hoptluet Jörgen Goeldlin von Zuerich 5 ), der gewunnen<br />

pass ein anfaenger, Hugen, Wolfen b ) und Goetharden von<br />

Landenberg. Schankt iedem und ouch dem hoptman von Zug,<br />

Hansen Balsingern, 100 ducaten. | (62)<br />

*) Corrigirt, ursprünglich : « das varschiff am seil ».<br />

b ) Zweifelhaft, in Leu Lex. nicht genannt.<br />

•) Eidg. Absch. IV, 1. a. S, 94.<br />

2| Des von den Franzosen erlittenen Unrechts.<br />

3) Das Bergamasker-Land.<br />

4) Oglio.<br />

ä ) Später Führer der Zürcher im Kappelerkriege.


1521 439<br />

Als aber die von Zürich nach geschworner Ordnung nit<br />

woltend uf des kuengs ertrich noch wider d'Eidgnossen ziehen,<br />

wurdens gon Raetz und gon Plesens gelegt, des babsts land zeschirmen<br />

und den Venedyeren und dem Ferrerischen herzogen<br />

zeweren; blibend da biss zuo end des babsts und jars. Die s<br />

andren hoptluet, nämlich von Zürich des cardinals 200 gardenknechten<br />

hoptman, Wilhelm 0 ) zuom Rotenhusi); von Bern Hans<br />

Gutenhelm -); von Lucern Jacob Martin, obrister hoptman dises<br />

zügs; von Ure Erb; von Underwalden, ob: Casper am Vaeld;<br />

nid: Antoni Andacher; von Glaris Fridli Belli, und von Basel w<br />

Jacob Bomgarter; uss dem Turgoew Hug Dietrich von Landenberg,<br />

und ander me, zugend mit irem cardinal gon Meyland,<br />

unso die stat behoptet ward und si geurlobet, wolgeschaft froelich<br />

heimzugend.<br />

[1214] Baebstlich breff an d'Eidgnossen von erluetrung i 6<br />

des punds.<br />

Und wie dan d'Eidgnossen des babsts pund wolten verston<br />

alein zuor huot der landen und nit zuor Verletzung der vienden,<br />

und ouch des kuengs nuewen pund sinem alten lassen vorgon,<br />

sant er inen volgend breff zuo:<br />

w<br />

Babst Leo X.<br />

Unsern gruos und apostolischen segen, lieben suen und puntgnossen.<br />

Wir mögend nit gnuog schwerlich bekuemeren und beklagen<br />

unser person, die uch alwegen vaeterlich hat geliebt, und<br />

zuovor die heilig Roemsch kilchen, uwer aller muoter, von deren 25<br />

(63) uch vil guots, | verdiensts und bewisung hoechster liebe ist besehenen,<br />

so die insunderheit hilf von uch begert, — dass ir die<br />

so trostlos verlassen; dass ir nit alein die nuewen puend, mit den<br />

a ) Von fremder Hand beigefügt « Töning >.<br />

i) Wilhelm Thönitfg, Wirth zum Rothen Haus in Zürich, umgekommen<br />

1531 zu Kappel.<br />

«) Wirth zum Schlüssel in Bern und eifriger Anhänger Schinners, der<br />

1508 im Schlüssel seine Herberge hatte.


440 1521<br />

Franzosen gemacht, hoecher achten dan die aeltisten und heiligen<br />

puend, die ir mit uns und der heiligen kilchen haben, sunder<br />

ouch, das doch nuew und ungloeblich zehoeren, uwere hilf wider si<br />

schikend, [1215] und in uwer gemueet nemend, mit der selben<br />

s viend wider die baner der heiligen kilchen, wider das kruez des<br />

herren, und ouch wider die kristlichen friheit zetuon. Wofür<br />

wir das haben sollen, ist uns nit wol wissend; dan wir nit moegend<br />

glowen, uwere hievorige tugend und gueete so gar verlassen haben,<br />

dass ir den hochen namen « beschirmer der heiligen kilchen »,<br />

io den ir mit grosser er gewunnen, also woellend verletzen und<br />

verlieren.<br />

Je doch vernemen wir, dass vil sundre personen ander uch<br />

sind, die von den Franzosen durch iren betrug und unerlich gelt<br />

verfueert, in erluetrung unser aeltisten und heiligesten puentnues<br />

i5 uch anzeigend, wie ir alein uns und die heilig kilchen, damit<br />

ir staet und land nit überzogen werdid, zeschirmen pflichtig, aber<br />

um iretwillen den Franzosen in sinem stat ze bekuemeren nit,<br />

sunder hilf zetuon ouch wider uns und die heilig kilchen pflichtig<br />

slen. Wo das uwer meinung, so ist uwer schirm uns und der<br />

20 heiligen kilchen nit alein unniz, sunder ouch nachteilig, so unser<br />

und der kilchen verletzer und viend mit uwerem schirm nit<br />

alein nit gerochen noch gestraft moechtid werden, sunder erst<br />

schirm und hilf haben soeltid, wie ietzund vorhanden.<br />

Es hat gewüslich unser vorfar, babst | Julius, dise puentnues,<br />

25 die uwerm namen zu grossem ruom, lob und er kommen in allen<br />

landen, mit uch gemachet, dass nit alein der heilig stuol vor Verletzung<br />

bewaret, sunder dass der ouch von sinen verletzern<br />

gerochen wurde. Das ist rechte beschirmung: zuom ersten verhueeten,<br />

dass kein fraefler uberval beschehe, und so der beschehen<br />

30 waere, [1216] den selbigen rächen, damit die schuldigen gestraft<br />

und die andren abgeschuecht werden. Es ist ouch nit recht, dass<br />

die nuew Franzesische vereinung utset unser alten, heiligen vereinung<br />

abzuehe; dan ob joch unsere verpuendung nit waere, so<br />

waerid ir dennocht, als guote kristen, unser aller muoter, der hei-<br />

35 ligen Roemschen kilchen, schaden und schmach zewenden und<br />

zeraechen schuldig. So hond ouch warlich die Franzosen ire


1521 441<br />

' vereinung mit uch gemacht, nit uch zuo lieb und frintschaft,<br />

sunder darum, dass si nach.irem muotwillen andre luet dester<br />

grusamer bekriegid, beschädigen und wider alle recht begwa'tigen,<br />

und darzuo in irer bosheit und tyrannl ungestraft verharrid.<br />

Was aber ir gegen Got und der weit lobs und eYen darvon 5<br />

erlangid, mag ein ieder frommer wol ermessen. Und darum,<br />

lieben suen, nachdem wir ingedenk des höchsten vertruewens, so<br />

wir zuo uwer unuberwintlichen nation alwegen hond gehaept, so<br />

schriben wir uch dise ermanung zuo, ob uch doch der heiligen<br />

kilchen manigvaltig bewisne guttaten nochmals bewegten, die 10<br />

selben, so sich flissen, uch mit verkerter meinung und verkertem<br />

gemueet under dem schin der Franzesischen vereinung von der<br />

alten puentnues, so ir mit der heiligen kilchen hond, abzewisen,<br />

von uch zetuon, und ouch uwer stärkste und getruewste nation<br />

mit weniger lueten schuld und mishandlung nit lassid also beflekt 15<br />

(65) werden. Darzuo uwer | fügend, die ir, der heiligen kilchen friheit<br />

und wuerd zeschirmen, vilvaltig [1217] erzeigt haben, deren nit<br />

entziehen, sunder unser lobliche, heilige, alte puentnues, und uns,<br />

als uwere warhafte vaeter und gütwillige fruend, disen nuew erdachten<br />

fruenden, ja uweren wissentlichen vienden, fuersaetzen wellid. Wie 20<br />

dan unser bot mit uch witer offenlich oder in gschrift wirt handien,<br />

dem ir vesten globen geben, und uch flissen, geschikt zemachen,<br />

die er, so ir haben, die heilig Roemsch kilchen zeschirmen,<br />

zuo behalten und zuo meren. Datum Romae etc. den 24. Septtember<br />

anno pontificatus 9, Cristi 21 •). 25<br />

Disem breff nach sind noch vil schaerpfere den Eidgnossen<br />

zuokommen dennocht so blibends uf irem fuernemen, den babst<br />

an siner Sicherheit zeschirmen, aber iren guedigen kueng niena<br />

zuo verlassen.<br />

Der blind git mag er nit sehen,<br />

kan ouch nuet, den rap rap jechen;<br />

wenn im den schand und schad zuofart,<br />

so bschicht im recht nach siner art.<br />

so<br />

') Vollständig nach dem lateinischen Original abgedruckt Eidg. Abschiede<br />

IV, 1. a. S. 118.


442 1521<br />

[1218] Von der hilf, so d'Eidgnossen dem Franzesischeu<br />

kueng getan, und wie si, in angst kommen, zwischen im<br />

und dem babst zescheiden gehandlet haben.<br />

Nachdem aber der Franzesisch kueng uf siner Eidgnossen<br />

5 pund, wie obgemelt, hat zuom krieg urhab geben, und ouch den<br />

krieg angefangen, da er wol hätte moegen und sollen friden haben,<br />

do muost zuo mitem Hoewet der | Eidgnossen hilf, vom hern von<br />

Scut durch sunder hoptluet erwegt, so schnei und so stark gon<br />

Meyland zuoloufeu, dass die, nach lut des punts weder gevordret<br />

io noch geben, ouch nit mit vil boten und bieten underhalten mocht<br />

werden. Und furnemlich so beschach zuo Bern in stat und land<br />

wider hohe verpot — furnemlich durch Ludwigen von Erlach, Franzesischer<br />

sach zuo guot — des rats 1 ), ein semlicher ufbruch, [1219J<br />

dass der merteil ort erzürnt den kueng puntbruechig schulten, ire<br />

15 knecht verhielten, und über Bern schmaechlich murmleten, warum<br />

inen ieztan so not wäre, dem kueng, den vormals den Eidgnossen,<br />

Meyland zeschirmen ; wurde iren eins uf d'nasen, so moechte man,<br />

wie si getan zuo Marian -), ouch wol zuoluogen. Darzuo so murmleten<br />

hoenlich in stat und land alle hantwerks- und bursluet um<br />

20 ire ab den stuelen und ackeren hingefueerte suen und knecht, der<br />

Kuenitzkilchwihe 3 ) gedenkend, so vast, dass ein stat Bern, der<br />

Eidgnossen Unwillen und der iren ufruor entsitzende, sich des<br />

uughorsamen ufbruchs durch eigne ratsboten gegen den Eidgnossen<br />

und den iren ernstlich entschuldiget, ouch illends iren<br />

25 hingelofnen streng gepot, heimzekeren oder ie doch stil zeston<br />

und uf die andren Eidgnossen zewarten; dass ouch die hoptluet<br />

unverzogenlich alle dienstknecht soeltid wider heimvertigen und<br />

gar keinen ine annemen 4 ). Es muosten die wiber mit jaemerlicher<br />

klag den hoewet ussmachen und alle aernd inbringen. [1220] Mit<br />

i) An Stadt und Land, 5. September, Deutsch. Miss. 0. 382 b .<br />

2) Marignano.<br />

3) Vom Jahre 1513. Oben Bd. III. 442.<br />

*) An Hauptlüt und Burger, vom 15. September, D. Miss. 0. p. 387 b .<br />

An Rud. Nägeli nach Mailand, vom 16. September, ibidem p. 389 b .<br />

Circular an die Vö^te des Bern. Gebiets, vom 25. September, ibidem<br />

p. 391".


1521 443<br />

Bern liefend Basler, Friburger und Solaturner, zuosamen ob 8000<br />

man. Basel straft etlich ufwigler und geltschlucker.<br />

Nachdem aber der kueng sich angends des kriegs widern<br />

(67) babst und keiser erwaegt, und ouch des gaech | erhaepten ufbruchs<br />

durch eigne brief und boten hat vast hoch versprochen, und 5<br />

ouch Bern die iren wolt abvordren, wo die übrigen ort, dem<br />

kueng verpunden, nit zuziehen woeltid — und wie wol nun etliche<br />

ort vermeinten, der kueng haette die vereinung gebrochen, so<br />

hätte der babst die älteren brief — dennocht ward von den 12<br />

Franzesischen orten abgenieret, dem kueng zehalten und zehelfen 1 ). M<br />

Also ward im nit alein hilf zugelassen gon Meyland, sunder ouch<br />

Ang. zuo end Ougstens in die Picardy, also dass an den gemelten enden<br />

ob 25,000 Eidgnossen in des kuengs dienst waren. Deren in<br />

Picar[1221]dy was obrister hoptman Hans von Diesbach. Nun<br />

so waren zum babst kommen ouch ob 8000 Eidgnossen, also «<br />

Oct. dass ein Eidgnoschaft im October me dau 33,000 man hat bi<br />

froemden herren, in wit fremden landen und Widerwärtigem krieg,<br />

daruss ira grosse sorg, angst und unruow erwuchs, dan si erst<br />

erkant irer untruewen kouflueten und mueetherren betrug, die si<br />

um eigens nutzes und kibs willen in semliche gfar und not ge- 20<br />

fueert hatten, dass schinlich ze ermessen, wo si joch nit in zerstoerung<br />

kaeme, dass si doch nit on gross schand und schaden<br />

uss disem handel moecht entrinnen.<br />

Die daheim schmizten und trowten enandren uf die daussen,<br />

so truzten und trowten die daussen uf sich und die daheim; 25<br />

dan alle sorg und not da lag, dass die iren in Lamparten enandren<br />

mueestid schlahen, daher ein ufruor und ewige vientschaft<br />

zwischen den partlen daheim in allem land entston wurde. Die<br />

(68) from, unvermögend [1222] erberkeit hätte gern die koufluet |<br />

und mueethern mit sampt den froemden puenden, pensionen, mueeten so<br />

und soelden, als alles ungewiters ursach, abgestelt; so was deren<br />

ze vil und besassend selb das regiment, konten ouch nit das<br />

veis und siess bueppe verlassen. Got geb joch, wie's iemer um<br />

gmein 6r, ja um land und luot ergienge — es muost hindurch gewaget<br />

sin. Und darum hier kein andrer trost mocht gefunden 35<br />

!) Vielleicht auf dem Tage vom 19. Aug., dessen Akten fehlen, Eidg.<br />

Absch. IV. 1«, p. 89.


444 1521<br />

werden, wen dass man im land eins waere und zuo diser zit<br />

enandren unersuocht Hesse, demnach die iren von beiden teilen<br />

ab- und heim vordrete, das aber nit sin mocht von wegen der<br />

obren uneinikeit und der undertanen unghorsame. Dan Zuerich<br />

'< um kein sach in Franzesischen pund wolt gon, so wolten die<br />

andren ort nit darvon ston. So wolten die daussen gewinnen,<br />

das ir obren daheim rueewig genommen hatten und namend.<br />

Schruwen daheim und [1223] daussen : man muoss brief und siegel<br />

halten, und wurden dennocht daheimen und daussen gehalten<br />

io also, dass wenig ruoms davon gehört ward uf allen teilen.<br />

Und als es nun so gfarlich in Lamparten stund, do wurden<br />

die 12 Franzesischen ort eins zuo Zug uf 28. tag Ougst, und 28. Aug.<br />

schikten von sechs orten in aller namen ire botschaft hinin —<br />

von Bern Rudolf Negeli des rats — friden zesuochen und den<br />

IÖ iren uf beden siten streng ze gepieten, nit uf des widerteils<br />

ertrich zeziehen, noch den iren ze begegnen '). Als aber dise<br />

botschaft nuet schuof 2 ) und die gefar zuonam, do wurden uf 24. tag 24. Sept.<br />

September zuo Lucern, mit willen des kuengs, von den 6 uebrigen<br />

orten ouch ire boten zuo den vordrigen gesent, noch ernstlicher<br />

20 zehandlen 3 ). | Dise botschaft leid grosse gfar und arbeit, von (69)<br />

einer parti zuo der andren hin und wider zeriten. An dem wasser<br />

Oy 4 ) ward inen von der Franzesischen huot ein post und dem<br />

boten von Solaturn, schultes Stoellin 5 ) sin ross erschossen. Schuof<br />

doch nuet, dan si bi des babsts und keisers anwaelten zuom friden<br />

25 oder anstand keinen gunst mocht erlangen. Der Franzos hat den<br />

Eidgnossen vollen gwalt geben, [1224] do in beducht, der krieg<br />

woelt im ze schwer sin, insunders do d'Eidgnossen zerteilt waren,<br />

und vil knecht uss Meyland heimzugend. Zuo letst aber, da die<br />

not ufs hoechst und dahin was kommen, dass d'Eidgnossen bericht<br />

30 des babsts fuerfaren und der Franzosen muot zuom widerstand, do<br />

verordnetens uf letsten tag October zuo Zuerich, dass Zuerich und 31. Ott<br />

die Grawen puenter ire boten zuo der 12 orten und der Wallisser<br />

') Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 90.<br />

_') Ihr Bericht über die Vermittlungsversuche befindet sich im Staatsarchiv<br />

Bern, abgedruckt in Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 99.<br />

3 ) Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 102.<br />

4) Der Oglio. (?)<br />

5 ) Hans Stölli, Schultheiss von 1520—34.


1521 445<br />

botschaft hininschikten, in gmeiner und einhelliger Eidgnoschaft<br />

namen mit ganzem ernst und fliss zehandlen, damit die iren geschworne<br />

Ordnung hieltid und nit anenandren kaemid, und dass<br />

so ver muglich gescheiden wurde, mit erluetruug, dass welche<br />

partl zuom friden nit losen woelte, von der selben die iren abze- B<br />

vordren und der andren bizeston l ). Dise botschaft handlet so<br />

lang, biss die Franzosen mit iren Eidgnossen dem babst und<br />

sinen Eidgnossen die stat Meyland on streich verliessen, und<br />

also d'Eidgnossen [1225] ungeschlagen von enandren kamend.<br />

Vor und in erzelten haendlen hat der gotselig predier Zwingle, io<br />

(70) wie wol mit grossen gaben und troe j wen haeftig widerfochten,<br />

uss goetlichem wort und ifer ernstlich gewarnt und ermant an<br />

ofner canzel, ouch in biwesen der froemden und heimschen boten,<br />

dass wenn man ein verwiste, zerludrete Eidgnoschaft woelte wider<br />

zuo einikeit, ruow und friden bringen, und in ira, glich iren alt- «<br />

vordren, ein from, ufrecht und gotsvoerclitig volk ziehen, so mueeste<br />

man Gots wort flissig hoeren und annemen, den fremden herren,<br />

wer joch die waerid, nit losen, ire koufluet und mueethern mit irem<br />

sak, darin der Eidgnossen pluot, uss dem land schlahen und<br />

nimmerme darin lassen kommen. Sagt darbi, soelte man iez, 20<br />

wie billich, die landsverraeter und fleischverkoeufer strafen, so<br />

wurde vor den toren me fleisches, dan in der metze funden;<br />

und wenn man die roten kappen trukte — redt vom cardinal *) —<br />

so wurde itel menschenpluot daruss rinnen. Man soelte des babsts<br />

puntbrief durchstochen den boten an hals gehenkt haben. 25<br />

Vom Franzesischen gelt sagt er, man soelte wol gomen, der<br />

wetschger wäre vorhanden, darin der Eidgnossen pluot stekte.<br />

Got mueest es besseren, dan sust moecht die verrucht huor nit<br />

gebessert noch bekert werden.<br />

[1226] Die der Her beruft, die losten im und sprachen«!: er 30<br />

redt recht, Got sie lob und dank! Die andren aber verstopfen<br />

ire oren und herzen, und sprachend und sungend uf den gassen:<br />

er ist ufrueerisch; er ist ein buob, dieb und kaetzer, gotschaender,<br />

und der tuefel naein in! — damit des fuerigen und zerschnidenden<br />

(71) evangeliums art und macht erfaren und erofnet wurde. | 35<br />

i) Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 110, vergl. auch S. 105. (28. Sept.)<br />

2) Von Cardinal Schinner.


446 1521<br />

Wie d'Franzoseu mit iren spaennigen Eidgnossen Farm<br />

entschitet, den vienden lang nachzogen, iren vorteil<br />

verloren haben.<br />

Wie nun d'Eidgnossen, fuernemlich von Bern und den andren<br />

5 drien staeten und von Wallis, dem hern von Lotreck gon Meyland<br />

zuo waren geloffen, und sin bruoder') zu Parma vom baebstischen<br />

zueg belaegret ward, do begebt er an si, mit im gon Cremona<br />

zeziehen, sich da zuo nötiger entschitung zeruesten und zenaeche-<br />

[1227]ren 3 ). Wie wol nun ein stat Bern uss obgemelten Ursachen<br />

10 durch her Bastian von Stein und Ruodolf Naegelin die iren hat<br />

gemant, nit witer zeziehen, biss zuo ankunft der andren orten 3 ),<br />

dennocht zugends dahin nach miten Ougsten, da der andren Aug.<br />

Eidgnossen, so uf der strass, zuo erwarten. Die kamend erst zuo<br />

miten September dahin, mueegig der Berneren fuerfaren. Dahin<br />

15 kam ouch der Venedyer zueg mit 20 stuk grosser buechsen, also<br />

dass sich da ein so huepscher zueg ze ross und ze fuoss versäumet,<br />

desseglichen der hoptman von Erlach nie vor hat gesehen, zuo<br />

dem ouch der baebstisch gar nuetset zetuon haette, ob 40,000 wolgeruester<br />

man und 56 stuk buechsen. Demnach hat der von<br />

w Lotreck bi Sant Secund 4 ) ubern Po gebrugget und sin laeger<br />

hinüber gegen Parm geschlagen. Und als da d'Eidgnossen solten<br />

hinnach ziehen, haben si sich zertrent von wegen beschehner<br />

manung, nit witer ze verrücken, oder unglicher geltsteilung;<br />

also dass der hoptman Willading, item Buetschelbach — vom<br />

25 schultheisampt von Thun unerlowt gangen, ouch desse zuo straf<br />

berowt 5 ) — und ander | mit iren zeichen und vil knechten hincler- (72)<br />

sich ab- und heimzugend; das inen, wie wol [1228] si ghorsame<br />

fuerwanten, zuo schand und unrecht gerechnet ward, als denen,<br />

so dem kueng dienst gelopt, sin gelt abgenommen, und, so d'viend<br />

so vor ougen, wider der Eidgnossen art als flüchtig abzugid und<br />

ouch die iren verliessid.<br />

!) Thomas Lescun, äiehe oben.<br />

8 ) Guicqardini, a, a. 0. p. 545.<br />

3 ) Instruktion an die beiden Genannten, vom 13. September D. Mies.<br />

0. p. 384-385.<br />

4) S. Secondo bei Parma.<br />

5 ) Antoni Bütschelbach wurde 1520 im Amte Thun durch Urban Baumgartner<br />

ersetzt.


1521 447<br />

Die andren aber, mit eines halben solds schenke ufgebracht,<br />

zugend mit iren hoptlueten, Ludwigen von Erlach, Albrechten<br />

vom Stein, Ludwigen von Diesbach, Jacob Meyen und andren,<br />

ubers wasser') hinnach.<br />

In dem, uss kibigem rat des margrafen von Pischgiera, zoch 5<br />

der baefostlich zueg aller von Parm ab und rukt hindersich an die<br />

Lentz 2), daselb des heiligen vaters antwort und gheis zuo erwarten<br />

uf der Eidgnossen scheidboten anbringen, die uf den<br />

18.Sept. 18. tag September von Franzosen durch Parm dahin was kommen.<br />

Und also ward Parm und die darinnen on streich entschuetet io<br />

und gelediget 3 ). Demnach lagend die beid zueg gegen enandren<br />

mit taeglichem scharmuetzen, unss dass hern Prosper verkuent<br />

ward die zuofart deren von Zürich und der andren Eidgnossen,<br />

so mit dem [1229] cardinal von Sitten und dem bischof von<br />

Verulan uf der strass waren. Do brugget er bi Casalmajor 4 ) 15<br />

ubern Po, damit d'Eidgnossen zuo im gefueert moechtid werden;<br />

hat sich uf der Venedyeren vertruewen bi Rebeck und Pontivick 5 )<br />

(73) ingetan, dass er wol zeschlahen waere gewesen, wie das zetuen |<br />

der vertribnen herzog von Urbin im Venedischen zueg und der<br />

Französischen Eidgnossen hoptluet ernstlich rietend, ouch den 20<br />

angrif zetuon begerten, e den ir Eidgnossen zürn baebstischen zueg<br />

kommen moechtid und waerid, ungezwifelts sigs und end des kriegs.<br />

Das wolt der hochmueetig von Lotreck ß ) nit lassen beschehen,<br />

laegret sich gon Rebeck, gab etlichen hoptlueten urlob, machet<br />

nuew und nuewen Unwillen, also dass aber vil Eidgnössisch knecht 20<br />

von im täglich abzugen. Liebt und ruomt d'lanzknecht, sinegard;<br />

das im alles sines Vorteils und glueks vertust bracht, wan der<br />

Prosper sinen zueg sitlich uss dem gfar an Sicherheit fürt, biss<br />

sine Eidgnossen zuo im kamen. Do was dem von Lotreck vast<br />

uebel geruwen, dass er sinen Eidgnossen nit hat [1230] gevolget, 30<br />

•) Ueber den Taro.<br />

2) Der Fluss Lenza.<br />

3 ) Ueber diesen Abzug des kais.-päbstl. Heeres siehe Guiccardini, a. a.<br />

0. p. 548-550.<br />

4 ) Am 1. Oktober, Guicjardini, a. a. 0. p. 555.<br />

5) Robecco und Pontevico, vergl. Guicjajdini a. a. 0. p. 557.<br />

6 ) Guicjardini, a. a. 0. p. 559 (« Lautrec naturellement hautain et nieprisant<br />

les conseils d'autrui»).


448 1521<br />

besunder so die baebstlich heilikeit keinen friden wolt geben, wie<br />

vast joch der Eidgnossen botschaft darum anhielt, und ouch sin<br />

zueg sich also schwaecheret, dass er keinen rat me wuesst, wen<br />

dass er Hess an der Ada die passen und ouch im land die starken<br />

s plaez besetzen, mit graben und bolwerken bevestnen, darhinder<br />

sich bewaren und zeweren, biss im witer hilf vom kueng und den<br />

Eidgnossen zuokaeme. Bern hat schon zur entschitung 2000 man<br />

uszogen und geruest, mit andren Eidgnossen illends zeziehen uf<br />

25. tag November a ); was aber ze spat. Darzuo, ie me Bern vor- 25. Nor.<br />

10 facht, ie minder die andren Eidgnossen nachtrukten. So murmleten<br />

die undertanen, es waere nun darum zetuon, dass man den kern<br />

und junkhern d'seckel fulte und ire pensionen beschirmte. | (74)<br />

Wie des babsts und keisers hoer die passen, die staet Meyland<br />

und Chum gewunnen haben, wie sich der cardinal<br />

15 von Sitten gegen Franzesischen Eidgnossen hat [1231]<br />

gehalten, und wohar der Franzosen unfal erachtet.<br />

Nun so was der winter und ungewiter beden heren uf dem<br />

hals, dass man etwas schaffen, oder mit verlust des zits, arbeit<br />

und guots schädlich abziehen oder stil ston muost. Und also, wie<br />

so d'Franzosen vor 3 monat den baebstischen gwaltig warend nachgezogen,<br />

also huoben ieztan die inen nachziehen; und nämlich<br />

so zugends an die Ada zuo mitem November. Da lies her Prosper 15. Sor.<br />

zuo Cassan ') die starke pass durch den hoptman von Bononia mit<br />

geschuez streng anfechten, als ob er da hinüber understueende ze-<br />

25 kommen. Indes aber lies er durch her Franz Moron und ander<br />

Meylaendisch banditen einen fürt wit ob disem ussgon, da bracht<br />

er allen zueg hinüber und schluog d'Franzosen nit on schaden<br />

dannen, also dass der von Lotreck mit allem zueg gon Meyland<br />

verrukt, die stat und schloss ze bewaren und da entschitung zuo<br />

so erwarten; schikt her Galiatz Visconten, den ungfaelligen man, zuon<br />

Eidgnossen um hilf, mit grosser [1232] klag, wie der babst sinen<br />

kueng und in unredlich betrogen, und d'Eidgnossen inen vil gelt<br />

*) Korrigirt und zweifelhaft.<br />

•) Cassano, vergl. Guiccardini, a. a. 0. p. 563.


1521 449<br />

abgenommen aber übel gedient hättid. Sine Eidgnossen, deren<br />

von 10,000 noch bi 4000 und der merteil Berner waren, die<br />

schleiften das geschuez bi nacht hinach.<br />

Als aber der Prosper die passen hat überkommen, ilt er dem<br />

(75) Franzosen nach, vermeint, im die strass | zwischen Pavy und -,<br />

Meiland zuo verlegen. Da kam ein alter man uss der stat und<br />

sagt, er soelte flux hinzu illen, dan si wurde sich nicht länger enthalten,<br />

dan biss er käme; d'Franzosen waerid ganz wislos, und<br />

wurde kein widerstand me da sin'). Uf das zoch der markiss<br />

von Pischgiera, so den vorzug hat, schnei der stat Meiland zuo, io<br />

und uberviel die Venedyer in irem bolwerk so gwaltig, dass si<br />

fluhend, und ir hoptman, her Theodor Trivuls, gefangen, sich um<br />

20,000 ducateri loeset. D'Eidgnossen werten [1233] sich ouch an<br />

eim graben, aber sobald das gschrei in d'stat kam: « iinperio,<br />

imperio! matza Frantza, matza Frantia!» do Hoch der von Lo- 15<br />

treck mit den sinen gon Chum 3 ) zuo, lies da 50 kuerisser und 600<br />

fuosknecht, Franzosen und Eidgnossen, und ilt da dannen gon<br />

Carmuna 3 ), da ze wintren und ufs nuew jar den krieg wider zuo<br />

ernuewern. Schikt sinen brüder von Scut zum kueng, den unfal<br />

ze entschuldigen und ouch wider zebringen. Den vieng under- 20<br />

wegen des Grawpuentischen hoptmans Dietaegens 4 ) vetter, wolt in<br />

dem herzogen von Bar 5 ) gon Trient bringen. Da namend in die<br />

von Wurms 6 ) und fürten gon Chur, da ward er durch gmeiner<br />

Eidgnossen ervordrung zuo volfueerung siner gschaeften gelediget.<br />

Die Franzesischen Eidgnossen haettid gern ein stand getan in der 25<br />

vorstat, so mochten etlich ire hoptluet, und nämlich der liechtmüetig<br />

Albrecht von Stein, sich kum antuen, dass si zur stat uss<br />

den Franzosen nachfueerid.<br />

Der cardinal von Sitten erwert, dass keinem Eidgenos am<br />

lib uetset beschach — etlich wurden uszogen — sust waerid ir w<br />

(76) wenig [1234] darvon kommen. Den gevang | nen, berowten und<br />

! ) Ueber diese Botschaft vergl. Guicciardiui, a. a. 0. p. 566.<br />

i ) Como.<br />

3 ) Cremona.<br />

4) Eidg. Abach. IV, 1. a. S. 147.<br />

ä ) Francesco Sforza.<br />

B ) Bormio.<br />

29


450 1521<br />

kranken taet er guote hilf. Sprach doch zu etlichen Berneren:<br />

Wie stats nun um uwerer gemaleten gilgenknaben Eschenmitwochen-spotspili),<br />

darin unser her, der Roemsch keiser, mit kutzen<br />

und hutzlen, und ich, uwer puntgnos, uf einem stecken mit laerer<br />

5 daeschen postende, hond mueessen öffentlich durch alle stat verachtet<br />

und verspotet werden? Es soelte kein stat semlichs vertragen,<br />

ouch gegen froemde viend, sunder gedenken an den grimmen Roemschen<br />

keiser Caracallam, der, zuo ewigem exempel straeflicher verspotung<br />

eines füvsten, lies in sinem inriten zuo Alexandria, da si<br />

io ein spotspil von im gehalten hatten, alles volk, das im engegen<br />

gieng, zerriten und zertreten, also dass plütbaech in Nil flussend 5 ).<br />

Und also haben die hochmiietigen Franzosen die stat Meiland<br />

unversehen und ganz zaglich verloren, und den Spanieren<br />

die meisterschaft gelassen: das inen begegnet ist, wie die Mei-<br />

15 Kinder [1235] sagten, uss verschulter ungnad Gots und der<br />

menschen. Dan glich im anfang diss kriegs schoss der pliz ins<br />

schloss in vorturn 3 ), daran der Sfortianischen fuersten marmolsteinen<br />

patronen und wapen zuom kunstlichsten gebildet stünden;<br />

also dass durch anzindung des buechsenpulvers und der buechsen<br />

w dem turn und den anstossenden muren und gemachen das under<br />

obsich von grund uf kert ward, und stein, die kum 10 joch ochsen<br />

haettid moegen erlupfen, ob 500 schrit wit geworfen, item zwen<br />

die obristen hoptluet und vil kriegsknecht erschlagen, und uss 200<br />

kum 12 unverlezt gelassen. Es ward auch die stat Meiland mit<br />

23 semlichem ertbidem erschitet, dass | geachtet, si müeste zer- (7<br />

vallen. Und wie dan nach Franzesischer art der hochfaertig, tirannisch<br />

granmester und regent, der von Lotreck, das ganz volk<br />

uberuss hart hielt und schazt, ouch die kilchen berowt, item vil<br />

fuernemer luet in stat und land mit unmenschlichen martren, als<br />

30 verraeter und rieh, lies on gericht und erbaermd würgen und ire<br />

hab nemen, dahar im ein semlicher Ungunst erwuchs, dass im nit<br />

alein sine undertanen Lamparter ze ghorsamen und zedienen unwillig<br />

wurden, sunder ouch sine gedingten [1236] Eidgnossen,<br />

') Demnach wurde schon 1521 ein Fasnachtapiel nach Art der Manuel'<br />

sehen aufgeführt.<br />

2| Herodian, hist. s. temp. lib. IV.<br />

3 ) Guicciardini, a. a. 0. p. 534.


1521 451<br />

wie wol er inen, wie er selber klagt, me gelts hat geben, und<br />

nämlich den hoptlueten, dan vor in einichem reiszug ie besehenen.<br />

Das wol schinlich, wan des emsigen, sorgsamen hoptmans Ludwig<br />

von Erlachs schriber, der from Mathissle Swertfaeger von Basel,<br />

hat sim selbs in 3 monaten 3000 krönen erschriben; was dem s<br />

hoptman gezigen habe, ist liechtlich zerechnen. Half in doch nit<br />

me, wen dass er ein jar lang schmerzlich us|serbet und sich gon<br />

Torberg in der Cartuser faegfuer lies vergraben. Hat sin lib, er<br />

und guot um guot den Franzosen nie versagt; betet vi], und fünf •),<br />

lidet aber so vil, dass in die knecht «das lidenmanle» nampten. io<br />

Nun als Meiland vom babst und keiser behoptet war, zoch<br />

der markiss von Pischgiera mit sinen Spanieren und lanzknechten<br />

fuer Chum, und als d'Franzosen kein entschitung verhoften,<br />

gabends die stat uf, mit geding Sicherung der stat und frigs abzugs<br />

mit ir kriegsvolk und hab. Und als der abzug solt besehe- i 5<br />

(78) hen, da brachend die Spanier und lanzknecht | liinin und pluendreten<br />

[1237] d'Franzosen und die burger wider ires hoptmans<br />

io. Dez. gebne Sicherheit. Uf 10. tag December hat der vogt von Lowers,<br />

Jacob von Wippingen von Friburg, gon Lucern gmeinen<br />

Eidgnossen geschriben, wie die Spanier wider gemachten ver- 20<br />

trag habid Chum ubervallen und alles, ouch kloester und kilchen,<br />

berowt, ouch jung und alt erwürgt, darunder bi 100 Eidgnossen;<br />

da slen 600 Spanier und 1 l / t vaenle Grawpuenter im zuosaz beliben<br />

5 ). Die Spanier mit irem streifen haben d'Eidgnossen in<br />

iren usseren herschaften vast unrueewig gemaclit, huot und zuosaetz L> ä<br />

zehalten. Doch so hond d'Eidgnossen Löwin 3 ), Mendriss und Baierna<br />

zuo iren handen genommen 4 ). Und also ist diss jars erstlich<br />

das Spanisch kriegsvolk, zii dienst irem hern kueng und<br />

Roemschen keiser, zuo Meiland meister worden.<br />

i) Im Manuscript deutlich, aber unverständlich.<br />

2) Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 148 ist zur Luzerner Tagsatzung vom<br />

10. Dezb. ein anderes Schreiben des Wippingen abgedruckt. Das hier angeführte<br />

steht dort, vom 5. Dezb. datirt, zur Tagsatzung vom 1. Januar 1522<br />

auf S. 155.<br />

3 ) Luino am Langensee.<br />

4 ) Schreiben vom 25. Novb. Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 144.


452 1521<br />

Botschaft der Meilaeudischen regeuten und bürgern um<br />

versueenung und friritsehaft an ginein Eidgnossen. Dass<br />

der bischof von Verulan zu Bellitz ist als gfaenglich<br />

angenommen worden.<br />

5 Und als nun die baebstlichen und keiserlichen anwaelt [1238]<br />

die stat Meiland me mit fuersichtikeit, den mit macht, ouch mit<br />

mindrer not hattend erobret, den vor pluendrung und gerueer beschirmt<br />

und gerueewiget, do ward an des herzog Sfortia stat zuo<br />

obristem regenten gesezt her Jeronimus Moron, durch weichesse<br />

io fuersichtikeit diser handel fuernemlich ist angericht, ussgefuoert und<br />

erhalten. So nuez mag sin einzigs beständigen, wisen mans fuersichtikeit!<br />

|<br />

()<br />

Demnach vor allen dingen geraten, ein Eidgnoschaft zuo versueenen<br />

und zuo fruenden zemachen, und daruf angends am driten<br />

io tag ein botschaft verordnet und geseilt, nämlich den wolbekanten<br />

bischof von Verulan, mit sampt andren von der stat regiment<br />

boten, welche, als mit gleit nit versicheret, von der Eidgnossen<br />

mark wider heimkarten. Der bischof aber, vilicht uf sines hern<br />

babsts punt und uf bischöfliche friheit getrost, ilt fuer gon Bellitz.<br />

M Da ward er vom hoptman Jacob Stockern von Zug und sinen<br />

gsellen, die über geben [1239] gleit uf dem weg von Meiland<br />

von den Spaniern berowt worden, gefangen und um 2000 krönen<br />

geschaezt, demnach uf 10. tag December zuo Lucern vor gmeinen io. Ue*.<br />

Eidgnossen, zuo recht und ersatzung ires Schadens, sidtomal er<br />

25 fuernemlich widerwärtiger pratick, zuo sampt dem cardinal von<br />

Sitten, ein machman sie gewesen 1 ). Da ward geraten, dass die<br />

dri Länder uf kuenftigen tag des nuewen jars den bischof gon<br />

Lucern soeltid bringen, oder ie doch zuo Uri behalten, in um alle<br />

sachen und praticken nach aller notturft ze ersuchen und zefragen.<br />

30 Des wolten sich die von Swytz nit beladen, und also ward er von<br />

Bellitz gon Swytz und da dannen gon Zürich an guote Sicherheit<br />

gefueert und gelediget, mit gepuerlicher antwort, dass er in einer<br />

Eidgnoschaft und bin Eidgnossen nuetset anders gehandlet und<br />

i) Eidg. Absch. IV. 1. a. S. 146.


1521 453<br />

praticiert hätte, wen das im, als baebstlicher heilikeit boten, ouch<br />

einer Eidgnoschaft inhalt des altern punds und gwonlicher vorbehaltung,<br />

wol zuostueende und gepuerte; wie dan ouch des Französischen<br />

kuengs boten und vil me getan habid, ouch wider iren<br />

nuowen pund. Warum denn im soelle me schaden sin truewer fliss, s<br />

(80) von dem | [1240] einer Eidgnoschaft er und nuz zuokommen, wen<br />

der Franzosen geltseligen betrug, von dem ira schand und schaden<br />

bi aller weit, ouch bin Franzosen selbs, zuogefueegt ist und<br />

wirt?<br />

Siner bevelch was nunmalen nuetset ze gedenken, biss dass io<br />

im nach des babsts tod von dem -rat der cardinaelen ein nuewer<br />

bevelch ward zuogeschriben, gestelt an gmein Eidgnossen und an<br />

iedes ort besunder, wie der hienach angezeigt wirt werden.<br />

Von des babsts tod und werbung der cardinaelen au gmein<br />

Eidgnossen und an iedes ort besunder, um bestand 1:><br />

des punds.<br />

Wie dan illends illends dem allerheiligsten vater, babst Leoni.<br />

die froelich post der froelfchen erobrung Meilands was zuokommen<br />

bi froelichem trunk, damit es itel frod wäre, da ward sin alierheiligste<br />

heilikeit so hitzig erfroewt, oder wie gedacht vergift, dass w<br />

in vor froeden oder gift ein so streng feber und flos ansties.<br />

dass er flux von disen irdischen, [1241] ob Got wolt, zii den<br />

himmelschen froeden fuor, mit grosser froed aller gotseligen, fridsamen<br />

und kristlichen herzen 1 ).<br />

Nun von stund an nach disem froeulichen tod, uf dass die ...<br />

allerheiligest witwen und muoter, die beroemte kilch, als spieslos<br />

nach kristlichen) friden mueeste trachten, da hat die gross versamnung<br />

der unfridsamen, froelichen cardinaelen einer stat Bern,<br />

wie ouch den andren orten und gmeiner Eidgnoschaft, hievolgende<br />

(81) werbung zuogeschriben. \ M<br />

i) Leo X. starb am 1. Dezb. 1521.


454 1521<br />

Missif der Roemschen cardiniilen an ein stat Bern.<br />

Uss goetlicher erbaermd die bischof, priester, diacon, der heiligen<br />

Roemschen kilchen cardinae], entbietend uwer andacht sundre<br />

lieb in Got. Glich nach dem abgang seliger gedaechtnues babst<br />

• Leonis X. haben wir zuo uch brief geschriben, in welchen diser<br />

heilig baebstlich stuol uwer stärk und miltikeit danksagung getan<br />

hat, als er ist schuldig gewesen: und besunder, dass ir den selben<br />

nit alein mit uwer kraft und tugend, als uwer titel erfordret<br />

hat, sunder ouch der kilchen oberkeit under babst Julio II. wider<br />

10 gebracht, und demnach under Leone X. genieret haben. Darzii<br />

so hat er uch gebeten, dass ir in der puentuues und dem glouwen<br />

und den capitlen nit alein mit Julio und Leone, sunder ouch mit<br />

der heiligen Roemschen kilchen, so nimmerme abstirbt, von uch<br />

angenommen, verharrid, und den selben baebstlichen stuol und sin<br />

ii ertrich fürer woeltid beschirmen. Jezt, allerliebsten der heiligen<br />

kilchen puntgnossen und schirmer, ervordren wir uwer andacht,<br />

dass ir die sin wollen, die ir alzit [1242] sind gewesen, und nit<br />

gestaten, disen heiligen stuol darum, dass er eins hopts manglet<br />

und sines hirten berowt ist, von iemand angefochten, noch ver-<br />

2" lezt werde, und von uch, sinen beschirmeren, verlassen, das uss<br />

uwer kraft überkommen und erlangt ist.<br />

Dan wie wol ir soelichs alwegen mit gutem willen getan haben<br />

und noch tuond, haben wir uwer maechtige kriegslüt, so in<br />

Italia zuo beschirmung der kilchen ertrich kommen sind, enthal-<br />

25 ten, und mögend ouch nit zwiflen an uwer bstaendikeit und dem i<br />

glowen, so wir under Julio und Leone zuo merenmalen erfarung<br />

gehaept haben, besunder ouch, so in diser des heiligen stuols ledigung<br />

das schifle S. Peters tuot schwanken, und die wueetrich und<br />

viend der heiligen kilchen wider die, als ein witwen und mangel-<br />

;»' bar eines regierers, ire hoe(>)ner ufrichten. Darum so die sorg<br />

baebstlichem stuol merklich ziifalt, dester nie wir uch, als desselben<br />

beschirmer, anrueefen. Und also ermanen und ervordren wir uwern<br />

andacht, durch die glider der liebe unsers hern Jhesu Cristi, die<br />

wil ir bisshar also gewandelt haben, dass ir besunder iez dem<br />

M baebstlichen stuol zuo hilf kommen und der puentnues, zwischen uch


1521 455<br />

und uns ewiglich, ouch dem glowen zu disem heiligen stuol, und<br />

under dem titel uwer ewigen beschirmung die vordrigen verdienst<br />

mit nuewen verdienid zenißren, woellid anhangen. Und wo ir soelichs<br />

tuond, als ir getan hond, wie uch dan semlichs nit geruwen<br />

hat, also wirts uch fuerer ouch nit geruowen. Dan Got hat nach 5<br />

der zit Julii II. uwer oberkeit und namen gemöret; er hat uch<br />

allen kuengen und fuersten fiirgesezt, also dass si uch lieb und<br />

forchtsam haben; er hat gemeret uwer geschlecht, erhoecht uwer<br />

starke, uch friden [12431 geben und bstaendig gemacht in der gerechtikeit,<br />

und zii letst uch den titel «beschirmet- der kilchen fri- io<br />

lieit», der dan grösser und schinbarer für al titel und sig geachtet<br />

wirt, mitgeteilt. Uwer volk und der ussgespreit namen der Eidgnossen<br />

in allen landen wirt hoch geachtet, und ist kein krieg,<br />

dem ir dan als die starken nit zuogefiiegt und als sighaft geachtet<br />

wurdent. Darum, so Got, fuer weichesse kilchen ir alzit gewachet,15<br />

semlicher segen und eins so grossen namens ein ursach und begaber<br />

ist, und allediewil ir | sinen gemahel nit verlassen, so wirt<br />

er uch ouch nimmer verlassen, dan als S.Paulus spricht: «Wer<br />

wirt uch suendren von der liebe Gots und von siner heiligen kilchen?<br />

wer wirt wider uch fortreiten, wo Got fuer uch ist? » ') Da- s«<br />

rum, allerliebsten suen, so wollend fuerfaren und uch von der heiligen<br />

Roemschen kilchen beschirmung, zuofueegung und vereinung<br />

nit lassen abwisen noch verfueeren; woellid dabi niemand losen<br />

noch glowen, so uch von der kilchen understond zesiindren, mit<br />

deren ir geufnet sind. Verharrend in der liebe, erlaengerend den 25<br />

heiligen pund, beschirmend desse inhalt. Wo dan soelichs beschickt,<br />

so belibt die heilig kilch in ir Sicherheit, und werden ir<br />

behalten in uwer selikeit; das wir von uch nit alein zuo beschehen<br />

verhoffen, sundren uss uweren vordrigen getaten gewisslich vertruewen;<br />

dargegen, als wir sollen und schuldig sind, alles das, so :i0<br />

fuer uwere nation, und als von der heiligen Roemschen kilchen wol<br />

verdient, lob, nuz und eren vermögen, uch, als unsern beschirmeren,<br />

niemer werden versagen. Das uebrig barin wirt in unserni<br />

namen handien der wirdig in Got vater, der bischof von Verulan.<br />

ein bot baebstlichen stuols, welchem uwer [1244] andacht volkummen ;!ä<br />

glouben, als ir bisshar gewonet haben, woellid geben, und wini|<br />

Römer V1I1, 31.


456 1521<br />

sehend hiemit uwern andacht gluekhaftig und wolmoegend. Daunen<br />

wir uns zuo allen iren begirden und nuzbarkeiten erbietend und<br />

disen heiligen stuol, ouch dis heilig collegium ernstlich bevelhen.<br />

Geben zuo Rom auf den 19. tag December anno 21, under den '•.Iw.<br />

5 siglen unser drier, in der Ordnung der ersten. | (84)<br />

Den grosmächtigen und fuertreflichsten der heiligen kilchen friheit<br />

beschirmeren, schultes und raten der stat Bern, iren allerliebsten<br />

fruenden und puntgnossen').<br />

Dis kluoge, löbliche, wolgedaechtliche Werbung und credenz<br />

io ward kuenftigs jars uf den 8. tag Jenner vom bischof von Verulan "jiS<br />

gmeiner Eidgnossen anwaelden, und iedem ort besunder, zuo Zuerich<br />

uberantwort 2 ). Uf gliche meinung und um ein tagsatzung hat<br />

zuo diser zit der Roemsch keiser gmeiner Eidgnoschaft, und den<br />

orten insunders, wie volgt zuogeschriben.<br />

i5<br />

Mi*sif des Roenischeu keisers an ein stat Bern.<br />

Karle, von Gots gnaden Roemseher keiser, zuo allen ziten<br />

merer des richs etc. [1245] Lieben, getruewen, uns zwiflet nit.<br />

jr habid nunzemal uss unsern geschritten vernommen, dass wir<br />

eins tags zuo Zuerich begeren, und uf dem selben mit und neben<br />

20 unserm heiligen vater, babst Leo, von unser und unser beider<br />

puntgnossen wegen, mit gmeiner Eidgnoschaft etlich Sachen, die<br />

;ra zuo er und nuz reichen sollen. In mitler zit ist der selb unser<br />

heilig vater babst uss disem zit verscheiden. Nun sind nuet<br />

dest minder wir und ander unser puntgnossen entlich des willens<br />

2= und gemueets, uf unser fuergenomnen handlung ze beharren und<br />

den angezeigten tag durch unsere treffenliche botschaft zuo besuchen,<br />

und wollen das, so an baebstlicher heilikeit abgat, erfüllen<br />

und erstaten, und uns versehen, der künftig babst werde<br />

sich in diser handlung gegen der loblichen Eidgnoschaft halten<br />

.,„ und erzeigen, wie dan der gemelt babst Leo, wo er in leben bliben<br />

wäre, | getan wolt haben. Begeren daruf mit allem fliss und (85)<br />

i) Das Latein Oria im St. A. Bein, Bd. « Mailänderkriege »; abgedruckt<br />

Kidg. Abscb. IV, 1. a. S. 154.<br />

«) Eiilg. Absch. IV, 1 a. S. 159.


1521 457<br />

ernst an uch, ir woellid uch mitler zit, als guot kris"tenluet und<br />

glider des heiligen Roemschen richs und Tuetscher nation, niemands<br />

wider die kristliche kilchen, ouch uns und das heilig rieh,<br />

noch herzogen Franzissen von Meiland, oder ander unser puntgnossen,<br />

in keinen weg bewegen, noch die uwern wider uns die- 5<br />

nen lassen, sunder des obgemelten tags und unser gnädigen,<br />

erlichen und nuzlichen handlung erwarten. Das wirt uch und<br />

gmeiner Eidgnoschaft zfi er, lob, nuz und bstaendigem wesen<br />

dienen, und wir wollen das mit allen gnaden erkennen und zu<br />

guotem nit vergessen; dan wir ie des gnädigen willens und ge- 10<br />

mueets sind, was uch und gmeiner Eidgnoschaft zu nuz und guotem<br />

[1246] kommen mag, dasselb mit allen gnaden zefuerdren; des<br />

ir und ein gmein Eidgnoschaft trostlichen zuo uns versehen, uch<br />

und ira kein anders hiewider sol lassen inbilden, als unser gnaedigs<br />

vertruwen zuo uch und ira stat. Wir verkinden ouch uch, 15<br />

dass wir das schloss und stat Torneck in Flandren, so vast stark<br />

und der kueng von Frankrich hat ingehaept, erobret und zuo unsern<br />

banden gebracht haben, ungezwifelt, ir werden des mit uns froed<br />

enpfahen. Geben in unser stat Gent in Flandern, uf 17. tag<br />

n. Dez. December im 21. jar, unsers richs des Roemschen im driten, und w<br />

der andren allen im 6.<br />

Carolus.<br />

Ad mandatum caesarea et catholicaa majestatis<br />

propria manu.<br />

Unsern und des richs lieben, getruewen, schultes und rat der M<br />

(86) stat Bern 1 ). |<br />

Dis fruontliche, gnädige keiserlicher majestaet geschrift, zuo<br />

Lucern vor gmeiner Eidgnossen botschaften verhoert, was nit<br />

hoechers ansehens, wen dass sich Lucern öffentlich erluetret. bestimpten<br />

tag nit zuo besuchen, den ouch si, Zug und Glaris, so w<br />

dem keiser einen posten nidergeworfen hatten, nit besuochten;<br />

aber der keiser zuo siner fuerdrung hielt wise gedult, biss die<br />

hochmueetig vermessenheit gedemueetiget ward.<br />

i) Abgedruckt im Auszug in Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 153.


458 1521<br />

[1247] Wesen, ab- und heimzog der Eidguosseu uss Frankrich<br />

und uss Italia.<br />

Wie dan der kueng von Frankrich in besiglung des punts<br />

zuo Dision von Eidgnossen hat gevordret 6000 zuo beschirmung<br />

5 sin und siner krön, und im die zugelassen wurden, ouch ein stat<br />

Bern, die zefuerdren, 8000 krönen darlech, da ward zuo end Ougstens<br />

das gloeuf von allen orten so gross, dass uf die 15,000 hinin ins<br />

Hochburgunt kamend, und das beschach fuernemlich zuom kib und<br />

truz denen, so so gwaltig in Meiland zeloufen warend ufgeio<br />

brochen. Nun dienten dis Eidgnossen dem kueng warlich so wol<br />

und nuzlich, dass er durch iren bistand sine Bicardi und Nidre<br />

land erretet und behielt, wie wol mit row und brand übel beschaediget;<br />

dan e dan d'Eidgnossen kaemid, da schazten die keiserischen<br />

die Franzosen gar nuet, haftend ouch nuetset gegen inen<br />

15 zetuou, wie wol d'Franzosen anders ruomten. Do aber der kueng<br />

mit sinen Eidgnossen sich sehen lies, da zoch des keisers zueg,<br />

desse obristen hoptluet der graf von Nassow') und [1248] her<br />

Franz von Sickingen, der zit ein fuertreffenlicher kriegsfueerer,<br />

aber den Eidgnossen nit ungünstig, ouch uss keiserlicher bevelch<br />

M gegen | inen nuet zehandlen, niiwen krieg vorzesin, ouch uss life- (87)<br />

rang- und gelt mangel, ab des Franzesischen kiings ertrich,<br />

und von Mesier nit gar on schaden ab gon Valensina 5 ) zuo, hielt<br />

sich im veld, als ob er woelt ein stand tuon. Do rukt der kueng<br />

mit grosser macht ganz mutig in eitn morgennebel hinzuo 3 ), ze-<br />

25 schlalien so begirig, dass er ze fuos mit eim spies in der Eidgnossen<br />

Ordnung vermeint zegon, von sinen fuersten und dem<br />

connetabel von Burbun abgewisen. Da erhuob sich ein scharmuz,<br />

dass die keiserischen gew£rt in ir stat wichen und dennocht ob<br />

500 knecht und bi 80 pferden dahinden Hessen. Der kueng schankt<br />

:,„ sinen Eidgnossen einen erensold und lies dem keiser das Hoenigoew<br />

4 ) mit brand und row uebelwueesten, nam ouch etlich (platz)<br />

'I Heinrich (III) von Nassau-Dillenburg, 1483—1533. (Allg. d. Biogr.<br />

XI. 551).<br />

2| Valenciennes.<br />

3) Memoire» de du Bellay (Petitot XVII, 326), am 22. Octob.<br />

') Die Grafschaft Henuegan.


1521 459<br />

in. Dazwischen lies der küng von Engenland um einen friden<br />

oder [1249] anstand handien; so viel ouch der kalt und nass<br />

winter in, dass man die veldlaeger muost brechen und wintrung '<br />

suchen. Do gab der kueng um S. Martinstag •) zuo Corby sinen<br />

Eidgnossen, so nit bliben wolten, mit lob und dank urlob, und ;,<br />

behielt 2000; die legt er gon Abavilla in die wintrung, bi denen<br />

bliben von Bern hoptliit junkher Hans von Diesbach und der jung<br />

Hans Frisching, dem kueng vast angenem. In disem abzug namend<br />

die keiserischen die guot stat und schloss Tornegk in.<br />

Abzug der Eidgnossen uss Italia.<br />

io<br />

Als aber d'Franzosen zuo end diss monats November haftend<br />

Meiland verloren, do liefend der merteil ihrer Eidgnossen schneller<br />

(88) heim, dan si dargeloffen | waren, wuessten nuet, den vast zeklagen<br />

ab iren Eidgnossen, so von inen und wider si gezogen, und ouch<br />

ab iren hoptlueten, so vil gelts ingenommen, uebel bezait und u><br />

wenig sorg gehaept haettid. Enteil bleib bin Franzosen in Zusätzen<br />

ubern winter.<br />

[1250] Als aber die baebstisehen Meiland inhielten und der<br />

babst gestarb, deshalben die zwen geistlichen, ja geistlosen,.kriegslegaten,<br />

die cardiuael von Medicis'') und Sitten, illends i'lends gon so<br />

Rom postierten, disen hellischen kriegsstand zuo erhalten, ouch<br />

dem und siner kilchen einen andren vater und fuorsten zekiesen,<br />

so was ouch zuor wintrung nit gelts gnuog da, und beschribend<br />

d'Eidgnossen di iren al heim. Do ward inen zuo end diss jars<br />

urlob geben; die zugend froelich heim, als die, so nach inhalt •>:,<br />

des punds irem allerbeiligsten vater babst und siner kilchen<br />

erlich und wol gedient, ouch mit gluek und sig etwas teils einer<br />

Eidgnoschaft nüwlichen schaden gerochen haettid; wolten ouch<br />

nuet ab der andren schelten, troewen und tratzen tuen; dahar sich<br />

allenthalb in der Eidgnoschaft semliche widerwaertikeit erhuob, :«><br />

dass zuo Ure die pfaffen mit dem sacrament darzwischen loufen<br />

und scheiden miisten. Und wie gern die [1251] Franzesischen<br />

i) Anfang November.<br />

2) Julius von Medicis, der spätere Papst Clemeoä VII.


460 1521<br />

obren die, so mit dem cardinal von Sitten gon Meiland zogen<br />

waren, hert gestraft hätten, — ouch etlich straften, und nämlich<br />

den edlen Hug Dietrichen von Landenberg um 200 gülden, der<br />

sich über die Oellpass hat gewaget an d'Franzosen, so zuon Eidr.<br />

gnossen schussen, über si mugeten und «kueekiger» schruwen, — so<br />

wolt es doch keinen rimen haben, wen dass man muost das spil<br />

ufheben und ein nuews ussgeben, desse die spiler eins waerid. Und | (89)<br />

das kostet den Franzosen nit wenig über gelitnen schaden, nämlich<br />

die in sinem namen zetoeufen, die im widerwärtig waren geio<br />

wesen, dass si fuerahin sine goetti wärid und der pfaffen mueessig<br />

giengid.<br />

Nun wolan, iezt was enpfunden, aber noch nit verstanden,<br />

oder verstanden, aber nuetsit gebesseret, des Franzesischen punds<br />

zetel, nämlich dass der kristlichst kueng keinen viend haette, sun-<br />

15 der ein fromm Eidgnoschaft alein zii gmeinem schirm irer landen<br />

und fridens woelte zuo fruenden haben; dan so si eins, wiirinds<br />

stark und sicher gniig, daruss einer Eidgnoschaft [1252] ruow,<br />

frid, eintraechtikeit, nuz und ör entspringen wurde. Darzuo so wäre<br />

man dem kueng nuetset schuldig, wen uf sin ervordrung zuom schirm<br />

so siner krön im die zuo lassen loufen, so selbs willens loufen wollend,<br />

und niemand zwingen, um guten sold und jaerlich pension<br />

zuor gegenmaechtigen hilf, wie dan der gemachet pund eigenlich<br />

usswist; aber wie? Der heftig fridrich pund was noch nit versiglet,<br />

do warend nun ze vil viend vorhanden, doch nuetset ge-<br />

25 schäzt, biss si zeichneten. Da volgt bald gross sorg, gschäft,<br />

krieg, zwitracht, unghorsame, schad und schand. Da kam hernach,<br />

dass man niemand zwang, usshin zegon, aber die verachtet,<br />

so, zuom krieg geschikt, daheim bliben, die heimloufenden straft<br />

und wider umhin Ines gon, und denen da ussen zebliben gepot.<br />

N Es kam ouch darzuo, dass wenn etlich geschweigt wurden,<br />

dass man dem kueng nit alein der soelden und pensionen muost<br />

beiten, sunder alenthalb gelt ussbuergen [1253] und im das lihen,<br />

das noch diser zit unabgericht stat uf etlicher borgen verderben;<br />

und das alles mit semlicher unsinnikeit, | dass weder schand noch (90)<br />

83 schad vor kib und git kein oug me hat. Es muost fuer und für,<br />

wie den verspilenden, erst bass gelten, so doch fuer und fuer min-


1521 461<br />

der glueks und me verlusts da was, biss dass Gots krieg etlichen<br />

orten d'ougen uftaet und schied, wie das alles in volgenden jaren<br />

wirt klarlich vernommen werden.<br />

Dass d'Eidgnossen, vom herzogen von Saii'oy geladen, im<br />

houd geholfen sinen gemahel ennfahen und den brut- ,<br />

louf begon.<br />

Under oberzelten Sachen, als der herzog Karle von Saffoy<br />

sich hat mit des kuengs von Portugal tochter') vermählet, da hat<br />

«. Juni er uf gmeinem tag zuo Bein, uf 6. tag Junii, durch herliche botschaft<br />

gmein Eidgnossen geladen und begert, im in sinen kosten io<br />

ein botschaft in irem namen zuozeschicken, sine brut zuo enpfahen<br />

und den brutlouf ze begon. Die ward im zuogeordnet in aller<br />

namen [1254] von 4 orten, nämlich Bern, Ure, Swytz und Solaturn,<br />

uf sine ervordrung geruest zewarten. Dise botschaft, von<br />

Bern mit namen her Casper von Muelinen, riter und des rats s ), 15<br />

kam uf letsten tag Ougst gon Ifery 3 ), die ward da vom herzogen<br />

selbs person herlich und wol enpfangen, und mit dem bischof von<br />

Belle 4 ) und dem grafen von Griers gon Nuesse 5 ) beleitet, sinen<br />

und der brut da zuo erwarten. Die selbig kam uf S. Michelstag 0 )<br />

dahin mit 27 naven und fünf galleen, da vom herzogen und den so<br />

Eidgnossen mit vast kostbarem und hohem gepraeng, wie sich gebivrt,<br />

herlich enpfangen, und ouch der brutlouf fürstlich und froe-<br />

(91) lieh begangen. |<br />

Dass ein stat Basel besatzung ires regiments, und Schafhusen<br />

Hallow hat an sich zogen.<br />

Diss jars hat sich ein stat Basel vereint, iezt und fuerahin<br />

selbs, on ein bischof, einen burgermeister, die Zunftmeister und<br />

') Beatrix, eine Schwägerin Karls V.<br />

2) Allg. D. Biogr. XXII. 491.<br />

3 ) Ivrea.<br />

4 j Belley, damals zu Savoien gehörend.<br />

*) Nizza.<br />

6 ) 29. September.<br />

ä5


462 1521<br />

die [1255] raet zesetzen; das vornacher, inhalt einer hantveste,<br />

durch iren bischof, als obren herren, was besehenen').<br />

So haben die von Schafhusen im namen ires gotshuses 2 ), dem<br />

bischof von Costentz die herschaft im Kleckgoew, Ober- und Nider-<br />

5 Hallow abzogen, derer sachen halb egemelte bischof lange klag<br />

iren puntgnossen, gmeinen Eidgnossen, hond fiirgetragen, aber<br />

wenig erlangt 3 ).<br />

Es haben ouch gmein Eidgnossen, mit willen des bischofs<br />

von Costentz, von der kriegsloeufen wegen die schloss Gotlieben<br />

10 und Arben besezt 4 ).<br />

Von diser zit niiweii siten.<br />

Wie dan vornacher bisshar alle ubermass, itppikeit und aendrung<br />

der siten in ein schlechte, tapfere Eidgnoschaft uss froemden<br />

kriegen gebracht ist worden, also ist ouch zuo diser zit beis<br />

schehen, dass das kriegsvolk uf Spangischen siten mit hosen und<br />

wammess so zerhowen ist kommen, dass ein stat Bern, die nie<br />

liechtlich nuew siten hat angenommen, semlichs zerhowen bi straf<br />

5 pfund in ir stat und land lies verbieten; [1256] item blaterhosen,<br />

hosenbaendel, die dennocht einen semlichen Unkosten hond<br />

so vermögen, dass klein Jacob vom Stein 5 ) in kurzer zit ob 100 pfund<br />

schuld um hosenbaendel verlies; item Lampartische zarter arbeit<br />

kragen und | kragenhemder; item Spangisch, in einer Eidgno- (92)<br />

schaft hievor nie gebrucht kappen; item blattenbaretli, schlaepli,<br />

ouch von saminat, und schlich, an zehen hangend, und doch zwi-<br />

25 fach tuerer, dan vornacher puntschuoch ; lange kruezmesser, Welsche<br />

rappier und vast kostlich vergoldschmidet Swytzer-dolcben;<br />

item beschroten köpf und baert, also dass das beschroten fuerahin<br />

me kunst hat gwunnen, wen das scheren etc. So haben die wiber<br />

pfaffen-, heissen iez kragenroek; item gurtrök on schwänz ani)<br />

Ochs, Gesch. v. Basel. V. 347.<br />

2) Des Klosters Allerheiligen.<br />

3 ) Eidg. Absch. IV, 1*, namentlich die Sehlusserklärung von Schaffhausen,<br />

S. 131.<br />

4) Eidg. Absch. IV, 1». S. 71. (2. Aug.).<br />

5 ) Jakob von Stein der jüngere, Herr zu Belp, gest. 1526. (Schweiz<br />

Geschichtsforscher. V. 328).


1521 463<br />

geton, und Meilaendische kunst an diechle, huwen, kragen, aermel,<br />

kitel und fuertiecher, verunkostet dermassen, dass die arbeit und<br />

der kost vil me, wen die hab, wert ist, doch mit dem schin der<br />

erberkeit und suberkeit, [1257] dan vornacher miist es alles biss<br />

uf halbe brüst ab- und ussgeschniten sin; und an maentlen, rocken ><br />

und kitlen schwaenz, uf 6 elen und drueber, nach laenge des adels<br />

und der eren lang, also dass die hohen frowen eigne edelschwanzknaben<br />

darzuo haben gehalten. °)Jez ists, an's hopt, din bedekt<br />

und sind die schwaenz in d'faelt gezogen.*)<br />

Wie nun die ueppige hochfart zuonimpt und stet nuews erdenkt, «><br />

also nimpt ouch der Unkosten zuo und erdenkt kostbarkeit; und<br />

wie der Unkosten zuonimpt und kostbarkeit erdenkt, also muoss<br />

ouch zuonemen aller betrug und list, gelt zehaben, dahar die staet<br />

vol mueessiger und schaedlicher kraemerten und gremplerien. |<br />

/<br />

Einer stat Bern diss jars ulgesezte Ordnungen. 15<br />

Es hat diss jars hochen donerstag einer stat Bern wisem<br />

rat gevallen, dass fuerahin nun kein frag gehaept sol werden, um<br />

einen usset der Eidgnoschaft gebornen zuo bürgeren zenemen 1 )-<br />

was grunts^die Satzung hätte, mochtend die wissen, so da nit<br />

froemd burger, aber froemd pensionen, woltend haben.<br />

w<br />

Ein reisordnung.<br />

Item gemacht ein reisordnung, also lutend: Als dan dis<br />

gegenwärtig loeuf entsprungen [1258] und erwachsen sind uss dem<br />

schnellen ufbruch, durch etlich besunder hoptluet und ufwiegler in<br />

Meiland besehenen, daruss aber ein stat Bern und die iren in 25<br />

merkliche sorgvaltikeit gesezt sind, — dem allem fuerahin vorzesin,<br />

haben min gnädigen hern, rät und burger. einhelliklich geraten<br />

und erkant, dass nun fuerahin niemand in einer stat Bern, noch<br />

») später hinzugefügt.<br />

i) Raths-Man. 189. p. 76.


464 1522<br />

der selben lantschaft, gwalt und macht solle haben, einiche hoptmanschaft,<br />

es sie zuom kueng von Frankrich oder andren forsten<br />

und hern, on der selben miner hern raeten und burgern gmeinen<br />

gunst, wissen und willen anzenemen, noch die iren also wider<br />

iren willen und gunst hinweg zefueeren. Und ob jemand darüber<br />

einiche hoptmanschaft anzenemen, oder miner hern luet ufzewieglen<br />

und froemden hern understueende zuozefueeren, den selben wollen<br />

min hern an sinem lib und gut strafen, wie sich der billichkeit<br />

und eins iedes verdienen nach wirt gebueren. So den des<br />

obangezeigten hinloufens halb, ouch der hoptlueten und ufwiegler | (94)<br />

und dero straf halb, wollen sich min hern witer bedenken und<br />

die iren desse z'berichten. Actum 14. Novembris. 1 ) In stat und land 14. \ov.<br />

ussgeschriben, aber darbi hüben und nuetset me hernach gangen;<br />

das zuo Verachtung der Satzungen und saetzeren kräftig dienet.<br />

\<br />

Wirtsorduung.<br />

Uf 12. tag December angesehen, wol und jaerlich notturftig g 8«.<br />

inzesehen, dass die wirt sollen ein mal geben mit visch und<br />

fleisch um 2 gross, und ein nachtfuoter um 1 gross. 2 )<br />

[1259 und 1260 leer. 1261.]<br />

1522.<br />

Babst: Adrianus VI. 1. Roemscher keiser: Carolus V. 4<br />

Franzesischer kueng: Franciscus 8. Schultes: Jacob von Wattenwyl<br />

2.<br />

Dass, unaugesehen die baebstische und keiserische richstag,<br />

der evangelisch handel ist fuergefaren, aber die<br />

richstag mit vil anbringens und wenig ussrichteus zerstroewt<br />

siud worden.<br />

Im jar Kristi Jhesu 1522. Unangesehen die treffenliche,<br />

starke widerfechtung durchs babsttuom und keisertuom, vergangens<br />

i) Raths-Man. 191. p. 79, wo der obige <strong>Text</strong> vollständig eingetragen ist.<br />

«j Raths-Man. 192. p. 6 (vom 20. Dez.).


1522 465<br />

jars zuo Wurms und diss jars zuo Nuerenberg fürgenommen, ist<br />

dennocht das evangelisch fuer so stark fuergetrungen, dass an vil<br />

enden, ouch zuo Nuerenberg selbs, die baebstlicheu kilchenbruech<br />

(95) abgeton oder geaendret sind, und ouch die Römische | mess nuet<br />

oder Tuetsch ist worden, mit täglicher predi der goetlichen und 5<br />

evangelischen geschrift.<br />

Und wie wol der Luther, nachdem er von Wurms gescheiden,<br />

sinem forsten zuo friden ein einsidel was worden, so hat er<br />

dennocht uss sinem hol mit der feder so lut und so haef[1262]tig<br />

wider das baebstisch pfaflentuom, ouch wider desse messen und 10<br />

geluepten geschruwen, dass an vil enden pfaffen, muench und nunnen<br />

das pfaflentuom, mess, kloester und kutten hond verlassen, und<br />

sich in die ee und handarbeit ergeben. Diss jars Jenner haben<br />

zuo Wittenberg in abwesen des Luthers der tuomprobst, doctor<br />

Jonas Justus, und der erzdechan, doctor Andreas Bodenstein ') 1.-,<br />

sich erlich vermählet und öffentlich kirchgang und hochzit gehalten,<br />

aber wider des Luthers gefallen altar und goetzen umgestürzt,<br />

die kilchen beschlossen biss uf den Suntag zuor predi, zuor<br />

Tuetschen mess und zuo des hern nachtmal, under beden gstalten<br />

zeniessen; der glichen an andren orten ouch ist besehenen. Und 20<br />

zuo Nuerenberg in allem richstag füren die evangelischen predicanten<br />

un [1263] verzagt fuer so unverschont, dass der Augustinern<br />

lesmeister die bischof, deren ob 20 uf dem tag, nur « die zwifachen<br />

spitzhueet» namt und antastet. So gieng uf S. Steft'anstag 3 ) meister<br />

Franz Kolb von Basel, der Sweitzer gnempt 3 ), in der Car- *,<br />

thus custor und predicant, — der sunderlich grossen zuolouf hat,<br />

und zuom ersten mit doctor Johan Oseandern 4 ) die evangelische<br />

ler hat angelassen — uss der Carthus ins Augustinerkloster in<br />

d'frigheit. Deshalb sich angends ein semlich gerueer erhuob, dass<br />

sich die oerdensvaeter, äpt, prior, gardian und ander praelaten so<br />

(96) schwerlich darum vor des richs stathalter er | klagten, also dass<br />

•) Gewöhnlich Andreas Karlstadt geuannt.<br />

2 ) 26. Dezember.<br />

3) Kolb war eigentlich aus Lörrach im Wiesenthal gebürtig, aber längere<br />

Zeit in Freiburg, und von 1509—1512 in Bern gewesen; von 1527 an<br />

wieder in Bern.<br />

4) Soll heissen Andreas Oslander.<br />

30


466 1522<br />

er trowt. das Augustinerkloster zestirmen und den ussgelofnen<br />

muench haruss zerissen; doch so wards, uss vorcht einer ufruor<br />

und veraendrung des muenchs, underlassen. Diser sclirek bracht<br />

so vil, dass glich morndes noch zwe Carthueser entliefen.<br />

5 [1264] Und wie dan diser richstag fuernemlich widern Luther<br />

und den Tuerken angesehen, mit vil nie prachts, den rats, des<br />

baebstlichen legatens, zweer cardinaelen, von Mentz und Salzburg,<br />

vil bischoffen und praelaten, item des keisers und des Roemschen<br />

richs stathalter, kurfftrsten, fuersten und andern des richs botio<br />

schaften, kümmerlich zesitzen kommen, da sind 81 artikel geistlicher<br />

und gar nach so vil weltlicher beschwerung angebracht.<br />

So hielt der kurtuerst von Sachsen fuer vier artikel, die sum aller<br />

gmeinen klag berxierend, namlicli dass ein algmein concilium tri<br />

gehalten wurde zu vereinung kristlichen glowens und stats; dass<br />

,:, die geistlich gnemten sich alein geistlicher dingen underzugid,<br />

und das weltlich regiment der weltlichen oberkeit liessid: dass<br />

man die Fucker'ien •) und grossen gselschaften abtaete, und in<br />

allen staeten liesse die [1265] werben, so ire hab und far wagen<br />

woeltid, damit der uberlaestig aller dingen sam- und fuerkouf ge-<br />

20 besseret wurde, und dass im rieh umendum ein glich körn geminzet<br />

wurde, den ubernuezten Wechsel zu verkommen. 2 ) | Als aber (97)<br />

vil nuzlichs angebracht, aber wenig fruchtbars wolt ussgerieht<br />

werden, da luor dis frommer kurfuerst heim, lies gon, was er nit<br />

truwt zii erhalten. Was aber da witer widers evangelium ah-<br />

25 geraten sie, wirt in volgendem jar angezeigt werden.<br />

Dass, wie vast der Zwiugle mit sinen ziistaenderen anhielt,<br />

die evangelische 1er zefiirdren, so vast haben etlich<br />

der Eidgenossen die zehindren fuergenommen, aber nit<br />

ganz vermögen.<br />

»;. Des glichen so hat der Zwingle mit sampt sinen ziistaenderen<br />

in einer Eidgnoschaft so hantlich gefueret, [12661 dass das<br />

') Handels-Monopole und Privilegien nach Art derjenigen der Familie<br />

Fugger in Augsburg. Vergl. Ranke, Ref. (2. AuH.) IL S.' 30 u. ff.<br />

2) Bezieht sich auf die Uebelstände der Münzwährung.


1522 467<br />

fuere gotswort nach siner art an vil orten sine kraft bewist, da<br />

zuom friden, da zuom zang. Er hat ouch zuo fuerdrung sines wunderbaren<br />

handeis ein truckeri ufgericht'), und durch die lassen<br />

ussgon allerhand notwendiger geschritten und bueechli, gotswort<br />

und evangelische friheit betreffend und beschirmend, nämlich von -<br />

aergernuos, von friheit der spis und zit, von verelichung der geistlichen<br />

2 ). Hat sich ouch mit einer ersamen witwen vermählet, der<br />

glichen mit im getan haben etlich priester von Zürich, Lucern,<br />

Schwytz und Zug; und das mit vorgender suplication an ein bischof<br />

von Costens und an gmein Eidgnossen, semliche e zuosampt 10<br />

der evangelischen 1er nit zuo verhindren'). Als aber der bischof<br />

ein hinderlich mandat, und mit namen an ein probst und capitel<br />

von Zürich, hat lassen ussgon, do machet er dasselbig mit ofner,<br />

wolgegruenter Widerlegung zuo nuet und gespet.<br />

[1267] Er hat ouch mit sampt dem wolgeschikten meister w<br />

(98) Low Juden 4 ), der zit daselb luetpriestern zu Einsidlen, | diss jars<br />

in der wit- und hochgeachten engelwihe geprediet, und da die<br />

rechte engelwihe, heiligenfart, das lob und 6r Mariae, den ablas,<br />

bicht und buoss dermaussen erliitret, dass die opferstoek, der<br />

bichtvaeteren und der wirten seckel semlicher gotslaestrung und 20<br />

verderbung erklagten, dass dis predicanten, zuosampt des gnadrichen<br />

gotshuses pflegern, hern Diebolden Frien von Geroltzeck,<br />

so die bestelt hat, an diser heiligen stat fuerahin kein gnad nie<br />

zefinden hatten. Aber dis alles waere villicht ringer geachtet<br />

worden, wenn er nit vor disen haendlen uf den Bicockischen ver- ._, : ,<br />

lust, zuo mitem Meyen, an die von Schwytz hätte getrukt ein<br />

götliche vermanung, sich der froemden herren ze entladen, angesehen<br />

irer frommen altvordren redlikeit, lob und gluek, so nit um<br />

gelt pluot vergossen, sunder um ir friheit sich vom üppigen [1268]<br />

adel geschlagen haben, und haigegen der iezt waesenden muot- :J„<br />

willikeit, schelten und unfal, alein durch eigennützigen git, harreichende<br />

mit allen lastren von froemder herren kriegen und gelt,<br />

i) Chr. Froschauer. vergl. Rettig. Buchdrucker und Reformatoren, Bern,<br />

Taschenb. 1880.<br />

*) Strickler, Litteratur-Verzeichniss. Nr. 28 u. 39.<br />

») Ibidem. Nr. 27.<br />

4 ) Leo Judae.


468 1522<br />

so gar ingewurzlet, dass nit, wan durch Gots gnad und wort, ussgeruetet<br />

mögend werden •). Fürwar ein büechle, einem ieden<br />

frommen gotsfoerchtigen Eidgnossen wol ze betrachten.<br />

Und als nun demnach die von Schwytz den Franzesischen<br />

.-, punt mit siner pension abkunten, ouch die, so si zemanen hattend,<br />

darvon zeston mantend, vermeinende, des glimpf und recht zehaben,<br />

so si mit heimlichen gelt drin verfueert waerid und ouch<br />

der kueng den punt zuovor gebrochen hätte, do schruwend die<br />

gwaltigen pensioner und soeldner: er 2 ) ist ein Luterscher katzer<br />

i 0 und ein ufrueerischer buob, er richtet in | aller Eidgnoschaft unruow,<br />

zwitracht und ufruor an, er geschändet Unsere [1269] lieben<br />

Frowen, alle gotsheiligen, die lieben seien, den ganzen geistlichen<br />

stand, alle gute werk und gotsdienst; dass in Gots fuenf<br />

wunden schaend!<br />

1.-, Und also uf nächsten tag, was der 20. Meyens 3 ), ward zuo<br />

Lucern verabscheidet, dass iedes ort mit sinen priestern reden soelte,<br />

von semlichen predinen abzeston, uss welchen dem gmeinen man<br />

Unwillen, zwitracht und irrung im kristlichen glowen erwueechse.<br />

Uf disen abscheid, zum ersten des evangelischen fuers halb<br />

20 von Eidgnossen ussgangen, hat Lucern den geleiten doctor Bastian<br />

Hofmeistern 4 ), und ires klosters zuon Barfuossen lesmeister,<br />

gon Schafhusen heimgewist, da er ouch das evangelium hat gepflanzet,<br />

die kuten abgeton und gewibet; item vertriben ire gebomen<br />

korhern, hern Josen Kilchmeyer 3 ), und die geleiten meister<br />

2, Hans Ziinmerman 0 ) und Geisshuessle, schulmeistern 7 ). Und als uf<br />

egemelten tag der apt von Wettingen klagt, dass die von Baden<br />

widern bruch einen predicanten angestelt haettid, ward inen gepoten,<br />

den wider abzestellen 8 ).<br />

i) Ein göttlich vermanung au die ersamen wisen erenfesten eltisteu<br />

eidgnossen zu Schwyz Zürich. 1522. -1° mit Holzschnitten.<br />

2} Nämlich Zwingli.<br />

s ) Nach den Eidg. Absch. am 27. Mai (IV, 1*. S. 194).<br />

4 ) Vergl. Kirchhofer. Sebastian Wagner gen. Hofmeister. Zürich. 1805.<br />

5 ) Jodocüs K. wurde 1531 Pfarrer zu Kapperswyl. dann zu Küssnacht,<br />

kam 1546 nach Bern, 1547 oberster Dekan, gest. 1552.<br />

6 ) Job. Xylotectus, Chorherr zu Münster, ging nach Basel und starb<br />

dort gegen 1526.<br />

') Oswald Myconius, vergl. Hagenbach, J. Oecolampad und 0. M. Elberfeld.<br />

1859.<br />

") Eidg. Absch. IV, 1. •. S. 194.


1522 469<br />

[1270] Hienacher zuo end Novembers ward zuo Baden von<br />

gmeiner eidgnossen raten — da von Bern her Bastian zuom Stein,<br />

riter — der pfarrer von Vissibach •) als ein laestrer Unser Frowen<br />

und der heiligen, und als der, so sich mit einer tochter zur 6<br />

versprochen hatte, dem bischof von Costentz zestrafen übergeben; .-,<br />

und als er uss des bischofs kercher gelediget ward, ward er ein<br />

(lOO)weber, und demnach wider ein predicant |<br />

Uf disen tag ward allen voegten und amptlüten geschriben,<br />

wo si priester oder ander ankaemid oder hoertid, die ungeschiklich<br />

widern glowen predietid oder redtid, die selben anzegeben 2 ). M<br />

Demnach zuo mitem December, als der apt und convent von<br />

Wettingen gmein Eidgnossen zuo Baden als schirmhern um schirm<br />

anruoften widern pfarrer von Hoeng, so die muench als Got und der<br />

Welt unnuez, ouch betrueeger und dieben hat gescholten, — denen<br />

ward bistand zugesagt, ouch [1271] dem bischof von Constens, in ,-,<br />

von der pfruond zestossen, und denen von Zürich, in nit zeschirmen,<br />

zuogeschriben 3 ). Diser pfarrer, Simon Stumpf, geruetret, viel<br />

nachmalen wider zun feissen muenchen, sinen patronen 4 ).<br />

Uf disen tag ward angesehen, dass iedes ort bi den sinen<br />

ernstlich soelte versorgen, dass die nuewen predinen abgestelt und M<br />

die alten bruech erhalten wurdid, dass ouch mit denen von Zürich<br />

und Basel verschaft werde, den truk semlicher nuewen biiechlin<br />

abzestellen; dan zuo besorgen, wo nit tapferer widerstand ankert,<br />

so werde daruss gross uuruow und schaden erwachsen 5 ).<br />

Darzuo so haben sich zuo diser zit die bischof, aept, probst und .,-,<br />

prior wider gwonte art angefangen ziisamen tuon, und widersins<br />

die weltliche band zekuessen und zerunen: wenn wir uberhin sind,<br />

(101) so wirts den an uch sin, last uns enandren behalten und | schirmen<br />

wider die Luterischen [1272J Zwinglischen kaetzer und buoben.<br />

Dennocht so hat der himmelsch vater sinem geliepten sun :!0<br />

zuo eren etliche, ouch die fuernemsten ort und zuogewanten der<br />

') Derselbe hiess Urban Wyss. Eidg. Absch. IV, 1«. S. 247 (3. Novb.)<br />

und 250.<br />

») Eidg. Absch. IV, 1». S. 251.<br />

»I Eidg. Absch. IV, 1». S. 255.<br />

') Simon Stumpf wurde ein Führer der Wiedertäufer.<br />

5) Eidg. Absch. IV 1", S. 255, unter «.


470 1522<br />

Eidgnoschaft von gemeltem abscheid uszogen, mit namen Zürich,<br />

Bern, Basel, Schafhusen, Appenzel, Sant Gallen, Muelhusen, item<br />

und die nachpuerin Costentz, die alle und ander me zuo diser zit<br />

die evangelisch predig hond angenomen und mit wunderbarlicher<br />

- wis, ja gwiss mit gütlicher kraft und gnad, erhalten.<br />

Wie die evangelische predi zu Bern ist inkomen, zuvor<br />

der bisclioffen anstoess hat abgewist.<br />

Wie dan glich von anfang der widerbringung und erschfienung<br />

des lutren evangeliums unser hern und heilands Jhesu<br />

10 Kristi, durch den Luther angericht und vom Zwingle gestaerkt,<br />

in einer stat Bern, iewelt har zuo kristlichen Sachen wol geneigten,<br />

[1273] etliche — deren ich bi den ersten, nit der mindest —<br />

von Gots gnaden des gnadrichen evangeliums gnad und friheit<br />

buntend schmecken, und ouch dieselbige iren geliepten und ver-<br />

]:i truwten eren- und gotsfoerchtigen goenneren und fruenden hupschlich<br />

anbringen und inbilden, so wit, dass hievor zwei jar der gotsliegirig<br />

und zuom heil siner kilchen ganz geflissen her Bertolt<br />

Haller von Rotwil'), der zit in einer löblichen stat Bern der stift [ (102)<br />

S. Vincensen korher und predicant, zuo komenlicher infueerung<br />

ä,, evangelischer 1er hat sitiklich, nach anwisung des Luthers, geprediet<br />

die 10 gebot zuo den sun- und firtaeglichen evangelien,<br />

mit eroeffnung des misverstands und bruchs glowens, guoter werken<br />

und gotsdiensten. unss in diss jar, in dem die evangelisch<br />

warheit so vilen angnem ward, dass er mit grossem gunst, hinu<br />

dan gesaezt die baebstisch und bischofisch Ordnung und wis, uf<br />

23. Novembers — was suntag - antieng zepredien das heilig 23. Kor.<br />

evangelium, wie das der evangelist Matheus [1274] hat beschriben,<br />

und das nach lutrem verstand alts und nuews testaments so<br />

flissig und truewüch fuergetragen, dass für und fuer die zal der<br />

30 gloeubigen also hat zuogenomen, dass si mit wunderbarer und<br />

sundrer hilf und gnad Gots vilvaltige und vast gwaltige des tui)<br />

Vergl. Pestalozzi, B. Haller. Elberfeld. 1H04. Dazu Stürler, Ref.<br />

Akten, 1. S. 5 und 167.


1522 471<br />

sendtlistigen Sathans widerfechtung hat überwunden. Hat ouch<br />

angends so kräftig gewuerkt, dass ein andaechtige stat Bern uf<br />

obgemelte irer lieben Eidgnossen ansehen sich hat zuo end diss<br />

29. Soi. jars uf 29. tag December erluetret hievolgends entschlusses, uf<br />

nächsten tag zuo Baden durch ire ratsboten, hern Bastian vom r.<br />

Stein und Diesbach, darzetuon:<br />

Und als den uf nächst gehaltnen tag von des prediens wegen<br />

anzug und ein ratschlag ist besehenen, wie soelich binfüra gehalten<br />

solle werden, da wil minen hern die selbe meinung nit<br />

gevaüen, sunder so wollen si ires teils frt sin und ire predican- t«<br />

ten das heilig evangelium und die heilig gschrift lassen verkünden<br />

und predien on menglichs verhindrung und wider [1275] red,<br />

und si dabi hanthaben und schirmen 1 ).<br />

(103) So's dan Got also geschikt hat, dass dem starken | baeren<br />

zwen stark Baertolt höchste guttat bewist haben, so hab ich dis «<br />

zal-, namen- und tatgedicht zuo dankbarer gedaechtniis har verzeichnet<br />

:<br />

DIVInl Berto. prIMVs Verbl Insltor agro, (MDXXII).<br />

QVo BertoLt Vrso prlnCeps eXtrVXerat VrbeM MCXCI).<br />

Nun so hat der Sathan in disem handel ouch nit geschlafen, 20<br />

sunder die hochgeachten bischof angericht, dass zuo mite Ougsten<br />

der bischof von Losan, als obrister kilcher, zuo Bern bi siuem<br />

schwager junkher Kristof von Diesbach gegenwärtig, lies egenanten<br />

predicanten gon Losan citieren, daselbs um etlich geprediete<br />

artikel rechnung zegeben. Do ward von einem ersanien rat dem 25<br />

bischof gesagt, haet er an iren predicanten etwas zesprechen, soelt<br />

er hie vor sinem hern probst und capitel tuon, und in sust rüewig<br />

lassen').<br />

29. An?. Witer zuo end egemelts monats, [1276] uf den 29. tag, ist<br />

uss gepot eines ersamen rats in der stat Bern zun Barfuossen ein so<br />

evangelischer span verhoert — in biwesen der harzuo verordneten,<br />

nämlich vom rat: her Bastian vom Stein, riter, Lienhart Hitpsche,<br />

seckelmeister, Hans Kutler, venner, Anthoni Noll; von der stift:<br />

i) Stürler. Ref. Akten I. S. 6.<br />

2) Davon ist in den Rathsprotokollen keine Spur zu finden, vergl. auch<br />

Stürler Ref. Akten. 1.


472 1522<br />

her Niclaus von Wattenwil, probst, Bertolt Haller, predicant,<br />

meister Heinrich Woelfli 1 ); der lesmeister zuon Barfuossen, doctor<br />

Bastian Meyer von Nuwenburg am Rin 2 ); der kilcher von Biel,<br />

doctor Thomas Wytenbach 3 ), und Benedictus Steiner, der hei-<br />

B ligen gschrift baccalarius, dechen und kilcher zu Burgdorf —<br />

zwischen her Uohichen Guondisperg, j dechen und kilchern zuo<br />

Minsingen, mit sampt sinen capitelbrueederen, meister Hansen Manbergern,<br />

kilchern zuo Thun, meister Gabriel Loewensprung, kilchern<br />

zuo Walckeringen, und her Josen Kyburgern, kilchern zuo Biglen,<br />

10 ins capitels nammen, nach ires ordenlichen bischofs von Costens<br />

klager; und am andren [1277] zwischen und wider her Jörgen<br />

Iirunnern von Lantsperg 4 ), anstat des niiwlich vertribnen her<br />

Hans Weckers — so und darum, dass er in der selenfuerpit gesprochen<br />

hat, wer fuer die, so in Meiland umkomen, baete, der<br />

,., taete ein suend in heiligen geist — zuo kleinen Hoenstetten 3 ) kilchern,<br />

dahin zuo Unser Frowen ein grosser zuolouf, und ouch der<br />

zit zuo der predi, uss allen doerferen, darum gelegen; deshalb<br />

ouch die anstossenden kilchern so übel verbiteret, dass si fuernamend,<br />

disen nueweu predicanten zuo vertriben. Und als nun die<br />

,„ gemelten verordneten und die partlen, und darzuo vil zuohoerer, versamnet<br />

waren, do stund der obgenant dechen uf und legt einen<br />

edel eigner hantgschrift dar, begriffend die klagartikel, durch<br />

den egenanten predicanten geprediet und geredt, wie hie volgt:<br />

Dis sind die artikel, her Joergen, dem abtrinnigen, verloegneten<br />

15 pfaffen, unghorsamen und verachtern der obren fuerzehalten.<br />

Zuom ersten so nempt er den babst, cardinael und bischof<br />

tuefel und war entkrist, und alle priester verfueerer des volles, betrueeger<br />

und zuckend woelf.<br />

so Item er hat uf der kilchwihe geprediet wider [1278] den<br />

gmeinen priesterlichen stat also, wie wir si verfueeren und inen<br />

') Vergl. Stammler. Der Humanist und Chorherr H. W. 1887.<br />

2) Allg. D. Biogr. Bd. 21. S. 613.<br />

3 ) Vergl. Blöscn, Th. W. und die Reformation in Biel, im Bern.<br />

Taechenb. 1853.<br />

4) Ueber den ganzen hier erzählten Handel siehe die aktenmässige<br />

Darstellung von Fr. Studer, im Bern. T. B. 1885.<br />

5 ) Später aufgehobene (Filial-)Pfarrkirche bei Münsingen an der Aare.


1522 473<br />

das heilig evangelium nit recht verkuenden, und das nit verstan-<br />

(105) den und nit koennen; und ob wir das | koenten, so sagen wir doch<br />

nit die warheit, dan wir voerchten unser grossen buchen und<br />

schweren seklen; und schinden si, wie wir koennen, dass in wundre,<br />

wie si doch soelich schinden so lang habid mögen erliden. Er b<br />

aber predie das evangelium recht und die heiligen gschrift, und<br />

Verstands, und sie darum gesent.<br />

Item wir andren priester sigid al verloren, und ander luet<br />

mit uns, und slgid al mitenandren me den 500 jar ir gangem<br />

und unser underton betrogen, verwist und verfueert. 10<br />

Item al Carthuser, Benedictiner, Barfuossen, Prediger, Observantzer<br />

etc., was ordens si sien, sind al verloren und verdamt, als<br />

wol als wir, und sie ir aller sach falsch und ungerecht, als wol<br />

als unsere.<br />

Item er sie nit priester, weder uss des babsts, noch bischofs L.<br />

gwalt; wie wol von inen gewicht, so halt er nuetset druf, und<br />

habs verloeugnet, abgesagt und widerrueeft. Er woelle ouch nit<br />

under unserm herren von Costentz sin, und in keinen weg sinen<br />

mandaten folgen und im nit schweeren.<br />

Item was wir ufnemen an die kilchenbuew, spricht er. wir m<br />

schinden; und sprechid, si soellid harzuogon, so nem mans uf mit<br />

dem lobgsang, meint er, mit") dem wolfgsang') nemen wirs uf.<br />

Item die mess sig alein nuez den messenden, und nuetset nüz<br />

den lebenden und totnen.<br />

[1279] Item er lebe und sie on suend. 25<br />

Item so ist er 2 ) vast aller artiklen anred gesin vor unsern<br />

(106) gnädigen herren von Bern, vor eim gesesnen | rat, da er ouch<br />

selber witer hat geredt offenlich, es sie war, dass die gesalbten<br />

pfafien und die beschornen pfaffen al sigid falsch, betrueeger und<br />

verfueerer des volks, und verkuenden das evangelium nit recht; aber .„,<br />

er verkinds recht, koens und Verstands, und sie darum har zuo sinen<br />

lieben brueederen geseilt, inen das zuo verkinden; er woel ouch<br />

*) Das Mss. hat nur: mi.<br />

!) Ueber den Wolfsgesang siehe Kuhn, in Trechsels Beitr. %. Gesch. d.<br />

Schw. ref. K. Heft II, S. 137.<br />

') Nämlich Georg Brunner.


474 1522<br />

das tun, so lang im der mund uf- und Zugänge, und Kristus<br />

habe drlmal zu Petro gesagt: weid mine schaf. O we, wie weiden<br />

die pfaffen ire schaefli! Als truelich als die mezger ire kaelber,<br />

wenn si die am Osterabent in die metze fueeren an das messer,<br />

5 und inen die gurgel abstechen und si toeden; also truelich weiden<br />

si ir undertonen!<br />

Item si verkoufend Got unsern hern um gelt, wie Judas hat<br />

geton.<br />

Und hat da vil schmachwort geredt, die unsere grosmaechio<br />

tigen hern hond gehört, uf welche im mit geantwort ist, noch<br />

entgegen geworfen von wegen siner offenbaren luginen und siner<br />

dorechtigen vermessenheit und hochfart.<br />

Dis artikel spitzet und spreitet der egenant dechen eine<br />

ganze stund so mit schwerer klag uss, dass vil murmleten, si<br />

ig waericl nit zti verantworten.<br />

Nun uf dis schwere und vast seltsame klag zoch her Joerg<br />

sin testamentbueechle underm arm herfiir, und hüb an, dem dechan<br />

mit goetlichen spruechen so gnaw und tapfer begegnen, dass der<br />

vom Stein zürn dechen sagt: «responde ponfifici!» Daruf der<br />

20 dechen, übel vergilt habend, unwirklich antwort, er und die sinen<br />

[1280] waerid nit hie, gespet ufzelesen, noch ze disputieren in j (10<br />

den sachen, den heiligen kristlichen glowen betreffend, sunder ir<br />

billiche klag zii erofnen und daruf antwort zuo verneinen. Demnach<br />

tat her Joerg on witre frag sin antwort durch geschrift so<br />

25 heiter und kraeftiklich, dass uf berieht der verordneten geistlichen<br />

und geleiten ein ersamer, wiser rat dem dechan und capitel beval,<br />

her Jörgen ruowig zelassen und keinen gwalt zebruchen, er<br />

liandlete dan, das er mit goetlicher gschrift nit versprechen mochte.<br />

Indes soelt her Joerg uf siner pfar ungeirt beliben und mit evan-<br />

M gelischer predi zuechtiklich fuerfaren.<br />

Diser handel, so zu hindrung was angesehen, gab uss der<br />

hand Gots dem evangelio grosse fuerdrung.


1522 475<br />

Spil evangelischer friheit.<br />

Es sind ouch dis jars zuo grosser fuerdrung evangelischer friheit<br />

hie zuo Bern zwei wolgelerte und in wite land nuzlich ussgespreite<br />

spil. fuernemlich durch den künstlichen malermeister<br />

Niclausen Manuell), gedichtet und offenlich an der kruezgassen 5<br />

gespilet worden, [1281] eins, nämlich der totenfraesser-'), berueerend<br />

alle misbruech des ganzen babstuoms, uf der Pfafien-Vassnacht<br />

8 ), das ander von dem gegensaz des wesens Kristi Jhesu und<br />

sines genaemten stathalters, des Roemschen babsts 4 ), uf die alten<br />

Vassnacht ä ). Hiezwischen uf der Aeschen mitwochen ward der 10<br />

Roemsch ablas mit dem bonenlied 6 ) durch alle gassen getragen<br />

und verspotet.<br />

Durch dis wunderliche und vor nie, als gotslaesterliche. gedachte<br />

anschowungen ward ein gross volk bewegt, kristliche friheit<br />

und baebstliche knechtschaft zuo bedenken und ze under- 15<br />

(108) scheiden. |<br />

Es ist ouch in dem evangelischen handel kum ein bueechle<br />

so dik getrukt und so wit gebracht worden, als diser spilen r ).<br />

Eutschlaliung gegen evangelischem predicauten.<br />

10. »ez. Zuo end diss jars uf 10. tag December ist vor einem ersamen 20<br />

rat erschinen der hochgelert der heiligen gschrift doctor Sebastian<br />

Meyer, der zit in diser provinz custor und hie zuon Barfiissen<br />

lesmeister und predicant, ein geflisner, tapferer evangelischer<br />

warheit zuostaender und schirmer, und hat sich zuo retung<br />

') Vergl. Bächtold. N. Manuel (Bibl. älterer Schriftwerke der deutsehen<br />

Schweiz. Bd. II).<br />

2) Bei Bächtold unter dem Titel: Vom Babst uud siner priesterschaft.<br />

a. a. 0. S. 29.<br />

3) Den 23. Februar.<br />

4) Bächtold, S. 103.<br />

5) 4. März.<br />

°j Darüber siehe Bächtold, a. a. 0. Einleit. p. CXL.<br />

7 J Ueber die Ausgaben der Manuel'scheu Spiele siehe Bächtold. Einlt.<br />

pag. CXLI.


476 1522<br />

sin und siner 1er erklagt "O, [1282] ouch recht begert gegen Wilhelm<br />

Zielin '), burgern, dass er in hinderrugs und on ursach hat<br />

gescholten einen kaetzer, und einen, so kaetzerische leren prediete.<br />

und woelt erleben, dass er verprent wurde; er hätte im Niderr,<br />

land ouch semliche irrung und unruow gemacht, dass er mit Unwillen<br />

haette mueessen abscheiden. Und als der genant Zieh der<br />

klag nit mocht ussgon, da ward ein vertrag gemacht mit erpetner<br />

nachlassung des doctors, dass Zieli in, den doctor, an eids<br />

stat bi gebner truew ins schultheissen band an stab entschluog,<br />

K, bekennende, dass er semliche wort uf in erdacht und im unrecht<br />

getan habe, ouch von im nuetset anders wisse, dan eren und guotsi<br />

und als von einem fromen hern und doctor, dem billich wuerde<br />

und er zuogelegt solle werden; darzuo 10 pfund straf annam ze<br />

bezalen, und ein urkuend diss handeis under einer stat Bern sigel<br />

ig dem doctor hat vergiint zegeben 3 ).<br />

Der caplan von Britnow 3 ), her Benedict Dischmacher von<br />

Zonngen 4 ), ward von einem rat uf grueliche | klag des tuefelsge- (109)<br />

16rten probsts von Zofingen unverhoert dem bischof von Costens<br />

übergeben, und ver[12S3]hoert wider abgevordret 5 ), so geredt hat,<br />

M die mess waere kein opfer, ouch niemand, wan den messenden, niiz-<br />

Dass der Tufel durch ein wib warsagen, wunderzeichen,<br />

heiligen, helgenfart, und die kapel zu Unser Frowen,<br />

zun siben eichen geuemt, hat angerichtet.<br />

Under oberzelten haendlen, gotswort antreffend, hat sich ein<br />

2;, sach zugetragen, darin der Tufel, gotsworts groester und erster<br />

viend, sich selbs hat mueessen verraten, und die nit kleine zuegnüs<br />

gibt vast namhafter, ja abgoetischer stucken, so an und wider<br />

*) A. schreibt: 1er er. klagt.<br />

i) Ueber ihn vergl. Bächtold, Zwei Berner Romanschriftsteller, Bern<br />

Taschenb. 1878. S. 45 u. ff.<br />

2) Der Rathsentscheid ist abgedruckt in Stürler Ref. Akten. I. S. 96.<br />

Vergl. auch S. 6.<br />

3 ) Zur Vogtei Aarburg gehörend.<br />

*) Nach spätem Angaben war derselbe vielmehr von Wynigen bei<br />

Burgdorf.<br />

5 ) Rathsm. 193. S. 72, 99. Stürler. Ref. Akten I. 93.


1522 477<br />

gotswort nun vil jar in allem babstuom in grosser achtung und<br />

vererung sind so hoch gestanden, dass Sant Gots und Sant Jesus<br />

kapelen, kilchen, altar, stoek, opfert, antheiss, gnad, aplas, wunderzeichen,<br />

schier niena me zefinden, noch zesuochen. Es waren<br />

alle winkel und Strassen nach allen anfechtungen der wislosen .-,<br />

oder verwisten kristen vol Unser Frowen, kruez und helgen, vol<br />

kapelen, kilchen, altar, goetzen; vol wunderzeichen, gnad, aplas,<br />

opfer; vol segen, gesegnet palmen, kerzen, salz, brot, fladen,<br />

wasser und win. Bracht [1284] alles dem rueewigen moestvoelkli<br />

nuz und gwin. Und nämlich die sach, dass ein alte hex und i„<br />

warsagerin, mit namen Katherin Tuefers von Tunstetten, Ueli<br />

Widermuots ewib, sich zuo Erlach und in derselben herschaft enthielt,<br />

mit tuefelscher hexerl und warsagens so ganz verargwonet,<br />

ouch vor mit verpot gewarnet, darvon zelassen, dass si ein ober-<br />

(110) keit | der stat Bern zu mite September beschikt, durch pin und ,,<br />

kuntschaft erkundet, und demnach ingang Octobers mit dem fuer<br />

lies richten, uf ir bekante vergicht, also lutende:<br />

Dass hievor vor 9 jaren, als Niclaus Seitzach vogt zuo Erlach<br />

gewesen i) und si des kleinen guots uf dem veld gehueetet,<br />

da sie der boess geist in einem schwarzen kleid zuo ira komen M<br />

und gesagt, woelle si im volgen, so woelle er si ein guote kunst<br />

leren, damit si gilt und gelt uberkome; daruf si geantwort, er<br />

söl ira sagen, was si tuon solle, so woelle si im gern volgen. Do<br />

hab [er] ira angemutet, si solle am ersten Got des almaechtigen<br />

siner wirdigen muoter Marien, und aller lieben heiligen und uss- u<br />

erwoelten verloeugnen, und dannethin so woelle er si fuer und für<br />

leren warsagen und underwisen, was uud wie si dan tun sölte.<br />

Und also habe si die [1285] verloeugnung getan, und zuo einem<br />

warzeichen iren harn abgeschlagen, darvon habe der viend ein<br />

schoelli herds ufgenomen und dasselbig widerum lassen vallen. so<br />

Und sie ira demnach zuo mermalen, und sunderlich wenn etwas<br />

verloren wurde, erschinen; dan wan si in irem gemueet sin begßrte,<br />

so was er da, und was si also warseit und gehandlet, hab<br />

er si gelert und bericht; damit si sich selbs und vil biderber<br />

lueten in unglowen gebracht und betrogen habe. Doch so habe 35<br />

1) N. S. war zweimal, von 1509—11 und wieder 1513 Vogt zu Erlach-


478 1522<br />

si bi einem jar liar gewicht palmen und kerzen an sich gehenkt,<br />

dass er si dester e an not Hesse; das er ouch getan, und nit so<br />

vil, als vornacher, zuo iren hab moegen wandlen. Ucd wie wol si<br />

bisshar jaerlich gebichtet, so hab si doch alwegen disen artikel<br />

5 verschwiget, unss in vergangne vasten, aber nit zuom sacrament<br />

gangen. | (111)<br />

Item under obgemeltem vogt, vor dem und die nuewe kapel<br />

zuo den siben eichen •) ufgericht, und si, die genante Kaettrin, in<br />

dem selben holz, gnemt im Bodlet 2 ), da dan ackrum, der sehwii<br />

0 nen Mietet, sie ir boeser geist zuo ira komen, und habe si gelert<br />

und geheissen, si solle den lueten fuergeben, wie dass ira an<br />

dem ort, da das alt kaepeli gestanden, sie erschinen ein jungfrow<br />

in wissem kleid, und da lige Sant Kristoffels hopt, Sant Michels,<br />

S. Annen und S. Mauritzen heiltuom, und welchem da neisswas<br />

1.-, waere angelegen, der selbig soelte dahin ein walfart und antheissen<br />

tuen: so woelt er, der boess, si für und fuer underrichten, was und<br />

wie si den lueten soelte warsagen; dem si also nachgangen und so<br />

vil verschaffet, dass ein nuewe kapel daselbs gebuwen und dahin<br />

ein grosse walfart uferstanden sie. So sie ira der boess in dem<br />

2„ holz zuo vilmalen und so dik si begßrt, doch nit bi der kapel, erschinen,<br />

und nun zweimal in menschensgestalt, [12S6] sust sie er<br />

alweg in rappengstalt um si geflogen, und si gelert, wenn etwar<br />

underwegen, was si warsagen soelte. Si hab ouch dem briider 11 )<br />

ziin siben eichen das heiltuom und die grosse gnad, so da sie, an-<br />

2.-, gezeigt, aber er habe nuetset von dem falsch, und dass es mit<br />

dem Tiifel zuogange, gewuesst.<br />

Item witer hat si verjaehen, dass uf ein zit sie zuo ir komen<br />

Hans Troeler von Kallnach und hab ir klagt einen verlust zweier<br />

krönen; dem hatte si geantwortet, es waere nun ze spat, er seilte<br />

•M morn wider komen; und als er fruee kam, sagt si, es waere ze<br />

fruee, er soelte bald wider komen, und ob er nit uf | iemand (112)<br />

zwifelte. Als aber Troeler sprach, si luge, er haette nuetset ver-<br />

M Im Walde südöstlich Ton dem Pfarrdorf Vinelz. am Bielersee; die<br />

Kapelle ist vollständig verschwunden.<br />

2) Jetzt Budley.<br />

') Waldbruder oder Einsiedler.


1522 479<br />

lorn, sagt si, warum er dan zi't iren kommen; antwort Troeler:<br />

darum, dass ich erfare, ob du mit der warheit umgangist; du<br />

bist ein buoebin, man solt dich in ein sak stossen und ertranken!<br />

Des sie si im so viend worden, dass si sie gangen an einen<br />

scheidweg, als man gon Ins gat, bi S. Wolfgangs kapel, und habe -<br />

da ein zal kislingstein ufgelesen, und die selbigen in des £genanten<br />

Troelers Schwester, Elsen, Bendict Kochers zuo Port')<br />

6wib, mit hilf und im namen des Tuefels gewinscht und verzobret,<br />

und nachdem si jar und tag ein arme, kranke frow gewesen, ira<br />

war geseit, und si zuo den siben eichen uss ingebung des boesen I0<br />

geists gewisen, und als man si dahin gefueert, da sind von iren<br />

gangen mit grossem schmerzen bi 18 kislingstein, klein und<br />

[12S7J gross, als ein gross ei, und dass soelichs ungehoerts wunder<br />

durch si uud den Tuefel zuo wegen bracht sie.<br />

Item si habe totenbein underm galgen ufgelesen, und die mit 1:,<br />

menschenhar am samstag z'nacht gebürstet und ussgeworfen,<br />

ufgenomen und um die bein gewunden, und uuder die husschwellen<br />

vergraben, ins Tuefels und deren namen, so si wolt verzobren.<br />

Und also hab si des muellers dochter von Lyss unbaerhaft<br />

gemacht, item den Krattinger zuo Bargen ouch verhexet, dass m<br />

er sich sines ewibs ganz nuet vermocht, item Lienhart Dicken<br />

sinen zug verzobret, dass er mit 6 hengsten nit einen schrit ab<br />

stat mochte faren; denen si war geseit und geholfen, wie si der<br />

Tuefel aller dingen underricht und iren geholfen habe.<br />

(113) Rem der Tuefel habe si uf dribeinigem | stiil uf Brattelen- 25<br />

matten 2 ) gefueert zuo vil lueten, da habends gessen und trunken,<br />

und sien demnach wider heim gefaren.<br />

Und wie nun dis obgemelte heilikeit was angericht durch<br />

hie gehörte wis und wunder, und fuernemlich der steinen, so durch<br />

ein dechen von Bern irem bischof zuogesent, das und andre wun- w<br />

der zuo bestaeten, die kapel Unser Frowen zun siben eichen, als<br />

da erschinener zeigerin und den verzeigten heiligen zewichen,<br />

wie [1288] dan mit grossem lob und andacht beschechen, ouch<br />

dahin ein semlicher zuolouf worden, dass zuo diser zit ob 800 pfund<br />

i) Bei Nidau. an der Zihl, früher Pfarrdorf.<br />

«) Vielleicht Bnittelenmatte bei Erlach.


480 1522<br />

opfers irem vogt, Hansen Krochtalern, vennern zuo Bern, vorstünden<br />

über allen kosten des kostlichen buws der nuewen kapellen,<br />

altar, goetzen und briiderhus; deshalben der kuz •), wie<br />

wol vom Tuefel dargestelt, so guot, so heilsam und so fruchtbar<br />

« geachtet, dass die burger, so da urteilten, man soelte die hexen in<br />

und zuosampt der kapelen mit deren siben eichen holz verprennen,<br />

gar uebel zehoeren wurden. Dan ouch der bischof, mit der gerichten<br />

hexen vergicht von einem ersamen rat angesuocht, dis heiige<br />

stat mit iren beigen, messen, gnaden und aplas Ines beston und<br />

10 bliben; dan Kristus spricht: wer nit wider uch, der ist mit uch.<br />

Und also so mocht diser Tuefel bi diser Unser Frowen und disen<br />

neigen wol beston und bliben, dan er ir er und nuz schaffet<br />

und fuerdret wider sin art; und das zuo einem heiteren exempel,<br />

[1289] was der gele*rt, listig Tuefel ins engeis gstalt zur verfueei5<br />

rung und straf der abergloeubigen möge anrichten und triben,<br />

wo der richtigen schnür des lutren wort Gots nit mit stiffem<br />

glowen flissig geachtet und gevolget wirt. | Darum der usserwoelt (114)<br />

bot und doctor des heilsamen worts Jhesu Kristi, Paulus, ouch<br />

den himmelschen engel verflueecht, so der anders wan dise schnür<br />

so haltet, eroefnete und lörte. Es ist wol zeglowen, dass der hochfaertig<br />

Tuefel nit alein dise, sunder ouch vil, ja on zal, ander und<br />

groesser heilikeiten angericht, anrichte und erhalte, biss der sun<br />

des menschen in siner zuokunft kum einichen glowen uf erden<br />

nie finde.<br />

ss Tom anfaug und end des Roeinschen babsts Adriani VI.,<br />

und ouch von dem vertust der insel Rodis.<br />

Diss jars uf den nuenden tag Jenner, an stat des vergrabnen 9. Jan.<br />

loewen 5 ), ist, wie gemeint, ein schaf zuo Roemschem babst von 39 cardinaelen<br />

erweit worden, nämlich der cardinal Johannis und Pauli,<br />

:,o ein Brabander von Dertosa 3 ), ein 70jaeriger, fromer, wiser man,<br />

der heiligen gschrift ein fuernemer doctor, Kriechischer, Latin-<br />

') Der Lockvogel.<br />

») Leo X<br />

3 ) Gebürtig von Utrecht und Bischof zu Tortosa.


1522 481<br />

scher, Tuetscher, Welscher und Spanischer sprachen bericht, des<br />

keisers und sines bruoders 1er- und zuchtmeiser gewesen, und iez<br />

obrister regent in Spanien. Den erwoelten haben dri cardinäl<br />

20. Aug. gereicht und beleitet gon Rom; da ist er uf 29. Ougst gekroent<br />

und Adrian diss nammens der sechst genaemt worden. B<br />

Nun, sobald er die wal angenomen, [1291] hat er angends<br />

zuo befridung der kristenheit legaten und bref ussgesent an die<br />

obren der kristenheit, und ouch besunder an gmein Eidgnossen<br />

(115) ein hoch ermanend | bref, geben zuo Saragossa in Spanien uf<br />

15. tag Apre], begebende, dass d'Eidgnossen, als liebste suen und w<br />

schirmer der heiligen kirchen friheit, woellid Ire waffen abziehen<br />

von kristlichs pluots vergiessung, und die siner heilikeit zuostellid,<br />

gmeinen friden zemachen und zeschirmen, damit dem mächtigen,<br />

grimmen viend der kristenheit, dem Türken, ein ernstlicher<br />

widerstand getan moege werden 1 ). i*<br />

Er hat ouch nach siner kroenung einen beredten legaten geschikt<br />

zuon ständen des Roemschen richs gon Nuereberg-), nämlich<br />

vier Sachen zuo verschaffen; zuom eisten einen gmeinen friden der<br />

fuersten der kristenheit; zuom andren einen widerstand widern<br />

Türken, zu retung Ungern, Krabaten und Rodis; zuom driten 20<br />

ussruetung der Lutherischen sect; und zuom vierden ein reformation<br />

der kristlichen kilchen, die er selbs bekant und klagt<br />

vast uebel zerriten sin, mit verwilligung, ein concilium zehalten.<br />

[III 1292]. Er mocht aber nuetset ussrichten, wan bim Roemschen<br />

keiser und dem Franzesischen kueng kein fridgeben nochmalen w<br />

was, deshalb der grim Tuerk Soliman on widerstand fuergefaren,<br />

hat, Ungeren und Krabaten uebel beschädiget.<br />

Rodis vom Tuerken ingenomeu.<br />

Und mit grossem pluot beder teilen die alt beruempt insel<br />

25. liezb. und stat Rhodis ingenomen uf den heiligen Winnachttag, vom M<br />

hochmeister und den riterbrueederen, ires lebens und farender<br />

i) Abgedruckt (lat.). Eidg. Absch. IV. 1«. S. 195.<br />

2) Den Nuntius Chieregati.<br />

31


482 1522<br />

hab gesichereten, ufgeben, nachdem si die Sant Johanser, dem<br />

Tuerken abgewunnen, 214 jar haftend mit sighafter hand loblich<br />

besessen •). | (116)<br />

Vil weltwiser meinten, es wäre der kristenheit waeger,<br />

5 der Tuerk haette dis insel ine, wen dass si die S. Johanser,<br />

als das klein Rom, in hätten gehaept alein zuo uberlaestiger Schätzung<br />

und beschwaerung der ganzen kristenheit; zuodem dass ouch<br />

minder Sicherheit uf dem land und mer gegen menglichem gehalten<br />

wurde bin S. Johanseren, dan bim Tuerken, also dass der<br />

io Tuerk, Sicherheit [III 1293] zeschaffen und zeschirmen, zuo disem<br />

krieg verursachet sie worden. Was den da bi den riehen, mutigen<br />

S. Johanseren der heilig, armüetig Johannes fuer heilikeit habe<br />

gehalten, ist liechtlich zuo gedenken.<br />

Nun, es sie wie im wolle, so ists gwis, dass zuovor die straf<br />

15 Gots und der kristlichs namens hoepteren ubermueetige uneinikeit<br />

dem Tuerken hat vor, iezt und nacher, anlas, fug und stärke<br />

geben, den merenteil der kristenheit abzeziehen. Noch so wirts<br />

nit herzlich erbarmt, noch bedacht.<br />

So ist der Luther und sine sect erst keklich harfuergebrochen,<br />

20 die fuertreffenlichste heilikeiten des babstuoms umzekeren, wie<br />

gehört.<br />

So ist er, der heilig vater, an nur genämpter reformatz und<br />

vor verwilligetem concilio, e dan uetset gebesseret wurde, wie<br />

etlich siner vorfaren me, e mit gift erworget 2 ), zuo sinem heil<br />

25 bald, e dan sine fromkeit uf des leiden Satans stuol in bosheit<br />

verkert, und dass einer des stuols wirdig ingesezt wurde, wie<br />

dan beschechen.<br />

[III 1294] Von diser wal haben der Roemsch keiser und ouch<br />

die Roemschen cardinäl einer Eidgnoschaft vast fruentlich | zuoge- (117)<br />

so schriben, mit hohem begßr, nach altem harkomen vertruewens<br />

und vereinuug, im andacht und schirm bäbstlicher heilikeit und<br />

der heiligen Roemschen kilchen zuo beharren. Zuo Zuerich verabscheidet<br />

uf 22. tag Hornung 3 ).<br />

22. Febr.<br />

i) Die Johanniter hatten Rhodus am 15. Aug. 1310 eingenommen.<br />

2) Hadrian VI. starb am 14. Sept. 1523, angeblich vergiftet,<br />

3) Eidg. Absch. IV, 1». S. 175.


1522 483<br />

Werbung des Roemschen keisers, mit zustand des Roemschen<br />

stuels, an gmein Eidgnossen um rereinung und<br />

abstaud vom kueng von Frankrich.<br />

Als dan zuo end vergangens jars der Roemsch keiser in sinem<br />

und des Roemschen stuols namen hat begört an gmein Eidgnossen, s<br />

eine tagleistung uf diss jars der heiligen dri kuengen fest') zehaben,<br />

ist die uf bestimpte zit zuo Zuerich gehalten 2 ). Da in des<br />

Roemschen stuols namen ist erschinen der zit der vast unwerd<br />

bischof von Verulan. und in keiserlicher majestaet namen her<br />

Wilhelm, bischof von Strassburg, lantgraf in Elsas, [III 1295] w<br />

her Rudolf graf von Sultz, her Wolf von Honburg, riter, doctor<br />

Jacob Stuertzel und ander, mit credenz und langer Instruction,<br />

welche hat ingehalten ouch etliche vormals angebrachte sachen,<br />

und fuernemlich, dass baebstlicher heilikeit und keiserlicher majestaet<br />

wil sie gewesen, gmeinen friden in der kristenheit zehabenu><br />

und dem Tuerken widerstand zetuon. Uf das ouch keiserlich<br />

majestaet erstlich den fuenfjaerigen bestand angenomen, ein gwaltige<br />

schiffung wider die ungloeubigen geschikt, den grossen<br />

tirannen den Barbarossa 3 > erschlagen und die insel Alagarbia 4 )<br />

gewunnen hab, doch nit on schaden, dan die erste schiffung durch »<br />

ungestueeme des mers undergangen. Wäre da fuergefaren, wenn<br />

(118) in der Franzesisch kueng | unversehen nit verhindret haette. über<br />

das der genant kueng uss baebstlicher heilikeit verwilligung zuo<br />

gemeltem fuernemen hat ein cruciat und aller geistlichen gueeteren<br />

zechenden in sinem rieh ufgehaept, und dennocht nit alein nit hilf 25<br />

getan, sunder erst ouch, wider die geschwornen puend, ungewarnt<br />

und an billich ursach, mit baebstlicher heilikeit und keiserlicher<br />

majestaet widerwärtige pratiken und krieg angefangen; derhalben<br />

baebstlich heilikeit und keiserlich majestaet getrungen, ire macht,<br />

wider die ungloeubigen bereit, an den kueng von Frankrich zuo w<br />

verwenden und brücken 5 ). Da hat keiserlich majestaet sine kuengi)<br />

6. Januar.<br />

» Eidg. Absch. IV, 1». S. 159.<br />

3 ) Horuk Barbarossa, der Seeräuber, der sich in Algier festgesetzt<br />

hatte, aber 1518 von den Spaniern besiegt und hingerichtet wurde.<br />

4 ) Algarbien nannte man die Nordspitze von Afrika, gegenüber Gibraltar.<br />

5 ) Vergl. die Beilagen betr. die kaiserl. Gesandtschaft. Eidg. Absch.<br />

IV, 1». S. 160-162.


484 1522<br />

rieh in Hispanien erretet Und in Flandren etliche staet und<br />

schloss gewunnen.<br />

So hat baebstlich heilikeit mit keiserlicher majestaet hilf herzog<br />

Francissen von Meyland, keiserlicher majestaet oehenund fuersten<br />

5 des Roemschen richs, in das herzogtuom Meiland als natürlichen,<br />

väterlichen erben ingesezt, ime unsshar vom kueng von Frankrich<br />

gwaltiglich vorbehalten. Welche insatzung keiserlich majestaet<br />

wider menglich understat ze hanthaben, ganzem Italien zuo friden.<br />

Und uf semlichs so sie keiserlicher majestaet gnaedig begören,<br />

io dass ein loblich Eidgnoschaft, als ein glid des heiligen Roemschen<br />

richs, sich den Franzesischen kueng in einichen weg nit woelle<br />

lassen bewegen wider die heilig Roemsch kilchen, wider keiserlich<br />

majestaet und das heilig Roemsch rieh, und wider herzog Franzen<br />

von Meiland, ir aller puntgnossen und des Roemschen richs<br />

i5 fuersten, angesehen dass si im das zetuon nit schuldig, lut ir<br />

vorbehaltung; dass ouch der kueng [III 1297] iren punt, wie<br />

ouch ander, hat gebrochen; item wider | die erbeinung das nider (119)<br />

Burgun mit row und brand gewueest und die stat und schloss<br />

riedin •) ingenomen mit hilf her knecht; da keiserlich majestaet<br />

so wil glowen, on iren, einer Eidgnoschaft, willen das beschehen<br />

sie. Darzuo so hat der kueng dise krieg angehaben, da sich ires<br />

punts schirm nit hinlaendet, noch si bindet; deshalben keiserlich<br />

majestaet sich wil versehen, si werde nach gepuerlicher pflicht sich<br />

der sachen nit witer me beladen, sunder betrachten, was ira<br />

25 gfits und uebels daruss entspringen und volgen möge.<br />

Und als dan baebstlich heilikeit und keiserlich majestaet, der<br />

kueng von Engenland, herzog Franciscus von Meiland und ander<br />

fuersten einen loblichen punt zuo samen haben; so dan gmeiner<br />

Eidgnoschaft geliepte, ouch darin zegon, haben wir boten gewalt,<br />

so alles darin zehandlen, so ira zu lob, er und nuz, und ouch zuo<br />

bestaendikeit ires wesens reichen mag; ouch Pensionen und anders<br />

ira dienlich ufzerichten, dardurch si in rueewiger besitzung irer<br />

hab und friheit mag sicher beliben, und darzuo von baebstlicher<br />

heilikeit, von keiserlicher majestaet und von den andern puntsi)<br />

Heedin bei Arras, am 6. Nov. 1521.


1522 485<br />

gnossen, ja von aller kristenheit gross lob und er, ouch gunst<br />

und hilf haben.<br />

So ist herzog Franciscus von Meiland [III 1298] ganz geneigt,<br />

einer Eidgnoschaft guoter nachpur zesin, und ouch mit<br />

keiserlicher majestaet gunst an si kein ansprach zehaben der s<br />

landen halb, vom herzogtuom an si kommen. Begerte ouch mit<br />

ira zuo glich sinen vordren vereinung und capitel inzegon.<br />

So versieht nun keiserlich majestaet, dass ein loblich Eidgno-<br />

(120) schaft geneigter sin solle, baebstlicher heilikeit | und der heiligen<br />

Roemschen kilchen, ouch irer majestaet und des heiligen Roemschen w<br />

richs, desse glid si ist, anzehangen, wan des selben vienden, und<br />

begßrt darum ein guote antwort.<br />

Witer so begßrt keiserlich majestaet, ouch in irer puntsgnossen<br />

namen, dass ein Eidgnoschaft, zuo schirm der heiligen<br />

Roemschen kilchen und des richs ertrich, woelle geben 10,000 15<br />

knecht oder me, die wol und erlich gehalten und bezalt sollend<br />

werden. Und da, wie wol der babst Leo nach dem entschluss<br />

diser Werbung mit tod abgangen, so wil doch keiserlich majestaet<br />

mit sampt iren puntgnossen und insunders des herzogen von<br />

Meiland, erstaten alles das, so dise Werbung hinhaltet, und ouch 20<br />

alles, so dem babst bi sinem leben zetuon und zegeben wäre<br />

zugestanden; ungezwifleter hofnung, der künftig babst werde in<br />

sines vorfaren stat ston in allen disen geschaeften, wie das der<br />

bischof von Verulan hat erluetret.<br />

[III 1299] Es hat ouch gemelter herzog von Meiland hie 25<br />

zugegen sine botschaft mit credenz und gwalt, diser Werbung<br />

stat zetuon, und wil daruf guoter antwort erwarten •).<br />

Antwort der Eidgnossen uf die keiserliche Werbung<br />

und uf etliche mitloifende sachen.<br />

Uf dis treffenliche Werbung ward von den orten, so gegen- so<br />

waertig — dan etliche dem keiser nur nit losen wolten — ein<br />

tag ze antworten bestimpt wider gon Zuerich; als aber die Franzesischen<br />

Eidgnossen, zuo Lucern mit des Franzesischen kuengs<br />

•) Kidg. Absch. IV, 1«. S. 160.


486 1522<br />

botschaft vereint, einen tag | gon Baden fuergesezt hatten uf letsten (121)<br />

tag Jenner, dahin die keiserische botschaft ouch muost komen si. Ju.<br />

um ir antwort, die ira mit guoten^kurzen Worten in versigletem<br />

abscheid ward geben uf die meinung: Der keiserlichen majestaet<br />

5 wäre wol zewissen, wie die 12 ort einer Eidgnoschaft sampt iren<br />

zuogewanten dem allerkristlichsten kueng von Frankrich haettid<br />

geben brief und sigel, im sine inhabende land helfen schirmen,<br />

dem koennids mit keinen eren abston. So dan im das herzogtuom<br />

Meiland gewaltiklich werde abgetrungen, so koennids [III 1300]<br />

io ouch nit davor sin, wen dass si im zuo retung des sinen verschribne<br />

hilf tueegid, wie si dan zetuon ietzemal im habid zugesagt;<br />

sust woellids keiserlicher majestaet die erbeinung truelich halten,<br />

so ver und das gegen inen ouch beschaehe. Si vernaemen aber<br />

von den nachpuren vil troewens und Schmitzens, derhalben si<br />

io begßrten zewissen, wesse si sich zuo inen söltid versehen.<br />

Uf disen anzug sagten die keiserischen, si woeltid bi den iren<br />

semlichs verkomen, begertid, dass derglichen bi den iren ouch<br />

beschaehe, und begerten daruf zewissen, ob baebstlicher heilikeit<br />

und keiserlicher majestaet commissarien und posten in einer Eid-<br />

M gnoschaft moechtid Sicherheit haben oder nit, so keiserlicher<br />

majestaet secretari getroewt wurde, und die von Glaris iren posten<br />

haettid ufgehaept und im die brief genomen, des sich baebstlich<br />

heilikeit und keiserlich majestaet lut irer vereinung keinswegs<br />

haettid versehen. Uf disen anzug gabend d'Eidgnossen langsam<br />

25 antwort; dan etliche ort haeftig daran waren, so man dem kueng<br />

zugesagt hätte zehelfen. dass man die boten, [III 1301] commis-| (122)<br />

sarien und posten, so disem handel widerwärtig, soelte uss dem<br />

land wisen, da si nuet anders hie taetid, wen dass si iren hern<br />

zuoschribid alles, was in einer Eidgnoschaft gehandlet wurde, wie<br />

30 man ouch das am Vitt Sutor, des keisers secretari, hat erfaren.<br />

Man soelte ouch mit denen von Zuerich verschaffen, dass si den<br />

hin hiessid faren. Und als uf nächsten tag, zuo Baden uf den 11.<br />

tag Hornung gehalten 1 ), die von Zuerich dartaten, wie si mit den u.Mr.<br />

keiserischen so vil verschaft, dass Vitt Sutor hinweg gevertiget<br />

i) Nach den Eidg. Absch. wurde diese Sache schon von der frühern<br />

Tagsatzung vom 31. Januar erledigt. IV, 1«. S. 166. Vergl. das bezügliche<br />

Schreiben vom 16. Januar. IV, 1». S. 164.


1522 487<br />

wäre, da liessends d'Eidgnossen dabi bliben, dass die boten oder<br />

posten, so noeh im land, oder 's land bruchtid, nuetset unredlichs<br />

und der vereinung widrigs taetid und verschiefid; dass ouch die<br />

von Glaris die posten und brief, so nit d'Eidgnossen berueertid,<br />

soeltid lassen gon.<br />

s<br />

Und uf iezgemelten tag schriben die vier staet am Rin £ )<br />

und ir hoptman, her Uolrich von Hapsperg, den Eidgnossen zuo<br />

vast fruentlich, si woeltid sich nachpurlich und der erbeinung gemaes<br />

halten, und (die) so das nit täten, strafen, semlichs zetuon<br />

si von [III 1302] inen ouch begörtid. Dis antwort d'Eidgnossen w<br />

in gutem annamend, und gebutend den iren, mit den nachpuren<br />

nachpurlich und fridlich zeleben.<br />

Es was noch der boes Tuefel vorhanden, so vor jaren zuo<br />

dienst dem Franzesischen kueng') den Schwaebschen krieg forderlich<br />

mit troew- und schmaechworten hat angericht, damit der 15<br />

Roemsch keiser verhindret, den herzogen und Meiland muost verlassen<br />

— vermeinende, im waere ieztan ouch also zetuond; aber<br />

(123) Got verhuots. So mocht ein erberkeit noch wol ingedenk sin, was |<br />

eren, lobs und nutzes einer Eidgnoschaft dahar was entsprungen.<br />

Und darzuo, wie wol der mächtig Roemsch keiser, über vil- 20<br />

valtigs und allergnaedigsts erpieten und ansuchen, muost spueren<br />

und wissen, dass der Eidgnossen anwaelt der merteil zuo im und<br />

sinen sachen so gar kleinen gunst hatten, dass etliche ort im<br />

nur nit der oren vergont, und der merteil sinem viend mit allem<br />

vermögen zustund, und dennocht so lies er sich [III 1303J als 25<br />

ein wiser fuerst nuzlicher gueetikeit nit abschuechen, lies stolzieren,<br />

was da wolt, fuor aber mit sinem gluek fuer, und schuf täglich<br />

sine merung und erhoechung an sinen widerwärtigen, biss dass<br />

ers bald dahin bracht, dass der Franzesisch kueng selbs mit aller<br />

sinen gevatterschaft ime muost zuosehen und dussen, ja an sine 30<br />

gnad komen und gedult haben.<br />

Und das tuot der her der herschern, der da erhoecht und<br />

ernidret, wen und wenn er wil. Das gluekrad ist sin algwaltige<br />

band, under deren sich alle hoeche demueetigen sol und muoss.<br />

i) Eidg. Absch. IV, 1». S. 172 von Rheinfelden, und Seite 175 von<br />

Waldshut, Laufenburg und Säckingen.<br />

2) Ludwig XII


488 1522<br />

Manung des Konischen richs an gmein Eidgnossen, nit<br />

widern Roemschen keiser und Meiland zeziehen, und<br />

an etliche, des richs stuer zegeben.<br />

Nachdem nun des Roemschen keisers botschaft irer bege4'<br />

B halben was ungeschaft abgevertiget, und d'Eidgnossen mit den<br />

Franzosen in Meiland zeziehen uf der stras waren, do haben des<br />

Roemschen richs stat|halter, erzherzog Ferdinand (III 1304) und (124)<br />

die staend, zuo Nuerenberg versampt, uf 8. tag Hornung ein missif 8. Febr.<br />

ussgesendt. an gmein Eidgnossen, mit ernstlicher manung und<br />

10 fruentlicher pit, dass si, als ein fuernem glid des heiligen richs<br />

und Tutscher nation, in ansehen der billikeit, erberkeit und<br />

rechtens, wöllid ires unbillichen, unlidlichen fuernemens abston,<br />

und nit helfen mit frefel gwalt, und wider recht und gmeinen<br />

lantfriden, ein camer des richs, nämlich das herzogtuom Meiland,<br />

15 einem Roemschen keiser und dem rieh abtringen und under<br />

froemde nation zwingen').<br />

Item hienacher wurden durch mandat ervordret angelegte<br />

richsstuer zegeben: Basel, Schaf husen, S. Gall, apt und stat, Kruetzlingen,<br />

Rotwil und Muelhusen, welche darum ir Eidgnoschaft<br />

«» anrüften*).<br />

Der Eidgnossen antwort.<br />

Uf dis des richs anmuotungen haben d'Eidgnossen zuo mittem<br />

Merzen zuo Zürich geantwort, ufs erst — wie einer stat Bern<br />

Instruction inhielt, durch her Casper von Mue]inen dargelegt 3 ) —<br />

H [III 1305] wie dan d'Eidgnossen mit dem kueng von Frankrich<br />

vereinung angenomen, und sich darin verpflicht haben, den<br />

selben kueng bi sinen inhabenden landen helfen zuo behalten, und<br />

deshalb ein zal der iren dem kueng zuogeschikt haben; darum<br />

inen ören halb nit woelle zimen, iren zusagen abzeston, dan si<br />

so brief und sigel billich sollen und mueessen halten. Und so dan<br />

i) Eidg. Absch. IV, 1». S. 178. Anmerk. zu b.<br />

«) Am 24. Juni. Eidg. Absch. IV, 1*. S. 2<strong>06.</strong><br />

3) Eidg. Absch. IV, 1*. S. 180. (13. März).


1522 489<br />

d'Eidgnossen das herzogtuom Meiland vormals habid herzog Maximilian<br />

ingeben, und in darbi zuo behalten ir üb und guot dargesezt,<br />

wen dass die lanzknecht uss dem rieh und Tatschen<br />

(125) landen, | dem kueng von Frankrich angehängt, den selben haben<br />

vertriben, so vermeinen d'Eidgnossen, diewil der keiser und das B<br />

rieh soelichs domalen nit versehen, dass si nit ursach haben,<br />

ieztan darum ein Eidgnoschaft so wit zuo ersuochen; was si aber<br />

sust dem heiligen rieh in ander weg schuldig und pflichtig sien,<br />

erbietend si sich, das gneigts und guots willens zetuond, doch dass<br />

an inen erlangte friheiten ouch gehalten werdid.<br />

io<br />

Ufs ander, so verhoffids, die iren soellid nach hargebrachter<br />

friheit und friden semlicher beschwernuessen uberhaept bliben;<br />

doch was iemands schuldig, moegids nit vorsin 1 ).<br />

Es haben sich ouch gmein Eidgnossen diser Schätzung halb<br />

erlütret zuo Lucern, dass ein stat Lucern solle in gmeiner Eid- w<br />

gnossen namen schriben dem kammerrichter und dem fiscal, si<br />

semlicher ufsaetzen zerueewigen, dan si vermeinen, dass semliche<br />

anfechtung hinderrugs dem keiser, alein durch sunder personen<br />

beschaehe, gelt von Eidgnossen zebringen und unruow zestiften.<br />

Dass d'Eidgnossen, uf anruefen des keisers und der graf- 20<br />

schaft Burgun, am kling bestand erwürben und ire<br />

botschaft in Burgun schikten, die erbeinung zue ernfiwern.<br />

iTf der ersten tagleistung diss jars, zuo Lucern gehalten,<br />

und ouch uf den nachgenden tagen, ist ein treffenliche botschaft ^<br />

erschinen im namen des Roemschen keisers, frow Margariten,<br />

erzherzogin und regentin, und der drlen staeten der grafschaft<br />

(126) Burgun, und hat an d'Eidgnossen ernstlich begert ernuewerung |<br />

der erbeinung, und dass harzuo ein botschaft in gmeiner Eidgnossen<br />

namen hingeschikt wurde, damit, so die offenlich ver- so<br />

lesen und verkuent, sich menglich darnach wusste zehalten; dan<br />

i) Am 1. Juli. (Eidg. Absch. IV, 1«. 8. 213).


490 1522<br />

si nun 11 jar angestanden, so doch zuo allen lOjaren solt ernuoweret<br />

und geschworen werden').<br />

Item dass mit dem kueng von Frankrich und sinem stathalter<br />

im herzogtuom Burgun, dem hern von Tremolien, verschaffet<br />

5 wurde, dass der vorbehaltnen erbeinung stat geton, und ouch<br />

dass [III 1307] ire berowten und gefangnen, ouch Studenten zuo<br />

Paris, widergolten und gelediget wurdin.<br />

Und uf dis ansuchen verordneten d'Eidgnossen begßrte<br />

botschaft, begerte sachen zuo verschaffen, nämlich in aller namen<br />

io von Bern — den venner Willading — von Basel, Friburg und<br />

Solaturn. Die ward erlich und wol enpfangen, gehalten und gelassen.<br />

Si schribend ouch, wie begert, dem Franzesischen kueng<br />

und gemeltem stathalter, die grafschaft Burgun, wie vormalen<br />

zugesagt, rueewig zelassen und das entwehrt wider zekßren, ouch<br />

w die gefangnen zeledigen, weiten si echter, dass ir pund ouch<br />

bestan soelte. Und in diser sach ward der grafschaft Burgun<br />

und iren obren, insunders durch Bern, so wol gedient, dass<br />

d'Franzosen vast ungern underliessen, das inen wol gelegen, und<br />

zuo entschitung der iren in Meiland guot gewesen waere. Da ward<br />

20 zwischen dem herzogtuom und der grafschaft Burgun ein bestand<br />

gemachet, desse d'Eidgnossen wol zefriden, und sundren dank<br />

vom keiser enpfiengen. | (127)<br />

[III 1308] Hie volgeud vier gedaechtlicher missiven, vom<br />

Konischen keiser einer stat Beru zfigesent.<br />

25 In und nach oberzelten haendlen hat der Roemsch keiser einer<br />

stat Bern etliche missiven zuogesent, under welchen vier beliben,<br />

nit unnuez ze behalten und zehoeren, damit die nachkomen globhaftig<br />

vernaemen, wie sich dis mächtiger keiser gegen einer stat<br />

Bern, so doch der zit ganz dem Franzesischen kueng anhieng, in<br />

M disen schweren loeufen erzeigt habe.<br />

i) Eidg. Absch. IV. 1*. S. 150. (1. Jan.) uud S. 172. Die Boten sollten<br />

am 25. Febr. in Pontarlier eintreffen. Ihre Namen werden aber hier nicht<br />

genannt.


1522 491<br />

1. Vom alten und nuewen babst, mit pit, inen<br />

anzehangen.<br />

Karolus, von Gots gnaden Römscher keiser etc. Lieben, getruewen.<br />

Uns zwiflet nit, menglich, und zuovordrist ir und die<br />

gmein loblich Eidgnoschaft, moeg ermessen, was leid und beschwe- 5<br />

rung uns der unzitlich und unversehen tod unsers heiligen vaters<br />

babst Leo bewegt hat, diewil wir uns aller unser handlung und<br />

geheim mit ihm dermassen verglicht gehept, dass wir bed, so<br />

lang uns Got das leben verlihen, einen einhelligen, steten willen<br />

zehaben geacht worden waeren. So ist ouch an unser iedem bi io<br />

sinem leben nit erwunden, ansehlichen, kräftigen einigung samentlich<br />

mit uch inzegon. Und wie wol er mit semlichem unversehenlichen<br />

abgang der gmeinen [III 1309] kristenheit anligen<br />

und notturft abgewent ist, so haben wir doch nit underlassen<br />

wellen, uch mit unserm gemueet und willen alles das, so wir in i»<br />

zit sines leben fuergenomen hatten, zuo erzeigen und bewisen,<br />

der zuoversicht, dass der almaechtig dem selben babst Leo einen<br />

sölichen nachkomen verlihen, der in dem, so wir bed mit uch<br />

(128) ze|handlen fuergenomen haben, mit glichem willen und gemueet<br />

volfaren, dardurch unser grosse begird, so wir nach im tragen, 20<br />

eins teils geringeret wurde. Dan Got sol unser zueg sin, dass<br />

unser rat, willen und fuernemen alzit dermassen gwesen ist und<br />

fuerer sin sol, gmeinen kristlichen nuz ze bedenken und zefuerdren.<br />

Darum hat uns die goetlich gnad und des heiligen Roemschen<br />

collegii versamlung mit einhelliger stim einen derglichen 2*<br />

nuewen babst, den hochwirdigsten cardinal von Tortosa 1 ), verlihen,<br />

fuer den wir, noch iemands ander, keinen besseren verhoffen,<br />

noch begeren haettid mögen, die wil er, zuosampt dem heiligen<br />

leben, ouch den guoten fügenden, siten und grossen kunst, und<br />

der sundren lieb und zuoneigung zuo kristlichen frid und andacht, 30<br />

darinnen wir in von unser jugent uf erkennen, glich, wie wir,<br />

von Tuetschem geblueet*) harkomen, und bi unserm geschlecht<br />

i) Hadrian VI.<br />

2) Als geborner Niederländer.


492 1522<br />

und älteren von jugent uf erwachsen ist, und von dem wir zuo<br />

ziten mit guoter 1er, kunst und tugent underwiset und von im<br />

als einem guten vater gehalten worden sind 1 ). In welchem sich<br />

die goetliche Schickung klarlich erzeigt, die wil er dozmal ver<br />

ö von Rom und als unser stathalter in regierung und Verwaltung<br />

unser Spanischen kfingrichen gewesen ist, und von diser höhe<br />

und wuerde kein gedanken, noch deshalb iemands in handlung<br />

oder fuerschub gehaept hat, deshalben wir zuom vordristen Got<br />

dem [III 1310] almächtigen um semliche grosse guotheit dank<br />

io zesagen schuldig sin, und uns mit sampt uch groeslichen erfroewen,<br />

als mit dem wir nit alein den heiligen vater babst Leo<br />

durch disen nuewen hirten wider gegeben zesin, sunder ouch<br />

groeslich gemöret sagen moegen. Dan die wil sich der selb heilig<br />

vater babst | Leo mit uns so ganz wol vereint, ouch sin und (129)<br />

iö gmeiner kristenheit heil zuo unserem gluek gesezt, und darzuo mit<br />

sampt uns uch geliebt und erhaept, und uwer macht, so zu einem<br />

guoten werk nie gemanglet, damit das schiflo Sant Peters nit<br />

brüchig wurde, zuo sampt der unsern vereiniget hat — was<br />

moegen dan wir von disem nuewen babst verhoffen, der uns von<br />

äo dem almächtigen mit sundren des heiligen geists gnaden zuogefftegt<br />

worden, und uns zuo gmeiner kristenheit nuz und wolfart<br />

mit vor anzeigtem willen, ouch personlicher biwonung sines lebens<br />

erkantlich und verwant, und unser grosse hoehe und zierd zesehen<br />

begirlich ist?<br />

SO<br />

Demnach soellen sich ir und die gmein loblich Eidgnoschaft<br />

mit uns erfroewen, dass si iezt einen babst und keiser, uss Tötscher<br />

nation geborn, die ouch mit glichem willen und gemftet<br />

nuetset anders, wan der Tuetschen nation er und wolfart, ouch der<br />

kristenheit ufnung und erwitrung begeren werden, mit inen in<br />

so einung und puentnues, ouch inen und der ganzen Tuetschen nation<br />

so geneigt, haben. Soelichs wolten wir uch gnädiger meinung<br />

nit verhalten, mit allem flis und ernst begerend, ir woellid ein<br />

semlich [III 1311] gemueet an uch nemen, damit menglich erkennen<br />

moeg, dass ir und uwer altern loblich gebruech, gewonheit und<br />

i) Hadrian war eine Zeitlang Karls Lehrer gewesen Vergl. S. 481 zuvor.


1522 493<br />

harkomen und woltaten, zu beschirmung der heiligen Roemschen<br />

kilchen nit veraendret oder abgewent sien, sunder gemerkt werde,<br />

dass ir und gmein Eidgnossen einen glichmaessigen willen zuo uns<br />

beden tragend, wie dan unser iedes gemueet und meinung zuo<br />

uwerm nuz und ufnemen stat, als ir mit hilf Gots soelichs witer s<br />

(130) täglich enpfinden werden. |<br />

25. JM, Geben in unser stat Pruessel in Braband, am 25. tag Jenner<br />

anno etc. im 22., unser richs des Roemschen im driten jar.<br />

Carolus.<br />

Ad mandatum domini imperatoris propria manu w<br />

Nicolaus Ziegler, Vice cancellarius*).<br />

2. Von der teilung Oesterrich mit sinem bruoder, mit<br />

begeT, die erbeinung ze halten.<br />

Carolus, von Gots gnaden Roemscher keiser etc. Lieben, getruewen.<br />

Wir haben uns mit dem durchluechtigen hern Ferdinanden, i»<br />

intanten zuo Hispanien, erzherzogen zuo Oesterrich etc., unserm<br />

lieben bruoder und fuersten, als sin lieb iez bi uns in disen landen<br />

gewesen, der Oesterrichischen fuerstentuom land und luet, so uns<br />

und siner lieb nach abgang wilands unsers lieben herren und<br />

anherren, keiser Maximilians loblicher gedaechtnues, angevallen sind, 20<br />

brueederlich, fruentlich und entlich vereint und vertragen, [III1312]<br />

dergestalt dass nun fueran dem selben unserm lieben bruoder alein<br />

und sinen erben alle Nideroesterrichische fuerstentuom und land,<br />

nämlich die fuerstentuom ob und under der Enss, Stir, Kernthen,<br />

Krain, sampt disen grafschaften, herschaften, schlössen, staeten 25<br />

und flecken: Goertz, Ortenburg, Puosterstal, Carst, Isstrich 2 ), Metling<br />

3 ), Friul, Triest, Meron und Gradisch 4 ) mit allen iren lueten,<br />

hulden und undertanen erblich und gänzlich zuoston und beliben<br />

soellen. Darzuo haben wir witer siner lieb unser fürstliche grafschaft<br />

Tyrol mit andren Oberoesterrichischen landen, nämlich 30<br />

i) Im Auszug erwähnt Eidg. Absch. IV, 1*. S. 178. Das bernische<br />

Original scheint nicht mehr vorhanden zu sein.<br />

2) Istrien.<br />

8 ) Im Erzherzogthum Krain.<br />

4) Gradisca.


494 1522<br />

Elsas, Suntgoew, Brissgoew, Schwarzwald, mit iren | zuogehoerigen (131)<br />

staeten, flecken und stucken der vordren landen, desglichen unser<br />

fuerstentuom Wirttenberg') an unser stat zuo regieren, zuo fuersehen<br />

und zu handien zuogestelt, und deshalben unser volkomen<br />

5 macht und gwalt geben, ouch ufgelegt alles das, so uns als erzherzogen<br />

zuo Oesterrich von der selben landen wegen gegen<br />

unsern puntgnossen und verwanten zuostat und gepuert, volkomenlich,<br />

als ob wir personlich dabi waeren, zetuon und ze verlihen.<br />

Wir haben ouch sin lieb, die wil wir iez unser merklichen notio<br />

turft nach in unsere Hispanische kuengrich ziehen, zuo unserm<br />

stathalter general unsers regiments im heiligen rieh fuergenomen<br />

und verordnet. Und die wil wir dan mit unserm hus Oesterrich,<br />

sinen zuogehoerigen fuerstentuomen, landen und lueten, mit uch und<br />

gmeinen Eidgnossen in erbeinung und puentnues sind, und aber<br />

iö gemeltem unserm lieben bruoder von unser wegen die selb erbeinung<br />

und puentnues, und was darin begriffen ist, mit uch und<br />

gmeinen Eidgnossen zehalten zuoston [III 1313] und gepueren wirt,<br />

sich ouch sin lieb desse geneigt und ganz willig zetuon erpuet, so<br />

begeni wir an uch mit besundrem flis, ir wellid mit gedachtem<br />

so unserm lieben bruoder in unserm namen semlich erbeinung und<br />

puentnues fruentlich und nachpurlich halten, und uch gegen siner<br />

lieb darin gutwillig erzeigen, als unser sunder gnädig vertruwen<br />

zuo uch stat. Uns zwifelt ouch gar nuetset, der selbig unser bruoder<br />

werde sich hierin widerum und dermassen so frintlich und<br />

äs nachpurlich halten, dass ir des dankbarlich ziifriden sin werden.<br />

Das alles wir uch gnaediger meinung nit hond woellen verhalten. | (132)<br />

Geben in unser stat Pruessel in Brabant, am 4. tag Aprel 4. April<br />

anno etc. im 22., unsers richs des Roemschen im driten jaren.<br />

so<br />

Carolus.<br />

Ad mandatum caesarea: et catholica?<br />

maiestatis propria manu<br />

Hannart. 2 )<br />

') Damals in des Kaisers Gewalt.<br />

-) Original im Berner Staatsarchiv, sog. « Unnütze Papiere ». Bd. 52.<br />

Nr. 42. Ich finde sonst überall nur den Theilungsvertrag vom 7. Februar<br />

angeführt. Vergl. auch Mailath, Gesch. d. öster. Kaiserstaats II, 2.


1522 495<br />

3. Klag von wegen der schlacht zu Pichoken, mit beg£r,<br />

nochmalen vom Franzesischen kueng abzeston.<br />

Carolus, von Gots gnaden Roemscher keiser etc. Lieben, getruewen.<br />

Wir tragen keinen zwifel, uch sie in frischer gedaechtnues,<br />

alsbald wir uss gnaden Gots zuo des Roemschen richs wuerde, ,-,<br />

namen und gwalt komen sind, dass wir von stund an mit sunders<br />

gnädigem willen [III 1314] und allem flis mit uch, nit<br />

alein als des selben richs ehrliche und namhafte glidern, sunder<br />

ouch als mit uns und unsern lieben hueseren Oesterrich und<br />

Burgun getruewen puntsverwanten, guoten verstand und einung w<br />

zemachen und zuo underhalten fuergenomen, soelicher gstalt, dass<br />

uch nit weniger nuz und er, als uns und dem heiligen rieh<br />

ervolget wäre. Und wie wol wir zuo mermalen durch gschrift<br />

und unser treffenliche botschaft, und jungst durch unsern fuersten,<br />

den bischof von Strassburg, und ander unser treffenlich raet, soe- «<br />

lichs an uch ersuchen haben lassen, mit dem gnädigen begeren,<br />

dass ir uch der Franzesischen partl entschliegen und begeben,<br />

und uns und dem heiligen rieh in eroberung des herzogtuom<br />

Meilands, zuo sampt uwerm grossen nuz und vorteil, anhangen<br />

wolten, so hat doch soelichs zuo der selben zit, es sie uss wider- »o<br />

wärtigem zuofal, das ie zuo ziten menschlichem fuernemen verhindrung<br />

bringt, oder ander arglistiger, geschwinder pratik beschehen,<br />

nit mögen erlangt werden, sunder ir habt mit einhelligem gemueet<br />

und gmeinem rat uwere knecht in Itaüam gesent, das herzogtuom<br />

Meiland zuo überziehen, und damit unserm viend, dem kueng von m<br />

Frankrich, so soelich unser und des richs eigentuom unrechtliclien<br />

vorhaltet und in hat, hilf und bistand zetuon; darab wir, als nit<br />

unbillich, nit wenig misfallen enpfangen, und uns des zuo uch<br />

keins wegs versehen, [III 1315] und darfuer geacht, ir soelten uch<br />

hoehers und bessers bedacht haben. Doch so ist unser wil und :;.><br />

begir nie gewesen, dass den uwern einicher schaden zuogefueegt,<br />

noch in ander weg pluotvergiessen daruss entston soelte, und<br />

darum hatten wir unsern hoptlueten sundern bevelch geben, dass<br />

si, wi wol unser her in siner anzal und macht dem Franzesischen<br />

her gemes, und uss vor ergangnem siglichen handel, die dan H


496 1522<br />

kriegsluet merklich beherziget, so vil manlicher gwesen ist, kein<br />

schlacht mit dem viend annemen soelten, als lang die uwern bi<br />

den selben unsern vienden im veld belibid. Dan es waere wider<br />

unser angeborne gueete und miltikeit, mit denen, die uns, als des<br />

s Roemschen richs glider, und sunderlich unser getruw puntgnossen<br />

waerid, ouch Tuetscher nation und zungen, zuo tatlicher handlung<br />

komen zelassen, und voruss so durch der selben stärk und<br />

manlikeit der heiligen kristenheit wider der selben erbviend, die<br />

ungloeubigen, gross hilf und bistand besehenen möchte. Aber die<br />

io sach hat sich zuotragen andrest, dan wir uns versehen hätten,<br />

und die wil sich unser kriegsvolk in irem vorteil und befestigung<br />

gehalten und kein schlacht annemen woellen, do haben die uwern<br />

das selb unser kriegsvolk truzlich überfallen, und so sich nun<br />

die unsern zu ernstlichem widerstand und gegenwer geschikt,<br />

15 sind etlich der uwern in soelichem fuer worden und tod beliben.<br />

Und wie wol die unsern mereren schaden haettid moegen zuofueegen,<br />

so haben si doch soelichs nit [III 1316] tun woellen, sich also der<br />

gegenwer benueegen lassen. Und diewil nun die ding also<br />

ergangen, und das beschehen, wie wol uns das ouch nit lieb ist,<br />

so nit mag widergebracht werden, so gepuert uns und uch, gedult<br />

darinnen zetragen, und dermassen flissig fuersehung zetuon, damit<br />

zwischen uns und uch fueran der glichen handlung vermiten blib,<br />

und begeren demnach an uch mit sundrem flis. ir woellid in<br />

ansehen des gemueets, guten und gnädigen willens, so wir zuo uch<br />

u alzit getragen und noch tragen, ouch der puentnues, damit wir uch<br />

und ir uns verwant sind, dis alles mit getruewem gemueet fuernemen<br />

und bedenken, und uch nochmals des kueng von Frankrichs<br />

partl begeben und entschlahen, und daruf uwer knecht von<br />

im abvordren, und fueran mit uns, dem heiligen rieh und andren<br />

N unsern mächtigen puntgnossen, vereinen, und das herzogtuom<br />

Meiland zeschuetzen und zeschirmen, inmassen ir bi wiland keiser<br />

Maximilians, unsers lieben hern und anhern löblicher gedächtnues,<br />

ziten getan habt, daruss ouch uech nuz und er ervolgt ist, in<br />

erlicher gstalt annemen und uch fuerer darwider nit bewegen<br />

M lassen. Und damit aber soelichs mit mererem ansehen beschehen<br />

möge, so woellen wir iez uf unserm zug in Hispanien, so wir


1522 497<br />

durch Engeland tuen werden, mit unserm lieben bruoder, dem<br />

kueng von Engeland, sprach und red halten, [III 1317] und mit<br />

siner lieb, ouch unsers heiligen vaters, des babsts, des glichen<br />

(135) des hochgebornen Francissen, herzogen zu Meiland, unsers lieben<br />

oehen und forsten, botschaften dise handlung fuernemen und be- 5<br />

schliessen, und alsdan von siner heilikeit, unser und obgemelter<br />

unsers bruoders und oehens wegen, treffenliche botschaft mit angenemer<br />

handlung und bevelch fuerderlich zu uch und andren Eidgnossen<br />

abvertigen und schicken. Das alles haben wir uch<br />

gnädiger meinung nit wollen verhalten, damit ir unsers gnädigen 10<br />

fuernemens und willens erinnert slen, und mitler zit gegen dem<br />

herzogtuom Meiland stilstandid, nuet fuernaemid, noch dem kueng<br />

von Frankrich hilf noch bistand bewisid, sunder mit uns, dem<br />

heiligen rieh und andren unsern puntgnossen frintlich und nachpurlich<br />

verglichet, das dan nit alein uch zuo merklichem nuz, er I5<br />

und ufnemen, sunder gmeiner kristenheit zuo guoter ruow und einikeit,<br />

dardurch derselben erbviend, dem Türken, so vil ernstlicher<br />

und stärker widerstand beschehen mug, kumen und dienen<br />

wirt, wie ir dan das alles von den selben unsern gesanten klarlicher<br />

und eigenlicher verneinen werden. Geben in unser stat 20<br />

Brugk •) in Flandren, am 20. tag Mey anno etc. im 22., unsers<br />

richs des Roemschen im driten jaren.<br />

Carolus.<br />

Ad mandatum caesarea; et catholiese<br />

jnaiestatis propria manu 25<br />

Hannart.<br />

4. Dankung von wegen des schirms der grafschaft<br />

Burgun.<br />

[III 1318] Carolus, von Gots gnaden Roemscher keiser etc.<br />

(136) Lieben, getruewen. Als wir uch vergangner zit geschriben haben, | 30<br />

dass ir als unser getruewen puntsverwanten, nach lut der erbeinung,<br />

so sich zwischen uns und uch und andren Eidgnossen<br />

i) Brügge. Das Schreiben ist im Aufzuge abgedruckt Eidg. Absch.<br />

IV, 1". S. 226. Beilage k. 2. Orig. im Berner Staatsarchiv « Unnütze Papiere»<br />

Bd. 52. Nr. 43.<br />

82


498 1522<br />

haltet, so ver ir ersticht wurdid, unser fürstliche grafschaft Burgun<br />

helfen schirmen soeltid, sind wir daruf von unser lieben muomen,<br />

der fuerstin von Oranye 1 ), bericht, wie soelichs von uch als<br />

getruwen puntgnossen besehenen sie, des wir uch gnädigen dank<br />

5 sagen, mit gnädiger beger, ir woelt noch für und fuer soelicher<br />

erbeinung nach berueerter unser grafschaft hilflich sin. So soelt ir<br />

uns ouch glicher wis in allen uwern zuovallenden sachen und<br />

notturften als einen uwern guten puntsverwanten finden, und ir<br />

ttind uns ouch daran sunder wolgevallen. Geben in unser stat<br />

io Valledolid in Hispanien, am 14. tag December anno etc. im 22., n j> et .<br />

unsers richs des Roemschen im vierden jaren.<br />

Carolus.<br />

Ad mandatum caesarea? et catholiese<br />

maiestatis propria manu<br />

15 Hannart.<br />

Unsern und des richs lieben, getruewen, Schultheis und rat der<br />

stat Bern s ).<br />

Nach beschlosnem pund zuo Londers uf den Pfingstag 8 ) ist<br />

demnach der keiser uf letsten tag Junii mit 112 schiffen uss 30. j M i<br />

20 England in Hispanien gefaren.<br />

[III 1319] Werbung des kuengs von Engenland an gmein<br />

Eidgnossen, friden und vereinung zemachen und vom<br />

Franzesischen kueng abzelon, mit antwort der Eidgnossen.<br />

2» Uf letsten tag Jenners zuo Baden hat der kueng von England 31. j M .<br />

durch gschrift d'Eidgnossen ankert, sine | botschaft, so uf der (137)<br />

stras, zuo verhören um sachen gmeiner Eidgnoschaft und gmeiner<br />

kristenheit zuo ruowen dienende 4 ). Dise botschaft ist uf 21. tag 21. Febr.<br />

Hornung zuo Zürich vor den Eidgnossen mit credens erschinen,<br />

•) Margareta, Statthalterin der Niederlande.<br />

') Das Original scheint nicht mehr vorhanden zu sein.<br />

') Nach Banmgarten, Karl V., Bd. II, S. 125, vielmehr am Frohnleichnamstag,<br />

19. Juni, und zwar in Windsor.<br />

') Abgedruckt Eidg. Absch. IV, 1". S. 170. Datirt vom 9. Januar.


1522 499<br />

begörend, dass d'Eidgnossen sinem hern kueng hilflich woelten sin,<br />

zwischen dem Roemschen keiser und dem Franzesischen kueng<br />

zefriden, damit das kristenpluotvergiessen abgestelt und einhellig<br />

an den Türken gewent wurde.<br />

13. Hin Uf dis anbringen haben d'Eidgnossen uf 13. tag Merzen ft<br />

einen semlichen abscheid zuo Zürich geben:<br />

Als dan des kueng von Englands treffenliche botschaft hat uf<br />

ir anbringen von uns antwort begert, sind wir einhellig erfunden<br />

und haben anfangs dem kueng sins gnädigen willens und fridlichen<br />

anmuotens zum hoechsten gedankt, mit erpieten, alles das fuerze- 10<br />

nemen, so frid und einikeit bringen möchte. Und zuo fuerdrung<br />

der sach ist der bot gefragt, was mitel er wuesste anzezeigen,<br />

dardurch der frid erlangt moechte werden, oder ob er von [III<br />

1320] künglicher majestaet etwas bevelchs hätte; sagt er, nein;<br />

sunder sin kueng, uss gnädigem willen zuon Eidgnossen, hat in 1S<br />

abgevertiget, friden zesuocben. Er wuesste ouch kein besser mitel,<br />

dan dass wir unsere knecht uss des Franzesischen küngs dienst<br />

abvordretin, und uns, wie sin küng, entwederer partl belueedid,<br />

und da bedenken, wo der krieg behar, so werde ie länger ie<br />

schwerer darin zehandlen; keiserliche majestät werde ouch frind so<br />

haben; zudem so werde dadurch dem Türken kristlich pluot zuo<br />

vergiessen und die kristen zuo schwächen stat geben. Und also<br />

uf gehepten ratschlag haben wir den boten entlich geantwort,<br />

(138) wir | slen vor allem krieg mit dem Franzesischen kueng einen pund<br />

ingangen, da woel es iren Sren nit gepüren, darvon zeston, und »<br />

versprochne, ouch gebne, hilf abzevordren. Dass man aber wissen<br />

moeg iren willen zuom friden, so habids anfangs mit vil müeg und<br />

kosten ire botschaft von allen orten in Italiam, friden zemachen,<br />

gesent, aber von baebstlicher heilikeit und keiserlicher majestaet<br />

weder gleit noch audienz mögen haben, in sorgen, semlichs inen »<br />

noch begegnen moechte. Jedoch so sie ir gut bedunken, dass er,<br />

als ein bot des Englaendischen küngs, bi keiserlicher majestaet<br />

würbe, dass botschaften an kumenliche ort verordnet wurdin;<br />

wo dan iemand unser, der Eidgnossen, botschaft darzuo begebe,<br />

so müeste uns kein arbeit noch kosten beduren, sunder woeltid 3S<br />

allen flis ankeren, es sie bi dem Franzesischen kueng oder sust


500 1522<br />

wo notwendig, damit frid und ruow geschaft und kristliehs pluotsvergiessen<br />

verkomen und abgestelt möchte werden etc. •).<br />

[III 1321] Daruf ist durch den Englaendischen kueng zwischen<br />

dem keiser und Franzesischen kueng um Ostren ein anstand<br />

5 erworben 2 ), den Eidgnossen vom Franzesischen kueng verkint zuo<br />

Lucern uf 10. tag Meien 8 ).<br />

10 - •"<br />

Demnach haben der keiser und der kueng von England den<br />

Eidgnossen frintlich zuogeschriben, dass si sich des Franzesischen<br />

kuengs woelten verzollen und mit inen und iren vereinten in verio<br />

einung gon. Und so das inen ze willen, so woeltids ir erliche,<br />

volmaechtige botschaft inen zuschicken, alles das zehandlen, so<br />

zuo gmeinem friden uud zuo ir aller lob, e"r und nuez reichen und<br />

dienen möchte.<br />

Dise geschritten wurden verhoert zuo Bern von Eid|gnossen uf (139)<br />

i5 23. tag Julii 4 ), und zuo Einsidlen uf 6. tag Ougst mit frintlicher If'l^<br />

widergschrift verantwort 5 ), also dass dise heren d'Eidgnossen nit<br />

me witer angesuocht hond.<br />

Biss hiehar hat der Roemsch keiser allen flis ankert, ein<br />

Eidgnoschaft in sine frintschaft, oder ie doch vom Franzesischen<br />

2o kueng zebringen: und wie wol das nit wenig erenlueten anmueetig<br />

wäre gesin, in ansehen der billicheit, der eren und Tuetscher<br />

landen gmeinschaft, so mochts doch vor eigennützigem [III 1322]<br />

git und kib, und ouch vor der listigen Franzosen lang gewaerten<br />

hantierung und verguedigung, zuo keinem fuergang komen 6 ). Was<br />

25 der babst, der keiser und ander uf ir siten glimpfs und guots<br />

antrügen, das konten Franzosen flux verunglimpfen und verleiden,<br />

und das mit krönen bar versetzen. Wie dan ouch hie beschehen,<br />

dass d'Franzosen alle tagleistungen fuerkomen, und uf oberzaelte<br />

Werbung ein copi ires kuengs botschaft uss Engenland den Eid-<br />

30 gnossen zuo Lucern dartaten, so da hielt, dass alle handlung und<br />

verpuendung des Roemschen keisers, des kuengs von England und<br />

i) Eidg. Absch. IV, 1*. S. 179.<br />

*) Deber diese Verhandlungen siehe Baumgarten, Karl V, Bd. II. S. 41 u. ff.<br />

») Eidg. Absch. IV, 1». S. 188.<br />

4) Eidg. Absch. IV, 1». S. 224.<br />

ä ) Eidg. Absch. IV, 1«. S. 230.<br />

6 ) Vergl. Eidg. Absch. IV, 1*. S. 209 u. 218 n. Verhandlungen der Boten.


1522 501<br />

irer verwanten ganz dahin reichte, iren kueng und d'Eidgnossen<br />

zuo zertrennen und zetemmen; daran si alle ire macht zesetzen<br />

geschworn, ouch vor derglichen zuo Brugk in Flandren beschlossen<br />

haettid 1 ). Was dan der Franzesisch bot uf des babsts und der<br />

Florentiner Werbung geredt hat, wirt bald hienach beschriben. s<br />

[III 1323] Nach oberzelter Werbung ist der Englaendisch<br />

kueng zuo lieb dem keiser und sinen puntgnossen widern Franze-<br />

(140) sischen kueng in Brittenien •) gereiset, aber nach | etlichen scharmutzen<br />

geschweigt, wider heim zogen; da d'Franzosen den Eid-<br />

8. Ott. gnossen zuo Lucern uf 8. tag October gerueempt haben, wie es u<br />

ganz wol um den kueng und um ire knecht stände, iren vienden<br />

obligid und vor Hedin 3 ) ob 5000 erschlagen habid 1 ). Waren nit<br />

so vil hundert gewesen, als der Eidgnossen knecht sagten.<br />

Werbung der Meilaenderen und hinach des herzogen au<br />

d'Eidgnossen um schirm oder frideu, von Eidgnossen «<br />

abgewist, aber etliche hantierung gesicheret.<br />

u. Febr. Uf den 11. tag Hornung ist her Johannes Franziscus Stampa,<br />

riter von Meiland, deren von Zürich burger und hindersaes, vor<br />

gmeineh Eidgnossen zuo Baden erschinen mit credenz und hievolgendem<br />

antrag, geschriftlich verabscheidet. 20<br />

Als man nächst in das Meiland ist zogen, und er mit sinen<br />

hern von Zürich als ir burger zuom babst gereiset sie, und nachdem<br />

die stat Meiland erobret, sie er ouch hininkert in sin<br />

vaterland, [III 1324] das sin zuo besuchen; do hond in die burger<br />

wol enpfangen und in angerueeft, inen hilflich zesin, damit si 25<br />

nimme von semlichem hern beschwert werdin, so inen Got des<br />

hab abgeholfen.<br />

Uf soelichs habens einhellig geraten, mich mit vollem gwalt<br />

zeschicken für ein loblich Eidgnoschaft, iren fuerzehalten die<br />

grosse beschwerd, Schmach und sehend, von den Franzosen 30<br />

•) Davon ist in den Absch. nichts zu finden.<br />

2) Die Bretagne. Landung in Calais zu Eüde August.<br />

») Hesdin.<br />

4) Eidg. Absch. IV, 1». S. 242.


502 1522<br />

ernten an wib und kinden, an jungen und alten, also dass, wenn<br />

ein vater das nit gern hat, so ward er on alle recht gefier|teilt. (141)<br />

Uf das rueefends ein from Eidgnoschaft an, wol ze bedenken<br />

die alten und jungen herzogen, die von altem har, und ouch die<br />

5 ganze stat und land Meiland, dass si alwegen einer Eidgnoschaft<br />

guot nachpuren sind gesin, dass si iez inen woelle hilflich sin,<br />

damit und si nit wider besezt werdin mit semlichem hern.<br />

Wenn si doch einen herren mueessend han, so wcllids keinen lieber<br />

han, dan iren rechten, naturlichen hern, oder wo das nit, ein<br />

io Eidgnoschaft, und deren gewaertig sin in allen dingen; und wenn<br />

si d'Eidgnossen in iren schirm woellen nemen, so woellen si inen<br />

jaerlich die tribut lieber geben, wan dem kueng; dan inen on<br />

zwifel von Eidgnossen kein semlicli schand und schaden zuogefueegt<br />

wurd, als von den Franzosen. Und uf das, so si hond vernomen,<br />

i5 dass d'Eidgnossen mit dem kueng wider si ziehen woellen, ist ir<br />

hoechste pit, angesehen die alte nachpurschaft und frintschaft,<br />

ouch das gross pluotvergiessen, [III 1325] so beschehen müss, zuo<br />

verkomen, abzeston; dan e si woelten den Franzosen me zuo<br />

einem hern haben, e woellends al ir lib und guot alles dran setzen,<br />

» in hofnung, Got werde sich unser grossen not erbarmen und uns<br />

ze hilf komen. Pitend und rueefend hieruf ein loblich Eidgnoschaft<br />

an, als die, so ie weiten har geachtet ist ein liebhaberin<br />

und bistaenderin der gerechtikeit. Die woelle si in guoter bevelch<br />

haben, ungezwifelt, belonung von Got zuo enpfaheni).<br />

25 Und wie wol zuo Lucern geredt sie, dass die Meilaender sich<br />

woellid an kueng ergeben, das sollen d'Eidgnossen nit glowen;<br />

dann si woellen sich weren biss in tod; soelichs woel er einer Eidgnoschaft<br />

nit verhalten, | damit si nit uss Verachtung einen scha- (142)<br />

den moecht enpfahen.<br />

«« Uf dis anbringen hond d'Eidgnossen anders nuet woellen<br />

handien, wen dass si das zuo einer warnung den iren ins veld<br />

schikten, und denen von Zuerich anlagend, den genannten Stampa,<br />

zuosampt dem hern Lucin Cribell'), als boten des herzogen von<br />

i) Eidg. Absch. IV. 1*. S: 178.<br />

2) Luchinus Cribellius (Luighino Crivelli) war als Gesandter des<br />

Herzogs Franz Sforza gekommen, mit Creditiv vom 14. Dez. 1521. Eidg.<br />

Absch. IV, 1». S. 160.


1522 503<br />

Bar, so ir viend, nit zegleiten, nit zehoeren und nit ze ufenthalten,<br />

sunder hinwegzewisen, als die, so alle der Eidgnossen handlungen<br />

iren vienden zuobraechtid; und wie wol der Stampa sich zuo recht<br />

erpot gegen menglich, so in unredlicher, verräterischer sachen<br />

[III 1326] woelte beladen, gab ouch harzuo einen eid, in monats- 5<br />

frist weder sich, noch sine hab uss einer stat Zuerich zuo veraendren.<br />

Es ward ouch von sinet und Meilaendischer pratick wegen<br />

zuo Lowis 1 ) vom vogt Ludwig von Diesbach angenomen und<br />

mit marter ernstlich ersucht her Cyprian von Chuom, der obrister<br />

fuerrier bin Eidgnossischen knechten in der Florentineren dienst to<br />

was gesin und erst mit inen haruszogen, und vom herzogen zuom<br />

Stampa gon Zuerich mit 1000 gülden gesent, friden zesuochen; bi<br />

dem anders nit erfunden, wen dass er on engeltnues gelediget —<br />

und dennocht dem Stampa so vast zuogesezt, dass er selbs sich<br />

an sine Sicherheit taet mit der keiserischen und Engeischen bot- is<br />

schaff, uf die dan sin herzogische credenz lutet.<br />

Demnach haben die von Schwiz und Underwalden so<br />

trungenlich um ofnung der stras und sichere hantierung angesucht'),<br />

dass d'Eidgnossen die und fridliche nachpurschaft zehalten<br />

[III 1327] den herzogen frintlich ankarten; das ouch der herzog »<br />

mit vil frintlichem erpieten verwilliget, darzuo begert, frintlichen<br />

(143) und fridlichen verstand mit einer Eidgnoschaft zemachen. |<br />

Fleischtuere.<br />

Und uf das ward ein so gross hininfueeren vechs und korns,<br />

dass ein waerender ufschlag und tuere daruss ist entsprungen in 25<br />

hochtuetschen landen und in einer Eidgnoschaft, also dass uf<br />

iedem pfund rint- und urferfleisch 1 angster ist beliben.<br />

Es was ein seltsame rechnung, dass d'Eidgnossen woltend<br />

gon und von Meiland sichere hantierung haben, und mitan dasselb<br />

ins kuengs dienst mit macht helfen verderben, und ouch den n<br />

herzogen vertriben.<br />

i) Lugano. Vergl. den Bericht des Vogts, Eidg. Absch. IV, 1*. S. 233.<br />

2) Nämlich im Mailändischen Gebiet.


504 1522<br />

Werbung der stat Florentz und des huss de Medicis an<br />

gmein Eidgnossen um erstreckung ires puuts. von<br />

Eidgnossen abgewist.<br />

Under oberzelten Werbungen ist ein botschaft von Florentz<br />

s haruss gon Costens komen zuom baebstlichen boten, dem bischof<br />

von Verulam, und hat uf 28. Merz, [III 1328] was Fritag vor 28. März<br />

mitervasten, zuo Lucern an d'Eidgnossen geworben um gleit *). Das<br />

ward ira daselb uf 9. tag Aprel, der usstenden pension zuo lieb, 9. April<br />

ouch wider des Franzesischen boten inred, geben, mit ussgeio<br />

trukter usschliessung des bischofen von Verulam, baebstlicher<br />

heilikeit boten 2 ), und ward verhoert uf 9. tag Mei, welche in namen 9.Mai<br />

der stat Florentz und des durchlichsten huss de Medicis mit vil<br />

und frintlicher red begert an ire liebsten und vertrösten puntgnossen,<br />

die grosmaechtigen hern d'Eidgnossen, ze wissen, ob ir<br />

15 punt nach sinem inhalt ein jar nach des seligen babsts Leonis<br />

tod bston, und wes man sich in disen grossen zweiungen versehen<br />

soelte. Einer lob|lichen stat Florentz und des durchlichsten (144)<br />

huss de Medicis hohe pit und beger sie, dass nit alein der heilig<br />

punt bestände, sunder dass er ouch mit der pension witer erstrekt<br />

so werde, und damit er sinen bevelch, zuo sampt der bzalung der<br />

usstenden pension, komenlich ussrichten moecht, im frlen wandel<br />

von ort zuo ort zegoennen 3 ).<br />

Diser botschaft ward uf 25. tag Mei [III 1329] zuo Lucern 25.M»i<br />

geantwort, nach angeben der Franzesischen botschaft, kurz, dass<br />

25 ein loblich stat Florentz und das durchlichtigst hus de Medicis<br />

sich soeltid guots zuo einer Eidgnoschaft versehen, der hofnung,<br />

ira glichs begegnen solle; aber witer sich zuo vertuenden, wäre<br />

zuo diser zit ira nit gelegen. Begöre, dass ire knecht sicher<br />

heimgevertiget und die pensionen on witer umriten zuo Zürich<br />

» oder zuo Lucern ussgericht und bezalt werdid. Und damit schied<br />

der bot ab, wolts bi sinen hern truelich verschaffen.<br />

i) Eidg. Absch. IV, 1*. S. 182. Der Gesandte hiess BernardinusCastellarius.<br />

») Eidg. Absch. IV, 1*. S. 185.<br />

3) Eidg. Absch. IV, 1*. S. 188 mit den Beilagen S. 189 und 196.


1522 505<br />

Einer stat Bern nuzlicher rat was, dass von ersten die<br />

knecht und die pension ussgebracht, und demnach vom pund<br />

gehandlet wurde.<br />

Der Franzesischen botschaft uf erzelte Werbungen<br />

treffenliche inred. 5<br />

Uf diser botschaft gleitsvordrung und anbringen hat des<br />

Franzesischen kuengs bot, der her von Lamet, ein treffenliche,<br />

lange inred getan dergstalt: er vernaeme, wie dass der nuew babst<br />

und die Florentiner um erstreckung ires punds vverbid. Nun sie<br />

den grosmaechtigen hern, den Eidgnossen, sines hern kuengs w<br />

(145) liebsten [III 1330] gevatteren, fruenden und puntgnossen, | wol<br />

zewissen, wie dass alle dise triebselikeit und kriegswueetert urhaeblich<br />

in vergangnem jar durch den babst und den keiser mit<br />

hilf der Eidgnossen angesehen, minen hern, den allerkristlichsten<br />

kueng, ungewarnt und on alle recht uss dem herzogtuom Meiland 15<br />

zuo vertriben, wie dan zum teil besehenen. Harzuo die Florentiner<br />

und das huss de Medicis vermoegliche stuer und hilf getan<br />

haben und noch tuond; darum der kristlichst kueng si, die Florentiner<br />

al, den babst und den keiser mit sampt irem anhang,<br />

nit anders achten und halten kan, dan fuer offen viend, die in jo<br />

und uch zeschaedigen bereit sind mit allem irem vermögen, an<br />

lib und guot, die ouch uss keiner andren ursach an uch werben<br />

dan uch mit pratik und worten ufzeziehen, damit si darzwischen<br />

dem kueng und uch zuo nachteil ire anschlaeg fuerdrid. Uch ist kund,<br />

dass der kristlichst kuong nuetset sucht, wen das im von Got und 25<br />

dem rechten zugehört, begßrt niemand das sin zenemen. Und<br />

darum, uss heischender not mines hern kuengs, so ist an uch<br />

inhalt des punds [III 1331] min ernstliche anvordrung, ir woellid<br />

mit wiser fuersehung dise partien, als des kuengs und uwer ofne<br />

viend, so iezt im veld stark wider enandren ligend, on witer 30<br />

gleit und verhoer kurz abvertigen und hinweg") wisen. Lieben<br />

hern, ir woellen bedenken, was dem kueng und uch irrung und<br />

unfals ist begegnet in kurz vergangnen jaren, da ir nit mit<br />

") Corrigirt, kann auch abweg heissen.


506 1522<br />

enandren, aber mit dem babst in vereinung sind gestanden, wie<br />

der allerchristlichst kueng des heiligen vaters und der cardinaelen<br />

einikeit und friden suchte, dargegen aber dieselben semliche<br />

zwitracht und krieg anrichteten, dass die ganz kristenheit, ouch<br />

e sunderlich der kueng und ir, zuo grossem, grimen pluotvergiessen<br />

sind komen. Das | woellend noch vor ougen haben, und wie uwer (146)<br />

liebster gfatter und puntgnoss, der allerkristlichst kueng, begert,<br />

bi siner loblichen puentnues und truewen frintschaft beständig und<br />

ufrecht beliben, und uch durch glate wort nit lassen verfueeren,<br />

io damit sin und uwer viend gestaerkt moechtid werden 1 ).<br />

Und also nach rat und beger der Franzesischen botschaft<br />

wurden die andren botschaften al wenig bedacht und kurz gnuog<br />

abgewist*); dahar dennocht weder dem kueng, noch den Eidgnossen<br />

vil nutzes, aber vil ufsatzes erwuochs.<br />

15 [III 1332] Anvordrung des kuengs von Frankrich an d'Eidguossen<br />

um 16,000 reisknecht, in Meiland zeziehen.<br />

Wie dan zuo end des vergangnen jars der her von Lotreck,<br />

grantmester in Frankrich und stathalter in Meiland, uss der stat<br />

Meiland gewichen, zewintren und hilf zuo erwarten gon Cremona<br />

20 was zogen, illends den glueksman, den alten Galiatz Visconten,<br />

item sinen brüder von Scut zuom kueng und zun Eidgnossen hat<br />

geschikt, um entschitung und hilf zuom baeldisten ufzebringen —<br />

Uf das hat der kueng schnei, ouch dem Roemschen keiser in<br />

aller handlung vorzekomen, haruss zun Eidgnossen gevertiget<br />

25 sine fuertreflenliche botschaft, nämlich sinen veter, den basthart<br />

von Saffoy, nuewen grantmester in Frankrich, den bischof von<br />

Sanliss 3 ), den herlichen hern von Palissan 4 ), zwe visconten, und | (147)<br />

vil ander hern und edlen, zuosampt denen, so vor im land, uf<br />

100 pferd; welche botschaft, uf den 1. tag Jenner gon Lucern i. j M .<br />

30 [III 1333] vertaget 5 ), gmeiner Eidgnossen raten fuertruog dis<br />

i) Eidg. Absch. IV, 1". S. 194. Das Schieiben selbst fehlt dort.<br />

2) Eidg. Absch. IV, 1*. S. 194 (am 27. Mai).<br />

3 | Senlis. Der Bischof hiess Jean Calveau.<br />

4 ) Jakob von Chabannes. Herr von la Palice, französischer Marschall.<br />

Siebe Biogr. universelle, tome XXXII, 409.<br />

-) Eidg. Absch. IV, 1*. S. 151.


1522 507<br />

hievolgenden und verabscheideten bevelch, mit langer und frintlicher<br />

red dargetan, anzeigende :<br />

Zuom ersten, wie dem kristlichsten kueng und einer loblichen<br />

Eidgnoschaft vil lobs, ßren und güts zuogestanden sie, wenn si in<br />

vereinung und frintschaft verbunden, und hargegen vil uebelsund 5<br />

Schadens, wenn si uneins sind gewesen; darum so sie des kuengs<br />

hoechste begird und ernstlicher wil, mit einer Eidgnoschaft in<br />

guter frintschaft und einikeit zeleben. Und so dan etlich slen,<br />

die inen ruow und friden verboennen und sich flissend, iren wolstand,<br />

lob und ßr zemindren, und aber das nit bass wissend 10<br />

zuowegen bringen, wen durch ir zertrennung, so wil die kuenglich<br />

majestaet d'Eidgnossen truelich gewarnet und gebeten haben, in<br />

versprochner vereinung und löblicher frintschaft stift ze beharren,<br />

und sich nit lassen bereden, von im zesetzen. So wil hargegen<br />

sin kuenglich majestaet mit lib und guot in allen iren zuovaellen ouch 15<br />

hantlich zuoston.<br />

Zuom andren, als dan einrer loblichen Eidgnoschaft [III 1334]<br />

wol wissen mag, wie sin kuenglich majestaet und dero vorfaren,<br />

als ghorsam suen der heiligen kilchen, iewelten har den heiligen<br />

väteren bäbsten und iren cardinaelen vil guots bewist, von einem 20<br />

an den andren, biss an den letsten babst Löwen, iezt abgescheidnen,<br />

dem selben sin majestaet ouch alle 6r und guots hat<br />

wollen erzeigen und zuom teil getan; hab ouch mit im einen punt<br />

(148) gemacht, in hofnung, er wurde gehalten. |<br />

So hab ouch sine kuenglich majestaet mit jetzigem keiser ein 25<br />

vereinung gemacht zuo der zit, als er kueng in Hispanien ist<br />

worden, und im da geholfen, sine widerspaennigen gehorsam machen.<br />

Und über das, als er keiser ist worden, hat er on alle<br />

ursach durch heimlich, falsch pratiken wider kuengliche majestaet<br />

einen krieg angefangen; und als da der kueng von England hat s0<br />

wollen friden, do hats der babst Leo, so ein vater des fridens<br />

solt sin, gewent und sich an keiserliche majestaet gehenkt, und<br />

also durch etlich cardinael disen krieg angefangen und geueebt in<br />

Frankrick und in Italien, damit und si zuom teil das herzogtuom<br />

Meiland erobret haben. [III 1335] Und wie wol nun der Eid- M<br />

gnossen knecht darbi gewesen, so hat doch kuenglich majestaet


508 1522<br />

kein zwifel, dan soelichs sie wider gunst der oberkeit besehenen.<br />

Uf soelichs so sie siner kuenglichen majestaet beger, das selbig sin<br />

herzogtuom Meiland wider zuo erobren, dass ein Eidgnoschaft im<br />

inhalt des punts zulassen woelle 16,000 knecht; die wil er ßrlich<br />

5 und wol besolden und halten, und das on längeren verzug beschech,<br />

damit sich sine viend nit stärken und vorkomen; ganz<br />

guoter hofnung, sin majestaet mit der hilf Gots, mit siner und der<br />

Eidgnossen macht, werde gar bald und ring das verloren wider<br />

zuo sinen banden bringen i).<br />

io<br />

is<br />

Wenn sich d'herren<br />

Wollend sperren,<br />

Liegen ist schlecht,<br />

Si hond al recht;<br />

Insunders so's gelt<br />

Betruegt al weit.<br />

Baer, das merk wol,<br />

So blibst im hol. | (149)<br />

Antwort der Eidgnossen uf des Franzesischen kuengs<br />

anvordrung, mit Verordnung begehrter hilf der 16,000<br />

so knechten.<br />

[ni 1336] Uf dis des Franzesischen kuengs anvordrung sind<br />

d'Eidgnossen unglicher antwort gewesen. Zuerich sagt, si wand<br />

nit im pund, woeltid stil sitzen, aber den friden halten. Etlich<br />

vermeinten, der kueng hätte den pund nit gehalten; etlich sol-<br />

25 tend nur losen, und etlich, als fürnemlich Bern und Lucern,<br />

wolten dem kueng brief und sigel halten, und im nach ir anzal<br />

die knecht zuo lassen komen.<br />

Uf dise zerteilung beggrt die Franzesisch botschaft, dass die<br />

von Zuerich und die Grawpuenter, nach irem erpieten, dem friden<br />

80 woeltid geleben, und weder die iren, noch d'viend, lassen durch<br />

ire land widern kueng ziehen.<br />

So habe der kueng am pund nit gefaelt, werde ouch fuerbas,<br />

als sinen eren zimpt, nit faelen. Dass die, so nit haben, unveri)<br />

In kurzem Auszog ia Eidg. Absch. IV, K S. 152.


1522 509<br />

zogen gwalt') bringid, und dass die, so dem kueng wollend halten,<br />

dass si on verzug geruest slen, [III 1337] damit der Verzug nit<br />

verkflrzeruug bringe, und betrachten, dass des kuengs schad und<br />

schand ouch si nit wenig berueeren wurde. Begebt ouch, zu<br />

fuerdrung und hilf des zugs, ir geschuez ennet dem gepuerg dem r,<br />

kueng zelihen 2 ).<br />

16. Jan, Und also, uf 16. tag Jenner, haben sich d'Eidgnossen begeben,<br />

dem kueng die begerte zal knechten zuozelassen, und ouch das<br />

gschuez, on zuo Bellitz, zelihen 3 ); denen von Zuerich und den<br />

Grawpuentern ernstlich geschriben, dem friden nachzekomen; w<br />

(150) item in | aller Eidgnoschaft streng lassen verpieten, nit uf die<br />

widerparti zeloufen, noch uf bruch zemachen; dass ouch kein ort<br />

dem andren sine knecht sol abziehen. Und damit nit so untruelich,<br />

wie in vergangnem zug, gehandlet werd, mit verwilligung<br />

des kuengs von iedem ort hoptluet dargeben, und daruf einen is<br />

uszug ussgeteilt und bescheiden, dass der selbig uf on ein letsten<br />

30. Jan. tag obgenants monats von allen enden den nächsten gon Bellitz<br />

zuosamen, und da dannen bewart zuo des kuengs zueg, mit dem eid,<br />

dass die hoptluet und knecht sollen schweren, dem kueng erlich<br />

und wol [III 1338] zedienen wider menglich nach Inhalt der 20<br />

vereinung, und so ver muglich nuetset prennen, frowen, kind, alt<br />

luet, muelinen und kilchen nit zeschaedigen, sunder Got vor ougen<br />

zehaben, damit inen und uns gluek und heil zustande.<br />

Ussteilung des uszugs der 16,000 Eidgnossen.<br />

Bern 2100. Lucern 1500. üre 600. Switz 700. Underwalden 25<br />

500. Zug 500. Glaris 700. Basel 400. Friburg 700. Soloturn 700.<br />

Schafhusen 200. Aptzel 400. S. Gal, apt 300, stat 200. Chur 1500.<br />

Wallen 1500. Muelhusen 100. Rotwil 150. Biel 200. Dockenburg<br />

300. Baden 200. Turgoew 500. Rintal 250. Sangans 250. Friampt<br />

200. Raperschwil 100. Sanen 150. Griers 200. Nuewenburg 150. 30<br />

Arben und Bischofzel 100 4 ).<br />

i) D. h. Vollmacht von ihren Räthen.<br />

«) Eidg. Absch. IV, 1». S. 152.<br />

3 ) Eidg. Absch. IV, 1». S. 163.<br />

4) Eidg. Absch. IV, 1«. S. 164.


510 1522<br />

Von seltsamer mnstrung und hartem reiszug der Eidgnossen<br />

in Heiland, und wie sich die Puenter haben<br />

gehalten.<br />

Nach verordnetem uszug ist durch des kuengs anwaelt an<br />

5 bestimpten orten in der Eidgnoschaft die erste | mustrung und (151)<br />

bezalung beschehen, und nämlich [III 1339] so beschach die zuo<br />

Bern uf on ein letsten tag Jenner, an der obren ankenwag von 30. Jim.<br />

der Barfuossen kilchoftor haruss'); und da wurden vil uszogner<br />

ussgemustret und ander unuszogen angenomen. Es was Ciaudo<br />

io Hagelstein, ein mezger, an einem bein so lam, dass er uf einem<br />

starken muench mit siner buechs und gwer wolgeruest an die<br />

mustrung reit; den ruompten die hoptluet so wol, das in die<br />

musterhern, so in ussgemustret woltend haben, durch liessend<br />

gon und zuo einem furrier gemacht ward; sumpt sich niena, was<br />

M zetuond was. Uss diser mustrung erwuchs einer stat Bern obren<br />

nit kleine hinderred vom gmeinen man in stat und land, und<br />

ouch von der erberkeit, die seltsam, unbillich, ouch schmaechlich<br />

beducht, dass ein froemder her nach sinem gevallen solt einer<br />

grosmaechtigen herschaft Bern luet in ir stat annemsn oder ver-<br />

20 werfen; das vor nie und ouch nachmals nit me beschehen ist.<br />

Es wurden ouch die ussgemustreten, als verachtet, so unwirs,<br />

dass zuo Stillung des Unwillens ein stat Bern 300 krönen darlech,<br />

und 40 und 100 ussgemustreter über verordnete [III 1340] zal<br />

hinnach schikt. Und wie dan iedes der 12 orten einen hoptman<br />

25 dargab, hat ein stat Bern vom kleinen rat dargeben junkher<br />

Bastian von Diesbach' 2 ) und Rudolf Naegelin 3 ), deren venner von<br />

burgern Laurenz Keiser und Wolfgang Vogt. Die zugend uf<br />

gemelten tag mit der stat vaenlin ab stat, und mit inen Basel,<br />

Friburg und Soloturn; die blibend uss und uss bi enandren an<br />

so einem hufen, zugend durch Wallis ubern Simpelen. | (152)<br />

') Jetzt Eingang zum Bibliothek-Garten.<br />

2> Der spätere bchultheiss, siehe Allg. deutsche Biographie, V, S. 145.<br />

3 ) Nachher Landvogt zu Aelen, Vater des Schultheissen Hans Franz<br />

Nägeli. Einen Bericht der beiden Hauptleute vom 22. März 1522 enthält<br />

das Berner Staatsarchiv.


1522 511<br />

Diser zug der Eidgnossen beschach mit so harter arbeit, als<br />

vor kum ie einer was besehenen, dan es grim kalt und so grosser<br />

sehne, dass d'Franzosen zum driten mal hattend mueessen lan<br />

wegen, e" dan si das kriegsvolk moechtid uss dem gepuerg bringen;<br />

das inen ouch so vil hindernues bracht, dass indes der lanzknechten s<br />

zueg durch's Falkemonay und Pergomast •) so stil und [III 1341]<br />

schnei gon Meiland kam, dass die Puenter und ouch d'Venedyer,<br />

desse kum gewar, nit einen man mochten hinderhalten. Deshalb<br />

die kuengschen boten und ouch d'Eidgnossen, uebel zuofriden,<br />

schikten ire ratsboten und brief den Grawpuenteren zuo gon Kur, w<br />

mit inen zuo verschaffen, sidtomal dass si Eidgnossen waerid, dass<br />

si nach getanem zuosag taetid wie Eidgnossen. Und diewil si al<br />

mit dem kueng im friden, und der ein pund in der vereinung,<br />

dass si ouch, wie versprochen, haltid, und niemand von inen und<br />

durch ire land wider si lassid ziehen, item iren bischof 2 ) und is<br />

sinen hofmeister, als keiserisch, in disem handel nit in irem rat<br />

habid. Da begerten die Puenter, man soelte den Obren pund, so<br />

in der vereinung, lassen stil sitzen, dan sust wurdid die andren<br />

zuom keiser loufen. Da ward gemacht, dass die dri Puent gmeinlich<br />

soeltid 1500 man im Veltlin uf irem ertrich ins [III 1342] 20<br />

kuengs sold einen monat lang halten, da den durchzug des kuengs<br />

und der Eidgnossen vienden zuo verhueeten 3 ). Der bischof entschuldiget<br />

sich hoch und bot menglichem fuer d'Eidgnossen recht,<br />

(153) so in einicher sach, so einer Eidgnoschaft widerwärtig, woelte |<br />

beladen. Und das ist ein exempel, was git, was kib und was 25<br />

uneinikeit ouch under eins lands verwanten bringe.<br />

Wie die stat Meiland bewaret und ir herzog da in<br />

konien.<br />

Es hat ouch indes des keisers anwalt, her Prosper Colona,<br />

die stat Meiland mit kriegsvolk und mit graben und bolwerken 30<br />

wol bewaret und bevestnet, insunders zwischen der stat und dem<br />

i) Val Camonica u. das Bergamasco, beidel damals im Besitze Venedigs.<br />

2) Paulus Ziegler war damals Bischof von Chur.<br />

») Uebereinkunft vom 21. Februar siehe Eidg. Absch. IV, 1". S. 174.


512 1522<br />

schlos, das noch in der Franzosen hand, also dass die uss dem<br />

schlos nimme, wie vorhar, mochten zur stat anloufen und drin<br />

schiessen.<br />

Er hat ouch, diewil d'Franzosen und [III 1343] d'Eidgnossen<br />

i vor der stat Meiland lagend, von Trient beschikt den nuewen<br />

herzogen von Meiland, her Francissen Sfortia, herzogen zuo Barr,<br />

des vertribnen herzogen Ludwigs sun und Maximilians') bruoder,<br />

in Tuetschen landen bim keiser, sinem oehen 8 ), erzogen, 22 jar<br />

nachdem si uss Meiland durch d'Franzosen vertriben waren<br />

vi gewesen; welcher mit 6000 lanzknechten und 300 baebstlichen<br />

pferden — deren hoptman in der Roemschen kilchen namen der<br />

markgraf von Mantow — zuom ersten gon Pafy und, da dannen<br />

beschriben, gon Meiland ist inkomen, von her Prospern ans Roemschen<br />

keisers stat herlich ingefuert, und von der stat und den<br />

15 ständen wol und mit grosser froeud enpfangen und in sinen fuerstlichen<br />

stat gesezt im Maerz"). Mit semlicher hartselikeit ingebracht<br />

und erhalten, dass zuo diser zit 10 jar lang in aller weit<br />

kum arbetseliger fürst, land und luet hond mögen funden werden,<br />

und das alein um eines hern willen. Dabi ein Eidgnoschaft ir<br />

2» edle, tuere friheit ernstlich sol in gotsvorcht bedenken.<br />

[III 1344] Dass d'Franzosen mit sampt iren puntgnossen<br />

die stat Meiland belaegret, Vigefa und Novara gewunnen<br />

und Pafy beschossen haben.<br />

Nachdem nun d'Franzosen und ire truewen puntgnossen,<br />

25 d'Venedyer und d'Eidgnossen, ob 40,000 stark zuo Munsch 8 ) am<br />

end Hornungs versäumet, zuo ingaendem Merzen sich fuer die stat<br />

Meiland in den tiergarten hattend gelaegret und ingeschanzet,<br />

der hofnung, dass sich die stat uss mangel gelts und lifrung mit<br />

so grossem volk nit lang moecht ufenthalten, mueeste gewunnen<br />

.10 oder ufgeben werden — uf den Hirsmentag 4 ), als der obrist<br />

*) Ursprünglich hiess es: Aprellen.<br />

,) Maximilian Sforza.<br />

»J Als Gatte der Biaoca Sforza.<br />

3) Monza.<br />

4) Den 10. März.


1522 513<br />

veklher, her von Lotreck, alle ruestung hat bereit, als ob er woelte<br />

der Spanieren vorschanz undergraben, zuom stürm handien und<br />

die stat noeten, also dass d'maer flux gon [III 1345] Lucern kamend,<br />

d'viend waerid gewichen und die stat ingenomen — da wurden<br />

im die heimlichen vorschanzen mit dem gschuez abgeloffen, die •<<br />

Venedier etwas geschaediget und im läger zwen fuernem und dem<br />

kueng sunders lieb forsten, nämlich der edel Römer Marcus Antonius<br />

Colona, her Prospers bruodersun, und her Camillus Trivuls,<br />

her Jan Jacobs sun, eines Schutzes erschossen'). Also erzeigtend<br />

sich d'viend vor und in der stat so truzlich und werhaft, dass w<br />

d'Franzosen die stat zestuermen underliessen; und als der herzog<br />

Sfortia sinen zueg unverlezt gon Pafy hat gebracht, zugends uss<br />

(155) dem | tiergarten hinum gon Cassin 3 ) uf die Pafyerstrass, der stat<br />

die lifrung und hilf abzenemen und zuo erweren. Und uf dass si<br />

nit gar da mueessig laegid, schikt der von Lotreck sinen bruoder u<br />

von Scut mit 400 pferden und 7000 fuosknechten, Waelsch und<br />

Eidgnossisch, deren obrister hoptman Albrecht zuom Stein, ubern<br />

Tesin; die hieltend sich wol, schliigend d'lanzknecht und ire<br />

reisigen zuo Camelat 3 ) [III 1346] hindersich in ir Pafy, namend<br />

die stat Vigefa 4 ) uf, und als sich das schlos nit wolt ufgeben M<br />

do machtends morndes vor tag ein getuemel mit karren, als ob<br />

si, wie getroewt, schwer carthonen hinzuofuortid, und mit dem<br />

betrug wards ufgeben. Und zugend da dannen für Novara, die<br />

lidenhafte stat; die wolt sich ouch nit ufgeben. Da ruestet Jacob<br />

Ruess, der dischmacher von Bern, uss gheis sines hoptmans AI- »<br />

brechts, ein ungefassete carthonen, ab dem schlos, das noch<br />

d'Franzosen in hatten, genomen, zuo, dass er einer nacht die mur<br />

also durchlochet, dass si mit dem stürm hinein kamend 5 ), die<br />

stat begwaltigeten, berowten, pluendreten, und was sich w£rt,<br />

erwürgten. Da haben etlich Eidgnossen, und fuernemlich von so<br />

i) Ouicciardini IL S. 590.<br />

2) Cassino oder Casina im Süden von Mailand.<br />

3) Gambolo, etwas südlich von Vigevano.<br />

4) Vigevano am rechten Ufer des Tessin.<br />

5 ) Vergl. darüber Guicciardini II. S. 591 : « . . . qu'ile forcerent au troisieme<br />

assaut a la faveur du canon de la citadelle, qui tenoit encore pour<br />

la France ».<br />

3g


514 1522<br />

staeten, durch iren obristen obgenanten fueerer um des sturmsolds<br />

willen, so d'Franzosen nit hatten, aber alein das predier[III 1347]-<br />

kloster bezalt haette, bewegt, die kilchen und kloester, darin aller<br />

schaz gefloecht was, on einicher dingen verschonen zuo berowen:<br />

5 da besunder etlich hoptluet, ir anwaelt und gsellen rieh worden,<br />

aber bald mit der hut bezalt 1 ), item frowenkloester ufbrochen,<br />

etlich geschmaecht und hinweg gefueert, und | semlicher muotwillen (156)<br />

getriben, dass die burger und d'Franzosen selbs ein grusen und<br />

klagen darab hatten, als derglichen von Eidgnossen nie gehört.<br />

io Deshalb ein from stat Bern sunderliche nachforschung taet, ouch<br />

am profosen Burkhart Schützen, am schriber Niclas Manuel, iren<br />

burgern, und an Hans Schleiften, irem rueter — bi disem fuer wol<br />

erwärmten — die kelchdieb und frefler zestrafen. Aber da ward<br />

von keiner straf gehoert, biss dass geredt ward, die harte straf an<br />

i5 der Picoca waere zuo Novara verschuldet worden.<br />

Wie wol nun diser verlust dem Prosper zuo Meiland, ouch<br />

dem herzogen zuo Pafy grosse nachred bracht, so lies sich doch<br />

der wis Prosper des gmeinen volks unnuez schwankgeschrei<br />

[III 1348] nuetsit irren, lögt vor allen dingen, dass er sinen und<br />

so des herzogen zueg zuosamen brächte, des iuernemens, dass er die<br />

stat entladen und einen strit annemen oder geben möchte. Und<br />

als nun ein teil des Franzesischen zuegs ubern Tesin gezogen<br />

was, do beschikt er bi nacht den herzogen mit sinen lanzknechten<br />

von Pafy, reit im entgegen und sazt in zuo Meiland<br />

25 troelich in. In dem was der von Scut mit sinem zueg wider komen<br />

zum her; do nun der von Lotreck verstund, dass nach des Sfortia<br />

inzug die stat Meiland nunmalen nit zegwinnen, und aber Pafy<br />

entbloesst waere, brach er uf, da garnach zwei monet gelegen, und<br />

zoch fuer Pafy; und e dan er sich ganz gelaegret, ward ein red-<br />

M lieber zuosaz hinin dein margrafen von Mantow ziigevertiget 2 ),<br />

also dass, wie wol d'Franzosen 30 klafter mur hattend nidergeschossen,<br />

dorstends dennocht nit stuermen. Zuodem so was das<br />

regenweter so heftig wider si, dass si an | gelt und profant sem- (157)<br />

i) Offenbar Anspielung auf die Niederlage bei Bicocca; siehe hienach.<br />

2j Nämlich nach Pavia hinein.


1522 515<br />

liehen mangel [III 1349] gewunnen, dass der Eidgnosseu kne cht<br />

zedienen und im veld me zebliben ganz unwillig wurden, also<br />

dass ir obren durch brief und boten si zebliben, ie doch bis ar.der<br />

kaemid, manten. In dem was der Prosper nach sinem bege~r mit<br />

siner macht, uf 30,000 stark, uss der stat Meiland gon Binast'), i<br />

und nach dem regen fuer Pafy in tiergarten zuor earthuss 2 ) gezogen,<br />

da der Franzosen zuo erwarten. Aber der von Lotieck<br />

rukt ungeschaft hindersich gon Munsch zuo so schnei, dass d'Venedyer<br />

zwo schwer carthonen, im veld versenkt, dahinden Messend,<br />

damit im die bezalung, so zuo Arona lag, von vienden hinderhalten, ic<br />

mochte zuokomm, d'Eidgncsscn zuo behalten. Als ater das gelt<br />

nit kont kumen, da wurden der Eidgnossen knecht so unlidig,<br />

dass si begeYten, man soelte si nit also um- und anhi schleipftn<br />

eintweders an d'viend oder heim lassen ziehen; und deshalb den<br />

von Lotreck in grosse sorg gestekt, dan er tn not und gelegen- u<br />

heit zeschlahen von schwere wegen der gfar alwegen hat geschuecl.t.<br />

Solt er dan d'Eidgnossen ungebrucht lassen [III 13 50] heimfaren,<br />

so was sin zueg aller zerbrochen. Aber die har was i m<br />

anmueetig, wol wissende, dass die stat Meiland an gelt und spis<br />

eroesst, semlichen kriegsuberlast nimme lang ertragen m Oibte; so'<br />

begert an d'Eidgnossen vast tun genlich, si woeltid mit im das<br />

sicherer und besser annemen, und ins kuengs dienst tiueluh, wie<br />

schuldig, beharren, so doch ir bezalung und ouch spis vor har.dtn<br />

8) wäre. |<br />

Wie d'Franzcsen und d'EitfgBvM er, »n der l'icccha »<br />

geschlagen, mit aller hab und gwer abwichend.<br />

Als d'Franzosen von Pafy abzugend, do zoch der Prosper<br />

flux hinach gegen der ttat Meiland zuo, damit er uf si und oudi<br />

uf d'viend ein gut ufsehen mochte haben; laegret sie h Dach bi<br />

der stat uf einen plaz, hies Picoca 3 ), mit graeben und gscluez 30<br />

dermaussen bewaret, dass er sprach, wenn in d'viend da aigiiffiri,<br />

so 1 aetter Klon gesiget. Und als er vernam, dass d'viend [III<br />

') Binasco zwischen Mailand und Pavia.<br />

») La Certosa bei Pavia.<br />

3 ) Bicocca.


516 1522<br />

1351] an in wolten, beschikt er noch einen zueg uss der stat.<br />

Do kam der herzog selbs mit 6000 fuosknechten und 400 pferden,<br />

eben im angrif. Dem trukt nach der von Scut binden ins laeger,<br />

müst aber mit erwischtem tross wichen. Wie nun der von<br />

6 Lotreck, zeschlahen und d'Eidgnossen im veld ze beharren unwillig,<br />

damit etwas geschaft wurde, do fuor der freidig hoptman<br />

vom Stein zu, nam den obristen hoptman von laendren, Arnolt<br />

Winckelried von Underwalden, und ein zal reisiger Franzosen,<br />

der vienden gelegenheit uszegon. Und als ein zueg reisiger und<br />

i„ fuosknecht einen guoten weg vorm laeger haruss in ebnem veld<br />

hielt, ein gereiz zemachen, do karten die genempten hoptluet um,<br />

sagten dem hem und den knechten, dass d'viend laegid in ebnem<br />

veld und waerid guot zeschlahen, man soelte illen. Daruf sagt der<br />

her, er haette sin gwisse kuntschaft und späh, dass d'viend der-<br />

1.-, gstalt laegid, dass si alt on merklichen schaden zegwinnen; so<br />

waere der zueg, den si gesehen, nun ein luoder; man | soelte nit (159)<br />

[III 1352] gahen, noch den listigen viend verachten. Do fieng<br />

der vom Stein an zetoben und schrien: «Ir woellend, wie in vergangnem<br />

jar zuo Pontuicki), uns die viend uss unsern haenden<br />

»o lassen entrinnen; wir woellend dran!» Do beruoft der her die<br />

hoptluet, venner und amptluet, lobt ire manheit und bereiten willen,<br />

und sagt inen tapferlich, ouch den knechten tapferlich zesagen.<br />

dass si woelten des kfings und ouch ir selbs er, lob und nuz wol<br />

bedenken, beständigen, hantvesten ernst ankeren, unerschrocken<br />

25 gon an den viend welchen si habid nie gefoercht, oft überwunden,<br />

und ieztan zwei monat also ingetan, dass er sich noch<br />

nie hab doerfen lassen sehen; der ouch vil schwächer dan wir,<br />

und sin her Prosper alt, und damit er nit, wie vor jaren, ins<br />

kristlichsten kuengs hand komme oder umkome, zuor flucht geneigter.<br />

so dan zestriten — mit ghorsame und guoter Ordnung anziehen,<br />

das geschuez lassen das laeger brechen und sinen verlornen hufen<br />

lassen vor anloufen, und daruf, so d'viend abgeschossen, der<br />

Eidgnossen hufen mit [III 1353] sampt im und sinem reisigen<br />

zueg in starker Ordnung zuor schlacht hantlich grifen. Soeltid rnorn<br />

BS vor tag gespist und uf sin 2 ).<br />

,) Pontevico.<br />

') Vergl. über diese Verhandlungen mit Lautrec: Guicciardini II, S. 593.


1522 517<br />

Und also morndes fruee, was der achtend Ostren und der<br />

20. April 2ü. tag Aprel 1 ), do zugends vast muotig uss, hieltens fuer ein<br />

gewunnen spil; und als si bunten den frlen hufen der viend, so<br />

die scharmützenden reisigen Franzosen ableint mit schiessen,<br />

nahen, machtend d'Eidgnossen ir Ordnung, bi 100 man in ein »<br />

(160) glid, und a ) zwen hufen, an einem die laeuder, so den vorzug, | am<br />

andren die staet, so den nachzug soltend haben. Ramend doch<br />

glich an, dan kein huf der hindrest wolt sin; das ouch ein<br />

Unordnung bracht. Woltend uss sorg einer flucht dem Waelschen<br />

fuoshufen den vorlouf nit vertruewen, und liefend dran einen so i»<br />

witen weg, dass vil knecht hellig, durstig und hungerig wurden,<br />

dan ir vil nuet noch oder wenig gessen hattend. Also zeiket si<br />

der vienden frier huf hindersich, biss si des laegers der vienden<br />

gewar, aber dran loufen wolten. Da reit [III 1354] ir obrister<br />

her von Lotreck fuer ire Ordnung, redt ernstlich mit inen, ermant "><br />

und bat si zuom höchsten, si soeltid im volgen, nit ze fraefel noch<br />

ze vermessen sin, und getanem anschlag nachkomen; er woelte<br />

si nit verfueeren, noch verlassen. Da fiengends an, über in<br />

wunden und liden 2 ), er woelte, wie vor getan, die viend lassen<br />

entrinnen, schruwend enandreu zuo, redlich hinan zetrucken. Da 20<br />

schruwend etlich iren triberen zuo: die hoptluet, diejunkhern, die<br />

pensioner, die trippelsoeldner soeltid hinfuer treten und nit alwegen<br />

binden und bisits nacher schrien; das ouch iro vil zuo irem Verlust,<br />

schand zuo vermiden, taten. Nachdem nun der Franzosen<br />

schwer gschuez unnuezlichen rast hat getan über die stil ligenden »<br />

viend, do liefend d'Eidgnossen stark dran, und als die laender uf<br />

der lingen siten vor und naechst gegen dem gechuez ankamend,<br />

(161) da wurdens mit den hantbuechsen, deren | ob 4000 und der merteil<br />

halbhaken, und mit andrem gschuez uss der vienden laeger,<br />

da der von Fronsperg mit sinen lanzknechten [III 1355] und .»><br />

") Hiess ursprünglich: an.<br />

i) Das Gefecht fand acht Tage nach Ostern statt, aber das war der<br />

27. April -, auf den 20. fiel der Ostertag selbst.<br />

«) «Bei Gottes (oder Jesu) Wunden und Leiden!» war ein damals beliebter<br />

Schwur.


518 1522<br />

die Spanier hielten, so hart enpfangen, dass si ir Ordnung<br />

schwankten an der staeten Ordnung so trang, dass si wie ein<br />

mur sich kum gerueeren mochten, und trungend mittenandren<br />

die vordristen an der viend laeger in semlichem schiessen, dass<br />

5 die stein wie ein dicker hagel in si schlugen; hieltend dennocht<br />

so hantlich an, dass wo der nachtruk, so vom schrecken des<br />

grusamen und gar nah ein stund unlaeslich gewaereten schiessens<br />

hindern vaenlin gar abgewichen, vest bestanden, si obgelegen<br />

waerid, wan die viend schon wichenswis gesehen; biss etlich<br />

in schruwend : • stond, stond, si flueehend binden ab! » Hesse wurden<br />

d'Eidgnossen, so in den grüben ungwinlich sturmpten, gewar:<br />

niuosten ouch abston und hindersich wichen Und als nun d'lanzknecht,<br />

Spanier und Hechte pferd haruss gebrochen zuor nachill,<br />

do ranten d'Franzosen so stark darzwischen, dass die harussi5<br />

gebrochnen, nit on schaden wider hindersich getriben, sich ires<br />

erhaltnen Stands liessend froelich benueegen. Nun in dem rit<br />

schruwend d'Franzosen den Eidgnossen zuo, der hofnung, wo si<br />

noch widerkert und gestanden, dass nochmals der strit erobret<br />

wäre worden: aber da was kein bliben me\ Deshalb [III 1356]<br />

2« des von Lotrecks her nie" gebrochen, dan überwunden, mit<br />

gwerter band und siner hab widerum ab- und den Eidgnossen<br />

nach gon Munsch zoch. Gab des unfals schuld der Eidgnossen<br />

vermessenheit und Unordnung zuo. So schruwend vil über ire<br />

hoptluet, so si verfueert, und darzuo ir etlich vil flüchtiger Walen<br />

* und dienstknecht für Eidgnossen under iren vaenlin gehaept haettid.<br />

Glowtend al, | wenn si irem hern gevolgt, dass inen diser unfal, (162)<br />

schad und schand nit begegnet waere.<br />

Da haben alein d'Eidgnossen, so der vienden stürmen zuogetrungen,<br />

uebel geliten, ouch fuernemlich der binderen vorzug und<br />

«> besunder Swytz; wenig von band, vast al vom gschuez umkomen,<br />

und nämlich, wie si der Meilaendisch secretari Galiatz, so darbi<br />

gewesen, mit gutem glowen zeit, so sind da tod bliben 3000<br />

Eidgnossen, und von den selben 17 fuernemer hoptmannen •).<br />

Da hat ein stat Bern redlich bit verloren, und nämlich uss<br />

» irer burgerschaft den vesten Hans Rudolf Negelin, von einem<br />

i) Diese Zahl gibt auch Guicciardini an (II, 595).


1522 519<br />

erlichen, gluekhaften gast sines geschlechts der erst und ein wol<br />

verdienter [III 1357] Berner; den edlen Albrecht vom Stein,<br />

um siner fraefnen waghaelsikeit willen fuernemlich dises und vor<br />

nie unfals beschuldigeten, und uss uberschwenklichem pracht<br />

nach sinein tod angends so gar verdorbnen, dass sine vergueldete s<br />

und versilbrete husfrow, mit irer zierd benueegt, gon Zürich<br />

lieimfiir'), und sin elidier einiger sun, Brandolf, ungeerbt ins<br />

kiings dienst ouch hat mueessen jung verderben und sterben;<br />

die jungen, edlen Hans Rudolfen von Muelinen, hern Caspers sun;<br />

Jacob von Buettiken, Ludwig von Diesbachs luetinant; Bat Wil- io<br />

lielmen von Bonstetten, des schultessen von Wattenwil dochterman;<br />

Anthoni von Diesbach; Antonin Fuchs; Hansen Ougspurgern<br />

des kleinen rats; Immer Bergern ; Antonin Fischern; Ludin<br />

Swingharten, und ander uss der gmeind, ob fuenfzigen. Und da<br />

was bi den verpensionierten obren und vaeteren kein grosser us<br />

(163) beduren, den | wider flux dran, räch zesuochen, oder, wie beschach,<br />

me zuo verlieren.<br />

So unmenschlich ist der eigennützig git, dass er um des<br />

schneden gelts willen ouch sin eigen edel pluot verschaezt und<br />

ringer dan ein vich verkouft. »<br />

[III 1358] Wie der Franzesisch kling das Herzogtum Meiland,<br />

die stat Jennow und den Venedischen pnnd hat<br />

verloren.<br />

Morndes fruee am tag zocli der von Lotreck mit allem zueg<br />

gon Tretz-), prugget ubers wasser und lies d'Eidgnossen, so nit tu<br />

hüben wolten, heim ziehen, und mit inen iien bürgen, den basthart,<br />

grantmestern von Frankrich 3 ), zuo welchem er wenig herzens<br />

hat, dahar ouch zuo diser reis nuet dester me glueks komen;<br />

den alten glueksman hern Galiatz Visconten, und vil vom Franzesischen<br />

adel. Schikt illends einen reisigen zueg, die stat Loden so<br />

') Cleopha Krieg von Bellikon, siehe Geschichtsforscher VI, S. 61.<br />

2) Trezzo an der Adda.<br />

3 i Der sog. B.istart von Savoyen, Rene, natürlicher Sohn des Herzogs<br />

Philipp II.


520 1522<br />

zuo behalten, und als der kum abgesessen, do ward er von Spanieren<br />

ubervallen, verjagt, etlich erschlagen, etlich gefangen,<br />

und aller tross genomen, und ouch die burger al geschaezt oder<br />

gepluendret. Uf den schaden zoch er') alein mit sinein gesind<br />

5 durch der Venedieren, der Eidgnossen und Wallis land in<br />

Frankrich heim, lies den Venedischen zueg ouch heim ziehen<br />

und schikt sinen briider, von Scut, [III 1359] mit dem übrigen<br />

zueg und gschuez gon Cremona, nuewe hilf zuo nuewem krieg da zuo<br />

erwarten. Dem zoch der fuersichtig Prosper 2 ) mit siner macht<br />

io gestrax nach an die muren, und bracht in dahin, dass er sich<br />

begab, in 40 tagen, so nit gnuogsam entschitung vom kueng kaeme,<br />

mit gwörter | hand, aller hab und ufrechten zeichen, on schaden (164)<br />

ab und in Frankrich heim zeziehen, das herzogtuom Meiland,<br />

ussgenomen die schlos Cremona, Meiland und Novara, ufzegeben<br />

io und zerumen, beder sit gefangen ledig zelassen, und indes aller<br />

kriegsueebung gegen enandren stil zeston. Uf Versicherung diss<br />

Vertrags ist der Prosper schnei mit siner macht fuer die stat<br />

Jennow zogen, die vertribnen Adurnen in- und die regierenden<br />

Fregusen 3 ) uszesetzen, dem Franzesischen kueng die stat abze-<br />

20 nemen und si dem Roemschen keiser inzegeben. Wie wol nun<br />

der Franzesisch küng hat einen gwaltigen zueg herzog Ruoprechten<br />

von Schotten undergeben, den von Scuet und Jennow zuo ent-<br />

[III 1359]schiten, so mocht doch die selb nit so schnei beschehen.<br />

wen dass die Spanier und d'lanzknecht under haltender beredung<br />

as mit gwalt inbrachend, die riche, mächtige stat durch hilf eigner<br />

zweiung unversehen ubervielend und pluendreten um ein guot,<br />

desse das kriegsvolk nit me begert soelt haben, und daruss der<br />

ganz krieg vil zits erhalten haette moegen werden. Denen für<br />

der glükhaftig Prosper nach und verschuof alles sin fuernemen,<br />

.w nam den kranken herzog 4 ) uf, item nam mit etlichen andren<br />

gfangen den verrueempten kriegsman, her Petern von Navara 5 ),<br />

welcher, vom kueng gesent, des tags mit einer schiffung inkomen<br />

') Nämlich Lautrec.<br />

2) Prosper Colonna.<br />

3 i Die beiden sich bekämpfenden Familien der Adorni und der Fregosi.<br />

4 ) Den Dogen von Genua, Octavian Fregoso.<br />

5 ) Biographie universelle, tome MO. p. 008. Vergl. auch Memoire? de<br />

du Bellay. (Coli. Petitot, XVIt, H88 u. ff.)


1522 521<br />

was. Und als der Prosper vernam, dass gemelte entschitung<br />

ubers gepuerg gegen Ast zuo ilte, hat er die stat Jennow gestillet,<br />

also dass si den Adurni) solt zuo einem herzogen haben, alle<br />

Franzesische hilf usschlahen, dem Roemschen keiser ire schiffung<br />

zuo siner not bereit halten, und demnach nach irer [III 1361] -,<br />

harkoinnen friheit und Ordnung leben; und ist den Franzosen<br />

(165) engegen gezogen. Als aber der kueng vernam, dass es | mit Jennow<br />

uberhin, beruft er ussgesenten zueg wider heim; deshalb der von<br />

Scut, verlassen, nach inhalt des gemachten Vertrags ab- und<br />

heimzoch, mit erlicher begleitung ubers gepuerg, im vom Prosper «,<br />

zuogeben, also dass d'Franzosen selbs ruompten, er waere me des<br />

kuenglichen hoers ein behalter, dan ein verdoerber gewesen. Dan<br />

er das lob hat und haben wolt, dass er ussert dem strit keinen<br />

viend nie hat lassen toeten, und ouch den uberwundnen vienden<br />

oft semliche gnaden getan, die ein andrer kum den fruenden 15<br />

getan hatte*).<br />

Und wie nun der edel her Prosper sin verräterische gefaengnues,<br />

im vor 7 jaren in Pemont begegnet, an Franzosen hat völlig,<br />

nit mit verraeteri, sunder mit redlicher tat gerochen, das Herzogtum<br />

Meiland in sinen stat gebracht und den Roemschen keiser so<br />

in ganze Italia gross gemacht; und wie dan alwegen sin rat<br />

und fuernemen [III 1362] gewesen, das Roemsch rieh gross und<br />

beständig, und das ganz Italia einhellig und rueewig zemachen,<br />

da hat er angends nach abzug der Franzosen die Venedier vom<br />

kueng zürn keiser in die Italische vereinung erworben; dahar ein 25<br />

semliche hofnung komen, dass gemeint, der kueng wurde nunnie<br />

Italiam unuberzogen und rueewig lassen. Ueber dis nit kleine<br />

Sachen, gegen den vienden wislich und glueklich gehandlet, so<br />

hat er nuet mindre tat getan, sin ufrueerisch, ungestueem kriegsvolk<br />

und die eroesste und ganz uberladne stat und land Meiland 30<br />

in ghorsame und friden ze behalten und zeschirmen.<br />

Ein wis, redlich man<br />

Mag vil tuers began,<br />

(166) Ist fuer") gold zehan. |<br />

") für in Rasur.<br />

») Antonio Adorno.<br />

») Guicciardini IL S. 599.


522 1522<br />

[III 1363] Wie und mit was beschwerden dem Franzesischen<br />

kueng von 10 Va orten (>000 kriecht zugelassen<br />

worden, die Picocha zeraechen und den krieg ze erhalten.<br />

5 Nach erlitnem hagel an der Picocha, wiewol sich vil ufrueerische<br />

reden in einer Eidgnoschaft erhüben wider die verpensionierten<br />

obren, und nämlich, dass man alle pensioner an d'koepf<br />

solte schlahen, si in staeten und laendren besuchen und ussrueten<br />

als rechte saecher alles uebels und hageis; und wiewol die von<br />

10 Zuerich ufs Franzosen anvordren zuo Lucern uf Joannis Baptistae d )<br />

antworten, si woeltid, dass man mit keinem fuersten noch kern<br />

vereinung hatte, schribend dem grantmester, er soelte der iren<br />

gar keinen annemen und nit meineidig machen, oder si woeltids<br />

am kueng und an hoptlueten zuokomen; item die von Swytz, si<br />

i5 woeltid weder sunder, noch gmein pensionen iezt noch fuerahin<br />

nemen, dem kueng keine knecht zulassen, und ouch aller fuersten<br />

und hern mueessig gon. derglichen Nid dem wald ouch wolt tuon<br />

— nuet dester minder, do der grantmester vom Franzosen selbs<br />

nit on sunnen 5 ) erschein, [III 1364] und wol, aber ze spat, gebanet<br />

2« hat, do entschlussend sich 10'/, ort zuo Lucern, und entlich uf<br />

23. Julii zuo Bern, dass si dem kueng die vereinung woeltid halten, 28. Mi<br />

die begerten 6000 knecht nach inhalt der vereinung zulassen:<br />

doch also, dass iedem ort sine hoptluet anzeigt und untogenlich<br />

luet, dienstknecht, geisshirten und Gritscheneier 8 ) nit, sunder<br />

25 tapfer, redlich Eidgnossen angenomen, und dass die | usstaendigen (167)<br />

soeld und pensionen on faelen uf versprochne zil bezalt werdid 4 ).<br />

Und das bracht die huldriche pension zuosampt irer Sicherheit<br />

zuowegen in staeten und laendren mit semlichem klagen ftirschlek:<br />

der pund mit dem allerkristlichsten kueng waere zuo gmeinem nuz<br />

M und mit gmeinem willen angenomen, da niemand zereisen genotet;<br />

deshalb ein oberkeit, an niemand schuldig, lieber saehe, dass die<br />

'1 24. Juni; die Tagleisfung fand vom folgenden Tage an statt: in<br />

den Abschieden ist aber von der Sache nicht die Rede<br />

2) D. h. Sonnenkronen.<br />

3 ) Eigentlich Leute aus (»ressonay, dann überhaupt Hausirer.<br />

4) Eidg. Absch. IV, 1». S. 223.


1522 523<br />

iren anheimsch belibid. Nun so gepuer es sich einer Eidgnoschaft<br />

und iedesse orts 6r und glowen, dem merteil der Eidgnossen<br />

zuzeston, brief und sigel zehalten, schand und schaden vorzesin.<br />

ouch zereten [III 1365] und zeraechen, die herschaften ennet dem<br />

gep&rg zeschirmen; das alles bas ins kuengs, dan in eignem 5<br />

kosten beschalle. Un harzuo allem die speerigen ort ze vermanen,<br />

von gmeiuer einikeit des merteils der Eidgnossen sich nit zesfindren.<br />

Und mit seinlichen glaten fuerschlek, als einer stat Bern<br />

wiser rat, von Lucern heimlich einer ufruor gewarnt, sine ratsboten<br />

in stat und land usschikt, willen und ruow zuo erhalten •), 10<br />

81 Jaiund da von allen aemptern antwortsboten uf 28. tag Meien in ir<br />

stat hat bescheiden, do haben die selbigen boten in namen irer<br />

gmeinden gmeinlich und vast einhellig geantwortet, ir wil und<br />

beger waere, des Lampartischen lands, da kein gluk, des kuengs,<br />

aller froemden hern und pensionen mueessig zegon, doch vom 15<br />

merteil der Eidgnossen sich nit zesuendren; und so man dem kueng<br />

halten und dienen woelte, tapfer luet, so nach eren kriegid, brücken,<br />

dienstknecht daheim lassen, und vom kueng richtige, bare<br />

(168) bsoldung versorgen. Harzuo taten | Arow, Brugk und Soefftingen:<br />

es waere schwer, pluot vergiessen, so man nit wuesste, ob mau 20<br />

recht oder nit darzuo hätte; Lentzburg, Wangen, Arwangen:<br />

dass die kelch[III 1366]dieb, kilchenroeuber und gotslaestrer gestraft<br />

wurdid; Erlach: wo nit anders ingesehen und das froeind<br />

reisen und wegloufen also beharre, so mueessid ir acker zuo studen<br />

werden, ouch solle man daran sin, dass das übel gestraft werde. 25<br />

Es was ein gross gericht Gots, dass einer stat Bern, wie<br />

ouch andrer orten, frome gmeinden iren schaden durch vil<br />

enpfinden wol erkanten, aber dem ufgeniuzten listigen Tuefeli,<br />

so da Ines: «vom mer nit sundren», nit dorsten sagen wie<br />

Zuerich: « gang hindersich, du eigennütziger Sathan! — Es stat so<br />

geschriben : du solt nit volgen dem mer, dass du uebelstueegist».<br />

Uns gevalt, dass unsere wisen, fromen obren sich nit von dem<br />

mer der alten pünden und sachen, so gmeiner Eidgnoschaft und<br />

i) Raths«M. 19a, S. 116. Blosse Notiz ohne Angabe der Antworten,<br />

über welche im St. Are», nichts mehr zu finden ist.


524 1522<br />

uns zuo lob, er und nuz wol erschossen, aber von dem mer deren<br />

puenden und Sachen, so wenigen zuo eignem nuz dis egemelt pensionisch<br />

Tuefeli hilft, aber einer Eidgnoschaft und uns an lib, sei,<br />

ör und guot verdörbung und schaden bringen, flissig absuendrid.<br />

5 Noch so was das noch ein grösser [III 1367] gericht, dass<br />

ein ganze oberkeit und gmeind von Swytz iren irtuom uss<br />

enpfangnein schaden wol verstund, ouch bekant, und nach truewer,<br />

goetlicher ermanung und warnung des gotgelerten bischofs Zwingiis,<br />

darvon zestoni), ouch ander ir Eidgnossen, derglichen zetuon, zuo<br />

w vermanen hat angenomen, und dennocht sich lies das egemelt<br />

glat Tuefeli und den eigennützigen Sathan wider infueeren und<br />

härter dan vor ie anbinden 3 ); das ein zeichen was, dass dise | (169)<br />

bekantnues und besserung Bit uss warem schrecken goetlichs worts,<br />

so da keinen plaz wolt haben, sunder uss schrecken ergangens<br />

w hageis, desse räch der pensionisch Sathan entsass, was entsprungen<br />

; dan sobald die sun, so den hagel hat gekochet, mit<br />

schmeichlendem glänz die schwarze und grauwe wölken hat nur<br />

zertriben, do was der schrek, die bekantnues, die besserung, die<br />

warnung alle dahin, ja und in ein Verböserung und unredlikeit<br />

2" verkert, als die, so sich den ketzerischen und ufrueerischen Zwingle<br />

liessid dahin verfueeren, dass si von iren truewen, lieben Eidgnossen<br />

abstueendid 3 ), [III 1368] und dem allerkristlichsten kueng,<br />

irem mächtigsten puntgnossen und gfater, brief und sigel nit<br />

halten woeltid; das doch einer ganzen Eidgnoschaft zuo grosser<br />

25 und schmächlicher uner und hinderred dienen und reichen wurde.<br />

Und semiichem rat und gschrei half wol, dass das glat Tuefeli<br />

der fromen, schlechten gmeinden voegt, undervoegt, weibel, wirt<br />

und schriber ouch hat besessen und bestrichen.<br />

i| Vergl. oben S 467.<br />

2) Eine eidgen. Botschaft hatte, wie die Züricher am 1. August, so die<br />

Schwyzer am 3. dringend ersucht, sich dem Bündniss der übrigen Orte mit<br />

Frankreich anzuschliessen. Eidg. Absch. IV, 1». S. 229.<br />

3 ) Man machte es den Schwyzern zum Vorwurf, dass sie auf den Rath<br />

de9 ketzerischen Zwingli gehört hatten.


1522 525<br />

Geschriftliche antwort deren von Schwytz au d'Eidgnossen,<br />

der Franzesischen vereiuung und vordrung halb gebeu.<br />

Uf beger der Franzesischen botschaft und uf sunderlich heimsuchen<br />

der Franzesischen Eidgnossen haben die von Schwytz dis<br />

hievolgende antwort in geschrift geben.<br />

Den fromen, erenvesten, fuersichtigen, wisen von staeten und<br />

laendren unser Eidgnoschaft santboten, iez zuo Bern versamt,<br />

(170) unsern insunders guten fruenden und getruwen, lieben Eidgnossen. |<br />

Unsern fruentlichen, willigen dienst und was wir eren, liebs<br />

und gftts vermögen [III 1369] zuovor, fromen, erenvesten, fuer- io<br />

sichtigen, wisen, insunders guten fruend und getruewen, lieben<br />

FMgnossen. Nachdem und uns unser geliepter ratsfruend, vogt<br />

Lilli •), bericht hat des abscheids, uf iezthaltenden tag gemacht<br />

zuo Bern, darin um den hopthandel, darum diser tag angesezt,<br />

illender antwort begert ist uf die beger und anvordrung kueng- 15<br />

licher majestaet von Frankrick und irer anwaelten, die nun der<br />

knechten begeren und darum illend antwort ervordren: getruwen<br />

und alzit lieben Eidgnossen, hieruf hond ir durch unsere boten<br />

uf vor gehaltnen tagen zuo Lucern verstanden, wes sich unser<br />

gemein lantluet der sachen halb hand entschlossen, desglichen uf w<br />

iezigen tag zuo Bern durch unsere boten übergeben, also, diewil<br />

und die vereinung nie dan in einem artikel an uns nit gehalten,<br />

ouch spüren und merken, mit heimlichem gelt darin erkouft und<br />

zum teil also darin betrogen; und darum so wollend wir in der<br />

vereinung nit me sin, aber den friden, zuo Friburg gemacht, so »<br />

der an uus gehalten wirt, wollend wir den ouch truewlichen halten.<br />

Bi semlicher antwort lassen wir's noch unverrukt bliben.<br />

Getruewen, lieben Eidgnossen, diewil und wir uns im anfang<br />

unser geschwornen puenden und siderhar zuo mermalen verpflicht<br />

und gebunden als getruew fruend und brueeder, des wir uns, ob 30<br />

Got wil, ewig gegen enandren halten wollend, so gepuert es sich<br />

doch wol einem bruoder, den andren zuo ermanen in anligenden<br />

dingen, die inen beden zuo schaden reichen moechticl. Hierum so<br />

wir ie in sorgen sind, wo wir Eidgnossen semlicher gfarlicher,<br />

i) Heinrich Lilli oder Lülli war mehrmals Bote von Schwyz.


526 1522<br />

sorglicher haendlen [III 1370] nit abstandid, dass es | uns ingmein (171)<br />

zuo kuenftigen ziten zuo merem und grossem schaden und nachteil<br />

reichen möchte, darum so vermanen und piten wir uch in sampt<br />

und sunder, ob einich ort under uch des konte finden glimpf<br />

5 und fuog, das woelle semlicher dingen ab- und zuo uns ston. Dis<br />

alles sol niemand vermerken, dass wir hiemit iemand uetset 16ren,<br />

sunder uch sampt und sunders getruwer, fruentlicher, brueederlicher<br />

meinung ermanen, damit und wir al ingmein unser land.<br />

luet, er und guot dester rueewiger besitzen und behalten iezt und<br />

io hienach, ouch wir under uns gegen enandren dester fridlicher<br />

in guoter, fruentlicher truevv und liebe, fuerahin wie bisshar, bliben<br />

moegid. Ermessens, als es im besten beschicht. Hiemit sind dem<br />

almaechtigen Got bevolhen, der uch und uns alzit bewaren woelle<br />

Datum uf 21. tag Julii im 22. jar.<br />

21, Mi<br />

15 Lantamman und rat zuo Schwytz 1 ).<br />

Zuo fuerdrung dis handeis hat ein stat Bern der Franzesischen<br />

botschaft dargelihen 5300 krönen, und ouch verwilliget um 35,000<br />

Rinscher gülden buergschaft zetuon; erwand an Soloturn, so die<br />

mitbuergschaft abschlügen. Zuo denen ziten namend d'Franzosen<br />

20 alles gelt uf, so vil ufzebringen, durch [III 1371] sunder luet,<br />

sunderlich Berner, verbürget, daruss wie gwonlich den bürgen<br />

etwas gwins, aber nie unriiw und sorg, und etlichen, ouch deren<br />

erben, darzuo nit kleiner schad erwuochs; dan ir etlich — als der<br />

alt Mey 2 ), vast rieh — doch nuet nie frigs, sunder alles zwifach<br />

23 versezts hatten und iren erben verliessen mit verdoerbens sorg. J (172)<br />

Unvergeben der wis man sinen sun vor borgen und buergschaft<br />

warnet 3 ).<br />

Klag des Franzesischen kuengs ab derEidguossenhoptlueteu.<br />

Nachdem aber, wie oben erzelt, des Franzesischen kuengs<br />

30 entschitung, in Italiam gerüstet, versumpt was, do ist egemelte<br />

•) Orig. im St. A. Bern; im Auszug abgedruckt. Eidg. Absch. IV. l a . S. 227.<br />

2) Bartholomäus May.<br />

3 J Jes. Sirach XXIX. 24.


1522 527<br />

hilf der 6000 Eidgnossen ouch ersessen; doch so sind etlich,<br />

hoptluet und knecht, hinab in Picardy zogen zuo denen Eidgnossen,<br />

die ietzund me den ein jar daniden gelegen, wider die Engelschen<br />

und Flemming wol gedient hatten, und ieztan nach gemachtem<br />

bestand geurlobet; ab deren hoptlueten, und mit namen 5<br />

ab Hansen Frisching von Bern, der kueng sich durch brief und<br />

boten vast uebel klagt, wie si [III 1372] im und sinen anwaelten<br />

unghorsam und uebel gedient, und alwegen an der mustre fuer<br />

3300 knecht bezalung ingenomen, so si doch nun 2000 knecht<br />

gehaept h;ittend;.mit begßr, die selben zuo ersuchen, wie die fal- 10<br />

sehen mustrungen, ab welchen sich der von Lotreck ouch vast<br />

erklagt, zuogangen waerid, und ob der sinen etlich darzuo geholfen<br />

haettid, die selben nit ungestraft zelassen, damit dis unlidliche<br />

untiuew und mishandlung verkomen werde •). Daruf hond d'Eid-<br />

15.11«. i gnossen zuo Baden uf 24. November und 15. tag December durch is<br />

brief 2 ) und sine boten geantwort, semliche mishandlung sie inen<br />

vast leid, so dan nit klein unlob und uner ertrage; woellid ouch<br />

keinen ernst underlassen, mit nachfrag und straf anzelialten, der<br />

(173) glich sin kuenglich majestaet ouch an den | iren, wo si in siner<br />

krön betreten moegid werden, ouch tuen solle. Da ward abermals 20<br />

treffenlich bevolhen, in aller Eidgnoschaft [III 1373] flissige<br />

nachfrag zetuon; aber da ward abermals niemand gefunden, dan<br />

es hiessend kriegs-, nit diebsfinanzen; durch die sind etlich, so<br />

sust verdorben oder keins nammens, junkhern beliben oder zuo<br />

junkhern worden. 25<br />

Wo d'vaeter ubers blich regieren,<br />

Und die kind uf d'ruoten liofieren,<br />

Und der Mammon mag dispensieren,<br />

Da muoss her Frum sin werd verlieren<br />

Und junkher Buob die herschaft fieren,<br />

Und knecht Schelm fri mit falsch hantieren.<br />

Noch muoss meister End den pririeren,<br />

Den gilts: alein Frum wirt triumphieren.<br />

') Eidg. Absch. IV, 1». S. 251.<br />

2) Bern. Lat. Missivenbnch, K. 4, datirt vom 11. Dezember. Im Auszug<br />

Eidg. Absch. IV, 1». S. 258.<br />

so


528 1522<br />

Dass der kueug von Frankrieh ein Eidgnoschaft zft<br />

gevatern gemacht hat.<br />

Wie dan diser kueng von Frankrieh nuewer wis hat anfangs<br />

den babst Loewen, darnach die stat und herschaft Venedig, zu<br />

5 toufgevatern gemachet, also hat er diss jars Jenner zu sines<br />

jüngsten suns, des herzogen Carlis von Angulem touf erpaeten<br />

ein Eidgnoschaft •). Deren anwaelt, zuo Lucern versampt, darzii<br />

verordnet und hiningesent haben in aller orten nammen den<br />

schultes von Lucern, Hansen zuo Kaess, und den ammann von<br />

io Ure, Jacob Trogern, [III 1374] welche im Hornung hinin gon<br />

Pariss geriten, zuo Sant German die gevaterschaft ussgericht hond<br />

mit eren und wolgevallen des kuengs; dem goeti nach ires lauds<br />

bruch in einer Eidgnoschaft nammen ingebunden zwe gülden Pfenning<br />

| von iedem ort, 20 ducaten haltende. Deshalb von kuenglicher (174)<br />

1.-, majestaet einer löblichen Eidgnoschaft, sinen liebsten puntgnossen<br />

und gevateren, hoch und vast frintlich gedankt, ouch ire botschaft<br />

wol und erlich enpfangen, gehalten und gelassen ist worden.<br />

Dass d'Eidgnossen die Lampartischen herschat'teu Meudris<br />

und Baierna hond ingenomen und bevogtet.<br />

2i, Und wie dan der Franzesisch kueng gegen Eidgnossen in<br />

recht stuond der Meilaendischen lierschaften halb, Mendris und<br />

Baierna, er aber, uss dem land vertriben, sine recht ouch muost<br />

lassen stau, do haben d'Eidgnossen zuo end diss jars, ouch uss<br />

grosser pit der uudertanen, egenemte herschaften ingenomen, mit<br />

2, friheiten, Ordnungen, rechten und gerichten bevestnet und mit<br />

erstem vogt von Ure bevogtet'); und das was diss schweren<br />

kriegs einziger gewin.<br />

i) Eidg. Absch. IV, 1». S. 163—165 (21. Januar).<br />

2) Eidg. Absch. IV, 1». S. 242 (8. October). Der Vogt hiess Kaspar Gysier.


1522 529<br />

[III 1375] Von des cardinals von Sitten tod und siueu<br />

uachkomen bischoften.<br />

Die groeste froeud, in disem krieg begegnet, was, dass im September<br />

zuo Rom ir fuertreffenlicher viend und Widersacher, der<br />

cardinal von Sitten, an der pestilenz, oder, wie gedacht, an eim ><br />

Wälschen sueple, sin unrueewigs, kriegisclis leben verlies; in<br />

semlichen des Roemschen babsts und keisers und aller kriegsgenossen<br />

gnaden, dass gemeint, er wäre der kriegschen kilchen<br />

nächster babst 1 ), und so er bi Got in glicher gnad stueende,<br />

(175) ieztan im himelscuen her ein grosser hoptman | worden; aber w<br />

er ward von sinen ungnaedigen maleren zuom hellischen her gemalet<br />

3 ). Bi Got stat das gericht.<br />

Er was siner Pflichtigen partt, nämlich dem Roemschen babst<br />

und dem keiser, als sinen oberhern, und als ein Eidgnoss sinen<br />

Eidgnossen, die er gern bi den gemelten hern gross gemachet w<br />

und von Franzosen abgezogen hätte, so ganz dienstlich, ufrecht<br />

und beständig, dass in weder der fruenden armuot und ungluek.<br />

noch der vienden richtuom und gluek, biss in tod inocht verkeren<br />

oder abwisen.<br />

[III 1376] Nach sinem tod sind die Wallisser, geistlich und 20<br />

weltlich, uss lang gewaerter widerwaertikeit und matzischer unruow<br />

entrunnen, und ir gluekhafter unglueksman Joerg uf der Flu<br />

abermal ufgesprungen, haben sich um einen andren bischof beraten.<br />

Da rietend etlich, man soelte den probst von Wattenwil 3 ),<br />

oder, wie Joerg begert, den dechan Loeblin 4 ) von Bern erwoellen, as<br />

damit dass durch ansehen und hilf irer fruentschaft und einer<br />

wolgeachten stat Bern das bischtuom nit uss ordenlicher wal<br />

kaeme, und si uss baebstlichem ban und keiserlicher acht gelediget<br />

') Ueber Schinners Aussichten bei der Wahl vom Januar 1522 vergl.<br />

Anz. f. Schw. Gesch. Bd. IV. S. 89.<br />

') Offenbar Anspielung auf ein uns nicht bekanntes Gemälde.<br />

») Niclaus von Wattenwyl, Sohn des Schultheissen Jacob v. W., damals<br />

Propst des Vinzen/.enstifts.<br />

4) Ludwig Löublin, Dekan des Vinzenzenstifts ; vergl. Samml. Bern.<br />

Eiogr. I, S. 166.<br />

34


530 1522<br />

wurdid; aber das mer ward, man soelt einen landsgebornen nemen,<br />

der anheimscli blibe und sich keiner pratick annaeme. Und also<br />

erwaeltens einen alten, schlechten, podagrenischen tümherren, her<br />

Philippen am Heimgarten, desse ansehens, dass er bischof und<br />

5 lantgraf hiesse, aber si nach irem gevallen laebtid und regiertid:<br />

welche namen im ouch so untraeglich wurden, dass er si über<br />

3 jar ufgab') her Adrian Rietmattern, so des cardinals kaemerling<br />

gewesen, der si behielt und mit [III 1377] ducaten lediget<br />

vom Roemschen cardinal de Cesiis 2 ), welcher die vom nuewen<br />

io babst hat enpfangen. | (<br />

Burgrecht des hern von Laserra und des grafeu<br />

von Clialant mit einer stat Bern.<br />

Diss jars hat eine loblich stat Bern zu burgern ufgenomen,<br />

im Hornung her Franzen von Gingins, friliern zuo Laserra, im<br />

i. alein mit muntlicher oder gschriftlicher hilf verpflicht zesin 3 ),<br />

im Ougsten graf Reinharten von Chalant, frihern zuo Amyeville,<br />

iezt erben zuo Valendis und Bofermund 4 ), nach inhalt des<br />

alten burgrechtens siner vorfaren, grafen von Valendis und hern<br />

zuo Bofermund.<br />

2o<br />

Arberg friheit.<br />

Den iren von Arberg friheit geben, dass si von einem freunden,<br />

der sicli in ir stat oder land sezt, fuer bürg- oder lantrecht<br />

mögend nemen 5 pfund, und das gelt an ir gmeine not verwenden').<br />

i) Philipp von Heimgarten oder von Platea wurde erwählt den<br />

20. October 1Ö22. resignirte aber erst 1529.<br />

2) Vergl. Leu Lex. XVII, S. 218.<br />

3 ) Am 8. Febr. Raths-Man. 192, S. 76. Der Vertrag in Ob. Spruchb.<br />

Z. 683, wo aber Franz von Oingins als Herr zu Divonne (nicht La Sana)<br />

1 «.'zeichnet wird.<br />

4 ) Beauffremout. Darauf bezügliche Notiz in Raths Man. 194, S. 188,<br />

») Ratbs Man. 193, S. 66 vom 28. April.


1522 531<br />

Schenkeufoerg verkomnues mit den vier Rinstaeteu<br />

verwilliget *). [III 1378] Kouf.<br />

Erkouft von junkher Hans Batten von Scharnental 84 pfund<br />

gelts jarlicher stur, zii sampt den gerichten darzii gehörigen, uf<br />

Wiler und Grueenlowinen im land Hassle gelegen, um 2580 pfund, s<br />

alles Bernwaerung 2 ).<br />

Buw.<br />

(177) Verdingt Jacob Ruesen und Heini Seewagen, disch | macheren,<br />

zemachen das gestueel in S. Vincensen kor, einen zwifaehen stand<br />

um 50 pfund 8 ).<br />

io<br />

Ordnungen oder Satzungen.<br />

Als der burgereid inhielt, dass keiner mueet, gab, noch<br />

schenke sol nemen von einem, so vor rat oder gericht zeschaffen<br />

hat, ist diser artikel ab- und zuogelassen, ob einem etwas geschenkt<br />

wurde, dass er dasselbig on Verletzung siner eren wol mag nemen, i.-,<br />

so doch der eid luter wiset, dass den armen und den riehen<br />

glich recht sol gehalten werden; aber da vilicht vergessen, dass<br />

Gots wort spricht: die gaben verblenden der richtern ougen 4 ).<br />

Der git hat zii diser zit so vil gewalts, dass er sich nit vorcht,<br />

noch schampt, sinem nuz ein tiren ufzebrechen. Actum uf den »<br />

Osterzinstag *).<br />

Dass die raet des kleinen rats am Mentag, Mitwochen und<br />

Fritag, im sumer zun 7 und im winter zuon 8, anfangs der<br />

stunden im rat sollen sin, oder on gnad 1 baetzen buoss geben,<br />

') Die Angabe steht nur in dieser Form da als Uebersicht. Zur Sache<br />

vergl. Raths Man. 193, S. 117 vom 28. Mai.<br />

2) Kaufvertrag vom 21. Mai. Ob. Spruchb. Z. S. 287.<br />

3 ) Vergl. Raths Man. 195. 8. 7.<br />

4) II. Mos. 23, 8.<br />

5 ) 22. April. Raths Man. 193. S. 59.


532 1522<br />

und im rat zii end uss beliben, die andren tag sich nach gepot<br />

eines schultheissen halten 4 ).<br />

Dass ein Schultheis uf die Fritag niemand fuer rat sol lassen,<br />

er habe den von der stat Sachen wegen zehandlen, ouch anders<br />

6 uf die tag nuetset fuerzenemen •).<br />

Dass die winfueerer soellend schweren, keinen win uss dem<br />

vass zeziehen, ouch niemand daruss zetrinken geben, sunder sich<br />

daruss zetrinken benueegen; und welcher das übersieht, den selben<br />

fuer einen öffentlichen, wissentlichen dieb zehalten und zestrafen,<br />

i» desglichen den, so das gesicht und nit angibt. Uf 5. tag 5.<br />

December 3 ). | (1<br />

i) 23. April. Raths Man. 193. S. 62.<br />

2) 23. April. Raths Man. 193. S. 63.<br />

a ) Raths Man. 195. S. 116.

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