Zur Frage des Aspekts und der Aktionsarten im ... - Biblioteka
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<strong>Zur</strong> <strong>Frage</strong> <strong>des</strong> <strong>Aspekts</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aktionsarterz irtr Deutscheir rind Litauischen<br />
Vokietiy - lietrirfiy kalby veikslo ir veiksttro jvykinto<br />
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biidq klarrsiinrr<br />
entsprechende nicht <strong>der</strong> Flexion zuzurechnende<br />
Afiixe (vgl. brennn als <strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> verbrennen<br />
als perfektiv); <strong>und</strong> drittens syntaktisch durch den<br />
Gebrauch von Artikeln (vgl. er las Bucher als<br />
<strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> er las ein Buch als Perfektiv).<br />
Hiemach darf das Deutsche <strong>der</strong> Meinung von T. Roelcke<br />
nach zwar nicht als flexionsmorphologische,<br />
jedoch <strong>im</strong>merhin als lexikalische, wortbildungsmorphologische<br />
o<strong>der</strong> syntaktische <strong>Aspekts</strong>prache<br />
charakterisiert werden (vgl. Roelcke, 1997 : 36).<br />
Dariiber hinaus verfugt das Deutsche aber auch<br />
iiber verschiedenartige flexions-morphologische<br />
Mittel zum Ausdruck <strong>der</strong> aspektuellen Bedeutungen.<br />
Iiierzu ziihlt man Perfektbildung mit haben bei<br />
transitiven ~ ~ durativen n d intransitiven Verben als<br />
Kennzeichnung eines <strong>im</strong>perfektiven <strong>Aspekts</strong> sowie<br />
die Perfektbildung mit sein bei nichtdurativen<br />
intransitiven Verben als Ausdruck eines perfektiven<br />
<strong>Aspekts</strong> (vgl. es hat gebrannt als <strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> es<br />
ist verbrannt als perfektiv). Durativei<strong>im</strong>perfektive<br />
Verben kennen <strong>im</strong> Deutschen in <strong>der</strong> Regel nur das<br />
sog. ,,Vorgangspassiv" <strong>und</strong> nicht ,,das Zustandspassiv"<br />
(vgl. das Buch wird gesucht <strong>und</strong> nicht *das<br />
Buch ist gesucht), nichtdurativeiperfektive Verben<br />
haben beide Passivvarianten (vgl. das Buch wird<br />
gehnden <strong>und</strong> das Buch ist gef<strong>und</strong>en). Zum Ausdruck<br />
<strong>der</strong> Zeitstrukturen dienen auch zahlreiche Funktionsverbgefiige<br />
(vgl. zur Entscheidung bringen als<br />
<strong>im</strong>perfektiv i~nd eine Entscheidung treffen als<br />
perfektiv) (vgl. Roelcke 1997:37, Cir<strong>und</strong>ziige<br />
1980:jOl).<br />
Folgende ~berle~ungen lassen den deutschen<br />
Sprachtypologen T. Roelcke folgern, das das<br />
Deutsche zwar als eine flexivische, dabei lediglich<br />
sek<strong>und</strong>are <strong>Aspekts</strong>prache charakterisiert werden darf<br />
(vgl. Roelcke 1997:37).<br />
In <strong>der</strong> litauischen Sprachwissenschaft hat man um<br />
das Problem, ob das Litauische den Aspekt kennt o<strong>der</strong><br />
nicht: auch vie1 gestritten. Der eine Standpunk<br />
behauptet, das es <strong>im</strong> Litauischen eine grammatische<br />
Kategorie <strong>des</strong> <strong>Aspekts</strong> gibt. Die Verfechterin dieses<br />
Standpunktes A. Paulauskiene vertritt die Meinung,<br />
dal3 <strong>im</strong> Litauischen die grammatische Kategorie <strong>des</strong><br />
<strong>Aspekts</strong> auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> verbalen Prafixation<br />
entstanden ist (vgl. Paulauskiene 1994:273). Verbale<br />
Prafixe dricken den Aspekt aus, weil das Prafix neben<br />
seiner wortbildenden Funktion zugleich auch die<br />
verbale Handlung begrenzt, auf ihre perfektive Art<br />
hinweist. Als Realisierung <strong>der</strong> aspektuellen Bedeutungen<br />
betrachtet A. Paulauskiene die Oppositionen<br />
<strong>der</strong> einfachen <strong>und</strong> prafigierten Verben (vgl. dirbti,<br />
sakyti, senti als <strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> padirbti, pasakyti,<br />
pasenti als perfektiv). In den Fallen, wo allein durch<br />
Wortbildungsmittel unmoglich ist, aspektuelle<br />
Verbpaare zu bilden, zahlt sie zu den Kennzeichnungsmitteln<br />
<strong>der</strong> Aspekte auch Kontextele~ilente<br />
(vgl. eiti iS namy <strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> iSeiti iS nalny als<br />
perfektiv). Als die am ineisten grammatikalisierte<br />
Ausdrucksrniiglichkeit <strong>des</strong> <strong>Aspekts</strong> in1 Litauischen<br />
werden die Zeitfonnen <strong>des</strong> Verbs angesehen (vgl.<br />
ateina Prasensi<strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> at40 Priteritumi<br />
perfektiv) (vgl. Paulauskiene 1994:293-295).<br />
Unter an<strong>der</strong>em Standpunkt darf man i~n<br />
Litauischen von keiner grammatischen Kategorie <strong>des</strong><br />
<strong>Aspekts</strong> sprechen (vgl. Dabartines lietuvi~~ kalbos<br />
graniatika 1994). Die Autoren <strong>der</strong> Gramniatik <strong>der</strong><br />
litauischen Gegenwartssprache sind <strong>der</strong> Meinung.<br />
dal3 die Oppositionen <strong>der</strong> einfachen <strong>und</strong> prifigierten<br />
Verben nur zur Kennzeichnung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
Aspektbedeutungen fiir das Litauische nicht<br />
charakteristisch sind. Das Prafix veriin<strong>der</strong>t nicht nur<br />
den Aspekt <strong>der</strong> verbalen Handlung, sondem auch<br />
verleiht es dem Verb eine an<strong>der</strong>e Bedeutungsschattierung.<br />
Folglich werden mit Hilfe <strong>der</strong> Prafixe<br />
nicht unterschiedliche Aspektformen, sondenl Verben<br />
mit unterschiedlicher Bedeutung gebildet (vgl. pirkti<br />
als <strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> nupirkti, supirkti. iSpirkti als<br />
perfektiv). Im Litauischen kann ein je<strong>des</strong> Verb <strong>der</strong><br />
Bedeutung nach entwe<strong>der</strong> den1 perfektiven o<strong>der</strong> <strong>der</strong>n<br />
<strong>im</strong>perfektiven Aspekt zugeordnet werden, aber dieser<br />
Bedeutungsunterschied wird nicht durch regulare<br />
Oppositionen <strong>der</strong> verbalen Formen ausgedriickt.<br />
Perfektive <strong>und</strong> <strong>im</strong>perfektive Verben sind Wiirter mit<br />
unterschiedlicher Bildung <strong>und</strong> Semantik <strong>und</strong> nicht<br />
die Formen <strong>des</strong>selben Verbs (Dabartines liet~lviq<br />
kalbos gramatika 1994:289).<br />
Wir sehen, das wir sowohl in <strong>der</strong> deutschen als<br />
auch in <strong>der</strong> litauischen Linguistik mit zwei<br />
unterschiedlichen Aspektauffassungen zu tun haben:<br />
mit einer engeren, die den Aspekt als cine streng<br />
gram~natischeiflexivische verbale Kategorie<br />
betrachtet, <strong>und</strong> mit einer weiteren, unter <strong>der</strong> zu den<br />
Ausdrucksmitteln <strong>des</strong> <strong>Aspekts</strong> nicht nur flexivische,<br />
son<strong>der</strong>n auch lexische, syntaktische u.a. Mittel<br />
gehoren. Im vorliegenden Beitrag wird die Meinung<br />
vertreten, dal3 man den Begriff Aspekt definitorisch<br />
<strong>im</strong> Sinne von ,,vid" auffassen <strong>und</strong> nur auf die<br />
slavischen Sprachen begrenzen sollte. Verbalaspekt<br />
ist eine grammatische Kategorie, die das gesamte<br />
Verbinventar erfant, es gibt kein Verb, das von dieser<br />
Kategorie unberuhrt bleibt. Der Verbalaspekt mul3<br />
als Eigenart <strong>der</strong> slavischen Sprachen angesehen '2<br />
werden, denn er vermag ein Vorstellungsfeld 8<br />
auszudriicken, welches in an<strong>der</strong>en Sprachen nur mit $<br />
an<strong>der</strong>en Mitteln wie<strong>der</strong>zugeben sei (vgl. Avilova<br />
1976, HentscheliWeydt 1994). Hiernach sind das<br />
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