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Zur Frage des Aspekts und der Aktionsarten im ... - Biblioteka

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I<br />

kalby paraleiis 1<br />

<strong>Zur</strong> <strong>Frage</strong> <strong>des</strong> <strong>Aspekts</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Aktionsarten</strong> <strong>im</strong> Deutschen <strong>und</strong><br />

Litauischen<br />

Ernesta RA~IENE<br />

Piic(agogische Universifii! I/iltliirs<br />

Stuclenfq sb: 39. LT-2034 I'iltiiirs<br />

Vokiec'iy - lietuviy kalb y veikslo<br />

ir veiksmo ivyk<strong>im</strong>o biidq<br />

klaus<strong>im</strong>u<br />

S a n t r a u k a<br />

Sraipsnyje nagrinejami kai kurie veikslo ir veiksmo<br />

ivyk<strong>im</strong>o btidy (<strong>Aktionsarten</strong>) sampratos ir raiSkos<br />

priemoniil vokieEiy ir lietuviy kalbose klaus<strong>im</strong>ai.<br />

Veikslas ir su juo susijusios veiksmo jvyk<strong>im</strong>o budy<br />

reikSmes priskiriamos prie svarbiausiy tipologiniy<br />

kalby poiyrniy. VokieEiy kalbotyroje pri<strong>im</strong>tas poiiiiris,<br />

kad veikslas kaip gramatine kategorija nebtidingas<br />

vokieEiy kalbai. Taip pat ir lietuviy kalboje<br />

veikslo reik<strong>im</strong>es nera iSreikStos reguliariomis veiksmaiodiiy<br />

formy prieSprieSomis. Straipsnyje sitiloma<br />

terminq veikslas vartoti tik tuomet, kai kalbama<br />

apie veikslq kaip gramatine kategorij~ btidingq tik<br />

slavy ir kai kurioms kitoms kalboms. VokieEiy ir lietuviy<br />

kalbose tikslingiau kalbeti apie funkcines-semantines<br />

grupes, kurios iiskiriamos iodiiy darybos<br />

pagrindu ir germanistikos tradicijoje apibreiiamos<br />

terminu <strong>Aktionsarten</strong>. Veiksmo ivyk<strong>im</strong>o budai suprantami<br />

kaip vienas iS funkcines-semantines aspektualumo<br />

kategorijos komponenty.<br />

Toliau straipsnyje gretinamos Sios funkcines-semantines<br />

grupes ir jy raiSkos priemones vokieeiy ir<br />

lietuviy kalbose, siekiant nustatyti kalby panaSumus<br />

ir skirtumus.<br />

Der <strong>Frage</strong>nbereich Aspekt - <strong>Aktionsarten</strong> -<br />

Aspektualitat bewegt die Sprachforscher seit langem<br />

<strong>und</strong> gehort zu den umstrittensten Problemen <strong>der</strong><br />

Linguistik. Gr<strong>und</strong>legende Arbeiten zu dieser<br />

Problematik stammen von Isacenko, Coseriu,<br />

Bondarko, Maslov, Avilova, Flamig, An<strong>der</strong>sson,<br />

Thelin u.a. Die Forschungen auf dem Gebiete <strong>der</strong><br />

Aspektologie scheinen <strong>im</strong>mer noch aktuell zu sein,<br />

wovon auch zahlreiche vergleichende Untersuchungen<br />

<strong>der</strong> letzten Jahrzehnte zeugen.<br />

Das hohe Interesse fur die Probleme <strong>der</strong><br />

Aspektualitat laflt sich zum Teil dadurch erklaren,<br />

das Aspekt <strong>und</strong> <strong>Aktionsarten</strong> zu den wichtigsten<br />

typologischen Charakteristiken <strong>der</strong> Sprachen<br />

gehoren.<br />

Sprachen, bei denen aspektuelle Bedeutungen<br />

durch Verbflexion ausgedriickt werden, bezeichnet<br />

man bekanntlich als sog. ,,<strong>Aspekts</strong>prachen". Von<br />

wichtiger Bedeutung ist <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Aspekte die<br />

Unterscheidung zwischen Perfektiv (Abgeschlossenheit<br />

<strong>des</strong> Vorgangs) <strong>und</strong> Imperfektiv (keine<br />

Abgeschlossenheit <strong>des</strong> Vorgangs). Bekannte<br />

Beispiele fiir diese Unterscheidung sind vor allem<br />

unter den slawischen Sprachen zu finden, wo ganze<br />

Verbklassen durch entsprechende Prafixe als<br />

perfektiv o<strong>der</strong> durch entsprechende Suffixe als<br />

<strong>im</strong>perfektiv gekennzeichnet werden konnen. Als<br />

weiteres Beispiel fur eine <strong>Aspekts</strong>prache gilt das<br />

Englische, in dem <strong>der</strong> Progressiv (Andauern eine<br />

Vorgangs) grammatikalisiert ist (is speaking).<br />

Das Deutsche gilt <strong>im</strong> allgemeinen als eine Sprache,<br />

bei <strong>der</strong> Bedeutungen <strong>des</strong> <strong>Aspekts</strong> <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong><br />

Flexion nicht gekennzeichnet werden, es handelt sich<br />

hiernach also um keine <strong>Aspekts</strong>prache. Eine solche<br />

Einschatzung wird aber von manchen Germanisten<br />

als alzu vereinfachend <strong>und</strong> den Tatsachen <strong>der</strong><br />

deutschen Grammatik nicht in vollem Umfange<br />

gerecht betrachtet. Es wird darauf hingewiesen, das<br />

es <strong>im</strong> Deutschen mehrere Moglichkeiten gibt,<br />

zeitliche Strukturen nicht flexivisch zu kennzeichnen: s<br />

erstens lexikalisch durch Verben mit durativer bzw. ?<br />

2<br />

nichtdurativer Aktionsart (vgl. suchen als durativl . 9<br />

<strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> finden als nichtdurativlperfektiv); $<br />

zweitens wortbildungsmorphologisch durch 2


<strong>Zur</strong> <strong>Frage</strong> <strong>des</strong> <strong>Aspekts</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aktionsarterz irtr Deutscheir rind Litauischen<br />

Vokietiy - lietrirfiy kalby veikslo ir veiksttro jvykinto<br />

.<br />

- .~<br />

-<br />

-<br />

biidq klarrsiinrr<br />

entsprechende nicht <strong>der</strong> Flexion zuzurechnende<br />

Afiixe (vgl. brennn als <strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> verbrennen<br />

als perfektiv); <strong>und</strong> drittens syntaktisch durch den<br />

Gebrauch von Artikeln (vgl. er las Bucher als<br />

<strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> er las ein Buch als Perfektiv).<br />

Hiemach darf das Deutsche <strong>der</strong> Meinung von T. Roelcke<br />

nach zwar nicht als flexionsmorphologische,<br />

jedoch <strong>im</strong>merhin als lexikalische, wortbildungsmorphologische<br />

o<strong>der</strong> syntaktische <strong>Aspekts</strong>prache<br />

charakterisiert werden (vgl. Roelcke, 1997 : 36).<br />

Dariiber hinaus verfugt das Deutsche aber auch<br />

iiber verschiedenartige flexions-morphologische<br />

Mittel zum Ausdruck <strong>der</strong> aspektuellen Bedeutungen.<br />

Iiierzu ziihlt man Perfektbildung mit haben bei<br />

transitiven ~ ~ durativen n d intransitiven Verben als<br />

Kennzeichnung eines <strong>im</strong>perfektiven <strong>Aspekts</strong> sowie<br />

die Perfektbildung mit sein bei nichtdurativen<br />

intransitiven Verben als Ausdruck eines perfektiven<br />

<strong>Aspekts</strong> (vgl. es hat gebrannt als <strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> es<br />

ist verbrannt als perfektiv). Durativei<strong>im</strong>perfektive<br />

Verben kennen <strong>im</strong> Deutschen in <strong>der</strong> Regel nur das<br />

sog. ,,Vorgangspassiv" <strong>und</strong> nicht ,,das Zustandspassiv"<br />

(vgl. das Buch wird gesucht <strong>und</strong> nicht *das<br />

Buch ist gesucht), nichtdurativeiperfektive Verben<br />

haben beide Passivvarianten (vgl. das Buch wird<br />

gehnden <strong>und</strong> das Buch ist gef<strong>und</strong>en). Zum Ausdruck<br />

<strong>der</strong> Zeitstrukturen dienen auch zahlreiche Funktionsverbgefiige<br />

(vgl. zur Entscheidung bringen als<br />

<strong>im</strong>perfektiv i~nd eine Entscheidung treffen als<br />

perfektiv) (vgl. Roelcke 1997:37, Cir<strong>und</strong>ziige<br />

1980:jOl).<br />

Folgende ~berle~ungen lassen den deutschen<br />

Sprachtypologen T. Roelcke folgern, das das<br />

Deutsche zwar als eine flexivische, dabei lediglich<br />

sek<strong>und</strong>are <strong>Aspekts</strong>prache charakterisiert werden darf<br />

(vgl. Roelcke 1997:37).<br />

In <strong>der</strong> litauischen Sprachwissenschaft hat man um<br />

das Problem, ob das Litauische den Aspekt kennt o<strong>der</strong><br />

nicht: auch vie1 gestritten. Der eine Standpunk<br />

behauptet, das es <strong>im</strong> Litauischen eine grammatische<br />

Kategorie <strong>des</strong> <strong>Aspekts</strong> gibt. Die Verfechterin dieses<br />

Standpunktes A. Paulauskiene vertritt die Meinung,<br />

dal3 <strong>im</strong> Litauischen die grammatische Kategorie <strong>des</strong><br />

<strong>Aspekts</strong> auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> verbalen Prafixation<br />

entstanden ist (vgl. Paulauskiene 1994:273). Verbale<br />

Prafixe dricken den Aspekt aus, weil das Prafix neben<br />

seiner wortbildenden Funktion zugleich auch die<br />

verbale Handlung begrenzt, auf ihre perfektive Art<br />

hinweist. Als Realisierung <strong>der</strong> aspektuellen Bedeutungen<br />

betrachtet A. Paulauskiene die Oppositionen<br />

<strong>der</strong> einfachen <strong>und</strong> prafigierten Verben (vgl. dirbti,<br />

sakyti, senti als <strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> padirbti, pasakyti,<br />

pasenti als perfektiv). In den Fallen, wo allein durch<br />

Wortbildungsmittel unmoglich ist, aspektuelle<br />

Verbpaare zu bilden, zahlt sie zu den Kennzeichnungsmitteln<br />

<strong>der</strong> Aspekte auch Kontextele~ilente<br />

(vgl. eiti iS namy <strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> iSeiti iS nalny als<br />

perfektiv). Als die am ineisten grammatikalisierte<br />

Ausdrucksrniiglichkeit <strong>des</strong> <strong>Aspekts</strong> in1 Litauischen<br />

werden die Zeitfonnen <strong>des</strong> Verbs angesehen (vgl.<br />

ateina Prasensi<strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> at40 Priteritumi<br />

perfektiv) (vgl. Paulauskiene 1994:293-295).<br />

Unter an<strong>der</strong>em Standpunkt darf man i~n<br />

Litauischen von keiner grammatischen Kategorie <strong>des</strong><br />

<strong>Aspekts</strong> sprechen (vgl. Dabartines lietuvi~~ kalbos<br />

graniatika 1994). Die Autoren <strong>der</strong> Gramniatik <strong>der</strong><br />

litauischen Gegenwartssprache sind <strong>der</strong> Meinung.<br />

dal3 die Oppositionen <strong>der</strong> einfachen <strong>und</strong> prifigierten<br />

Verben nur zur Kennzeichnung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Aspektbedeutungen fiir das Litauische nicht<br />

charakteristisch sind. Das Prafix veriin<strong>der</strong>t nicht nur<br />

den Aspekt <strong>der</strong> verbalen Handlung, sondem auch<br />

verleiht es dem Verb eine an<strong>der</strong>e Bedeutungsschattierung.<br />

Folglich werden mit Hilfe <strong>der</strong> Prafixe<br />

nicht unterschiedliche Aspektformen, sondenl Verben<br />

mit unterschiedlicher Bedeutung gebildet (vgl. pirkti<br />

als <strong>im</strong>perfektiv <strong>und</strong> nupirkti, supirkti. iSpirkti als<br />

perfektiv). Im Litauischen kann ein je<strong>des</strong> Verb <strong>der</strong><br />

Bedeutung nach entwe<strong>der</strong> den1 perfektiven o<strong>der</strong> <strong>der</strong>n<br />

<strong>im</strong>perfektiven Aspekt zugeordnet werden, aber dieser<br />

Bedeutungsunterschied wird nicht durch regulare<br />

Oppositionen <strong>der</strong> verbalen Formen ausgedriickt.<br />

Perfektive <strong>und</strong> <strong>im</strong>perfektive Verben sind Wiirter mit<br />

unterschiedlicher Bildung <strong>und</strong> Semantik <strong>und</strong> nicht<br />

die Formen <strong>des</strong>selben Verbs (Dabartines liet~lviq<br />

kalbos gramatika 1994:289).<br />

Wir sehen, das wir sowohl in <strong>der</strong> deutschen als<br />

auch in <strong>der</strong> litauischen Linguistik mit zwei<br />

unterschiedlichen Aspektauffassungen zu tun haben:<br />

mit einer engeren, die den Aspekt als cine streng<br />

gram~natischeiflexivische verbale Kategorie<br />

betrachtet, <strong>und</strong> mit einer weiteren, unter <strong>der</strong> zu den<br />

Ausdrucksmitteln <strong>des</strong> <strong>Aspekts</strong> nicht nur flexivische,<br />

son<strong>der</strong>n auch lexische, syntaktische u.a. Mittel<br />

gehoren. Im vorliegenden Beitrag wird die Meinung<br />

vertreten, dal3 man den Begriff Aspekt definitorisch<br />

<strong>im</strong> Sinne von ,,vid" auffassen <strong>und</strong> nur auf die<br />

slavischen Sprachen begrenzen sollte. Verbalaspekt<br />

ist eine grammatische Kategorie, die das gesamte<br />

Verbinventar erfant, es gibt kein Verb, das von dieser<br />

Kategorie unberuhrt bleibt. Der Verbalaspekt mul3<br />

als Eigenart <strong>der</strong> slavischen Sprachen angesehen '2<br />

werden, denn er vermag ein Vorstellungsfeld 8<br />

auszudriicken, welches in an<strong>der</strong>en Sprachen nur mit $<br />

an<strong>der</strong>en Mitteln wie<strong>der</strong>zugeben sei (vgl. Avilova<br />

1976, HentscheliWeydt 1994). Hiernach sind das<br />

,$


knlby pnrnlele'i 1<br />

deutsche <strong>und</strong> das Litauische <strong>im</strong> Unterschied zum<br />

Russischen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en slavischen Sprachen keine<br />

<strong>Aspekts</strong>prachen.<br />

Um terminologischen Ungenauigkeiten zu entgehen<br />

<strong>und</strong> ahnliche Erscheinungen <strong>des</strong> Deutschen <strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

Litauischen als <strong>der</strong> Nicht-Aspekt-Sprachen mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> grammatischen Kategorie <strong>des</strong> slavischen<br />

Verbalaspekts nicht zu beschreiben bzw. dieser nicht<br />

gleichzusetzen, scheint uns berechtigter, mit dem<br />

Begriff <strong>und</strong> dem Terminus <strong>der</strong> AspektualitCt zu<br />

arbeiten. Der Terminus Aspektualitat wurde von<br />

Bondarko (1971) eingefuhrt. Aspektualitat wird von<br />

Bondarko in Anlehnung an MeScaninovs begriffliche<br />

Kategorien als eine funktionell-semantische Kategorie<br />

verstanden. Diese Art von sprachlichen Kategorien<br />

wird mit Hilfe von morphologischen, syntaktischen,<br />

wortbildenden <strong>und</strong> lexikalischen Mitteln bzw. durch<br />

Kombination all dieser Mittel o<strong>der</strong> kontextuell<br />

ausgedruckt. Ihr ist die Struktur eines funktionell<br />

best<strong>im</strong>mten semantischen Fel<strong>des</strong> eigen. Eine<br />

funktionell-semantische Kategorie kann (muR aber<br />

nicht) in einer best<strong>im</strong>mten Sprache auf rein<br />

grarninatischer Kategorie basieren, die den Kern dieser<br />

funktionell-semantischen Kategorie bilden kann.<br />

Funktionell-semantische Kategorien kiinnen die<br />

Ausgangsbasis fur den zwischensprachlichen<br />

Vergleich sein. Zu den Komponenten <strong>der</strong> als universal<br />

angenommenen funktionell-semantischen<br />

Kategorie Aspektualitat konnten gezahlt werden:<br />

1) Verbalaspekt (in den <strong>Aspekts</strong>prachen Kern <strong>der</strong><br />

f.-s. Kategorie)<br />

2) Worbildungsmittel zuln Ausdruck <strong>der</strong><br />

aspektuellen Bedeutungen/sog. <strong>Aktionsarten</strong><br />

3) Verbalcharakter<br />

4) nicht-verbale lexikalische Mittel<br />

5) textlinguistische Mittel<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> funktionell-setnantischen Kategorie<br />

<strong>der</strong> Aspektualitat als tertium comparationis konnte<br />

man das Deutsche <strong>und</strong> das Litauische vergleichen,<br />

um die Realisierungsmoglichkeiten dieser Kategorie<br />

bei diesen Sprachen aufzudecken.<br />

Im vorliegenden Beitrag wollen wir eine<br />

Komponente <strong>der</strong> funktionell-semantischen Kategorie<br />

<strong>der</strong> Aspektualitat <strong>und</strong> zwar <strong>Aktionsarten</strong> <strong>im</strong><br />

Deutschen mit den Gegebenheiten <strong>des</strong> Litauischen<br />

vergleichen, um eventuelle typologisch relevante<br />

~hnlichkeiten <strong>und</strong>lo<strong>der</strong> Unterschiede festzustellen.<br />

Vor allem sol1 aber noch einmal unterstrichen<br />

werden, daR, unserer Meinung nach, die Kategorien<br />

Aspekt <strong>und</strong> <strong>Aktionsarten</strong> auf keinen Fall verwechselt<br />

werden sollten. Wenn man sie voneinan<strong>der</strong> trennt <strong>und</strong><br />

als verschiedene Komponenten <strong>der</strong> funktionellsemantischen<br />

Kategorie Aspektualitat betrachtet,<br />

kann man die Gegenuberstellung von Verbalaspekt<br />

<strong>und</strong> <strong>Aktionsarten</strong> auf einer allgemeineren,<br />

abstrakteren Ebene betrachten. Verbalaspekt <strong>und</strong><br />

<strong>Aktionsarten</strong> unterscheiden sich auf <strong>der</strong> Ausdrucksseite,<br />

auf <strong>der</strong> Inhaltsseite nahern sie sich<br />

einan<strong>der</strong>. Das Einfihren <strong>der</strong> funktionell-semantischen<br />

Kategorie <strong>der</strong> Aspektualitat <strong>und</strong> die strenge<br />

begriffliche <strong>und</strong> terminologische Differenzierung<br />

zwischen Verbalaspekt <strong>und</strong> <strong>Aktionsarten</strong> ennoglicht<br />

den zu weiten Aspektbegriff, <strong>der</strong> von vielen Autoren<br />

auf die Beschreibung <strong>der</strong> Nicht-Aspekt-Sprachen<br />

ubertragen wird, zu vermeiden.<br />

In <strong>der</strong> Germanistik hat <strong>der</strong> BegriffAktionsart eine<br />

eigene Tradition. In <strong>der</strong> alteren Germanistik hat man<br />

oft die deutschen <strong>Aktionsarten</strong> tnit dem slavischen<br />

Aspekt gleichgesetzt, was eigentlich eine<br />

Fehlinterpretation dieser Phanomene war. In <strong>der</strong><br />

heutigen Germanistik betrachtet man <strong>Aktionsarten</strong> als<br />

eine <strong>der</strong> wichtigsten Charakteristiken <strong>des</strong> Verbs neben<br />

Zeit, Genera <strong>und</strong> Modi <strong>und</strong> versteht darunter die<br />

sprachliche Kennzeichnung <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Verlaufsweise<br />

eines Vorgangs, beson<strong>der</strong>s die objektive<br />

Darstellung <strong>der</strong> Phasen eines Geschehens (vgl.<br />

Gr<strong>und</strong>zuge 1980:50 1). <strong>Aktionsarten</strong> werden meist als<br />

eine rein semantisch-lexikalische Kategorie definiert,<br />

die dem Verb schon lexikalisch zukommt, aber auch<br />

durch Prafigierung o<strong>der</strong> SufigierunglErweiterung <strong>der</strong><br />

Infinitivendung erfolgen kann (vgl. WeydtIHentschel<br />

1994, Engel 1991, Duden-Grammatik 1984).In<br />

verschiedenen Grammatiken wird unterschiedliche<br />

Zahl <strong>der</strong> <strong>Aktionsarten</strong> ausgeson<strong>der</strong>t, am haufigsten<br />

werden folgende semantische Gruppen gegeben:<br />

igressivlinchoativ (erbluhen, aufbrechen, entbrennen),<br />

resultativlegressiv (verbluhen, aufessen),<br />

punktuelllmomentan (erblicken, finden, treffen)<br />

durtiv (bluhen, schlafen, wachen), iterativ (flattern,<br />

sticheln, krabbeln), intensiv (schnitzen, schluchzen,<br />

liebeln), faktitivkausativ (scharfen, tranken), pnvativ<br />

(hauten, enteignen), deminutiv/attenuativ(husteln).<br />

Durch <strong>Aktionsarten</strong> konnen die beiden Sichtweisen<br />

<strong>im</strong>perfektiv - perfektiv ausgedruckt werden,<br />

aber unter <strong>Aktionsarten</strong> werden in <strong>der</strong> Germanistik<br />

auch weitere weitgehende semantische Unterteilungen<br />

verstanden.<br />

In <strong>der</strong> litauischen Sprachwissenschaft ist <strong>der</strong><br />

BegriffAktionsart weniger verbreitet. Man verwendet<br />

durchgehend den Terminus veikslas <strong>und</strong> versteht<br />

darunter oft, wie schon oben erwaht, die dem<br />

russischen vid entsprechende Erscheinung. A. Paulauskiene<br />

vertritt die Meinung, darj <strong>Aktionsarten</strong> <strong>im</strong><br />

Litauischen (veiksmo ivyk<strong>im</strong>o bidai) Varianten <strong>des</strong><br />

perfektiven <strong>Aspekts</strong> sind.<br />

Im vorliegenden Beitrag wird die Kategorie <strong>der</strong>


~ -<br />

-<br />

<strong>Zur</strong> <strong>Frage</strong> <strong>des</strong> <strong>Aspekts</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Aktionsarten</strong> <strong>im</strong> Deutschen <strong>und</strong> Litauischerr<br />

Vokieciiy - Iietuviy kalby veikslo ir ~teilismo ivykinro<br />

- ~.<br />

bady klartsinru<br />

Aktionsart etwas an<strong>der</strong>s definiert, als das in <strong>der</strong><br />

germanistischen Tradition ublich ist. In Anlehnung<br />

an Avilova verstehen wir unter den <strong>Aktionsarten</strong><br />

Verben <strong>der</strong> semantisch-<strong>der</strong>ivationellen Gruppe, die<br />

gegeniiber den Ausgangsverben durch das<br />

Hinzufugen eines wortbildenden Morphems<br />

zusatzlich einen Hinweis auf den Verlauf <strong>der</strong><br />

Verbalhandlung erhalten haben, <strong>und</strong> zwar <strong>im</strong> Sinne<br />

<strong>der</strong> temporalen Begrenzung (Beginn, Begrenzung<br />

o<strong>der</strong> Beendigung <strong>der</strong> Handlung), einer quantitativen<br />

Angabe (Einmaligkeit, lterativitat u.a.) o<strong>der</strong> einer<br />

resultativen Nuancierung (vgl. Avilova 1976). Zu<br />

<strong>Aktionsarten</strong> wollen wir nur solche Verben zahlen.<br />

fur die eine formal ausgedruckte Modifizierung <strong>der</strong><br />

Bedeutung <strong>der</strong> Verbalhandlung, die vom S<strong>im</strong>plex1<br />

Ausgangsverb benannt wird, bezeichnend ist.<br />

Die Modifizierung <strong>der</strong> durch das S<strong>im</strong>plex<br />

bezeichneten Basishandlung wird <strong>im</strong> Deutschen<br />

hauptsachlich durch Prafigierung vorgenommen. Die<br />

deutsche Sprache verfugt uber relativ v~ele <strong>und</strong><br />

verschiedenartige Prafixe dazu, die in drei groRe<br />

Gruppen eingeteilt werden:<br />

1) Prafixe ohne homonyme Morpheme: be-, ent-,<br />

ge-, miR-, verR, zer-.Das sind die alteren<br />

Prafixe, sie bilden nur untrennbare Verben, sie<br />

sind auch unter den Termini ,,echte",<br />

,,untrennbareC' Prafixe bekannt.<br />

2) Prafixe mit homonymen freien Morphemen, die<br />

nur trennbare Verben bilden. Zu dieser recht<br />

umfangreichen Gruppe werden ab-, an-, auf-,<br />

aus-, bei-, dar-, ein-, 10s-, nach-, vor-, zu-<br />

gezahlt. In <strong>der</strong> Germanistik hat man sie sehr<br />

~mterschiedlich betrachtet <strong>und</strong> definiert: als ein<br />

beson<strong>der</strong>es Wortbildungsinittel Halbpriifix<br />

(vgl. Stepanova 1984); als Verbzusatze <strong>und</strong> die<br />

damit gebildeten Verben als eine Zwischenerscheinung<br />

zwischen Ableitung <strong>und</strong> Kompositurn<br />

(vgl. Duden-Graininatik, Engel 1991);<br />

als Partikeln <strong>und</strong> die Bildungen dainit als<br />

verbale Gefuge o<strong>der</strong> als Partikelverben (vgl.<br />

Brinkmann 1962, Glinz 1971). In den<br />

Gebrauchsgrammatiken venvendet man dazu<br />

den Terminus ,,trennbare Prafixe".<br />

3) Die in Abhangigkeit von Priifix- o<strong>der</strong> Stammbetonung<br />

trennbaren o<strong>der</strong> untrennbaren Priifixe<br />

durch-, ob-, iiber-, unter, wi<strong>der</strong>-. Sie wurden auch<br />

unterschiedlich betrachtet: als trennbareuntrennbare<br />

Prafixe, als adverbiale Partikeln usw.<br />

In diesein Beitrag schlienen wir uns dein<br />

Standpunkt von W. Fleischer an, <strong>der</strong> alle diese<br />

Wortbildungselemente auf Gr<strong>und</strong> ihrer gemeinsamen<br />

Funktion als verbale Priifixe bezeichnet (vgl.<br />

FleischerlBarz 1995:294).<br />

lnfolge <strong>des</strong> Zusammenwirkens <strong>der</strong> verschiedenartigen<br />

Prafixe hat die deutsche Sprache<br />

vielfaltige Moglichkeiten fur die senlantische<br />

Modifikation <strong>der</strong> verbalen Bedeuh~ng, Die deutschen<br />

Prafixe weisen etwa 120 unterschiedliche<br />

Bedeutungen auf, aber verallgemeinert kann man<br />

feststellen, daR die semantische Modifikation vor<br />

allem in <strong>der</strong> lokalen <strong>und</strong> temporalen Charakteristik,<br />

modalen Spezifizierung sowie <strong>Aktionsarten</strong>differenzierung<br />

besteht. Die unten angefuhrte Tabelle<br />

gibt eine ijbersicht uber die Bedeut~rngen <strong>der</strong><br />

<strong>Aktionsarten</strong>, die dem S<strong>im</strong>plexverb durch Prafixe<br />

zusatzlich verliehen wird:<br />

I ~ Aktionsartcndiftcrcnzicrung<br />

I<br />

Daucr vcr-, iibcr-, durch-, zu-<br />

I I<br />

1 vcrbummcln, ubcr'schlafcn, durchfcicrn, 'durchtanzcn, zubrillgcn<br />

Bcginn I an-, cnt-, cr-, 10s-, cln-, auf-<br />

I (inchoativ, punktucll, . progrcssiv) - anbrcnncn, cnttlammcn, crdriihncn, autlcuclitcn, cinfahrcn, aufkrcisclicn 1<br />

I<br />

Endc ( ab-, auf-, aus-, durch-, vcr-<br />

(pcrfckt~v)<br />

ablaufcn. authorcn, ausd~skut~crcn, durclllcscn, vcrkl~ngcn<br />

Iirgcbn~s cr-, aus-, ab-, an-, vcr-<br />

(rcsultativ) 1 crarbcitcn, ausrcchncn, abgcwinncn, anlcmcn, vcrarbcitcn 1<br />

Wicdcrholung<br />

I (itcrativ) nachpriifcn, umsndcm, nachschcnkcn, auflackicrcn I<br />

Intcnsivicrung, Grad<br />

(intcnsiv)<br />

ubcr-, urn-. nach-, auf-<br />

vcr-. zcr-, ubcr-, ab-, cin-, bc-, cr-<br />

vcrhaucn, zcrstorcn, ubcr'brullcn, abbiirstcn, c~nschlagcn, bcgruflcn, crduldcn<br />

Als eine Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> verbalen Prafigierung <strong>der</strong> Basisverben betrachtet (vgl. KuhnholdiWellinann $<br />

<strong>im</strong> Deutschen wird die oft mit <strong>der</strong> semantischen 1973, Erben 1994, FleischerlBarz 1995). Durch die<br />

Modifikation verb<strong>und</strong>ene syntaktische Modifikation Prafigierung andem sich nicht nur die lexikalische $<br />

J<br />

I<br />

I<br />

,h<br />

"2<br />

3


kalb paralelei 1<br />

Bedeutung, sondem auch die Distribution <strong>des</strong> Verbs,<br />

also seine syntaktische <strong>und</strong> semantische<br />

Kombiniertheit. Das prafigierte Verb best<strong>im</strong>mt dann<br />

eine an<strong>der</strong>e Satzstruktur als das Basisverb.<br />

Syntaktische Modifikation umfal3t solche Falle<br />

wie: quantitative <strong>und</strong> qualitative Verandemngen <strong>der</strong><br />

Valenz <strong>der</strong> Basis, d.h. die Verringerung o<strong>der</strong><br />

Erhohung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Leerstellen (vgl. den Kragen<br />

an das Kleid heften - den Kragen anheften, blinzeln -<br />

jmdm. zublinzeln), Transitivierung (vgl. blicken -<br />

erblicken), Objektverschiebung (vgl. jmdn. urn etw.<br />

bitten-etw. von jmdm. erbitten), Reflexivierung (vgl.<br />

laufen - sich verlaufen).<br />

Die syntaktische Modifikation kann grol3e<br />

Gruppen von Verben umfassen, daran beteiligen sich<br />

Prafixe aller drei oben genannten Gruppen, bei Prafix<br />

be- gehort sie zu seinen wichtigsten Funktionen (beals<br />

Mittel <strong>der</strong> Transitivierung). In den Veran<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> syntaktischen Charakteristik <strong>der</strong> Basisverben<br />

wahrend <strong>der</strong> Wortbildungsprozesse zeigen sich<br />

beson<strong>der</strong>s enge Beziehungen zwischen Syntax <strong>und</strong><br />

Wortbildung in1 Deutschen.<br />

Beinl Ausdruck <strong>der</strong> <strong>Aktionsarten</strong> <strong>im</strong> Deutschen<br />

wirken auch Suffixe -(e)l(n), -(e)r(n) mit, die von<br />

manchen Sprachforschern nicht als Suffixe, sondem<br />

eher als Erweiterungen <strong>der</strong> Infinitivendung angesehen<br />

werden (vgl. HentschellWeydt 1994:37). Suffix<strong>der</strong>ivate<br />

stellen neben <strong>der</strong> Masse <strong>der</strong> prafigierten<br />

Verben nur eine Ran<strong>der</strong>scheinung dar. Die Suffixe<br />

drucken iterative Bedeutungen aus : d<strong>im</strong>inutivliterativ<br />

lachen -liicheln, husten -husteln <strong>und</strong> nur iterativ<br />

blinken - blinkern, schlecken - schleckern (vgl.<br />

FleischerlBarz 1995:348).<br />

In <strong>der</strong> litauischen Sprache ist die Prafigierung <strong>der</strong><br />

s<strong>im</strong>plizischen Verben bei weitem nicht so ausgepragt<br />

wie <strong>im</strong> Deutschen. Dazu stehen nur 12 Prafixe bereit:<br />

ap(i)-, at(i)-, i-, iS-, nu-, pa-, par-, per-, pra-, pri-, su-,<br />

ui-, die <strong>im</strong> Unterschied zun~ Deutschen eine<br />

geschlossene <strong>und</strong> homogene Gruppe darstellen. Die<br />

litauischen Prafixe erfiillen auch die Funktion <strong>der</strong><br />

semantischen Modifikation <strong>des</strong> Basisverbs, wobei<br />

dieselben Bedeutungsgruppen wie <strong>im</strong> Deutschen<br />

ausgeson<strong>der</strong>t werden konnen. So wie <strong>im</strong> Deutschen<br />

drucken die Prafixe <strong>im</strong> Litauischen unter zahlreichen<br />

an<strong>der</strong>en Bedeutungen auch die <strong>der</strong> <strong>Aktionsarten</strong> aus,<br />

die in <strong>der</strong> nachstehenden Tabelle zusammengefaBt sind:<br />

Aktionsartcndiffcrcnzicrung<br />

Daucr at-, iS-, pa-, pra-, pcratbuti,<br />

itlaukti, pamokytojauti, parymoti, pcrvcrkti<br />

Bcginn ap(i)-, ui-, pa-, is-, nu-, pra-, su-, pri-<br />

(inchoativ, punktucll) apsirgti, uigroti, pamilti, ibgirsti, nubusti, prakalbcti, suklikti, prit~kti<br />

Endc ap-, at-, i-, is-, nu-, pa-, pra-, pri-, su-, ui-<br />

(pcrfcktiv, rcsultativ) apakti, atbukti, igusti, iSbalti, nubvcisti, pabalti, praturtcti, prikelti, sulaukti, u<strong>im</strong>igti<br />

Wiedcrholung at(+, pcr-<br />

(itcrativ) atkurti, pcrdaiyti<br />

Intcnsivicrung at-, i-, pri-<br />

(intcnsiv) atsidiiaugti, atsigirti, igcrti, pripasakoti, pr<strong>im</strong>eluoti<br />

Die litauischen verbalen Prafixe machen keinen<br />

EinfluB auf die syntaktische Charakteristik <strong>des</strong><br />

Basisverbs, aul3er <strong>der</strong> Transitivierung in solchen<br />

Fallen wie: verkti - praverkti akis, likti - palikti<br />

namus, skristi - apskristi laukg augti - iSaugti<br />

protq.<br />

Der Meinung <strong>der</strong> litauischer Sprachforscher nach<br />

hat hier das Akkusativ aber nur die Funktion, die<br />

Quantitat <strong>des</strong> Geschehens, seine raumliche <strong>und</strong><br />

zeitliche Begrenzung zu best<strong>im</strong>men. Bei manchen<br />

prafigierten Verben ist <strong>der</strong> Akkusativ nur einefigura<br />

etymologica, z.B.:pragyventi gyven<strong>im</strong>q (das Leben<br />

durchleben). Das Verhaltnis <strong>des</strong> Geschehens <strong>der</strong><br />

prafigierten Verben zu dem Subjekt bleibt dasselbe<br />

wie das <strong>der</strong> Basisverben, <strong>und</strong> die Transitivitat ist nur<br />

aunerlich, formell (Dabartines lietuviy kalbos<br />

gramatika, 1994:287).<br />

Im Unterschied zum Deutschen wirken bei <strong>der</strong><br />

Modifikation <strong>der</strong> Verbalhandlung <strong>im</strong> Litauischen<br />

auch 9 Suffixe mit: -eti, -inti, -yti, -oti, -uoti, -auti, -<br />

enti, -ineti, -teleti (insgesamt mit den Varianten zahlt<br />

man an die 80 Suffixe). Sie konnen den Verben<br />

zusatzlich folgende <strong>Aktionsarten</strong>bedeutungen<br />

verleihen:<br />

p4<br />

u,<br />

2


-.. ..<br />

~<br />

<strong>Zur</strong> <strong>Frage</strong> lies <strong>Aspekts</strong> ~rn <strong>der</strong> <strong>Aktionsarten</strong> irn Deutschen <strong>und</strong> Litauischen<br />

I/okieGy - lietuviy kalby veikslo ir veiksmo itykinro<br />

bCdy klausirnu<br />

Aktionsartcndiffcrcnzicrung<br />

itcrativ<br />

d<strong>im</strong>inutivldurativlitcrativ<br />

duraiivlrcsultativ<br />

punktucll<br />

-yti, -oti, -uoti. -auli, -inti, -cti. -incti<br />

dangstyti, SikEioti, vcrkuoti, rckauti, hirhinti, rok~ncti. Slavincti<br />

-cnti<br />

varvcnti. kapscnti, IaScnti<br />

-cti, -oti<br />

vilkcti, dryksoti<br />

-tclcti<br />

dvclktclcti, pGstclcti<br />

Der Vergleich zeigt uns, dal3 in beiden Sprachen<br />

die sernantische Abstufung <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Weise <strong>des</strong><br />

Verlaufs <strong>des</strong> verbalen Geschehens viele<br />

ubereinsti~nrnungen aufweist. Da unserer Meinung<br />

nach das Deutsche <strong>und</strong> das Litauische iiber die<br />

grammatische Kategorie <strong>des</strong> <strong>Aspekts</strong> nicht verfigen,<br />

weil es kein ausreichend durchsysternatisiertes<br />

Formenparadigma dazu gibt, gehen wir davon aus,<br />

dal3 die aspektuellen Bedeutungen in beiden Sprachen<br />

<strong>im</strong> Rahrnen <strong>der</strong> funktionell-semantischen Kategoric<br />

<strong>der</strong> Aspektualitat zu behandeln sind. Affixbildungen<br />

lassen in beiden Sprachen einen beachtlichen<br />

Systernatisierungsgrad erkennen <strong>und</strong> kijnnen zu<br />

regelrechten Funktionsgruppen - Aktio~zsarten -<br />

zusamrnengefal3t werden. In <strong>der</strong> deutschen <strong>und</strong><br />

litauischen Sprache bilden sie die wichtigste<br />

Moglichkeit, die aspekh~elle Senlantik zum Ausdruck<br />

zu bringen i~nd kijnnen somit als Kern <strong>der</strong> funktionellseniantischen<br />

Kategorie <strong>der</strong> Aspektualitat angesehen<br />

werden.<br />

Die <strong>Aktionsarten</strong>differenzierung geschieht <strong>im</strong><br />

Deutschen fast nur ausschliel3lich durch Prafixe: dazu<br />

stehen 23 Prafixe bereit. Die Zahl <strong>der</strong> litauischen<br />

Prafixe ist geringer, aber die ,,Prifixarniut" <strong>des</strong><br />

Litauischen wird teilweise durch die Suffigierung <strong>der</strong><br />

Verben ausgeglichen.<br />

Die Wortbildungsmittel konnen in beiden<br />

Sprachen die Verben einer <strong>der</strong> beiden grol3en Klassen<br />

<strong>im</strong>perfektiv-perfektiv zuordnen, aber ihre Funktion<br />

ist nicht nur darauf beschrinkt, allein diese<br />

Bedeutungen auszudrucken <strong>und</strong> aspektuelle<br />

Verbpaare zu bilden. Vor allern entstehen durch<br />

Hinzufiigen <strong>der</strong> Wortbildungsaffixe neue Verben<br />

(vgl.arbeiten - verarbeiten, aufarbeiten, erarbeiten,<br />

bearbeiten usw.; dirbti -- padirbti, iSdirbti. perdirbti,<br />

nudirbti usw.).<br />

Neben <strong>der</strong> Funktion <strong>der</strong> Perfektivierung i~nd<br />

allgemeiner semantischer Abstufung haben die<br />

deutschen Prafixe auch die Funktion <strong>der</strong><br />

syntaktischen Modifizierung <strong>der</strong> Basisverben. Die<br />

Verbvalenz kann reduziert o<strong>der</strong> erhoht werden, die<br />

Basen konnen transitiviert o<strong>der</strong> reflexiviert werden<br />

u. a. Den litauischen Prifixen ist die syntaktische<br />

Funktion nicht eigen, sie sind eher dazu da, um pnmL<br />

die Bedeutungen <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Weise <strong>des</strong> Verlaufs <strong>des</strong><br />

verbalen Geschehens auszudriicken.<br />

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