ckkehr: Aufbau und Theologie der Apostelgeschichte im Kontext des ...

412 karl matthias schmidt
Abschnitt in der Geschichte der christlichen Mission, in gewissem Sinn ihr
wichtigster’. 14 Die grundsätzliche Auseinandersetzung mit den Schwierigkeiten
der Heidenintegration erfolgt jedoch noch in Judäa, weil sie an Petrus, die zentrale
Leitungsfigur der ersten Tage, gekoppelt wird und der Apostel Israel im
Verlauf der Erzählung nicht verlässt. Petrus’ Autorität steht jedoch nur mittelbar
Pate für die Rechtmäßigkeit der Evangeliumsverkündigung unter den Heiden.
Denn die Zuwendung zu den Völkern ist spätestens seit dem Auftrag Christi in
Apg 1.8 Programm für die Mission respektive seit der Sendung in Lk 24.47–48;
angekündigt wurde sie bereits in Lk 2.32.
Der letzte Hauptteil wird daher zwar nicht geographisch am Ende des zweiten
antizipiert, wohl aber erzählerisch. Apg 11.18 dient als thematische Ansage des
Folgenden, die Gemeinde in Jerusalem konstatiert nach der Verteidigungsrede
des Petrus beruhigt: ‘Folglich hat Gott auch den Nationen die Umkehr zum Leben
geschenkt’. Diese Feststellung ist zudem über Apg 13.48 (eij~ zwhvn) mit der
Ortsangabe in Apg 13.47 verknüpft.
Da die Bekehrung des Kornelius und ihre Verteidigung durch Petrus vor der
Jerusalemer Gemeinde im Erzählverlauf der Missionierung jenseits der Grenzen
Israels direkt vorausgeht, zeigt sich, dass die Heidenmission konsequenterweise
bis an die Grenzen der Erde führt und die geographische Ausweitung der
Verkündigung umgekehrt die Heidenmission voraussetzt. 15 Der Ausdruck ‘bis an
das Äußerste der Erde’, Teil des Programms in Apg 1.8, wird erst in Apg 13.47
wiederholt, weil Lukas die Verkündigung außerhalb Israels nahezu exklusiv an
Paulus bindet und dessen Sendung zu den Heiden programmatisch im pisidi -
schen Antiochia thematisiert. Apg 13.46–48 macht unmissverständlich deutlich,
dass die Verkündigung bis an das Ende der Erde zwangsläufig mit der Zuwendung
zu den Heiden einhergeht. 16 Eine geographische Gliederung widerspricht der
Aufl. 1988) 509. Berücksichtigt man aber, dass es sich bei ”Ellhna~ um die Ersterwähnung
nach zweimaligem Gebrauch von ΔEllhnistav~ handeln würde, ist eine irrtümliche Korrektur
nicht ausgeschlossen. Sollte der Evangelist erst ab Apg 14.1 ”Ellhna~ verwendet haben,
unterschied er die hellenistisch geprägten syrischen Heiden von den Griechen, zu denen er
dann auch die Bewohner Kleinasiens gezählt hätte.
14 E. Haenchen, Die Apostelgeschichte (KEK 3; Göttingen: Vandenoeck & Ruprecht, 7. Aufl. 1977)
352.
15 Der Vorschlag von James M. Scott, ‘Luke’s Geographical Horizon’, The Book of Acts in its
Graeco-Roman setting (ed. von D. W. J. Gill/C. Gempf; The Book of Acts in its first Century
Setting 2; Grand Rapids: Eerdmans; Carlisle: Paternoster, 1994) 483–544, bes. 530–41, die
Apostelgeschichte geographisch im Sinne der Völkertafel in Gen 10 zu strukturieren (Sem:
Apg 2.1–8.25; Ham: Apg 8.26–40; Jafet: 9.1–28.31) überfordert allerdings die topographischen
Angaben der Apostelgeschichte – trotz diespavrhsan in Gen 9.19.
16 B. R. Gaventa, The Acts of the Apostles (Abingdon New Testament Commentaries; Nashville:
Abingdon, 2003) 55, wendet gegen eine rein geographische Gliederung Lukas’ partielles
Desinteresse an der Verbreitung des Evangeliums ein: ‘If Luke’s primary concern is to show