ckkehr: Aufbau und Theologie der Apostelgeschichte im Kontext des ...

Abkehr von der Rückkehr 409
gekoppelt. Zusammen mit dem Pfingstereignis bildet sie die Vorgeschichte zur
Verkündigung, strukturell sind die Geschehnisse jedoch dem Jerusalemteil
zuzuordnen.
B. Die Gliederung der Apostelgeschichte
Um die angesprochenen Abschnitte im Textverlauf abzugrenzen, ist es sinnvoll,
sich zunächst an den in Apg 1.8 angeführten geographischen Angaben zu
orientieren. Für die Abgrenzung der Einleitung ist der Ortswechsel in Apg 1.13
maßgeblich. Der erste Hauptabschnitt beginnt mit dem Moment, in dem die
Apostel wieder in Jerusalem sind. 8 Lukas lokalisiert die Ankündigung auf dem
Ölberg, also vor den Mauern der Stadt. Die Feststellung ‘dann kehrten sie zurück
nach Jerusalem vom Berg, der Ölberg gerufen wird’ (tovte uJpevstreyan eiJ~
ΔIerousalh;m ajpo; o[rou~ tou` kaloumevnou ΔElaiwǹo~, Apg 1.12) korrespondiert mit
der Mahnung Jesu in Apg 1.4 ‘er gebot ihnen, sich nicht von Jerusalem zu entfernen’
(parhvggeilen aujtoi`~ ajpo; Ôierosoluvmwn mh; cwrivzesqai). Bereits am Schluss
der solchermaßen gerahmten Einleitung wird der Schauplatz der folgenden
Ereignisse ausdrücklich hervorgehoben. Jerusalem wird in Apg 1.12 zum ersten
Mal nach Apg 1.8, dafür aber gleich zweimal erwähnt. Das geographische Umfeld
wird so bereits vor dem Beginn des ersten Hauptteils benannt.
Der Auftakt in Apg 1.13 mit kaiv ist nicht ungewöhnlich wie V. 4 zeigt, mit dem
die eigentliche Erzählung nach der Widmungsadresse beginnt, auch wenn der
Übergang wegen des spontanen Wechsels in die wörtliche Rede fließend ist. Die
namentliche Nennung der elf verbliebenen Apostel in Apg 1.13 bildet – trotz des
zeitlichen Neueinsatzes (vgl. Lk 1.39; 6.12), der Bestimmung des
Handlungsschauplatzes und der Ergänzung weiterer Figuren in Apg 1.15 9 – die
Einleitung zur Erzählung von der Erwählung des Matthias, der zu den eingangs
8 Zu den verschiedenen Abgrenzungen der Einleitung vgl. S. Walton, ‘Where does the
Beginning of Acts End?’, The Unity of Luke–Acts (ed. von J. Verheyden; BEThL 142; Leuven:
Leuven University/ Peeters, 1999) 447–67, hier: 447–50. Walton selbst wendet sich gegen
scharfe Grenzen: ‘Luke has not closed the introduction to Acts abruptly’ (467). Dem ist
zuzustimmen, insofern eine Grenzziehung im Sinne des theologischen Programms nicht
bedeutet, dass es nach Apg 1.12 keine Verklammerungen mit dem ersten Buch des
Doppelwerkes oder dem Prolog der Apostelgeschichte mehr gibt. Auch die zu Beginn des
Jerusalemabschnittes erzählten Ereignisse haben partiell noch die Funktion einer
Einführung.
9 Apg 1.15 bietet zwar Orts- und Zeitangabe, diese bringen aber gerade Kontinuität zum
Ausdruck. Der Losentscheid findet ejn taiv~ hJmevrai~ tauvtai~ und ejpi; to; aujtov, nämlich im
uJperw`/on aus Apg 1.13, statt. Zu den Aposteln müssen weitere Personen hinzutreten, aus
deren Mitte Kandidaten gestellt werden können. Der o[clo~ ojnomavtwn, etwa neun mal zwölf
zusätzliche Namen (Apg 1.15), steht so in Kontinuität zu den Namen der zwölf weniger einen
Apostel in Apg 1.13.