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ckkehr: Aufbau und Theologie der Apostelgeschichte im Kontext des ...

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Abkehr von <strong>der</strong> Rü<strong>ckkehr</strong> 423<br />

Mit dieser gegenüber den alttestamentlichen Vorgaben verän<strong>der</strong>ten<br />

Diasporatheologie <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen eschatologischen<br />

Gr<strong>und</strong>konzeption <strong>der</strong> <strong>Apostelgeschichte</strong> erweist sich Lukas als gut paulinischer<br />

Theologe. Der Weg <strong>des</strong> Evangeliums führt in die Diaspora. Dieser Weg kann von<br />

den meisten Juden – selbst von denen in <strong>der</strong> Diaspora – nicht mitgegangen<br />

werden. Die Trennung scheint unvermeidlich, denn während für die Christen<br />

spätestens seit <strong>der</strong> Auferstehung Jesu, <strong>der</strong> sich zunächst vorrangig <strong>der</strong> Sammlung<br />

<strong>der</strong> Juden widmete, die Endzeit angebrochen ist, die eine unbedingte Zuwendung<br />

zu den Heiden for<strong>der</strong>t, steht für die Juden die Endzeit noch aus. Die vorbehaltlose<br />

Integration <strong>der</strong> Heiden ist für sie daher ein nicht legit<strong>im</strong>iertes Vorgreifen auf die<br />

endzeitliche Zionswallfahrt. Die Trennung von den Jerusalem zentrierten Juden<br />

<strong>und</strong> die ‘Ausbreitung <strong>des</strong> Evangeliums über die Welt’ 39 bedingen daher<br />

einan<strong>der</strong>. 40<br />

Obwohl noch nicht alle Grenzen erreicht sind <strong>und</strong> die Verkündigung<br />

andauert, ist mit <strong>der</strong> Ankunft <strong>des</strong> Heidenapostels in Rom für Lukas das<br />

angekündigte Programm theologisch eingelöst. Erst in Rom ist Paulus in <strong>der</strong><br />

Zerstreuung angekommen. Theologisch betrachtet steht die Mitte <strong>des</strong> römischen<br />

Reiches daher, trotz <strong>der</strong> auch Lukas vertrauten antiken Geographie, für die<br />

Rän<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erde. Das Äußerste <strong>der</strong> Erde bedeutet alttestamentlich den entferntesten<br />

Punkt vom Zentrum Jerusalem. Paulus’ letztes Reiseziel markiert daher<br />

nicht nur den Abschluss <strong>des</strong> Buches, die anfängliche Erfüllung <strong>des</strong> Programms in<br />

Apg 1.8, son<strong>der</strong>n umreißt auch noch einmal die theologische Mitte <strong>der</strong><br />

<strong>Apostelgeschichte</strong>. Rom galt Christen <strong>und</strong> Juden nach <strong>der</strong> zweiten<br />

Tempelzerstörung als das neue Babylon (Sib 5.113–161; Offb 14.8; 16.19; 17.5; 18.2, 10,<br />

21), das wie kein an<strong>der</strong>er Ort Signum <strong>und</strong> Metapher für das Exil, die Zerstreuung,<br />

war. Während in Jes 43.6 <strong>der</strong> Südwesten aufgefor<strong>der</strong>t wird, die Söhne <strong>und</strong> Töchter<br />

Israels nicht zu hin<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Ferne, von den Spitzen <strong>der</strong> Erde in Israel<br />

zusammenzuführen (tw`/ libiv mh; kwvlue a[ge tou;~ uiJouv~ mou ajpo; gh`~ povrrwqen<br />

kai; ta;~ qugatevra~ mou ajpΔ a[krwn th`~ gh`~), gilt das letzte Wort <strong>der</strong><br />

<strong>Apostelgeschichte</strong> <strong>der</strong> ungehin<strong>der</strong>ten Verkündigung <strong>im</strong> westlich gelegenen Rom,<br />

einer Verkündigung in Gefangenschaft, <strong>im</strong> positiv gewendeten Exil.<br />

Daher ‘muss’ die Vita <strong>des</strong> Paulus in Rom enden <strong>und</strong> sie ‘muss’ in<br />

Gefangenschaft enden, allerdings in einer als heilvoll erfahrenen Gefangenschaft.<br />

Das Martyrium <strong>des</strong> Apostels wäre als Schlusspunkt <strong>der</strong> Erzählung ungeeignet<br />

39 E. Plümacher, ‘Die <strong>Apostelgeschichte</strong> als historische Monographie’, Les Actes <strong>des</strong> Apôtres.<br />

Traditions, rédaction, théologie (ed. von J. Kremer; BEThL 48; Gembloux: Duculot/Leuven:<br />

Leuven University, 1979) 457–66, hier: 461.<br />

40 Vgl. dazu auch M. Wolter, ‘Das lukanische Werk als Epochengeschichte’, Die<br />

<strong>Apostelgeschichte</strong> <strong>und</strong> die hellenistische Geschichtsschreibung, 253–84, hier: 262–3, <strong>der</strong> die<br />

Epochengrenzen dadurch gegeben sieht, dass Lukas die ‘Geschichte <strong>der</strong> Trennung von<br />

Christentum <strong>und</strong> Judentum erzählt’ (263).

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