ckkehr: Aufbau und Theologie der Apostelgeschichte im Kontext des ...
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Abkehr von <strong>der</strong> Rü<strong>ckkehr</strong> 421<br />
Ende, Thema ist die Ausbreitung <strong>des</strong> Lichtes, <strong>des</strong> Heils, über den gesamten<br />
Erdkreis. 31 Wie konträr dieser Heilsplan Gottes zur überlieferten Erwartung Israels<br />
verläuft, zeigt sich bereits eingangs <strong>der</strong> <strong>Apostelgeschichte</strong> in <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Zwölf<br />
<strong>im</strong> Anschluss an die Ankündigung <strong>der</strong> Geisttaufe. Sie wollen wissen, ob <strong>der</strong> Herr<br />
in ihrer Zeit die Herrschaft für Israel wie<strong>der</strong> herstellt (Apg 1.6). Jesus weist die<br />
Frage zurück, indem er daran erinnert, dass sich die Zeiten <strong>des</strong> Heils <strong>der</strong> Kenntnis<br />
<strong>der</strong> Menschen entziehen. Entsprechend kündigt Petrus später die<br />
Wie<strong>der</strong>herstellung für die zeitlich unbest<strong>im</strong>mte Parusie an (Apg 3.21).<br />
Der größere Irrtum unterläuft den Aposteln allerdings, wenn Sie in ihrer<br />
begrenzten Heilserwartung nur die Herrschaft für Israel erhoffen. Diese Annahme<br />
wird durch das Programm in Apg 1.8 korrigiert, wenn auch verdeckt. Pfingsten, das<br />
Reden in den Sprachen <strong>der</strong> Erde, die Ausschüttung <strong>des</strong> Geistes über alles Fleisch,<br />
sieht nicht die alleinige Herrschaft von <strong>und</strong> in Israel vor. Die Verwandlung durch<br />
den Geist zielt auf die Sendung zu den Völkern <strong>der</strong> Erde. Das Amoszitat (Am 9.11–12)<br />
in Apg 15.16–17 macht deutlich, dass die Erneuerung Israels mit <strong>der</strong> Aufnahme <strong>der</strong><br />
Heiden einher geht. Die Apostel dürfen nicht nur auf die Wie<strong>der</strong>herstellung warten,<br />
sie selbst müssen sich daran beteiligen, indem sie Zeugnis ablegen. Es geht nicht<br />
um die alleinige Restauration Israels; die Botschaft soll an den Grenzen Israels nicht<br />
halt machen, son<strong>der</strong>n bis zu den Enden <strong>der</strong> Erde hinausgetragen werden. 32<br />
Die Verse Apg 1.4–8 bilden so einen engen Zusammenhang, in dem programmatisch<br />
die Zerstreuung als Alternative zur Rekonstitution Israels propagiert<br />
wird. Schon am Beginn <strong>der</strong> <strong>Apostelgeschichte</strong> macht Lukas deutlich, dass Gottes<br />
Heilsplan eine an<strong>der</strong>e, unerwartete Wallfahrt vorsieht. An<strong>der</strong>s als <strong>im</strong> Buch<br />
Jeremia angekündigt (Jer 16.15; 23.8; Jer 50.19 [27.19]) sammelt Gott Israel nicht <strong>im</strong><br />
Land, um es dort wie<strong>der</strong>herzustellen. Die Wallfahrt bringt die Völker nicht nach<br />
Jerusalem, sie führt statt <strong>des</strong>sen die Zeugen in die Zerstreuung, damit sie die<br />
Herrschaft für Israel <strong>und</strong> die Völker herstellen.<br />
Die <strong>Apostelgeschichte</strong> endet in Rom. Doch Rom galt auch dem antiken<br />
Menschen nicht als Ende <strong>der</strong> Welt. Als solches konnten Indien, Britannien o<strong>der</strong><br />
Spanien angesehen werden, das nördliche Germanenreich o<strong>der</strong> das ganz <strong>im</strong><br />
Süden gelegene Äthiopien. 33 Die <strong>Apostelgeschichte</strong> weist somit über ihr Ende<br />
Angesicht aller Völker. S<strong>im</strong>eon befindet sich bereits in Jerusalem, <strong>im</strong> Tempel, das Heil<br />
erblickt er jedoch erst <strong>im</strong> Kind, <strong>im</strong> neuen Tempel, <strong>der</strong> die Zerstörung überdauert.<br />
31 Ähnlich auch Schröter, ‘Heil’, 300–301.<br />
32 Vgl. auch J. J. Kilgallen, ‘Witness in the Acts of the Apostles’, StMiss 53 (2004) 135–57, hier: 135,<br />
<strong>und</strong> Moessner, ‘Narrative’, 205–6.<br />
33 Vgl. W. C. van Unnik, ‘Der Ausdruck ‘EWS ΔESCATOU THS GHS (<strong>Apostelgeschichte</strong> i 8) <strong>und</strong><br />
sein alttestamentlicher Hintergr<strong>und</strong>’, Sparsa Collecta. The Collected Essays of W.C. van Unnik<br />
(Vol. 1; NT.S 29; Leiden: Brill, 1973) 386–401, außerdem Ellis, History, 56–8, <strong>und</strong> J. S. Romm,<br />
The Edges of the Earth in Ancient Thought. Geography, Exploration, and Fiction (Princeton:<br />
Princeton University, 1992), bes. 140–71.