ckkehr: Aufbau und Theologie der Apostelgeschichte im Kontext des ...
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Abkehr von <strong>der</strong> Rü<strong>ckkehr</strong> 419<br />
ganze Stadt um Paulus (sunavgw, Apg 13.44), doch die Völker sammeln sich nicht<br />
in Israel. Ansässige Heiden wie Juden versammeln sich in <strong>der</strong> Zerstreuung <strong>des</strong><br />
pisidischen Antiochia. Das stellt die Verhältnisse auf den Kopf <strong>und</strong> führt unter<br />
den Juden zu Eifersucht. 26 Als sie sich gegen die Sammlung <strong>der</strong> Völker in <strong>der</strong><br />
Zerstreuung richten, sprechen Paulus <strong>und</strong> Barnabas unter Hinweis auf das<br />
erwähnte Jesajazitat das Heil den Heiden zu. Dieses neuartige Programm <strong>der</strong><br />
Sammlung ist nicht nur eine Konsequenz <strong>der</strong> gescheiterten Bemühungen um<br />
eine Sammlung Israels in Jerusalem (Lk 13.34–35), es steht in dieser Form auch in<br />
direktem Wi<strong>der</strong>spruch zum Konzept <strong>der</strong> jüdischen Versammlung in <strong>der</strong> Diaspora,<br />
<strong>der</strong> Synagoge.<br />
Es ist nicht auszuschließen, dass sich Lukas die Namensgleichheit <strong>der</strong> beiden<br />
Städte in Syrien <strong>und</strong> Pisidien zu Nutze machte, um einen Gegenpol zu Jerusalem<br />
zu markieren. Während die umfassende Heidenmission <strong>im</strong> syrischen Antiochia<br />
begann, vollzieht sich die erste explizite Abwendung von <strong>der</strong> Synagoge <strong>und</strong> die<br />
ausdrückliche Zuwendung zu den Heiden <strong>im</strong> pisidischen Antiochia, das so mittelbar<br />
an die Stelle Jerusalems tritt. Denn be<strong>im</strong> ersten Pfingstereignis leuchten<br />
zwar Züge <strong>der</strong> Sammlung <strong>des</strong> zerstreuten Israels in Jerusalem auf, Juden <strong>und</strong><br />
Proselyten aus allen Teilen <strong>der</strong> Welt sind in Jerusalem versammelt (Apg 2.5–11), die<br />
Heiden bleiben aber zunächst ausgegrenzt. 27 Petrus richtet sich nur an Israel (vgl.<br />
Apg 2.22, 36). Die Umkehrung <strong>der</strong> Urzerstreuung (Gen 11.4, 8, 9) bleibt Stückwerk.<br />
mit dem lovgo~ tou` kurivou (Apg 8.25; 13.44, 48, 49; 15.35, 36; 16.32; 19.10; 20.35, vgl. auch Apg<br />
13.12: didach`/ tou` kurivou) <strong>im</strong>mer das Evangelium gemeint ist, kuvrio~ in diesem<br />
Zusammenhang folglich Jesus meint (explizit in Apg 20.35). Apg 13.47 wird in 13.44 <strong>und</strong><br />
13.48, 49 von diesem Ausdruck gerahmt, auch <strong>im</strong> Zitat dürfte <strong>im</strong> lukanischen <strong>Kontext</strong> daher<br />
Jesus gemeint sein. Es geht um die Verbreitung <strong>des</strong> Evangeliums unter den Heiden, zu <strong>der</strong><br />
Paulus <strong>und</strong> Barnabas als Knechte berufen sind.<br />
26 Deutschmann, Synagoge, 97–100, votiert für eine Übersetzung von zh`lo~ mit ‘Eifer’. Mit Blick<br />
auf Apg 5.17 <strong>und</strong> 17.4 sowie <strong>der</strong> jeweils vorangehenden Erfolgsnotiz unterstellt Lukas den<br />
Juden aber offenbar Eifersucht (vgl. auch Apg 7.9). Jes 11.13 kündigt <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />
Jes 11.12 für die Zeit <strong>der</strong> Sammlung das Ende <strong>der</strong> Eifersucht Efra<strong>im</strong>s, die Einigung von Efra<strong>im</strong><br />
<strong>und</strong> Juda an. Die Sammlung <strong>der</strong> Völker <strong>im</strong> pisidischen Antiochia evoziert dagegen<br />
Eifersucht. Das Eifersuchtmotiv findet sich zudem auch bei Paulus in direktem<br />
Zusammenhang mit <strong>der</strong> Verkündigung bis an die Grenzen <strong>der</strong> Erde (Röm 10.18–19).<br />
27 In <strong>der</strong> Anrede a[ndre~ ΔIoudai`oi kai; oiJ katoikou`nte~ ΔIerousalh;m pavnte~ (Apg 2.14) ist<br />
ΔIoudai`oi nicht als Attribut zu a[ndre~ zu werten, vielmehr bildet Ioudai`oi kai;<br />
katoikou`nte~ ΔIerousalh;m pavnte~ insgesamt eine Apposition zu a[ndre~, <strong>und</strong> zwar nicht <strong>im</strong><br />
Sinne einer Alternative, son<strong>der</strong>n in Analogie zu Apg 2.5 als synthetische Aussage, sodass zu<br />
paraphrasieren ist: Männer, die ihr alle Juden <strong>und</strong> Bewohner Jerusalems seid. Zum Problem<br />
vgl. auch D.-A. Koch, ‘Proselyten <strong>und</strong> Gottesfürchtige als Hörer <strong>der</strong> Reden von<br />
<strong>Apostelgeschichte</strong> 2.14–39 <strong>und</strong> 13.16–41’, Die <strong>Apostelgeschichte</strong> <strong>und</strong> die hellenistische<br />
Geschichtsschreibung, 83–107, hier: 84–92. Zu den verschiedenen Ableitungsversuchen <strong>der</strong><br />
Völkerliste vgl. G. Gilbert, ‘The List of Nations in Acts 2: Roman Propaganda and the Lukan<br />
Respons’, JBL 121 (2002) 497–529, hier: 500–507.