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ckkehr: Aufbau und Theologie der Apostelgeschichte im Kontext des ...

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416 karl matthias schmidt<br />

‘Über Jerusalem wird die Verbindung <strong>der</strong> nachösterlichen Missionstätigkeit<br />

mit <strong>der</strong> vorösterlichen Jesusbewegung in <strong>der</strong> Provinz Galiläa hergestellt’. 20<br />

Jerusalem wird so <strong>im</strong> Ganzen <strong>des</strong> Doppelwerkes zum geographischen<br />

Wendepunkt <strong>und</strong> zur verbindenden Klammer. 21 Denn da Jesu Weg von Galiläa<br />

nach Jerusalem durch Samaria <strong>und</strong> Judäa führte, 22 scheint die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

<strong>Apostelgeschichte</strong>, die nun zunächst die Ereignisse in Jerusalem, dann in Samaria<br />

<strong>und</strong> Judäa aufgreift, rein geographisch eine Rückwendung zu beschreiben.<br />

Jerusalem ist jedoch nicht in erster Linie <strong>der</strong> geographische, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> existentielle<br />

Wendepunkt für die Jesusgemeinschaft. Eine Rü<strong>ckkehr</strong> zum Ausgangspunkt<br />

<strong>der</strong> christlichen Heilsgeschichte nach Galiläa ist daher verstellt. Der Kreis schließt<br />

sich nicht, vielmehr dehnt er sich auf den gesamten Erdkreis aus.<br />

Lukas durchbrach damit auch strukturell das markinische Konzept, das mit<br />

<strong>der</strong> Ankündigung <strong>des</strong> jungen Mannes am Grab, die Jünger würden Jesus in Galiläa<br />

begegnen (Mk 16.7), eine Rückwendung zum Ausgangspunkt <strong>der</strong> Basileia-<br />

Botschaft suggerierte. Während Matthäus dieses Programm auf seine Weise in <strong>der</strong><br />

Erscheinung vor den Elf in Galiläa adaptierte (Mt 28.16–20), wandte sich Lukas<br />

schon in den Ostererzählungen gegen eine Rü<strong>ckkehr</strong> <strong>der</strong> Jünger nach Galiläa,<br />

nicht nur, um die <strong>Apostelgeschichte</strong> anschließen zu können, nicht nur, weil die<br />

Abkehr von Jerusalem den überlieferten historischen Tatsachen <strong>im</strong> Wesentlichen<br />

wi<strong>der</strong>sprach, son<strong>der</strong>n auch <strong>des</strong>wegen, weil das Konzept <strong>des</strong> geographisch<br />

geschlossenen Kreises die Verkündigungstheologie nicht angemessen zu<br />

repräsentieren schien <strong>und</strong> damit auch theologisch problematisch war. Die<br />

Akzentuierung <strong>des</strong> geographischen Gesamtaufrisses <strong>des</strong> Doppelwerkes macht<br />

Lukas’ Skepsis gegenüber einer Rü<strong>ckkehr</strong> <strong>der</strong> Jünger nach Galiläa deutlich. Da die<br />

drei Hauptteile in umgekehrter Reihung aufeinan<strong>der</strong> folgen, entsteht <strong>im</strong> geographischen<br />

Ablauf eine durchbrochene Ringkomposition: 23<br />

20 H.-J. Klauck, Magie <strong>und</strong> Heidentum in <strong>der</strong> <strong>Apostelgeschichte</strong> <strong>des</strong> Lukas (SBS 167; Stuttgart:<br />

Katholisches Bibelwerk, 1996) 14.<br />

21 ‘Die architektonische Mitte <strong>des</strong> Doppelwerks bilden . . . die Schlußkapitel <strong>des</strong> Evangeliums<br />

mit Passion <strong>und</strong> Auferstehung Jesu in Jerusalem <strong>und</strong> die Anfangskapitel <strong>der</strong><br />

<strong>Apostelgeschichte</strong>, die das Aufblühen <strong>der</strong> Jerusalemer Urgemeinde schil<strong>der</strong>n’, H.-J. Klauck,<br />

‘Die heilige Stadt. Jerusalem bei Philo <strong>und</strong> Lukas’, Gemeinde – Amt – Sakrament.<br />

Neutestamentliche Perspektiven (ed. von H.-J. Klauck; Würzburg: Echter, 1989), 101–29, hier:<br />

126.<br />

22 Begrifflich wird das noch nicht so deutlich ausgeführt wie in <strong>der</strong> <strong>Apostelgeschichte</strong>, denn in<br />

Lk 17.11 heißt es, dass Jesus durch Samaria <strong>und</strong> Galiläa reiste, die Landschaft Judäa wird auf<br />

dem Weg nach Jerusalem nicht erwähnt. Die Ereignisse in Lk 18.35–19.27 spielen jedoch in<br />

Jericho <strong>und</strong> um Jericho herum, also in Judäa (zu Samaria vgl. Lk 9.51–56; Lk 10.30–35; Lk 17.11–<br />

19).<br />

23 Den engen Zusammenhang zwischen dem <strong>Aufbau</strong> <strong>des</strong> Lukasevangeliums <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Apostelgeschichte</strong> unterstreicht auch T. Bergholz, Der <strong>Aufbau</strong> <strong>des</strong> lukanischen<br />

Doppelwerkes. Untersuchungen zum formalliterarischen Charakter von Lukas-Evangelium

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