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Niere und Harnwege - Université de Fribourg

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University of <strong>Fribourg</strong> - Department of Medicine<br />

D i v i s i o n o f H i s t o l o g y<br />

<strong>Niere</strong> <strong>und</strong> <strong>Harnwege</strong><br />

Skript mit Zeichnungen zur Erleichterung <strong>de</strong>s Verständnis <strong>de</strong>r Vorlesung über <strong>Niere</strong> <strong>und</strong> <strong>Harnwege</strong>.<br />

Auf <strong>de</strong>r Internetsite welche sich in <strong>de</strong>r "e-learning zone" <strong>de</strong>r Abteilung für Histologie (www.unifr.ch/histologie)<br />

befin<strong>de</strong>t, fin<strong>de</strong>n Sie zusätzlich weitere Popups, interaktive Elemente <strong>und</strong> Quiz. Damit können Sie Ihre<br />

Kenntnisse testen wie auch weiter vertiefen.<br />

Dr. Manuèle Adé-Damilano<br />

PDF version 2005-2006


Kapitel<br />

03.01.2006<br />

Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>;<br />

© 2005-2006<br />

Lernziele<br />

●<br />

Lernziele<br />

Aufbau <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong><br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Einführung <strong>und</strong> Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r Physiologie<br />

Entwicklung<br />

Anatomie<br />

Das <strong>Niere</strong>nparenchym<br />

<strong>Niere</strong>ndurchblutung<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Einführung<br />

Der arterielle Kreislauf<br />

Der venöse Kreislauf<br />

Das Nephron<br />

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●<br />

●<br />

●<br />

Einführung<br />

Entstehung <strong>de</strong>s <strong>Niere</strong>nkörperchens<br />

Das <strong>Niere</strong>nkörperchen<br />

Die Bowmansche Kapsel <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kapselraum<br />

Das Mesangium<br />

Die Podozyten<br />

Die Filtrationsbarriere<br />

Die <strong>Niere</strong>ntubuli<br />

●<br />

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●<br />

Einführung<br />

Allgemeines zum Epithelium <strong>de</strong>r Tubuli<br />

Tubulus proximalis pars convoluta<br />

Tubulus proximalis pars recta<br />

Tubulus intermedius pars <strong>de</strong>scen<strong>de</strong>ns, pars ascen<strong>de</strong>ns<br />

Tubulus distalis pars recta, pars convoluta<br />

Tubulus connectivus<br />

Tubulus colligens; Ductus papillaris<br />

Synoptische Tabelle: histologische Eigenschaften <strong>de</strong>r Tubuli<br />

Der juxtaglomeruläre Apparat<br />

●<br />

●<br />

Einführung<br />

Die endokrine Funktion <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong><br />

Ableiten<strong>de</strong> <strong>Harnwege</strong>


●<br />

●<br />

●<br />

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●<br />

●<br />

Einführung<br />

Das Urothelium<br />

<strong>Niere</strong>nkelche <strong>und</strong> -becken<br />

Die Ureter<br />

Die Harnblase<br />

Die Urethra, Harnröhre<br />

❍ Die männliche Urethra<br />

❍ Die weibliche Urethra<br />

Quiz<br />

●<br />

Testen Sie Ihr Wissen


Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>; © 2005-2006<br />

Lernziele<br />

●<br />

Lernziele<br />

Lernziele<br />

Am En<strong>de</strong> diese Moduls soll <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nt:<br />

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●<br />

die Bestandteile <strong>und</strong> Funktionen <strong>de</strong>r Harnorgane aufzählen <strong>und</strong> die Rolle je<strong>de</strong>s Organs beschreiben können<br />

in einem Frontalschnitt <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong> die mit blossem Auge sichtbaren Unterteilungen i<strong>de</strong>ntifizieren <strong>und</strong> beschreiben können<br />

die <strong>Niere</strong>nrin<strong>de</strong> <strong>und</strong> das <strong>Niere</strong>nmark aufgr<strong>und</strong> ihrer Strukturen <strong>und</strong> Funktionen vergleichen können<br />

<strong>de</strong>n Blutkreislauf durch die <strong>Niere</strong> verfolgen<br />

die Ultrastruktur <strong>de</strong>r Filtrationsschranke im <strong>Niere</strong>nkörperchen beschreiben können<br />

die allgemeinen Merkmale <strong>de</strong>r Epithelzellen <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>ntubuli kennen<br />

die Struktur <strong>und</strong> Funktion je<strong>de</strong>s Bestandteiles eines Nephrons nennen <strong>und</strong> beschreiben können<br />

die Wichtigkeit <strong>de</strong>s Interstitiums für die <strong>Niere</strong>nfunktion kennen<br />

die Bewegung <strong>de</strong>r Flüsse vom Kapselraum bis zu einem Calix minor verfolgen, <strong>und</strong> die verschie<strong>de</strong>nen Tubuli in <strong>de</strong>r<br />

durchlaufenen Reihenfolge aufzählen können<br />

die Bestandteile <strong>und</strong> Funktionen <strong>de</strong>s juxtaglomerulären Apparates aufzählen <strong>und</strong> beschreiben können<br />

die Struktur <strong>de</strong>r Wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>nkelche, <strong>de</strong>s <strong>Niere</strong>nbeckens, <strong>de</strong>s Ureters <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Harnblase beschreiben können<br />

die 4 Bestandteile <strong>de</strong>s männlichen Ureters nennen <strong>und</strong> das jeweilige Epithelium beschreiben können<br />

<strong>de</strong>n männlichen <strong>und</strong> weiblichen Ureter vergleichen können


Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>; © 2005-2006<br />

Aufbau <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong><br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Einführung <strong>und</strong> Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r Physiologie<br />

Entwicklung<br />

Anatomie<br />

Das <strong>Niere</strong>nparenchym<br />

Einführung <strong>und</strong> Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r Physiologie<br />

Im System <strong>de</strong>r Harnorgane wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Bestandteile unterschie<strong>de</strong>n:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

2 <strong>Niere</strong>n (Ren; Nephros) ==> Filter-, Sekretions- <strong>und</strong> Reabsorptionsfunktion<br />

die Harnblase (Vesica urinaria) ==> Reservoirfunktion<br />

die Harnleiter (Ureter) <strong>und</strong> die Harnröhre (Urethra) ==> Leitfunktion<br />

Die <strong>Niere</strong>n filtrieren das Blut um die Abfallprodukte <strong>de</strong>s Metabolismus <strong>de</strong>r Zellen von Geweben <strong>und</strong> Organen auszuschei<strong>de</strong>n. Pro<br />

Minute erreichen 600 ml Blut je<strong>de</strong> <strong>Niere</strong> durch die Arteria renalis. Das entspricht ca. 20% <strong>de</strong>s Herzzeitvolumens.<br />

Die Bildung von Urin beinhaltet mehrere Etappen, einerseits besteht sie aus einer glomerulären Filtration <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rseits in <strong>de</strong>r<br />

Reabsorption <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sekretion in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Segmenten <strong>de</strong>r <strong>Harnwege</strong>.<br />

Das Endfiltrat, <strong>de</strong>r Urin, fliesst anschliessend in die <strong>Niere</strong>nkelche <strong>und</strong> von da in das <strong>Niere</strong>nbecken. Der Urin wird durch die Ureter<br />

aus <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong> ausgeschie<strong>de</strong>n <strong>und</strong> erreicht dann die Harnblase, bevor er <strong>de</strong>n Körper durch die Harnröhre verlässt. Die<br />

Urinproduktion beträgt ca. 1,5 L / 24 Std.<br />

Der Urin enthält vor allem Wasser, Harnstoff, Harnsäure, Ammoniak, Elektrolyte <strong>und</strong> exogene Toxine. Normalerweise enthält <strong>de</strong>r<br />

Urin keine Proteine, Kohlenhydrate o<strong>de</strong>r Lipi<strong>de</strong>. Die Präsenz solcher Substanzen zeigt eine Pathologie an.<br />

Die <strong>Niere</strong>n haben folgen<strong>de</strong> Aufgaben:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

die Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r Homeostase d.h. <strong>de</strong>s hydro-elektrolytischen <strong>und</strong> Säure-Basen-Gleichgewichts <strong>de</strong>s Organismus<br />

(Kontrolle <strong>de</strong>r Konzentrationen von Elektrolyten wie Natrium, Kalzium, Kalium, Chlor; Reabsorption von kleinen Molekülen<br />

wie Aminosäuren, Glukose, Pepti<strong>de</strong>)<br />

die Ausscheidung von endogenem Abfall aus verschie<strong>de</strong>nen Metabolismen, vor allem Stickstoffverbindungen, Harnstoff<br />

(Proteinkatabolismus), Kreatinin, Bilirubin, Hormone.<br />

die Ausscheidung von exogenen Abfällen wie Giftstoffe, Antibiotika, Medikamente <strong>und</strong> ihren Metaboliten<br />

die Sekretion verschie<strong>de</strong>ner Hormone (endokrine Funktion), wie:<br />

❍ Renin ==> Beteiligung an <strong>de</strong>r Regulation <strong>de</strong>s extrazellulären Volumens <strong>und</strong> somit <strong>de</strong>s Blutdrucks (die Auschüttung<br />

von Renin resultiert in einer Erhöhung <strong>de</strong>s Angiotensin)<br />

❍ Erythropoïetin ==> EPO ist ein im <strong>Niere</strong>nstroma produziertes Glykoprotein, es stimuliert im Knochenmark die<br />

Reifung <strong>de</strong>r Erythrozyten<br />

❍ Prostaglandine, Kallikrein<br />

die Umwandlung von Vitamin D3 durch Hydroxylierung in seine aktive Form (1,25 Dihydroxycholecalciferol)<br />

metabolische Funktion ==> Neoglukogenese (20% beim Fasten)<br />

Entwicklung<br />

Bei Geburt haben die <strong>Niere</strong>n wegen <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Ureterknospe im metanephrogenen Blastem ein multilobuläres Aussehen<br />

(gelappte Form). Die Lobuli wer<strong>de</strong>n zwar gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fetalperio<strong>de</strong> stark geglättet, bleiben aber <strong>de</strong>nnoch bis nach <strong>de</strong>r Geburt<br />

bestehen. Die vollständige Glättung erfolgt im Laufe <strong>de</strong>s Kleinkin<strong>de</strong>salters durch die Grössenzunahme <strong>de</strong>r Nephrone, ohne dass<br />

sich ihre Anzahl verän<strong>de</strong>rt.<br />

Die adulte <strong>Niere</strong> zeigt mit wenigen Ausnahmen keine Lobulierung mehr. Nach <strong>de</strong>r Geburt ist die Verlängerung <strong>de</strong>r Pars convoluta<br />

<strong>de</strong>r proximalen Tubuli <strong>und</strong> die Zunahme <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes für das Wachstum <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>n verantwortlich.<br />

Die Architektur <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong> wird zwischen<br />

<strong>de</strong>r 5. <strong>und</strong> <strong>de</strong>r 15. Woche <strong>de</strong>r<br />

intrauterinen Entwicklung festgelegt.<br />

Die Organogenese <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong> dauert also<br />

über die embryonale Phase hinaus bis<br />

weit in die Fetalperio<strong>de</strong><br />

Schema <strong>de</strong>r Bildung <strong>de</strong>r « glatten »<br />

<strong>Niere</strong>


Beim Menschen ist die Lobulierung <strong>de</strong>r<br />

<strong>Niere</strong>n nur in <strong>de</strong>r embryonalen <strong>und</strong> fetalen<br />

Perio<strong>de</strong> gut zu sehen, kann sich aber bis in<br />

das Kleinkin<strong>de</strong>salter erstrecken. Sie ist<br />

aber schon bei Geburt stark abgeschwächt.<br />

Beim Erwachsenen fusionieren die<br />

kortikalen Zonen <strong>de</strong>r einzelnen Lobuli « A-E<br />

» <strong>und</strong> die Glättung dieser Einsenkungen<br />

führt zu einer glatten <strong>und</strong> regelmässigen<br />

Oberflächenstruktur <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>n.<br />

© www.embryology.ch<br />

1<br />

2<br />

3<br />

<strong>Niere</strong>nmark<br />

Calix<br />

<strong>Niere</strong>nkortex<br />

Anatomie<br />

Zu <strong>de</strong>n Harnorganen gehören:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

zwei <strong>Niere</strong>n<br />

zwei Harnleiter<br />

eine Harnblase<br />

eine Harnröhre<br />

Die <strong>Niere</strong>n sind paarige Organe braun-rötlicher Farbe <strong>und</strong> liegen, von Fett <strong>und</strong> lockerem Bin<strong>de</strong>gewebe umgeben, zusammen mit<br />

<strong>de</strong>n Nebennieren, in einer fibrösen Umhüllung.<br />

Sie liegen direkt unter <strong>de</strong>m Zwerchfell, im oberen Teil <strong>de</strong>s Spatium retroperitoneale, neben <strong>de</strong>r Wirbelsäule zwischen T11 <strong>und</strong> L3.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>r Leber liegt die<br />

rechte <strong>Niere</strong> tiefer als die Linke.<br />

Harnorgane <strong>Niere</strong>, Längsschnitt I Act.<br />

Sie sind bohnenförmig, beim<br />

Erwachsenen ca.12 cm lang, 6 cm breit<br />

<strong>und</strong> 3 cm dick <strong>und</strong> wiegen im Mittel 150g.<br />

Die Blutversorgung geschieht durch die<br />

A. renalis, welche aus <strong>de</strong>r Aorta<br />

abdominalis entspringt, <strong>und</strong> die Vena<br />

renalis welche in die Vena cava inferior<br />

mün<strong>de</strong>t.<br />

Das Hilum enthält eine Vene, eine Arterie<br />

<strong>und</strong> einen Ureter.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Vena cava inferior<br />

Vena renalis<br />

<strong>Niere</strong><br />

Aorta abdominalis<br />

Arteria renalis<br />

Ureter<br />

Harnblase<br />

Urethra


Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>; © 2005-2006<br />

Aufbau <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong><br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Einführung <strong>und</strong> Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r Physiologie<br />

Entwicklung<br />

Anatomie<br />

Das <strong>Niere</strong>nparenchym<br />

Das <strong>Niere</strong>nparenchym<br />

Das <strong>Niere</strong>nparenchym glie<strong>de</strong>rt sich in zwei Bereiche:<br />

●<br />

●<br />

<strong>de</strong>n Kortex / die <strong>Niere</strong>nrin<strong>de</strong><br />

die Medulla / das <strong>Niere</strong>nmark<br />

<strong>Niere</strong> Längsschnitt I<br />

<strong>Niere</strong> Längsschnitt II<br />

Act.<br />

Act.<br />

Der Bereich <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong> ist eine 1 cm breite granulierte Zone.<br />

Sie besteht aus:<br />

●<br />

●<br />

<strong>de</strong>m Labyrinth: <strong>de</strong>r Bereich welcher zwischen <strong>de</strong>n Markstrahlen liegt.<br />

<strong>de</strong>n Columnae renales (Bertini-Säulen): Bereiche welche zwischen <strong>de</strong>n<br />

Markpyrami<strong>de</strong>n liegen<br />

<strong>Niere</strong> Längsschnitt I<br />

<strong>Niere</strong> Längsschnitt III<br />

<strong>Niere</strong> Längsschnitt IV<br />

Act.<br />

Act.<br />

Act.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong> kommen folgen<strong>de</strong> Strukturen vor: <strong>Niere</strong>nkörperchen, Tubuli proximales <strong>und</strong> distales, pars convoluta, ein<br />

Teil <strong>de</strong>r Sammelrohre, sowie die Markstrahlen.<br />

Der Bereich <strong>de</strong>s Marks sieht gestreift aus, ist im äusseren Bereich dunkelrot <strong>und</strong> wird gegen innen blasser. Er liegt konzentrisch<br />

um <strong>de</strong>n Sinus.<br />

Er enthält:<br />

●<br />

●<br />

konische Strukturen, welche man <strong>Niere</strong>npyrami<strong>de</strong>n nennt<br />

(Malpighipyrami<strong>de</strong>n): 8 bis 18 pro <strong>Niere</strong>.<br />

Die Basis <strong>de</strong>r Pyrami<strong>de</strong>n liegt parallel zum konvexen Rand <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>.<br />

Die Spitze je<strong>de</strong>r Pyrami<strong>de</strong> ist die Papille.<br />

Aufgesetzt auf die Spitze je<strong>de</strong>r Papille ist ein sehr feiner, trichterförmiger Gang,<br />

<strong>de</strong>n man Calix minor nennt . Die Vereinigung mehrer solcher Calices bil<strong>de</strong>t<br />

einen Calix major (ca. 3 pro <strong>Niere</strong>). Diese vereinigen sich wie<strong>de</strong>rum um das<br />

<strong>Niere</strong>nbecken zu bil<strong>de</strong>n.<br />

Markstrahlen dringen von <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Pyrami<strong>de</strong>n her in <strong>de</strong>n Rin<strong>de</strong>nbereich<br />

ein.<br />

Die Markstrahlen enthalten Anfangsteile <strong>de</strong>r Sammelrohre <strong>und</strong> mehr o<strong>de</strong>r<br />

weniger lange Teile von Henle'schen Schleifen <strong>de</strong>r oberflächlichen Glomeruli.<br />

<strong>Niere</strong> Längsschnitt I<br />

äusseres Mark<br />

Act.<br />

Act.<br />

Anatomie <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong> <strong>Niere</strong> Längsschnitt I Act.<br />

Cortex + Aussenstreifen Act.<br />

Cortex + Mark + <strong>Niere</strong>nkelche Act.<br />

Papilla renalis<br />

Act.


1 Ureter<br />

2 <strong>Niere</strong>nbecken<br />

3 Vena renalis<br />

4 Arteria renalis<br />

5 Calix major<br />

6 Calix minor<br />

7 Rin<strong>de</strong> (Kortex)<br />

8 Markstrahlen<br />

9 Columnae renales (Bertini-Säulen)<br />

10 Markpyrami<strong>de</strong> (Malpighi-Pyrami<strong>de</strong>)<br />

11 Sinus renalis<br />

12 <strong>Niere</strong>nkapsel (Capsula renis)<br />

13 <strong>Niere</strong>npapille (Papilla renalis)<br />

© www.embryology.ch<br />

Die <strong>Niere</strong> hat im Innern einen Hohlraum, <strong>de</strong>n Sinus renalis, in <strong>de</strong>n die Papillen ragen.<br />

Diesen folgen die kleinen <strong>und</strong> grossen Calices, das <strong>Niere</strong>nbecken <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Beginn <strong>de</strong>s<br />

Ureters. Im Sinus renalis befin<strong>de</strong>t sich neben Bin<strong>de</strong>- <strong>und</strong> Fettgewebe die Arteria <strong>und</strong><br />

Vena renalis, ihre Zweige, die Lymphgefässe <strong>und</strong> die Nervenfasern <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>.<br />

<strong>Niere</strong> Längsschnitt I<br />

Calices + <strong>Niere</strong>nbecken<br />

Act.<br />

Act.<br />

<strong>Niere</strong>nlappen: pro <strong>Niere</strong> hat es 10 bis 18 <strong>Niere</strong>nlappen. Je<strong>de</strong>r besteht aus einer <strong>Niere</strong>npyrami<strong>de</strong>, die davon ausgehen<strong>de</strong>n<br />

Markstrahlen <strong>und</strong> die anliegen<strong>de</strong> Rin<strong>de</strong>nzone.


Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>; © 2005-2006<br />

<strong>Niere</strong>ndurchblutung<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Einführung<br />

Der arterielle Kreislauf<br />

Der venöse Kreislauf<br />

Einführung<br />

Die Perfusion <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong> liegt bei ca. 1,2<br />

Liter Blut / Minute (20% <strong>de</strong>s<br />

Herzzeitvolumens).<br />

90% davon durchbluten die Rin<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />

10% das Mark.<br />

<strong>Niere</strong>ndurchblutung Durchblutung Act.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Vena cava inferior<br />

Vena renalis<br />

<strong>Niere</strong><br />

Aorta abdominalis<br />

Arteria renalis<br />

Ureter<br />

Harnblase<br />

Urethra<br />

Der arterielle Kreislauf<br />

Das Blut erreicht die <strong>Niere</strong> im Bereich<br />

<strong>de</strong>s Hilums durch die Arteria renalis,<br />

welche sich in zwei Äste teilt, die sich<br />

wie<strong>de</strong>rum in mehrere kleine Arterien<br />

teilen, die Arteriae interlobares, welche<br />

durch die Bertini-Säulen (columnae<br />

renales) bis zur Rin<strong>de</strong>n-Mark-Grenze<br />

aufsteigen.<br />

<strong>Niere</strong>ndurchblutung<br />

Detail <strong>de</strong>r Durchblutung eines<br />

<strong>Niere</strong>nlappens. Man sieht die<br />

<strong>Niere</strong>npyrami<strong>de</strong> umgeben von <strong>de</strong>n Arteriae<br />

<strong>und</strong> Venae interlobares welche durch die<br />

Arteriae <strong>und</strong> Venae arcuatae verlängert<br />

wer<strong>de</strong>n. Letzteren entspringen interlobuläre<br />

Gefässe (Vasa interlobularia), aus welchen<br />

wie<strong>de</strong>rum das Kapillarnetz <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>nzone<br />

entspringt (hier nicht abgebil<strong>de</strong>t).<br />

© www.embryology.ch<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

<strong>Niere</strong>npapille<br />

Arteria interlobaris<br />

Vena interlobaris<br />

Interlobuläre Gefässe<br />

Vena arcuata<br />

Arteria arcuata


Auf <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>npyrami<strong>de</strong> (Malpighipyrami<strong>de</strong>n) teilen sich die A.<br />

interlobares in rechtem Winkel <strong>und</strong> geben die A. arcuatae ab, die parallel zur Kapsel<br />

verlaufen.<br />

Aus diesen A. arcuatae entspringen zahlreiche A. interlobulares (o<strong>de</strong>r radiatae)<br />

welche die Rin<strong>de</strong>nzone zwischen <strong>de</strong>n Markstrahlen versorgen.<br />

Diese Gefässarchitektur ist terminal. Es gibt keine Anastomosen zwischen <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nen Aa. interlobulares.<br />

Aa. arcuatae <strong>und</strong> interlobulares<br />

Act.<br />

Aus je<strong>de</strong>r A. interlobularis entspringen zahlreiche afferente Arteriolen.<br />

Je<strong>de</strong>s Nephron erhält eine afferente Arteriole welche am Gefässpol in die<br />

Bowmankapsel eindringt. Diese Arteriole verzweigt sich in 4 bis 6 Äste, welche sich in<br />

mehrere untereinan<strong>de</strong>r anastomosierte Kapillaren verästelt, Kapillaren welche <strong>de</strong>n<br />

Glomerulus bil<strong>de</strong>n.<br />

Diese Kapillaren vereinigen sich wie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> bil<strong>de</strong>n die efferente Arteriole.<br />

Durchblutung <strong>de</strong>s Glomerulus<br />

Durchblutung <strong>de</strong>s Glomerulus<br />

Durchblutung <strong>de</strong>s Glomerulus<br />

Durchblutung <strong>de</strong>s Glomerulus<br />

Durchblutung <strong>de</strong>s Glomerulus<br />

Act.<br />

Act.<br />

Act.<br />

Act.<br />

Act.<br />

Bei <strong>de</strong>n oberflächlichen Glomeruli <strong>und</strong> jenen <strong>de</strong>r mittleren Rin<strong>de</strong>nzone verzweigt<br />

sich die efferente Arteriole in ein stark ausgeprägtes Kapillarnetz, die peritubulären<br />

Kapillaren. Diese umwin<strong>de</strong>n die pars convoluta <strong>de</strong>r Tubuli proximales <strong>und</strong> distales.<br />

Durchblutung <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

äusseren Marks<br />

Act.<br />

Bei <strong>de</strong>n juxtamedullären Glomeruli verzweigt sich die efferente Arteriole in<br />

zahlreiche Vasa recta welche in das Mark ziehen <strong>und</strong> die Henleschleifen umwin<strong>de</strong>n.<br />

Die absteigen<strong>de</strong>n arteriellen <strong>und</strong> aufsteigen<strong>de</strong>n venösen Gefässe <strong>de</strong>r Vasa recta<br />

folgen <strong>de</strong>m Verlauf <strong>de</strong>r Henleschleifen. Die Struktur ihrer Wän<strong>de</strong> gleicht jener kleiner<br />

Kapillaren.<br />

Vasa recta<br />

Act.<br />

Schema <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>ndurchblutung<br />

1<br />

2<br />

3a<br />

3b<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

NB<br />

<strong>Niere</strong>nkapsel<br />

<strong>Niere</strong>nrin<strong>de</strong><br />

Aussenstreifen<br />

Innenstreifen<br />

Innenzone, inneres Mark<br />

efferente Arteriole<br />

afferente Arteriole<br />

Oberflächliche Venula <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong><br />

Vena stellata<br />

Vena interlobularis<br />

Arteria interlobularis<br />

peritubuläres Kapillarnetz<br />

tiefe Venula <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong><br />

A. arcuata<br />

V. arcuata<br />

Vasa recta<br />

Aussenstreifen + Innenstreifen =<br />

äusseres Mark


Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>; © 2005-2006<br />

<strong>Niere</strong>ndurchblutung<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Einführung<br />

Der arterielle Kreislauf<br />

Der venöse Kreislauf<br />

Der venöse Kreislauf<br />

Bei <strong>de</strong>n oberflächlich gelegenen Glomeruli mün<strong>de</strong>t das peritubuläre Kapillarnetz in<br />

die oberflächlichen Venulen <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>, welche in das unter <strong>de</strong>r Kapsel liegen<strong>de</strong><br />

Venennetz, die Vv. stellatae, weiterführen. Diese wie<strong>de</strong>rum mün<strong>de</strong>n in die Vv.<br />

interlobulares.<br />

Bei <strong>de</strong>n Glomeruli <strong>de</strong>r mittleren Zone <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong> mün<strong>de</strong>n die peritubulären<br />

Kapillaren in die tief liegen<strong>de</strong>n Venulen <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>, welche in <strong>de</strong>n Vv. interlobulares<br />

mün<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>n juxtamedullären Glomeruli mün<strong>de</strong>t das peritubuläre Kapillarnetz in die<br />

aufsteigen<strong>de</strong>n Vasa recta welche wie<strong>de</strong>rum in <strong>de</strong>n Vv. interlobulares mün<strong>de</strong>n.<br />

Auf Höhe <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>npyrami<strong>de</strong>n (Malpighipyrami<strong>de</strong>n) mün<strong>de</strong>n die Vv.<br />

interlobulares in die Vv. arcuatae. Diese fliessen in Vv. interlobares zusammen <strong>und</strong><br />

erreichen die bei<strong>de</strong>n Äste <strong>de</strong>r V. renalis auf Höhe <strong>de</strong>s Hilums.<br />

Durchblutung <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

äusseren Marks<br />

Act.<br />

Schema <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>ndurchblutung<br />

1<br />

2<br />

3a<br />

3b<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

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11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

NB<br />

<strong>Niere</strong>nkapsel<br />

<strong>Niere</strong>nrin<strong>de</strong><br />

Aussenstreifen<br />

Innenstreifen<br />

Innenzone<br />

efferent Arteriole<br />

afferente Arteriole<br />

Oberflächliche Venula <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong><br />

Vena stellata<br />

Vena interlobularis<br />

Arteria interlobularis<br />

peritubuläres Kapillarnetz<br />

tiefe Venula <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong><br />

A. arcuata<br />

V. arcuata<br />

Vasa recta<br />

Aussenstreifen + Innenstreifen =<br />

äusseres Mark


Folgerung<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

die <strong>Niere</strong>nkapillaren wer<strong>de</strong>n postglomerulär durchblutet<br />

<strong>de</strong>r Verlust eines Glomerulus führt zum Untergang (Nekrose/Apoptose) <strong>de</strong>r nachgeschaltetenTubulabschnitte<br />

das <strong>Niere</strong>nmark wird postglomerulär durchblutet<br />

keine Arterie dringt in das <strong>Niere</strong>nmark ein <strong>und</strong> keine Vene entspringt ihm


Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>; © 2005-2006<br />

Das Nephron<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Einführung<br />

Entstehung <strong>de</strong>s <strong>Niere</strong>nkörperchens<br />

Das <strong>Niere</strong>nkörperchen<br />

Die Bowmansche Kapsel <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kapselraum<br />

Das Mesangium<br />

Die Podozyten<br />

Die Filtrationsbarriere<br />

Einführung<br />

Das Nephron ist die im Mikroskop sichtbare strukturelle <strong>und</strong> funktionnelle Einheit <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>. Der grösste Teil <strong>de</strong>s Nephrons<br />

befin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>nrin<strong>de</strong>.<br />

Pro <strong>Niere</strong> gibt es ca. 800'00 - 1.5 Millionen Nephrone.<br />

Je<strong>de</strong>s Nephron besteht aus:<br />

●<br />

●<br />

einem vaskulären Teil (afferente <strong>und</strong> efferente Arteriole, glomeruläre <strong>und</strong> peritubuläre Kapillaren)<br />

einem <strong>Niere</strong>nteil (Glomeruluskapsel <strong>und</strong> Tubuli)<br />

Das Nephron besteht aus mehreren<br />

Teilen:<br />

Nephron Glomeruli Act.<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

das Glomerulus<br />

<strong>de</strong>r proximale Tubulus (Tubulus<br />

proximalis, pars convoluta, pars<br />

recta)<br />

<strong>de</strong>r intermediäre Tubulus<br />

(Tubulus intermedius, pars<br />

<strong>de</strong>scen<strong>de</strong>ns, pars ascen<strong>de</strong>ns)<br />

<strong>de</strong>r distale Tubulus (Tubulus<br />

distalis, pars recta, macula <strong>de</strong>nsa,<br />

pars convoluta)<br />

das Verbindungsstück (Tubulus<br />

reuniens)<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

<strong>Niere</strong>nkörperchen<br />

Tubulus proximalis, pars convoluta<br />

Tubulus proximalis, pars recta<br />

Tubulus intermedius,<br />

pars <strong>de</strong>scen<strong>de</strong>ns<br />

Tubulus intermedius,<br />

pars ascen<strong>de</strong>ns<br />

Tubulus distalis, pars recta<br />

Tubulus distalis, pars convoluta<br />

Tubulus reuniens<br />

Sammelrohr<br />

Achtung<br />

Das Sammelrohr (Tubulus colligens <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>, <strong>de</strong>s Marks) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Ductus papillaris stammen entwicklungsgeschichtlich nicht<br />

aus <strong>de</strong>m metanephrogenem Blastem son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Ureterknospe. Deshalb sind diese zwei Strukturen nicht Bestandteil <strong>de</strong>s<br />

Nephrons.<br />

Entstehung <strong>de</strong>s <strong>Niere</strong>nkörperchens (Malpighi-körperchen)


Das <strong>Niere</strong>nkörperchen entsteht in mehreren Etappen:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Aus<strong>de</strong>hnung (Erweiterung)<br />

Trichterbildung<br />

Bowmansche Kapsel<br />

Das blin<strong>de</strong> En<strong>de</strong> eines primitiven <strong>Niere</strong>nkanälchen <strong>de</strong>hnt sich im Kontakt mit <strong>de</strong>n glomerulären Kapillaren, zwischen <strong>de</strong>r afferenten<br />

<strong>und</strong> efferenten Kapillare, zum <strong>Niere</strong>nbläschen aus.<br />

Darauf folgt die Einbuchtung. Die Einbuchtung geht einher mit einer Abflachung <strong>de</strong>s Epitheliums. In <strong>de</strong>n metanephrotischen Tubuli<br />

war das Epithel kubisch, nun wird es zu einem platten Epithel (einschichtiges Plattenepithel). Diese Einbuchtung ergibt die r<strong>und</strong>liche<br />

Bowmansche Kapsel welche <strong>de</strong>n Kapillarknäuel enthält.<br />

Die Bowmansche Kapsel besteht aus einem vizeralen, mit <strong>de</strong>m Glomerulus verwachsenen Blatt <strong>und</strong> einem parietalen Blatt,<br />

welches die Gesamtheit <strong>de</strong>s Glomerulus umgibt.<br />

Die Kapillaren bil<strong>de</strong>n ein « arterielles Portalsystem ». Die glomerulären Schlingen aus <strong>de</strong>r afferenten Arteriole vereinigen sich am<br />

Gefässpol <strong>und</strong> bil<strong>de</strong>n die efferente Arteriole, die sich in ein neues Kapillarnetz aufteilt (die peritubulären Kapillaren).<br />

Der Harnpol besteht aus <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>s Tubulus proximalis, pars convoluta, in <strong>de</strong>n Kapselraum.<br />

Aus<strong>de</strong>hnung<br />

Einbuchtung<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Afferente Arteriole<br />

Efferente Arteriole<br />

Kapillarnetz<br />

primitives <strong>Niere</strong>ntubulus<br />

Plattenepithel<br />

Epithel, kubisch<br />

Einbuchtung<br />

Bowmansche Kapsel<br />

© www.embryology.ch<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Parietales Blatt<br />

Viszerales Blatt<br />

Podozyten<br />

Gefässpol<br />

Harnpol


Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>; © 2005-2006<br />

Das Nephron<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Einführung<br />

Entstehung <strong>de</strong>s <strong>Niere</strong>nkörperchens<br />

Das <strong>Niere</strong>nkörperchen<br />

Die Bowmansche Kapsel <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kapselraum<br />

Das Mesangium<br />

Die Podozyten<br />

Die Filtrationsbarriere<br />

Das <strong>Niere</strong>nkörperchen (Malpighi-körperchen)<br />

Das <strong>Niere</strong>nkörperchen liegt in <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>nzone <strong>und</strong> ist ein kleines, sphärisches Vesikel mit einem Durchmesser von ca. 200 - 300<br />

Mikrometer.<br />

Es besteht aus einer Kapsel, die man Bowmansche Kapsel nennt, <strong>und</strong> einem Glomerulus.<br />

Man zählt ca. 1.3 - 1.5 Millionen Glomeruli pro <strong>Niere</strong>.<br />

80% befin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r oberflächlichen o<strong>de</strong>r mittleren Rin<strong>de</strong>nzone (oberflächliche<br />

Glomeruli <strong>und</strong> Glomeruli <strong>de</strong>r mittleren Rin<strong>de</strong>nzone) <strong>und</strong> 20% liegen in <strong>de</strong>r an das Mark<br />

grenzen<strong>de</strong>n Rin<strong>de</strong>nzone (juxtamedulläre Glomeruli).<br />

Schema eines <strong>Niere</strong>nkörperchen<br />

<strong>Niere</strong>nrin<strong>de</strong> + Aussenstreifen<br />

Act.<br />

© www.embryology.ch<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Pars recta <strong>de</strong>s distalen Tubulus<br />

Macula <strong>de</strong>nsa<br />

Arteriola afferens<br />

Arteriola efferens<br />

Muskelzellen <strong>de</strong>r Arteriolenwand<br />

Endothel<br />

juxtaglomeruläre Zellen<br />

glomeruläre Kapillaren<br />

Mesangiumzellen<br />

Bowmansche Kapsel,<br />

parietales Blatt<br />

Bowmansche Kapsel,<br />

viszerales Blatt<br />

Pars convoluta <strong>de</strong>s proximalen<br />

Tubulus<br />

Die Bowmansche Kapsel <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kapselraum<br />

Das innere Blatt nennt man das viszerale Blatt <strong>und</strong> das äussere das parietale Blatt.<br />

Das Epithelium <strong>de</strong>s parietalen Blattes <strong>de</strong>r Bowmanschen Kapsel ist ein einschichtiges<br />

Plattenepithel welches auf einer Basalmembran liegt.<br />

Glomerulus<br />

Act.


Zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Blättern befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Kapselraum (Glomeruluskammer,<br />

Harnkammer) in welchem sich <strong>de</strong>r Primärharn (Ultrafiltrat) befin<strong>de</strong>t. Der Kapselraum<br />

steht am Harnpol in direkter Verbindung mit <strong>de</strong>m Tubulussystem (Tubulus proximalis,<br />

pars convoluta).<br />

Glomerulus<br />

Act.<br />

Eine afferente Arteriole dringt am Gefässpol in die Bowmansche Kapsel <strong>und</strong><br />

verzweigt sich in 4 bis 6 Äste. Diese verzweigen sich wie<strong>de</strong>rum in ein enges<br />

anastomosieren<strong>de</strong>s Kapillarnetz. Dieses vereinigt sich wie<strong>de</strong>r um die efferente<br />

Arteriole zu bil<strong>de</strong>n, welche <strong>de</strong>n Glomerulus verlässt. Die efferente Arteriole bil<strong>de</strong>t<br />

anschliessend ein neues Kapillarnetz (die peritubulären Kapillaren) welche die<br />

Durchblutung <strong>de</strong>r Tubuli ermöglicht.<br />

Die efferente Arteriole hat einen kleineren Durchmesser als die afferente Arteriole.<br />

Vaskulärer Pol (Gefässpol)<br />

Harnpol<br />

Glomerulus<br />

Act.<br />

Act.<br />

Act.<br />

Das Mesangium<br />

Im Kapselraum liegt das anastomosierte Kapillarnetz im Mesangium. Mesangium Act.<br />

Das Mesangium ist ein interstitielles Gewebe, bestehend aus Mesangiumzellen <strong>und</strong> einer Interzellulärmatrix.<br />

Die Mesangiumzellen sind spezialisierte Fibroblasten. Sie sind kontraktil <strong>und</strong> wirken wie Makrophagen (Kontrolle <strong>de</strong>s « turn<br />

over » <strong>de</strong>s die Basalmembran bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Materials). Sie sind auch in <strong>de</strong>r Lage extrazelluläre Matrix <strong>und</strong> Kollagen zu<br />

synthetisieren. Sie bil<strong>de</strong>n Prostaglandine, Endotheline <strong>und</strong> Zytokine. Wenn sie sich unter <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>r Endotheline<br />

kontrahieren, wirken sie auf die glomeruläre Filtration ein, in<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>n Blutfluss in <strong>de</strong>n Kapillaren kontrollieren.


Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>; © 2005-2006<br />

Das Nephron<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Einführung<br />

Entstehung <strong>de</strong>s <strong>Niere</strong>nkörperchens<br />

Das <strong>Niere</strong>nkörperchen<br />

Die Bowmansche Kapsel <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kapselraum<br />

Das Mesangium<br />

Die Podozyten<br />

Die Filtrationsbarriere<br />

Die Podozyten<br />

Das viszerale Blatt <strong>de</strong>r Bowmansche Kapsel besteht aus Podozyten.<br />

Die Podozyten liegen auf einer<br />

Basallamina <strong>und</strong> umgeben die<br />

glomerulären Kapillaren.<br />

Schnitt durch einen Teil eines<br />

Glomerulus<br />

Glomerulus (vergrössert)<br />

Podozyten<br />

Act.<br />

Act.<br />

Die Podozyten haben primäre Fortsätze<br />

(Füsse erster Ordnung). Diese primären<br />

Fortsätze teilen sich im Kontakt mit <strong>de</strong>n<br />

Kapillaren in zahlreiche sek<strong>und</strong>äre<br />

Fortsätze (Füsse zweiter Ordnung).<br />

Diese sek<strong>und</strong>ären Fortsätze nennt man<br />

Füsschen.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Podozyt<br />

Füsschen<br />

Basalmembran<br />

Gefensterte Kapillare<br />

Mesangiumzelle<br />

Die Füsschen interdigitieren mit primären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären Fortsätzen von an<strong>de</strong>ren Podozyten <strong>und</strong> bil<strong>de</strong>n so ein dichtes Netz von<br />

feinen Schlitzen, die man Filtrationsschlitze nennt (« filtration slit »).<br />

Die Filtrationsschlitze wer<strong>de</strong>n durch ein feines Diaphragma (4 nm dick) be<strong>de</strong>ckt.<br />

Die Füsschen sind von einem negativ gela<strong>de</strong>nen Glykoproteinmantel be<strong>de</strong>ckt.<br />

Die Filtrationsbarriere<br />

Das durch die afferente Arteriole in <strong>de</strong>n Glomerulus einfliessen<strong>de</strong> Blut wird durch die Filtermembran <strong>de</strong>s <strong>Niere</strong>nkörperchens filtriert.<br />

Die Filtrationsbarriere besteht aus drei Schichten:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

das gefensterte Kapillarendothelium ==> Hin<strong>de</strong>rnis für die zellulären Elemente<br />

<strong>de</strong>s Blutes<br />

die von <strong>de</strong>n Endothelzellen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Podozyten sezernierte Lamina basalis<br />

(240 bis 340 nm) ==> hält grosse Proteine zurück<br />

die von <strong>de</strong>n Podozyten gebil<strong>de</strong>ten Filtrationsschlitze (25 nm). Sie sind von<br />

einem feinen Diaphragma überzogen (4nm dick) ==> hält kleine Proteine<br />

zurück<br />

Lamina basalis (Definition)<br />

Act.<br />

Filtrationsbarriere Elektronenmikroskopie Filtrationsbarriere Act.


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Kapselraum<br />

Füsschen<br />

Zellkern <strong>de</strong>s Podozyten<br />

Kapillarlumen<br />

Filtrationsschlitz<br />

Pore <strong>de</strong>s Endotheliums<br />

Lamina rara interna<br />

Lamina <strong>de</strong>nsa<br />

Lamina rara externa<br />

Der Primärharn ensteht durch glomeruläre Filtration im Glomerulus. Die Filtration <strong>de</strong>s Blutes erfolgt passiv durch das<br />

Kapillarendothel <strong>und</strong> das viszerale Blatt <strong>de</strong>r Bowmansche Kapsel. Sie wird durch <strong>de</strong>n Druckgradienten zwischen <strong>de</strong>r afferenten<br />

Arteriole (= Blutdruck) <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Glomerulus selbst (= höherer Druck <strong>de</strong>r Ausscheidungswege) ermöglicht.<br />

Die Glomeruluskapillaren haben eine wichtige Eigenschaft: sie besitzen kleine Poren, mit einem Durchmesser von 50 bis 100<br />

nm, welche nicht von einem Diaphragma be<strong>de</strong>ckt sind. Auf Gr<strong>und</strong> dieser Poren wird das Kapillarendothel ein gefenstertes<br />

Endothel genannt.<br />

NB: Die Vasa recta <strong>und</strong> die Vv. interlobulares besitzen auch ein gefenstertes Endothel.<br />

Diese Endothel erlaubt <strong>de</strong>n Durchtritt von gewissen Substanzen, wie Wasser, Natrium, Harnstoff, Glukose <strong>und</strong> kleine Proteine.<br />

Der Durchmesser <strong>de</strong>r Poren hin<strong>de</strong>rt jedoch Blutzellen <strong>und</strong> grosse Makromoleküle, mit Molekulargewicht von mehr als 68000, am<br />

Durchtritt.<br />

Zusätzlich zur Grösse <strong>de</strong>s Moleküls spielt auch seine elektrische Ladung eine Rolle. Moleküle, <strong>de</strong>ren Grösse kleiner als 3.5 nm<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Ladung entwe<strong>de</strong>r positiv o<strong>de</strong>r neutral sind, wer<strong>de</strong>n leicht filtriert. Die Oberfläche <strong>de</strong>r Endothelzellen ist negativ gela<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> von einem Glykoproteinmantel (Heparansulfat) umgeben. Deswegen hin<strong>de</strong>rt sie die Passage von grossen anionischen<br />

Proteinen.<br />

Die glomeruläre Filtrationsrate beträgt normalerweise 120ml/Min. <strong>und</strong> entspricht <strong>de</strong>m Filtratvolumen aller Glomeruli pro<br />

Zeiteinheit. Nach <strong>de</strong>r Passage durch die Filtrationsbarriere befin<strong>de</strong>t sich das glomeruläre Filtrat (Primärharn, Ultrafiltrat) im<br />

Kapselraum <strong>und</strong> gelangt in <strong>de</strong>n Tubulus proximalis, pars convoluta. Pro Tag wer<strong>de</strong>n etwa 180 Liter filtriert <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Tubuli<br />

transportiert. Während <strong>de</strong>s Durchganges durch die verschie<strong>de</strong>nen Segmente <strong>de</strong>r Tubuli ermöglichen Ausscheidungs- <strong>und</strong><br />

Reabsorptionsmechanismen die Herstellung <strong>de</strong>s engültigen Urins. Der Primärharn wird zu 99% rückresorbiert. Die Urinproduktion<br />

beträgt 1,5 Liter/24 St<strong>und</strong>en.


Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>; © 2005-2006<br />

Die <strong>Niere</strong>ntubuli<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Einführung<br />

Allgemeines zum Epithelium <strong>de</strong>r Tubuli<br />

Tubulus proximalis pars convoluta<br />

Tubulus proximalis pars recta<br />

Tubulus intermedius pars <strong>de</strong>scen<strong>de</strong>ns, pars ascen<strong>de</strong>ns<br />

Tubulus distalis pars recta, pars convoluta<br />

Tubulus connectivus<br />

Tubulus colligens; Ductus papillaris<br />

Synoptische Tabelle: histologische Eigenschaften <strong>de</strong>r Tubuli<br />

Einführung<br />

Das Tubulussystem besteht aus mehreren Teilen:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

<strong>de</strong>m Tubulus proximalis, pars convoluta, pars recta<br />

<strong>de</strong>m Tubulus intermedius, pars <strong>de</strong>scen<strong>de</strong>ns, pars ascen<strong>de</strong>ns<br />

<strong>de</strong>m Tubulus distalis, pars recta, Macula <strong>de</strong>nsa, pars convoluta<br />

Tubulus reuniens<br />

Sammelrohr (Tubulus colligens <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>, <strong>de</strong>s Marks)<br />

Ductus papillaris<br />

Die Henleschleife besteht aus 4 Teilen (Tubulus proximalis, pars recta; Tubulus intermedius, pars <strong>de</strong>scen<strong>de</strong>ns <strong>und</strong> ascen<strong>de</strong>ns;<br />

Tubulus distalis, pars recta).<br />

Schematischer Schnitt durch<br />

eine <strong>Niere</strong> (Sagittalschnitt)<br />

Tubulussystem<br />

© www.embryology.ch<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

Ureter<br />

<strong>Niere</strong>nbecken<br />

Calix major<br />

Calix minor<br />

Sammelrohr<br />

Tubulus reuniens<br />

Tubulus distalis, pars convoluta<br />

Tubulus distalis, pars recta<br />

Tubulus intermedius,<br />

pars ascen<strong>de</strong>ns<br />

Tubulus intermedius,<br />

pars <strong>de</strong>scen<strong>de</strong>ns<br />

Tubulus proximalis, pars recta<br />

Tubulus proximalis, pars convoluta<br />

Bowmansche Kapsel<br />

Die Kenntnis <strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>r Tubuli im <strong>Niere</strong>nparenchym, ihrer Einbettung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Länge <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Segmente ermöglicht ein besseres Verständnis <strong>de</strong>r<br />

histologischen Struktur <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>. Diese Position bestimmt die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Regionen <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong> (Rin<strong>de</strong>, Aussenstreifen, Innenstreifen, Innenzone).·<br />

Topographie <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>ntubuli<br />

Act.<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Die Tubuli proximales <strong>und</strong> distales, pars convoluta, kommen ausschliesslich in<br />

<strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>nzone vor (Labyrinth).<br />

Die Tubuli proximales, pars recta, beginnen in <strong>de</strong>r Markstrahlen <strong>und</strong> en<strong>de</strong>n an<br />

<strong>de</strong>r Grenze zwischen <strong>de</strong>m Aussenstreifen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Innenstreifen.<br />

Die Tubulii intermedii beginnen an <strong>de</strong>r Grenze zwischen <strong>de</strong>m Aussenstreifen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Innenstreifen.<br />

Die Tubuli distales, pars recta, beginnen an <strong>de</strong>r Grenze zwischen <strong>de</strong>m<br />

Innenstreifen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Innenzone.


Allgemeines zum Epithelium <strong>de</strong>r Tubuli<br />

Beim Fluss durch die Tubuli können im Ultrafiltrat vorkommen<strong>de</strong> Moleküle entwe<strong>de</strong>r parazellulär (paracellular pathway) o<strong>de</strong>r<br />

intrazellulär (transcellular pathway) reabsorbiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Interzellulärspalt kann mehr o<strong>de</strong>r weniger breit sein. Die seitlichen Flächen <strong>de</strong>r Zellen können Interdigitationen aufweisen.<br />

Die Tight junctions können für Moleküle mehr o<strong>de</strong>r weniger durchlässig sein (leaky<br />

o<strong>de</strong>r tight). Die Reabsorption <strong>und</strong> Ausscheidung ist für je<strong>de</strong> Substanz spezifisch.<br />

Tubulusepithelium<br />

Tight junction<br />

Act.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Tight junction<br />

Mikrovilli<br />

Basalmembran<br />

Basale Einbuchtung<br />

Interzellulärspalt<br />

Glykokalyx<br />

Bürstensaum<br />

Vakuolen<br />

Lysosom<br />

Peroxisom<br />

Mitochondrien


Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>; © 2005-2006<br />

Die <strong>Niere</strong>ntubuli<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Einführung<br />

Allgemeines zum Epithelium <strong>de</strong>r Tubuli<br />

Tubulus proximalis pars convoluta<br />

Tubulus proximalis pars recta<br />

Tubulus intermedius pars <strong>de</strong>scen<strong>de</strong>ns, pars ascen<strong>de</strong>ns<br />

Tubulus distalis pars recta, pars convoluta<br />

Tubulus connectivus<br />

Tubulus colligens; Ductus papillaris<br />

Synoptische Tabelle: histologische Eigenschaften <strong>de</strong>r Tubuli<br />

Tubulus proximalis pars convoluta<br />

Der Tubulus proximalis, pars convoluta, ausschliesslich in <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>nzone vorkommend, ist das längste Segment <strong>de</strong>s Nephrons,<br />

<strong>und</strong> misst etwa 12 - 14 mm. Es ist auch das breiteste im Durchmesser (50 bis 60 Mikrometer).<br />

Dieser Tubulus ist mit einem einschichtigen isoprismatischen Epithel ausgeklei<strong>de</strong>t.<br />

Der Zellkern ist r<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> liegt basal. Das Zytoplasma ist stark gefärbt.<br />

Die seitlichen Wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Epithelzellen sind durch zahlreiche zytoplasmatische<br />

Ausstülpungen gekennzeichnet, die sich eng mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Nachbarzellen verzahnen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind die Zellgrenzen im Lichtmikroskop nicht sichtbar.<br />

Zur Oberfläche hin sind die seitlichen Flächen durch interzelluläre Verbindungen<br />

(Tight junctions <strong>und</strong> Desmosomen) verb<strong>und</strong>en. Die Tight junctions sind relativ "leaky".<br />

Die morphologische Differenzierung am apikalen Pol besteht in einem Bürstensaum.<br />

Dieser wird durch Mikrovilli gebil<strong>de</strong>t, die mit einem Glykokalix überzogen sind. Er<br />

erhöht die Austauschfläche zwischen <strong>de</strong>m Inhalt <strong>de</strong>s Tubulus, <strong>de</strong>r Tubuluszelle <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Blut um etwa 20%.<br />

Einschichtiges isoprismatisches<br />

Epithel<br />

Seitliche Zellwän<strong>de</strong><br />

Apikaler Pol<br />

Basaler Pol<br />

Interzelluläre Verbindung<br />

Act.<br />

Act.<br />

Act.<br />

Act.<br />

Act.<br />

Am basalen Pol stülpt sich das<br />

Zytoplasma ein <strong>und</strong> bil<strong>de</strong>t so Fortsätze,<br />

die sich mit jenen <strong>de</strong>r benachbarten<br />

Zellen verzahnen. In diesen Fortsätzen<br />

fin<strong>de</strong>t man Mitochondrien (ATP-<br />

Lieferant) die sich <strong>de</strong>r Achse <strong>de</strong>r<br />

Einstülpung <strong>de</strong>r Plasmamembran<br />

anpassen.<br />

Tubulus proximalis, pars convoluta<br />

Tubulus proximalis, pars<br />

convoluta + Glomerulus<br />

Tubulus proximalis, pars<br />

convoluta<br />

Act.<br />

Act.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Tight junction, gap junction<br />

Bürstensaum<br />

Vakuolen<br />

Lysosom<br />

Peroxisom<br />

Mitochondrien<br />

Basal lamina<br />

Im Zytoplasma kommen zahlreiche<br />

Organellen vor, wie zum Beispiel<br />

endozytotische Vakuolen<br />

(Absorptionsvakuolen) <strong>und</strong> Lysosomen.<br />

Die Absorptionsvakuolen kommen<br />

hautpsächlich am apikalen Pol vor.<br />

Tubulus proximalis, pars convoluta


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Proteine; Pepti<strong>de</strong><br />

Endozytose<br />

Endosom<br />

Lysosom<br />

Endolysosom<br />

Aminosäure<br />

Der Tubulus proximalis, pars convoluta ist für die Reabsorption <strong>de</strong>s grössten Teils <strong>de</strong>s Ultrafiltrats verantwortlich. Etwa 70%<br />

Wasser, Glukose, Natrium, Kalium <strong>und</strong> Chlor wer<strong>de</strong>n reabsorbiert.<br />

Nach <strong>de</strong>r aktiven Reabsorption <strong>de</strong>s Natriums (ca. 50%) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Glukose (100%) entsteht ein elektrochemischer Gradient <strong>de</strong>r die<br />

Reabsorption von Cl- bedingt, sowie ein osmotischer Gradient, <strong>de</strong>r die Reabsorption <strong>de</strong>s Wassers ermöglicht.<br />

Tubulus proximalis pars recta<br />

Stellt die Verlängerung im Mark <strong>de</strong>s<br />

Tubulus proximalis, pars convoluta, dar.<br />

Aus zytologischer Sicht ist er etwa<br />

gleich wie <strong>de</strong>r Tubulus proximalis, pars<br />

convoluta, aufgebaut.<br />

Die Mikrovilli <strong>de</strong>s apikalen Pols sind<br />

aber kürzer <strong>und</strong> <strong>de</strong>r endozytotische<br />

Apparat weniger stark entwickelt.<br />

Tubulus proximalis, pars recta<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Tight junction, gap junction<br />

Bürstensaum<br />

Vakuolen<br />

Lysosom<br />

Peroxisom<br />

Mitochondrien<br />

Basalmembran<br />

Tubulus intermedius pars <strong>de</strong>scen<strong>de</strong>ns, pars ascen<strong>de</strong>ns<br />

Bei <strong>de</strong>n oberflächlichen Nephronen <strong>und</strong> jenen <strong>de</strong>r mittleren Schicht <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>nzone sind die Intermediärtubuli sehr kurz.<br />

Bei <strong>de</strong>n juxtamedullären Glomeruli sind die Intermediärtubuli lang.<br />

Das Epithelium <strong>de</strong>r Intermediärtubuli ist ein einschichtiges Plattenepithelium. Die Zellen sind sehr flach <strong>und</strong> haben einen<br />

ovalen Zellkern (DD: Kapillare).<br />

Die seitlichen Flächen <strong>de</strong>r Epithelzellen<br />

<strong>de</strong>r pars ascen<strong>de</strong>ns sind durch<br />

zytoplasmatische Ausstülpungen<br />

gekennzeichnet, die eng mit jenen <strong>de</strong>r<br />

Nachbarzellen interdigitieren.<br />

Tubulus intermedius Tubuli intermedii Act.<br />

Sammelrohre <strong>und</strong> Tubuli Act.<br />

intermedii<br />

A<br />

B<br />

pars <strong>de</strong>scen<strong>de</strong>ns<br />

pars ascen<strong>de</strong>ns


Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>; © 2005-2006<br />

Die <strong>Niere</strong>ntubuli<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Einführung<br />

Allgemeines zum Epithelium <strong>de</strong>r Tubuli<br />

Tubulus proximalis pars convoluta<br />

Tubulus proximalis pars recta<br />

Tubulus intermedius pars <strong>de</strong>scen<strong>de</strong>ns, pars ascen<strong>de</strong>ns<br />

Tubulus distalis pars recta, pars convoluta<br />

Tubulus connectivus<br />

Tubulus colligens; Ductus papillaris<br />

Synoptische Tabelle: histologische Eigenschaften <strong>de</strong>r Tubuli<br />

Tubulus distalis pars recta, pars convoluta<br />

Das Tubulus distalis, pars convoluta, mit einem Durchmesser von 40 Mikrometern<br />

befin<strong>de</strong>t sich ausschliesslich in <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>nrin<strong>de</strong>. Es hat einen kürzeren <strong>und</strong> weniger<br />

gew<strong>und</strong>enen Weg als das Tubulus proximalis, pars convoluta.<br />

Topographie <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>ntubuli<br />

Act.<br />

Das Tubulus distalis, pars recta, mit einem Durchmesser von 25 - 35 Mikrometern, beginnt an <strong>de</strong>r Grenze inneres/äusseres<br />

Mark, setzt sich in <strong>de</strong>n Markstrahlen <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>nrin<strong>de</strong> fort <strong>und</strong> geht nach Formung <strong>de</strong>r Macula <strong>de</strong>nsa in die Pars convoluta <strong>de</strong>s<br />

distalen Tubulus über.<br />

Bei <strong>de</strong>n distalen Tubuli scheint die morphologische Differenzierung am apikalen Pol zu fehlen.<br />

Im Elektronenmikroskop kann man am apikalen Pol einige unregelmässige kleine Mikrovilli erkennen.<br />

Das Epithel <strong>de</strong>r distalen Tubuli ist<br />

einschichtig <strong>und</strong> isoprismatisch. Im<br />

Lichtmikroskop erscheint das Zytoplasma<br />

<strong>de</strong>r Zellen hell.<br />

Tubulus distalis Tubulus distalis Act.<br />

Morphologische Differenzierung Act.<br />

am basalen Pol<br />

Die distalen Tubuli besitzen am Basalpol<br />

dieselbe Differenzierung wie die<br />

proximalen Tubuli (Einstülpungen <strong>de</strong>r<br />

Zytoplasmamembran, senkrecht zur<br />

Basalmembran stehen<strong>de</strong> Mitochondrien).<br />

Es hat aber mehr Mitochondrien <strong>und</strong> sie<br />

sind länger.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Flagelle<br />

Kleine Mikrovillli<br />

Lysosom, Vakuole<br />

Im Anfangsteil <strong>de</strong>s Tubulus distalis, pars convoluta, geschieht die Reabsorption von Natrium durch Co-Transport Na+/Cl-,<br />

nachher wird sie durch Aldosteron gesteuert. Das Tubulusepithelium ist für Wasser <strong>und</strong>urchlässig.<br />

Tubulus connectivus


Das Verbindungsstück (Tubulus connectivus) ist ein zwischen <strong>de</strong>m Tubulus distalis, pars convoluta <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Sammelrohr<br />

gelegenes Zwischenstück. Es ist mit einem einschichtigen isoprismatischen Epithel ausgeklei<strong>de</strong>t, in welchem zwei Zellarten<br />

vorkommen:<br />

●<br />

●<br />

Hauptzellen<br />

Schaltzellen<br />

Das Zytoplasma <strong>de</strong>r Hauptzellen ist hell, das <strong>de</strong>r Schaltzellen hingegen ist dunkel.<br />

Der r<strong>und</strong>liche Zellkern nimmt fast die gesamte Höhe <strong>de</strong>r Zelle ein. Die Zytoplasmagrenzen sind gut sichtbar.<br />

Tubulus colligens; Ductus papillaris<br />

Die Wand <strong>de</strong>r Tubuli colligens besteht aus einem einschichtigen isoprismatischen Epithel, in welchem zwei Zellarten<br />

vorkommen:<br />

●<br />

●<br />

Hauptzellen<br />

Schaltzellen<br />

Das Zytoplasma <strong>de</strong>r Hauptzellen ist hell, das <strong>de</strong>r Schaltzellen hingegen ist dunkel.<br />

Der r<strong>und</strong>liche Zellkern nimmt fast die gesamte Höhe <strong>de</strong>r Zelle ein. Die Zytoplasmagrenzen sind gut sichtbar.<br />

Ein Sammerohr drainiert etwa 11 Glomeruli. Auf Höhe <strong>de</strong>r tiefen Schicht <strong>de</strong>r Medulla fusionieren 8 Sammelrohre <strong>und</strong> bil<strong>de</strong>n<br />

einen Ductus papillaris.<br />

Die Wand <strong>de</strong>r Ducti papillares besteht in einem einschichtigen hochprismatischen Epithelium. Das Zytoplasma erscheint hell<br />

<strong>und</strong> die Zellgrenzen sind gut sichtbar. Der sphärische Zellkern liegt basal.<br />

Die Ducti papillares öffnen sich in die <strong>Niere</strong>npapille <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>npyrami<strong>de</strong> (Malpighipyrami<strong>de</strong>) <strong>und</strong> bil<strong>de</strong>n dort beim Calix minor ein<br />

regelrechtes Sieb (area cribrosa).<br />

Sammelrohr Sammelrohr Act.<br />

Sammelrohr<br />

Act.<br />

Sammelrohre <strong>und</strong><br />

Act.<br />

Intermediärtubuli<br />

Sammelrohr<br />

Act.<br />

Ductus papillaris<br />

Act.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Hauptzelle (hell)<br />

Schaltzelle (dunkel)<br />

Mikroplica<br />

Flagelle<br />

Das antidiuretische Hormon (ADH = Adiuretin, Vasopressin) spielt in <strong>de</strong>n Sammelrohren eine wichtige Rolle durch die<br />

Modulation <strong>de</strong>r Wasserpermeabilität <strong>de</strong>s Epithels.<br />

Bei einer Dehydratation steigt die hypophysäre Ausschüttung von ADH. Diese erhöht die Wasserpermeabilität <strong>de</strong>s Epitheliums<br />

<strong>de</strong>r Sammelrohre <strong>und</strong> somit die passive Reabsorption von Wasser ins Interstitium. In diesem Fall wird ein kleines Volumen an<br />

hypertonische Urin ausgeschie<strong>de</strong>n (Antidiurese).<br />

Bei einer Hyperhydratation wird die Ausschüttung von ADH gestoppt. Das Epithel <strong>de</strong>r Sammelrohre wird für Wasser<br />

<strong>und</strong>urchlässig <strong>und</strong> dieses wird durch <strong>de</strong>n Urin ausgeschie<strong>de</strong>n. In diesem Fall wird ein grosses Volumen an hypotonischem Urin<br />

ausgeschie<strong>de</strong>n (Diurese).<br />

Die Hauptzellen reabsorbieren Natrium <strong>und</strong> Wasser <strong>und</strong> schütten Kalium aus. Die Schaltzellen schütten H+ <strong>und</strong> HC03- aus <strong>und</strong><br />

reabsorbieren Kalium.<br />

Synoptische Tabelle: histologische Eigenschaften <strong>de</strong>r Tubuli


Tubulus<br />

segment<br />

Tubulus<br />

proximalis<br />

pars<br />

convoluta<br />

Tubulus<br />

proximalis<br />

pars recta<br />

Durchmesser Epithelium Zytoplasma Zellkern Differenzierung<br />

am<br />

apikalen Pol<br />

50 - 60 µm einschichtiges<br />

isoprismatische<br />

Epithel<br />

50 - 60 µm einschichtiges<br />

isoprismatische<br />

Epithel<br />

stark<br />

azidophiles<br />

Zytoplasma<br />

stark<br />

azidophiles<br />

Zytoplasma<br />

Tubulus<br />

intermedius,<br />

pars<br />

<strong>de</strong>scen<strong>de</strong>ns<br />

10 - 15 µm Plattenepithel neutrophiles<br />

Zytoplasma<br />

Tubulus<br />

intermedius,<br />

pars<br />

ascen<strong>de</strong>ns<br />

10 - 15 µm einschichtiges<br />

isoprismatische<br />

Epithel<br />

neutrophiles<br />

Zytoplasma<br />

r<strong>und</strong>lich, basal hoher<br />

Bürstensaum<br />

r<strong>und</strong>lich, basal sehr hoher<br />

Bürstensaum<br />

oval, in das<br />

Tubuluslumen<br />

vorspringend<br />

oval, in das<br />

Tubuluslumen<br />

vorspringend<br />

Differenzierung<br />

am<br />

basalen Pol<br />

Gut ausgeprägte<br />

Streifung<br />

Gut ausgeprägte<br />

Streifung, im<br />

Intermediärtubulus<br />

vermin<strong>de</strong>rt<br />

keine keine keine<br />

Differenzierung<br />

<strong>de</strong>r seitlichen<br />

Zellwän<strong>de</strong><br />

Starke laterale<br />

Zytoplasmaausstülpungen<br />

(unklare<br />

Zellgrenze)<br />

keine keine Starke laterale<br />

Zytoplasmaausstülpungen<br />

(unklare<br />

Zellgrenze)<br />

Tubulus<br />

distalis,<br />

pars recta<br />

Tubulus<br />

distalis,<br />

pars<br />

convoluta<br />

25 - 35 µm einschichtiges<br />

isoprismatisches<br />

Epithel<br />

40 - 45 µm einschichtiges<br />

isoprismatisches<br />

Epithel<br />

azidophiles<br />

Zytoplasma<br />

azidophiles<br />

Zytoplasma<br />

r<strong>und</strong> bis oval<br />

r<strong>und</strong> bis oval<br />

kleine <strong>und</strong><br />

unregelmässige<br />

Mikrovilli<br />

kleine <strong>und</strong><br />

unregelmässige<br />

Mikrovilli<br />

Ausgeprägte<br />

Streifung<br />

Ausgeprägte<br />

Streifung<br />

Tubulus<br />

connectivus<br />

Tubulus<br />

colligens<br />

Ductus<br />

papillaris<br />

25 µm einschichtiges<br />

isoprismatisches<br />

Epithel<br />

40 - 200 µm einschichtiges isobis<br />

hochprismatisches<br />

Epithel<br />

200 - 300 µm einschichtiges<br />

hochprismatisches<br />

Epithel<br />

hell<br />

(Hauptzelle)<br />

dunkel<br />

(Schaltzelle)<br />

hell<br />

(Hauptzelle)<br />

dunkel<br />

(Schaltzelle)<br />

helles<br />

Zytoplasma<br />

r<strong>und</strong> Keine (klare<br />

Zellgrenze)<br />

r<strong>und</strong><br />

Flagelle<br />

(Hauptzelle)<br />

Microplica<br />

(Schaltzelle)<br />

Einstülpung<br />

Keine (klare<br />

Zellgrenze)<br />

r<strong>und</strong>, basal Einstülpung Keine (klare<br />

Zellgrenze)


Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>; © 2005-2006<br />

Der juxtaglomeruläre Apparat<br />

●<br />

●<br />

Einführung<br />

Die endokrine Funktion <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong><br />

Einführung<br />

Der juxtaglomeruläre Apparat ist eine am Gefässpol <strong>de</strong>s <strong>Niere</strong>körperchen lokalisierte kleine, endokrine Struktur.<br />

Es ist eine spezialisierte Zellgruppe, die sich zwischen <strong>de</strong>r Arteriola afferens <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Pars recta <strong>de</strong>s distalen Tubulus befin<strong>de</strong>t.<br />

Sie besteht aus folgen<strong>de</strong>n drei Komponenten:<br />

●<br />

●<br />

Die Macula <strong>de</strong>nsa <strong>de</strong>r Pars recta <strong>de</strong>s distalen Tubulus.<br />

Es ist eine Zellregion (ungefähr 15 - 40 Zellen) gegenüber <strong>de</strong>r Arteriola afferens, die sich vom Rest <strong>de</strong>r Tubuluswand<br />

unterschei<strong>de</strong>t. Diese Zellen sind hochprismatisch (höher als breit), haben einen r<strong>und</strong>lichen o<strong>de</strong>r ovalen, apikal liegen<strong>de</strong>n<br />

Zellkern. Der Golgiapparat liegt basal unter <strong>de</strong>m Zellkern. Der Interzellulärspalt ist sehr weit. An <strong>de</strong>n lateralen Flächen<br />

kommen keine Verzahnungen vor.<br />

Das extraglomeruläre Mesangium befin<strong>de</strong>t sich zwischen <strong>de</strong>r Arteriola afferens <strong>und</strong> efferens. Seine Zellen formieren<br />

sich zu einem konischen Zellhaufen, <strong>de</strong>ssen Basis Kontakt zur Macula <strong>de</strong>nsa hat. Seine Rolle ist noch nicht ausreichend<br />

geklärt.<br />

● die juxtaglomerulären Zellen, auch « granulierte Zellen »<br />

Sie sind spezialisierte glatte Muskelzellen <strong>de</strong>r Media an <strong>de</strong>r Endstrecke <strong>de</strong>r Arteriola afferens. Diese mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

kubischen Zellen haben kontraktile Eigenschaften. Sie haben auch eine endokrine sekretorische Funktion. Sie sind<br />

granuliert (Reningranula). Diese Zellen spielen als Barorezeptoren eine Rolle, das heisst, sie sind sensibel für <strong>de</strong>n<br />

Blutdruck. Diese Zellen reagieren auf einen Abfall <strong>de</strong>s renalen Perfusionsdruckes mit Ausschüttung von Renin. Die<br />

juxtaglomerulären Zellen wer<strong>de</strong>n ausschliesslich durch sympathische Nervenfasern innerviert (keine parasympathische<br />

Innervation). Die Reninsekretion nimmt zu, wenn die adrenergenen Fasern Norepinephrin <strong>und</strong> Dopamin freisetzen,<br />

welche eine Vasokonstriktion <strong>de</strong>r efferenten Arteriole herbeiführen.<br />

Juxtaglomerulärer Apparat<br />

Macula <strong>de</strong>nsa<br />

Extraglomerulär Mesangium<strong>und</strong><br />

juxtaglomeruläre Zellen<br />

Act.<br />

Act.<br />

© www.embryology.ch<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Pars recta <strong>de</strong>s distalen Tubulus<br />

Macula <strong>de</strong>nsa<br />

Arteriola afferens<br />

Arteriola efferens<br />

Muskelzellen <strong>de</strong>r Arteriolenwand<br />

Endothel<br />

juxtaglomeruläre Zellen<br />

glomeruläre Kapillaren<br />

Mesangiumzellen<br />

Bowmansche Kapsel,<br />

parietales Blatt<br />

Bowmansche Kapsel,<br />

viszerales Blatt<br />

Pars convoluta <strong>de</strong>s proximalen<br />

Tubulus


Die endokrine Funktion <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong><br />

Renin spielt eine wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r Blutdruckregulation. Es wird durch die granulierten Zellen <strong>de</strong>s juxtaglomerulären<br />

Apparates ausgeschie<strong>de</strong>n (die Makula <strong>de</strong>nsa ist für die NaCl-Konzentration sensibel, wenn diese Konzentration o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Blutdruck sinkt wird es zu einer Reninfreisetzung kommen).<br />

Es gelangt durch Diffusion in das Blutsystem <strong>und</strong> wirkt als Katalysator bei <strong>de</strong>r Umwandlung von Angiotensinogen (α2 Globulin) in<br />

Antiotensin I (ein Dekapeptid).<br />

ACE (angiotensin converting enzym), ein Glykoprotein, das vor allem in <strong>de</strong>n Endothelzellen <strong>de</strong>r Lungen synthetisiert wird,<br />

wan<strong>de</strong>lt Angiotensin I in Angiotensin II um (Abspaltung von zwei Aminosäuren), welches eine stark vasokonstringieren<strong>de</strong><br />

Wirkung hat.<br />

Angiotensin II ist für die Erhöhung <strong>de</strong>s Blutdruckes verantwortlich <strong>und</strong> dies über <strong>de</strong>n Mechanismus <strong>de</strong>s Renin-Angiotensin-<br />

Aldosteron-Systems:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Direkter Einfluss auf die Natriumrückresorbtion in <strong>de</strong>n Tubuli<br />

Vasokonstriktion <strong>de</strong>r peripheren Gefässe<br />

Erhöhte Sekretion von Aldosteron, das über eine Resorption von Na+ (gefolgt von H20) in Verbindungstubuli <strong>und</strong><br />

Sammelrohr zu einer Volumenerhöhung bzw. Blutdruckerhöhung führt.<br />

Das Erythropoetin ist ein Glykoprotein, das eine wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r Differenzierung <strong>und</strong> Proliferation von Erythrozyten im Blut<br />

bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Knochenmark spielt. Davon wird 85% in <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong> <strong>und</strong> 15% in <strong>de</strong>r Leber gebil<strong>de</strong>t. Das Erythropoetin wird<br />

wahrscheinlich von gewissen spezialisierten peritubulären Zellen (interstitielle Fibroblasten) produziert, wenn <strong>de</strong>r<br />

Sauerstoffpartialdruck im Blut abnimmt. Die Ergebnisse von Untersuchungen im Bereich <strong>de</strong>r Molekularbiologic weisen darauf hin,<br />

dass mRNA von Erythropoïetin in <strong>de</strong>n Zellen <strong>de</strong>r kortikalen Tubuli <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n interstitiellen Zellen (Fibroblasten) vorkommt.<br />

Die renalen Prostaglandine spielen eine wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r Adaptierung <strong>de</strong>r renalen Mikrozirkulation im Falle einer<br />

Hypovolämie <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r Ausscheidung von Natrium.<br />

Die <strong>Niere</strong> ist ebenfalls für die hormonale Regulation <strong>de</strong>s Kalzium-Phosphat-Stoffwechsels verantwortlich, in<strong>de</strong>m dort die<br />

Umwandlung von 25-OH Cholecalciferol in 1,25 Dihydroxycholecalciferol statt fin<strong>de</strong>t. 25-OH Cholecalciferol wird in <strong>de</strong>r Leber aus<br />

<strong>de</strong>m inaktiven Vitamin D3 hergestellt. Diese renale Aktivierung ist von <strong>de</strong>r Hydrolase (Enzym) abhängig, die nur in <strong>de</strong>n Zellen<br />

<strong>de</strong>s proximalen Tubulus vorkommt.


Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>; © 2005-2006<br />

Ableiten<strong>de</strong> <strong>Harnwege</strong><br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Einführung<br />

Das Urothelium<br />

<strong>Niere</strong>nkelche <strong>und</strong> -becken<br />

Die Ureter<br />

Die Harnblase<br />

Die Urethra, Harnröhre<br />

❍ Die männliche Urethra<br />

❍ Die weibliche Urethra<br />

Einführung<br />

Die ableiten<strong>de</strong>n <strong>Harnwege</strong> bestehen aus:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

<strong>de</strong>n Calices majores <strong>und</strong> minores<br />

<strong>de</strong>m <strong>Niere</strong>nbecken<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Uretern<br />

<strong>de</strong>r Harnblase<br />

<strong>de</strong>r Urethra<br />

<strong>Harnwege</strong><br />

<strong>Harnwege</strong><br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Calix minor<br />

Calix major<br />

<strong>Niere</strong>nbecken<br />

Ureter<br />

Harnblase<br />

Urethra<br />

Das Urothelium<br />

Das Urothelium o<strong>de</strong>r Übergangsepithel klei<strong>de</strong>t folgen<strong>de</strong> Mukosa aus:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

<strong>de</strong>r Calices<br />

<strong>de</strong>s <strong>Niere</strong>nbecken<br />

<strong>de</strong>r Ureter<br />

<strong>de</strong>r Harnblase<br />

<strong>de</strong>s proximalen Teils <strong>de</strong>r Urethra<br />

Das Urothelium ist ein Übergangsepithel (alle Zellen ruhen auf <strong>de</strong>r Basalmembran). Dieses Epithel ist polymorph <strong>und</strong> seine<br />

Dicke hängt vom Füllzustand <strong>de</strong>s <strong>Harnwege</strong>s aus, welches es ausklei<strong>de</strong>t.


Wenn <strong>de</strong>r Harnweg leer ist kann man eine dichte Schicht kleiner, basaler Zellen<br />

beobachten, eine Schicht von Intermediärzellen polygonaler Form <strong>und</strong> eine Schicht<br />

oberflächlicher Zellen in Form von « Regenschirmen » (Deckzellen). Diese Zellen<br />

haben oft einen polyploï<strong>de</strong>n Zellkern <strong>und</strong> spielen eine wichtige Rolle in Schutz gegen<br />

Urin.<br />

Leere Harnblase<br />

Urothelium, leere Harnblase<br />

Act.<br />

Act.<br />

Wenn die <strong>Harnwege</strong> voll sind, <strong>de</strong>hnt sich das Epitheli <strong>und</strong> wird dünner. Die Zellen<br />

erscheinen platter.<br />

Gefüllte Harnblase<br />

Urothelium: gefüllte Harnblase<br />

Act.<br />

Act.<br />

Die morpholgische Differenzierung <strong>de</strong>s apikalen Pols <strong>de</strong>r Deckzellen ist eine Crusta.<br />

Das apikale Zytoplasma ist durch ein dichtes Netz aus Mikrofilamenten<br />

(Intermediärfilamente <strong>und</strong> Aktin) durchsetzt <strong>und</strong> enthält viele diskoï<strong>de</strong> Vesikel. Dieser<br />

Teil färbt sich bei optischer Mikroskopie intensiver.<br />

Crusta<br />

Act.<br />

Im Elektronenmikroskopie zeigt die apikale Zytoplasmamembran viele<br />

Einbuchtungen <strong>und</strong> die diskoï<strong>de</strong>n Vesikel sind im apikalen Zytoplasma gut erkennbar.<br />

Diese Einbuchtungen <strong>und</strong> Vesikel bil<strong>de</strong>n eine Reserve an Plasmamembran.<br />

Crusta<br />

Act.<br />

<strong>Niere</strong>nkelche <strong>und</strong> -becken<br />

Aufgesetzt auf die Spitze je<strong>de</strong>r Papille ist ein sehr feiner, trichterförmiger Gang, <strong>de</strong>n<br />

man Calix minor nennt (ca. 8 - 18 pro <strong>Niere</strong>). Die Vereinigung mehrer solcher Calices<br />

bil<strong>de</strong>t einen Calix major (ca. 3 pro <strong>Niere</strong>). Diese vereinigen sich wie<strong>de</strong>rum um das<br />

<strong>Niere</strong>nbecken zu bil<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Niere</strong>, Anatomie<br />

<strong>Niere</strong>, Längsschnitt<br />

<strong>Niere</strong>, Längsschnitt<br />

Act.<br />

Act.<br />

Act.<br />

<strong>Niere</strong>, Anatomie<br />

© www.embryology.ch<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

<strong>Niere</strong>npapille<br />

Calix minor<br />

Calix major<br />

<strong>Niere</strong>nbecken<br />

Ureter<br />

Sinus renalis<br />

Je<strong>de</strong>r Calix minor besteht aus zwei<br />

Teilen:<br />

Calix <strong>Niere</strong>npapille Act.<br />

●<br />

●<br />

ein konischer Teil welcher <strong>de</strong>r<br />

<strong>Niere</strong>npapille aufsitzt. Die bei<strong>de</strong>n<br />

Blätter dieses Teiles begrenzen<br />

<strong>de</strong>n Fornix (Raum um <strong>de</strong>n Kelch)<br />

<strong>de</strong>n Hals <strong>de</strong>s Kelches.<br />

Das innere Blatt <strong>de</strong>s konischen Teiles<br />

verwächst mit <strong>de</strong>m Papillenparenchym<br />

<strong>und</strong> ist mit einem Urothel ausgeklei<strong>de</strong>t, in<br />

welchem die Sammelrohre in zahlreichen<br />

Poren mün<strong>de</strong>n. Der Urin tropft aus <strong>de</strong>n<br />

Sammelrohren in <strong>de</strong>n Fornix (Raum um<br />

<strong>de</strong>n Kelch).


1<br />

2<br />

3<br />

Poren im Urothelium<br />

Fornix (Raum um <strong>de</strong>n Kelch)<br />

Kelchhals<br />

Das <strong>Niere</strong>nbecken ist ein trichterförmiger Sammelraum in Höhe <strong>de</strong>s Hilums. Es geht in <strong>de</strong>n Ureter über. Der histologische<br />

Aufbau seiner Wand ist gleich <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s proximalen Ureters.<br />

Die Kontraktion <strong>de</strong>r glatten Muskulatur <strong>de</strong>r Mukosa <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>nkelch- <strong>und</strong> <strong>Niere</strong>nbeckenwän<strong>de</strong> beför<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Urin. An gewissen<br />

Stellen spielen diese Muskelfaserbün<strong>de</strong>l auch eine Rolle als Sphincter welche die Ausscheidung <strong>de</strong>s Urins erleichtern <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ssen Rückfluss verhin<strong>de</strong>rn. Zuerst sammelt sich <strong>de</strong>r Urin in einem Kelch, wenn dieser voll ist, öffnet sich <strong>de</strong>r Sphincter <strong>de</strong>s<br />

Kelches <strong>und</strong> jener <strong>de</strong>s Fornix kontrahiert. Der Urin fliesst in das <strong>Niere</strong>nbecken. Wenn das <strong>Niere</strong>nbecken bis zu einem gewissen<br />

Mass gefüllt ist, entspannt sich <strong>de</strong>r <strong>Niere</strong>nbeckensphincter, die <strong>Niere</strong>nbeckenmuskulatur kontrahiert <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Urin fliesst in <strong>de</strong>n<br />

Ureter.


Département <strong>de</strong> Mé<strong>de</strong>cine, Division d'Histologie; <strong>Université</strong> <strong>de</strong> <strong>Fribourg</strong>; © 2005-2006<br />

Ableiten<strong>de</strong> <strong>Harnwege</strong><br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Einführung<br />

Das Urothelium<br />

<strong>Niere</strong>nkelche <strong>und</strong> -becken<br />

Die Ureter<br />

Die Harnblase<br />

Die Urethra, Harnröhre<br />

❍ Die männliche Urethra<br />

❍ Die weibliche Urethra<br />

Die Ureter<br />

Die Ureter sind 25 - 30 cm lange, enge Gänge mit einem Durchmesser von 4 - 7 mm. Sie beginnen im <strong>Niere</strong>nbecken,<br />

verlassen die <strong>Niere</strong> durch das Hilum <strong>und</strong> en<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Harnblase.<br />

Der Urin fliesst nicht kontinuierlich vom <strong>Niere</strong>nbecken in <strong>de</strong>n Ureter, son<strong>de</strong>rn wird durch periodische Kontraktionen, alle 20 - 30<br />

Sek<strong>und</strong>en, beför<strong>de</strong>rt (peristaltische Wellen). Diese peristaltischen Wellen beginnen am <strong>Niere</strong>nbecken <strong>und</strong> beeinflussen die<br />

Öffnung <strong>de</strong>s Ureters. Die Ureteröffnung bleibt einige Sek<strong>und</strong>en offen um <strong>de</strong>n Urin durchzulassen <strong>und</strong> schliesst sich dann<br />

wie<strong>de</strong>r bis zur nächsten Welle.<br />

Bei<strong>de</strong> Ureter mün<strong>de</strong>n in die Harnblase, ca. 4 cm voneinan<strong>de</strong>r entfernt, durchqueren schräg die Harnwand <strong>und</strong> en<strong>de</strong>n nach<br />

dieser ca. 2 cm langen Passage 2,5 cm voneinan<strong>de</strong>r entfernt in <strong>de</strong>r Harnblase. Die stark schräge Einmündung <strong>de</strong>r Ureter in die<br />

Harnblasenwand <strong>und</strong> ihre Verankerung mit <strong>de</strong>n Muskeln <strong>de</strong>s Trigonum vesicale (die Muskularis funktioniert wie ein Ventil) bil<strong>de</strong>n<br />

ein Antirefluxsystem welches <strong>de</strong>n Rückfluss <strong>de</strong>s Urins in die <strong>Niere</strong> verhin<strong>de</strong>rt.<br />

Die Ureterwand besteht aus drei Schichten:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

eine Mukosa (Tunica mucosa: Urothel + Lamina propria mucosae)<br />

eine Muskularis (Tunica muscularis)<br />

eine Adventitia (Tunica adventitia)<br />

Ureter<br />

Act.<br />

Die Mukosa ist mit einem Urothel ausgeklei<strong>de</strong>t, welches auf einem an elastischen Fasern reichen Bin<strong>de</strong>gewebe (Lamina propia<br />

mucosae) ruht. Die Falten <strong>de</strong>r Mukosa bil<strong>de</strong>n im Transversalschnitt ein sternförmiges Lumen. Wenn <strong>de</strong>r Urin durchfliesst, glätten<br />

sich die Falten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Ureter <strong>de</strong>hnt sich.<br />

Die eher dicke Tunica muscularis besteht aus 2 bis 3 Muskelschichten.<br />

Im proximalen Teil <strong>de</strong>s Ureters besteht die Muskularis aus zwei Schichten glatten Muskels:<br />

●<br />

●<br />

eine innere Längsschicht (Stratum longitudinale internum)<br />

eine mittlere Zirkulärschicht (Stratum circulare)<br />

Im distalen Drittel <strong>de</strong>s Ureters besteht die Muskularis aus drei Schichten glatten Muskels:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

eine innere Längsschicht (Stratum longitudinale internum)<br />

eine mittlere Zirkulärschicht (Stratum circulare)<br />

eine äussere Längsschicht (Stratum longitudinale externum)<br />

Die Muskelfaserbün<strong>de</strong>l sind durch mehr o<strong>de</strong>r weniger starke Bin<strong>de</strong>gewebebalken getrennt. Die Muskularis, die vom vegetativen<br />

Nervensystem gesteuert wird, erlaubt eine gewisse Peristaltik <strong>und</strong> ermöglicht somit die Beför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Urins bis zur Harnblase.<br />

Die Adventitia besteht aus lockerem Bin<strong>de</strong>gewebe, in <strong>de</strong>m sich zahlreiche Gefässe, einige Nervenganglien <strong>und</strong> viele<br />

Kollagenfasern befin<strong>de</strong>n.<br />

Die Harnblase


Die Harnblase ist ein muskuläres Hohlorgan <strong>de</strong>ssen Funktion ist, <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n <strong>Niere</strong>n produzierten Harn zu sammeln <strong>und</strong><br />

zwischen <strong>de</strong>n Harnlassen zu speichern. Sie ist ein sehr elastisches <strong>und</strong> <strong>de</strong>hnbares Organ.<br />

Ihre Form hängt vom Füllzustand ab. Wenn sie leer ist o<strong>de</strong>r wenig Urin enhält ist sie pyrami<strong>de</strong>nförmig. Wenn sich mehr Urin<br />

ansammelt <strong>de</strong>hnt sie sich langsam aus <strong>und</strong> wird birnenförmig.<br />

Sie hat eine variable Kapazität von ca. 350 - 500 ml. Das Bedürfnis Wasser zu lassen wird spürbar wenn sie ca. 300 - 400 ml<br />

Urin enthält.<br />

Die funktionell wichtige Zone ist das Trigonum vesicae, das Blasendreieck (Dreieck bestehend aus <strong>de</strong>n zwei Einmündungen <strong>de</strong>r<br />

Ureter <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Mündung in die Urethra), welches sich an <strong>de</strong>r Facies posterior <strong>de</strong>r Harnblase befin<strong>de</strong>t.<br />

Die Wand <strong>de</strong>r Harnblase ist histologisch gleich aufgebaut wie <strong>de</strong>r letzte Drittel <strong>de</strong>s<br />

Ureters:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

eine Mukosa (Urothelium + Lamina propria mucosae, mehr elastischen als<br />

kollagenen Typs)<br />

eine glatte Muskularis (inneres Stratum longitudinale, eine mittlere zirkuläre<br />

Schicht <strong>und</strong> ein äusseres Stratum longitudinale) (M. <strong>de</strong>trusor vesicae)<br />

eine Adventitia<br />

Leere Harnblase<br />

Gefüllte Harnblase<br />

Act.<br />

Act.<br />

Wenn die Harnblase leer ist, wirft die Mukosa <strong>de</strong>r Harnblase Falten auf. Diese glätten sich wenn sich die Blase füllt. In <strong>de</strong>r<br />

Muskularis ist die mittlere zirkuläre Schicht die breiteste <strong>de</strong>r drei Schichten.<br />

Die Tunica adventitia ist beim Kind reich an Bin<strong>de</strong>gewebe.<br />

Beim Erwachsenen besteht sie aus reichlichem Fettgewebe. Zwischen <strong>de</strong>n Fettlappen bil<strong>de</strong>t dichtes Bin<strong>de</strong>gewebe mit Lymph<strong>und</strong><br />

Blutgefässen <strong>und</strong> ein starker Nervenplexus Trabekel.<br />

Die Urethra, Harnröhre<br />

Die Urethra ist ein einzelner Gang, welcher am Cervix vesicae beginnt. Sie ermöglicht die Ausscheidung <strong>de</strong>s Urins aus <strong>de</strong>m<br />

Organismus. Die Urethra en<strong>de</strong>t am Ostium urethrae externum, welches sich beim Mann an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>s Penis <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r<br />

Frau in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r Vulva befin<strong>de</strong>t.<br />

Die Urethra <strong>de</strong>r Frau dient nur <strong>de</strong>r Ausscheidung von Urin, diejenige <strong>de</strong>s Mannes hingegen <strong>de</strong>r Ausscheidung von Urin <strong>und</strong><br />

Sperma.<br />

Zur Kontrolle <strong>de</strong>s Abflusses <strong>de</strong>s Urins dienen zwei Sphincter:<br />

●<br />

●<br />

<strong>de</strong>r innere, glatte Sphincter <strong>de</strong>r Urethra besteht aus glattem Muskel (Verlängerung <strong>de</strong>r Muskelfasern <strong>de</strong>s M. <strong>de</strong>trusor<br />

vesicae)<br />

<strong>de</strong>r gestreifte Sphincter <strong>de</strong>s äusseren Damms besteht aus Skeletmuskulatur.<br />

Die Kontrolle dieser zwei Sphincter ist für <strong>de</strong>n Harnlass unentbehrlich. Der innere,<br />

glatte Sphincter wird durch das vegetative Nervensystem kontrolliert<br />

(willensunabhängig), <strong>de</strong>r äussere, gestreifte Sphincter wird vom Zentralnervensystem<br />

beherrscht (willensabhängig).<br />

Harnlass<br />

Act.<br />

Die Wand <strong>de</strong>r weiblichen o<strong>de</strong>r männlichen Urethra besteht aus histologischer Sicht aus 3 Schichten:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

eine Mukosa<br />

eine glatte Muskularis<br />

eine Adventitia<br />

Die männliche Urethra<br />

Beim Mann misst die Urethra ca. 20 cm<br />

<strong>und</strong> es wer<strong>de</strong>n drei Teile unterschie<strong>de</strong>n:<br />

Männliche Urethra Männliche Geschlechtsorgane Act.<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Pars prostatica: entspringt von<br />

<strong>de</strong>r Harnblase <strong>und</strong> verläuft durch<br />

die Prostata, misst ca. 4 cm<br />

Pars membranacea: verläuft<br />

durch die Muskeln <strong>de</strong>s Damms,<br />

misst ca. 1 cm<br />

Pars spongiosa: misst ca. 15 cm<br />

misst


Im Verlauf ausserhalb <strong>de</strong>r Pevis ist die<br />

Urethra von einem Schwellkörper<br />

umgeben.<br />

© www.embryology.ch<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Harnblase<br />

Urethra, pars prostatica<br />

Ductus ejaculatorius<br />

Prostata<br />

Urethra, pars membranacea<br />

Urethra, pars spongiosa<br />

Histologische Spezifizierung:<br />

●<br />

Die Mukosa <strong>de</strong>r pars prostatica (im proximalen Teil ab <strong>de</strong>r Einmündung <strong>de</strong>r Ductus ejaculatorii) ist mit einem<br />

Urothelium ausgeklei<strong>de</strong>t.<br />

In <strong>de</strong>r pars membranacea ist dies ein mehrschichtiges isoprismatische Epithelium, <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r pars spongiosa ein<br />

zweischichtiges isoprismatisches Epithelium. Auf <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Fossa navicularis wan<strong>de</strong>lt es sich in ein unverhorntes<br />

Plattenepithelium um.<br />

Die Lamina propria mucosae besteht aus lockerem Bin<strong>de</strong>gewebe, welches viele elastische Fasern <strong>und</strong> Plexi venosi<br />

enthält<br />

●<br />

In <strong>de</strong>r pars spongisa, befin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Lamina propria mucosae reichlich<br />

Schleimdrüsen von azinösem o<strong>de</strong>r tubuloazinösem Typ (Littré- Drüsen).<br />

Deren Schleim dient <strong>de</strong>r Schmierung <strong>de</strong>r Urethra.<br />

In <strong>de</strong>n äusseren Teil <strong>de</strong>r Lamina propria <strong>und</strong> <strong>de</strong>r anliegen<strong>de</strong>n Muskularis<br />

dringen venöse Lakunen ein, die in ein Gerüst aus elastischen Fasern <strong>und</strong><br />

reichlich glatten Muskelzellen eingebettet sind. Dieser Schwellkörper ist ein<br />

erektiles Gewebe.<br />

Littré-Drüsen<br />

Act.<br />

Muköse Drüse<br />

Act.<br />

azinöse o<strong>de</strong>r tubuloazinöse Form Act.<br />

●<br />

Die Muscularis <strong>de</strong>r pars prostatica <strong>und</strong> membranacea besteht aus einem gut sichbaren, inneren Stratum longitudinale<br />

<strong>und</strong> einem dünneren, äusseren Stratum circulare.<br />

Die pars membranacea wird von gestreiftem Muskel umgeben (Sphincter externum).<br />

Die weibliche Urethra<br />

Die weibliche Urethra ist wesentlich kürzer als die männliche <strong>und</strong> misst ca. 3-4cm.<br />

Histologische Spezifizierung:<br />

●<br />

Die Mucosa wird im proximalen Teil von einem Urothelium ausgeklei<strong>de</strong>t, im distalen Teil hingegen durch ein<br />

mehrschichtiges isoprismatisches Epithelium.<br />

Die Falten <strong>de</strong>r Mukosa bil<strong>de</strong>n im Querschnitt ein sternförmiges Lumen. Diese länglichen Falten verschwin<strong>de</strong>n wenn die<br />

Urethra sich <strong>de</strong>hnt.<br />

In <strong>de</strong>r an elastischen Fasern reichen Lamina propria befin<strong>de</strong>n sich kleine Schleimdrüsen (Skéne-Drüsen), welche<br />

Schleim ausson<strong>de</strong>rn (Schmierung <strong>de</strong>r urethralen Wand) <strong>und</strong> einen stark ausgebil<strong>de</strong>ten Plexus venosus.<br />

●<br />

Die glatte Muskularis besteht aus einem inneren Stratum longitudinale <strong>und</strong> einem äusseren Stratum circulare. Im<br />

mittleren Drittel ist die Urethra von gestreifter Muskulatur umgeben (gestreifter Sphincter externus).

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