28.12.2013 Aufrufe

Gottfried Wilhelm L Gottfried Wilhelm Leibniz' ‚Theodizee'

Gottfried Wilhelm L Gottfried Wilhelm Leibniz' ‚Theodizee'

Gottfried Wilhelm L Gottfried Wilhelm Leibniz' ‚Theodizee'

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

wie ihr göttlicher Grund aufgebaut, tragen zum anderen als Merkmale ihrer Endlichkeit jeweils<br />

verschiedene Anteile von Geist und Körperlichkeit in sich. Gott wird in diesem Denkmodell die<br />

Größe genannt, die diese Ordnung erschuf und sie mittels der von ihm erstellten „prästabilierten<br />

Harmonie" erhält. Er ist gewissermaßen die „Zentralmonade". Analysiert der Mensch, nach<br />

Leibniz, die ihn umgebende, geordnete Welt, so kommt er im Blick auf unsere Thematik zu<br />

folgenden Resultaten:<br />

Es gibt drei Arten des Übels in der Welt<br />

a) das metaphysische Übel - es drückt sich aus in der bloßen Unvollkommenheit und resultiert aus<br />

der Endlichkeit, da Geschöpflichkeit der Welt. Wäre die Welt nicht endlich, so wäre sie göttlich,<br />

damit nicht ,Welt' und auch nicht geschöpflich.<br />

b) das physische Übel - Leibniz fasst hierunter Leiden und Schmerzen, die sich aus der Endlichkeit<br />

der Welt ergeben. Auch hier argumentiert er, dass, wenn es anders wäre, die Menschen nicht<br />

Bestandteile der endlichen Welt, sondern gottgleich wären.<br />

c) das moralische Übel - gemeint sind die sündigen Absichten des Menschen, die als Folge der<br />

Freiheit des endlichen und also unvollkommenen Wesens Mensch interpretiert werden.<br />

Bei Leibniz begegnen wir einem Gottesbild, das uneingeschränkt positiv ist, wo alles Übel nicht<br />

selbst ein dynamisches, dem Guten opponierendes und seinerseits Übel verursachendes Element<br />

in der Schöpfung ist, sondern ein Mangel, ein Zuwenig an durch Menschen bewirktem Guten.<br />

<strong>Leibniz'</strong> „Gott" ist der Vernunft zugänglich, ja geradezu ,denk-' und ,berechenbar'.<br />

Was Leibniz für das Denken seiner Zeit leistete, ist bemerkenswert und von großer Wirkung: Er<br />

trägt dazu bei, dass das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der menschlichen Vernunft gesteigert<br />

wird, dass sie sich von traditionellen Vorgaben zu lösen vermag, indem sie diese auf ihre<br />

Übernehmbarkeit kritisch prüft; er scheint eine Vereinbarkeit des neuzeitlichen vernünftigen<br />

Denkens mit dem hergebrachten christlichen Glauben an Gott aufzuzeigen, so dass den Gläubigen<br />

kein sacrificium intellectus, kein Opfer, keine Aufgabe ihres Verstandes angesichts der<br />

Glaubensinhalte abverlangt wird.<br />

Aufgabe<br />

Vergleichen Sie <strong>Leibniz'</strong> Begriff von Gott mit der Gotteserfahrung Hiobs! Unterscheiden Sie<br />

dabei die verschiedenen Schichten der Hiob-Dichtung und des Gottesbildes.<br />

Aus:<br />

A. Willert, Das Leiden der Menschen und der Glaube an Gott, Vandenhoeck & Ruprecht,<br />

Göttingen (1997), S. 97-100

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!