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Im Fischernetz ertrunken - Aktuelle Ausgabe

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Bodensee Nachrichten, 16. August 2013 Aktuell Seite 3<br />

«Ein unglückliches Zusammenspiel»<br />

THEMA Dominik Thiel äussert sich zum tragischen Todeiner Schwimmerin<br />

Der Leiter des kantonalen<br />

Amts für Natur, Jagd und Fischerei,<br />

Dominik Thiel, erläutert<br />

den rechtlichen Rahmen,<br />

in dem sich letztes Jahr der<br />

tragische Todeiner Schwimmerin<br />

ereignete.<br />

Pascal Kilchman schildert, wie er selbst in ein <strong>Fischernetz</strong> geraten ist.<br />

«Man kann schnell in<br />

Panik geraten»<br />

Pascal Kilchmann, Einsatzleiter<br />

und Chef der Seerettung, äussert<br />

sich zum tragischen Tod<br />

einer Schwimmerin, die sich in<br />

einem <strong>Fischernetz</strong> verfangen<br />

hat.<br />

Sind Ihnen Spannungsfelder zwischen<br />

Fischern und Schwimmern<br />

bekannt?<br />

Nein, mir ist nichts in dieser Hinsicht<br />

bekannt.<br />

Wussten Sie, dass sich letztes Jahr<br />

eine Schwimmerin in einem <strong>Fischernetz</strong><br />

verhedderte und ertrank?<br />

Nicht wirklich. Ich habe erst vor<br />

kurzem davon erfahren, aber mich<br />

noch nicht mit dem Vorfall beschäftigt.<br />

Wie beurteilen Sie als Mitglied der<br />

Seerettung diesen Vorfall?<br />

Jeder Unfall ist tragisch. Solche<br />

Vorfälle waren allerdings für mich<br />

bei der Seerettung noch nie ein<br />

Thema –nach meinem Wissen gab<br />

es hier in Arbon und Umgebung<br />

noch nie ein vergleichbares Ereignis.<br />

Waskann man Ihrer Meinung nach<br />

als Schwimmer machen, um solch<br />

einem Schicksal zu entgehen?<br />

Bild: fg<br />

Die Netze der Fischer sind oft sehr<br />

schwer zu sehen, vor allem als<br />

Schwimmer oder aber man weiss<br />

nicht, wie solche gekennzeichnet<br />

werden. Ich als Taucher kenne das<br />

Problem, denn unter Wasser sind<br />

die Netze noch schwieriger auszumachen.<br />

Oft sieht man kurz bevor<br />

man hinein schwimmt, dass da<br />

ein Netz steht.<br />

Sie hatten als Taucher also schon<br />

öfters Kontakt mit <strong>Fischernetz</strong>en?<br />

Ja, auch schon. Das Problem ist,<br />

dass man die Netze oft erst sieht,<br />

wenn man direkt vor ihnen ist. Ich<br />

konnte damals noch ausweichen.<br />

Dies geschieht zwar sehr selten,<br />

aber wenn man erst einmal in ein<br />

Netz gerät, ist es schwer, dort wieder<br />

rauszukommen. Man kann sich<br />

schnell verheddern. Das Wasser ist<br />

eben nicht unser Element, wodurch<br />

man ausserdem schnell in<br />

Panik geraten kann. Als Taucher<br />

sollte man darum immer ein Messer<br />

oder eine Schere mit dabei haben.<br />

Noch besser wäre es allerdings,<br />

man schaut vor dem abtauchen,<br />

ob sich ein Netz in der Nähe<br />

befindet.Es wäre ganz einfach angebracht,<br />

dass Fischer und<br />

Schwimmer rücksichtsvoller miteinander<br />

umgehen.<br />

Interview: Friedrich Gregor<br />

Gibt es Spannungen zwischen<br />

Schwimmern und Fischern am Bodensee?<br />

Mir ist nichts dergleichen bekannt.<br />

Allerdings haben wir hier am<br />

Schweizer Bodenseeufer auch andere<br />

geografische Voraussetzungen,<br />

als in Überlingen, wo sich der<br />

Unfall ereignet hat. <strong>Im</strong> Gegensatz<br />

zu einem schmalen Uferbereich der<br />

steil abfällt, besitzen wir eine grosse<br />

Flachwasserzone, die bis zu einem<br />

Kilometer in den See hinausragt.<br />

Wie beurteilen Sie als Leiter des<br />

Amts für Natur, Jagd und Fischerei<br />

diesen Vorfall?<br />

Als ich von diesem Vorfall gehört<br />

habe, war ich sehr erschrocken.<br />

Normalerweise besteht für Badegäste,<br />

wenn überhaupt, ein minimales<br />

Risiko, mir ist auch kein vergleichbarer<br />

Fall bekannt. Bei dem<br />

Vorfall kam es zu einer unglücklichen<br />

Verkettung von Faktoren: Zuerst<br />

war das Netz nicht sichtbar,da<br />

es noch dunkel war; zweitens befand<br />

sich das Netz unmittelbar unter<br />

der Wasseroberfläche, drittens<br />

verhedderte sich die Frau in dem<br />

<strong>Fischernetz</strong>undviertenskonntesie<br />

sich nicht mehr allein aus dem Netz<br />

befreien. Dies ist wirklich eine einmalige<br />

Ausnahmesituation, ansonsten<br />

würden sofort entsprechende<br />

Massnahmen ergriffen.<br />

Dies ist wirklich eine einmalige<br />

Ausnahmesituation<br />

Gibt es Richtlinien oder konkrete<br />

Gesetze für das Anbringen der <strong>Fischernetz</strong>e?<br />

Ja, es gibt definitive und einheitliche<br />

Vorgaben der InternationalenBevollmächtigtenKonferenzfür<br />

die Bodenseefischerei (IBKF). Dabei<br />

wird aber hauptsächlich auf die<br />

Maschenweite der <strong>Fischernetz</strong>e<br />

und andere Aspekte geachtet, die<br />

das Fischereimanagement betreffen.<br />

In Bezug auf Schwimmer und<br />

andere Nutzer des Sees wie Motorbootfahrer<br />

haben die Fischer die<br />

Vorgabe, ihre Netze erst abends,<br />

nach dem Bade- und Bootsbetrieb,<br />

auszulegen und sie morgens einzuholen,bevordiesesichwiederauf<br />

den See hinauswagen. Diese Regel<br />

gewährleistet ein geringes Konfliktpotenzial<br />

zwischen den Fischern<br />

und anderen Nutzern des<br />

Sees. In der Regel sind die Fischer<br />

bereits wieder daheim, bevor die<br />

ersten Badegäste und Bootsfahrer<br />

auf den See hinausschwimmen<br />

oder hinausfahren.<br />

Was ist mit den Schwimmern, haben<br />

sie auch Regeln zu befolgen?<br />

Für Badegäste gibt es keine juristischen<br />

Vorschriften. Für andere<br />

Bootsbenützer und beispielsweise<br />

Angelfischer vom Boot aus, gilt ein<br />

Mindestabstand von 80 bis 150 Meter<br />

der von Netzzeichen einzuhalten<br />

ist.<br />

Liegt es also mehr in der Eigenverantwortung<br />

der Schwimmer,<br />

Bild: fg<br />

Dominik Thiel (links) hier bei der Inspektion einer Fischaufzuchtanlage ist der Meinung,<br />

dass Fischer und Badegäste mehr Rücksicht nehmen sollten.<br />

solche Gefahrenbereiche zu vermeiden?<br />

In gewisser Weise schon. Es ist einfach<br />

davon abzuraten, nachts in<br />

unbekannten Seebereichen<br />

Schwimmen zu gehen, wenn man<br />

nicht sehen kann, was sich im Wasser<br />

befindet. Für die Schwimmer<br />

können auch andere Gegenstände,<br />

wie Baumstämme oder Abfall,<br />

gefährlich werden. Zum Glück war<br />

dieser Unfall eine absolute Ausnahme,<br />

normalerweise kommt so<br />

etwas nicht vor.<br />

Appellieren Sie also auch ein wenig<br />

an den gesunden Menschenverstand?<br />

Ich denke, dass dies nicht mehr nötig<br />

ist, denn sowohl die Schwimmer<br />

als auch die Fischer wurden<br />

durch diesen Vorfall sensibilisiert.<br />

So sind vor allem die Fischer sehr<br />

aufmerksam geworden und rechnen<br />

jetzt auch damit, dass sie<br />

Schwimmer zu ungewöhnlichen<br />

ZeitenimSeeantreffenkönnen.Ich<br />

möchte jedoch nochmals betonen,<br />

dass es ein unglückliches Zusammenspiel<br />

mehrerer Faktoren war.<br />

Berücksichtigt man, wie viele Badegäste<br />

jedes Jahr im Bodensee unterwegs<br />

sind und dass es bisher nur<br />

einen solchen Fall gab, so handelt<br />

es sich wirklich um einen tragischen<br />

Ausnahmefall. Interview: fg<br />

Wie erleben Sie Ihren Urlaub?<br />

Daniel Schmidt, getroffen in Arbon<br />

Ich bin erst angekommen und daher<br />

hat mein Urlaub auch gerade<br />

erst begonnen. Ich mache hier Urlaub,<br />

da ein Teil meiner Familie hier<br />

in der Region wohnt und es direkt<br />

am Ufer des Bodensees sehr schön<br />

ist. <strong>Im</strong> Moment ist im Hafenbereich<br />

auch noch das Open-Air-Kino,<br />

es ist einfach immer wieder<br />

schön am Bodensee.<br />

Irma Scher und Lilly Früh, getroffen<br />

in Arbon<br />

Wir sind beide schon pensioniert<br />

und haben aus diesem Grund das<br />

ganze Jahr über Ferien. Wir kommen<br />

gerade vom Sonnentanz, der<br />

zweimal im Jahr von Pro Senectute<br />

veranstaltet wird. Wir geniessen<br />

die freie Zeit in der Region.<br />

Jetzt gehen wir direkt nach dem<br />

Sommertanz zum Schwimmen und<br />

anschliessend gibt es Kaffee.<br />

Martin Sidler,Arbon<br />

Es ist erst der Anfang meines Urlaubs,<br />

ich bleibe allerdings mit<br />

meiner Familie in der Region. Es<br />

ist das erste Mal seit zehn Jahren,<br />

dass ich eine Woche Urlaub habe.<br />

Der letzte Urlaub war jedoch eher<br />

mühsam als erholsam, da ich die<br />

meiste Zeit im Auto sass. Richtig<br />

abschalten konnte ich zuletzt vor<br />

15 Jahren in Spanien.<br />

Cornelia Pfeifle, getroffen in Arbon<br />

Werner Helfenstein, Arbon<br />

<strong>Im</strong> Moment mache ich hier einen Ich war schon lange nicht mehr im<br />

Kurzurlaub und geniesse es, Seeluft<br />

Ausland. Zuletzt war ich vor 20<br />

zu schnuppern. Ich komme in Jahren in Griechenland, woran ich<br />

regelmässigen Abständen immer noch gute Erinnerungen habe. Besonders<br />

wieder an den Bodensee. Ansonsten<br />

schön fand ich die weis-<br />

bin ich sehr italophil, es ist einfachschön,dieKulturunddieKunschern,<br />

sen Häuser mit den blauen Dä-<br />

ausserdem sind mir die viesen<br />

kennenzulernen. An sich ist es aber len Esel, die dort zu sehen waren,<br />

schön, wenn man den Touristenpfaden<br />

im Gedächtnis geblieben. Sonst<br />

entflieht.<br />

mache ich in der Schweiz Urlaub.<br />

Für Sie waren unterwegs: Benjamin Gahlinger und Friedrich Gregor

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