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Fünftes und sechstes Forum Menschenwürdige Wirtschaftsordnung ...

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Institut für Wirtschaftsforschung Halle<br />

Marktwirtschaft mit dem Imperativ des sozialen Ausgleichs – also der ‚sozialen Marktwirtschaft‘<br />

– am nächsten kommt.“7<br />

7 Einige Indikatoren zu den realen Wirtschaftssystemen<br />

Wie in anderen ethischen Systemen sind die gr<strong>und</strong>legenden Prinzipien der islamischen<br />

Wirtschaftsethik zur gottgefälligen <strong>und</strong> schariakonformen Ausgestaltung der <strong>Wirtschaftsordnung</strong><br />

<strong>und</strong> zum alltäglichen Wirtschaftsverhalten nur eine <strong>und</strong> eher normative<br />

Seite der Medaille. Deren wahrer Wert bemisst sich je nach dem Grad der Befolgung<br />

<strong>und</strong> Geltung der Prinzipien in der realen <strong>und</strong> alltäglichen Welt <strong>und</strong> damit an den historischen<br />

<strong>und</strong> aktuellen wirtschaftlichen Ergebnissen. Zur Entsprechung bzw. zur Kluft<br />

zwischen der Wirtschaftsethik <strong>und</strong> der Wirtschaftsrealität sollen an dieser Stelle nur einige<br />

Indikatoren genannt werden.<br />

Die Zahl der gläubigen Muslime wird derzeit weltweit auf ca. 1,5 Milliarden Menschen<br />

veranschlagt. Die Muslime stellen in 57 Ländern die Bevölkerungsmehrheit, die sich<br />

aufgr<strong>und</strong> des gemeinsamen Glaubens zur Organization of the Islamic Conference (OIC)<br />

zusammengeschlossen haben, in der bei aller Verschiedenheit der Mitgliedsländer eine<br />

organisierte Repräsentanz der islamischen Welt gesehen werden kann. Die hier vertretenen<br />

Länder mit einem Anteil von 20% an der Weltbevölkerung erwirtschafteten im<br />

Jahr 2007 ganze 6,8% des Weltsozialproduktes (GDP) <strong>und</strong> 9,8% des Welthandelsexports,<br />

jeweils gerechnet in US-Dollar.8 In dem jährlich erstellten Report der OIC<br />

werden die Mitgliedsländer in die Gruppen der least-developed countries (OIC-LDC),<br />

der middle-income bzw. medium-developed countries (OIC-MDC) <strong>und</strong> der höher entwickelten<br />

fuel-exporting countries (OIC-FEC) gruppiert. Die wirtschaftliche Bilanz der<br />

OIC-Länder fällt im globalen Vergleich defizitär aus. Gemäß dem Vergleich der Weltbank9<br />

gehören 26 islamische Länder zur Gruppe der low-income countries, 25 zur Gruppe<br />

der middle-income countries <strong>und</strong> nur sechs zur Gruppe der high-income countries, die<br />

aufgr<strong>und</strong> ihres Reichtums an Rohstoffen (Öl <strong>und</strong> Gas) mehr als 70% des Bruttoinlandsproduktes<br />

(GDP) aller OIC-Länder beisteuerten.<br />

Ein kurzer Blick auf die Wirtschaftsstruktur der OIC-Ländergruppen vermittelt aufschlussreiche<br />

Belege für den niedrigen wirtschaftlichen Entwicklungsstand (vgl. Abbildung 1).<br />

Für die Gesamtheit der OIC-Länder betrug der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt<br />

im Zeitraum 2002 bis 2007 11,2%, der des Dienstleistungssektors 49,7%<br />

<strong>und</strong> der des industriellen Sektors 38,4%. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Produktion<br />

<strong>und</strong> der Handel von Rohstoffen (besonders von Öl <strong>und</strong> Gas) dem industriellen<br />

Sektor zugerechnet werden. Der Anteil des gewerblich-industriellen Sektors (Manufacturing),<br />

also der Herstellung von fertigen Halb- <strong>und</strong> Industriegütern, betrug im Jahr<br />

7 Ghaussy (1986), S. 274.<br />

8 World Bank (2008a).<br />

9 Ebenda.<br />

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