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28.12.2013 Aufrufe

6 Künstler und Ganymed Wein Abendstimmung – Blick über die Weiden an der Unstrut zum Max-Klinger-Weinberg mit Radierhäuschen und Wohnhaus KÜNStlER UND WEIN MAX KLINGER – WERK UND WEINBERG Alles hat seine Zeit. Auch die des Leipziger Bildhauers, Malers und Grafikers Max Klinger (1857 bis 1920). Zu seinen Lebzeiten berühmt, gefeiert, verehrt und eine der fesselndsten und bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten (Stella Wega Mathieu), ist er Mitte des 20. Jahrhunderts nahezu vergessen. Doch offensichtlich werden Werk und Wirken dieses vielseitigen Künstlers seit Ende des 20./ Anfang des 21. Jahrhunderts nicht nur in seiner Vaterstadt Leipzig neu und wieder entdeckt. Nicht wenigen Weinliebhabern und Freunden von reizvollen Weinlandschaften dürfte dieser Künstler durch den Max-Klinger-Weinberg, malerisch gelegen in Großjena an der Unstrut, mehr als ein Begriff sein. Max Klinger, den Leipziger Künstler und Weinliebhaber mit Weinberg entdecken, das ist das Anliegen einer kleinen Pilgerreise von Wein- und Kunstfreunden, die im Museum der bildenden Künste in Leipzig beginnt, wo man das vielgestaltiges Schaffen Klingers konzentriert wie nirgends sonst wohl zu sehen bekommt: Zeichnungen, Radierungen, Grafiken, Ölgemälde, Skulpturen. Das Max Klinger, WEINBERGE, Aquarell, Museum der bildenden Künste Leipzig Gemälde Die Blaue Stunde (1890), wegen der Intensität von Licht, Farbe und romantischer Stimmung, und das Landschafts-Aquarell Weinberge (1906), wegen der stimmungsvollen Farbigkeit und des Zaubers von Harmonie und Schönheit, der von dieser Weinberglandschaft mit zwei Häuschen ausgeht, werden von den Kunstfreunden besonders lange betrachtet, bestaunt und erörtert. Tiefe und verborgene Wahrheiten unseres Daseins lassen sich vor allem (nur) im Bild, im bildhaften Gleichnis darstellen. Davon ist Max Klinger nicht nur überzeugt gewesen, sondern es ist ein Schlüssel, um sein Werk zu verstehen, ein Werk, das ihn zum bedeutendsten Vertreter des deutschen Symbolismus erhebt, bemerkt unser kundiger Museumsbegleiter… Ja, und der Künstler Klinger zeigt vor allem als Bildhauer eine einfühlsame Beziehung zur Musik und ihren Komponisten. Sein Beethoven (1902), die Idee dafür soll ihm beim Klavier spielen gekommen sein, steht im Neuen Gewandhaus zu Leipzig; die Büsten von Franz Liszt

Ganymed Künstler und Wein 7 Einst – Max-Klinger-Wohnhaus im Weinberg Radierhäuschen – Max-Klinger-Weinberg (1901) und Richard Wagner (1904) im Museum der bildenden Künste Leipzig und sein Brahms-Denkmal (1909) in der Musikhalle von Hamburg. Und: Hierzu gehören auch die von Max Klinger nicht ausgeführten Entwürfe für ein Wagner- Denkmal – zumindest steht das 2013 in Leipzig eingeweihte Wagner-Denkmal, geschaffen vom Künstler Stephan Balkenhol, auf dem von Max Klinger entworfenem und geschaffenem Sockel (1904). Nach einer kleinen Spazierreise durch das Zentrum von Leipzig, rastend am Wagner-Denkmal mit dem Klinger- Sockel, wird das einstige, behutsam sanierte Klinger-Domizil mit dem schönen Landschaftsgarten in Leipzig-Plagwitz, direkt an der Weißen Elster gelegen, besichtigt. Ende des 19. Jahrhunderts auf dem elterlichen Grundstück erbaut, dient es Klinger als Werk- und Wohnstätte – mit Ausstellungsraum und einer Dach- Terrasse für Freilichtstudien. Glaubt man den Quellen, dann sind die Wände unter anderem mit Werken von Böcklin und Goya, mit eigenen Skizzen und Studien geschmückt gewesen. Bücherschränke, ein großer Flügel, ein großes Bett und ein Sessel sollen zur Ausstattung der Räume gehört haben. Und wer Max Klinger im Jahre 1901 hier in seiner Werkstatt besucht hat, der konnte seinen Beethoven besichtigen. (Heute beherbergt die Villa unter anderem das Klinger-Forum als einen Ort des Austausches zwischen Künstlern und Öffentlichkeit.) Foto Nicola Perscheid Max Klinger, Max-Klinger-Grabstätte – Altane des Weinberges Weiter reist die kleine Gesellschaft mit einem Kleinbus bis Naumburg, um das Nietzsche-Haus zu besichtigen – Max Klinger hat nach Nietzsches Totenmaske, die ihn außerordentlich berührt hat, eine ergreifende Nietzsche-Büste geschaffen. Von hier geht es auf Fahrrädern – vor allem entlang des Unstrut-Radweges – bis zum Klinger-Terrassen-Weinberg in Großjena. 1903 kauft Max Klinger, der Weinliebhaber und künstlerisch Rastlose, diesen Weinberg mit Weinberghäuschen – sicher nicht nur um auszuruhen von der aufreibenden künstlerischen Produktion, sondern auch um künstlerisch angeregt zu werden von einer malerischen Kultur-Landschaft. Wir steigen zu Fuß den Weinberg über viele Stufen hinauf bis zur Grabstätte von Max Klinger und seiner Frau Gertrude – geprägt durch eine von Klinger selbst entworfene überlebensgroße Athleten-Statue. Von hier eröffnet sich ein großartiger landschaftlicher Ausblick weit über das Saale-Unstrut-Tal, zum Blütengrund hinunter, wo die Unstrut in die Saale mündet, mit Fernblick bis nach Naumburg. Danach besichtigt die Pilger- Gesellschaft das einstige Klingersche Wohnhaus, das der Künstler 1909 aus einem Weinberghäuschen komfortabel hat bauen lassen und wo er bedeutende Kunstwerke begonnen und geschaffen hat. 1919 verlegt der Künstler seinen Hauptwohnsitz in diesen Weinberg, dieses Wohnhaus, wo er am 4. Juli 1920 stirbt. Ein sehenswertes Klinger-Museum befindet sich heute darin. Die Max-Klinger-Entdeckungsreise klingt – wie könnte es anders sein – bei anregenden Gesprächen mit Weinen vom Klinger-Weinberg aus – hergestellt von den Saale-Unstrut Winzern Klaus Böhme und Stephan Herzer, die diesen Weinberg gegenwärtig bewirtschaften. bb Bildhauer, Maler, Grafiker, wird am 18. Februar 1857 in Leipzig geboren. Sein Vater ist ein wohlhabender Fabrikant. Bereits mit sechs Jahren erhält Klinger Zeichenunterricht. Nach Besuch der Bürger- und Realschule studiert er ab 1874 an der Kunstakademie in Karlsruhe, ab 1875 an der Kunstakademie in Berlin, die er 1876 erfolgreich beendet. 1878, Klinger lebt in Berlin, nimmt er erfolgreich an der Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin teil. Er lebt schöpferisch tätig in Brüssel (1879), in Paris (1883), wo er im Louvre vor allem Goya (1746 bis 1828) studiert; er ist beeindruckt von den französischen Impressionisten. 1884 bis 1885, wieder in Berlin, schafft er großartige Malereien für die Villa Albers in Berlin. 1886 entsteht das Gipsmodell zu Beethoven; er beginnt am berühmten Gemälde Urteil des Paris zu arbeiten, das 1887 auch im Leipziger Kunstverein präsentiert wird. Ausstellungen seines grafischen Werkes folgen in Breslau, in Brüssel. 1888 übersiedelt der Künstler nach Rom und reist durch Italien. Max Klinger kehrt Ende 1890 nach Leipzig zurück – die Gemälde Die Blaue Stunde und Kreuzigung werden vollendet. Er unternimmt Reisen durch Deutschland, Italien, Griechenland, später durch England. 1894 werden in Leipzig Klingers Werke in einer ersten Einzelausstellung gezeigt. 1897 wird er zum Professor an der Akademie der grafischen Künste in Leipzig ernannt. Berühmte Werke entstehen, die vom Museum der bildenden Künste in Leipzig erworben werden. 1902 vollendet der Künstler seinen Beethoven. Weltweite Ausstellungen, Ehrungen und Reisen durch Europa folgen. Bedeutende Bekanntschaften unter anderem mit dem Maler Arnold Böcklin (1887), dem Bildhauer Auguste Rodin (1900), den Musikern Johannes Brahms (1894), Max Reger (1908) und Richard Strauß (1909) beeinflussen sein rastloses Schaffen, das durch einen Schlaganfall 1919 plötzlich zum Ende kommt. Max Klinger stirbt 1920 in Großjena.

6 Künstler und Ganymed Wein<br />

Abendstimmung – Blick über die Wei<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Unstrut zum Max-Klinger-Weinberg mit Radierhäuschen und Wohnhaus<br />

KÜNStlER UND WEIN<br />

MAX KLINGER – WERK UND WEINBERG<br />

Alles hat seine Zeit. Auch die <strong>de</strong>s Leipziger Bildhauers, Malers und Grafikers Max Klinger (1857 bis 1920). Zu seinen Lebzeiten berühmt, gefeiert,<br />

verehrt und eine <strong>de</strong>r fesselndsten und be<strong>de</strong>utendsten Künstlerpersönlichkeiten (Stella Wega Mathieu), ist er Mitte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

nahezu vergessen. Doch offensichtlich wer<strong>de</strong>n Werk und Wirken dieses vielseitigen Künstlers seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 20./ Anfang <strong>de</strong>s 21. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

nicht nur in seiner Vaterstadt Leipzig neu und wie<strong>de</strong>r ent<strong>de</strong>ckt. Nicht wenigen Weinliebhabern und Freun<strong>de</strong>n von reizvollen Weinlandschaften<br />

dürfte dieser Künstler durch <strong>de</strong>n Max-Klinger-Weinberg, malerisch gelegen in Großjena an <strong>de</strong>r Unstrut, mehr als ein Begriff sein.<br />

Max Klinger, <strong>de</strong>n Leipziger Künstler<br />

und Weinliebhaber mit Weinberg<br />

ent<strong>de</strong>cken, das ist das Anliegen einer<br />

kleinen Pilgerreise von Wein- und Kunstfreun<strong>de</strong>n,<br />

die im Museum <strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Künste in Leipzig beginnt, wo man das<br />

vielgestaltiges Schaffen Klingers konzentriert<br />

wie nirgends sonst wohl zu sehen<br />

bekommt: Zeichnungen, Radierungen,<br />

Grafiken, Ölgemäl<strong>de</strong>, Skulpturen. Das<br />

Max Klinger, WEINBERGE, Aquarell, Museum <strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Künste Leipzig<br />

Gemäl<strong>de</strong> Die Blaue Stun<strong>de</strong> (1890), wegen<br />

<strong>de</strong>r Intensität von Licht, Farbe und<br />

romantischer Stimmung, und das Landschafts-Aquarell<br />

Weinberge (1906), wegen<br />

<strong>de</strong>r stimmungsvollen Farbigkeit und<br />

<strong>de</strong>s Zaubers von Harmonie und Schönheit,<br />

<strong>de</strong>r von dieser Weinberglandschaft<br />

mit zwei Häuschen ausgeht, wer<strong>de</strong>n<br />

von <strong>de</strong>n Kunstfreun<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs lange<br />

betrachtet, bestaunt und erörtert. Tiefe<br />

und verborgene Wahrheiten unseres Daseins<br />

lassen sich vor allem (nur) im Bild,<br />

im bildhaften Gleichnis darstellen. Davon<br />

ist Max Klinger nicht nur überzeugt gewesen,<br />

son<strong>de</strong>rn es ist ein Schlüssel, um<br />

sein Werk zu verstehen, ein Werk, das<br />

ihn zum be<strong>de</strong>utendsten Vertreter <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>utschen Symbolismus erhebt, bemerkt<br />

unser kundiger Museumsbegleiter… Ja,<br />

und <strong>de</strong>r Künstler Klinger zeigt vor allem<br />

als Bildhauer eine einfühlsame Beziehung<br />

zur Musik und ihren Komponisten.<br />

Sein Beethoven (1902), die I<strong>de</strong>e dafür<br />

soll ihm beim Klavier spielen gekommen<br />

sein, steht im Neuen Gewandhaus<br />

zu Leipzig; die Büsten von Franz Liszt

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