7. Der starre Rotator
7. Der starre Rotator
7. Der starre Rotator
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<strong>7.</strong> <strong>Der</strong> <strong>starre</strong> <strong>Rotator</strong><br />
Rotation<br />
Wenn sich ein Objekt auf einer Kreisbahn mit konstanter Geschwindigkeit v<br />
bewegt, ändert es dauernd seine Richtung: beschleunigte Bewegung zum<br />
Kreismittelpunkt hin.<br />
2πr<br />
v =<br />
T<br />
T ≡ Zeit für Durchfliegen der Kreisbahn<br />
2<br />
v<br />
ac =<br />
r<br />
Zentripetalbeschleunigung<br />
Beschleunigung in Richtung Zentrum, damit Objekt auf Kreisbahn bleibt.<br />
Winkelgeschwindigkeit:<br />
ω = ∆ ϕ ∆ t<br />
damit:<br />
2π<br />
ω = und v = ω ⋅ r<br />
T<br />
Damit ist<br />
a<br />
c<br />
= ω<br />
2<br />
⋅ r<br />
Bsp. Die Umlauffrequenz ν von Elektronen in einem Zyklotron betrage 1 MHz.<br />
Wie gross ist ihre Winkelgeschwindigkeit?<br />
Umlauffrequenz ν = 1/T daraus die Umlaufzeit: 1 . 10 -6 s<br />
Winkelgeschwindigkeit<br />
2π<br />
ω = : 6.3 . 10 6 s -1<br />
T<br />
<strong>Der</strong> Radius des Zyklotrons betrage 2 m. Wie gross ist die Bahngeschwindigkeit<br />
der Elektronen?<br />
v = ω ⋅ r = 6.3 ⋅10<br />
6<br />
s<br />
−1<br />
⋅ 2m = 1.3 ⋅10<br />
7<br />
ms<br />
−1
Drehkraft (Drehmoment): M = × F ; M = r ⋅ F ⋅ sinϕ<br />
torque<br />
r r r<br />
Drehimpuls: L = × p ; L = r ⋅ p ⋅ sinθ angular momentum<br />
r r r<br />
Winkelgeschwindigkeit v = × ω ; v = r ⋅ ω ⋅ sinχ angular velocity<br />
Rotation<br />
Translation<br />
Winkel θ Strecke x<br />
Winkelgeschwindigkeit ω Geschwindigkeit v<br />
Drehmoment M Kraft F<br />
Drehimpuls L Impuls p<br />
Trägheitsmoment I Masse m<br />
Rotationsenergie E rot Translationsenergie E trans<br />
Trägheitmomente einfacher Körper<br />
Massenpunkt 2<br />
I = mr<br />
Unendlich dünnwandiger Hohlzylinder 2<br />
I = mr<br />
Vollzylinder 2<br />
I = 1 mr<br />
2<br />
Unendlich dünner Stab der Länge l 2<br />
I = 1 ml<br />
12<br />
Kugel (massiv) 2<br />
I = 2 mr<br />
5<br />
Unendlich dünne Kugelschale 2<br />
I = 2 mr<br />
3
Wir betrachten ein zweiatomiges Molekül A-B .<br />
r = r A + r B<br />
molekulare ″Bindungslänge″<br />
Es empfiehlt sich, den Koordinatenursprung des rotierenden Moleküls in seinen<br />
Schwerpunkt S zu legen, da dann das Trägheitsmoment von weniger Variablen<br />
abhängt.<br />
6 Koordinaten → 3 Koordinaten<br />
Die separierten 3 Koordinaten beschreiben die Translation des Moleküls als<br />
Bewegung seines Schwerpunktes.<br />
m r = m r r = r + r (Hebelgesetz)<br />
A<br />
A<br />
B<br />
B<br />
A<br />
B<br />
r<br />
A<br />
=<br />
m<br />
m<br />
B<br />
A<br />
⋅<br />
r<br />
B<br />
=<br />
m<br />
m<br />
B<br />
A<br />
⋅<br />
(r − r<br />
A<br />
)<br />
r<br />
A<br />
⎛ ⎜1<br />
+<br />
⎝<br />
m<br />
m<br />
B<br />
A<br />
⎞<br />
⎟ =<br />
⎠<br />
m<br />
m<br />
B<br />
A<br />
⋅ r<br />
r<br />
A<br />
=<br />
m<br />
A<br />
m<br />
B<br />
r<br />
⎛ m +<br />
⎜<br />
A m<br />
⎝ mA<br />
B<br />
⎟ ⎞<br />
⎠
B<br />
=<br />
m<br />
A<br />
m<br />
+<br />
A<br />
m<br />
B<br />
⋅ r<br />
Trägheitsmoment bezüglich einer Achse durch den Schwerpunkt<br />
( ⊥ Molekülachse):<br />
I<br />
=<br />
m<br />
A<br />
2<br />
A<br />
r<br />
+<br />
m<br />
B<br />
2<br />
B<br />
r<br />
⎛<br />
= ⎜m<br />
⎝<br />
A<br />
m<br />
M<br />
2<br />
B<br />
2<br />
+<br />
m<br />
B<br />
m<br />
M<br />
2<br />
A<br />
2<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
r<br />
2<br />
( m + m ) 2 m m 2<br />
mA<br />
mB<br />
A B<br />
I =<br />
r =<br />
2<br />
M<br />
A<br />
M<br />
B<br />
r<br />
mit<br />
mA mB<br />
als reduzierter Masse µ .<br />
M<br />
Klassisch ist die Rotationsenergie E = ½ ⋅ I ω 2 . Mit I = µ ⋅ r 2 und r = konstant<br />
(<strong>starre</strong>r <strong>Rotator</strong>) ist das Trägheitsmoment nur von dem Parameter r und die<br />
Schrödingergleichung nur noch von 2 Koordinaten abhängig. Wenn man Polarkoordinaten<br />
wählt, gilt für die Schrödingergleichung des <strong>starre</strong>n <strong>Rotator</strong>s:<br />
Ĥ (r,ϑ,ϕ) Ψ(r,ϑ,ϕ) = E Ψ(r,ϑ,ϕ) → Ĥ (ϑ,ϕ) Ψ(ϑ,ϕ) = E Ψ(ϑ,ϕ) .<br />
Quantenmechanische Rotationsenergie<br />
r<br />
Klassisch ist die Rotationsenergie E = ½ I · ω 2 r<br />
und der Drehimpuls J = I ⋅ ω<br />
(vgl. analog dazu E = ½ mv 2 und p = m · v für die Translationsbewegung),<br />
Translation m v p<br />
↓ ↓ ↓ ↓<br />
Rotation I ω J
also:<br />
E<br />
=<br />
2<br />
J<br />
2 I<br />
für einen Freiheitsgrad der Rotation (z. B. Rotation um die z-Achse).<br />
2<br />
Quantenmechanisch sind die Eigenwerte des Drehimpulsquadrates: h J ( J + 1)<br />
mit J = 0, 1, 2... . Die Rotationsenergie ist:<br />
E<br />
2<br />
= h<br />
2I<br />
J<br />
( J + 1) J = 0, 1,2, 3...<br />
mit<br />
2<br />
h<br />
2I<br />
als Rotationskonstante B (in Joule) und J als Rotationsquantenzahl.<br />
reines Rotationsspektrum
Auswahlregeln für den optischen Übergang:<br />
→<br />
das Molekül muß einen permanenten elektrischen Dipol haben.<br />
→ ∆J = ± 1 Daraus folgt für die Wellenzahl des Übergangs J + 1 ← J :<br />
~<br />
ν<br />
= B<br />
= 2B<br />
( J + 1) ( J + 2) − BJ( J + 1)<br />
( J + 1) J = 0,1,2, 3...<br />
mit B = h / 8 π 2 c I (m -1 ) = h / 8 π 2 c I ⋅ 10 -2 (cm -1 ) als Rotationskonstanten in<br />
Wellenzahlen.<br />
Das Spektrum besteht also aus einer Serie äquidistanter Linien mit Wellenzahlen<br />
2B, 4B, 6B... (alle mit Abstand 2B !).<br />
Mißt man den Abstand 2B , so kann daraus das Trägheitsmoment I und die<br />
Gleichgewichtsbindungslänge r bestimmt werden.<br />
Beispiel: CO -Molekül<br />
1,1282 Å<br />
64748<br />
12 16<br />
C —<br />
O<br />
µ<br />
=<br />
( ,000) ⋅ ( 15,995)<br />
12 −27 − 26<br />
⋅ 1,6726 ⋅ 10 kg = 1,14 ⋅ 10 kg<br />
12,000 + 15,995<br />
Ι<br />
=<br />
− 26<br />
−10<br />
2<br />
− 46 2<br />
( 1,14 ⋅ 10 ) ( 1,1282 ⋅ 10 ) = 1,45 ⋅ 10 kg m<br />
E<br />
J<br />
h<br />
= J<br />
2<br />
8π<br />
Ι c<br />
−1<br />
( J + 1) [ m ]<br />
= 1.93 J ( J+1) [cm -1 ]<br />
mit E = h ν = h c / λ = h c ν ~ zur Umrechnung der Energie von SI-Einheiten in<br />
cm -1 .
J J(J+1) E J [cm -1 ] ∆E J [cm -1 ]<br />
0 0 0 0<br />
1 2 3,86 ↓ 3,8 =ˆ 2 B<br />
2 6 11,58 ↓ 7,72 =ˆ 4 B<br />
3 12 23,16 ↓ 11,58 =ˆ 6 B<br />
4<br />
.<br />
20<br />
.<br />
38,60<br />
.<br />
↓ 15,44 =ˆ 8 B<br />
.<br />
Bequeme Ausdrücke für B sind<br />
16,8576314<br />
B =<br />
o<br />
2<br />
I(amu A<br />
)<br />
cm<br />
−1<br />
und<br />
505379,07<br />
B = MHz .<br />
I(amu A<br />
Rotationsspektroskopie ist also Spektroskopie im MHz- oder GHz- Frequenzbereich:<br />
Mikrowellenspektroskopie.<br />
o<br />
2<br />
)<br />
Die Intensität der Linien hängt u.a. davon ab, wieviele Moleküle in dem jeweiligen<br />
Rotationszustand J sind (Maxwell-Boltzmannbesetzung bei Temperatur T<br />
).<br />
Die einzelnen Zustände J haben (2 J + 1) - verschiedene Eigenfunktionen mit<br />
derselben Energie E = B J (J + 1) im Fall 2-atomiger Moleküle. Diese entarteten<br />
Eigenfunktionen werden durch die Quantenzahl m = J, J - 1... - J unterschieden,<br />
vgl. die analoge Entartung bei der Rotation eines Elektrons.<br />
Die Entartung wird bei Anlegen eines äußeren (elektrischen oder magnetischen)<br />
Feldes aufgehoben, das heißt jedes J-Niveau spaltet in 2 J + 1 - Niveaus mit<br />
unterschiedlicher Energie auf.
Wegen dieser Aufspaltung im Magnetfeld nennt man m auch die ″magnetische<br />
Quantenzahl″.<br />
Zusammenfassung:<br />
• Die Schrödingergleichung für den <strong>starre</strong>n <strong>Rotator</strong> beschreibt die Rotation<br />
von zweiatomigen Molekülen.<br />
• Die Rotationsenergie hängt vom Trägheitsmoment und der Rotationsquantenzahl<br />
ab.<br />
• Aus dem Trägheitsmoment lässt sich die Gleichgewichtsbindungslänge bestimmen.<br />
• Das Quadrat der Wellenfunktion gibt die Aufenthaltwahrscheinlichkeit des<br />
rotierenden Teilchens im Raum an.<br />
• In einem magnetischen Feld hängt die Rotationsenergie auch von der Lage<br />
der Rotationsachse zur Magnetfeldachse ab.