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äußert die PDS, auf B<strong>und</strong>esebene keine Koalition mit wem auch immer eingehen<br />

zu wollen. Umgekehrt erklären die anderen Fraktionen bzw. Parteien im B<strong>und</strong>estag<br />

zumindest bislang, unter keinen Umständen mit der PDS zu koalieren oder<br />

sich von ihr „dulden“ zu lassen. So erschwert die starke Präsenz der PDS im<br />

B<strong>und</strong>estag die Mehrheitsbildung nach altem Muster. Die PDS agiert insofern –<br />

zumindest indirekt – in einer Schlüsselposition, <strong>als</strong> Zünglein an der Waage.<br />

Umgekehrt könnte die SPD (erneut) eine Koalition mit der PDS <strong>als</strong> Vollendung<br />

der inneren Einheit <strong>und</strong>/oder europäische Normalisierung präsentieren. Im Unterschied<br />

zur Union rangiert die SPD im Zentrum der Parteienlandschaft: Die<br />

Sozialdemokraten verfügen durch ihre politische Flexibilität (wenigstens auf<br />

Länderebene) über mehr Koalitionsoptionen <strong>als</strong> jede andere Partei <strong>und</strong> insofern<br />

in der Großen Koalition auch über mehr Druckmittel. Die SPD ist in der Fünf-<br />

Parteien-Landschaft mit (allen) vier Parteien koalitionsfähig (CDU/CSU, FDP,<br />

GRÜNE <strong>und</strong> PDS), die Union nur mit zwei (SPD <strong>und</strong> FDP). Ein enormer Vorteil<br />

der SPD gegenüber der Union in Zeiten schrumpfender Volksparteien – auch<br />

wenn die SPD derzeit stärker schrumpft <strong>als</strong> CDU/CSU.<br />

Die Schwächung der Großparteien <strong>und</strong> Stärkung der kleinen Formationen diversifizieren<br />

die Parteienlandschaft; die parteipolitischen Kräfteverhältnisse werden<br />

unübersichtlicher <strong>und</strong> unberechenbarer. Damit wächst der postelektorale Einfluß<br />

jener Parteien, die nach der Wahl an der Regierungsbildung mitwirken – <strong>und</strong><br />

schrumpft der Einfluß der Wähler bei der Wahl. Die Wähler können weniger <strong>als</strong><br />

früher an der Wahlurne einer bestimmten Konstellation den Weg ebnen; sie<br />

können nun vor Wahlen schlechter abschätzen, was die Gewählten mit ihren<br />

Stimmen nach der Wahl wohl anstellen werden.<br />

Abgesehen vom Sonderfall „Große Koalition“, praktizierten die Parteien in der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik ja jahrzehntelang im Wechsel zwei stabile Koalitionsmodelle,<br />

die schwarz-gelbe oder sozial-liberale Konstellation. Hinzugekommen sind inzwischen<br />

weitere Koalitionspraktiken, etwa die „Ampel“ oder Verbindungen von<br />

SPD, PDS (<strong>und</strong> GRÜNEN). Mehr noch: Da einzelne Parteien die Distanz zueinander<br />

verringern (wollen), könnte die Unübersichtlichkeit <strong>und</strong> Komplexität der<br />

Parteienlandschaft dann weiter wachsen, wenn es etwa zu Schwarz-Grün oder<br />

gar einer „Jamaika-Koalition“ käme. Weil aber heterogene Dreierbündnisse wie<br />

die „Ampel“ bereits auf Landesebene notorisch geringe Effizienz <strong>und</strong> Stabilität<br />

bewiesen, steigt die Wahrscheinlichkeit Großer Koalitionen. Sie könnten damit<br />

von Sonder- zu Regelfällen mutieren, was kleine Parteien zusätzlich stärken<br />

könnte – ein Teufelskreis.<br />

Von der aktuellen Großkoalition unter Kanzlerin Merkel könnte die FDP besonders<br />

profitieren. Jahrzehnte agierte die liberale (Dauerregierungs-)Partei faktisch<br />

<strong>als</strong> die Kanzler-Macherin in der B<strong>und</strong>esrepublik, die rechnerisch (<strong>und</strong> programmatisch)<br />

mit beiden Volksparteien koalieren konnte <strong>und</strong> damit realiter bestimmte,<br />

wer ins Kanzleramt einzog. Nach der jüngsten B<strong>und</strong>estagswahl widerstand<br />

die FDP rotgrünen Annäherungsversuchen (Westerwelle monierte gar politisches<br />

Stalking). Jetzt nutzt die FDP offenbar die Chance, in der Opposition ihr Umfaller-Image<br />

abzulegen, das sie vor allem bei eher unpolitischen Bürgern „genießt“.<br />

Sie könnte nun, inzwischen sogar drei Mal hinter einander in der Opposition<br />

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