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in Merkels Mannschaft einzubinden; damit verengte die Union ihre Programmatik;<br />

damit fehlten im Wahlkampf in der ersten Reihe zwei Sympathieträger, die<br />

es verstehen, im Medienzeitalter programmatische Prioritäten zu personalisieren.<br />

Gerade auch die Mehrwertsteuerpläne der Union ließen sowohl soziale <strong>als</strong> auch<br />

wirtschaftliche Sensibilität vermissen.<br />

Überdurchschnittlich verlor die Union sowohl bei Mittelständlern <strong>als</strong> auch bei<br />

„kleinen Leuten“ – es bleibt eine Binsenweisheit: Ohne starke Unterstützung<br />

„kleiner Leute“ kann keine Volkspartei wirklich erfolgreich sein. Allerdings<br />

„schockierte“ das Wahlergebnis die Union stärker <strong>als</strong> die SPD. Denn die Sozialdemokraten<br />

mußten zuletzt bereits auf Landesebene serienmäßige Niederlagen<br />

hinnehmen. Gerhard Schröder gerierte sich am Wahlabend gar <strong>als</strong> Wahlsieger<br />

unter dem Motto „Es hätte schlimmer kommen können“: Professionelle Beobachter<br />

diagnostizierten deshalb lustvolle Realitätsferne bei Schröder.<br />

Im Unterschied zu CDU/CSU <strong>und</strong> SPD gehört die Linkspartei/PDS, wie sie<br />

heute heißt, mit der FDP zwar nicht zu den Siegern, aber den Gewinnern: Die<br />

Wahl zum Deutschen B<strong>und</strong>estag 2005 bedeutete einen großen Triumph für die<br />

Partei. Nie war sie im b<strong>und</strong>esdeutschen Parlament stärker vertreten <strong>als</strong> jetzt.<br />

Keine andere relevante Partei erzielte am 18. September 2005 einen ähnlichen<br />

Erfolg. Erstm<strong>als</strong> mit je einem west- <strong>und</strong> ostdeutschen Spitzenkandidaten (dem<br />

rotbraunen Oskar Lafontaine <strong>und</strong> Gregor Gysi) angetreten, meisterte die PDS<br />

nun b<strong>und</strong>esweit die 5%-Hürde – anders <strong>als</strong> bei der B<strong>und</strong>estagswahl 2002. Sie<br />

gewann im Vergleich zu 2002 über 2,2 Millionen Stimmen, fast 1,5 Millionen<br />

davon im Westen; gesamtdeutsch errang sie summa summarum gut 4 Millionen<br />

Zweitstimmen.<br />

Gegenüber der letzten B<strong>und</strong>estagswahl 2002 konnte die PDS ihren Zweitstimmenanteil<br />

mehr <strong>als</strong> verdoppeln (8,7 % statt 4,0 %). Wie keine andere Partei erhöhte<br />

sie ihren Mandatsanteil – nun insgesamt 54 Mandatsträger, darunter drei<br />

direkt gewählte Abgeordnete. Mit ihrem Zweitstimmenresultat übertraf die PDS<br />

im Ranking der Parteien auf B<strong>und</strong>esebene sowohl die CSU (2002: Platz 3 unter<br />

allen Parteien; heute Platz sechs) <strong>als</strong> auch die Grünen (2002: Platz 4, heute Platz<br />

5). Die PDS operiert nun gesamtdeutsch – hinter SPD, CDU <strong>und</strong> FDP – <strong>als</strong> viertstärkste<br />

Partei. Allerdings verfehlte sie damit ihr Wahlziel, zur dritten Kraft<br />

aufzusteigen <strong>und</strong> die FDP zu übertreffen.<br />

Immerhin ein Viertel der Ostdeutschen stimmte für die Linkspartei/PDS mit<br />

ihren medienwirksamen Spitzenkandidaten – Gysi ist allein bei „Christiansen“<br />

bislang 19 Mal aufgetreten; eine Medienkarriere zum Nutzen wahrscheinlich<br />

sowohl der PDS <strong>als</strong> auch des Fernsehens. Im Osten Deutschlands liegt die PDS<br />

fast gleichauf mit der CDU <strong>und</strong> nur knapp hinter der SPD. Viele ehemalige<br />

Wähler von SPD <strong>und</strong> Grünen haben mit ihren Stimmen für die PDS, Gysi <strong>und</strong><br />

Lafontaine geholfen, eine linke Regierung zu verhindern. Weil die PDS locker<br />

über 5% kam, erhöhte sich aber auch die Latte für die absolute Mehrheit, an der<br />

CDU/CSU <strong>und</strong> FDP scheiterten.<br />

Auf B<strong>und</strong>esebene gibt es in Deutschland nun eine linke, inhaltlich mehr oder<br />

minder kohärente Mehrheit, bislang allerdings nur rechnerisch. Denn bis dato<br />

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