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torität der katholischen Kirche über den Bibeltext anerkennen will, sondern nur<br />

die Lehrautorität der „Evangelischen Kirche in Deutschland“.<br />

Es gibt keine lupenreine, sozusagen objektive Übersetzung der Bibel in direktem<br />

Zugriff auf den Urtext. Man kann nicht die Bibel so übersetzen, <strong>als</strong> hätte es die<br />

Vulgata <strong>und</strong> den Luthertext nie gegeben oder <strong>als</strong> würde es die Kirche nicht geben.<br />

Im Kern geht es doch darum, daß eine neue deutsche Übersetzung nach<br />

heutigem Wissenschaftsniveau den Urtext zur Gr<strong>und</strong>lage macht, aber selbstverständlich<br />

bereits vorliegende Übersetzungen zu Hilfe nimmt. Wieso soll <strong>als</strong>o die<br />

katholische Kirche nicht die Vulgata <strong>als</strong> Referenzpunkt ihrer theologischen <strong>und</strong><br />

spirituellen Tradition zu Rate ziehen? Hieronymus hat immerhin anhand des<br />

hebräischen <strong>und</strong> griechischen Urtextes des Alten <strong>und</strong> Neuen Testaments seine<br />

Übersetzung angefertigt. Dabei hat er für das Alte Testament auch alle verfügbaren<br />

griechischen Übersetzungen berücksichtigt (Hexapla). Er beherrschte Hebräisch<br />

<strong>und</strong> Griechisch. Die Vulgata steht <strong>als</strong>o auf festem wissenschaftlichem Boden.<br />

Nun haben unsere evangelischen Fre<strong>und</strong>e kalte Füße bekommen. Dramatisch ist<br />

ihr Rückzug nicht, enttäuschend ist er schon. Hätte man einfach gesagt, die Einheitsübersetzung<br />

sei zu schlecht, um sie benutzen zu können, hätte das jeder<br />

akzeptiert. Es wäre aber auch ein Gr<strong>und</strong> mehr gewesen, bei der geplanten Revision<br />

mitzumachen. So sieht die Absage nach Kneifen aus. Es ist in der Geschichte<br />

ökumenischer Zusammenarbeit m. W. das erste Mal, daß eine Kommission<br />

von einer der beiden Seiten aufgekündigt wurde.<br />

Man versteht nicht warum. 1978 war es der EKD guten Gewissens möglich, an<br />

der Einheitsübersetzung mitzuarbeiten <strong>und</strong> sie gutzuheißen, ohne sie zu ihrem<br />

offiziellen Bibeltext zu machen, was auch niemand verlangt hatte. Was hat sich<br />

denn geändert, daß dies nun nicht mehr möglich sein sollte? Dam<strong>als</strong> hat die<br />

deutsche, schweizerische <strong>und</strong> österreichische Bischofskonferenz den Text approbiert.<br />

Reagiert die EKD jetzt so allergisch, weil für die revidierte Fassung der<br />

Papst die approbierende Instanz sein wird (Nr. 80)? Überrascht es unsere evangelischen<br />

Fre<strong>und</strong>e, daß wir einen Papst <strong>als</strong> oberstes Lehramt haben? Könnte das<br />

nicht auch Vorteile haben? War es nicht gerade der Papst, der sich seinerzeit für<br />

die Rechtfertigungserklärung eingesetzt hat, <strong>als</strong> die Positionen festgefahren waren?<br />

Traut man ihm nach der Begegnung in Köln keinen ökumenischen Willen<br />

zu? Wenn aber in Zukunft der Papst substantielle Änderungen am Text verlangen<br />

sollte, dann sicher nur in Einzelfällen. Schon in der vorliegenden Einheitsübersetzung<br />

wurden Problemfälle in den Fußnoten angezeigt.<br />

Enttäuschend ist die jetzt eingetretene Situation auch deshalb, weil es gerade die<br />

Leistung einer Revision der Einheitsübersetzung hätte sein können, Sprachformen<br />

zu finden, die sowohl dem katholischen wie dem evangelischen Anliegen<br />

gerecht würden. Die Einheitsübersetzung selbst war bereits ein Schritt auf diesem<br />

Weg. Es hat in letzter Zeit eine Reihe neuer Konsenserklärungen zwischen<br />

der katholischen Kirche <strong>und</strong> der EKD <strong>und</strong> dem VELKD gegeben. Was hätte<br />

näher gelegen, auf dem Hintergr<strong>und</strong> solcher Annäherungsbewegungen, die ja<br />

immer auch auf der Relecture der Heiligen Schrift beruht haben, nun eine theologisch<br />

<strong>und</strong> sachlich gereifte Fassung der Einheitsübersetzung vorzulegen?<br />

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