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zumal er in sich Raum für zentrale christliche Elemente freihielt, gleichzeitig<br />

Heroismus ausstrahlte <strong>und</strong> eine Vitalität verbreitete, die ersehnte politische <strong>und</strong><br />

gesellschaftliche Veränderungen in Aussicht stellte.<br />

Charles Péguy<br />

Lange vor dieser polnischen Befreiungsgeschichte hatte schon ein anderer Christ<br />

die Solidarität auf den Schild gehoben, der Franzose Charles Péguy (†1914).<br />

Auch er muß Beachtung finden, wenn jemand ausloten will, was in diesem Begriff<br />

mitschwingt <strong>und</strong> noch heute gehört wird. Péguy rang um den Weg, der das<br />

Evangelium den Armen seiner Zeit näherbringen könnte; der es vermöchte, daß<br />

auch nicht ein einziger Mensch der ewigen Verdammnis anheimfiele.<br />

Ein f<strong>und</strong>amentaler Wegweiser war ihm zu diesem Ziel das <strong>hier</strong> umkreiste Wort –<br />

freilich <strong>als</strong> Kampfbegriff. Péguy rannte an gegen bourgeoise Frömmigkeit, die<br />

die eigenen Gefühle pflegt <strong>und</strong> nicht an solche Zeitgenossen denkt, die darben<br />

oder sich auf dem Weg zu Gott verirren. Gegen solche selbstzufriedenen Christen<br />

führte er die Solidarität ins Feld. Solidarität ist für Péguy nicht billiger zu<br />

haben <strong>als</strong> die charité, die im Kreuz Christi wurzelt. Er sammelte Gleichgesinnte<br />

um sich <strong>und</strong> warf den Frommen vor, sie möchten sich mit ein paar Werken der<br />

Nächstenliebe loskaufen. Er sprach von der Häresie des Modernismus, aber vom<br />

„Modernismus des Herzens“. Das Christentum sei nicht mehr die Religion des<br />

einfachen Volkes, sondern eine armselige Art von besserer Religion für angeblich<br />

bessere Leute. Es würde aber die Arbeitsstätten nicht für den Glauben zurückerobern,<br />

wenn es nicht die Kosten einer wirtschaftlichen, sozialen, industriellen<br />

Revolution tragen wolle, kurz die Kosten einer irdischen Revolution um<br />

des ewigen Heiles willen.<br />

Mit den Sozialisten ging Péguy allerdings nicht weniger hart ins Gericht <strong>als</strong> mit<br />

den Gewohnheitschristen. Er stieß die Parteipolitiker vor den Kopf; er entlarvte<br />

ihre Machtversessenheit, die die Menschen opfert <strong>und</strong> zu Instrumenten degradiert;<br />

er nannte deren Antichristentum eine substanzlose Gegenkirche; der A-<br />

theismus sei nichts weiter <strong>als</strong> eine neue Methodologie, das Freidenkertum ein<br />

neuer Klerikalismus.<br />

Péguys Solidarität polemisierte <strong>als</strong>o gegen die egoistisch-privaten Sonderinteressen<br />

der christlichen charité. Er suchte den Weg, der allen das Heil zuteil werden<br />

läßt. Schon <strong>als</strong> Kind erzählte ihm seine Großmutter Geschichten, in denen der<br />

Teufel Seelen in die Hölle ziehen wollte, diese ihm aber im letzten Augenblick<br />

von einem Engel oder dem Herrn Pfarrer entrissen wurden. So forderte er <strong>als</strong><br />

erwachsener Revolutionär: „Man soll seine Seele nicht retten, wie man einen<br />

Schatz rettet. Man soll sie <strong>als</strong>o retten, wie man einen Schatz verliert. Indem man<br />

sie ausgibt. Wir müssen uns zusammen retten. Wir müssen zusammen beim<br />

lieben Gott ankommen. Was würde er sagen, wenn wir ohne die anderen bei ihm<br />

ankämen, zu ihm heimkämen?“ Es wäre schlimm, wenn einer Gott gegen seinen<br />

Nächsten lieben würde; wenn er sein Heil gegen seinen Nächsten verfolgen würde.<br />

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