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neue Besinnung auf die Lutherbibel, zumal Luther nicht neutral übersetzt, sondern<br />
in den Bibeltext sein reformatorisches Bekenntnis hineingelegt hat. Das gibt<br />
umgekehrt der katholischen Seite die Möglichkeit, der eigenen Tradition wieder<br />
stärker Gehör zu verschaffen. Insofern ist die neu ausgerufene „Ökumene der<br />
Profile“ (Huber) für beide Seiten hilfreich. Um ein positives Beispiel zu geben:<br />
Der großartige Weltjugendtag in Köln, scheinbar ganz auf den Papst fokussiert,<br />
nutzt auch den evangelischen Gemeinden, weil Glaube <strong>und</strong> Kirche wieder Gesprächsthema<br />
sind.<br />
Zur neuen Ehrlichkeit gehört auch, darauf hinzuweisen, daß die „Einheitsübersetzung“<br />
des Alten <strong>und</strong> Neuen Testaments nicht deshalb „Einheitsübersetzung“<br />
hieß, weil sie ein evangelisch-katholisches Projekt gewesen wäre. Vielmehr<br />
handelte es sich um ein katholisches Unternehmen unter evangelischer Mitarbeit.<br />
Man wollte einen einheitlichen Bibeltext für Gottesdienst <strong>und</strong> Schule in allen<br />
deutschsprachigen Diözesen herstellen. Hinter der Beteiligung evangelischer<br />
Exegeten stand die Absicht seitens der katholischen Kirche, mit einem neuen<br />
Bibeltext nicht auf Jahrzehnte Fakten zu schaffen, ohne die evangelischen<br />
Fre<strong>und</strong>e aktiv daran beteiligt zu haben. Natürlich war damit die Hoffnung verb<strong>und</strong>en,<br />
daß diese Übersetzung nun auch vor Ort ökumenische Früchte trüge.<br />
Die Einheitsübersetzung wurde 1978 von den katholischen Bischöfen Deutschlands,<br />
Österreichs <strong>und</strong> der Schweiz approbiert, dann auch von der EKD gutgeheißen.<br />
Allerdings war die Einheitsübersetzung ein bloß empfohlener, keineswegs<br />
ein offizieller Bibeltext der EKD.<br />
Zur neuen Ehrlichkeit gehört auch die Einsicht, daß sich die Einheitsübersetzung<br />
aufs Ganze gesehen <strong>als</strong> ungenügend erwiesen hat. Sie enthält zu viele Fehler.<br />
Wollte man sie alle auflisten, würde das für unsere deutsche Exegetenzunft zie m-<br />
lich peinlich. Also sind seit geraumer Zeit wieder katholische <strong>und</strong> evangelische<br />
Exegeten mit einer Revision beschäftigt. Auch jetzt geht es um keine akademische<br />
Übung, um auf dem großen Bibelmarkt etwas Neues präsentieren zu können,<br />
sondern es geht um eine offizielle Übersetzung der katholischen Kirche für<br />
ihren Gottesdienst <strong>und</strong> Schulunterricht, die <strong>als</strong>o kirchlich approbiert werden<br />
muß. Nach den bisherigen Erfahrungen war klar, daß auch die revidierte Einheitsübersetzung<br />
keinen Eingang in den evangelischen oder ökumenischen Go t-<br />
tesdienst finden würde. Intendiert war <strong>als</strong>o wiederum nur die Beteiligung evangelischer<br />
Gelehrter <strong>als</strong> Ausdruck ökumenischer Fre<strong>und</strong>schaft.<br />
Zum Anlaß für den jüngsten evangelischen Rückzieher wurde die bereits seit<br />
vier Jahren bekannte römische Instruktion „Liturgiam authenticam“ (2001). Sie<br />
befaßt sich ausdrücklich mit Bibelübersetzungen für den katholischen Gottesdienst<br />
(Nr. 34-45). Das betraf unmittelbar auch die Einheitsübersetzung. Frau<br />
Schmoll meint aus den Bestimmungen der Instruktion folgern zu müssen: „die<br />
kirchliche Tradition <strong>und</strong> Deutung wird dem eigentlichen hebräischen <strong>und</strong> griechischen<br />
Urtext übergeordnet“. Vermutlich hat Frau Schmoll die Instruktion<br />
nicht gelesen. Dort steht nämlich gleich in Nr. 34 ausdrücklich, daß jede Übersetzung<br />
der Heiligen Schrift die Prinzipien einer „ges<strong>und</strong>en Exegese“ zugr<strong>und</strong>e<br />
legen muß (servatis principiis sanae exegesis atque exquisitae rationis litteratorum).<br />
Wie schon für die alte Einheitsübersetzung gilt selbstverständlich auch für<br />
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