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darnosc zusammen. Sie forderten von den kommunistischen Machthabern die<br />
Beachtung der Menschenwürde <strong>und</strong> gaben ihrer Sehnsucht nach Freiheit Ausdruck.<br />
Sie vollzogen gleichzeitig Brückenschläge der Arbeiterschaft zur Kirche:<br />
das Bild der Gottesmutter von Tschenstochau ging <strong>als</strong> Emblem des Protests um<br />
die ganze Welt; Gedenkkreuze wurden aufgestellt; täglich feierten die Streikenden<br />
die Hl. Messe.<br />
Papst Johannes Paul II. ermutigte von Rom aus die Arbeiter <strong>und</strong> forderte am<br />
20.8. den polnischen Episkopat zur Identifikation mit ihnen auf. Die polnische<br />
Intelligentzia schloß sich den Aufständischen an, <strong>und</strong> es kam zur klassenübergreifenden<br />
Solidarität. Der Papst reagierte bei der Mittwochsaudienz am 27.8.<br />
nochm<strong>als</strong>; er ermunterte zum zweiten Mal die polnischen Bischöfe <strong>und</strong> forderte,<br />
die Probleme der Streikenden in Frieden <strong>und</strong> Gerechtigkeit zu lösen. Unterhändler<br />
der Regierung akzeptierten schriftlich ein Abkommen. Solidarnosc war geboren.<br />
So entstand eine neue politische Kraft in Polen, die nicht zuletzt aus christlichem<br />
Geist hervorging.<br />
Es wäre nun zu berichten von der Verhängung des Kriegsrechts über Polen durch<br />
Moskauer Satrapen am 12./13.12.1981 <strong>und</strong> die Inhaftierung Tausender Anhänger<br />
von Solidarnosc; von der Reise des Papstes im Juni 1982 <strong>und</strong> sein unmißverständliches<br />
Eintreten für die Gewerkschaft – etwa seinen Aufruf, die größere<br />
Freiheit zu wählen <strong>und</strong> daß Nächstenliebe „gr<strong>und</strong>legende Solidarität zwischen<br />
den Menschen“ meine, ein F<strong>und</strong>ament der Gesellschaft <strong>und</strong> ein Prinzip ihrer<br />
„moralischen <strong>und</strong> sozialen Erneuerung“; von der Begegnung des Papstes mit<br />
Staatspräsident Jaruzelski in Krakau, bei der er das Recht von Solidarnosc auf<br />
Unabhängigkeit vom Staat forderte <strong>und</strong> sich gegen alle staatlichen Einwände mit<br />
dessen Gründer, Lech Walesa, traf; von der Ermordung des Priesters Popieluszko,<br />
dessen Grab sofort zu einem Wallfahrtsort der Gewerkschaft wurde sowie<br />
schließlich von der erneuten Verfolgung mancher Gewerkschaftsführer durch<br />
den kommunistischen Staat. Statt dessen soll Papst Johannes Paul II. selbst zu<br />
Wort kommen. Er machte im Juni 1987 seinen 3. Pastoralbesuch in Polen <strong>und</strong><br />
konnte diesmal an der Ostseeküste, in der Heimat der Gewerkschaft, zu den<br />
Menschen sprechen. In Gedingen sagte er: „Ja, das Meer spricht zum Menschen<br />
von der Notwendigkeit, einander zu suchen, (…) von der Notwendigkeit der<br />
Solidarität, der zwischenmenschlichen <strong>und</strong> der internationalen Solidarität. Wie<br />
bedeutsam ist doch die Tatsache, daß gerade das Wort Solidarnosc <strong>hier</strong>, am<br />
polnischen Meer, ausgesprochen wurde (…).<br />
Ich sagte: Solidarität muß vor Kampf kommen. Ich ergänze: Solidarität setzt<br />
auch Kampf frei. Aber dies ist nie ein Kampf gegen den anderen. Ein Kampf, der<br />
den Menschen <strong>als</strong> Feind <strong>und</strong> Gegner behandelt – <strong>und</strong> zu dessen Vernichtung<br />
strebt. Dies ist ein Kampf um den Menschen, um seine Rechte, um seinen wahren<br />
Fortschritt: ein Kampf für eine reifere Form des menschlichen Lebens. Denn<br />
dann wird dieses menschliche Leben auf Erden ,menschlicher‘, wenn man sich<br />
leiten läßt von Wahrheit, Freiheit, Gerechtigkeit <strong>und</strong> Liebe.“<br />
Fraglos – so kann man all diese Ereignisse <strong>und</strong> die engagierten Beiträge des<br />
Papstes nur kommentieren – wurde der Begriff „Solidarität“ durch Polens jüngste<br />
Geschichte nicht nur salonfähig in der Kirche; er bekam eine attraktive Farbe,<br />
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